Italienisch
ita
0171-4996
2941-0800
Narr Verlag Tübingen
10.24053/Ital-2022-0031
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2022
4488
Fesenmeier Föcking Krefeld OttDie bella figura – zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts
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2022
Gudrun Held
Il concetto di bella figura è talmente inerente alla cultura italiana che rappresenta la quintessenza dell’identità degli italiani. Dimostrare una buona immagine di sé non è solo fondamentale per intrattenere rapporti e appartenenze sociali, ma costituisce un know-how pragmatico presunto di effettuarsi nell’interazione quotidiana e rispecchiarsi nella comunicazione (non)verbale. Eccezion fatta da guide turistiche e commenti laici in rete, il concetto di bella figura (e del suo contrario brutta figura) non è mai stato oggetto di ricerca scientifica. Per cui verrà studiato la sua natura in chiave delle teorie pragmatiche attuali identificandola come impression management e relational work e discutendola in relazione a face e (im)politeness. Completato da uno studio semantico, il concetto rivela un’ambivalenza tra l’aspirazione ad un ideale estetico-emotivo e l’esecuzione di un principio etico-morale. In riferimento all’evoluzione storica-culturale risulta che le espressioni fare bella/brutta figura fungono da mezzo di valutazione Gudrun Held Die bella figura – zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts 27 per cui, identificate nell’uso comunicativo, si prestano come importante strumento investigativo che promuove la metapragmatica ad un utile metodo di ricerca.
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GUDRUN HELD Die bella figura - zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts 1. Einleitung Die bella figura ist im Lebensstil der Italiener so tief verwurzelt, dass sie als der Inbegriff der italianità gilt und so ein Schlüsselkonzept kultureller Identität darstellt. Aber, obwohl die bella figura alle Ebenen der täglichen Lebensgestaltung entscheidend durchdringt, ist sie den Italienern selbst wenig bewusst. Vielmehr ist es die Sicht von außen, die darin jenes typische Verhalten zu erkennen glaubt, welches das Leben im bel paese so anziehend macht, gleichzeitig aber als einzigartig und unvergleichlich ausweist. Das Streben nach der bella figura - wörtlich gesagt, nach der ‘ schönen Figur ’ oder besser: dem ‘ guten Aussehen ’ (s. u.) - scheint den Italienern als Richtschnur ihres täglichen Handelns angeboren zu sein; für Italienkenner und Italienreisende hingegen - mögen sie sich noch so sehr um Verständnis und Anpassung bemühen - bleibt die bella figura der ewige Prüfstein, sie zu Nicht-Italienern zu degradieren. Der Sinn für ‘ Schönes ’ ist eben etwas unnachahmlich Italienisches. Man legt Wert auf die bella apparenza in all ihren Facetten; ‚ Schönheit ‘ wahrzunehmen, zu gestalten, insbesondere sie selbst zu verkörpern, sind die Grundlagen einer Lebensphilosophie, wo gutes Äußeres, Stil und Geschmack einer demonstrativen Selbstinszenierung dienen, in deren Mittelpunkt die Pflege einer möglichst perfekten Fassade steht. Das gibt dem Alltag in Italien verbindliche Richtlinien und hält damit seit Jahrhunderten über alle sozialen Klassen, Rollen, Regionen und Situationen hinweg ein Gefühl der Zusammengehörigkeit in Gang. International ist die bella figura mittlerweile ein bekannter Begriff geworden. Er fungiert als beliebtes Markenzeichen in einer globalen Produktindustrie, die nicht nur das Made in Italy konnotationsreich propagiert, sondern längst die europäische Genusskultur als Gesamte repräsentiert (cf. Belle 2016, Ramos-Ortiz et al. 2019). Trotzdem ist nicht klar, was das Phänomen der bella figura eigentlich genau bedeutet, welche Manifestationsformen es aufweist und woran man es überhaupt empirisch festmachen kann. Außerhalb gewisser Kommentare in Benimm-Büchern, Businessratgebern, Kulturführern und Reiseblogs ist die bella figura nämlich kaum näher behandelt und schon gar nicht wissenschaftlich untersucht worden. Dass die bella figura ein linguistisch relevantes Thema sein kann, ist DOI 10.24053/ Ital-2022-0031 11 überhaupt noch nie in Betracht gezogen worden - wenn ich dies im Folgenden dennoch versuchen möchte, begebe ich mich auf - reizvolles - Neuland. 2. Die bella figura - Laienstimmen in Internet-Foren Eine Google-Recherche wirft unzählige Einträge zu bella figura aus. Die meisten beziehen sich auf Marken-Namen für Mode-, Design- und Genuss-Produkte, egal welcher Sprache; einige gelten Reisevorbereitungen für Italien und machen auf Probleme bei der interkulturellen Verständigung aufmerksam; andere wiederum präsentieren die bella figura Touristen - vor allem aus den USA - als caveat, nicht durch geschmacklose Kleidung oder stilloses Verhalten negativ aufzufallen; sehr selten nur finden sich Wiedergaben von Medien-Schlagzeilen, in denen die bella figura den Angelpunkt zur Polemik über besondere Ereignisse (etwa im Zusammenhang mit dem Verhalten Berlusconis) in Italien abgibt (cf. Held 2014). Ganz wenige Einträge stammen aus der italienischen Literatur oder Medienkultur selbst. Insgesamt ist also auffällig, dass die Einträge fast zur Gänze aus dem Außenblick kommen. Die bella figura wird als Klischee verstanden und trägt so zur geschickten Vermarktung von Italiens Image als einzigartiges Reise- und Kulturland bei. Dass dies international punktet, beweisen nicht zuletzt einige Buchtitel, wo die bella figura ohne irgendeinen Bezug zum Inhalt einen verkaufsträchtigen Aufmacher abgibt (Severgnini 2006, Mohammadi 2018). Die einzige nähere Beschäftigung mit dem Konzept der bella figura kommt aus dem migrationspolitischen Kontext (Nardini 1999, Scannell Guida 2020); am Beispiel der Italian comunity in New York soll gezeigt werden, wie das seit Generationen fest im kollektiven Gedächtnis verankerte Konzept der bella figura die transatlantische Assimilation bis heute behindert. Eine erste Bilanz ziehend wird also deutlich, dass der bella figura eine wichtige Funktion als ingroupvs. outgroup-Marker zukommt; auf welche Weise sie diese Funktion erfüllt, konnte bisher noch nie näher beantwortet werden. Meiner Meinung nach liegt dies vor allem daran, dass in all den Erwähnungen der bella figura das Verhältnis zwischen dem Begriff, seiner Bedeutung und seiner Anwendung nicht klar ist, und zwar weder aus