eJournals PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL 36/2

PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL
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2941-0878
2941-0886
UVK Verlag Tübingen
10.24053/PM-2025-0023
0512
2025
362 GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V.

Entwicklung sozialer Nachhaltigkeit für Projektverantwortliche in Deutschland

0512
2025
Alexander Bull
Dieser Beitrag untersucht die Auswirkungen der zunehmenden Anforderungen an Projektverantwortliche im Kontext von Nachhaltigkeit und digitalen Veränderungen. Eine Umfrage unter beruflich aktiven Projektverantwortlichen beleuchtet, wie diese ihre berufliche und private Situation in Bezug auf soziale Nachhaltigkeit wahrnehmen. Die Ergebnisse zeigen, dass Projektverantwortliche trotz eines gefühlten Anstiegs der Arbeitsbelastung ihre Aufgaben durch gute Organisation bewältigen. Gleichzeitig wünschen sich viele neue Herausforderungen, während die Vielbeschäftigung teils zu Einschränkungen in sozialen Beziehungen führt. Der Beitrag liefert wertvolle Erkenntnisse zur Anpassungsfähigkeit und den sozialen Herausforderungen von Projektverantwortlichen.
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33 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 36. Jahrgang · 02/ 2025 DOI 10.24053/ PM-2025-0023 Entwicklung sozialer Nachhaltigkeit für Projektverantwortliche in Deutschland Alexander Bull Für eilige Leser | Dieser Beitrag untersucht die Auswirkungen der zunehmenden Anforderungen an Projektverantwortliche im Kontext von Nachhaltigkeit und digitalen Veränderungen. Eine Umfrage unter beruflich aktiven Projektverantwortlichen beleuchtet, wie diese ihre berufliche und private Situation in Bezug auf soziale Nachhaltigkeit wahrnehmen. Die Ergebnisse zeigen, dass Projektverantwortliche trotz eines gefühlten Anstiegs der Arbeitsbelastung ihre Aufgaben durch gute Organisation bewältigen. Gleichzeitig wünschen sich viele neue Herausforderungen, während die Vielbeschäftigung teils zu Einschränkungen in sozialen Beziehungen führt. Der Beitrag liefert wertvolle Erkenntnisse zur Anpassungsfähigkeit und den sozialen Herausforderungen von Projektverantwortlichen. Schlagwörter | Projektmanagement, Projektverantwortliche, Soziale Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Herausforderungen 1. Ausgangssituation / Bestandsaufnahme Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung und beeinflusst sowohl private als auch öffentliche Bereiche. Unternehmen sind gefordert, frühzeitig notwendige Maßnahmen zu ergreifen, um den wachsenden Anforderungen an nachhaltiges Wirtschaften gerecht zu werden. Besonders relevant sind hierbei die sogenannten ESG-Kriterien, die Unternehmen dazu anregen, sich mit den Themen Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) auseinanderzusetzen [7]. In vielen Unternehmen, die im direkten Projektgeschäft mit Kunden tätig sind oder regelmäßig Organisationsprojekte durchführen, führen diese Anforderungen zu Veränderungen, die auch das Projektmanagement betreffen. Daher liegt es nahe, die Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich der Projektverantwortung in diesem Kontext näher zu betrachten [6]. Diese Verantwortung ist mit sowohl positiven als auch herausfordernden Aspekten verbunden. Während erfolgreiche Kundenprojekte oder effektive Organisationsprojekte als positive Ergebnisse zu werten sind, bringen Projekte oftmals auch einen hohen zusätzlichen Aufwand mit sich, der über das tägliche Geschäft hinausgeht [4]. Zudem sehen sich Projektverantwortliche nicht nur im beruflichen Kontext, sondern auch im privaten Bereich regelmäßig mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert, die oft einen projektähnlichen Charakter tragen- - wie