eJournals Italienisch 43/86

Italienisch
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2021
4386 Fesenmeier Föcking Krefeld Ott

Plumelia. Nove poesie di Lucio Piccolo (1903 - 1969)

121
2021
Hermann H. Wetzel
ita43860072
Biblioteca poetica Plumelia. Nove poesie di Lucio Piccolo (1903 - 1969) 1 Guida per salire al monte Così prendi il cammino del monte: quando non 1 sia giornata che tiri tramontana ai naviganti, ma dall ’ opposta banda dove i monti s ’ oscurano in gola e sono venendo il tempo le pasque di granato e d ’ argento − al cantico d ’ ogni anno s ’ avvolge di bianco la crescenza, 5 trabocca dai recinti, l ’ acquata nuova ravviva la conca, l ’ orizzonte respira - da lì alito non soverchio di vento di mezzogiorno, e allato ti sarà e ti farà leggero compagno che non vedi, presente 10 per una foglia che rotola o un ramo che oscilla, e sono i sandali il curvarsi dell ’ erbe innanzi . . . canna non avrai né fiasca di zucca per la sete come al tempo delle figure, dal vento nascono i sogni. Ancora un indugio tiene l ’ estate, di dalie, di gravi 15 campanule troppo accese ai giardini bagnati, guai se l ’ aria l ’ agiti un poco! e vengono afflati di vane danze - ma la risacca indolente nelle insenature cullò già rottami sperduti di mesi, 20 è questo il tempo, prendi il cammino del monte e non discordi il passo nella salita al soffio tacito - se i rami svolta agli arbusti rassembrano pendenti piume di tortore di beccacce. Spiazzo dinnanzi e un fonte, e questo è l ’ imbocco 25 della salita, scalea montana che poggia su arcate giganti in muraglia coeva alla rupe e stipano i vani siepaglie densissime di sterpi serpigni, rifugio nell ’ ore della luce di quanto la notte 30 ronfa, erra, sfiora - l ’ acciottolato rurale 1 Milano: Scheiwiller 1979 (Acquario 44), zum 10. Todestag, Erstausgabe 1967. 72 fa scivoloso il piede, chè ogni pietra circonda il muschio ora verde ora arsiccio, ai margini il muretto a secco sgretola e sul pietrisco punge il cardo violetto . . . ma guarda 35 sopra l ’ altura, è vicina, non la tocchi con mano? Pure se vi affiorano nuvole a ricci a corimbi − spume che nel celeste muovono i venti dell ’ alto - subito si discosta la vetta, t ’ incombono sopra le nubi. Silvestri le prime rampe, quando svolti alla terza 40 intorno t ’ è l ’ aria del monte come non altrove: un liquore di fiori rupestri, d ’ antiche piogge e segreti, e vedi calcare che un giorno immemoriale una stecca segnò come creta a incavi sottili, a mensole, a nicchie, e incontri già la capanna dell ’ eremita: 45 edicola o cella? senza copertura o riparo squallida d ’ inverni, agli schianti qui che il monte s ’ interna, di levante o scirocco, lontano pareva di vimini, di carta - pesta dipinta - s ’ asconde o vien fuori secondo 50 ch ’ è nuvolo o secco il solitario? L ’ eremita chi lo vide mai? E noi pensiamo mattini boschivi, anime di cortecce, veglie . . . ma così non è. Forse erano suoi enigmi di schioppo e lanterna, forse era lui a cercare nella forra angusta 55 il bulbo che alimenta la notte? - Solitudine trasparenza d ’ abisso? - E le notti, le notti hanno un tarlo rovente né giova scongiuro, le pietre della capanna serbano ancora le losanghe scure che lascia 60 fuggendo il rosso devastatore dal manto . . . e questo avvenne una volta: nell ’ ora che su la città è una coltre in caligini, e scende, né la ferma spranga o chiavistello, e posa a ognuno la sabbia del sonno su le palpebre, 65 da un ’ intacca della rupe sprizzò la scintilla: saio barba cappuccio, il fagotto d ’ orbace e stoppa fu tutto ruote di fuoco sbocchi