emischer, i. e. kulturinterner Sicht, noch aus etischer, i. e. kulturexterner Sicht. Es bietet sich daher an, einige solcher Laienkommentare zur bella figura aufzugreifen, um daraus die wichtigsten Bedeutungskomponenten genauer in den Blick zu nehmen. Aufgrund der geringen Aufmerksamkeit, die die Italiener selbst dem Konzept schenken, fehlt die emische Sichtweise auf die bella figura fast zur Die bella figura - zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts Gudrun Held 12 Gänze. Aber auch aus der Außensicht lassen sich Argumente ausmachen, die die bella figura als ein komplexes Konzept ausweisen, das mehrere Ebenen umfasst. Auf den Punkt gebracht ist die bella figura u. a. the Italian identity/ the Italian mind/ Italy ’ s Beautiful Obsession/ die italienische Weltanschauung/ der italienische Volkssport/ ein ungeschriebenes Gesetz, ja sogar von Drang und Zwang ist die Rede. Ausführlichere Stellungnahmen klingen etwa so: La Bella Figura (LBF) is a deep-rooted cultural philosophy embedded within the Italian people. Translated in English as the beautiful figure, LBF fundamentally emphasizes the importance of presentation. Appearance, behaviour, good manners, and positive impression are all examples of LBF embodiment. (Ramos-Ortiz et al. 2020, 1) «The bella figura is the public performance» she said, «and it is deeply ingrained in Italians» (Interview mit Gloria Nardini, http: / / articles.latimes. com) La bella figura roughly translated means cutting a beautiful figure, an Italian philosophy that means putting careful thought into the face you represent to the world by taking pride in one ’ s appearance from shiny clean hair to real jewelry and freshly polished shoes [. . .]. It is philosophy that “ less is more ” - a belief not very common in American consumer society. . . but what we admire in some European countries is the pleasure they take in creating a quality life. (http: / / labellafigura.net, abgerufen im September 2014) Fare una bella figura. Kaum etwas nehmen Italiener so ernst. Einen guten Eindruck machen, ein gutes Bild abgeben - es steht für ihre gesamte Lebenshaltung. Bella figura machen ist weit mehr als nur ein gepflegtes Äußeres und die elegante Kleidung, für die die Menschen südlich des Brenners bekannt sind. Vielmehr geht es um den gesamten Auftritt und das Miteinander: Überschwang in den Gesten, Freundlichkeit, sein Gegenüber gut aussehen lassen, aus allem das Beste machen. Gerne auch besser, als es in Wahrheit ist. La vita è bella - das Leben ist schön. (https: / / www.focus.de/ finanzen/ boerse/ bella-figura-italien_id_2205401.html) I am still trying to wrap my head around the concept of fare bella figura. It literally means ” to make a beautiful figure ” , but most people would translate it as “ a good impression ” . Truthfully, it is a little of both - and it ’ s singularly Italian. In order to possess a bella figura, you must look put-together. [. . .] But this is just the most basic level of the bella figura, the surface clues to a more complex outlook on life. Deep down it means [. . .] caring about detail and Gudrun Held Die bella figura - zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts 13 quality, it means having poise, being hospitable, and appreciating those qualities in others. (Post in www.greatwhatsit.com/ archives) Fare una bella figura is a cultural and societal cornerstone for Italians. [. . .] Fare una bella figura isn ’ t simply aesthetic, it ’ s a matter of respect and active participation in Italian society. “ (Student comment in http: / / www.flontheego. com/ 2012/ lifestyle/ 03-06/ %E2%80%9Cfare-una-bella-figura; abgerufen September 2014; Threats inzwischen vom Netz genommen). Many people have been trying to depict the value - or non-value - of the beautiful SCHEIN [. . .]. In Italy it has long been accepted as a part of culture that cannot be rejected. It has been given another name which is not derogatory: la figura, the figure, the shape, there is something concrete to it, especially when it is bella [. . .]. But fare bella figura is not all about decorum and clothes, it needs to be there for the whole of Italian life [. . .] it is this which leads to having followers and appeal. [. . .] Non-Italians don ’ t have the Rinascimento, the genetic disposition for the Italian talent of selfmarketing without which a bella figura could never exist. (Post auf vabe ne@rom.goethe.org; Projekt: Va bene? ! Italien auf Deutsch. La Germania in italiano; abgerufen September 2014) Einen guten Eindruck machen. Nichts anderes meint ‘ far bella figura ’ . Erreicht wird dies durch gewisse ‘ Regeln ’ , die, allen Veränderungen in Gesellschaft und Lebensweise zum Trotz, bis heute in ganz Italien Gültigkeit besitzen. ‘ Far bella figura ’ beschreibt die Kunst, in keinster Weise unangenehm aufzufallen und sich gut zu präsentieren. Und das in einer Art und Weise, in der auch der jeweils andere nicht bloßgestellt wird. (http: / / www.le-mie-foto.de/ bella-figura) Die Zitate zeigen, dass das Konzept der bella figura mehr ist als ein Kulturklischee. Selten ist von der bella figura selbst die Rede, meist geht es sofort um fare bella figura, d. h. um das aktive Bestreben, ‘ eine gute Figur zu machen ’ . Damit werden verschiedene Aspekte angesprochen, die sowohl die Ausdrucks-, als auch die Inhaltsebene umfassen und im Folgenden näher betrachtet werden sollen. 3. Formen und Bedeutung der bella figura - eine Annäherung Auf der Ausdrucksebene zeigt sich eine Differenzierung zwischen dem abstrakten Konzept der bella figura, ein Kompositum aus dem Nomen figura ‘ Form, Gestalt ’ und dem qualitativen Adjektiv bello, einerseits und den gängigen Wendungen fare bella figura vs. fare brutta figura andererseits. Während der feste Begriff eine Die bella figura - zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts Gudrun Held 14 abstrakte Größe darstellt, die zwar alle irgendwie kennen, aber kaum genau definieren können, gehören die idiomatischen Wendungen zur täglichen Umgangssprache. Auf der Inhaltsebene entfaltet die bella figura zwei Seiten, eine ideelle und eine performative. Die ideelle Seite bezieht sich auf den Sinn für die Verkörperung einer schönen Gestalt; die performative Seite - una figura si fa! - bezieht sich auf die symbolische Umsetzung dieser Idealvorstellung im sozialen Handeln. Davon legt die italienische Sprache ein beredtes Zeugnis ab: Die Wendungen um die figura sind im italienischen Alltag nicht nur unentwegt im Einsatz und damit allen Italienern ein Begriff, sondern sie regeln indirekt das soziale Verhalten und haben gleichzeitig auch die Funktion eines moralischen Bewertungsmaßstabs - d. h. über Art und Vollzug der figura wird im Italienischen permanent gesprochen und wechselseitig geurteilt. 