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Transforming cities
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expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2017-0020
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Hamburgs Gründachstrategie

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2017
Bart Jan Davidse
Marie Hliwa
Hanna Bornholdt
Hamburg ist eine wachsende Stadt; jedes Jahr werden 10 000 Neubauwohnungen benötigt, um die wachsende Bevölkerung im urbanen Raum unterzubringen. Im Stadtstaat mit beschränkter Fläche bedeutet das einen hohen Grad an Versiegelung in kompakten Quartieren. Als erste deutsche Großstadt hat Hamburg eine umfassende Gründachstrategie ins Leben gerufen, um mehrere politische Ziele einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu vereinen und voranzubringen. Die Begrünung von Dächern ist kein Privileg mehr, sondern unabdingbar, um die Lebensqualität in Städten im 21. Jahrhundert zu erhalten. Vor allem aus städtischer Sicht ist eine Förderung sinnvoll.
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63 1 · 2017 TR ANSFORMING CITIES THEMA Stadtklima Hamburg soll noch grüner werden - und zwar von ganz oben: Die Freie und Hansestadt Hamburg unterstützt seit April 2014 den Bau von Gründächern in der Stadt mit einer groß aufgelegten Gründachstrategie (Bild 1). Ziel ist es, insgesamt 100 Hektar Dachfläche in einer Dekade im Stadtgebiet zu bepflanzen. Das entspricht einer Fläche von knapp 140 Fußballfeldern. Das Potential ist groß, gerade einmal 4 % aller potenziellen Dachflächen in Hamburg sind bereits begrünt. Und das, obwohl Gründächer richtige Alleskönner sind: Sie halten Regenwasser zurück, binden Feinstaub, wirken lärmmindernd, verbessern das Mikroklima in den Quartieren, sie bieten neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere und sorgen außerdem für eine erhöhte Lebensqualität. Gezielt wirken sie auch gegen den zunehmenden Druck schwindender Grün- und Freiflächen in immer dichter werdenden Städten (Bild 2). Mit anderen Worten: Gründächer bieten eine Antwort oder einen Teil der Antwort auf mehrere Herausforderungen - Klima- Hamburgs Gründachstrategie Warum die Förderung von Gründächern sinnvoll ist Dachbegrünung, Gründachstrategie, Freiraumentwicklung, Klimapolitik Bart Jan Davidse, Marie Hliwa, Hanna Bornholdt Hamburg ist eine wachsende Stadt; jedes Jahr werden 10 000 Neubauwohnungen benötigt, um die wachsende Bevölkerung im urbanen Raum unterzubringen. Im Stadtstaat mit beschränkter Fläche bedeutet das einen hohen Grad an Versiegelung in kompakten Quartieren. Als erste deutsche Großstadt hat Hamburg eine umfassende Gründachstrategie ins Leben gerufen, um mehrere politische Ziele einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu vereinen und voranzubringen. Die Begrünung von Dächern ist kein Privileg mehr, sondern unabdingbar, um die Lebensqualität in Städten im 21. Jahrhundert zu erhalten. Vor allem aus städtischer Sicht ist eine Förderung sinnvoll. Bild 1: Mit einer Vision von einem Mosaik von Grünflächen auf den Dächern gab der Erste Bürgermeister Olaf Scholz den Startschuss für die Erarbeitung und Umsetzung der Hamburger Gründachstrategie. © BUE/ TH Treibhaus Landschaftsarchitektur/ Matthias Friedel 64 1 · 2017 TR ANSFORMING CITIES THEMA Stadtklima wandel, Luftreinhaltung, Lärmschutz, biologische Vielfalt und Freiraumentwicklung im urbanen Raum. In diesem Artikel stellen wir die Handlungsschwerpunkte der Hamburger Gründachstrategie vor, betrachten die Argumente, die für eine städtische Förderung von Dachbegrünung sprechen, die