di fumo . . . l ’ ombre dell ’ energumeno su le pareti di roccia come di notturni avvoltoi in turbinio d ’ ali! 70 Più delle fiamme paurose . . . tardi dal mucchio Biblioteca poetica 73 si partirono in volo dintorno maligne pirauste, lampiri - e dalla pianura di giù se alcuno vide il bagliore pensò forse: accende il capraio a conforto 75 la fiammata, ora che autunno avanza . . . Anleitung auf den Berg zu steigen 2 Nimm so den Pfad zum Berg: wenn es kein 1 Tag mit Nordwind ist, der den Schiffern entgegen bläst, sondern von der entgegengesetzten Seite, wo die Berge sich in einer Schlucht verdunkeln und, wenn die Zeit gekommen ist, in Granat und Silber festlich erglänzen, - zum jährlichen Lobgesang umhüllt sich mit Weiß das Sprießen, 5 quillt über die Einfriedungen, die neuen Wasser beleben die Bucht, der Horizont atmet auf - von dort ein nicht zu heftiges Wehen des Winds aus dem Süden, und er wird dir zur Seite sein und dich leicht machen, ein unsichtbarer Begleiter, jedoch gegenwärtig 10 in einem wegrollenden Blatt oder einem schwankenden Zweig, und es sind die Sandalen, die die Gräser vor dir niederbiegen . . . weder Stock noch Kalebasse gegen den Durst sollst du haben wie zur Zeit der Bilder, der Wind gebiert die Träume. Noch hält ein Verweilen den Sommer auf, den der Dahlien, der schweren, 15 zu leuchtenden Glockenblumen in den regennassen Gärten, wehe, wenn die Luft sie ein wenig bewegt! und sie werden angeregt von eitlen Tänzen − aber die träge Brandung in den Buchten wälzte schon seit Monaten verstreuten Abfall, 20 - dies ist die Zeit, nimm den Pfad zum Berg und bringe den Schritt beim Aufstieg nicht aus dem Takt mit dem verschwiegenen Hauch - wenn er an den Büschen die Zweige wendet, gleichen sie hängenden Federn von Turteltauben, von Bekassinen. Eine Lichtung vorn und eine Quelle, und das ist der Zugang 25 zum Aufstieg, einer Gebirgstreppe, die auf Riesenbögen ruht einer Mauer, gleich alt wie 2 Meine Übersetzung hat keinen künstlerischen Anspruch und versteht sich lediglich als Lektürehilfe für das italienische Original. Mein Dank gilt Herrn L. Fesenmeier für seine Anregungen. Biblioteca poetica 74 der Fels, und die Spalten häufen dicht bei dicht Gebüsch von trockenen sich schlängelnden Wurzeln an, Deckung in den Stunden des Lichts solange die Nacht 30 kreist, umherirrt, sich ankündigt, - der ländliche Kiesweg lässt den Fuß gleiten, da jeden Stein mal grünes, mal verbranntes Moos umhüllt, an den Rändern zerbröckelt die Trockenmauer und im Schotter sprießt die violette Distel . . . doch sieh nach 35 oben zur Höhe, ist sie nicht zum Greifen nahe? Doch wenn sich Wolken zeigen lockige, doldenförmige, - Schäume, die im Himmelblau die Bergwinde bewegen - entrückt plötzlich der Gipfel, überfallen dich die Wolken. Baumbestanden die ersten Absätze, wenn du beim dritten abbiegst, 40 umgibt dich die Bergluft wie nirgends sonst: ein Likör aus Felsblumen, altem Regen und Geheimnissen, und du siehst Kalksteine, die eines unvordenklichen Tages ein Modellierholz wie Kreide formte mit zarten Kerbungen, Konsolen, Nischen, und schon triffst du auf die Hütte des Einsiedlers: 45 Vorbau oder Zelle? Ohne Dach und Schutz, von Wintern gebleicht, aus Steinsplittern hier, wo sich der Berg einzieht, von Osten oder Süden, von ferne schien sie aus Rohr, aus Papier - angemaltes Pappmaschee - , verbirgt sie sich oder erscheint sie, je nachdem 50 ob eine Wolke da ist oder trocken der einsame Platz? Den Eremiten, wer sah ihn je? Und wir denken an Morgen im Wald, beseelte Rinden, Nachtwachen . . . aber so ist es nicht. Vielleicht