eJournals Transforming cities 1/1

Transforming cities
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expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2016-0020
2016
11

Mehr Lebensraum auf dem Dach

2016
Gunter Mann
Mit ungenutzten Dachflächen steht ein riesiges Potenzial zur Verfügung, das begrünt und besser genutzt werden kann: als zusätzlicher Wohnraum, Freizeit-, Pausen- und Sportfläche. Dabei bewähren sich Systemlösungen wie die des baden-württembergischen Spezialisten Optigrün.
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76 1· 2016 TR ANSFORMING CITIES PRODUKTE + LÖSUNGEN Stadtraum Die bisherige Betrachtungsweise des Daches und seiner Nutzung ist in der Regel recht einfallslos und eindimensional. Bauherr wie Planer sind oft gefangen von einer bestimmten Vorstellung, die sie umsetzen, ohne offen zu sein für andere Ideen und Lösungen. Beispielsweise dann, wenn nur die solare Nutzung im Vordergrund steht und die komplette Dachfläche mit Photovoltaikmodulen versiegelt wird. Oder wenn allenfalls eine „Billigbegrünung“ umgesetzt wird, um den Forderungen des Bebauungsplans gerecht zu werden. Ebenso eindimensional ist der Gedanke beim „Urban farming“, alle Flachdächer mit Gewächshäusern zu bestücken. Im schlimmsten Fall wird das Mehr Lebensraum auf dem Dach Höhere Lebensqualität durch multifunktionale Flachdach-Nutzung Dachbegrünung, SolarGrünDach, Leben auf Dächern, Dachgarten, erweiterter Wohnraum, Urban farming Autor: Gunter Mann Mit ungenutzten Dachflächen steht ein riesiges Potenzial zur Verfügung, das begrünt und besser genutzt werden kann: als zusätzlicher Wohnraum, Freizeit-, Pausen- und Sportfläche. Dabei bewähren sich Systemlösungen wie die des baden-württembergischen Spezialisten Optigrün. Dach überhaupt nicht weiter genutzt, Bauplatz und Lebensraum einfach „verschenkt“ - und das bei den hohen Grundstückspreisen in den Großstädten. Dabei lassen sich Photovoltaik und ökologischer Ausgleich durch Dachbegrünung gut kombinieren. Die Systemlösung „SolarGründach“ von Optigrün etwa fasst Photovoltaik und Dachbegrünung mit einer auflastgehaltenen Aufständerung für Photovoltaikmodule zusammen. Die aufgrund einer Bauauflage zwangsweise eingeplante, einfachste Extensivbegrünung kann sich durch wenig Mehraufwand in einen blühenden Blickfang oder eine nutzbare Pausenfläche für die Mitarbeiter und Kunden verwandeln. Oder sie kann beim nachhaltigen Bauen das Zünglein an der Waage sein, um „Gold“ statt „Silber“ zu erreichen. Es gibt viele Dächer mit den notwendigen Lastreserven, die anderweitig genutzt werden könnten. Die „Klassiker“ sind hier bekieste Dach- und Terrassenflächen, bei denen beispielsweise im Zuge von Sanierungen statt Kies zumindest eine extensive Dachbegrünung möglich wäre. Eine 5 cm hohe Kiesschüttung ist etwa gleich schwer wie 8-10 cm Gründach. Dauerhaft nutzbare Intensivbegrünungen - Aufbau von etwa 25-80 cm, Pflanzen und Gestaltung wie im ebenerdigen Garten, höherer Pflegeaufwand - mit einer Flächenlast ab etwa 300 kg/ m² sind aufgrund des höheren Schichtaufbaus schwerer als Extensivbegrünung. Dies ist in der Vorplanung entsprechend des Nutzungsziels zu beachten. Das Dach der Zukunft in der Stadt der Zukunft baut auf Kreativität und multifunktionale Nutzungen. Das begrünte Dach spielt dabei eine verbindende und damit zentrale Rolle. Man könnte die menschlichen Freizeit- Bedürfnisse - vereinfacht und auf die Dachnutzung bezogen - in vier Themenbereiche