eJournals Italienisch 43/86

Italienisch
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Narr Verlag Tübingen
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2021
4386 Fesenmeier Föcking Krefeld Ott

Die Rezeption der Textlinguistik in Italien

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2021
Harro Stammerjohann
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HARRO STAMMERJOHANN Die Rezeption der Textlinguistik in Italien Nicht, dass über die Rezeption der Textlinguistik in Italien nicht schon geschrieben worden wäre! 1984 erschien unter diesem Titel sogar eine Diplomarbeit von Esther Pöhl, ein Jahr später in aktualisierter italienischer Fassung (Pöhl 1984, 1985). Daran knüpft der folgende Forschungsbericht an, der diese Rezeptionsgeschichte bis in die Gegenwart weiterverfolgt. «Zu den meistrezipierten ausländischen Textlinguisten», schrieb Pöhl, «gehören Weinrich, van Dijk, Pet ő fi, Schmidt, Halliday und Dressler» (1984: 38), aber in einem deutsch-italienischen Wissenschaftsbeziehungen gewidmeten Sonderheft darf der Schwerpunkt auf den Anregungen aus dem deutschen Sprachraum liegen. Von spezifischer Bedeutung für die Rezeption der Textlinguistik in Italien war die Berufung Maria-Elisabeth Contes auf einen Lehrstuhl für Semiotik in Pavia im Jahre 1971. Die Semiotik nennt Pöhl (1984: 27 f.) «eine Wissenschaftsdisziplin, die in keinem anderen Land so fruchtbar geworden ist wie in Italien und nicht zuletzt einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der Textlinguistik geleistet hat. Diese Disziplin [. . .] versteht sich als Wissenschaft der sprachlichen und nicht-sprachlichen Zeichen. Ihre bedeutendsten Vertreter findet sie im international bekannten Philosophen und Kommunikationsforscher Eco, der die Kultur als Kommunikation und jede Wissenschaft davon als Semiotik betrachtet, sowie in den Literaturwissenschaftlern Segre und Corti.» Bei Pöhl folgt dann eine Übersicht über die wichtigsten Etappen in der Entwicklung der italienischen Semiotik (vgl. auch Pöhl 1985). Einschlägig war die Gründung eines Centro Internazionale di Semiotica e Linguistica in Urbino im Jahre 1971, und 1982 veranstaltete die Associazione Italiana di Studi Semiotici eine Tagung zum Thema «L ’ intertestualità» (Pöhl 1985: 404). Carla Marello, mit Conte und Mortara Garavelli eine der führenden Vertreterinnen der Textlinguistik in Italien, schrieb 1992: «Inoltre il fatto che molti teorici stranieri della linguistica testuale, in particolare van Dijk, Pet ő fi e Ihwe, facciano riferimento a teorie semiotiche diffuse anche in Italia, ha favorito la circolazione dei loro scritti» (1992: 241). Conte war Deutsche und hatte u. a. in Münster bei Heinrich Lausberg studiert, als Harald Weinrich dessen Assistent war: «[D]atano da allora l ’ apprezzamento e l ’ amicizia della Conte per il brillante studioso», schreibt Bice DOI 10.24053/ Ital-2021-0022 21 Mortara Garavelli (1997: 388). Zum Gedenken an die 1998 früh Verstorbene wurden mehrere Tagungen veranstaltet, so zu den Themen Linguistica Testuale Comparativa (Skytte/ Sabatini 1999), Semiotica e linguistica (Prandi/ Ramat 2001; vgl. hier insb. Prandi 2001: 16 - 21) und Tra pragmatica e linguistica testuale (Venier 2009; vgl. hier insb. Ferrari 2009). «Maria-Elisabeth Conte o de cómo la Textlinguistik llegó a Italia» ist der Titel einer Würdigung Contes durch Margarita Borreguero Zuloaga (2010). Borreguero Zuloaga hat auch den Band The Legacy of János S. Pet ő fi mitherausgegeben und miteingeleitet (Borreguero Zuloaga/ Vitacolonna 2019, Borreguero Zuloaga 2019). Pet ő fi (1931 - 2013), gebürtiger Ungar, war über Schweden nach Deutschland gekommen, zuerst als Gastprofessor in Konstanz und ab 1972 als Professor für Semantik in Bielefeld. Er publizierte schon in Italien und auf Italienisch (vgl. insb. Pet ő fi 1985) und ging 1989 endgültig an die Universität Macerata, wo er über seine Emeritierung 2007 hinaus lehrte. Auch Pet ő fi wurde durch Festschriften geehrt, herausgegeben von Hölker und Marello (2011) bzw. von M. Giuffrè (ebenfalls 2011). In Macerata lernte ihn Luciano Vitacolonna kennen, der zu seinem engagiertesten Vermittler in Italien werden sollte (Vitacolonna 2011). In Pöhls Aufzählung der «meistrezipierten ausländischen Textlinguisten» fehlt der Name Peter Hartmann, seinerseits ein bedeutender Theoretiker der Textlinguistik (vgl. Hölker 2001), der von 1953 bis 1969 in Münster lehrte, von wo er nach Konstanz berufen wurde. Zu Hartmanns Münsteraner Schülern gehörte Roland Harweg, ab 1969 Professor in Bochum. Unter anderem in Münster und Bielefeld lehrte auch Siegfried J. Schmidt, der Texte als Kommunikationsakte theoretisierte. Außer Münster und Bielefeld waren Ostberlin (die Arbeitsstelle Strukturelle Grammatik) und Konstanz Zentren der Textlinguistik. Kiel nicht zu vergessen, wo Weinrich von 1959 bis 1965 lehrte und sein Buch Tempus: Besprochene und erzählte Welt schrieb. Es erschien 1964, erlebte mehrere Auflagen und Übersetzungen und wurde für die Textlinguistik programmatisch: «libro clave», wie Margarita Borreguero Zuloaga schreiben sollte, «para el estudio del tiempo verbal en el texto» (2010, S. 596). In Kiel wurden Elisabeth Gülich, später Bielefeld, Wolfgang Raible, später Freiburg, und Harro Stammerjohann, später Frankfurt, Weinrichs Schüler und entwickelten die Textlinguistik in verschiedenen Richtungen weiter. 