bezogen sich seine Rätsel auf Flinte und Laterne, vielleicht suchte er im engen Dickicht 55 das zwiebelförmige Glas, das die Nacht nährt? - Einsamkeit, Durchscheinen des Abgrunds? - Und die Nächte, in den Nächten nagt ein Wurm, da hilft keine Beschwörung, die Steine der Hütte bewahren noch die dunklen Rauten, die das zerstörerische Rot 60 aus dem Rauchfang fliehend zurücklässt . . . und einmal geschah Folgendes: in der Stunde, in der über der Stadt eine Dunstglocke hängt und absinkt, weder Schloss noch Riegel sie aufhält und jedem den Sand des Schlafs auf die Lider streut, 65 stob aus einem Einschnitt des Felsens der Funke: Kutte, Bart, Kapuze, das Bündel aus Filz und Werg, Biblioteca poetica 75 alles wurde zu Feuerrädern, Rauchschwaden . . . die Schatten des Besessenen auf den Felswänden wie nächtliche Geier in einem Flügelwirbel! 70 Mehr der angsteinflößenden Flammen . . . später lösten sich umher fliegend vom Haufen bösartige Zünsler, Glühwürmer - und wenn einer aus der Ebene unten das Leuchten sah, dachte er vielleicht: der Ziegenhirt entfacht 75 ein wärmendes Feuer, jetzt wo der Herbst kommt . . . Kommentar Dass es sich selbst im Jahr des Erscheinens (1967) 3 um einen entschieden unzeitgemäßen 4 Text in erhaben gestimmtem Ton handelt, kündigt sich im exotischen Gesamttitel der schmalen, lediglich aus neun Gedichten bestehenden Sammlung Plumelia an, der offensichtlich selbst für Muttersprachler der Erklärung bedarf: 5 Auch als eine dialektal-palermitanische Form der eigentlichen botanischen Bezeichnung plumeria (nach dem französischen Botaniker Charles Plumier) bleibt das Wort der fremdartige, eher assoziativ als denotativ wirkende Name einer Pflanze, die angeblich nach Apfel riecht und an die Blüte und Farbe der Kamelie erinnert. Der namengebende Botaniker Plumier verweist darüber hinaus auf das inzwischen außer Gebrauch gekommene Federmäppchen (frz. plumier) und die darin aufbewahrte Feder (frz. plume), die metonymisch für die Literatur steht. In dieselbe poetologische Richtung weist die umständliche, den Gradus ad Parnassum wörtlich nehmende Überschrift des Einleitungs-Gedichts: Guida per salire al monte. Erwarten würde man einen Gedichttitel, der aus einem einzigen Wort oder einem einfachen Syntagma bestünde, wie es auch im vorliegenden Band sonst die Regel ist. Doch hat das Gedicht als Eingangsgedicht nicht (nur) die wörtliche Bedeutung (wer sucht sich für einen Wanderführer in fremdem Gelände 3 Auf Empfehlung Montales: Lucio Piccolo [di Calanovella], Plumelia, Milano: Scheiwiller 1967. 4 Insofern dem in denselben Räumen des Familiensitzes in Capo d ’ Orlando entstandenen Gattopardo seines Vetters Giuseppe Tomasi di Lampedusa ähnlich, der ja zunächst von einigen Verlagen wegen seiner altmodischen Machart abgelehnt wurde. 5 Plumelia, p. 55: «N.[ota] d.[el] E.[ditore]. A proposito del titolo PLUMELIA (o meglio: PLUMERIA) il comune amico Antonio Pizzuto mi scrive in data 18 agosto: ‘ Noi palermitani lo chiamiamo pomelia: una stortura, forse, ma pittoresca (come ‘ olio duro ’ lo joduro), perché il fiore sa di pomo ed ha la purezza della camelia. Ma come mi scrive Lucio Piccolo, esso è creazione di un Plumier. ʼ ». Biblioteca poetica 76 ausgerechnet ein Gedicht aus? ), sondern eher den programmatischen Charakter einer Anleitung, wie man den Dichter-Parnass zu besteigen habe. Die Umständlichkeit des Titels verrät die Absicht, dem Leser nicht den schnellsten oder gar den bequemsten Weg nach oben zu weisen - bezeichnenderweise endet das Gedicht ja auch auf drei Punkte im Ungefähren, ohne dass ein