eJournals Italienisch 45/89

Italienisch
ita
0171-4996
2941-0800
Narr Verlag Tübingen
10.24053/Ital-2023-0013
61
2023
4589 Fesenmeier Föcking Krefeld Ott

«Sei all’ascolto di Deutschradio»

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2023
Patrick Nowak
L’articolo si prefigge di presentare il progetto Deutschradio dell’Istituto Culturale Tedesco di Prato e cerca di identificarne alcuni vantaggi didattici nelle lezioni d’italiano. Il testo si concentra sulla realizzazione del progetto nell’ambito di un corso avanzato presso la Johannes-Löh-Gesamtschule nella zona di Colonia in Germania e analizza le valutazioni da parte degli allievi che hanno partecipato al progetto. Durante il progetto, gli allievi hanno dovuto creare delle trasmissioni radiofoniche lavorando su temi specifici. In primo luogo, si analizza l’uso dei media rispetto all’insegnamento delle lingue a scuola. In secondo luogo, si riflette sulle particolarità e sulle possibilità didattiche della radio per poi presentare alcune implementazioni a scuola. Il capitolo 3 introduce il progetto e offre una breve storia dell’idea di base. Nel capitolo 4 vengono presentati alcuni aspetti pratici della partecipazione al progetto come lo storyboard che viene usato soprattutto per la preparazione delle trasmissioni. Infine, la valutazione da parte degli allievi riportata nel capitolo 5 mostra che il progetto ha un notevole potenziale relativo all’aumento della motivazione degli allievi. Inoltre, il progetto può aiutare a migliorare sia le competenze linguistiche che quelle digitali.
ita45890149
149 DOI 10.24053/ Ital-2023-0013 PATRICK NOWAK «Sei all’ascolto di Deutschradio» Zur Planung, Durchführung und Evaluation der Teilnahme eines fortgeführten Italienischgrundkurses am deutsch-italienischen Radioprojekt des SI-PO Istituto Culturale Tedesco Prato Einleitung Als fester Bestandteil aller Lebensbereiche ist der Begriff Multimedia nicht mehr aus dem Alltag von Schüler: innen wegzudenken. Während zum Beispiel das Mobiltelefon noch vor wenigen Jahren etwas Besonderes darstellte, haben heute mobile Endgeräte aller Art ihren geheimnisumwobenen Status längst verloren. Vielmehr sind sie für die «Multi-Media-Jugend» des 21. Jahrhunderts, welche «in und mit komplexen Medienwelten» aufwächst (Rauscher 2008, 18), alltägliche Begleiter. Schüler: innen sind keineswegs mehr nur als Rezipient: innen, sondern vielmehr als aktive Mediennutzer: innen zu verstehen. Dadurch lässt sich insofern eine Diskrepanz zwischen der Lebenswelt der Schüler: innen und dem schulischen Alltag feststellen, als eine Medienarbeit, welche durch Handlungsorientierung (vgl. Linthout 2004, 13 f.) geprägt ist, nach wie vor teilweise am Rande des schulischen Alltags sowie in der außerschulischen Jugendarbeit stattfindet, obwohl die veränderten Kompetenzanforderungen an Kinder und Jugendliche in Bezug auf den Umgang mit Medien eine vertiefte Beschäftigung mit der Thematik erfordern und auch schulische Curricula bereits einen verstärkten Fokus auf die Förderung der multimedialen Kompetenz legen. Denn ein persönlichkeits- und gesellschaftsförderlicher Umgang mit Medien ergibt sich nicht von selbst, sondern wird insbesondere durch Erziehung und Bildung generiert (Tulodziecki 2021, 28). Diesem Aspekt sowie der Relevanz der Mündlichkeit im Fremdsprachenunterricht (vgl. Schulze Wettendorf 2015, 204) versucht das Radioprojekt des SI-Po Istituto Culturale Tedesco Prato Rechnung zu tragen. Im weiteren Verlauf sollen sowohl das Spannungsfeld von Multimedia und Schule als auch vergleichbare Radioprojekte in der Bundesrepublik Deutschland thematisiert werden. Den Schwerpunkt dieses Beitrags stellt indes die vierwöchige Projektteilnahme des Grundkurses Italienisch der Erprobungsstufe der Johannes-Löh-Gesamtschule Burscheid dar, und insoweit ist beabsichtigt, das internationale Projekt aus fachdidaktischer Perspektive zu beleuchten, es zu «Sei all’ascolto di Deutschradio» Patrick Nowak 150 evaluieren sowie Handlungsempfehlungen für eine zukünftige Projektteilnahme anderer Schulen zu geben. 1 Handlungsorientierte Medienarbeit im Unterricht Im Rahmen des Fremdsprachendidaktik werden zunächst im Allgemeinen als Medien alle «Lehr- und Lernmittel, die als Informationsleiter dienen», verstanden (Storch 2008, 271; Michler/ Reimann 2019, 60). Dieser allgemeine Begriff von Medien soll im Zuge der Betrachtung enger gefasst werden, wobei vor allem die Förderung eines multimedialen Umgangs mit Rundfunk- und Onlinediensten in den Blick genommen wird. Insbesondere digitale Medien besitzen im Zuge des Fremdsprachenunterrichts eine zentrale Rolle, da sie zum einen ein individualisiertes Lernen in Bezug auf die Lerninhalte und Lerngeschwindigkeiten ermöglichen und zum anderen unterschiedlichen Lernertypen verschiedene Zugänge bereitstellen (Wicht 2010, 174; Michler/ Reimann 2019, 53), sodass sich die Lernerautonomie erhöht. Die Ergebnisse der KIM- und JIM-Studien der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass nicht-mediale Freizeitaktivitäten gegenüber den Medienbeschäftigungen zunehmend in den Hintergrund gedrängt werden (Hajok 2019, 43). Vor diesem Hintergrund übernimmt die Schule eine zentrale Funktion in Bezug auf die Reflexion über Medienkompetenz bzw. deren Strukturierung. Die Förderung dieses