3.1. Die pragmatischen Dimensionen Die bella figura ist demnach allem voran eine pragmatische Kategorie. Nardini, die sich als einzige je damit unter wissenschaftlichen Vorzeichen beschäftigt hat, meint: «it is a sense-making process, and requires a pragmatic know-how of Italian communication» (Nardini 1999, 1). Das Konzept der bella figura kann daher als ein im Unbewussten der Italiener verankerter Deutungsrahmen verstanden werden, der das soziale Verhalten prägt und sich dort in zweierlei Hinsicht bemerkbar macht: einerseits ego-bezogen und zwar in Form von Selbstdarstellung, sodass man mit Goffman von impression management sprechen kann (Goffman 1959); und andererseits gruppenbezogen und zwar in Form von Beziehungspflege, sodass weitere soziopragmatische Konzepte - wie etwa relational work oder facework und sogar politeness (Watts 2003, Locher/ Watts 2005) - darauf angelegt werden können. Welche Anhaltspunkte lassen sich dazu aus der Google-Recherche herauslesen? 3.1.1. Impression management Den größten Bedeutungsbereich machen Angaben aus, die sich auf die bella figura als demonstrative Selbstinszenierung beziehen. So ist in den zitierten Postings die Rede von bella apparenza, von der äußeren Erscheinung, gutem Aussehen und Auftreten, von showing off, von Oberfläche und Fassade, kurz: vom bestmöglichen Eindruck, den man ständig machen und nach außen tragen möchte. Wir haben es demnach mit einer in der Sozialisation erworbenen Kompetenz zu tun, die dem Goffmanschen Konzept des impression management entspricht. Denn sowohl mit der Verkörperung der bella figura als auch mit ihrer Formung unterliegt das öffentliche Auftreten dem ständigen Drang, von sich selbst ein gutes Image zu Gudrun Held Die bella figura - zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts 15 vermitteln und es vor den Anderen ostentativ zu verteidigen. Einer Dramaturgie gleich vollzieht sich ein Sinnprozess, der mehrere Ebenen umfasst. Allem voran geht es darum, von der Umwelt wahrgenommen, insbesondere von den Anderen gesehen und bemerkt zu werden: «Fare bella figura comes from visualisation. In order to give a good impression or to make something appropriate, we need to visualize ourselves, literally to ‘ figure us out ’ .» (Blog von Giuseppe Prezioso auf: https: / / www.wetheitalians.com/ webmagazine/ italian-language-the-origin-of-the-expression-bella-figura). Sich selbst auf der öffentlichen Bühne ‘ Form zu geben ’ , ist allerdings nicht nur ein Akt des Sich-Zeigens bzw. Bemerkbar-Machens. Dahinter steht auch der Wunsch nach Akklamation; man möchte in der Öffentlichkeit möglichst gut ‘ ankommen ’ , sodass mit der bella figura durchaus ein gewisses Self-Marketing verbunden sein kann (s. o.). Auf alle Fälle ist der Sinn soziopolitisch und könnte im Deutschen folgendermaßen auf den Punkt gebracht werden: Aussehen schafft nicht nur Aufsehen, sondern auch Ansehen. Es nimmt daher nicht wunder, dass die gesamte Lebenswelt der Italiener vom Streben nach demonstrativer Selbstgestaltung durchdrungen ist. Sie macht sich bemerkbar im öffentlichen und privaten Lebensraum, i. e. in Kunst, Kultur und Architektur (der profanen und der sakralen), besonders in Wohnen, Umwelt und Landschaft; weiters im Produkt-Design (nach Ramos-Ortiz 2020, 2 sog. «appearance-related products/ services» wie v. a. Mode, Kosmetik, Accessoires und Automobile) sowie in Bräuchen, Gepflogenheiten, Festivitäten, Genussritualen (v. a. Kochen und Essen); kurz gesagt, überall dort, wo es um ein gutes Erscheinungsbild der Persönlichkeit und um individuelle Lebensgestaltung geht, wirkt der bella-figura-Gedanke unterschwellig mit. Das Konzept des impression management zielt somit nicht nur auf den Eindruck ab, den jeder von sich machen möchte; es beinhaltet auch den Wunsch, ein Selbstbild zu vermitteln, das von den Anderen ‘ angesehen ’ und anerkannt werden will. Es ist erst der Blick der Anderen, der das jeweilige Selbstverständnis schafft und so reflexiv den Selbstwert formt: «It seems that - in order to fare bella figura - you need to see yourself from outside, as an alter ego» (Blog von Prezioso, s. o.). Indem aber alle Gesellschaftsmitglieder denselben Drang haben und ihr Leben danach ausrichten, wie die anderen sie ‘ sehen ’ und was sie von ihnen denken, handelt es sich weniger um ein egozentrisches Verhalten als vielmehr um einen Prozess wechselseitiger Spiegelung zur Stärkung sozialen Bewusstseins (cf. Mead 1934 und die Differenzierung des Selbst in I vs. ME). Die bella figura - zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts Gudrun Held 16 3.1.2. Relational work Prüfen wir weitere Angaben in den angeführten Textstellen, so wird immer wieder auch die Bedeutung der bella figura für das soziale Miteinander erwähnt. Es ist die Rede von Inklusion, aber auch von Exklusion; von gegenseitiger Wahrnehmung und Bestätigung oder von Rücksicht auf die Mitmenschen, sodass dem demonstrativen Verhalten auch ein interaktiver Charakter zugeschrieben werden kann: Impression management, also einen guten Eindruck zu machen, spielt sich wechselseitig ab und unterhält und fördert die Beziehung zur Umwelt. Somit ist die bella figura nicht nur in der Gestaltung des Lebensumfelds als abstrakte Größe vorhanden, vielmehr beherrscht sie auch die Gesamtheit der Sozialstrukturen. Sie dient der Pflege und dem Unterhalt sozialer Netzwerke und jeder Art von Beziehungen, seien es institutionelle, berufliche, familiäre oder sogar mafiose. Fare bella figura ist daher innerhalb der italienischen Kultur auch eine Form kommunikativen Verhaltens. Denn gäbe es kein Publikum, das dieses Machen wahrnimmt und einordnet, so gäbe es die bella figura nicht. Eine - wie auch immer geartete - Formgebung von sich selbst ist daher zugleich das aktive Bemühen, eine sichtbare Beziehung zu den Mitmenschen herzustellen und zu erhalten; sie hat integrative Funktion, schafft und unterhält Zugehörigkeit. Es geht daher nicht nur um Selbstbestätigung, sondern