Italienisch
ita
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Narr Verlag Tübingen
10.24053/Ital-2021-0021
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2021
4386
Fesenmeier Föcking Krefeld OttEinleitung
121
2021
Ludwig Fesenmeier
Christian Rivoletti
ita43860018
«Lorbeer-Blumen». Deutsch-italienische Dialoge zu Literatur- und Sprachwissenschaft: Einleitung 1 Der Titel des Schwerpunkts, Intrecci di fiori e di allori / Lorbeer-Blumen, knüpft - wie könnte es auch anders sein? - an Johann Friedrich Overbecks berühmt gewordene Darstellung an: Bekanntlich wurde das zunächst als Freundschaftsbild konzipierte Werk schließlich zu Italia und Germania, «ein[em] Paar ehrbarer Frauen», deren eine einen Lorbeer-, die andere einen Blütenkranz (aus Myrtenzweigen) trägt. Anlässlich der Übersendung des Gemäldes an den Auftraggeber Friedrich Wenner Ende Januar 1829 begründet der Künstler den Namen zunächst zwar mit seinem «besondere[n] Standpunkt [. . .] als Deutscher in Italien» bzw. ist, «wenn es allgemeiner ausgesprochen werden soll, die Sehnsucht gemeint, die den Norden beständig zum Süden hinzieht, nach seiner Kunst, seiner Natur, seiner Poesie», doch ihm selbst bleibt das Bild, wie er zwei Jahre später, im Februar 1831, sagen wird, «eine befreundende Ausgleichung alles Guten, Wahren und Schönen was es in deutscher und italiänischer Kunst, Sinnesart und höherer Lebensansicht lebt». 2 Regelmäßig werden den Beziehungen zwischen Deutschland und Italien Publikationen gewidmet, sei es mit Blick auf die Overbeckschen Gegenstände, sei es mit Blick auf die (politische) «Geschichte einer schwierigen Beziehung», aber auch mit spezifischerem Blick auf die akademisch-wissenschaftlichen Beziehungen. 3 Innerhalb letzterer ist auch der hier gewählte Schwerpunkt verortet, der DOI 10.24053/ Ital-2021-0021 1 Ergänzte deutsche Fassung der «Introduzione» in Italienisch 85 (2021), S. 21 - 23. 2 Zu Italia und Germania im Besonderen vgl. etwa Kulturstiftung der Länder/ Staatliche Graphische Sammlung München (Hrsg.): Johann Friedrich Overbeck. Italia und Germania, München 2002; zu Overbecks Schaffen insgesamt Michael Thimann: Friedrich Overbeck und die Bildkonzepte des 19. Jahrhunderts, Regensburg: Schnell Steiner (Studien zur christlichen Kunst 8) 2014, dem auch die Zitate entnommen sind (vgl. S. 175 der Brief von 1829 bzw. S. 176 derjenige von 1831). 3 Vgl. u. a. Dialogo tra Italia e Germania. Arte, Letteratura, Musica, hrsg. v. Marinella Pigozzi, Bologna: Bononia University Press 2017, sowie Deutschland und Italien. 300 Jahre kultureller Beziehungen, hrsg. v. Peter Ihring und Friedrich Wolfzettel, Frankfurt/ Berlin: Verlag für deutsch-italienische Studien/ Pädagogischer Zeitschriftenverlag (Themen der Italianistik 4) 2004; Deutschland - Italien. Italien - Deutschland. Geschichte einer schwierigen Beziehung von Bismarck bis Berlusconi lautet der Titel der deutschen Übersetzung (Paderborn u. a.: Schöningh 2006) von Gian Enrico Rusconis Germania Italia Europa. Dallo stato di potenza alla «potenza civile» (Torino: Einaudi 2003). Den «Deutschitalienische[n] Kulturbeziehungen» war die Novemberausgabe 1993 des Zibaldone (Nr. 16) gewidmet, die Herbstnummer 2020 (Nr. 70) hat «Italienisch-Österreichische Verflechtungen» zum Thema. Den wissenschaftlichen Kontakten zwischen Italien und Deutschland widmet sich der von Andrea Albrecht u. a. herausgegebene Sammelband Die akademische ‘ Achse Berlin-Rom ’ ? Der wissenschaftlich-kulturelle Austausch zwischen Italien und Deutschland 1920 bis 1945 (Berlin/ Boston: De Gruyter Oldenbourg 2017; vgl. 18 näherhin den philologischen Bereich fokussiert: Die Deutsch-Italienischen Dialoge zu Literatur- und