Italienisch
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Narr Verlag Tübingen
10.24053/Ital-2022-0026
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Fesenmeier Föcking Krefeld OttTagung: «Lehren (und Lernen) des Italienischen in deutschsprachigen Lehr- und Lernkontexten: Forschung und Unterricht im Dialog» (3.–4. September 2021, online)
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Katrin Schmiderer
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Angela Oster (München) sprach in ihrem Vortrag über Authentizität als ästhetische Kategorie sowie als technisches Verfahren und fragte nach dem semiotischen Code von Pasolinis Kino der Poesie, das sich als antinaturalistisch und artifiziell darstelle, aber zugleich durch ikonische Zeichen, wie die der körperlichen Präsenz, Authentizitätsmarker setze. Pasolinis spezifische filmtechnische Umsetzung inhaltlicher Konzepte interessierte auch Marco Antonio Bazzocchi (Bologna), der in einer Auseinandersetzung mit dem Film Medea (1969) auf die Verbindung von Tod und Montage als zerstörerische Kräfte bzw. Mythos und Film als geschlossene Geschichten verwies. Mit eher unbekannteren Werken in Pasolinis Schaffen beschäftigten sich schließlich Luciano De Giusti (Triest) und Fabien Vitali (Kiel). Während De Giusti nach den Motiven suchte, die Pasolini dazu antrieben, seinen Kurzfilm Appunti per un film sull ’ India (1968) zu drehen, um sich ein authentisches Bild der indischen Gesellschaft zu verschaffen, wandte sich Vitali der Kapitalismuskritik in den literarisch ausgestalteten Drehbüchern zu den unverwirklichten Filmen San Paolo (1974) und L ’ histoire du soldat (1973) zu. Als Ausdruck von Inauthentizität könne insbesondere in letzterem Text die Figur des Teufels angesehen werden, der die neue kapitalistische Macht repräsentiere. Die beiden Konferenztage wurden jeweils von einer Theatersowie Filmvorführung beschlossen: Das deutsch-italienische Ensemble D. I. E. Musa der Universität Bonn übertrug Pasolinis Ideen auf die heutige Gesellschaft und trat unter Einbezug verschiedener medialer Formen mit dem Autor und Filmemacher in einen persönlichen Dialog, indem seine gesellschaftskritischen Positionen auf den Prüfstand gestellt wurden. Am letzten Abend wurde Pasolinis Kurzfilm Che cosa sono le nuvole? (1968) vorgeführt, in dem die grundsätzlichen Fragen nach den ‘ wahren ’ Motiven des menschlichen Handelns und Fühlens sowie nach der Möglichkeit, die Wirklichkeit zu erfassen, verhandelt werden. Alina Lohkemper/ Martina Nappi Tagung: «Lehren (und Lernen) des Italienischen in deutschsprachigen Lehr- und Lernkontexten: Forschung und Unterricht im Dialog» (3. - 4. September 2021, online) Das Zentrum für Fremdsprachenbildung der Ruhr-Universität Bochum in Zusammenarbeit mit dem Romanischen Seminar sowie dem Institut für Romanistik und dem Italien-Zentrum der Universität Dresden richtete am 3. und 4. September 2021 eine Online-Tagung mit dem Titel «Lehren (und Lernen) des Italienischen in deutschsprachigen Lehr- und Lernkontexten: Forschung und Unterricht im DOI 10.24053/ Ital-2022-0026 Mitteilungen 167 Dialog» aus. Unter der Schirmherrschaft zahlreicher Institutionen, darunter die Accademia della Crusca sowie die Italienische Botschaft in Berlin, und gefördert vom Deutschen Italianistenverband, dem Istituto Italiano di Cultura in Köln, dem Com.It.Es in Dortmund, dem Ci.Cu.IT in Bochum, dem Arbeitskreis Sprachenzentren und dem Italien-Zentrum der Universität Stuttgart, wurde ein - gerade in Zeiten der Covid-19-Pandemie besonders wertvoller - Raum für einen zweitägigen Austausch zwischen Forschenden sowie Lehrenden aus dem schulischen wie universitären Kontext geschaffen. Etwa 120 Personen aus dem gesamten deutsch- und italienischsprachigen Raum, darunter 60 Vortragende, nahmen an der Tagung teil. Mit dem Ziel, Schnittsowie Bruchstellen zwischen der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Lehren und Lernen des Italienischen einerseits und der Unterrichtspraxis andererseits auszuloten sowie Möglichkeiten für einen breiteren wechselseitigen Austausch zu diskutieren, organisierte das Tagungsteam um Enrico Serena (Technische Universität Dresden/ Ruhr-Universität