Hintergründe der Aufgabe und die aus unserer Sicht notwendigen Schritte, um die Dachbegrünung großzügig voranzutreiben. Hamburger Gründachstrategie Hamburg erkennt die großen Potenziale der Dachbegrünung und hat Anfang 2014 die Hamburger Gründachstrategie ins Leben gerufen. Die Strategie verbindet mehrere politische Ziele der Stadtentwicklung; die Ziele der Klimapolitik sollen mit den Zielen der Wohnungsbaupolitik, des Regenwassermanagements, der Umweltpolitik und der Freiraumpolitik in Einklang gebracht werden. Um diese auferlegten Ziele zu erreichen, setzt die Stadt unterschiedliche Handlungsschwerpunkte: Fördern, Dialog, Fordern und wissenschaftlich Begleiten. Auf der Ebene des Förderns wurde unter anderem ein Förderprogramm mit Mitteln in Höhe von 3 Mio. Euro aufgelegt, um Bauherren bei der freiwilligen Begrünung von privaten oder gewerblichen Dächern finanziell zu unterstützen: Die Stadt Hamburg finanziert bis zu 60 % der Herstellungskosten. Das Gründach muss mindestens 20 m 2 groß sein, auf einem oberirdischen Geschoss liegen, darf bis zu 30 ° geneigt sein, muss freiwillig sein und eine Mindestaufbaudicke von 8 - 12 cm aufweisen. Auf dem begrünten Dach halten die Pflanzen und das Substrat je nach Bauweise zwischen 40 und 90 % des Regenwassers zurück und geben vieles direkt davon durch Verdunstung wieder in die Atmosphäre zurück, so dass Eigentümer zusätzlich 50 % der Niederschlagswassergebühr sparen. Auch das Abwassersystem wird bei Starkregenereignissen durch den verzögerten Wasserabfluss entlastet. Weitere Voraussetzungen erklärt die „Förderrichtlinie für die Herstellung von Dachbegrünung auf Gebäuden“ unter www.ifbhh.de/ gruendachfoerderung. Im Dialog werden die Gründachstrategie und die vielseitigen Möglichkeiten von Dachbegrünungsmaßnahmen der breiten Öffentlichkeit sowie dem Fachpublikum vorgestellt. Zudem findet ein reger Austausch über technische Aufbauten, Hemmschwellen und Realisierungen grüner Dächer statt, um Vorbehalte abzubauen sowie Gründächer in die Stadtentwicklung einzubetten. Aktive Akteure im Dialog stellen unter anderem die Fachbehörden, die Bezirke, die Wohnungswirtschaft, der Schulbau Hamburg und diverse Wirtschaftsverbände dar (www.hamburg.de/ gruendach). Auf der dritten Handlungsebene werden formale Voraussetzungen für eine konsequente Nutzung zur Verfügung stehender planerischer und gesetzgebender Instrumente geprüft. Den Möglichkeiten für eine Forderung nach Dachbegrünung, z. B. in Bebauungsplänen und städtebaulichen Verträgen, wird nachgegangen und verstärkt umgesetzt. Der ganze Prozess wird wissenschaftlich von der HafenCity Universität Hamburg (HCU) unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Dickhaut begleitet. Unter anderem werten die Wissenschaftler internationale Erkenntnisse zu Gründächern aus, entwickeln eigene Empfehlungen für den Hamburger Gründachaufbau mit dem Schwerpunkt der Übertragbarkeit der Strategie auf andere Städte. Mit einem Messprogramm wird zudem unter realen Bedingungen auf verschiedenen Dächern der Stadt das Regenwasserrückhaltepotential bei Starkregenereignissen als wasserwirtschaftliche Wirksamkeit von Gründächern untersucht (Bild 3). Bild 2: Ein gemeinschaftlicher Dachgarten für die Hausbewohner und -bewohnerinnen der Elbarkaden in der Hamburger HafenCity. © BUE/ Isadora Tast Bild 3: Das Messprogramm zum Regenwasserrückhaltepotential von Dachbegrünung bei Starkregenereignissen auf dem Dach der HafenCity Universität Hamburg. © BUE/ Isadora Tast 65 1 · 2017 TR ANSFORMING CITIES THEMA Stadtklima Förderung von Gründächern Als Vorreiterstadt geht Hamburg mit gutem