1975 erschien das Handbuch der Linguistik: Allgemeine und angewandte Sprachwissenschaft (Stammerjohann 1975), in dem Weinrich selbst die Stichwörter «Text», «Textgliederung», «Textlinguistik» und «Textsorte» übernommen hatte, die - in verschiedener Akzentuierung - bis heute Themen der Textlinguistik sind; Schwerpunkte, die in Italien hinzukommen sollten, waren die textuelle Funktion der Zeichensetzung, ein Aspekt der Textgliederung, und die Anwendung der Textlinguistik im Sprachunterricht Die Rezeption der Textlinguistik in Italien Harro Stammerjohann 22 und beim Übersetzen. 1978, als Weinrichs Tempus-Buch in italienischer Ausgabe unter dem weniger suggestiven, dafür instruktiveren Titel Le funzioni dei tempi nel testo, erschien, waren Grundgedanken dieses Buches schon in einer Kieler Dissertation über «Strukturen der Rede: Beobachtungen an der Umgangssprache von Florenz» angewandt worden, die 1970 von der Accademia della Crusca veröffentlicht wurde (Stammerjohann 1970). Deren thematische Kapitel waren: «Das passato remoto in der Umgangssprache von Florenz», «Erzählfolge», «Tempus und Verb», «Zum Verhältnis von Tempus und Person» und «Ansätze zu einer Linguistik des Witzes». An eine andere von Weinrich angeleitete Dissertation (Gülich 1970) knüpfte ein an der Crusca gehaltener Vortrag über «Elementi di articolazione dell ’ italiano parlato» an (Stammerjohann 1977, vgl. auch 1980). Der Bibliographie ihres Forschungsberichts hat Pöhl eine Zeittafel vorausgeschickt (1984: 101), nach der sie die Textlinguistik in Italien 1966 beginnen lässt, als dort Bronislaw Malinowskis Beitrag «Il problema del significato nei linguaggi primitivi» und Weinrichs Aufsatz «Per una linguistica della menzogna» (im ersten Heft der für die Rezeption der Textlinguistik in Italien so wichtigen neuen Zeitschrift Lingua e Stile) erschienen; 1 1969 folgten La semantica strutturale von Algirdas Julien Greimas, die italienische Übersetzung der Sémantique structurale von 1966, und 1970 der Aufsatz «Textsyntax» des Wiener Linguisten Wolfgang U. Dressler. Ihm diente als Motto ein Zitat aus Weinrichs Tempus-Buch: «ein Text ist offenbar eine Ganzheit, in der alles aufeinander bezogen ist» (Weinrich 1964: 212). Dresslers Aufsatz beginnt mit einer kritischen Einführung in Harwegs Substitutionstheorie (s. u.), klärt den Ort der Textlinguistik in der tagmemischen Hierarchie der Pike-Schule, auf die sich schon Weinrich bezogen hatte (zuerst 1964: 313, vgl. auch Stammerjohann 2001), plädiert für die deszendente Analyse, erörtert Abgrenzungskriterien einschließlich der Intonation, diskutiert den Status von Einheiten zwischen Satz und Text und schließt damit, dass die Textsyntax der Textsemantik unterzuordnen sei - «eine radikale Umkehrung [. . .] [v]om Distributionalismus, der die Semantik ganz ablehnt [. . .] zu der entgegengesetzten Konzeption einer von der Semantik abhängigen Syntax» (Dressler 1970: 211). Dresslers Aufsatz war auf Deutsch, stand aber ebenfalls in Lingua e Stile. 1974 erschien seine Introduzione alla linguistica del testo (Dressler 1974), die italienische Ausgabe seiner Einführung in die Textlinguistik (Dressler 1972; vgl. auch 1978 und Beaugrande/ Dressler 1981). 1 Vgl. auch Weinrich 1976 a. Pöhl (1985: 408) macht darauf aufmerksam, dass der Verlag il Mulino dem italienischen Publikum seit 1976 Übersetzungen außer von Weinrich (auch Weinrich 1978) von Schmidt (1982) und Beaugrande/ Dressler (1984) sowie von van Dijk (1980) zur Verfügung stellte. Harro Stammerjohann Die Rezeption der Textlinguistik in Italien 23 Aus demselben Jahr 1974 stammt die erste monographische, explizit textlinguistische Veröffentlichung aus italienischer Feder: das Turiner Vorlesungsskript von Bice Garavelli Mortara, 2 Aspetti e problemi della linguistica testuale: Introduzione a una ricerca applicativa (vgl. auch Mortara Garavelli 1979). Der Untertitel weist in eine Richtung, die für die italienische Textlinguistik wichtiger werden sollte als für die deutsche und auf die schon hingewiesen wurde: ihre Anwendung