eJournals Italienisch 45/89

Italienisch
ita
0171-4996
2941-0800
Narr Verlag Tübingen
10.24053/Ital-2023-0014
61
2023
4589 Fesenmeier Föcking Krefeld Ott

Nino Mastruzzo / Roberta Cella: La più antica lirica italiana. Bologna: Il Mulino 2022, 328 Seiten, € 35,00

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2023
Rafael Arnold
ita45890167
167 DOI 10.24053/ Ital-2023-0014 Buchbesprechungen und Kurzrezensionen Nino Mastruzzo / Roberta Cella: La più antica lirica italiana. Bologna: Il Mulino 2022, 328 Seiten, € 35,00 Der russisch-jüdische Dichter Ossip Mandelstam schwärmte in seinem Buch Gespräche über Dante : «Großartig ist der Vershunger der alten Italiener, ihr raubtierhafter, jugendlicher Appetit auf Harmonie, ihr sinnliches Verlangen nach dem Reim - il disio ! » Durch die Wiederentdeckung einiger lyrischer Texte aus dem frühen 13. Jahrhundert in den letzten Jahrzehnten wurde die wissenschaftliche Diskussion über die Anfänge dieser Dichtung im volgare , der Volkssprache, erneut angefacht. Was dazu führte, dass das Primat der so genannten Scuola siciliana in Frage gestellt, eine eigenständige Dichtungstradition in Norditalien von manchen für mehr als wahrscheinlich erachtet und die Abhängigkeit der frühen italienischen Poesie von der in südfranzösische Sprache (Okzitanisch) bzw. Nordfranzösisch ( langue d’oïl ) neu bewertet wurde. Einem dieser mutmaßlich ersten Dichtungstexte in der Volkssprache, der mit den Worten «Quando eu stava in le tue cathene» (Als ich in deinen Ketten lag …) beginnt, haben Nino Mastruzzo, Dozent für lateinische Paläographie, und Roberta Cella, Dozentin für italienische Sprachwissenschaft, beide an der Universität von Pisa tätig, ein aufschlussreiches und spannend zu lesendes Buch gewidmet. Zu Recht betonen sie immer wieder, dass erst das Zusammenarbeiten unterschiedlicher Disziplinen eine Datierung und Interpretation des Textes ermöglicht. Schon Ende der 1930er Jahre waren im erzbischöflichen historischen Archiv von Ravenna auf der Rückseite eines auf Pergament festgehaltenen, auf 1127 datierten und in lateinischer Sprache verfassten Kaufvertrags ( terminus post quem für die handschriftlichen Verse), der aus dem ehemaligen Kloster Sant’Andrea Maggiore stammt, von Giovanni Muzzioli einige volkssprachliche Verse entdeckt worden. Erst viele Jahrzehnte danach wurde der Text von Alfredo Stussi untersucht und zum ersten Mal publiziert (1999), und in der Folge mit kleineren Änderungen erneut herausgegeben. 1 Das Material, auf dem der Text überliefert wurde, und die Umstände der Überlieferung sind besonders aufschlussreich für die Einordnung und das Ver- 1 Alfredo Stussi: «Versi d’amore in volgare tra la fine del secolo XII e l’inizio del XIII», in: Cultura neolatina LIX/ 1-2 (1999a), S. 1-68; (Id.). «La canzone ‘Quando eu stava’», in: Antologia della poesia italiana. I. Duecento , a cura di Cesare Segre e Carlo Ossola, Torino: Einaudi 1999b, S. 605-620. Stussi veröffentlichte in anderen Zusammenhängen noch weitere leicht veränderte Editionen dieses Textes. 