Gipfel erreicht worden wäre - , sondern ihn, nach der Devise ‘ der Weg ist das Ziel ʼ , auf die sinnlichen Eindrücke und die assoziativen Angebote aufmerksam zu machen, die diese spezielle Art des Bergwanderns bietet. Wer einmal in Sizilien gewandert ist, kann vielleicht nachvollziehen, wie wohltuend ein begleitender lauer Wind ist, welches Schauspiel die abwechslungsreiche Natur bietet. Oder er kann es, mangels eigener Erfahrung, im ästhetischen Nachvollzug mit Hilfe der Bilder und Rhythmen des Gedichts imaginativ ‘ erfahren ʼ . Auffällig ist der reiche Wortschatz, der, wie schon der Titel ahnen lässt, teilweise so ausgefallen bzw. speziell sizilianisch ist, dass auch ein Zingarelli nicht genügt, geschweige denn ein normales zweisprachiges Lexikon. Rares Vokabular verleiht dem Text nicht nur etwas Kostbares, sondern verlangsamt den Rezeptionsprozess, der dem Leser ein Innehalten aufzwingt, das der imaginativen, sinnlichen Aktualisierung der erwähnten Details dient. Im gleichen Sinne wirkt die mäandernde, zerhackte Syntax, die kookkurrent den mühsamen, beschwerlichen, immer wieder zum Atemholen innehaltenden Aufstieg mit seinen abschweifenden Blicken und Gedanken nachbildet. Die freien, zwischen neun und 17 Silben schwankenden Langverse formen sich zu ellenlangen Sätzen, immer wieder unterbrochen von Einschüben zwischen Gedankenstrichen und durch mit drei Punkten markierte Auslassungen. Der erste Punkt und damit das erste Satzende findet sich erst in Zeile 14! Und auch dann beginnt der nächste Satz nicht am nächsten Zeilenanfang, sondern vor dem Versende, um hakenstilartig mit Enjambement weiter zu schreiten, so dass das Gedicht über die gesamte Länge von 76 Versen ohne Absatz auskommt. Zu den bereits genannten Phänomenen (Gedankenstriche, Auslassungspunkte) kommen mitten im Satz noch Doppelpunkte, Ausrufe- oder Fragezeichen, die ebenfalls kein Satzende markieren, unmotivierte Neuansätze mit e, unvorbereitete Subjektwechsel, Aposiopesen, Anakoluthe etc. Sechs Mal wird die Schilderung von Fragen unterbrochen, die neben den anderen Anzeichen des Zögerns und Zweifelns die tiefe Unsicherheit des Dichters über die Einordnung des Gesehenen unterstreichen und seine Scheu, dem Leser im Gedicht eine abgeschlossene Deutung des Erlebten zu liefern. Eine besondere Rolle spielte für die Dichtung seit der Antike der Wind: Hier sowohl sächlich/ wörtlich, indem er den Schritt des Dichters in seinem Aufstieg (9/ 10, 22/ 23, 41) beschwingt und die Pflanzen (10/ 11, 23 Blätter, Zweige; 17/ 18 Blumen) und die Wolken (37/ 38) in Bewegung versetzt, als auch übertragen als dichterische Inspiration (14), wobei die beiden Funktionen nicht zu trennen sind. Biblioteca poetica 77 Auf seinem Weg begegnet der Wanderer einer zu Stein erstarrten Naturgeschichte (26/ 27; 43/ 44), außerdem der gegenwärtigen Natur in Form der Pflanzen als auch der jüngeren menschlichen Geschichte in Gestalt eines der Gesellschaft Entflohenen. Zuerst denkt der Sprecher an einen traditionellen Eremiten (51/ 53), doch es scheint sich eher um einen vom Dämon, sei er nun psychisch oder politisch, Besessenen (Energumenos 69) zu handeln, der in einer Art selbst inszeniertem Autodafé endet. 