im Sprachunterricht. Das Skript positioniert die Textlinguistik in den linguistischen Strömungen der Zeit, unter besonderer Bezugnahme auf van Dijk (1970, 1972) und auf Dressler (1972). Im dritten Kapitel, «Stadi di sviluppo della linguistica testuale - Antecedenti storici» verweist Mortara Garavelli u. a. auf Harwegs Habilschrift Pronomina und Textkonstitution, deren Titel Programm ist (Harweg 1968). Hinsichtlich des «ruolo testuale delle relazioni di tempo» (Garavelli Mortara 1974: 83) findet sie: «una teoria generale delle relazioni temporali è ancora di là da venire» (Garavelli Mortara 1974: 84), weist auf Lakoff, Lyons und van Dijk hin, scheint aber das Weinrichsche Tempus-Buch noch nicht zu kennen. In einem Anhang stellt Carla Marello die «Grammatica testuale di Janos S. Pet ő fi» (Marello 1974) vor: seine Text- und Weltwissen verbindende Textstruktur-Weltstruktur-Theorie, kurz TeSWeST, die Thema ihrer tesi di laurea von 1975 werden sollte (s. u.). Conte aber ging es nicht schnell genug. In dem Tagungsband der Società di Linguistica Italiana (fortan: SLI) Dieci anni di linguistica italiana (1965 - 1975) erschien ihr Forschungsbericht «Linguistica testuale», in dem sie klagt: «La recezione della linguistica testuale [Textlinguistik] in Italia è sinora stata piuttosto debole e lenta. Una prima ragione è che la linguistica testuale è una branca della linguistica che si è costituita solo alla fine degli anni sessanta e che sta ancora faticosamente elaborando i suoi modelli teorici. Una seconda ragione è forse che la linguistica testuale si è sviluppata soprattutto in Europa (in particolare in Germania, Olanda e Austria), mentre oggi in Italia molti dei linguisti sembrano prevalentemente orientati verso il Nord America.» (Conte 1977 b, S. 291) Conte definiert drei Aufgaben der Textlinguistik: Die Erforschung 1. der «regolarità che trascendono il singolo enunciato», d. h. der «rapporti transfrastici», 2. der «coerenza d ’ un testo» und 3. der Erweiterung der «regolarità interne al testo al contesto pragmatico» (1977 b: 291). Sie zeigt sodann, wieviel größer das Interesse an der Textlinguistik in Wirklichkeit schon war, angefangen mit der Aufzählung italienischer Zeitschriften, die textlinguistischen Themen gegenüber aufgeschlossen oder sogar schon darauf spezialisiert waren, außer Lingua e Stile 2 Später firmiert sie als Bice Mortara Garavelli. Die Rezeption der Textlinguistik in Italien Harro Stammerjohann 24 namentlich Studi italiani di linguistica teorica e applicata, Strumenti critici, Studi di filologia italiana, Versus, Uomo e cultura und die Working papers del Centro internazionale di Semiotica e di Linguistica di Urbino (1977 b: 292). Ihren Forschungsbericht gliedert sie nach «Pubblicazioni di saggi di linguistica testuale in lingua straniera in Italia», «Traduzioni italiane di saggi di linguistica testuale», «Conferenze e corsi di studiosi stranieri sulla linguistica testuale», «Studi italiani sulla linguistica testuale» und «Ricerche italiane di linguistica testuale». Während mit «Studi italiani sulla linguistica testuale» explizit textlinguistische Arbeiten gemeint sind, sind mit «Ricerche italiane di linguistica testuale» Arbeiten gemeint, die nicht explizit textlinguistisch, aber sehr wohl transphrastisch angelegt sind. Zu ersteren zählt sie u. a. die schon genannten Aspetti e problemi della linguistica testuale von Garavelli Mortara (1974) und die Dissertationen von Marello, Una semiotica del testo. La «Textstrukturweltstrukturtheorie» di J. S. Pet ő fi (Marello 1975), und von Alessandro Ferrara, A proposito della «TeSWeST» di J. Pet ő fi: Significato, senso, formalizzazione (Ferrara 1976); zu letzteren zählt sie Arbeiten zur Thema-Rhema-Theorie, zur textuellen Funktion des Artikels, zur Konversationsanalyse, zur Kohärenz und zur Sprechakttheorie. Zu den «Traduzioni italiane di saggi di linguistica testuale» gehört der Reader mit dem Titel La linguistica testuale, den Conte im selben Jahr herausgab (Conte [Hrsg.] 1977). Den Beiträgen von Weinrich, Isenberg, Lang, Karttunen, Bellert, van Dijk, Pet ő fi und Schmidt schickt sie eine überaus instruktive Einleitung voraus (Conte 1977 a), in der sie die Vertreter, Themen und Methoden der Textlinguistik vorstellt. Sie präzisiert, dass ‘ Textlinguistik ’ zwar zum ersten Mal 1955 in der spanischen Form lingüística del texto von Coseriu gebraucht wird, «[n]el senso odierno del termine, tuttavia, [. . .] ricorre per la prima volta (nella forma tedesca Textlinguistik) solo nel 1967, e precisamente in un intervento di Harald Weinrich» (Conte 1977 a: 13), nämlich in der «Bochumer Diskussion» über «Syntax als Dialektik», die Weinrich mit dem Satz «Linguistik ist