etwa das Erlernen einer neuen Sportart oder der Hausbau. Im beruflichen Umfeld erschwert die zunehmende Digitalisierung und der technologische Fortschritt die Zusammenarbeit und steigert die Komplexität der Aufgaben [3]. Gleichzeitig wächst die Zahl der Themen, für die Projektverantwortliche verantwortlich sind. Zeitmanagement wird somit zu einem besonders wertvollen Gut, das es sorgfältig zu managen gilt. Vor diesem Hintergrund verfolgt der Beitrag das Ziel, zu erforschen, wie Projektverantwortliche ihre aktuelle Situation wahrnehmen und sich den vielfältigen Anforderungen und Entwicklungen im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit stellen. 2. Methodisches Vorgehen Die explorative Umfrage zur sozialen Nachhaltigkeit im Projektmanagement wurde im vierten Quartal 2022 unter beruflich aktiven Projektverantwortlichen in der Bundesrepublik Deutschland durchgeführt. Zur Teilnahme wurde ein Link zu einem digitalen Fragebogen über den Newsletter und den LinkedIn-Account der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement e. V. (GPM) verbreitet. Insgesamt wurden 108 Fra- Wissen | Entwicklung sozialer Nachhaltigkeit für Projektverantwortliche in Deutschland 34 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 36. Jahrgang · 02/ 2025 DOI 10.24053/ PM-2025-0023 gebögen ausgefüllt und für die Auswertung herangezogen. Um den Gütekriterien der Objektivität, Reliabilität und Validität gerecht zu werden, wurden Pretests erfolgreich durchgeführt. Die Umfrage umfasste zehn Fragen, die in vier unterschiedliche Fragetypen unterteilt sind. Der erste Fragetyp bestand aus offenen Fragen, die das Alter und Geschlecht der Teilnehmenden erfassten. Der zweite Fragetyp beinhaltete vorformulierte Aussagen (Items), die sowohl positive als auch negative Sachverhalte darstellten. Die Befragten wurden gebeten, ihre Zustimmung oder Ablehnung auf einer fünfstufigen Likert- Skala zu bewerten, wobei auch eine neutrale Option zur Auswahl stand. Der dritte Fragetyp bestand aus dichotomischen Fragen, die eine klare Unterscheidung von Eigenschaften, Erfahrungen und Einschätzungen der Befragten ermöglichten (z. B. Ja / Nein-Fragen). Der vierte Fragetyp ermöglichte offene Meinungsäußerungen der Projektverantwortlichen, wurde jedoch nicht in dieser Auswertung berücksichtigt, sondern ist Bestandteil einer weiterführenden Analyse in einem Folgebeitrag [1]. Die Auswertung der gewonnenen Daten folgt einer deskriptiven Statistik, die es ermöglicht, das aktuelle Befinden der Projektverantwortlichen im Hinblick auf soziale Nachhaltigkeit zu erfassen und zu analysieren. Die Ergebnisse dieser Untersuchung dienen als Grundlage für die Analyse der offenen Fragen des vierten Fragetypen, die in einem späteren Beitrag weitergehend behandelt werden. 3. Ergebnisse und Interpretation Von den 108 erhaltenen Antwortbögen wurden 39 % von Frauen und 61 % von Männern ausgefüllt, die als Projektverantwortliche tätig sind. Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden liegt bei etwa 37 Jahren. Eine klare Mehrheit von über drei Vierteln der Befragten ist der Ansicht, dass sich das Leben zunehmend schneller verändert und die Anforderungen stetig steigen (vgl. Abbildung 1). Als Ursachen für dieses Gefühl kommen vor allem moderne Kommunikationsmittel wie Smartphones und Laptops in Frage, welche den Informationsaustausch beschleunigen und kontinuierliche Erreichbarkeit ermöglichen. Darüber hinaus trägt die Digitalisierung vieler Arbeitsabläufe dazu bei, dass Informationen jederzeit und nahezu überall verfügbar sind. Diese ständige Informationsflut verstärkt das Gefühl der Überforderung und führt zu der Wahrnehmung, dass immer mehr Aufgaben zu bewältigen sind. Die Ergebnisse verdeutlichen, wie stark die fortschreitende