zentralen Aspekts beabsichtigt ebenfalls der im Jahr 2017 eingeführte Medienkompetenzrahmen des Landes Nordrhein-Westfalen, welcher auf die ehemalige Initiative Medienpass NRW folgte und eine Förderung verschiedener Facetten der Medienkompetenz gemäß dem Kompetenzmodell der Kultusministerkonferenz «Kompetenzen in der digitalen Welt» aus dem Jahr 2016 1 intendiert. Bisherige Probleme der Integration von Medienarbeit in der Schule waren bisher u. a. Zeitmangel (vgl. Michler/ Reimann 2019, 53) und fehlende Kooperationspartner, welche die Durchführung der Projekte hätten erleichtern 1 Das Kompetenzmodell der Kultusministerkonferenz stellte einen wegweisenden Schritt in der Entwicklung von Standards der Medienkompetenz dar, die bis zu dem Zeitpunkt lediglich ein Desiderat waren (vgl. dazu die Ausführungen bei Breiter et. al 2010, 29 f.). Das Erlernen technischer Fähigkeiten im Umgang mit Medien im Zuge der Produktion von Schulradios lässt sich entsprechend dem Medienkompetenzrahmen im ersten Punkt «Bedienen und Anwenden» verorten. Außerdem erscheinen die Punkte der Informationsrecherche sowie der Bereich «Produzieren und Recherchieren» als maßgebliche Teilgebiete von Radioprojekten jeglicher Art. Dementsprechend besitzt der Erstellungsprozess eigener Radiosendungen das Potential, neben einer vielfältigen Förderung der Medienkompetenz, neue Erfahrungen im Bereich der Medien zu vermitteln und die Kreativität der Lernenden zu fördern. Patrick Nowak «Sei all’ascolto di Deutschradio» 151 können. Es erscheint zudem als essenziell für die Förderung der Medienkompetenz, Medienintegration als Teil des Schulentwicklungsprozesses zu verstehen (Breiter et al. 2010, 287). 2 Radio in der Schule Ohne an dieser Stelle auf die Geschichte des Radios in der Bundesrepublik Deutschland eingehen zu wollen, lässt sich für die vergangenen Jahre zweifellos eine Art Renaissance konstatieren, welche sich in dem explosionsartigen Anstieg von Podcasts und Webradios wiederspiegelt. Podcasts zu machen, besitzt nunmehr modernen Charakter und ist in verschiedensten Themenbereichen von enormem Erfolg gekrönt. Im schulischen Bereich eignet sich das Radio hingegen für sämtliche Altersstufen zur «spielerische[n] Aneignung kommunikativer Kompetenzen, ob es das Sprechen vor dem Mikrofon, der Themenvorschlag […] oder das Schreiben eines Moderationstextes ist» (Dietsch/ Reichel 2013, 6), und ermöglicht dadurch den vielfältigen Einsatz in verschiedenen Italienischkursen der Sekundarstufe I und II. 2 Durch seine verhältnismäßig leichte Handhabung können Lernende produktorientiert arbeiten und innerhalb einer kurzen Zeitspanne zu Ergebnissen gelangen. Zudem verschafft Radioarbeit den Schüler: innen die Möglichkeit, sich durch die Präsentation von ihnen ausgewählter Musik auszudrücken. Ein wichtiger Aspekt ist außerdem die Zusammenarbeit in Gruppen zur Stärkung der sozialen Komponente schulischen Lernens (Reischke 2015, 95), welche sich im Zuge der Radioarbeit problemlos in die Praxis umsetzen lässt und sich insbesondere für komplexere Sendungen anbietet. Auch Vorwissen besitzen die Lernenden bereits, da ihnen das Medium Radio größtenteils aus ihrem Alltag bekannt ist und sie vereinzelt Grundwissen zu Radiosendungen besitzen. Die Entwicklung eigener Radiosendungen bedeutet gleichzeitig, «medienkompetent» zu werden (Dietsch/ Reichel 2013, 6), und verfolgt dabei den Ansatz einer aktiven Medienarbeit im Sinne der interaktions- und handlungsorientierten Medienerziehung, welche die Rezipient: innen, d. h. die Lernenden, gemäß dem «Nutzenansatz» als handelnde Individuen begreift (Rauscher 2008, 75) und sie durch die Förderung der Meinungsbildung und Erziehung zu kritischen Rezipient: innen macht. Laut Brenner und Niesyto hat die aktive Medienarbeit in der Praxis drei Grundrichtungen, wonach sie sich zum einen stark an journalistischen Standards orientiert und zum anderen an die lebensweltlichen Erfah- 2 Es gilt zu betonen, dass die Art der Projektteilnahme flexibel auf das jeweilige Anforderungsniveau sowie die Altersgruppe des Kurses angepasst werden kann. Konkrete Optionen und etwaige Partnerschulen werden durch das Institut vermittelt. «Sei all’ascolto di Deutschradio» Patrick Nowak 152 rungen der Schüler: innen anknüpft. Drittens lässt sich Medienarbeit als «medienästhetische und kommunikationskulturelle Herausforderung» (Brenner/ Niesyto 1993, 10; Rauscher 2008, 75) verstehen. War das Schulradio im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends noch eher eine randständige Erscheinung (Rauscher 2008, 73), so hat es in den vergangenen Jahren eine Art Renaissance in deutschen Schulen erlebt. Ein erstes Pilotprojekt von Michael S. Rauscher zur Produktion von Magazinsendungen, welches an mehreren Bielefelder Schulen im Zuge von einwöchigen Projektwochen durchgeführt wurde, zielte explizit auf eine aktive Medienarbeit ab, welche Radiomagazine als letztliches Produkt entwickeln sollte. Die Medienarbeit geschah hierbei entweder in der Radiowerkstatt des Bielefelder Jugendrings oder in den Klassenräumen der jeweiligen Schule in Kombination mit einem für die Aufnahmen ausgestatteten Medienmobil der Radiowerkstatt. Äquivalent zu den in diesem Beitrag vorzustellenden Projekt unterteilte sich die damalige Medienarbeit im Raum Bielefeld ebenfalls in eine