Textlinguistik» eröffnete (vgl. Weinrich et al. 1967). Wie vieldeutig der Terminus ‘ Textlinguistik ’ damals noch war, zeigt sich an den Termini, die mit ihm konkurrierten, z. B. ‘ transphrastische Analyse ’ , ‘ Textgrammatik ’ , ‘ Textologie ’ (Harweg), ‘ Texttheorie ’ (Schmidt), ‘ Textstruktur-Weltstruktur-Theorie ’ (Pet ő fi, s. o.), ‘ discourse analysis ’ (Harris), ‘ hypersyntax ’ (Palek), ‘ translinguistique ’ (Barthes). Immer ging es um die Positionierung der Textlinguistik zwischen Satzlinguistik einerseits und andererseits Pragmatik (vgl. Conte 1977 a: 14). Die drei Aufgaben, vor die Conte die Textlinguistik gestellt sieht, lauten jetzt z.T. anders. Zwar bleibt es bei den «analisi transfrastiche», aber dann kommen «costruzione di grammatiche del testo» und «costruzione di teorie del testo» (Conte 1977a: 11; vgl. auch 13). Um einen Eindruck vom Inhalt dieses Readers zu vermitteln, seien die Titel der Beiträge aufgeführt, auf die Conte den Leser in ihrer Harro Stammerjohann Die Rezeption der Textlinguistik in Italien 25 Einleitung, z.T. kritisch, vorbereitet: «Sintassi testuale dell ’ articolo francese» (Weinrich), «Riflessioni sulla teoria del testo» (Isenberg), «Di alcune difficoltà nel postulare una ‘ grammatica del testo ’ » (Lang), «Referenti testuali» (Karttunen, Stanford), «Una condizione della coerenza dei testi» (Irena Bellert, Montreal), «Note sulle macrostrutture linguistiche» (van Dijk, Amsterdam), «Teoria del testo e pragmalinguistica» (Schmidt). Lücken, die Conte bedauert, betreffen die Textsortenlinguistik und die Thema/ Rhema-Theorie «come principio di testualizzazione» (1977a: 28). Von Pet ő fi hatte Conte zwei Arbeiten aufgenommen: «Semantica, pragmatica, teoria del testo» (1977: 195 - 223), wo es um das Verhältnis von Syntax, Semantik und Pragmatik geht, und, eigens von ihr angeregt, «Osservazioni sul componente grammaticale d ’ una teoria semiotica integrata dei testi» (224 - 247), wo es um das Verhältnis zwischen Pet ő fis TeSWeST und der Montague-Grammatik geht. «Ambedue i saggi di Pet ő fi [. . .]», schreibt Conte, «sono di linguistica testuale al quadrato, cioè hanno per oggetto non già fenomeni testuali, ma la linguistica testuale stessa, disciplina della quale Pet ő fi ricerca i fondamenti e per la quale cerca nuovi strumenti» (1977a: 48). Unter dem Titel Per una teoria semiotica integrata del testo hat Vitacolonna acht Aufsätze Pet ő fis gesammelt (Pet ő fi 2011), die die Weiterentwicklung Dalla TeSWeST alla Testologia Semiotica, so der Untertiel, zeigen sollen, einer Theorie, der es gelungen sei, «il componente grammaticale (lato sensu), quello semantico e quello pragmatico in una dimensione semiotica, e non puramente linguistica» zu vereinen (Vitacolonna 2011: 9; Bibliographie bis 2011). Aber so umfangreich und anspruchsvoll Pet ő fis Werk auch war - es kann, wiewohl «in continuo movimento» (Conte 1977 a: 46), als monothematisch wahrgenommen werden und ist in Italien nicht mit derselben Wirkung rezipiert worden wie das Werk Contes. Contes Band wurde einmal nachgedruckt und erschien 1989 mit einem neuen Kapitel von Conte selbst zum Thema «Coesione testuale: recenti ricerche italiane» (Conte 1989). Die bedeutendsten Vertreter der italienischen Textlinguistik, die Conte nennt, sind Mortara Garavelli, Ramat und Segre (alle Pavia, vgl. auch Conte/ Giacolone Ramat et al. 1990), Marello, Berretta (zu ihr vgl. Bernini 2002), Berruto, Bertinetto (alle Turiner Absolventen), Stati (Bologna), sowie Lo Cascio, der damals schon in Amsterdam lehrte. Einschlägig ist eine Fußnote Contes: «Della fortuna della linguistica testuale in Italia è documento l ’ esistenza di numerose traduzioni: in particolare di D RESSLER [1972] (tr. it. 1974), di W EINRICH [ 2 1971] (tr. it. 1978), di VAN D IJK [1977] (tr. it. 1980), di S CHMIDT [1973] (tr. it. 1982), di B EAUGRANDE / D RESSLER [1981] (tr. it. 1984)» (1989: 272). 1988 erschien noch die italienische Ausgabe von Weinrichs Aufsatzsammlung Sprache in Texten (Weinrich 1976 b) unter dem Titel Lingua e linguaggio nei testi mit einem Vorwort von Segre, der über Weinrich schreibt: «la risonanza delle Die Rezeption der Textlinguistik in Italien Harro Stammerjohann 26 sue idee in tutto il mondo scientifico fa sì che molti linguisti e critici italiani si colleghino spesso al suo pensiero, conferendogli una posizione di rilievo tra gli autori da cui non si può più prescindere» (Segre 1988: 7). Segre kennt auch die Textgrammatik der französischen Sprache (Weinrich 1982) und sieht in der Abstraktion von 32 semantischen Merkmalen einen Schritt «verso quella grammatica generale che, vagheggiata sin dall ’ Illuminismo, incomincia ora a concretarsi come obiettivo raggiungibile» (1988: 