eJournals Transforming cities 1/4

Transforming cities
tc
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expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2016-0098
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Abwasserwärmenutzung in Oldenburg

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84 4 · 2016 TR ANSFORMING CITIES FOKUS Forschung + Lehre Durch die Mitarbeit an einem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) geförderten Forschungsprojekt mit dem Titel „Heatliner“ wurde das Institut für Rohrleitungsbau in Oldenburg (iro) erstmals im Jahr 2006 mit dem Thema „Wärme aus Abwasser“ konfrontiert. In diesem Projekt ging es um die Entwicklung eines Wärmeübertragers, der im Zuge einer grabenlosen Kanalsanierung auch in kleineren, nicht begehbaren Haltungen eingebracht werden kann und mit dem eine Nutzung der im Abwasser vorhandenen Restwärme möglich sein sollte. Seither entwickelte sich die „Abwasserwärmenutzung“ zunehmend zu einem festen Forschungsschwerpunkt am iro, das inzwischen neben Knowhow über zahlreiche Versuchseinrichtungen verfügt, die es erlauben, die Wärmeleistung an unterschiedlichen Übertragersystemen zu messen bzw. diese weiterzuentwickeln (Bild 1). Mit dem Bau einer eigenen Pilotanlage zur Wärmerückgewinnung aus Abwasser im Jahr 2012 wurde das Bürogebäude des iro in der Ofener Straße zur zentralen Anlaufstelle zu diesem Thema. Seither werden die Erfahrungen und Dienstleistungen des iro von vielen Besuchern aus dem In- und Ausland für eine neutrale Erstberatung in Anspruch genommen. Während der Bearbeitung des Interreg-Projektes „DE- NEWA“ (2013-2015) fand beispielsweise ein bundesweiter Erfahrungsaustausch mit Planern, H e r s t e l l e r n u n d A n w e n d e r n v o n A bwas s er wärme nut zung s anlagen statt. Darüber hinaus gelang es mithilfe einer Raumanalyse, konkrete Standorte für eine mögliche Abwasserwärmenutzung für das Oldenburger Kanalnetz zu Abwasserwärmenutzung in Oldenburg Vom Forschungsprojekt zur praktischen Anwendung identifizieren (www.denewa.eu, w w w.energie-im-abwasser.de). Mit Rücksicht auf unterschiedliche Prioritäten wurde für Oldenburg ein wichtiges Instrument geschaffen, um diese Energiequelle schon in einer frühen Planungsphase von Gebäudesanierungs- und Neubaumaßnahmen konzeptionell in Betracht ziehen zu können (Bild 2). Dass der Kanalnetzbetreiber - der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) - und die Stadt Oldenburg diese Potenzialkarte bereits leben, zeigt u.a. die Realisierung eines Wohnungsbauprojektes in Oldenburg, das mit Fertigstellung die größte Abwasserwärmenutzungsanlage dieser Art Deutschlands sein wird. Aufgrund dieser Aktivitäten und dem gut funktionierenden Zusammenspiel vieler Akteure befindet sich Oldenburg derzeit in einer Vorreiter-Rolle im Umgang mit dem Thema „Abwasserwärmenutzung“. Aus diesem Grund wurde diese besondere Leistung kürzlich vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz mit einem Preis geehrt. Seither darf sich die Stadt Oldenburg, „Niedersächsische Klimaschutzkommune 2016“ nennen. Zu diesem Thema engagiert sich das iro auch bei der Überarbeitung des dwa-Merkblatts M 114. Die langjährigen Erfahrungen des Oldenburger Instituts und seine innovativen Ansätze im Umgang mit dieser relativ jungen Technologie bilden eine gute Basis für eine konstruktive Mitarbeit in dieser Arbeitsgruppe. Der Gelbdruck des überarbeiteten Merkblattes wird im Laufe des Jahres 2017 erscheinen. Bild 1: Berieselungsversuch. © iro Bild 2: Kartografische Übersicht mit möglichen Standorten der Abwasserwärmenutzung in Oldenburg. © iro