Digitalisierung und die Verfügbarkeit von Informationen das tägliche Leben und insbesondere das berufliche Management von Projekten beeinflussen [2]. Die zunehmende Geschwindigkeit und Komplexität von Arbeitsprozessen fordern von den Projektverantwortlichen nicht nur eine erhöhte Anpassungsfähigkeit, sondern auch eine sorgfältige Balance zwischen Effizienz und persönlicher Belastung. Trotz des weit verbreiteten Gefühls, dass das Leben schneller wird und die Aufgaben zunehmen, zeigt sich kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dieser Wahrnehmung und der allgemeinen Einschätzung der Befragten hinsichtlich ihrer privaten und beruflichen Aktivitäten. Es gibt kaum eine Mehrheit, die sich durch zu viele Aufgaben im privaten oder beruflichen Bereich überfordert fühlt (vgl. Abbildung 2). Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Projektverantwortliche in der Regel über ausgeprägte organisatorische Fähigkeiten verfügen und ihre Tätigkeiten sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich gut strukturieren. Diese gute Planung und das gezielte Zeitmanagement ermöglichen es den Befragten, den Überblick zu behalten und ihre Aufgaben effektiv zu bewältigen, ohne in eine Überforderung zu geraten. Diese Fähigkeit, das tägliche Leben und berufliche Herausforderungen zu koordinieren, könnte als eine Schlüsselkompetenz von Projektverantwortlichen betrachtet werden, die ihnen hilft, auch in einem zunehmend hektischen Umfeld ihre Leistung aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus könnte dies darauf hinweisen, dass der wahrgenommene Zeitdruck und die Informationsflut weniger ein Zeichen von tatsächlicher Überlastung sind, sondern eher eine Reaktion auf die sich ständig verändernden äußeren Rahmenbedingungen. Wahrscheinlich reduzieren genau deshalb die Hälfte der Projektverantwortlichen ihre privaten und beruflichen Projekte Abbildung 1: Das Leben verändert sich schneller und es gibt mehr und mehr zu tun Abbildung 2: Sich aufgrund der vielen Aktivitäten im Privaten und im Beruflichen überwältigt fühlen Abbildung 3: Reduktion von privaten und beruflichen Projekten Wissen | Entwicklung sozialer Nachhaltigkeit für Projektverantwortliche in Deutschland 35 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 36. Jahrgang · 02/ 2025 DOI 10.24053/ PM-2025-0023 nicht (vgl. Abbildung 3). Diese Gruppe scheint aufgrund ihrer gut organisierten privaten Interessen und beruflichen Aufgaben in der Lage zu sein, ihr Zeitmanagement und ihren Workload effizient zu steuern. Ihre strukturierte Herangehensweise ermöglicht es ihnen, die Vielzahl an Aufgaben erfolgreich zu bewältigen, ohne das Gefühl der Überlastung zu erleben. Auf der anderen Seite erkennt die andere Hälfte der Befragten die zunehmende Menge an Aktivitäten und ist in der Lage, diese Herausforderung zu adressieren, indem sie gezielt Projekte und damit verbundenen Aufwand sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld reduziert. Diese Gruppe trifft bewusst Entscheidungen, um ihre Aktivitäten so zu steuern, dass sie einer möglichen Überforderung entgegenwirken können. Dies zeigt, dass Projektverantwortliche eine hohe Selbstreflexion und Entscheidungsfähigkeit in Bezug auf ihre Prioritäten besitzen. Sie erkennen ihre eigenen Grenzen und nehmen aktiv Einfluss darauf, wie sie ihre Ressourcen- - insbesondere Zeit und Energie-- einteilen. Das deutet darauf hin, dass eine bewusste Balance zwischen beruflichen und privaten Anforderungen eine Schlüsselstrategie ist, um langfristig in beiden Bereichen erfolgreich und ausgeglichen zu agieren. Der Wunsch nach Veränderung ist nicht zufällig und lässt sich durch mehrere Faktoren erklären. Die heutige Informationsflut sowie der stetige mediale Einfluss wecken ständig neue