12). Von Contes textlinguistischem Beitrag im SLI-Tagungsband Dieci anni di linguistica italiana (1965 - 1975) war schon die Rede. Ganz der Linguistica Testuale war der SLI-Jahreskongress 1981 gewidmet, der unter der Präsidentschaft von Sabatini stattfand und auf dem außer Conte u. a. von deutscher bzw. österreichischer Seite Harweg, Pet ő fi, Dressler, Metzeltin (damals Groningen) und Sornig aufgetreten waren; die Vorträge wurden 1984 mit einem instruktiven Vorwort von Mortara Garavelli herausgegeben (vgl. Coveri 1984). Unabhängig davon hatte 1984 in Urbino eine Tagung zum Thema Text and Discourse Connectedness stattgefunden, deren Akten Conte, Pet ő fi und Emel Sözer (die damals in Bielefeld tätig war) 1989 herausgaben und auf der außer den Herausgebern von italienischer Seite Marello, Stati, Lonzi und Vitacolonna, von deutscher bzw. österreichischer Seite Ehlich, Harweg, Hölker, Rieger, Rudolph, Metzeltin, Weber, Heydrich, Leinfellner-Rupertsberger und Weingartner teilgenommen hatten (Conte/ Pet ő fi et al. 1989). Eine neue Bilanz zog Conte im 1988 erschienenen Lexikon der Romanistischen Linguistik, Band IV: Italienisch, Korsisch, Sardisch mit ihrem Artikel «Textlinguistik/ Linguistica testuale» - einem von zwei Forschungsberichten zur Textlinguistik in Italien. Unter «Objektbereich und Definition» heißt es: «In der italienischen textlinguistischen Forschung handelt es sich mehr als um systematische und großangelegte Modell-Entwürfe um die kritische Untersuchung einzelner Probleme und um die Analyse von spezifischen textbildenden Phänomenen. Im Mittelpunkt der Forschung steht die Frage der kohäsiven Funktion von Einzelphänomenen und ihre Relevanz für die Konstruktion von Textkohärenz (coerenza testuale) durch den Interpreten. Mehr als die Strategien der Textproduktion stehen die Bedingungen des Textverstehens und der Interpretation im Vordergrund [. . .].» (Conte 1988 b: 132) Wenn sie dann aber schreibt, die Entwicklung der textlinguistischen Forschung sei schwer von der pragmatischen Linguistik zu trennen, so trifft das nicht nur auf die Textlinguistik in Italien zu (s. o.). Die Themen, auf die Conte näher eingeht, sind wieder «Kohärenz vs. Kohäsion» und «Mittel der Textkohäsion» (vs. Kohärenz Harro Stammerjohann Die Rezeption der Textlinguistik in Italien 27 und Konnexivität), «denen in Italien besondere Aufmerksamkeit gewidmet worden ist» (Conte 1988 b: 133), nämlich von ihr selbst (Conte 1989, s. o.). Im Einzelnen geht es ihr um «Referenz in Texten», also um «Textreferenten», «Typen anaphorischer Wiederaufnahme», «Textdeixis», ferner um «Textkonnektive», «Ellipsen», «Thema-Rhema-Strukturierung» und «Tempora in Texten». Zu den Quellen, auf die sie zurückgreift, gehören Beaugrande/ Dressler (1981): Unterscheidung von Kohäsion und Kohärenz; Raible (1972): Textdeixis; Gülich (1970), Stammerjohann (1977) und Lichem (1981): Textkonnektive; der Tagungsband von Stammerjohann (1986): Thema-Rhema-Strukturierung; Weinrich (1964 [ 2 1971]): Tempora in Texten. 3 Der zweite Forschungsbericht zur Textlinguistik in Italien, «Textsorten/ Tipologia dei testi», war von Mortara Garavelli in demselben Band. Unter «Oggetto e ambiti della ricerca» diskutiert sie die Übersetzung von «Textsorte» mit «tipo di testo» und relativiert den italienischen Forschungsstand: «Finora non si è sviluppata in Italia una tipologia dei testi fondata su teorie testuali (una Textsortenlinguistik), benché il problema sia stato ben presente a studiosi di diversa formazione e abbia dato luogo, sia pure episodicamente, a indicazioni suggestive [. . .].» (Mortara Garavelli 1988: 157) Unter «Contributi al dibattito sulla tipologia dei testi» plädiert sie mit Dressler (1984) für «tipologie funzionali dei testi che, a differenza delle tipologie strutturali, consentono ‘ delle gradualità, in quanto le funzioni sono rappresentate in gradi differenti nei testi reali ’ » (1988: 159) und für die terminologische Unterscheidung zwischen «tipologia dei testi (nel senso di Textsortenlinguistik)» und «tipologia testuale, o tipologia delle lingue basata su fatti testuali» (1988: 159). Unter Berufung u. a. auf Beaugrande/ Dressler (1981) und Werlich (1975/ 2 1979, 1976/ 2 1982) stellt Mortara Garavelli «Categorie descrittive per classi di testi» auf, nach denen sie sodann zwischen den Textsorten «Descrizione», «Narrazione», «Esposizione», «Argomentazione», «Istruzione-prescrizione» und einem «Tipo ‘ ottativo ’ » unterscheidet und jede dieser Textsorten einzeln abhandelt (unter «tipo ottativo» Wünsche, Flüche und Verwünschungen, Gebete, Zaubersprüche). In dem Abschnitt über «Narrazione» erinnert sie an die «Einfache[n] Formen» von André Jolles ( 4 1968); als Beispiel