um die Mit-Teilung einer kulturell etablierten Beziehung und damit um die Einordnung des Selbst in den gegebenen sozialen Kontext. Dies erfordert jedoch kommunikativen Aufwand, sodass das Performen einer bella figura aus dem Blickwinkel der aktuellen Soziopragmatik auch als relational work (dt. Beziehungsarbeit) (cf. Watts 2003, Locher/ Watts 2005) bezeichnet werden kann. In der italienischen Kultur ist daher das gesamte soziale Handeln von der bella figura geprägt. Da sich dieses vor allem sprachlich vollzieht, müsste es sich besonders in den verschiedenen Spielarten des Sprachgebrauchs nachweisen lassen: «Italy makes of its language a code which observes forms, shapes, harmonies and tones [. . .]» (Blog von Prezioso, s. o.), d. h. das Streben nach der bella figura dürfte demnach die Realisation von Kommunikationspraktiken, Sprechhandlungen und Interaktionsroutinen genauso bestimmen wie von Sprachstilen und Sprachregistern; dies gälte auch für die Anlage von Textsorten und die Konzeption von Mündlichkeit und Schriftlichkeit, ja schließlich sogar für die Einstellung zur eigenen Sprache selbst. Guazzos humanistisch geprägte Idealisierung des Toskanischen als Sprache der Civil Conversatione (1664) ist dafür genauso Beweis wie De Amicis ‘ (1905) nationalpolitisch beeinflusste Verherrlichung des Italienischen als Idioma gentile. Gudrun Held Die bella figura - zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts 17 3.1.3. Politeness 1 Trotz der Identifikation der bella figura als pragmatische Kategorie, bleiben zahlreiche Fragen zu ihrer Charakteristik weiterhin unbeantwortet. Es ist schwierig, sie im sozialen Handeln empirisch festzumachen, weil sie weder klare Inhaltsnoch klare Ausdrucksstrukturen hat. Viele der Textstellen, die sich über Google dazu finden, geben allerdings Hinweise, welche das Konzept in die Nähe jenes großen Forschungsbereichs rücken, der sich mit der pragmatischen Höflichkeit beschäftigt. Zum einen ist von immer wiederkehrenden Handlungen die Rede. Somit hätte die bella figura mit Konventionen zu tun; sie verkapselt sich in alltäglichen Routinen und dürfte so bestimmte Verhaltensmuster aufweisen, die mit dem Bereich der sozialen Umgangsformen, ja sogar mit Benimm-Code und Etikette in Zusammenhang gebracht werden. Manchmal wird explizit darauf hingewiesen: «[. . .] But La Bella figura is more than merely dressing well, looking good and admiring fine art. It is an etiquette system as well. La Bella figura also means acting properly, knowing the rules of etiquette, presenting oneself with, and being aware of, the proper nuances Italian society demands. It is how to act and how to behave under particular circumstances.» (http: / / voices.yahoo.com/ the- Italian-philosophy-la-bella-figura-43010.html) «Appearance, behavior, good manners, and positive impression are all examples of the bella figura embodiment» (s. o.) und «The importance of bella figura is also evident in Italians ’ behaviours through upholding social class, following codes of conduct, or showing appreciation, respect and civility. Civility includes the knowledge of social rules, class structures, and obligations that comprise Italians ’ daily interactions and public appearances» (Ramos-Ortiz 2020, 2). Zum anderen ist mit dem Bewusstsein um gutes Auftreten auch eine gewisse Simulatio, ein So-tun-als ob verbunden. Nicht umsonst wird die bella figura auch 1 Wenn von politeness die Rede ist, ist hier immer das wissenschaftliche Konzept gemeint. Im Gegensatz zum kulturhistorisch gewachsenen Alltagsbegriff (dt. Höflichkeit, it. cortesia, etc.), ist politeness eine modelltheoretische Abstraktion, die zur Erklärung universaler Mechanismen in der sozialen Interaktion entwickelt wurde. Dass die beiden Begriffe sich jedoch ständig überschneiden bzw. widersprechen, führt im politeness- Paradigma seit Brown & Levinson (1978/ 87) zu kritischen Debatten sowie aufgrund der Anwendung auf die verschiedensten Sprachkulturen zu theoretischen und methodischen Revisionen. Sie begründen verschiedene epistemologische Phasen des Paradigmas, auf die hier nicht eingegangen werden kann. Dennoch möchte ich an der Unterscheidung zwischen politeness als pragmatischem Fachbegriff und Höflichkeit bzw. cortesia als kulturspezifischem Phänomen festhalten. Die bella figura - zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts Gudrun Held 18 als ‘ der schöne Schein ’ umschrieben, der sowohl die Person als auch ihr Verhalten stets in das beste Licht rücken soll: «Bella figura can also give way to hypocrisy and dishonesty: the compliments paid falsely, the promises made cavalierly and insincerely, all for the sake of appearance and in the desire to curry favor.» (https: / / wetheitalians.com/ default/ italian-language-the-origin-of-the-expression-bella-figura) Das beste Licht, in das sich die handelnden Personen rücken wollen, hat mit pragmatischer Angemessenheit zu tun. Ob tatsächlich ernst gemeint oder nur formal vorgetäuscht, die figura umfasst gewisse soziale Praktiken, «that include matters related to how well individuals uphold social norms, follow local codes of conduct, or display appreciation, respect and civility» (Nardini 1999, 5). Auch wenn es kaum möglich ist, diese Praktiken an konkreten sprachlichen patterns oder rituals festzumachen, so liegt es dennoch auf der Hand, das figura- Konzept unter ethisch-normativem Gesichtspunkt zu betrachten und dabei Erkenntnisse geltend zu machen, die aus der Auseinandersetzung mit Höflichkeit - im wissenschaftlichen Sinne mit politeness - stammen. Auch ohne die Erkenntnisse der Pragmatik ist Höflichkeit - it. cortesia - ein komplexer Begriff, der sich auf das allgemeine menschliche Umgangsverhalten bezieht, dieses aber mit kulturimmanenten Regelungen zur Erhaltung einer sozialen Ordnung füllt. In seiner alltäglichen Lesart umfasst Höflichkeit ein Spektrum aus elementaren, standardisierten und reflektierten Verhaltensformen (cf. Haferland/ Paul 1996), die sich in der soziokulturellen Evolution entwickelt haben und in der täglichen Interaktion zum Schutz vor Beziehungskonflikten ausgetragen und situationsspezifisch angewandt werden. Das figura-Konzept deckt dabei einen Bereich ab, der in der Benimm-Literatur mit präskriptiven Normen, mit Regeln und Maximen zu tun hat und deren Einhaltung bzw. deren Bruch überwacht und in Bezug auf die daraus