Vorbereitungs-, eine Produktions- und eine Reflexionsphase. Während in der Vorbereitungsphase der Stellenwert von Moderationen, Wortbeiträgen, Musik und Jingles thematisiert und die jeweiligen Themen der Sendungen erarbeitet wurden, konzentrierten sich die Produktionsphasen auf das Erstellen der Sendung. Den Kern des Ablaufs stellte der sog. Sendelaufplan dar, welcher die Anordnung der Sendebestandteile vorgab (vgl. Rauscher 2008, 74). Rauscher stellte im Anschluss an seine qualitative Untersuchung in Form von problemzentrierten Interviews mit den am Projekt beteiligten Schüler: innen und Lehrkräften fest, dass sich ein Großteil der Jugendlichen eine erneute Radioarbeit in der Schule vorstellen konnte und sich begeistert hinsichtlich der erzielten Erfolge zeigte (vgl. Rauscher 2008, 144). Dies erwies sich insofern als deckungsgleich mit Rauschers Vorannahmen, als er im Vorfeld die Hypothese vertrat, dass auditive Medien wie beispielsweise das Radio für Jugendliche, als wichtige Elemente des Alltags, durch ihre Beliebtheit ideale Medien für die handlungsorientierte Medienarbeit zur Förderung der Medienkompetenz in der Schule seien. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass die Lernenden nach Abschluss des Projekts ein schärferes Bewusstsein für die zur Erstellung von Radiosendungen notwendige Arbeit entwickelt hatten. Ein weiteres Beispiel ist die Initiative der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien aus dem Jahr 2013. Diese ermöglicht die Veröffentlichung der durch bayerische Schulradios erstellten Radiosendungen auf der Internetseite der Landeszentrale www.Schulradio-Bayern.de. Weiterhin ist von Seiten der Bayerischen Landeszentrale eine Begleitung der Projekte durch sog. Schulradio-Coaches vorgesehen, welche zusätzlich zu den Arbeitsmaterialien, Hörbeispielen und Hilfestellungen unterstützend agieren. Beispiele für aktive Schulradios finden sich derweil nicht mehr nur in Bayern, sondern in der gesamten Bundesrepublik Deutschland. In Patrick Nowak «Sei all’ascolto di Deutschradio» 153 Nordrhein-Westfalen bietet darüber hinaus der Westdeutsche Rundfunk Schulklassen der Jahrgangsstufen 6 bis 13 die Möglichkeit, ihre eigene Radiosendung im Rahmen des vierstündigen Projekts WDR STUDIO ZWEI - Die Medienwerkstatt zu gestalten und auf diese Weise ein professionelles Aufnahmestudio hautnah zu erleben. 3 Deutschradio Das im Jahr 2009 in Prato gegründete deutsch-italienische Kulturinstitut SI-PO Istituto Culturale Tedesco ( SI-PO ist die Prateser Variante von « yes we can »), initiierte das Projekt Deutschradio im Jahr 2012. Beginnend mit dem Projekt Musik + X in Zusammenarbeit mit dem Webradio Radiogas sowie dem Goethe-Institut Italien keimte rasch großes Interesse von Seiten mehrerer italienischer Schulen an der deutschen Musik auf. Dies betraf sowohl die Schüler: innen als auch die Lehrkräfte. In der Folgezeit entstand die Grundidee des Projekts Deutschradio , wonach sich eine 57-minutige Radiosendung mithilfe eines standardisierten Storyboards wöchentlich der deutschen Musikszene widmet. Die ersten Sendungen wurden von Lernenden der scuole medie und scuole superiori aus den Städten Prato und Pistoia entwickelt und generieren seit September 2012 zahlreiche Aufrufe. Der nächste Schritt erfolgte im Jahr 2014 mit der Ausweitung des Projekts weit über die Grenzen der Toskana hinaus, sodass nach jetzigem Stand in beinahe allen Regionen Italiens Schulen am Radioprojekt teilgenommen haben. Zusätzlich bietet das Projekt in Prato Lernenden die Möglichkeit, sich beispielsweise im Rahmen des staatlichen Projekts Alternanza scuola-lavoro bzw. Percorsi per le Competenze Trasversali e l’Orientamento (PCTO) im Prateser Tonstudio zu engagieren. Auch in Österreich und Ungarn nehmen aktuell Deutschklassen an dem Projekt teil, entwickeln Sendungen, nehmen die Tonspuren selbstständig auf und schicken ihre gesammelten Storyboards und Audiodateien an das Institut in Italien, welches abschließend die finale Version der Sendung montiert. In Deutschland liegt der Fokus auf der Teilnahme von Italienischkursen, welche sich entweder kursintern beteiligen möchten oder eventuell auf der Suche nach Deutschkursen in Italien sind, sodass bilinguale Sendungen entstehen können. Gerade die Kategorie Musik für zwei, die in der Pandemie entstand, ist auf solche Gruppen ausgelegt. Hierbei erarbeiten zwei Lernende aus Deutschland und Italien gemeinsam eine Sendung und führen eine Art Gespräch mit sich abwechselnden Monologen zu den gemeinsam ausgewählten Musiktiteln. Auch die in diesem Fall gewählte Sendungsart der trasmissione tematica kann in Form einer deutsch-italienischen Gruppe auf Distanz durchgeführt werden, «Sei all’ascolto di Deutschradio» Patrick Nowak 154 indem beispielsweise Lieder in der jeweiligen Fremdsprache vorgestellt und kommentiert werden. Ein hervorzuhebender Aspekt ist vor allem der Austausch innerhalb der Gruppe mit Schüler: innen, die die zu erlernende Fremdsprache als Muttersprache beherrschen. Im Zuge dieser Zusammenarbeit können in der Fremdsprache erstellte Texte von den jeweiligen Schüler: innen mit Sprachkenntnissen auf muttersprachlichem Niveau im Sinne der Peer Correction korrigiert werden. Während sich dementsprechend die Korrekturphasen der Lehrkraft verringern, ermöglicht diese Variante zugleich eine Lerner-Lerner- Interaktion mit lernförderlichem Feedback. 