für «Esposizione» nennt sie Briefsorten von K. Ermert (1979); unter «Argomentazione» greift sie auf die 3 Von Contes Quellen zum Problem der Fundierung und Legitimierung einer Textlinguistik sei Luciano Vitacolonna zum Thema « ‘ Text ’ / ‘ Discourse ’ Definitions» (Vitacolonna 1988) hervorgehoben, der seinerseits viele Autoren aus dem deutschen Sprachraum heranzieht, namentlich Bierwisch, Brinker, Coseriu, Dressler, Eroms, Figge, Fries, Hartmann, Harweg, Heger, Isenberg, Kalverkämper, Koch, Oomen, Rickheit, Rieser, Schmidt, Weinrich, Wunderlich und natürlich Pet ő fi. Die Rezeption der Textlinguistik in Italien Harro Stammerjohann 28 Systematisierung der klassischen Rhetorik von H. Lausberg (1969) zurück. Unter «Tipologie della comunicazione letteraria» zitiert sie H. R. Jauß ’ Vorbehalte gegen die Annahme von «tipi di testo» ( Jauß 1977). Wie sie in ihren «Conclusioni» schreibt, kann sie sich eine Typologie der Gebrauchstexte à la M. Dimter (1981) im Italienischen noch nicht vorstellen, wohl aber «modelli basati sulle funzioni dei testi» (1988: 166) à la K. Brinker (1985). Sie schreibt: «Negli studi semioticoletterari l ’ istanza tipologica è vivace, in Italia», und verweist auf Segre (1985). An dieser Stelle ist auf eine Aufsatzsammlung von Cristina Lavinio hinzuweisen, die unter dem Titel Teoria e didattica dei testi Vorschläge für die Didaktisierung von Ergebnissen der Texttypologie macht (Lavinio 1990), wobei sie mehrmals auf einen auch andernorts vielzitierten Aufsatz von Christoph Schwarze zurückgreift: «Quel ramo del lago di Como: uno strumentario concettuale per l ’ analisi dei testi descrittivi» (1982). 1988 erschien auch Contes Sammlung eigener Aufsätze Condizioni di coerenza. Ricerche di linguistica testuale (1988 a, ergänzte Neuauflage 1999), in denen es um die textkonstitutive Funktion von Demonstrativa geht. Zwei Aufsätze fallen ins Auge: Mit «Anafora empatica» (Conte 1988a: 73 - 78, 1999: 75 - 81) ist der Gebrauch von Demonstrativa gemeint, die zusätzlich zu ihrer anaphorischen Funktion «fanno acquisire all ’ interprete conoscenze specifiche, conoscenze che concernono non i referenti in quanto tali, ma i sentimenti, gli atteggiamenti affettivi ed axiologici del parlante nei confronti d ’ un referente» (1999: 81), z. B. ein Passus von Henry James, der so anfängt: «To talk to those [! ] people about the South» (vgl. 1999: 78). Mit «Anaphoric Encapsulation» (1999: 107 - 114; vgl. auch Conte 1996) ist ein «cohesive device» gemeint, «by which a noun phrase functions as a resumptive paraphrase for a preceding portion of text» (1999: 107), z. B. it. fatto oder situazione oder engl. issue. Der Band schließt mit einer Bibliographie von Contes Schriften (ohne Rezensionen, vgl. 1999: 115 - 128; ergänzt in Borreguero Zuloaga 2010: 600 - 605). Wegen des prominenten Erscheinungsorts darf auch Contes Artikel «Linguistica testuale» in der Enciclopedia italiana nicht unerwähnt bleiben (1994), den sie ähnlich ihren früheren Forschungsberichten wie folgt gliedert: 1. «Specificità dell ’ oggetto della linguistica testuale», 2. «Tipologia dei testi», 3. «Condizioni di testualità: coesione contro coerenza», und zwar «Anafore», «Deissi testuale (o logodeissi)», «Connettivi testuali», «Elissi». An deutschen Autoren führt ihre Bibliographie jetzt außer Werlich (1975/ 2 1979), Weinrich (1976 b) und Beaugrande/ Dressler (1981, 1984) auch Gülich/ Raible (1977), Heinemann/ Viehweger (1991) und Vater (1992) auf, und sie verweist auf die Reihen Papiere zur Textlinguistik/ Papers in Textlinguistics (Hamburg 1972 ff.), Research in Text Theory/ Untersuchungen zur Texttheorie (Berlin 1977 ff.) und auf die Zeitschrift Text (Berlin 1972 ff., heute Text & Talk). In der Reihe Papiere zur Textlinguistik waren 1979 zwei Bände Harro Stammerjohann Die Rezeption der Textlinguistik in Italien 29 zum Thema Text vs Sentence. Basic Questions of Text Linguistics erschienen, die Pet ő fi zusammengestellt hatte und in denen von italienischer Seite Berruto, Bertinetto, Camboni, Ciliberti, Eco, Marello, Mortara Garavelli und Segre vertreten waren (Pet ő fi 1979), sowie der Band Text and Discourse Connectedness, auf den schon hingewiesen wurde (Conte/ Pet ő fi et al. 1989). 1992 veröffentlichte die SLI ihren Bericht über La linguistica italiana degli anni 1976 - 1986 (Mioni/ Cortelazzo 1992), der Marellos Referat «Testo» enthielt und in dem sie außer auf deutsche und österreichische Textlinguisten auf eine Serie von acht textlinguistischen Tagungen unter Beteiligung von Pet ő fi in Macerata verwies (Marello 1992; gemeint waren die Colloqui sulla interpretazione, die noch bis 1998 stattfanden, vgl. Galli 2011). 