Beispiel voran und viele Städte ziehen mittlerweile nach, wie zum Beispiel Leipzig, Nürnberg und Berlin. Trotz der oben genannten positiven Auswirkungen wird häufiger die Frage gestellt, ob es von Seiten der Stadt überhaupt notwendig ist, den Bau von Gründächern so zu unterstützen. Das Produkt an sich ist extrem vielseitig: Es bringt viele Vorteile mit sich, sowohl für die gesamte Stadt als auch für die einzelnen Gebäudeeigentümer. Die Kosten sind sehr überschaubar, auf Dauer sparen Gründacheigentümer sogar Geld ein. Trotzdem können wir, wenn wir die aktuelle Gründachfläche in Hamburg betrachten, nur feststellen, dass die Begrünung von Dächern trotz ausgereifter Technik und jahrzehntelanger Erfahrung aktuell eher eine Nische darstellt. Lediglich 2 % der Hamburger Gesamtdachfläche, beziehungsweise 4 % der Flachdachfläche ist momentan begrünt (Quelle: Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung Hamburg, 2016; Hamburg Wasser, 2016). Immerhin übertrifft diese Zahl den Anteil der Elektrofahrzeuge im deutschen Fahrzeugbestand. Für beide gilt, dass die Potenziale bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind. Es gibt sehr gute Gründe, warum wir uns als Landesverwaltung für die Dachbegrünung einsetzen und eine Erhöhung der Gründachfläche vorantreiben (Bild 4). Vor allem der Regenwasserrückhalt spezifisch und die Vorteile von Dachbegrünung in der Siedlungswasserwirtschaft generell sind ein sehr wichtiges Argument. Denn, auch ohne Klimawandel müssen wir Lösungen finden, um die bereits vorhandenen großen Niederschlagsmengen zu bewältigen. Gerade in einer wachsenden Stadt nimmt auch die Versiegelung zu und es verschwinden die Möglichkeiten für Regenwasserrückhalt, Versickerung und Verdunstung in der Fläche. Damit sind, wenn nichts unternommen wird, Überschwemmungen vorprogrammiert und andere Lösungen müssen gefunden werden, um mit dem Regenwasser umzugehen. Somit gibt es sehr gute politische Argumente für die Dachbegrünung; bei diesen Argumenten fällt aber auch auf, dass sie sich lediglich auf die gesamtstädtischen Vorteile der Dachbegrünung beziehen und den direkten Nutzen für die Eigentümerinnen und Eigentümer eher außer Betracht lassen. Bei der Förderung von einem Produkt wie der Dachbegrünung, ist es unserer Meinung nach sehr wichtig, nicht nur die gesamtstädtischen Vorteile zu betonen, sondern auch die Interessen und Wünsche der Eigentümerinnen und Eigentümer zu bedienen. Um diese Thematik aufzugreifen, nutzen wir eine mittlerweile 26 Jahre alte Marketingtheorie, die beschreibt, wie innovative Produkte positioniert und vermarktet werden und wie somit die breite Masse erreicht werden kann. Geoffrey Moore publizierte 1991 sein Buch „Crossing the Chasm“ - zu Deutsch: „Die Kluft überwinden“. In diesem Werk präsentiert er seine Analyse zur Entwicklung und Vermarktung von Softwareprodukten und zeigt auf, welche Marketingtechniken erfolgreiche Firmen anwenden, um ihre Produkte auf dem Markt zu platzieren und dort langfristig zu halten. Eine seiner Haupterkenntnisse ist, dass die breite Masse der Kundinnen und Kunden mit ganz anderen Argumenten erreicht wird, als die anfänglich interessierten Kundinnen und Kunden, die ohnehin eine Affinität zu dem neuen Produkt haben und daher eher geneigt sind, es zu kaufen. Um diese Theorie verständlicher zu machen, präsentiert Moore eine Grafik (Bild 5), die einer Standardnormalverteilung ähnelt. Auf der horizontalen Achse stehen die Zielgruppen: die Innovatoren oder Early Adopters, die frühe Mehrheit, die späte Mehrheit und die Nachzügler. Die vertikale Achse entspricht dem Marktanteil des Produktes. Die sogenannte Kluft entsteht zwischen den Innovatoren bzw. Early Adopters und der frühen Mehrheit und markiert den Schritt zur breiten Vermarktung des entsprechenden Bild 4: Die Hamburger Behörde für Umwelt und Energie hat 10 000 m² begrünte Dächer und Tiefgaragen und möchte als gutes Beispiel vorangehen. © BUE/ Isadora Tast Bild 5: Crossing the Chasm, eigene Darstellung nach G. Moore, 1991. 