4 Betrachtung des Projekts aus fachdidaktischer Perspektive Es gilt zu betonen, dass der gesamte Ablauf der Projektteilnahme des fortgeführten Wahlpflichtkurses im 4. Lernjahr mit 13 Schüler: innen im Alter von ca. 16 Jahren in der Jahrgangsstufe EF (11. Klasse) der Johannes-Löh-Gesamtschule Burscheid auf die Förderung der Mündlichkeit, d. h. auf die Förderung der Kommunikationsfähigkeit als Schlüsselqualifikation (Schulze Wettendorf 2015, 213) durch das Entwickeln einer eigenen trasmissione tematica ausgelegt war, jedoch zusätzliche Elemente ergänzt wurden, welche die Lernenden kontinuierlich an das eigentliche Projekt heranführen sollten. Eine derartige Radiosendung dauert ca. 57 Minuten und umfasst in der Regel zahlreiche Wortbeiträge sowie zwölf von den Lernenden ausgesuchte Lieder, welche nach Möglichkeit auf Deutsch gesungen werden und inhaltlich zum ausgewählten Thema der Radiosendung passen. Die vorgefertigten Jingles des Instituts, z. B. Sei all’ascolto di Deutschradio , zu Beginn, im Verlauf und am Ende geben der Radiosendung zudem einen authentischen Rahmen, da sie im Vorfeld durch einen Radiomoderator des Prateser Studios Radiogas oder andere italienische Muttersprachler: innen eingesprochen worden sind. Derartige Lernaufgaben besitzen das Potential, die Schüler: innen im Sinne der Aufgabenorientierung einerseits inhaltlich und sprachlich herauszufordern und andererseits ihr Mitteilungsbedürfnis anzusprechen (vgl. Reischke 2015, 99), jedoch sind sie insgesamt sehr komplex und bedürfen eines schrittweisen Aufbaus von Sinnzusammenhang (Oleschko/ Grannemann 2019, 18) zwischen Material und letztlichem Ziel. Ganz im Sinne der Aktivierung von Interesse und Vorwissen durch Hörproben bereits erstellter Sendungen im Zuge der Auftaktstunde steigert sich im weiteren Verlauf der Unterrichtsstunden allmählich die Beschäftigung mit dem Kern des Projekts, d. h. mit dem Erstellen der eigenen Sendung. Im Bereich der funktionalen kommunikativen Kompetenz beabsichtigen die einzelnen Abschnitte des Projekts, unter Berücksichtigung von Einzelarbeitsphasen in Kombination Patrick Nowak «Sei all’ascolto di Deutschradio» 155 mit kooperativen Austauschphasen, eine langfristig angelegte Förderung der Teilkompetenzen. Der beabsichtigte kontinuierliche Kompetenzzuwachs mithilfe eines kumulativen Aufbaus innerhalb des Projekts spiegelt sich im eigens für die Unterrichtsreihe entwickelten Reader wieder, welcher als thematischer Längsschnitt und Grundlage der vierwöchigen Projektteilnahme angelegt war und verschiedene Aspekte einer eigenen Radiosendung betrachtet. Im Bereich des Leseverstehens wurde zu Beginn des Projekts ein aktueller Internetartikel über die Geschichte und die Zukunft des Webradios in Form von Einzelarbeit behandelt. Hierbei mussten die Lernenden den jeweiligen Textabschnitten Titel hinzufügen und diese anschließend in Partnerarbeit vergleichen. Durch diesen thematischen Überblick sollte den Schüler: innen ein erster Eindruck der übergeordneten Thematik rund um das Thema Webradio vermittelt werden. Anschließend wurden die Lernenden nach und nach an das Erstellen ihrer eigenen Sendung und somit den eigentlichen Kern des Projekts herangeführt. Diese Vorgehensweise lässt sich ebenfalls hinsichtlich der Förderung des Hör-/ Hörsehverstehens erkennen, indem kurze Hörbeispiele aus verschiedenen Sendungen im weiteren Verlauf der Unterrichtsstunden durch ein authentisches Erklärvideo des Instituts ergänzt wurden. Im Rahmen des von italienischen Lernenden des Istituto d’Istruzione Superiore «Carlo Livi» gestalteten Films wurde grundsätzlich das Erstellen einer eigenen Sendung erklärt und es wurden Fragen erläutert sowie Bedenken hinsichtlich bis dato unbekannter Arbeitsschritte ausgeräumt. 3 Neben der Kompetenzförderung zeigten insbesondere diese Elemente eine hohe Wirkungskraft hinsichtlich des Engagements der Schüler: innen, da sie sich im Anschluss an die authentischen Erklärungen sicherer fühlten und in Bezug auf das Gelingen ihrer eigenen Sendung sichtbar an Selbstvertrauen gewannen. Zusätzlich förderten insbesondere die Hörbeispiele erste Ankerideen (Timm 2011, 307) und Vorstellungen über das letztendliche Lernprodukt (Oleschko/ Grannemann 2019, 20), wobei das Verständnis der Inhalte durch geschlossene Aufgabentypen, d. h. Multiple-Choice, Vero-falso, Zuordnungsaufgaben und logische Reihung, sowie offene Aufgabentypen in Form von halboffenen Fragen mit Antwortmöglichkeiten überprüft wurde. Hinsichtlich der benötigten Vorkenntnisse in Bezug auf die Förderung des monologischen Sprechens im Rahmen des Projekts ist zu sagen, dass das Vokabular zur mündlichen Präsentation und Strukturierung von Inhalten bereits im Vorfeld des Projekts zur Bewältigung des Storyboards eingeführt und eingeübt wurde. Dies bedeutet, dass die Lernenden nützliche Satzbausteine wie z. B. Oggi vorrei parlare di… oder L’argomento della nostra trasmissione è … schon kannten und anwenden konnten. 