resultierende Beziehung (metasprachlich) beurteilt. In der pragmatischen politeness-Forschung wird dieser Bereich als politic behavior bezeichnet (cf. Watts 2003) - politic behavior liegt in der neutralen Mitte eines Kontinuums zwischen einem positiven Ende, der politeness, und einem negativen Ende, der impoliteness. Beide verkörpern gezielte, sprachlich deutlich markierte Taktiken. Beim figura-Konzept geht es hingegen um die Erfüllung gesellschaftlicher Erwartungen, indem - gleichsam automatisch - soziale Verpflichtungen wahrgenommen und ethische Maßstäbe eingehalten werden. Es hat mit konventionellem Handeln zu tun und fällt erst als unangemessen auf, wenn die sozialen Auflagen nicht erfüllt sind - dann kommt die brutta figura explizit ins Spiel. Dem ist zuzustimmen, wenn Höflichkeit im alltäglichen Sinne als soziale Pflichterfüllung verstanden wird, wozu jede Sprachkultur ein Inventar an Ver- Gudrun Held Die bella figura - zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts 19 haltensstandards zur Verfügung hat. Da diese jedoch nicht nur rituell, sondern durchaus auch strategisch eingesetzt werden (vor allem, um eine brutta figura zu vermeiden! ), kann auch der universale Höflichkeitsbegriff - politeness - daran angelegt werden, wie er seit der Pionierarbeit von Brown/ Levinson 1978/ 87 ins Spiel gebracht wird. Was uns daran interessiert, ist die Bindung von politeness an die soziologische Metapher des face. Mit face wird einerseits ein Referenzkonzept eingeführt, das per definitionem mit figura in semantischem Zusammenhang steht (cf. Held 2014, 2016), andererseits wird darauf ein duales Erklärungsmodell konstruiert, dessen normatives Korsett sich mit dem figura-Konzept schwer vereinbaren lässt. Halten wir uns an den Begriff des face, wie ihn Goffman zur Erklärung der Dramaturgie sozialen Handelns kreiert hat, so können wir der Meinung, dass die bella figura eigentlich «the Italian face» sei (Nardini 1999, 7), durchaus etwas abgewinnen. Die berühmte Definition deckt sich ziemlich genau mit den pragmatischen Ansprüchen der bella figura: «The term face may be defined as the positive social value a person effectively claims for himself [sic! ] by the line others assume he has taken during a particular contact. [. . .]. Face is an image of self, delineated in terms of approved social attributes - albeit an image that others may share, as when a person makes a good showing for himself.» (Goffman 1967, 5) Für Goffman ist face ein positives Selbstbild, das als etwas Verehrenswertes («a sacred thing») in jede soziale Begegnung eingebracht und dort stets vor unnötigen Eingriffen geschützt und verteidigt wird. Mit Brown/ Levinson ändert sich diese Sichtweise allerdings: Sie geben face ein konkretes Profil, indem sie es als bipolare Struktur aus Selbstansprüchen (wants) ausdeuten, i. e. dem Anspruch auf Bestätigung (positive face) und dem Anspruch auf Verschonung (negative face). Damit soziale Begegnungen gelingen, werden diese Ansprüche von rationalen Individuen mit entsprechenden sprachlichen Strategien bedacht, die als positive politeness bzw. negative politeness bezeichnet werden. Diese Strategien kommen besonders in Situationen zum Einsatz, in denen das face ungebührlich bedroht ist, i. e. im Falle der sog. face-threatening acts. Dort dienen sie dem Ausgleich von inhärenten Konflikten. Ob eine Handlung höflich ist oder nicht, wird daher am Ausgleichspotential von face-Bedrohung bemessen und in der Folge generalisiert. Wenngleich diese recht einseitige Sichtweise auf Höflichkeit in verschiedenen Phasen des politeness-Paradigmas empirisch revidiert und gelockert wurde, 2 so bleibt doch ihre rational-strategische Funktion zur Konflikt-Abwehr bestehen. Das figura-Konzept kann die face-bezogene Dichotomie im Sinne 2 Eine gute Übersicht über diese epistemologische Entwicklung geben Kádár/ Haugh 2013. Die bella figura - zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts Gudrun Held 20 Brown/ Levinsons nicht deckungsgleich nachvollziehen. Ihr wechselseitiges Verhältnis ist eher widersprüchlich: Denn, obwohl die Performance der bella figura eher zur positive politeness neigt, hat sie mit face-saving oder ‘ Gesichtswahrung ’ wenig zu tun; die brutta figura hingegen kommt einem face-loss bzw. Gesichtsverlust gleich, dieser ist jedoch nicht der negative politeness geschuldet. Was beiden - Höflichkeit und figura-Konzept - gemeinsam ist, ist der kommunikative Aufwand. Er fordert ein wechselseitiges Engagement, das wertneutraler als facework, als ‘ Arbeit ’ am ‘ Gesicht ’ der Beteiligten, bezeichnet wird. Dabei werden zwar gewisse Normen befolgt und haben sich großteils rituelle Verhaltensmuster etabliert; dennoch überwiegen persönliche Einschätzung und individuelle Ausgestaltung, sodass kaum feste Aussagen gemacht werden können, was in der jeweiligen Situation als ‘ höflich ’ erscheint - oder einfach nur angemessen ist, weil es - wie im Fall der bella figura - besonders dem eigenen Gesicht guttut. Demnach lässt sich das figura-Konzept eher mit facework denn mit politeness in Verbindung bringen. Allerdings sind auch damit seine pragmatischen Dimensionen nicht hinreichend erfasst. Es geht dabei nämlich nicht nur um «the cultural knowing what is appropriate and when», sondern auch darum «what is of high quality and taste» (Blog von G. Prezioso, s. o.). Die bella figura enthält nämlich ein Wert-Prädikat; das Konzept steht für eine Qualifizierung des sozialen Handelns und bedarf daher eines weiteren Ausgriffs in die Kultur- und Sprachgeschichte. 3.2. Die kulturhistorischen Dimensionen Zwar haben die Konzepte impression management, relational work oder politeness gezeigt, dass die bella figura ein soziales Phänomen ist, das normative Komponenten aufweist, die ethisch verankert sind; sie werden aber historisch entwickelt, sind kulturspezifisch angelegt und daher nur kulturimmanent zu interpretieren: das figura-Konzept auferlegt Verhaltensrichtlinien, es konstituiert Werte und transportiert einen Wertekodex. Aus einem Ideal-Zustand mit dem Prädikat ‘ schön ’ wird ein duales Prinzip mit bello=gut vs. brutto=schlecht abgeleitet. Dieses begründet einen normativen Wertmaßstab zur Beurteilung des sozialen Handelns zwischen ‘ richtig ’ und ‘ falsch ’ . Das figura-Konzept hat demnach kulturhistorische Bedeutung: Es ist der sprachliche Ausdruck der ideologischen Transformation von der Ästhetik zur Ethik. Wenden wir deshalb unseren Blick von der Pragmatik in die (historische) Semantik. 