6 Das reinigende Feuer verwandelt vom Menschen künstlich Geschaffenes (Hütte, Stoff ) wieder zurück in Natur (48, 58, 72/ 73). Wenn der Text einerseits immer wieder bei Details verweilt, um ihre sinnliche Fülle zu entfalten, und andererseits energisch vorwärts drängt, so sollte der Leser auf dieses Angebot eingehen, sich die optischen, akustischen und haptischen Eindrücke imaginativ vergegenwärtigen, um in den Genuss des ganzen Reichtums der Verse zu kommen. Bemerkungen zu einzelnen Details der Übersetzung Gedichttitel: Im Deutschen, das nicht zwischen guida und duce trennt, ist Führer ein für alle Male problematisch, selbst wenn der Begriff als Tourismus-, Opern- oder Berg-Führer noch durchaus harmlos gebräuchlich ist. Da im vorliegenden Gedicht keine Person und auch nichts Buchförmiges gemeint ist, bietet sich als Übersetzung Anleitung an: Das Gedicht hat eine poetologische Aufgabe, es führt vor, wozu es anleitet. V. 1: Così am Anfang des Gedichts ist betont und erhält seine Berechtigung von der Gattungsbezeichnung guida, die den Hinweis des Dichters enthält, wie man am besten den Anstieg beginnen sollte. Im Deutschen hätte die übliche Wortstellung So nimm den Pfad einen weniger deutlichen deiktischen Charakter, da man automatisch beim Lesen die Betonung auf den Imperativ legen würde. V. 8: Südwind oder Wind aus dem Süden? Da der italienische Mezzogiorno mit seinen vier Silben im Rhythmus des Verses und in der Endstellung einen betonten Platz einnimmt, sollte es auch im Deutschen mehr Gewicht bekommen. Mittag wird im Deutschen heute meist zu eindeutig temporal verstanden und weniger geographisch als im Italienischen. V. 12 ff.: Wenn es um Dichtung geht, braucht man weder eine mechanische Stütze noch ein Getränk, sondern überlässt sich der Inspiration des Windes. V. 17: Warum guai? Eines Windes, der im Gegensatz zum Wanderer/ Dichter für die schweren Blüten eher gefährlich ist. 6 Die Stimmung erinnert teilweise an einen anderen sizilianischen Autor, dessen Werk reich an Sonderlingen ist, Vincenzo Consolo (z. B. an Nottetempo, casa per casa, in dem die historische Gestalt des englischen Gurus Aleister Crowley sein Unwesen treibt). Biblioteca poetica 78 V. 18 ff.: Die vom Wind verursachten vane danze der Pflanzen stehen im Gegensatz zu den wenig poetischen Bewegungen des Mülls im Meer. V. 21: Die wörtliche Wiederholung des ersten Verses unterstreicht den Kairos, die Tatsache des richtigen Zeitpunkts. V. 22: Der Wind gibt mit dem Schritt auch den Rhythmus der Dichtung vor. V. 23: Der Windhauch ist nur indirekt aus bestimmten Indizien der Umgebung zu erschließen. V. 25 ff.: Die Natur wird in architektonischen (menschlichen, künstlerischen) Begriffen erfasst. V. 29 ff.: Die lautmalende Verzahnung durch die Alliterationen bildet im Italienischen die Undurchdringlichkeit des Gestrüpps nach. V. 43 f.: Auch hier wird die Natur in Kultur verwandelt. V. 45 ff.: Die für das fromme Sizilien naheliegende Vermutung einer Einsiedlerhütte, eines Orts der Spiritualität, wird ausdrücklich zurückgewiesen und dafür auf die ebenfalls sizilianische Tradition der Outlaws hingedeutet. V. 54: Was sind das für Geheimnisse? Ist der Eremit ein Wilderer oder ein Revolutionär (schioppo) oder doch eher ein politisch, religiös oder psychisch Marginalisierter (energumeno 69; vgl. oben Fußnote 5)? V. 56: Die Zwiebel ist zwar etwas Nährendes (alimenta la notte bezieht sich daher vermutlich auf das Licht der Laterne), aber hier geht es wohl zunächst um die Analogie zur Form des Laternen-Glases (ähnlich der deutschen [Glüh]Birne). V. 73: Pyrausta (u. a. purpuralis) - in der deutschen Bezeichnung für eine dieser Mottenarten, den Zünsler (phalaena pyralis ‚ ‘ Lichtmotte ʼ , auch ‘ Gespenst ʼ ; Buchsbaumschädling mit gefräßiger Raupe, vgl. auch V. 58), steckt ähnlich wie im italienischen Wort das griechische pyr (Feuer) das Verb zünden, zünseln. Übersetzung und Kommentar: Hermann H. Wetzel Biblioteca poetica 79