Sprachwissenschaft interessieren sich dabei insbesondere für Gegenstände und Protagonisten, die zum Austausch zwischen germano- und italophoner Italianistik angeregt haben, d. h. sie interessieren sich für theoretischmethodologische Fragen, die in der deutschbzw. italienischsprachigen Italianistik aufgeworfen wurden und dann in der italienischbzw. deutschsprachigen Italianistik aufgegriffen worden sind, für Aspekte des Austauschs zwischen der deutsch- und der italienischsprachigen Italianistik im Hinblick auf spezifische Phänomene, Epochen, Strömungen, Autoren oder Werke und für WissenschaftlerInnen, denen hinsichtlich der Beziehungen und dem Austausch zwischen den beiden Sprachräumen eine maßgebliche Rolle zukommt. Die insgesamt vier Beiträge - zwei literatur-, zwei sprachwissenschaftliche - des Schwerpunkts, die sich aus redaktionellen Gründen auf die vorangehende und diese Ausgabe von Italienisch verteilen, ordnen sich in mehrfacher Hinsicht in den auf diese Weise aufgespannten Raum ein. Der Beitrag von Fabio Sangiovanni (Padua), «Una nascita controversa. La teoria di Wilhelm Pötters sulla genesi del sonetto e la sua ricezione in Italia», bietet eine Synthese der Diskussion, die in Italien Wilhelm Pötters Überlegungen zur Entstehung des Sonetts angeregt haben, zu einem Gegenstand made in Italy par excellence also. Im Jahr des settecentenario von Dantes Tod wendet sich Matthias Bürgel (Düsseldorf ) mit «Giuseppe Picci e l ’ auctoritas degli studi danteschi di Carlo Witte» der Dante-Rezeption im 19. Jahrhundert zu und zeigt die Wertschätzung, die der Italiener seinem deutschen «stimatissimo e dottissimo amico e collega» entgegenbrachte - was ihn aber nicht daran hinderte, an der einen oder anderen Stelle anderer Auffassung zu sein. 4 Der erste der beiden nun folgenden sprachwissenschaftlichen Beiträge stammt aus der Feder von Harro Stammerjohann (Frankfurt), der in einer auf geradezu intimer Kenntnis beruhenden Synthese wichtige Etappen der «Rezeption der Textlinguistik in Italien» vorstellt - eine Erfolgsgeschichte, die ohne Persönlichkeiten wie Maria-Elisabeth Conte und Janós S. Pet ő fi kaum denkbar hierzu auch die weiterführenden Überlegungen in der Besprechung Frank-Rutger Hausmanns unter http: / / www.informationsmittel-fuer-bibliotheken.de/ showfile.php? id =8408 [letzter Zugriff: 17.8.2021]). Mit Blick auf den italianistisch-philologischen Bereich seien nur genannt Forschungsstand und Perspektiven der Italianistik. Ein deutsch-italienischer Dialog, hrsg. von Peter Blumenthal und Volker Kapp, Erlangen: Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg (Erlanger Forschungen - Reihe A: Geisteswissenschaften 45) 1988, sowie Alfredo Stussis Beitrag «Rapporti italo-tedeschi nella storia della linguistica italiana» im Rahmen der Reihe Fondamenti di linguistica italiana in Italienisch 71 (2014), S. 75 - 82. 4 Die beiden eben genannten literaturwissenschaftlichen Beiträge finden sich in Italienisch 85 (2021), S. 24 - 45 bzw. S. 46 - 55. «Lorbeer-Blumen». Deutsch-italienische Dialoge zu Literatur- und Sprachwissenschaft: Einleitung 19 gewesen wäre. Der Beitrag Matteo Grassanos (Bergamo) hingegen führt in der Geschichte der Beziehungen zwischen der deutsch- und italienischsprachigen Linguistik weiter zurück und widmet sich den Briefwechseln von Graziadio Isaia Ascoli und Hugo Schuchardt mit und auch über Alfredo Trombetti, der v. a. als Vertreter einer - von den Zeitgenossen meist kritisch gesehenen - monogenetischen Sprachursprungstheorie bekannt geworden ist. Ludwig Fesenmeier/ Christian Rivoletti «Lorbeer-Blumen». Deutsch-italienische Dialoge zu Literatur- und Sprachwissenschaft: Einleitung 20