2002 folgte der SLI-Band La linguistica italiana alle soglie del 2000 (1987 - 1997 e oltre) (Lavinio 2002) mit einem Beitrag von Ferrari und Manzotti, «Linguistica del testo» (Ferrari/ Manzotti 2002), und 2013 der Band La linguistica italiana all ’ alba del terzo millennio (1997 - 2010) (Iannàccaro 2013) nun mit einem weiter ausholenden, analytischeren Beitrag «Linguistica del testo» von Ferrari allein (2013). Zu Gian Luigi Beccarias Dizionario di linguistica (Beccaria 1994) hatten u. a. Marello und Mortara Garavelli beigetragen: Marello mit Stichwörtern zur Rhetorik, Mortara Garavelli mit Stichwörtern zur Textlinguistik. Unter «linguistica testuale» positioniert Marello die italienische Textlinguistik wie folgt: «Il termine l [inguistica] t [estuale] si è affermato in Italia sulla scorta della diffusione, a partire dall ’ inizio degli anni Settanta, degli studi tedeschi di Textlinguistik [. . .], ma in ambito angloamericano al termine l t si continua a preferire quello di [. . .] analisi del discorso (discourse analysis), diffuso anche in Italia e in Europa prevalentemente col significato più ristretto di studio del discorso orale. La progressiva scoperta che l ’ aspetto linguistico è solo uno dei molti dai quali si può partire per studiare il testo, e che la coerenza testuale è legata a fattori extralinguistici, ha fatto perdere terreno al termine l t a favore di teoria del testo.» Das Stichwort «Testo» selbst ist von Segre bearbeitet worden, der die üblichen Gegenstände und Methoden der Textlinguistik anspricht, diese aber sonderlich von der russischen und französischen Erzähltextanalyse herleitet. Explizit und implizit ist die Textlinguistik in der Enciclopedia dell ’ italiano von 2011 präsent. Die explizit textlinguistischen Stichwörter sind: «testi argomentativi» (L. Cignetti), «testi descrittivi» (C. E. Roggia), «testi espositivi» (A.-M. De Cesare), «testi narrativi» (Roggia), «testi prescrittivi» (Cignetti), «testo, struttura del» (A. Ferrari) und «testo, tipi di» (L. Lala). Das heißt, mit Ausnahme von Ferrari behandeln alle Autorinnen und Autoren Textsorten und ihre Problematik, und dementsprechend häufig wird Werlich genannt, aber auch auf Beaugrande/ Die Rezeption der Textlinguistik in Italien Harro Stammerjohann 30 Dressler, Harweg, Lausberg, W. Motsch (Ostberlin, später Institut für Deutsche Sprache, Mannheim) und Weinrich wird Bezug genommen, außerdem auf Conte, Marello, Mortara Garavelli. Dazu kommen allein von Ferrari viele implizit textlinguistische Stichwörter wie «anafora», «coerenza, procedure di», «coesione, procedure di», «connettivi testuali», «contesto» u. a. m., fast alle mit Verweisen auf deutsche Quellen. Die Textlinguistik ist in Italien kanonisiert, wenn kein einschlägiges Lehrbuch mehr ohne sie auskommt. Während Cecilia Andorno, Absolventin von Turin und Pavia, es sich in ihrer Einführung in die Linguistica testuale (2003) zum Ziel gesetzt hatte, «di delineare una ‘ grammatica della competenza testuale ’ » (9), ging es Massimo Palermo in seiner Linguistica testuale dell ’ italiano (2013) weniger um die Theorie der Textlinguistik als um ihre Anwendung auf italienische Texte. Dieser Unterschied mag erklären, dass deutsche Autoren für Palermo eine geringere Rolle spielen als für Andorno, die sich u. a. auf Beaugrande/ Dressler, Gülich, Hartmann, Hölker, Stammerjohann, Werlich, Weydt bezogen hatte. Angela Ferrari selbst, Tessinerin, die in Basel lehrt und überwiegend auf Italienisch publiziert und die in ihren Forschungsberichten den Stand der italienischen Textlinguistik evaluiert hat (s. o.), hat ihr letztes Buch (2019) mit der in der Literatur immer wieder gestellten Frage Che cos ’ è un testo? betitelt. Sogar ein so elementares Lehrbuch wie die Grammatica italiana essenziale e ragionata. Per insegnare, per imparare von Cristiana De Santis und Michele Prandi (2020) enthält einen Abschnitt «Dall ’ enunciato al testo» (87 - 95). Bemerkenswerter, als dass textlinguistischer Fachwortschatz in die Wörterbücher eingegangen ist, erscheint es, dass alltagssprachlicher Wortschatz textlinguistisch definiert wird wie in dem Dizionario Italiano Sabatini Coletti (DISC, zuerst 1997), z. B. «congiunzioni testuali», die nur, wie dunque, infatti, cionondimeno . . ., oder auch, wie perché, benché, ma, e . . ., textuell gebraucht werden können (vgl. Ferrari/ Manzotti 2002: 418; Ferrari 2013: 604). Eigens erwähnt sei Francesco Sabatinis Aufsatz «Pause e congiunzioni nel testo. Quel ma a inizio di frase» (1997). Mit dem Hinweis auf die textlinguistische Definition des Stichworts testo im DISC leitet Ferrari ihr eben genanntes Buch ein (Ferrari 2019: 7). Modelli grammaticali e tipi di testo ist der Titel eines im Druck befindlichen Buches von Sabatini