einteilen:  Leben  Begegnen  Spielen  Ernten Begegnen. Treffpunkt und Kommunikationsplattform Dach . © Optigrün 77 1· 2016 TR ANSFORMING CITIES PRODUKTE + LÖSUNGEN Stadtraum Leben Leben auf dem Dach bedeutet, zusätzlichen naturnahen Wohnraum zu gewinnen - vor allem bei privat genutzten Dächern. Ausstattung als auch Nutzung mit Pflanzbeeten, Heckenelementen, Rasenflächen, Teichanlagen und Terrassen sind vergleichbar mit ebenerdigen Gärten. Selbst kleine, vorher unbegrünte Dachterrassen lassen sich mit Hilfe von Pflanzgefäßen und partiellen Pflanzbeeten aufwerten. In der Praxis lässt sich das mit der Gründach-Systemlösung „Gartendach“ umsetzen. Begegnen Begegnungen von Menschen gibt es auf Dächern von Krankenhäusern, Pflege- und Wohnheimen, jedoch auch bei Industrieunternehmen, die das Dach als Kommunikationsplattform und Pausenfläche nutzen. Die Begrünung kann je nach Intention - ob sie nur als Blickfang, als Sichtschutz oder als Aktionsfläche dienen soll - extensiv oder intensiv ausgebildet werden (Systemlösung „Naturdach“ oder „Gartendach“). Zentraler Punkt der Planung ist die Gestaltung der begehbaren Wege- und Terrassenflächen mit einem barrierefreien Übergang vom Gebäude ins Freie und einem Unterbau, der ebenso dauerhaft standfest wie auch zuverlässig dränierend ist. Die Systemlösung „Verkehrsdach“ ist nicht nur für Personenverkehr, sondern bei Bedarf auch für Kraftfahrzeugverkehr geeignet. Spielen Bedarf nach Einrichtungen für Spiel, Sport und Spaß gibt es vor allem bei Kindertagesstätten und Reha-Einrichtungen, gerne kombiniert mit raumteilenden Pflanzbeeten und Sträuchern. Um der Forderung nach ausreichend Kita-Plätzen gerecht zu werden, wird immer öfter die Dachfläche mit in die Planung einbezogen. Wenn höhere Gehölze verwendet werden, muss der Gründachaufbau eine mächtigere Substratschicht haben. Das wird regelkonform in der Systemlösung „Landschaftsdach“ mit zwei aufeinander abgestimmten Substratlagen umgesetzt: 35 cm Intensivsubstrat Typ i (mit organischen Bestandteilen) als obere Pflanzschicht, darunter das Untersubstrat Typ U (mineralisch) in variabler Höhe als Ausgleichs- und Füllschicht. Ernten Derzeit ist „Urban farming“ in aller Munde - und das im wahren Sinn des Wortes. Ernten lässt sich selbstverständlich auch auf dem Gründach, und das wird auch seit Jahren sowohl auf kommerziell betriebenen Dachfarmen als auch bei privaten Dachgärten praktiziert. Beispiele gibt es dazu aus aller Welt, etwa aus New York oder Rotterdam, wo auf mehreren tausend Quadratmetern Dachfläche in größerem Maßstab verschiedene Obst- und Gemüsesorten angebaut werden. In Deutschland steht der private Selbstversorger mit seinem Eigenbedarf im Vordergrund. Voraussetzung für ein funktionierendes Urban-farming-Dach ist ein bewährter Systemaufbau, wie die Systemlösung „Gartendach Typ Urban farming“. Urban farming lässt sich auf Dächern ebenso umsetzen wie ebenerdig. © Optigrün Kreative Umnutzung. Kita-Spielfläche mit partiellem Grün auf einem Parkdeck. © Optigrün Wohnanlage in Groningen, Niederlande: Beispielhafte Umsetzung einer multifunktionalen Dachnutzung - Leben, begegnen, spielen und ernten. © Optigrün Spielen. Das Dach als große Spielwiese mit verschiedenen Spielgeräten, Sandkästen und Sträuchern. © Optigrün Dr. Gunter Mann Prokurist Optigrün international AG und Präsident Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V. (FBB), Krauchenwies-Göggingen Kontakt: mann@optigruen.de AUTOR