168 Buchbesprechungen und Kurzrezensionen ständnis des Textes selbst. Die Handschrift (heute Pergamena 11518ter ) wurde in einem Sack zusammen mit anderen Schriftstücken gefunden, in dem sich auch Dokumente kaiserlicher Privilegien für dasselbe Kloster befinden, die 1226 erteilt wurden, was für die Datierung von großer Bedeutung ist. Mastrozzo und Cella beschreiben in ihrem Buch die Materialität des Textträgers, der trapezförmig ist und zudem unvollständig: Der damaligen Gewohnheit folgend wurde die Seite nämlich beschnitten, um Material, z. B. für die Herstellung von Klebstoff, zu gewinnen (eine Reproduktion des Pergaments ist im Abbildungsteil gegenüber von S. 160 wiedergegeben). Bei dem volkssprachlichen Text handelt sich genauer gesagt um zwei Texte, die von verschiedenen, bis heute namenlos gebliebenen Personen notiert wurden: Der eine (A) lässt eine Gliederung in fünf Strophen mit jeweils zehn Zehnsilblern erkennen. Mastruzzo und Cella lesen - in Übereinstimmung mit Maria Sofia Lannutti (2005) - jeweils den strophenschließenden Vers als Elfsilbler (so lassen sich die scheinbar überzähligen Silben erklären); der andere (B) von ebenfalls anonymer Hand wurde rechts daneben in fünf Elfsilblern notiert. Außerdem finden sich auf demselben Blatt musikalische Notationen, so genannte Neumen. In der bisherigen Forschung wurde der Zusammenhang der vier Notate oft gänzlich in Abrede gestellt oder als sehr locker angesehen, erst Maria Sofia Lannutti (2005) erkannte in dem Zusatz von zweiter Hand den Refrain und in den Neumen die Notation einer Melodie zu dem Gedicht. Die ausführenden Musiker und wohl auch der Verfasser des Liedes und seines Refrains, stammen, so die Vermutung, aus dem südlichen Italien. Mastruzzo und Cella kommen nach näherer Betrachtung des Schreibaktes oder -ereignisses («evento di scrittura») und der Produktionsbedingungen einschließlich der kulturellen und historischen Umstände zu dem Schluss, dass es sich nicht, wie von anderen Forschern vorgeschlagen wurde, um eine Kopie nach Vorlage, sondern um eine eigenständige Nachschrift (eines mündlich vorgetragenen Textes) nach Gehör oder um ein Diktat handele. Auch hinsichtlich des zeitlichen Abstandes zwischen der Niederschrift von A und B herrscht Meinungsverschiedenheit, Mastruzzo und Cella stufen ihn aber als sehr gering ein. Von der Hand des Schreibers, der den Refrain anfügte, ließen sich sogar weitere Dokumente finden (ohne dass dessen Namen herausgefunden werden konnte). A und B seien möglicherweise aus einem genau identifizierbaren Anlass gedichtet worden, und die Neumen sollen entweder eine Neukomposition darstellen oder wurden an die Dichtung angepasst (vielleicht aber auch umgekehrt, die Texte an die Melodie). Somit entstanden sie in einem engen räumlichen und zeitlichen Zusammenhang. Laut paläographischem Befund wurden sie allesamt mit rötlich brauner Tinte geschrieben. 169 Buchbesprechungen und Kurzrezensionen Mastruzzo und Cella analysieren eingehend die Strophenform, das Versmaß und das Reimschema und setzen sie zu vergleichbaren frühen Texten in Bezug. Sie erkennen, wie schon Lannutti (2005), zwar einen gewissen Einfluss der französischen Dichtung, und mit Beltrami (2015 [1990]) eine Abwandlung der provenzalischen décasyllabes , ordnen das Gedicht oder Lied aber auch aufgrund der ‘rime siciliane’, der wiederkehrenden Reime, eindeutig der Frühzeit (‘fase aurorale’) der Scuola siciliana zu. Die abwechselnden Zehn- und Elfsilbler finden eine Parallele in einem vergleichbaren Gedicht von Giacomino Pugliese ( Lontano amor mi manda sospiri ), der der sizilianischen Dichterschule zugeordnet wird. Die Herangehensweise der beiden Autoren berücksichtigt sowohl die Paläographie sowie die Schrift- und Schreibkultur als auch die Philologie und Sprachgeschichte. Bei ihrer Kommentierung des Liedtextes und seines Refrains gehen sie Wort für Wort und Zeile für Zeile vor und gehen dabei auf die seit Stussis Publikation vorgeschlagenen Interpretationen