66 1 · 2017 TR ANSFORMING CITIES THEMA Stadtklima Produkts. Moores Theorie ist, dass Unternehmer, wenn sie diese Kluft überwinden möchten, das Produktmarketing neu überdenken und oft komplett andere Marketingstrategien anwenden müssen, um die frühe Mehrheit zu erreichen. Die Theorie lässt sich einfach anhand der Entwicklung und Vermarktung des Smartphones erklären. Mittlerweile hat fast jeder ein Smartphone. Die ersten Käuferinnen und Käufer (die Early Adopters) von Smartphones, noch vor der Zeit von Touchscreens, waren hauptsächlich Geschäftsleute und Technikfreaks. Die Werbung für diese Smartphones konzentrierte sich auf Vorteile wie Faxfunktion, Kalenderfunktion oder Internetfunktion. Die Darstellung der technischen Möglichkeiten sprach eindeutig Menschen an, die viel unterwegs sind und auch hier auf die mobilen Vorteile nicht verzichten möchten. Als Steve Jobs das erste iPhone vorstellte, veränderte das die Werbung radikal. Statt eine Nische anzusprechen, wurde das Smartphone als Alltagsgerät präsentiert, sogar als Gerät, welches das gesamte Leben, die gesamte Welt verändern wird. Nun, zehn Jahre später, ist das Smartphone nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken und hat Änderungen bewirkt, die vor zehn Jahren noch gar nicht absehbar waren. Vom Smartphone zurück zum Gründach ist es nur ein kleiner Schritt. Wenn wir die aktuelle Gründachfläche anschauen, können wir feststellen, dass die Dachbegrünung noch nicht aus der Nische der Innovatoren und Early Adopters herausgekommen ist und es gilt nun, die Kluft zur frühen Mehrheit zu überwinden. Für ein Produkt, das gesamtstädtisch vielversprechend ist, gilt es, vorhandene Barrieren zu definieren und zu entfernen. Insbesondere die, welche durch die Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung verursacht werden und zumindest zum Teil in unserer Verantwortung liegen. Um noch einmal den Vergleich zur Elektromobilität zu ziehen: Für eine bessere Implementierung müssen Städte eine Infrastruktur unter anderem aus Ladesäulen bereitstellen und mögliche andere Hemmschwellen beseitigen. Der Bund kann den Markt unterstützen, zum Beispiel mit einer Kaufprämie oder Steuervorteilen. Die Handlungsschwerpunkte der Gründachstrategie sind so angelegt, dass damit die in unserem Einflussbereich liegenden Hemmschwellen oder Barrieren untersucht und weitgehend entfernt werden können. In der eigentlichen Produktvermarktung sind die staatlichen Möglichkeiten jedoch eingeschränkt, die Industrie muss die Produkte weiterentwickeln und vermarkten. In dieser Vermarktung ist es nach der Theorie von Moore jedoch sehr wichtig, andere Argumente als bisher nach außen zu tragen und das Produkt Dachbegrünung an sich weiterzuentwickeln, damit es im Alltag an Bedeutung gewinnt. Die Stadt Hamburg regt einen Dialog an, fördert, stellt finanzielle Anreize und fordert zuletzt vor allem auch auf politischer Ebene. Die Gründachstrategie setzt innovative Ziele, um die Ressource Dach als eine der Lösungen für vielfältige Herausforderungen der Stadtentwicklung zu nutzen. Wir sind davon überzeugt, dass die Dachbegrünung eine Bereicherung für unsere Städte ist und sehen zum Beispiel mit begehbaren Dachgärten (Bild 6) und Retentionsdächern 1 , die in der Siedlungswasserwirtschaft eine bedeutsame Rolle spielen, interessante Produktentwicklungen. In der Bewerbung von Gründächern kommt es darauf an, neben den gesamtstädtischen Vorteilen, vor allem die Vorteile für die Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer, bzw. für die Nutzerinnen und Nutzer des Gebäudes hervorzuheben. 