3 In Bezug auf die Verstehensabsicht und die benötigte Verbindlichkeit von Höraufträgen vgl. Lucchi 2008, 398 f.). «Sei all’ascolto di Deutschradio» Patrick Nowak 156 Vor dem Hintergrund der abschließenden mündlichen Kommunikationsprüfung am Ende der Einführungsphase stellten insbesondere die Präsentation und Strukturierung von Inhalten in Kombination mit der mündlichen Produktion in der Zielsprache eine der zentralen Funktionen des Radioprojektes dar. 4 Gemäß der Schwerpunktsetzung des Projekts auf die Sprechaktivierung besaß beispielsweise die Förderung der Schreibkompetenz in Form von Stellungnahmen und Kommentaren zwar eine eher untergeordnete Relevanz, diese ist jedoch im Hinblick auf die weiteren Leistungsüberprüfungen im Rahmen der Erprobungsstufe auch nicht zu unterschätzen. Zudem kann eine kurze mündliche Zusammenfassung von Inhalten im Alltag stetig vorkommen, wodurch sie perspektivisch gesehen als eine geplante, authentische Vorübung für spätere Gespräche über persönliche Interessen, beispielsweise während eines Schüleraustauschs mit dem Austauschschüler oder der Austauschschülerin betrachtet werden kann. Im Bereich der Verfügbarkeit sprachlicher Mittel wurden die Schüler: innen dazu angeleitet, ein Wortnetz über zentrale Begriffe zum Thema La radio zu erstellen. Mithilfe des Readers erhielten sie außerdem eine Übersicht über zentrale Vokabeln und Ausdrücke zum Wortfeld La scuola e il mondo della radio . Darüber hinaus stellte die Erweiterung des Funktions- und Interpretationswortschatzes zur Realisierung kriteriengeleiteten Feedbacks einen Schwerpunkt des Projekts dar. Nützliche Redemittel zum Themenfeld dare feedback für verschiedene Kommunikationssituationen wurden bereitgestellt und im weiteren Verlauf der Unterrichtsstunden angewendet. Der Beginn der eigentlichen Vorbereitungsphase der vier thematischen Sendungen erfolgte in binnendifferenziert zusammengesetzten Dreierbis Vierer- Gruppen, welche im Hinblick auf Sprachkompetenzen, Religion und Herkunft als diversifiziert bezeichnet werden können. Als zeitlicher Rahmen für das Projekt war ein Monat angesetzt, wobei die fortgeführte Fremdsprache wöchentlich mit 135 Minuten unterrichtet wird. Während zu Beginn die thematische Einführung noch gemeinsam mit der gesamten Lerngruppe stattfand, wurde im Verlauf des Projekts der inhaltlichen Auseinandersetzung größtmöglicher Freiraum im Sinne der Lernerautonomie gelassen, wobei lediglich der methodische Rahmen als Hilfestellung durch den Reader vorgegeben war und folglich ein hoher Grad an Selbstbestimmung herrschte (vgl. Bieg/ Mittag 2009, 120). Dieser Aspekt wird als essenziell bezüglich der intrinsischen Motivation der Schüler: innen gesehen. 5 Dementsprechend besaß die selbstständige Auswahl 4 Vgl. hierzu die Darstellung des Sprechens als «flüchtiger Prozess» bei Schulze Wettendorf 2015, 204. 5 Spätestens seit der Hattie-Studie aus dem Jahr 2009 ist die Relevanz der Motivation der Lernenden als Einflussgröße von 0.48 in Bezug auf den schulischen Lernerfolg unumstritten. Vgl. Hattie 2009. 157 Patrick Nowak «Sei all’ascolto di Deutschradio» der Musiktitel durch die jeweiligen Gruppen einen enormen Stellenwert, da sie einen unmittelbaren Bezug zur Lebenswelt der Lernenden herstellt, die Authentizität (Reinfried 2016, 8) und somit auch in einem hohen Maße vorhandene Motivation und Relevanz für die Schüler: innen erhöht. Generell wird in der Forschung davon ausgegangen, dass autonomiestützende Maßnahmen zahlreiche Handlungsmöglichkeiten für die Interessen und Ziele der Lernenden (vgl. Michler/ Reimann 2019, 50) bereitstellen müssen und, neben Transparenz, einen hohen Alltagsbezug herstellen sollten (Bieg/ Mittag 2009, 133; 136), damit sie als solche erlebt werden und die Lernmotivation positiv beeinflussen. Die letztendlichen Themen der Sendungen, Amore , Gli influencer tedeschi su Youtube , Il calcio und Il sistema scolastico in Germania e in Italia spiegeln die Kreativität der Lernenden im Sinne der Individualisierung und Lernerautonomie wieder. Zur Erleichterung der Themenfindung hatten die Schüler: innen die Möglichkeit, sich alte Titel von Radiosendungen des Projektes anzusehen. Zu diesem Zweck stellte der Reader unmittelbare Verlinkungen zu der Sammlung bereits veröffentlichter Radiosendungen der vergangenen Jahre in Form von QR-Codes bereit. Diese leiteten die Lernenden unmittelbar zum sog. Palinsesto 6 weiter, welches eine wahre Fundgruppe für Ideen darstellt. Diese Ideen sollten anschließend innerhalb der gebildeten Gruppen im Rahmen von Mindmaps strukturiert und geordnet werden, so dass sich die jeweiligen Themen nach kurzer Zeit innerhalb der Gruppen herauskristallisierten und lediglich final formuliert werden mussten. Die im Reader erstellten Mindmaps dienten zugleich als erste Sammlung und Vorstrukturierung möglicher Textinhalte und Songtitel der trasmissione tematica . Das Radioprojekt bietet sich ebenfalls für äußerst heterogene Lerngruppen an, indem leitungsstärkere Schüler: innen in ihren Texten auf weitere quantitative sowie qualitative Aspekte hinsichtlich der Ausgestaltung ihrer Sendung eingehen können. Der offene Charakter der Sendungen ermöglicht insofern sowohl Lernenden als auch Lehrpersonen einen Handlungsspielraum, in welchem sie gemäß ihren Möglichkeiten agieren können. Neben äußerst modernen Themen finden sich in den entwickelten Sendungen ebenfalls Aspekte der interkulturellen Kompetenz wieder, und auch Elemente mit dem Potential zur Erweiterung des soziokulturellen Orientierungswissens in Bezug auf das italienische