ein. Bereits Stussi hatte in seiner Beschreibung des Dokuments aus Ravenna eine deutliche Sprachmischung südlicher, zentraler und nördlicher Varietäten, hervorgehoben, einen «spiccato ibridismo linguistico», der möglicherweise schon den Originaltext gekennzeichnet habe, möglicherweise aber auch erst beim Vorgang des Kopierens hinzugekommen sein kann. Gemäß Mastruzzo und Cella sprechen neben linguistischen auch paläographische Gründe dafür, dass der Schreiber von A (der ihrer Auffassung nach kein Kopist war) aus der Region, möglicherweise aus Bologna stammte (nicht aus den Marken, wie noch Stussi 1999b nahelegte). Der erkennbare kulturelle und literarische Einfluss fremdsprachiger Lyrik, der sich auch lexikalisch niederschlägt - fithança (‘Vertrauen’) und fistinança (‘Eile’), increvare (‘beladen, beschweren’ aus afrz. engrever , surtir < prov. sortir , quel ke ‘derjenige, welcher’ -, und das Nebeneinander von Wörtern, die den norditalienischen Dialekten zuzuordnen sind, und solchen, die aus den südlichen und sizilianischen Dialekten stammen - Creature (‘Schöpfer’), Amure (‘Liebe’) in B -, steigern die Hybridität der Sprache und verkomplizieren die Sachlage noch. Mastruzzo und Cella nehmen nun an, dass schon der Originaltext hybrid gewesen sei, und verweisen auf das siciliano illustre , eine supradialektale Sprachform, die durch die Integration von Provenzalismen und Latinismen gekennzeichnet sei. Bei der Niederschrift habe dann der Schreiber von A den ursprünglichen (hybriden) Text seinen eigenen sprachlichen Gepflogenheiten stark und relativ konsequent angepasst, wofür auch die graphische Kohärenz spricht, die in A feststellbar ist: Eine Sonorisierung der stimmlosen Okklusive in intervokalischer Position, z. B. mego , tego ; regelmäßige Verwendung der Graphie <th> für ursprünglich stimmhafte Dentale in intervokalischer Position (etymologisch d), die frikativ gesprochen werden, z. B. crethu statt credo, parathisu statt paradiso , sowie für Entwicklungen aus etymologischem T 170 wie in cathene und bontathe ; die Schreibung <ç> für den stimmhaften Dentallaut G + e / i, z. B. in fuçere und çente , sowie die Schreibung <s> für stimmhafte Sibilanten, die aus postvokalischem C + e / i, hervorgegangen sind, z. B. in plasea ). Dass manche offensichtlich südliche Züge in Text A beibehalten wurden, lässt sich nach Meinung Mastruzzos und Cellas indes durch «Reimzwang» erklären, wenn sich ein Wort wie beispielsweise lura ( allora , ‘nun’) auf paura oder riavisse (statt riavesse ) auf rengrochisse und custothisse reimen sollte. Der Schreiber von B sei in seiner Anpassung lässlicher vorgegangen und habe bezüglich des Konsonantismus lediglich die Vereinfachung von Doppelkonsonanten vorgenommen, weshalb der Refrain-Text in dialektaler Hinsicht insgesamt deutlich südlicher markiert sei. Die Kürze des Refrains erlaubt indes keine genauere Lokalisierung der Herkunft des Schreibers, Mastruzzo und Cella halten es aber für denkbar, dass er aus der westlichen Romagna stammte. Als Ergebnis seiner vieljährigen detektivischen Arbeit plädiert das Autorenteam mit viel Überzeugungskraft dafür, dass der ravennatische Text im Jahr 1226 entstanden sei, und datiert das Dokument somit deutlich später als Ciaralli und Petrucci (1999), die einen Entstehungszeitraum zwischen 1180 und 1210 (maximal 1220) annahmen. Mastruzzo und Cella stellen die Hypothese auf, dass es sich bei dem unbekannten Schreiber A um einen Rechtskundigen, vielleicht einen Anwalt, gehandelt habe, der