und Carmela Camodeca, das die Textlinguistik mit der Valenzgrammatik, einem anderen Forschungsschwerpunkt Sabatinis, verbindet und außer auf Conte und Ferrari auf Beaugrande/ Dressler (1984), Diewald (1991), Dressler (1999, 2004), Iser (1974), Jauß (1971), Sandig (1972), Weinrich (1976 b) und Werlich (1967, 1975, 1975/ 2 1979, 1976/ 2 1982) Bezug nimmt, um nur die prominentesten deutschen Quellen zu nennen. Ziel der schriftkulturell weit ausholenden Texttypologie von Sabatini/ Camodeca ist eine «Mappa dei Tipi testuali»: eine Systematik von Merkmalen, nach der sie Texte in «rigidi», Harro Stammerjohann Die Rezeption der Textlinguistik in Italien 31 «semirigidi» und «elastici» einteilen (im Druck, vgl. schon Sabatini 1990, 1999 sowie Sabatini/ Camodeca et al. 2011). Das Buch von Sabatini und Camodeca ist der vorerst letzte Reflex der deutschen Textlinguistik in der italienischen Sprachwissenschaft. Abstract. Questo articolo illustra la ricezione in Italia della linguistica testuale, ideata come branca della linguistica nelle università di Kiel, Bielefeld, Costanza, Vienna e Berlino Est da Harald Weinrich, Peter Hartmann, Wolfgang U. Dressler, Janós S. Pet ő fi ed altri. La principale artefice di questa diffusione è stata Maria- Elisabeth Conte, di origine tedesca, che si era formata a Münster presso Heinrich Lausberg e che nel 1971 aveva ottenuto una cattedra di semiotica a Pavia, centro di studi semiotici, che contava sulla presenza di studiosi come Maria Corti e Cesare Segre. Essendo la testualità di primario interesse semiotico, l ’ Università di Pavia era l ’ ambiente più idoneo ad accogliere la linguistica testuale, che Conte (deceduta precocemente nel 1998) sviluppò in Italia insieme a Bice Mortara Garavelli, Carla Marello ed altri ancora. Centri di irradiazione della linguistica testuale sono stati Torino e Urbino e tra i periodici specializzati in semiotica e linguistica testuale si enumerano Lingua e stile, Strumenti critici, Working papers del Centro internazionale di Semiotica e di Linguistica di Urbino. Oltre gli aspetti teorici della linguistica testuale, quali la nozione stessa di testo, i mezzi di articolazione testuale o la tipologia dei testi, in Italia, più che in Germania o in Austria, sono oggetto di studio anche la funzione testuale della punteggiatura e l ’ apporto della linguistica testuale all ’ insegnamento delle lingue e alla traduzione. Un altro protagonista della diffusione della linguistica testuale in Italia è stato Pet ő fi, ungherese di origine, attivo a Costanza e poi a Bielefeld, da dove nel 1989 si trasferì a Macerata, e che perseguiva l ’ obiettivo di una ambiziosa Textstruktur-Weltstruktur-Theorie ( ‘ teoria della struttura del testo e della struttura del mondo ’ ). Oggi non solo grammatiche scientifiche e scolastiche ma anche enciclopedie e persino dizionari dimostrano il grado di presenza e vitalità della linguistica testuale in Italia. Summary. The article deals with the impact of text linguistics, conceived at the universities of Kiel, Bielefeld, Constance, Vienna, and East Berlin by Harald Weinrich, Peter Hartmann, Wolfgang U. Dressler, Janós S. Pet ő fi and others, in Italy. The main mediator was Maria-Elisabeth Conte, of German origin, who had studied at Münster with Heinrich Lausberg and who in 1971 was awarded a chair of Semiotics at Pavia, then a semiotics centre, with such scholars as Maria Corti and Cesare Segre. Textuality being of primary interest to semiotics, the University of Pavia was a naturally receptive environment for text linguistics, which Conte (who died prematurely in 1998), together with Bice Mortara Garavelli, Carla Marello and others, introduced and developed in Italy. Other centres of text Die Rezeption der Textlinguistik in Italien Harro Stammerjohann 32 linguistics were Turin and Urbino, and among the periodicals specializing in semiotics and text linguistics were Lingua e stile, Strumenti critici, Working papers del Centro internazionale di Semiotica e di Linguistica di Urbino. In addition to theoretical aspects of text linguistics, such as the very notion of text, the means of structuring a text, and text typology, the textual function of punctuation and the contribution of text linguistics to language teaching and translation were also studied, in Italy more so than in Germany or Austria. Another herald of text linguistics in Italy was Pet ő fi, Hungarian by birth, active at Constance and then Bielefeld, from where he transferred to Macerata in 1989. Pet ő fi was aiming for an ambitious ‘ theory of the structure of text and of the structure of the world ’ (Textstruktur-Weltstruktur-Theorie). 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