Schulsystem sind vorhanden. Auch wenn nicht alle Themen dieses Potential besitzen, so überwiegt der Mehrwert, welcher durch den Freiraum generiert wurde. Gerade solche Radiosendungen, welche ein Thema multiperspektivisch hinsichtlich der Unterschiede zwischen Italien und Deutschland betrachten, besitzen das Potential, die Meinungsbildung der Schüler: innen zu fördern. Indem sich die Lernenden beispielsweise am Ende ihrer Sendung hinsichtlich der problemorientierten 6 https: / / www.deutschradio.it/ index.php/ 400-palinsesto. «Sei all’ascolto di Deutschradio» Patrick Nowak 158 Betrachtung für die italienische oder deutsche Seite aussprechen und sich dementsprechend auf der Grundlage von erarbeiteten Aspekten und Argumenten positionieren, erweitern sie, neben sprachlichen Aspekten, u. a. ihre Urteilskompetenz und reflektieren die Vor- und Nachteile Deutschlands und Italiens. Im Zuge der Vorbereitungsphase der mitteilungsbezogenen Aufgabenstellung nimmt das vom Institut erstellte Storyboard, welches auf der Seite des Instituts www.deutschradio.it abrufbar ist und in den an der Johannes-Löh-Gesamtschule verwendeten Reader integriert wurde, eine zentrale Rolle ein, indem es einen vorgefertigten Rahmen liefert und der entstehenden Sendung von Beginn an Struktur verleiht. Nach der Auswahl der Lieder sowie der Festlegung der Reihenfolge haben die Lernenden primär die Aufgabe, die jeweiligen Abschnitte des Storyboards mit ihren Texten zu füllen. Für jede Sprechphase werden hierbei je nach Gruppenstärke drei bis vier kleine Texte benötigt, welche auf die gehörten Stücke eingehen, Inhalte erklären, die Künstler: innen vorstellen sowie nachfolgende Titel anmoderieren. Das Storyboard ist so konzipiert, dass zwischen den Liedern alle Gruppenmitglieder in möglichst gleichen Anteilen, d. h. ca. 45 Sekunden, nacheinander zu Wort kommen und sich an der Sprechphase beteiligen müssen. Im konkreten Projekt zeigten sich die Schüler: innen bereits nach einer kurzen Orientierungsphase äußerst kreativ und sicher im Umgang mit diesen Aspekten, da sie Texte wie beispielsweise An- oder Abmoderationen bereits kannten und Beispiele durch gehörte Sendungen vor Augen hatten. Das verwendete Storyboard wurde im Rahmen des Readers so mit Lücken versehen, dass die Lernenden im Unterricht mit ihren Tablets und den dazugehörigen Stiften unmittelbar im Storyboard in PDF-Form schreiben konnten. Diese äußerst praktikable Variante erwies sich zusätzlich im Hinblick auf die Fehlerkorrektur durch die Lehrkraft vor der Aufnahme als hilfreich, da sprachliche Schwierigkeiten im Unterricht behoben werden konnten, ohne dass zu irgendeinem Zeitpunkt die benötigte Struktur der Sendung verloren gegangen wäre. Im Anschluss hatten die Schüler: innen die Möglichkeit, die korrigierten Storyboards als Grundlage ihrer Sendung im Schonraum einzuüben, wobei es sich als sinnvoll erwies, die Vorbereitung des monologischen Sprechens in Kombination mit Peer-Feedbackphasen durchzuführen. Dem multimedialen Charakter des Projekts entsprechend waren in den Übungsphasen stets Probeaufnahmen mit dem Handy möglich. Auch das Aussprachetraining mit der Diktierfunktion des Smartphones war sehr gewinnbringend, da die Lernenden eine unmittelbare Rückmeldung durch ihre Gruppenmitglieder in Bezug auf die Verständlichkeit der Aussprache erhielten. Dieses Vorgehen erwies sich als wichtig und notwendig, um etwaigen Sprechhemmungen entgegenzuwirken. Sowohl während der inhaltlichen Vorbereitung als auch während mündlicher Übungsphasen wirkte die Lehrperson in begleitender Funktion zum Auffangen von Schwierigkeiten unterstützend mit. Patrick Nowak «Sei all’ascolto di Deutschradio» 159 Abbildung 1 160 «Sei all’ascolto di Deutschradio» Patrick Nowak Der Ertrag ausgeprägter Übungsphasen ließ sich letztlich am Tag der Aufnahme erkennen, welche in gestaffelter Form mit den einzelnen Gruppen im geräuscharmen Informatikraum der Schule stattfand und pro Gruppe ca. eine Zeitstunde dauerte. Abschließend wurde den Schüler: innen die Möglichkeit zur Evaluation des Projekts gegeben, welche im weiteren Verlauf dieses Artikel thematisiert werden soll. Teilweise verfügen die Schulen bereits schon über das benötigte Aufnahmeequipment, aber auch andernfalls ist die Aufnahme an sich mit geringen Kosten verbunden, da die Anschaffung eines neuen Aufnahmesets zurzeit mit maximal 150 Euro zu Buche schlägt und für die adäquate Aufnahme der Tonspuren kostenlose Aufnahmesoftware ausreicht. Darüber hinaus steht das Institut den Lehrkräften bei Rückfragen zu Anschaffung sowie Handhabung von Aufnahmeequipment beratend zur Seite und erleichtert dementsprechend sowohl den organisatorischen als auch den technischen Aufwand der Projektteilnahme erheblich. 