eJournals Italienisch 43/86

Italienisch
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Zur Erinnerung an Ragni Maria Gschwend

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Mitteilungen Zur Erinnerung an Ragni Maria Gschwend Am 26. Juli 2021 verstarb in Freiburg im Breisgau im Alter von 85 Jahren die wunderbare Ragni Maria Gschwend, bedeutende Übersetzerin italienischer Literatur. Geboren 1935 in Immenstadt, machte sie nach dem Abitur eine Buchhandelslehre und arbeitete einige Zeit für eine italienische Firma in München. Sie absolvierte schließlich ein Übersetzerstudium in München und verbrachte Auslandsaufenthalte in Perugia, Siena und Paris. Seit 1976 war sie als freie Übersetzerin in Freiburg im Breisgau tätig. Für ihre Arbeit erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Premio Montecchio Maggiore (1983), den Premio Internazionale J.W. Goethe (1988), die Verdienstmedaille des Landes Baden- Württemberg (2006), den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Übersetzung (2006), das Bundesverdienstkreuz (2008), den Paul-Celan-Preis (2008) und den Deutsch-Italienischen Übersetzerpreis für ihr Lebenswerk (2015). Sie war Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland und im Verband deutscher Übersetzer. Von 2001 − 2008 war sie Präsidentin des Freundeskreises zur internationalen Förderung literarischer und wissenschaftlicher Übersetzungen e.V. Durch ihre Arbeit machte Ragni Maria Gschwend viele italienische Autor- Innen in Deutschland bekannt, besonders Claudio Magris, aber auch Fulvio Tomizza, Elsa Morante, Antonio Moresco, Federigo Tozzi, Ennio Flaiano, Sebastiano Vassalli und andere. Die Familie Svevo hatte es ihr besonders angetan, was ihre Mitarbeit an der im Rowohlt Verlag erschienenen siebenbändigen Werkausgabe Italo Svevos bezeugt, aber auch die Veröffentlichung, gemeinsam mit François Bondy, einer Svevo-Biographie in der rororo-Biographien-Reihe (Reinbek bei Hamburg 1995). Zudem gab sie 1999 den Band Elio Schmitz/ Italo Svevo, Meine alte unglückliche Familie Schmitz, Elios Tagebuch und andere Zeugnisse im Wiener Paul Zsolnay Verlag heraus und war beratend tätig bei der Übertragung der Biographie von Enrico Ghidetti, Italo Svevo. Ein Bürger aus Triest (Frankfurt: Cooperative Verlag 2001) ins Deutsche. Auch literarische Nischen genossen ihre Aufmerksamkeit: Sie übersetzte u. a. die Texte des ersten zweisprachig erschienenen Gedichtbandes von Salvatore A. Sanna mit dem Titel Fünfzehn Jahre Augenblicke ins Deutsche (Frankfurt 1978). Zuletzt erschien ihre Übersetzung des Erzählbandes Schnappschüsse (Istantanee) von Claudio Magris im Münchner Hanser Verlag (2019). Eine besondere Stellung nehmen Ragni Maria Gschwends Libretto-Übersetzungen ein: Wir erinnern an die Publikation des Librettos Le nozze di Figaro von DOI 10.24053/ Ital-2021-0037 165 Lorenzo da Ponte auf Deutsch, «übersetzt in reimlose singbare deutsche Verse» (München: Beck-Textura 2009). Den Beruf des Übersetzers reflektierte sie in zwei amüsanten Bänden: Der schiefe Turm von Babel: Geschichten vom Übersetzen, Dolmetschen und Verstehen (2000) und Figaros Flehn und Flattern. Mozart in den Fängen seiner Übersetzer (2006) - beide Bücher sind in der Reihe der Straelener Manuskripte erschienen. Ragni Maria Gschwend wird als «deutsche Stimme von Claudio Magris» (Badische Zeitung 28.7.2021), in ihren vielen Übersetzungen von italienischen Schlüsseltexten und mit ihrer strahlenden Begeisterung für die italienische Literatur in der Italianistik unvergessen bleiben. (Red.) Übersetzungen von Ragni Maria Gschwend (Auswahl) Agnelli, Susanna: Wir trugen immer Matrosenkleider, München: Piper 1976. Ara, Angelo/ Magris, Claudio: Triest. Eine literarische Hauptstadt Mitteleuropas, München: Hanser 1987. Chiara, Piero: Das Zimmer in der Villa Cleofe, Reinbek: Rowohlt 1979. Flaiano, Ennio: O Bombay, Freiburg: Beck & Glückler 1996. Guidacci, Margherita: Ergo sum. Ausgewählte Gedichte italienisch-deutsch, Straelener Manuskripte, Nr. 8, 1986. Landolfi, Tommaso: Rien va, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1999. Magris, Claudio: Die Welt en gros und en detail, München: Hanser 1999. Magris, Claudio: Blindlings. Roman, München: Hanser 2007. Magris, Claudio: Schnappschüsse, München: Hanser 2019. Morante, Elsa: Aracoeli, München: Düsseldorf: Claassen 1984. Morselli, Guido: Dissipatio humani generis oder die Einsamkeit, Frankfurt: Insel 1990 (neue Auflage 2021). Sanna, Salvatore A.: Fünfzehn Jahre Augenblicke. Gedichte Italienisch-Deutsch, Frankfurt am Main (Privatdruck) 1978. Silone, Ignazio: Severina, Köln: Kiepenheuer & Witsch 1994. Tomizza, Fulvio: Franziska. Eine Geschichte aus dem 20. Jahrhundert, Wien: Zsolnay 2001. Tomizza, Fulvio: Das Liebespaar aus der Via Rossetti, München: Hanser 1989. Tomizza, Fulvio: Materada, München: Hanser 1993. Tozzi, Federigo: Das Gehöft, München: Piper 1984. Tozzi, Federigo: Mit geschlossenen Augen, München: Piper 1988. Vassalli, Sebastiano: Die Hexe aus Novara, München: Piper 1993. Vassalli, Sebastiano: Der Schwan, München: Piper 1995. Wilcock, Rodolfo: Das Stereoskop der Einzelgänger, Freiburg: Beck & Glückler 1995. Mitteilungen 166