Bochum), Nicola Heimann-Bernoussi, Jörg Meuter, Francine Poschmann und Cristina Schalk (letztere alle Ruhr-Universität Bochum) ein umfassendes Programm aus Plenarvorträgen, Sektionsarbeit, Posterpräsentationen und Workshops. Den Auftakt zur Veranstaltung bildete der Plenarvortrag von Prof. Dr. Matthias Heinz (Paris Lodron Universität Salzburg) zu «Idioma gentile a vocazione internazionale: Italofilia e italianismi nell ’ area germanofona (e oltre)». Ein Blick auf das Sektionsprogramm zeigt die inhaltliche Breite der Tagung. So wurden in insgesamt zwölf Sektionen Beiträge zu unterschiedlichen Unterrichtskontexten des Italienischen als Fremd-, Zweit- und Herkunftssprache (Sektion «Unterricht in mehrsprachigen Kontexten», Sektion «Herkunftssprachenunterricht», Sektion «Besondere Zielgruppen»), zu Spracherwerbsprozessen (Sektion «Sprachliche Mittel und Spracherwerb I und II»), zu Unterrichtsansätzen (Sektion «Ansätze aus Literatur, Kunst und Musik», Sektion «Italien entdecken - Sprache in Aktion»), zu digitalem sowie interkulturellem Lernen (Sektion «Elearning und Neue Ansätze», Sektion «Geschichte, Kultur und Interkultur») und zur Ausbildung zukünftiger Italienisch-Lehrpersonen («Lehrerausbildung und Networking») präsentiert. Neben Beiträgen zur Italienischdidaktik im Paradigma der Didaktik als Transformationswissenschaft waren dabei erfreulicherweise mehrere Beiträge zur - nach wie vor zu wenig verbreiteten - empirischen Fremdsprachenforschung vertreten. Über die traditionelle Sektionsarbeit hinaus bot die Tagung auch praktisch orientierte Workshops sowie eine Podiumsdiskussion unter dem Titel «Wissenschaft und Praxis im Dialog». Moderiert von Prof. Dr. Massimo Vedovelli (Università per Stranieri di Siena) diskutierten VertreterInnen der Fachdidaktik und Linguistik, Prof. Dr. Daniel Reimann (Universität Duisburg-Essen) und Prof.in Dr. Mitteilungen 168 in Christine Konecny (Universität Innsbruck), sowie der schulischen Unterrichtspraxis, Prof.ssa Raffaella De Rosa (Intendenza scolastica lingua italiana Bolzano), Prof.ssa Anna Maria Salamone und Prof. Giuseppe Giambusso (Herkunftssprachenunterricht Italienisch, Kreis Unna und Menden) aktuelle Entwicklungen der Disziplin sowie der LehrerInnenausbildung anhand von Best-Practice-Beispielen. Katrin Schmiderer Schenkung von Fruttuoso Piccolo an das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven Das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven hat eine umfangreiche Schenkung des Künstlers und Lyrikers Fruttuoso Piccolo erhalten. Es handelt sich um rund 2.800 Bände, eine Sammlung deutschsprachiger Literatur von AutorInnen mit Migrationsgeschichte über 40 Jahre. Die Werke stellen eine wichtige zeitgeschichtliche Quelle für die Forschung in Literatur- und Sprachwissenschaft dar und vermitteln Einblicke in die Erfahrungswelten von Eingewanderten von den 1970er Jahren bis heute. Der 1953 in Stanghella in der italienischen Provinz Padua geborene Piccolo kam 1972 nach Deutschland und engagiert sich seitdem mit seinem künstlerischen Werk gegen Ausländerfeindlichkeit und Ausgrenzung. 1984 erhielt er den Lyrikpreis «Germania» und 1986 ein Arbeitsstipendium des Landes Niedersachsen. Es sind vier Gedichtbände erschienen: 10 anni fra due mondi/ 1970/ 1980 (1980), Arlecchino Gastarbeiter - Harlekin Gastarbeiter (1985), durch DIE SPRACHE ein ander(es) ICH (1987), Ein Fach Mao Dich Tung (2008). Er hat Ausstellungen kuratiert und verschiedene Kunstaktionen und Performances organisiert und selbst durchgeführt. Piccolo überließ dem Deutschen Auswandererhaus seine Sammlung, da es eine besondere Sensibilität für das Individuum hinter den Einwanderungszahlen zeige: «Meine Sammlung ist ein Versuch, Abgrenzungen anhand der Kriterien der Nationalität, des sozialen Status, des Orts, der Sprache, der Themen, der Funktion etc. zu vermeiden und liefert zugleich eine Bestätigung dafür, dass die Literatur der AutorInnen nichtdeutscher Muttersprache bereits heute die Entwicklung der deutschsprachigen Literatur und Sprache nachhaltig beeinflussen zu einer buchstäblich: grenzüberschreitenden Literatur! » Information: www.dah-bremerhaven.de. (Red.) DOI 10.24053/ Ital-2022-0027 Mitteilungen 169