eJournals Italienisch 44/87

Italienisch
ita
0171-4996
2941-0800
Narr Verlag Tübingen
10.24053/Ital-2022-0018
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel, der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/91
2022
4487 Fesenmeier Föcking Krefeld Ott

Julia Moldovan: Der Raum als poetologische Kategorie im italienischen Roman von Verga bis Pasolini. Berlin: Erich-Schmidt-Verlag 2020, 312 Seiten, 85,00 € (Studienreihe Romania 36)

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2022
Susanne Kleinert
ita44870150
Gli ultimi due contributi nell ’ ordine scelto, rispettivamente scritti da Marinella Vannini e Julia Görtz, presentano l ’ utilizzo della lettera (nel secondo caso della e-mail) come risorsa per l ’ insegnamento, studiandola l ’ una nella sua applicazione nelle diverse fasi dell ’ unità didattica e sottolineandone le potenzialità («La lettera informale come risorsa per l ’ insegnamento: alcune proposte», pp. 111 - 124), l ’ altra situando il contesto comunicativo digitale in ambito transculturale con un ’ analisi del romanzo Caro Hamid, fratello lontano (2007) della scrittrice Anna Russo («Geschwister auf Distanz: transkulturelle und didaktische Perspektiven auf den E-Mail-Roman Caro Hamid, fratello lontano von Anna Russo», pp. 125 - 143). Dare forma all ’ assenza, di un tu che, nel momento della scrittura, non si ha ‘ a disposizione ’ . . . talvolta con ironia, a volte con amarezza ed inclemenza, altre non dissimulando la passione intensa e la specificità del proprio io. Il ventaglio offerto da questa miscellanea ci sembra un egregio e scrupoloso studio rivolto a far conoscere e discutere con incisività la scrittura epistolare come strumento operativo di azione, nonché veicolo di riflessione e di dibattito, sapiente messa in scena di sé e dell ’ altro da sé, dispositivo di scrittura dell ’ esperienza e della coscienza del proprio io. Sono epistolari, carteggi, quelli qui presi in esame, che si offrono come terreno fertile per aprire nuove prospettive di ricerca su un genere che non nasconde il dinamismo in esso presente, e come questo faccia parte stessa dell ’ accadere delle cose. Monica Biasiolo Julia Moldovan: Der Raum als poetologische Kategorie im italienischen Roman von Verga bis Pasolini. Berlin: Erich-Schmidt-Verlag 2020, 312 Seiten, 85,00 € (Studienreihe Romania 36) Die Druckfassung der im Februar 2020 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf verteidigten Dissertation verfolgt nach der Einleitung und einem Kapitel zur Raumtheorie zunächst die poetologischen, auf die Ästhetisierung des Raumes bezogenen Positionen im Verismus, in Pirandellos umorismo und im Neorealismus und untersucht anschließend in drei Kapiteln ein Textkorpus, das aus Giovanni Vergas I Malavoglia (1881), Luigi Capuanas Il marchese di Roccaverdina (1901), Luigi Pirandellos Romanen Il fu Mattia Pascal (1904), Quaderni di Serafino Gubbio operatore (1925) und Uno, nessuno e centomila (1926) sowie Elio Vittorinis Conversazione in Sicilia (1941), Italo Calvinos Il sentiero dei nidi di ragno (1947) und Pier Paolo Pasolinis Ragazzi di vita (1955) besteht. DOI 10.24053/ Ital-2022-0018 Kurzrezensionen 150 Das Theoriekapitel nähert sich der Vielfältigkeit des Raumbegriffes an und nimmt u. a. mit Bezug auf Jörg Dünne (vgl. S. 28) eine Eingrenzung auf die literaturwissenschaftlich und kulturwissenschaftlich ergiebigen Raumkonzepte von Bachelards Poetik des Raumes, Lotmans Konzepte der Grenze und der Semiosphäre sowie Foucaults Heterotopien vor. Dabei wird im Vorgriff auf die Romananalysen die Hypothese formuliert, dass aufgrund der tendenziell binären Strukturen im Weltbild der veristischen Autoren eher Lotmans Theorie für die Analyse fruchtbar sei, während sich Foucaults Konzept der Heterotopie besser für die Autoren des 20. Jahrhunderts eigne. Dabei räumt die Verfasserin ein, dass sich auch bei den Veristen bereits heterotopische Orte der Ausschließung finden lassen und umgekehrt in der Literatur des 20. Jahrhunderts binäre Strukturen und Figuren der Grenze zu beobachten sind. Die unterschiedliche Schwerpunktsetzung