3.2.1. Ästhetische Qualifikation Linguistisch gesehen ist der Begriff der bella figura bekanntlich eine feste Verbindung aus dem Substantiv figura und dem qualitativen Adjektiv bello Gudrun Held Die bella figura - zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts 21 ‘ schön ’ . Ein Zusammenhang mit der Kunstgeschichte ist nicht auszuschließen: figura (nach Treccani von figurare bzw. fingere ‘ plasmare ’ , ‘ modellare ’ ) evoziert Assoziationen mit aktiver Formgebung, Nach- oder Abbildung, weist aber gleichzeitig auf die fertige Gestalt, das Aussehen einer Form bzw. ihre äußere Gesamterscheinung hin ( ‘ l ’ aspetto esteriore, rilievo, immagine ’ ). Die Bedeutung liegt jedoch im Attribut - der figura wird explizit eine Qualität zu geschrieben: sie ist bella ‘ schön ’ . Damit werden Entität und Prozess - Form und Formung - nach einem sinnlichen Kriterium ge- und bewertet, i. e. der Schönheit. Die weitere Aufmerksamkeit gilt daher dem Prädikat bello: es ist der Schlüssel in der Entwicklung des figura-Konzepts vom Schönheitsideal zur verbindlichen Verhaltensrichtlinie. Denn einerseits hat das Adjektiv bello in der italienischen Kulturgeschichte besondere Konnotationen erfahren, andererseits bezeugt der semantische Wandel von ‘ schön ’ zu ‘ gut ’ und ‘ richtig ’ die moralische Implikation von Wertbegriffen, wie sie für die jüdisch-christlichen Tradition der europäischen Kulturen typisch ist. Im Italienischen haben wir es mit bello und seinen Ableitungen beltà - bellezza mit einem Begriffsfeld zu tun, das eine Schlüsselfunktion zum Verständnis dieser Kultur hat: «Italy and beauty have become basically synonyms» (Severgnini 2005, 13, cf. auch Reinhardt 2020). Bello bezieht sich auf die Vorstellung einer idealen Formvollendung, die seit der Antike mit der weiblichen Verkörperung in Zusammenhang gebracht wird (cf. Gundle 2007). Im Laufe der italienischen Sprachgeschichte bilden sich für bello drei bedeutende Kollokate heraus: le belle arti - la bella donna - il bel paese (schon Dante spricht von bella Italia). Zwar ist die Kollokation mit donna bzw. femina - wie Corpus-Belege zeigen 3 - die häufigste (man denke etwa auch an das Appellativ ciao, bella! ). Die Bedeutungsübertragung von bello aus der Kunst über das Weibliche auf das eigene Land - il bel paese - zeigt jedoch die Rolle, die das Adjektiv für die nationale Identität der Italiener entwickelt hat. Damit bestätigt sich der Eindruck, bello gleichsam - aber durchaus klischeehaft - als Identitätsmarker anzusehen. Dies färbt auf das Verständnis der bella figura ab: «What else could be expected from a country that ’ s been creating beauty for centuries? Beauty is revered in Italy, whether expressed grandly through art and architecture, or more simply by the perfect cut of a suit» (http: / / www. eyeitalia.com/ 2009/ 03/ 17/ la-bella-figura-italy/ ). 3 Für eine erste Durchsicht wurden das PEC (Perugia Corpus) und das O VI (Opera dell ’ italiano antico) herangezogen. Siehe https: / / accademiadellacrusca.it/ it/ contenuti/ b anche-dati-corpora-e-archivi-testuali/ 6228. Die bella figura - zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts Gudrun Held 22 Im Zentrum des Bedeutungsfelds von bello steht der seit der Antike in der italienischen Kultur verankerte Sinn fürÄsthetik, für das «Schöne» an sich. Schön ist das, was gefällt, was die Sinne erfreut - was anfänglich für die Kunst gilt, wird dann zur Lebenseinstellung. Sie gründet im Rinascimento, wo die Stilisierung der bella apparenza zum Kennzeichen einer Gefallenskultur wird, die Burke zurecht als conspicuous consumption ‘ Geltungskonsum ’ definiert (cf. Burke 1987). In Anlehnung an die Idealvorstellung des perfetto cortegiano - mit den berühmten Eigenschaften contegno, grazia und sprezzatura - möchte jeder ein Bild von sich nach außen tragen, wo Aussehen und Ansehen einander zwingend ergänzen. In der äußeren Erscheinung wird Macht und Reichtum demonstriert; das gesamte Auftreten reflektiert den zeitgeistigen Drang nach sozialer Distinktion und elitärer Auslese. Die bella figura repräsentiert demnach ein Menschenbild, in dem demonstrative Aufmachung in Verbindung mit sittlichem ‘ Schliff ’ (pulitezza) zum Inbegriff humanistischer Emanzipation avanciert (cf. auch Held 2005). Doch im ständigen Bestreben nach placere und delectare geht es bald nicht mehr um das schöne Aussehen allein und die sozialen Folgen, sondern der sinnliche Genuss gewinnt die Oberhand und wird zum allgemeinen Motor im schwierigen Alltag. Was gut tut, ist schön, was schön ist, tut gut, ist einfach nur angenehm. « ‘ Bello ’ - insieme a ‘ grazioso ’ , ‘ carino ’ oppure ‘ sublime ’ , ‘ meraviglioso ’ , ‘ superbo ’ ed espressioni consimili - è un aggettivo che usiamo sovente per indicare qualcosa che ci piace. Sembra che, in questo senso, ciò ch ’ è bello sia uguale a ciò ch ’ è buono, e infatti in diverse epoche storiche si è posto uno stretto legame tra il Bello e il Buono» (Eco 2004, 1, Intro). So ist es die Affinität von Schönem und Gutem, die den ideologischen Umschwung bedingt: der sinnliche Eindruck (bello) wird zum Wert (buono), der dem Leben Sinn gibt. Als solcher überdauert er den Zerfall der signorilen Pracht als allgemeine Illusion einer bella vita und wird nach dem Rückfall Italiens in die Fremdherrschaft und den Jahrhunderten sozialer Misswirtschaft ein alle Schichten verbindendes Überlebensprinzip. Sich ‘ schön ’ zu machen, fare bella figura ist allen Menschen auf ihre Weise möglich - was einst soziale Distinktion bewirkte, gilt heute als «sozialer Gleichmacher». 