5 Evaluation Im Zuge der Evaluation des Radioprojekts wurde zur Nutzung der Vorteile 7 sowohl des qualitativen wie des quantitativen Forschungsansatzes der beide Methoden verwendende Mixed-Methods-Ansatz (vgl. Roch 2017) gewählt. Der entwickelte Fragebogen, welcher den Schülerinnen und Schülern zum Abschluss des Projekts nach der Aufnahme ihrer Radiosendungen vorgelegt und von diesen anonym ausgefüllt wurde, hatte zum Ziel, von den Lernenden Rückmeldung zu gelungenen bzw. problematischen Aspekten des Projektverlaufs zu erhalten. Gemäß dem gewählten Ansatz wurden in den einseitigen Fragebogen sowohl geschlossene als auch offene Fragen aufgenommen. Die quantitativen Fragen waren deskriptiv ausgelegt. Zu Beginn wurden die Einschätzung des allgemeinen Erfolgs des Projekts sowie der Zusammenarbeit innerhalb der Gruppen abgefragt, wobei die Lernenden jeweils zwischen fünf Items von 1 (sehr gut) bis 5 (sehr schlecht) wählen konnten. Als Ergebnis wurde, vergleichbar zu Rauschers Pilotprojekt, hauptsächlich Zeitmangel moniert und ein entsprechender Verbesserungsvorschlag bei zukünftigen Durchführungen des Projekts formuliert. Zwar ließen sich innerhalb der Reflexionen auch Angaben wie z. B. fehlende Absprachen innerhalb der Gruppe sowie Nervosität am Tag der Aufnahme finden, jedoch kamen diese Nennungen nur vereinzelt vor. 7 Eine detaillierte Auflistung potentieller Vor- und Nachteile des qualitativen oder quantitativen Forschungsansatzes findet sich bei Hussy et al. 2013, 52 ff. 161 Patrick Nowak «Sei all’ascolto di Deutschradio» Abbildung 2: Bewertung des Projekterfolgs Abbildung 3: Bewertung der Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe Abbildung 4: Bewertung der Projektteilnahme «Sei all’ascolto di Deutschradio» Patrick Nowak 162 Aus der Sicht der Lehrkraft zeigten sich die Schüler: innen im Rahmen des Projektes äußerst kreativ und motiviert, wobei anfängliche Vorbehalte gegenüber dem Umfang des Projekts sowie dem zu erstellenden Produkt Radiosendung sehr zügig abgebaut wurden. Dieser Effekt spiegelte sich auch in Form von deutlich reduzierten Sprechhemmungen im Kontext der mündlichen Kommunikationsprüfung am Ende des Schuljahres wieder, in der sich die Lernenden in der Fremdsprache sicherer zeigten, als dies zum Teil im Zuge des Unterrichts im Vorfeld des Projekts der Fall gewesen war. In Bezug auf den zeitlichen Faktor soll zukünftig versucht werden, den Lernenden noch etwas mehr Zeit zu geben, sodass insbesondere die Fertigstellung des Storyboards als Grundlage der Aufnahme einen längeren Zeitraum erhält. Ein zeitlicher Rahmen des Projekts von ca. 5 Wochen wird nach Abschluss des konkreten Projekts als empfehlenswert betrachtet. 6 Fazit Abschließend lässt sich festhalten, dass das Interesse der Lerngruppe am Unterrichtsprojekt Vorbehalte vor der scheinbar sehr komplexen Aufgabe einer eigenen Radiosendung überwog und die Hilfsmaterialien des Instituts als Stütze im Unterricht sowie im Zuge der Vorbereitung von zuhause als sehr hilfreich empfunden wurden. Auch der Reader, welcher eigens für die Projektteilnahme der Johannes-Löh-Gesamtschule erstellt wurde, diente auf Grund des kleinschrittigen Vorgehens als hilfreicher Leitfaden des Projekts. Der fordernde Charakter des Radioprojekts spiegelte sich letztlich im Lernerfolg wieder, welcher durch die sprachlich und inhaltlich durchdachten Sendungen repräsentiert wird. Gerade die Schüler: innen waren im Anschluss sehr stolz auf ihre Leistung sowie auf das fertige Produkt als Bestätigung des Kompetenzzuwachses (vgl. Bär/ Franke 2016, 228) und äußerten zudem den Wunsch, die Projektteilnahme am darauffolgenden Tag der Offenen Tür der Schule vorstellen zu dürfen. Ein Desiderat bleibt die Erfahrung eines authentischen Tonstudios als besonderes Erlebnis im Schulalltag, was im Rahmen der von Rauscher geführten Experteninterviews mit der betreuenden Lehrerin thematisiert wurde. Entgegen der Vermutung, dass die Aufnahme in der Schule und nicht in einem professionellen Tonstudio hätte kritisiert werden können, wurde dieser Aspekt in keinem der ausgefüllten Fragebögen angemerkt. Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass nicht der Ort der Aufnahme entscheidend ist, sondern vielmehr die abweichende Unterrichtsform wertschätzend wahrgenommen wird. Besonders hervorzuheben sind die Erfolgsmomente im Fortgang des Projekts, welche als wichtige Faktoren gelten, um der abnehmenden Motivation bei Patrick Nowak «Sei all’ascolto di Deutschradio» 163 fortgeschrittenen Lerngruppen entgegenzuwirken (vgl. Reischke 2015, 94). Auf Grund der positiven Korrelation zwischen Öffnungsmaßnahmen und Selbstbestimmungsempfinden (Hartinger 2006, 286) besitzt das vorgestellte Radioprojekt durch die inhaltliche Öffnung des Unterrichts enormes Motivationspotential, indem den Fragestellungen, Wünschen und Vorlieben (Hartinger 2006, 273) der Schüler: innen Freiraum gegeben wird. An dieser Stelle hängt der Erfolg vermeintlich motivierender Aspekte letztlich von der zielorientierten Integration in den Unterricht ab (vgl. Grünewald/ Küster, Lutz 2017, 287). Gerade durch diese Art von Abwechslung wirkt man der Gefahr von Monotonie im Fremdsprachenunterricht entgegen (vgl. Reischke 2015, 97). Dieser positive Effekt der Aufnahme als Erfolgserlebnis zeigte sich auch in den darauffolgenden Wochen im Unterricht. Daraus resultiert ein Plädoyer für handlungsorientierte Radioarbeit, welche nicht nur am Rande des normalen Schulalltags stattfindet, sondern im Rahmen des Möglichen als fester Bestandteil in den Unterricht integriert wird. Bei dem vorgestellten Beispiel handelt es sich demnach um ein aktives und stark individualisierendes Projekt mit hohem Differenzierungsgrad und einer hohen Behaltenseffizienz (Michler/ Reimann 2019, 52) ganz im Sinne moderner Prinzipien des Fremdsprachenunterrichts wie