mit dem Kloster Sant’Andrea Maggiore in einem wie auch immer gearteten näheren Verhältnis gestanden habe, so dass er überhaupt die Möglichkeit gehabt habe, ein älteres juristisches Dokument für seine Niederschrift zu nutzen. Ein Schriftvergleich mit der reichen schriftlichen Überlieferung in Ravenna aus dem gleichen Zeitraum, dem das dritte Kapitel gewidmet ist, spricht für jemanden aus dem Kreis derjenigen Personen, die alltäglich mit Rechtsdingen befasst sind, die so genannten «pratici» (S. 11) - und nicht für einen Notar, wovon bislang ausgegangen worden war. Auch bezüglich des Inhalts gehen die Meinungen über diese frühe Lieddichtung in der Volkssprache auseinander. Das lyrische Ich schildert auf drei Zeitebenen seine zunächst leidvollen Erfahrungen mit Amor, die es einerseits in der Handlungsfreiheit eingeschränkt («in le tu cathene») und ihm Schlaflosigkeit bereitet, dann aber zu einer großen emotionalen Bereicherung geführt hätten und schließlich zu einer bedingungslosen Liebe gereift seien, von der sich das Ich vollste Zufriedenheit verspricht. Mastruzzo und Cella interpretieren das vordergründig als Liebesgedicht begreifbare Lied nun als eine politische Allegorie, die eine kaisertreue Haltung ( sacramentum fidelitatis ) propagiert, und sehen es im Kontext politischer Zwistigkeiten der Entstehungszeit. Das plausibilisieren sie, indem sie zeitgenössische Gedichte aus beiden politischen Lagern (der gegen die kaiserliche Herrschaft opponierenden Liga aus norditalienischen Buchbesprechungen und Kurzrezensionen 171 Städten und Kommunen einerseits und der Partei der Kaisertreuen andererseits) zum Vergleich heranziehen. Mastruzzo und Cella sehen sich durch ihre Rekonstruktion der Entstehungsumstände in der These bestärkt, dass der Text im Zusammenhang mit einem Aufenthalt des Stauferkaisers Friedrich II. zwischen dem 2. April und dem 7. Mai des Jahres 1226 in Ravenna, dem antiken Kaisersitz, steht. Dies würde eine sehr genaue Datierung erlauben. Aber nicht nur das, sie wirft auch ein Licht auf den historischen und kulturellen Kontext der Entstehung und der daran beteiligten Personen. Der anonyme Rechtskundige, der als Schreiber von A angenommen wird, wird den Lesern plastisch als jemand vor Augen geführt, den nach der Abreise des glanzvollen Hofes die Schwermut dazu veranlasste, die Verse spontan aus dem Gedächtnis zu notieren («un giurisperito ravennate che di lì a poco avrebbe visto, probabilmente con rammarico, partire la corte federiciana con i suoi raffinati e conturbanti splendori», S. 10). Schließlich bringen die beiden Autoren noch einen gewissen «advocatus» namens Ugo de Guezzo, der zwischen 1203 und 1245 (also in dem Zeitraum, aus dem auch die Niederschrift des Gedichts stammt) öfters in Dokumenten als «iurisperitus» des Klosters namentlich genannt wird und dadurch Zugang zum Archiv und zu dem Pergament gehabt haben könnte, als möglichen Schreiber des Gedichts Quando eu stava in le tu cathene ins Spiel. Sein berufliches und intellektuelles Profil würde sehr gut dazu passen. Leider sind von ihm selbst keine handschriftlichen Dokumente bekannt, die eine sichere paläographische Identifizierung ermöglichen könnten. Das wäre auch zu schön. So bleibt es «una suggestione insomma, ma di intrinseca e profonda concretezza» (S. 192). Bei dem Buch von Mastruzzo und Cella handelt es sich um eine sehr anspruchsvolle, gleichwohl klar formulierte Synthese interdisziplinärer Expertise, wobei der Paläographie eine herausragende Rolle zukommt. In