Interessen und weiten den Horizont der Menschen. Dies führt insbesondere bei Projektverantwortlichen, die es gewohnt sind, sich kontinuierlich mit neuen Themen und Projekten auseinanderzusetzen, zu einem verstärkten Drang nach neuen Herausforderungen. Für diese Gruppe ist die regelmäßige Auseinandersetzung mit neuen Projekten ein wesentlicher Teil ihrer beruflichen Identität, weshalb sie auch privat Veränderungen anstreben. Fast 50 % der Befragten gaben an, dass sie gerne etwas Neues starten würden, sei es im beruflichen oder privaten Kontext. Dies verdeutlicht eine starke Neigung zur Weiterentwicklung und einem konstanten Streben nach Abwechslung, was ein wichtiges Merkmal erfolgreicher Projektverantwortlicher ist, die stets nach Optimierungsmöglichkeiten suchen. Dem gegenüber steht ein Drittel der Befragten, die mit ihrem aktuellen Tätigkeitsbereich zufrieden sind und keine Notwendigkeit sehen, nach neuen Herausforderungen zu suchen. Dies könnte darauf hindeuten, dass diese Gruppe ein hohes Maß an Erfüllung und Stabilität in ihrer derzeitigen Tätigkeit findet, wodurch der Wunsch nach Veränderung geringer ist. Die Differenz in den Antworten lässt auf unterschiedliche Persönlichkeitsprofile und Lebensphasen schließen: Während einige Projektverantwortliche die Abwechslung und die Herausforderungen suchen, bevorzugen andere möglicherweise eine Phase der Konsolidierung, in der sie ihre bestehenden Aufgaben weiter optimieren und keine neuen Projekte anstreben. Insgesamt zeigt sich, dass die Motivation zu Veränderung stark mit der individuellen beruflichen Orientierung und den persönlichen Zielen der Projektverantwortlichen verknüpft ist. In Bezug auf die Frage, ob die hohe Arbeitsbelastung von Projektverantwortlichen zu einer Reduzierung der Zeit für bedeutende Gespräche mit Freunden führt, stimmten etwa 44 % der Befragten zu (vgl. Abbildung 5). 26 % äußerten sich neutral, während 30 % keine negativen Auswirkungen auf ihre privaten Konversationen mit Freunden wahrnahmen. Diese Ergebnisse spiegeln wider, dass die zunehmende Arbeitsbelastung und die damit verbundenen Anforderungen in vielen Fällen auch das soziale Leben beeinflussen. Trotzdem zeigt sich, dass eine beträchtliche Anzahl von Projektverantwortlichen in der Lage ist, diese Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Sie scheinen durch ihre ausgeprägten organisatorischen Fähigkeiten und ihre Erfahrung im Umgang mit komplexen Aufgaben im Projektmanagement in der Lage zu sein, eine Balance zwischen beruflichen Verpflichtungen und sozialen Aktivitäten zu finden. Die Fähigkeit, mit einem hohen Workload umzugehen, könnte auch auf die gute Planung und das effiziente Zeitmanagement dieser Personen hinweisen. Diese Kompetenzen ermöglichen es vielen Projektverantwortlichen, ihre beruflichen Anforderungen zu erfüllen, ohne dabei die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Qualität ihrer sozialen Interaktionen zu stark zu vernachlässigen. Die Unterschiede in den Wahrnehmungen der Befragten lassen darauf schließen, dass die individuelle Fähigkeit zur Stressbewältigung und Organisation sowie die persönlichen Prioritäten eine entscheidende Rolle spielen. Für die eine Gruppe stellen die beruflichen Anforderungen eine Herausforderung dar, die sich negativ auf ihre sozialen Kontakte auswirkt, während andere in der Lage sind, ihre sozialen Beziehungen aktiv zu pflegen, ohne sich von der beruflichen Belastung überwältigen zu lassen. Dies deutet darauf hin, dass Projektverantwortliche mit unterschiedlichen Strategien und Herangehensweisen auf die Anforderungen ihres Berufslebens reagieren, wobei ihre individuelle Resilienz und Selbstorganisation entscheidend für den Umgang mit der Balance zwischen Arbeit und Privatleben sind. Abschließend