der Theorien auf die Romane des 19. und des 20. Jahrhunderts ist also ein heuristischer Ansatz. Für die gesamte Studie gilt, dass der Raum als ein relationales Gefüge zwischen örtlicher Situierung, Figurenkonstellation, grundlegender Handlungsstruktur, literarischen und weltanschaulichen Diskursen konzipiert wird, was sich als der ästhetischen Dimension der Primärtexte angemessen erweist, gelegentlich aber den Raumbegriff als sehr metaphorisch erscheinen lässt. Das dritte Kapitel über «Literaturtheorie. Ästhetisierte Räume und Wirklichkeiten» stellt einen Abriss von Émile Zolas und Capuanas Reflexionen zur Literatur, von Pirandellos umorismo und von Positionen des Neorealismus, Calvinos und Pasolinis dar, wobei der Versuch, daraus bereits Bezüge zum Thema Raum zu gewinnen, gelegentlich allzu forciert wirkt, wenn beispielsweise aus Pirandellos Konzept der forma abgeleitet wird, «dass die Kategorie des Raumes elementar für Pirandellos Denken ist» (S. 76). Dass Pirandello die menschlichen Vorstellungen, Normen und Ordnungen als Konstruktionen begreift, erlaubt es m. E. noch nicht, dies als Denken in räumlichen Kategorien zu interpretieren. In Kapitel 4 über Vergas I Malavoglia und Capuanas Il marchese di Roccaverdina analysiert Moldovan räumliche Motive wie Naturräume, das Haus, Schwellenräume, Ausgrenzungsräume bei Verga, die Bewegungen der Figuren im Raum und kommt zu dem Schluss, dass sich Räume, Handlungen und Bewegungen der Figuren zu einer Struktur von Geschlossenheit und Zirkularität verbinden. Die Systematik der Analyse überzeugt und zeigt textnah auf, inwiefern Vergas literarische Raumkonstitution von zentraler Bedeutung ist, auch wenn in I Malavoglia häufig Raumdeskriptionen fehlen. Die relationale Konzeption des Raumes führt in der folgenden Analyse von Il marchese di Roccaverdina zu einer starken Beachtung der Geschlossenheit des hierarchischen Machtgefüges zwischen den Figuren. Kurzrezensionen 151 Das m. E. stärkste und mit 88 Seiten auch längste Kapitel der Studie ist der Teil über Pirandellos Romane. Hier erweist sich die Anwendung des Heterotopie- Konzepts als besonders ertragreich. Pirandellos Räume der Bibliothek, des Casinos, des Friedhofs und der Stadt Rom in Il fu Mattia Pascal, des Obdachlosenasyls, des Filmstudios und anderer Räume in Quaderni di Serafino Gubbio operatore sowie des Spiegels und des Hospizes in Uno, nessuno e centomila werden in ihren Relationen untereinander, mit den Figuren, mit Pirandellos Erzählverfahren und Metaphorik und mit den Diskursen zu Tradition und Moderne untersucht. Die vielfältigen, an textnahen Beobachtungen reichen Befunde schließen sich zu einer dichten, argumentativ ausgefeilten Interpretation. Man kann nur bedauern, dass die Verfasserin nicht auch noch Pirandellos I vecchi e i giovani untersucht hat; allerdings hätte dies die Anlage der Arbeit, die Texte aus einem größeren Zeitraum behandelt, wohl gesprengt. Das Kapitel zum Neorealismus verfolgt das Thema der Sinnlosigkeit, aber auch des Widerstandes in Vittorinis Conversazione in Sicilia und Calvinos Il sentiero dei nidi di ragno und deutet die jeweiligen Räume und Handlungen von Figuren vor dem Horizont einer Thematisierung von Sexualität, Kindlichkeit und intertextuellen Prägungen. Ein stärkerer Raumbezug findet sich im folgenden Abschnitt über Pasolinis Ragazzi di vita, der die Borgata und ihre heterotopisch ausgeschlossenen Bewohner weniger als Gegenbild zum Zentrum Roms denn als Chiffre für eine allgemeinere Welterfahrung der Nachkriegszeit interpretiert, wofür neben Foucault auch Agambens Konzept des homo sacer herangezogen wird. Das Fazit fasst die Ergebnisse unter der Perspektive der Komplexität und Heterogenität des literarischen Raumes im italienischen Roman seit dem Verismus zusammen. Gelegentlich hätte man etwas mehr Forschungsliteratur, z. B. aus der italienischen Italianistik, heranziehen können, doch fällt dies nicht ins Gewicht angesichts der Vorzüge dieser theoretisch versierten, intellektuell ambitionierten und analytisch sensiblen Studie. Susanne Kleinert DOI 10.24053/ Ital-2022-0018 Kurzrezensionen 152