neun Kapiteln, die mit einer Zusammenfassung abgerundet werden, legen die beiden ihre Überlegungen überzeugend dar und legen stets offen, wo die Grenzen des sicher Belegbaren verlaufen. Die aufgestellten Hypothesen der beiden Autoren ziehen ihre Überzeugungskraft aus der Vielzahl und Vielfältigkeit der sprachlichen, metrischen, paläographischen und inhaltlichen Argumente. Ein sechs Seiten umfassender Appendix (von M. de Vivo, F. Giacomini und S. Obbiso) liefert genaue Informationen über die modernen technischen Analysetechniken und -methoden, die angewandt wurden. Äußerst hilfreich und beeindruckend ist die Bibliographie von 40 Seiten, in der die internationale Forschung umfassend berücksichtigt wird. Das beigegebene Verzeichnis der zu Rate gezogenen Vergleichsmanuskripte und Archivdokumente und ein Index der Personennamen und Titel von anonymen Texten lassen keine Wünsche offen. Buchbesprechungen und Kurzrezensionen 172 DOI 10.24053/ Ital-2023-0015 In Abwandlung von Ossip Mandelstams Schwärmerei ließe sich sagen: ‘Großartig ist der paläographische Hunger der heutigen Italiener, ihr unersättlicher, akribischer Appetit auf Philologie, ihr authentisches Verlangen nach dem ursprünglichen Reim - il disio ! ’ Die neuerdings vorgelegte Edition und Interpretation von Nino Mastruzzo und Roberta Cella liefert dafür ein mustergültiges Beispiel. Rafael Arnold Moritz Rauchhaus: Hagiographie für Notare. Über urbane Lektüren von Heiligenlegenden im Spätmittelalter, 2 Bände, Marburg: Büchner 2021. 452 und 454 Seiten, je Band € 38,00 (Print), € 30,00 (ePDF) Moritz Rauchhaus’ Dissertation Hagiographie für Notare. Über urbane Lektüren von Heiligenlegenden im Spätmittelalter widmet sich den literarischen Praktiken des hagiographischen Schreibens und den Lesegewohnheiten der sozialen Gruppe der Notare im Italien des 14. Jahrhunderts und fokussiert sich auf die Analyse einer ursprünglich in Verona zirkulierenden Handschrift, in der eine Sammlung exemplarischer beziehungsweise hagiographischer Legenden überliefert ist. Das Werk ist in zwei Bände unterteilt. Der erste Band befasst sich mit einer Studie zur Gattung der Heiligenlegenden, dem Marienstoff und der Hs. Florenz, Biblioteca Riccardiana 1661. Der zweite Band bietet eine Edition und eine deutsche Übersetzung der in der genannten Handschrift erhaltenen Legendenkompilation. Das erste Kapitel enthält eine ausführliche Beschreibung des Kodex und stellt Hypothesen zur Herstellung der Handschrift auf. Obwohl Rauchhaus einräumt, dass es nicht möglich ist, die Besitzgeschichte dieser Kompilation zu rekonstruieren, stellt der Verfasser vier Fakten fest: Die Texte sind in der veronesischen Vernakularsprache verfasst, es handelt sich um Prosalegenden (mit Ausnahme des ersten Textes, des in terza rima verfassten Pianto della vergine Maria ), die Handschrift wurde zwischen 1342 und 1371 zusammengestellt, und ihr erster Besitzer war der Notar Filippo dei Vari. Das zweite Kapitel bietet einen kurzen, jedoch umfassenden historischen Überblick zum italienischen und veronesischen Notariatsmilieu im 14. Jahrhundert, der nicht nur für Studierende, sondern auch für Expert*innen von großem Nutzen sein kann. Lobenswert ist die Behandlung der Notariatsschicht, der sozialen Gruppe, die am meisten mit der volkssprachlichen Textualität vertraut war, sowohl aus einer allgemeinen Perspektive als auch am Beispiel eines bestimmten Notars, des Pratesers Lapo Mazzei, und seiner Beziehung zur Schrift. Buchbesprechungen und Kurzrezensionen