4 4 Auch letztere ist eine stereotype Behauptung (zitiert aus einem posting des Goethe- Instituts von 1999), die den vielen Kulturgeschichten und Kulturratgebern zu Italien sinngemäß entnommen ist. Über die weitere Entwicklung der bella figura in und nach der Renaissance müsste noch genauer recherchiert und historisch eingehend reflektiert werden. Gudrun Held Die bella figura - zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts 23 3.2.2. Ethische Umdeutung Der kurze historische Exkurs auf die Konnotationen, die das Ajektiv bello im Italienischen evoziert, unterstreicht den Bedeutungstransfer des fare bella figura von der Verkörperung einer idealen Form zum aktiven Prozess der Formgebung, der persönlichen Gestaltung. Dies erklärt auch die Bedeutung als Metapher für die soziale Identität. Verantwortlich ist dafür die konzeptuelle Umdeutung des Adjektivs bello von einem ästhetischen zu einem ethischen Begriff in der Bedeutung von buono. Bello hat also im Italienischen eine semantische Brückenfunktion inne, die in anderen Sprachen, selbst den romanischen Schwestersprachen, nicht nachvollzogen wird. Wenn man bello in der Kollokation mit figura überhaupt übersetzt, dann geschieht dies immer mit buono: so heißt es für fare una bella figura etwa to make/ cut a good figure, eine gute Figur machen, faire une bonne figure, fazer boa figura, etc. Damit wird in den Übersetzungen gleichsam automatisch der ethische Aspekt des figura-Konzepts angesprochen. Dass dies legitim ist, liegt an der semantischen Nähe der beiden Adjektive: weil bellum schon im Lateinischen ein vezzeggiativo von bonum war, überschneidet sich die sinnliche Bedeutung beider. Bello wird im Italienischen zu einem Prädikat, das Effekt mit Affekt verbindet, indem es - nach Eco 2004 - intrinsisch den heftigen Wunsch (desiderio) nach Besitz bzw. Nachahmung/ Nachformung erweckt und daher die semantische in eine pragmatische Seite verwandelt: «Se però giudichiamo in base alla nostra esperienza quotidiana, noi tendiamo a definire come buono ciò non solo che ci piace, ma che anche vogliamo avere per noi, [. . .] un bene che vogliamo fare.» (Eco 2004, 1, Intro) Daraus lässt sich ableiten, dass was schön ist, gut und in der Folge richtig ist und deshalb den Umständen als angemessen oder passend empfunden wird. Im Gegensatz dazu erscheint das, was brutto ‘ hässlich ’ ist, als falsch, unrichtig und unangemessen bzw. unpassend. Schönheit wird demnach nicht nur formgebend, sondern auch norm-gebend. Im Zusammenhang mit ihrem Gegenteil, der Hässlichkeit (bellezza vs. bruttezza), konstituiert sie ein duales Verhaltensprinizip zwischen den Polen gut und schlecht. 3.2.3. Moralisches Prinzip Im Übergang von der Ästhetik zur Ethik stehen einander die Konzepte der bella figura vs. der brutta figura diametral entgegen: Während die bella figura die erwartete Form verkörpert und ihrer perfekten Vollendung gleichkommt, ist die brutta figura ihre komplette Verfehlung; fare bella figura ist daher die best- Die bella figura - zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts Gudrun Held 24 mögliche Demonstration von sich selbst, um vor allen und jedem einen guten Eindruck zu machen und dafür soziale Lorbeeren zu ernten; man fühlt sich angenommen und ist daher im Einklang mit dem eigenen Verhalten; fare brutta figura wiederum ist der Tritt ins Fettnäpfchen; es ist inadäquates Verhalten, bewirkt eine Störung des sozialen Gleichgewichts und löst Sanktionen aus. Damit entsteht ein Wertekodex zwischen gut und schlecht bzw. positiv vs. negativ, der individuell erfüllt und befolgt wird. Er verleiht dem sozialen Handeln nicht nur normative Richtlinien, sondern deutet diese auch moralisch um und macht sie so zu einer persönlichen Gewissensfrage mit psychologischer Folgewirkung. Fare bella figura bzw. non fare brutta figura wird zum moralischen Imperativ. Er bedingt Gebots- und Verbotsregelungen, die in der Sozialisation unbewusst erworben und internalisiert werden. Genaue Füllungen, ein empirischer Nachweis stehen allerdings aus, dennoch müssten sich gewisse Praktiken dazu identifizieren lassen, sonst würde das Konzept nicht ständig thematisiert. Eine bella figura zu machen wäre demnach die Regel; von sich ein gutes Image zu vermitteln, gehört einfach zum Anstand. Es wird zum Habitus, verliert aber dadurch an Bedeutung. Die brutta figura hingegen gewinnt gerade in ihrer Natur als caveat an Bewusstsein und Inhalt: in der sozialen Begegnung bedroht die Angst vor ‘ Gesichtsverlust ’ das Zugehörigkeitsgefühl. Territoriale Übergriffe stören die moralische Ordnung. So ist das einst unvergleichliche Ideal an Formgebung, die bella figura, im täglichen Handeln daher längst eine formlose Selbstverständlichkeit; die brutta figura hingegen als soziales Vergehen bei allen Kulturmitgliedern kognitiv präsent. Eine brutta figura hat - je nach moralischer Auflage - immer Folgen für die, die sie ‘ machen ’ : man empfindet Verlegenheit, Scham, Schuldgefühl, etc. und versucht sofort gegenzusteuern, etwa mit Entschuldigungen, Reue und anderen Ausgleichshandlungen. Die bella figura hingegen - wenn sie überhaupt gezielt eingesetzt und mit Anerkennung belohnt wird - macht stolz, selbstzufrieden und selbstbewusst. Demnach liegt gerade im Hinblick auf die Bewusstseinsbildung eine gewisse Paradoxie vor: Die bella figura ist im Bewusstsein der Italiener als brutta figura tief verankert. Dass dies so ist, dafür sind die komplementären Redensarten fare bella figura vs. fare brutta figura verantwortlich. In ihnen sind Verhaltensmaximen ‘ eingefroren ’ , die in der sprachlichen Situation erlernt und dadurch erst bewusstwerden. Sie beherrschen den gesellschaftlichen Diskurs, werden aber nur dann explizit thematisiert, wenn etwas - eine Handlung, ein Vorfall, ein kommunikatives Ereignis, etc. - beurteilungswürdig ist. Die idiomatischen Wendungen sind damit metakommunikative Ausdrücke, die über die Erfüllung von Verhaltensnormen wachen und ihre Wertstrukturen graduell bemessen. Das figura- Konzept umfasst demnach nicht nur ein pragmatisches Know-how, sondern es ist Gudrun Held Die bella figura - zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts 25 vor allem ein meta-pragmatisches Instrument. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass die bella figura auch und allem voran der moralische Maßstab der italienischen Kultur ist - dieser funktioniert aber nur in Relation zur brutta figura. Von diesem ungleichen Verhältnis, das die Wendungen als moralisierende Verhaltensmaximen zu Bewusstsein bringen, legt die italienische Sprache selbst Zeugnis ab. Ein lexikographischer Befund zu den beiden Redensarten 5 bestätigt ihre Instrumentalisierung als metasprachliche Werthandlungen und zeigt dabei durchwegs die Dominanz der brutta figura, in Frequenz, Produktivität und Variabilität. Zwar ist fare bella figura die ältere Redensart; sie dürfte seit Beginn der Neuzeit kontinuierlich belegt sein. Fare brutta figura ist jüngeren Datums, wird aber aus den genannten psycho-sozialen Gründen vielfach verwendet und ist daher lexikalisch sehr produktiv. Aufgrund der hohen Emotionalität negativer Wertung bildet sich ein flexibles Repertoire an Varianten heraus, das entweder das gängige expressive Potential ausschöpft oder soziopolitische Vergleiche bemüht: Neben den bis heute überaus beliebten Vulgarismen figuraccia und figura di merda finden wir zum einen expressive Bildungen wie fare la figura da stronzo, figura da stupido oder spezifischer fare la figura dello sciocco, dell ’ imbecille, dell ’ avaro, del pitocco, etc.; zum anderen stigmatisierende Komposita wie figura da cameriere, figura del parente povero, figura da barbone/ da barba, etc. Von Lurati 1997, 311 wird sogar der sozial abwertende Ausdruck fare una figura da/ del cioccolataio 6 angeführt, der bis heute in den norditalienischen Dialekten verzeichnet ist. Natürlich variieren bis zu einem gewissen Maß auch die Adjektive von brutta figura zu cattiva/ mala figura, nachgestellt finden wir figura mesquina, orrenda, tremenda, veramente penosa u. v. m. Die bella figura spricht hingegen meist unverändert für sich. Interessant ist zum Beispiel auch, dass das in der Umgangssprache überaus häufige Exklamativ che figura! ohne Adjektiv immer die brutta figura meint. Der lexikalische Befund macht also einmal mehr deutlich, dass der Nonkonformität generell mehr Aufmerksamkeit zukommt als der Konformität. 5 Neben Treccani online wurden folgende Wörterbücher konsultiert: Vocabolario della Crusca 1611, ristampa 1974; Dizionario Garzanti 1965 und 1990; Lo Zingarelli 1959 und 2002; DISC 1997 (cf. auch Held 2014) 6 Laut Lurati 1997, 311 sind dafür entweder die dunkel beklecksten Gesichter der Kakao- Verarbeiter verantwortlich, oder die grob geformten Schoko-Figuren in den Auslagen der Süßwaren-Handlungen, «che raffiguravano a vivi colori poveri negri delle piantagioni centroamericane con un aspetto molto primitivo e sciocco». Die bella figura - zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts Gudrun Held 26 5. Konklusion und Ausblick Die Überlegungen haben gezeigt, dass die bella figura zu Unrecht auf den bewundernden Blick der Italienreisenden angewiesen ist, um überhaupt bemerkt zu werden und einer näheren Beschreibung wert zu sein. Aus der Sicht der linguistischen Pragmatik entpuppt sie sich vielmehr als ein komplexes Konzept, das dem italienischen Alltag einen Deutungsrahmen vorgibt, um soziales Verhalten danach auszurichten und kulturell einzuordnen. Dass die Empfindung von Schönheit zur normativen Richtschnur wird und von hier aus einen moralischen Wertekodex errichtet, macht aus der bella figura nicht nur ein äußeres Phänomen, sondern auch ein inneres Lebensprinzip, das zu Recht als unnachahmlich italienisch bezeichnet werden darf. Der Glaube, dass die ideale Form aktiv konfiguriert wird, um den Anderen zu gefallen und sie zu erfreuen, fördert ein gesellschaftliches Miteinander, wo individuelle Selbstdarstellung und gute Beziehung zur Umwelt ein ausgewogenes Verhältnis eingehen. Die bella figura und ihre Regelungen sind das Fundament der italienischen Kultur, die auch als Gefallenskultur bezeichnet werden kann: Gefallen - piacere! - bildet gleichsam eine internalisierte Norm; Missfallen hingegen erregt die Gemüter; das Hässliche, die brutta figura, wird bewusst erlebt und daher ständig verhandelt und beurteilt. Die Wendungen fare bella vs. brutta figura legen davon beredtes Zeugnis ab; als Seismografen sozialer Interaktion sind sie einzigartige Mittel der italienischen Sprache. Doch die Einzigartigkeit der bella figura liegt auch in ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung - sie repräsentiert eine geistige Entwicklung, die für die europäischen Kulturen insgesamt typisch ist: Es ist die Wende von derÄsthetik zur Ethik. Die italienische Sprache steht dafür Pate. Abstract. Il concetto di bella figura è talmente inerente alla cultura italiana che rappresenta la quintessenza dell ’ identità degli italiani. Dimostrare una buona immagine di sé non è solo fondamentale per intrattenere rapporti e appartenenze sociali, ma costituisce un know-how pragmatico presunto di effettuarsi nell ’ interazione quotidiana e rispecchiarsi nella comunicazione (non)verbale. Eccezion fatta da guide turistiche e commenti laici in rete, il concetto di bella figura (e del suo contrario brutta figura) non è mai stato oggetto di ricerca scientifica. Per cui verrà studiato la sua natura in chiave delle teorie pragmatiche attuali identificandola come impression management e relational work e discutendola in relazione a face e (im)politeness. Completato da uno studio semantico, il concetto rivela un ’ ambivalenza tra l ’ aspirazione ad un ideale estetico-emotivo e l ’ esecuzione di un principio etico-morale. In riferimento all ’ evoluzione storica-culturale risulta che le espressioni fare bella/ brutta figura fungono da mezzo di valutazione Gudrun Held Die bella figura - zur Pragmatik eines italienischen Schlüsselkonzepts 27 per cui, identificate nell ’ uso comunicativo, si prestano come importante strumento investigativo che promuove la metapragmatica ad un utile metodo di ricerca. Summary. The concept of bella figura is so inherent to Italian culture that it represents the quintessence of Italian identity. Demonstrating a good self image is not only fundamental to social relations and affiliation, but constitutes a pragmatic knowledge presumed to be carried out in everyday interaction and reflected in (non)verbal communication. With the exception of tourist guides and lay comments on the internet, the concept of a bella figura (and its opposite brutta figura) has never been the subject of scientific research. Therefore, its nature will be studied from the perspective of current pragmatic theories, identifying it as impression management and relational work and discussing it in relation to face and (im)politeness. Complemented by a semantic study, the concept reveals an ambivalence between the aspiration to an aesthetic-emotional ideal and the execution of an ethical-moral principle. With reference to the cultural-historical development, it appears that the expressions fare bella/ brutta figura serve as a means of evaluation, whereby, identified in communicative use, they are suitable as an important analytical tool that makes metapragmatics a useful research method. 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