stimmt eine Mehrheit der Befragten (ca. 62 %) der Aussage zu, dass sich die Zeiten verändert haben bzw. weiterhin verändern (vgl. Abbildung 6). Diese Veränderung wird vor allem durch die zunehmend schnelleren, digi- Abbildung 4: Sich danach fühlen etwas Neues zu starten (z. B. Studieren, Yoga-Kurse, Lesegruppe etc.) Abbildung 5: Aufgrund von Vielbeschäftigung wenig Zeit für bedeutende Unterhaltungen mit Freunden haben Wissen | Entwicklung sozialer Nachhaltigkeit für Projektverantwortliche in Deutschland 36 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 36. Jahrgang · 02/ 2025 DOI 10.24053/ PM-2025-0023 taleren und umfassenderen Informations- und Kommunikationswege bedingt, welche das berufliche und private Leben prägen [5]. Insbesondere technologische Neuerungen, wie die fortschreitende Digitalisierung und die Entwicklung neuer Kommunikationsplattformen, haben einen maßgeblichen Einfluss auf diese Veränderungen. Sie beschleunigen nicht nur die Art und Weise, wie Informationen verbreitet und konsumiert werden, sondern verändern auch die Dynamik, mit der Projekte bearbeitet und Entscheidungen getroffen werden (können). Diese Entwicklungen führen zu einer ständigen Anpassung und einem zunehmenden Druck, mit der Geschwindigkeit und dem Umfang der verfügbaren Informationen Schritt zu halten. Für Projektverantwortliche bedeutet dies, dass sie ihre Arbeitsweise fortlaufend optimieren müssen, um effizient zu bleiben und gleichzeitig den Überblick zu bewahren. Die digitale Transformation fordert von den Befragten nicht nur technische Fertigkeiten, sondern auch eine hohe Anpassungsfähigkeit und eine kontinuierliche Bereitschaft zur Weiterentwicklung. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die fortschreitende Veränderung der Arbeitswelt durch technologische Innovationen nicht nur die berufliche Praxis beeinflusst, sondern auch die Art und Weise, wie soziale Beziehungen gepflegt werden und wie Menschen ihre privaten und beruflichen Prioritäten setzen. Insgesamt zeigt sich, dass die technische Evolution und die damit verbundenen Veränderungen die Projektverantwortlichen zunehmend herausfordern, aber auch neue Chancen und Möglichkeiten eröffnen. 4. Fazit Die Ergebnisse der Umfrage zur sozialen Nachhaltigkeit im Projektmanagement verdeutlichen, dass Projektverantwortliche in einer zunehmend komplexeren und digitalisierten Welt operieren, die sowohl berufliche als auch private Anforderungen verstärkt. Trotz der steigenden Arbeitsbelastung und der wahrgenommenen Beschleunigung des Lebens durch moderne Technologien und Informationsflut gelingt es vielen Projektverantwortlichen, ihre Aufgaben effektiv zu managen. Dies ist vor allem auf ihre strukturierte Arbeitsweise, gutes Zeitmanagement und langjährige Erfahrung zurückzuführen. Interessanterweise zeigt sich, dass eine signifikante Anzahl der Befragten den Wunsch nach neuen Herausforderungen hat, sei es im beruflichen oder privaten Bereich. Sie streben nach Veränderung und sind bestrebt, sich ständig weiterzuentwickeln. Dennoch gibt es auch die Tendenz, dass diese Vielbeschäftigung in vielen Fällen zu einer Einschränkung von sozialen Interaktionen führt, insbesondere mit Freunden, was auf eine potenzielle Belastung der zwischenmenschlichen Beziehungen hindeutet. Trotz dieser Herausforderungen können die meisten Projektverantwortlichen die Anforderungen gut bewältigen, was auf ihre hohe Resilienz und Fähigkeit zur Priorisierung von Aufgaben hinweist. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Veränderungen in der Arbeitswelt, die durch Digitalisierung und Nachhaltigkeitsanforderungen geprägt sind, die Verantwortung von Projektverantwortlichen erheblich beeinflussen, jedoch auch zu einer stärkeren Anpassungsfähigkeit und einer konstanten Suche nach neuen Herausforderungen führen. Die Umfrageergebnisse liefern wertvolle Einblicke in diese Dynamik und unterstreichen die Notwendigkeit, im Projektmanagement sowohl berufliche als auch private Lebensbereiche nachhaltig und ausgewogen zu gestalten. Hieran anknüpfend wird auf Basis der Ergebnisse in einem weiteren Beitrag untersucht, wie insbesondere Projekte erfolgreich reduziert werden können und wodurch das Bedürfnis hervorgerufen wird, immer neue Aktivitäten bzw. Projekte anzugehen. Literatur [1] Atteslander, Peter / Ulrich, Georges-Simon / Hadjar, Andreas: Methoden der empirischen Sozialforschung. 14. Auflage. Erich Schmitt Verlag, Berlin 2023 [2] Feldmüller, Dorothee / Rieke, Tobias: Auswirkungen der Digitalisierung auf Projektmanagement (PM)-Kompetenzen und PM-Lehre. GPM e. V., Nürnberg 2019. https: / / www.gpm-ipma.de / fileadmin / user_upload / Wissen / Studien / ergebnis-auswirkung-digitalisierung-pmstudie-2019-gpm.pdf (Stand: 24. 03. 2025) [3] Harlacher, Markus / Nitsch, Verena / Mütze-Niewöhner, Susanne: Komplexität im Projektmanagement. In: Mütze-Niewöhner, Susanne et al. (Hrsg.): Projekt- und Teamarbeit in der digitalisierten Arbeitswelt. Herausforderungen, Strategien und Empfehlungen. Springer Vieweg, Berlin 2021, Seite 55-73. https: / / doi.org / 10.1007 / 978- 3-662-62231-5 (Stand: 24. 03. 2025) [4] Jensen, Anders Fogh / Thuesen, Christian / Geraldi, Joana: The projectification of everything: Projects as a human condition. Project Management Journal 47(3)/ 2016. Seite 21-34 [5] Mütze-Niewöhner, Susanne et al.: Projekt- und Teamarbeit in der digitalisierten Arbeitswelt. In: Mütze-Niewöhner, Susanne et al. (Hrsg.): Projekt- und Teamarbeit in der digitalisierten Arbeitswelt. Herausforderungen, Strategien und Empfehlungen. Springer Vieweg, Berlin 2021, Seite 1-30. https: / / doi.org / 10.1007 / 978-3-662-62231-5 (Stand: 24. 03. 2025) [6] Pietzner, Matthias: Driving Digital --… but Human is Key (2). In: Projektmanagement Aktuell 33(3)/ 2022, Seite 45-51. [7] Steeger, Oliver: Jetzt kommt die Nachhaltigkeit im Projektgeschäft. In: Projektmanagement Aktuell 34(3)/ 2023, Seite 4-10. Eingangsabbildung: © iStock.com/ Cecilie_Arcurs Abbildung 6: War es schon immer so oder haben sich die Zeiten geändert Wissen | Entwicklung sozialer Nachhaltigkeit für Projektverantwortliche in Deutschland 37 PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL · 36. Jahrgang · 02/ 2025 DOI 10.24053/ PM-2025-0023 Alexander Bull Alexander Bull ist Professor für Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Projektmanagement, Unternehmensführung und Controlling an der IU Internationale Hochschule GmbH. Er ist Experte für Programm- und Prozessmanagement und war rund 11 Jahre lang in führenden globalen Managementpositionen in der Dienstleistungs- und Automobilbranche tätig. Darüber hinaus ist er Delegierter und Forschungsbeirat der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement (GPM), Mitglied der Forschungsgruppe der International Project Management Association (IPMA), Gutachter einer internationalen Projektmanagement-Fachzeitschrift, Autor einschlägiger Beiträge und Referent auf internationalen Konferenzen. Internet: https: / / www.iu.de/ hochschule/ lehrende/ bull-alexander/ eMail: alexander.bull@iu.org Die neue Buch-Reihe aus der Kooperation von UVK und der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. Die Reihe behandelt insbesondere neue Fachthemen und neue Herangehensweisen in der Projektmanagementpraxis. Dabei steht der konkrete Nutzen für die praktische Anwendung im Vordergrund. Leser: innen dürfen sich sowohl auf einen Wissenszuwachs als auch Tipps für den Praxisalltag freuen. Bestellen Sie unter www.uvk.de . Projektmanagement neu denken Anzeige