Italienisch
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Narr Verlag Tübingen
10.24053/Ital-2022-0028
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Fesenmeier Föcking Krefeld Ott«Pasolini: populär» – Neues Forschungsprojekt zu Pier Paolo Pasolini im Rahmen des SFB 1472 Transformationen des Populären an der Universität Siegen
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Juliana Müller
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«Pasolini: populär» - Neues Forschungsprojekt zu Pier Paolo Pasolini im Rahmen des SFB 1472 Transformationen des Populären an der Universität Siegen Mit einer Akzentuierung des Populären in den Arbeiten Pier Paolo Pasolinis analysiert und diskutiert das an den Sonderforschungsbereich 1472 Transformationen des Populären der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) angegliederte Teilprojekt «Pasolini: populär» unter der Leitung von Cornelia Wild (Universität Siegen) in den nächsten Jahren die kulturelle Ordnung im Italien der 1950 bis 1970er Jahre. Pasolini, so die Ausgangsüberlegung des Projekts, initiiert eine Transformationsbewegung, die antithetische Verhältnisse von Hoch- und niederer Kultur radikal infrage stellt und sich so in eine heterogene Vorgeschichte des Populären als unhintergehbare Kondition kultureller Verständigung einschreibt. Anstelle einer Abtrennung setzt Pasolini das Prinzip der Überlagerung: Parallel zur Konsumkultur als «cultura del potere» bestehen (sub-)proletarische Lebenswirklichkeiten in den römischen Vorstädten. Die Verhältnisse sind dabei nicht getrennt voneinander zu denken - im Gegenteil interferieren sie, beeinflussen sich wechselseitig und produzieren so widersprüchliche Phänomene als Gegenstand einer Populärkultur, deren Nexus in einer Überschneidung von Machtdispositiven und Subjektkonstitutionen besteht. Das Populäre bei Pasolini beschreibt demnach keine Kontrastfigur zu Derivaten einer Hochkultur; vielmehr markiert es einen Kontaktpunkt, an dem Konfrontationen zwischen etablierten und prekären Verfassungen entstehen, die wiederum Einfluss auf Sprechweisen, mediale Wirklichkeiten und Geschlechterdiskurse nehmen. Durch das stilistische Verfahren der Verunreinigung, der «contaminazione di stile» macht Pasolini die Bedingungen eines populären Sprechens sichtbar und provoziert so eine Umwertung von hoher und niedriger Sprachposition. Das Populäre Pasolinis schreibt auf diese Weise die Traditionslinie des «Volgare» nach Dante Alighieri weiter, die sich durch die Vermischung verschiedener Stilebenen auszeichnet. Plebejisches und gepflegtes Sprechen bestehen in einer Gleichzeitigkeit und produzieren einen charakteristischen Soziolekt, der die Bedingung für eine begriffliche Reflexion des Populären in der romanischen Kulturtradition bildet. Bei Pasolini kulminiert diese Entwicklung in der Figur der «freien indirekten Rede», dem «discorso libero indiretto» - mit ihr wird die Konstitution einer Sprechposition zur Infragestellung bestehender Repräsentationsverhältnisse. Das Populäre nimmt so Einfluss auf die ästhetische Vermittlung von Wirklichkeit, indem es eine Spannung erzeugt, die sich insbesondere in filmischer Darstellung entlädt. Ausgehend von diesen Aspekten wird das Teilprojekt den Begriff des Populären bei Pasolini in Hinblick auf (un-)populäre Sprechweisen und Ge- DOI 10.24053/ Ital-2022-0028 Mitteilungen 170 schlechterdiskurse perspektivieren, um daran anschließend mediale Verortungen in Kino und Fernsehen vorzunehmen. Dieser Prozess wird begleitet durch ein vielfältiges Programm an der Universität Siegen: Neben den Pasolini Lectures ist unter dem Titel «Pasolini: populär» eine internationale Tagung geplant, um die im Rahmen des Teilprojekts erarbeiteten Fragestellungen in Vortragsformaten zu diskutieren. Juliana Müller Weitere Informationen: Prof. Dr. Cornelia Wild, SFB 1472, Universität Siegen, Herrengarten 3, 57072 Siegen, https: / / sfb1472.uni-siegen.de/ personen/ univ-profdr-cornelia-wild Neuer Vorstand des Deutschen Italianistenverbandes Bei der digital abgehaltenen Mitgliederversammlung des Deutschen Italianistenverbandes - Fachverband Italienisch in Wissenschaft und Unterricht e.V. am 18.3.2022 wurde ein neuer Vorstand gewählt. Neue Vorsitzende ist Prof. Dr. Barbara Kuhn (Universität Eichstätt), zur ersten Stellvertretenden Vorsitzende wurde Prof.Dr. Sarah Dessì Schmid (Universität Tübingen), zum zweiten Stellvertretenden Vorsitzenden Prof.Dr. Christian Rivoletti (Universität Erlangen- Nürnberg) gewählt. Im Amt der Schriftführerin wurde Andrea Klinkner (Studienseminar für das Lehramt an Gymnasien, Trier) bestätigt. Neue Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit ist Prof.Dr. Daniela Marzo (Universität Freiburg). Als Schatzmeisterin wurde Dr. Mirjam Sigmund (Universität Tübingen) gewählt. (Red.) Eingegangene Bücher Barberio, Teresa: Schreiben in zwei Sprachen. Argumentative und narrative Texte bilingualer italienisch-deutscher Schülerinnen und Schüler. München: Open Publishing in the Humanities 2021. Fliege, Daniel: E puro inchiostro il prezioso sangue. Das Verhältnis von Petrarkismus und Evangelismus in den Rime spirituali von Vittorio Colonna (1546), Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2021 (Studia Romanica, Band 230). Luce e ombra. Leggere Daniele Del Giudice. A cura di Alessandro Scarsella, Venezia-Mestre: Amos Edizioni 2021 (CUMA 07). Mitteilungen 171