z. B. Individualisierung, Schülerorientierung, Prozessorientierung, Handlungsorientierung, Ganzheitlichkeit, Öffnung sowie Autonomieförderung (vgl. Reischke 201, 98) als Maßnahmenbündel für Heterogenität (Michler/ Reimann 2019, 267). Ebenfalls wird die Förderung übergeordneter sozialer und personaler Kompetenzen (Reinfried 2005, 5, Michler/ Reimann 2019, 53) wie z. B. Selbstständigkeit, Recherchekompetenz, Kreativität, Projekt- und Zeitmanagement sowie die Selbstverantwortung der Lernenden (Michler/ Reimann 2019, 52) forciert. Entscheidend ist hierbei der Freiraum zur Erhöhung der Lernerautonomie, indem die Lehrperson eine begleitende Funktion übernimmt. Gemäß dem Prinzip der Prozessorientierung ist die Selbstständigkeit der Schüler: innen zu verschiedenen Zeitpunkten des Projekts gefragt. Versteht man Medienerziehung als eine zentrale Aufgabe der wichtigen Sozialisationsinstanz Schule, so zeigt sich auf diese Art und Weise ein idealer Ansatz zur aktiven Förderung der Medienkompetenz sowie zur Verknüpfung von Fremdsprachenunterricht und nachschulischer Lebenswelt. Derartige Vorhaben besitzen das Potential, als Brücke zwischen Fachunterricht und Lebenswelt (Parschmann/ Bernholt 2016, 41) zu dienen, wobei die funktionale Verknüpfung mit dem Unterricht essenziell ist, damit handlungsorientierte Medienarbeit keinen seltenen «Highlightcharakter» (Rauscher 2008, 92) besitzt. Schüler: innen sind generell stolz darauf, eigene Interessen, Lieder und Künstler: innen zu thematisieren. Der moderne Fremdsprachenunterricht muss ihnen lediglich die Möglichkeit gegeben, dies auch realisieren zu können. «Sei all’ascolto di Deutschradio» Patrick Nowak 164 Interessierte Lehrkräfte können sich unmittelbar über info@si.po.org an das deutsch-italienische SI-Po Istituto Culturale Tedesco Prato wenden und eine Projektteilnahme anfragen bzw. offene Fragen zum Projektablauf stellen. Abstract. L’articolo si prefigge di presentare il progetto Deutschradio dell’ Istituto Culturale Tedesco di Prato e cerca di identificarne alcuni vantaggi didattici nelle lezioni d’italiano. Il testo si concentra sulla realizzazione del progetto nell’ambito di un corso avanzato presso la Johannes-Löh-Gesamtschule nella zona di Colonia in Germania e analizza le valutazioni da parte degli allievi che hanno partecipato al progetto. Durante il progetto, gli allievi hanno dovuto creare delle trasmissioni radiofoniche lavorando su temi specifici. In primo luogo, si analizza l’uso dei media rispetto all’insegnamento delle lingue a scuola. In secondo luogo, si riflette sulle particolarità e sulle possibilità didattiche de lla radio per poi presentare alcune implementazioni a scuola. Il capitolo 3 introduce il progetto e offre una breve storia dell’idea di base. Nel capitolo 4 vengono presentati alcuni aspetti pratici della partecipazione al progetto come lo storyboard che viene usato soprattutto per la preparazione delle trasmissioni. Infine, la valutazione da parte degli allievi riportata nel capitolo 5 mostra che il progetto ha un notevole potenziale relativo all’aumento della motivazione degli allievi. Inoltre, il progetto può aiutare a migliorare sia le competenze linguistiche che quelle digitali. Summary. The article presents the project Deutschradio at the German Cultural Institute in Prato and tries to identify some of its didactic advantages for the teaching of Italian at school. The text focuses on the implementation of the project in the context of an advanced course at the Johannes-Löh-Gesamtschule in the area of Cologne in Germany and analyses the evaluations by the pupils who participated in the project. During the project, pupils had to create radio broadcasts working on specific topics. Firstly, the use of media in relation to language teaching at school is analysed. Secondly, the author reflects on the particularities and teaching possibilities of broadcasting, followed by a presentation of some examples of implementation at school. Chapter 3 introduces the project and gives a brief history of the basic idea. Chapter 4 presents some practical aspects of participating in the project such as the storyboard, which is mainly used for the preparation of the broadcasts. Finally, the pupil evaluation reported in Chapter 5 shows that the project has considerable potential for increasing pupil motivation. Furthermore, the project can help improve both language and digital skills. Patrick Nowak «Sei all’ascolto di Deutschradio» 165 Literatur Baacke, Dieter: Die 13bis 18-jährigen. Einführung in die Probleme des Jugendalters . 6. unveränderte Aufl., Weinheim und Basel: Beltz 1993. Bär, Marcus/ Franke, Manuela (Hrsg.): Spanisch-Didaktik. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II . Berlin: Cornelsen 2016. Bechtel, Mark: «Das Konzept der Lernaufgabe im Fremdsprachenunterricht » , in: Mark Bechtel (Hrsg .), Fördern durch Aufgabenorientierung. Bremer Schulbegleitforschung zu Lernaufgaben im Französisch- und Spanischunterricht der Sekundarstufe I , Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang Edition 2015, S. 43-82. Bieg, Sonja/ Mittag, Waldemar: «Die Bedeutung von Unterrichtsmerkmalen und Unterrichtsemotionen für die selbstbestimmte Lernmotivation», in: T. Hascher/ B. Schmitz (Hrsg.), Pädagogische Interventionsforschung. 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