1 Retentionsdächer: Begrünte Dächer, welche einen hohen Wasserrückhalt ermöglichen. Bild 6: Eine Bewohnerin des Hamburger Senioren- Zentrums „Am Inselpark“ pflegt den Dachgarten, auf dem auch Gemüse wächst. © BUE/ Isadora Tast Bild 7: Eröffnung des ersten geförderten Gründachs, Streit´s Haus am Jungfernstieg 2016. © BUE/ Isadora Tast 67 1 · 2017 TR ANSFORMING CITIES THEMA Stadtklima Im Gewerbebereich sehen wir zum Beispiel große Potenziale für die Dachbegrünung im Firmenmarketing. Mit einer Dachbegrünung können Firmen auf einfache und kostengünstige Art und Weise zeigen, wie sie ihre Nachhaltigkeitsziele gestalten. Außerdem sind begehbare Dachgärten besondere Orte für Kundengespräche und bieten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Gelegenheit, sich im Grünen zu erholen oder neue Ideen zu sammeln. Ein regelmäßiger Blick auf ein Gründach erhöht sogar die Arbeitsproduktivität und die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, somit entstehen Kostenvorteile an ganz anderer Stelle und die Investition in ein Gründach ist eine Investition in das Wohlbefinden der Belegschaft. Auch im Wohnbereich bieten Gründächer große Vorteile. Viele Hausbesitzer in der Stadt träumen vom eigenen Garten - mit einem Gründach ist das möglich. Vergleicht man die Grundstückspreise mit den Herstellungskosten eines Gründachs, wird klar, dass dieser Traum sogar in der inneren Stadt auf dem eigenen Dach relativ kostengünstig zu realisieren ist. Ganz nebenbei profitiert man auch noch vom angenehm kühlen Raumklima unter dem Gründach und vom verbesserten Schallschutz. Fluglärm und Verkehrslärm dringen nicht mehr so stark durch, so dass man tiefer schläft und die Lebensqualität steigt. Bilanz Hamburger Förderprogramm Im intensiven Dialog haben wir festgestellt, dass die Herstellungskosten für die Dachbegrünung in der Praxis eine Hemmschwelle darstellen, auch wenn die Lebenszykluskosten für begrünte Dächer sprechen. Die Hamburger Gründachförderung bietet eine Anschubfinanzierung, um diese Schwelle zu überwinden und nimmt somit eine Barriere weg. Außerdem greift die Gründachförderung nicht nur im Neubau, sondern auch bei Bestandssanierungen, damit deckt die Förderung auch einen Bereich ab, der mit anderen Steuerungsmitteln, zum Beispiel mit Festsetzungen in Bebauungsplänen, schwer abzudecken ist. Die Hamburger Gründachförderung unterstützt seit Anfang 2015 die freiwillige Begrünung von Gebäudedächern im Stadtbereich. In den ersten eineinhalb Jahren wurden 77 Förderanträge gestellt, wovon rund 50 bewilligt wurden. In der Regel handelt es sich um Förderung für extensive Dachbegrünungen. Wurden vor allem zu Beginn primär Kleinstflächen nachgefragt, wie Carports, stehen aktuelle Anfragen für große Flächen im Zusammenhang mit Wohnungsneubau und gewerbliche Flächen. Aufgrund einer Planungs- und Bauzeit von durchschnittlich 18 - 24 Monaten gibt es zunächst noch wenig realisierte Projekte. Im Sommer 2016 wurde das erste von der Stadt geförderte Gründach fertiggestellt: ein großer Dachgarten auf dem Streit´s Haus am Jungfernstieg Hamburg. Auf dem Dach des Erdgeschosses, einem ehemaligen Kinosaal, wurde eine knapp 500 m 2 große Aufenthaltsfläche mit extensiver und intensiver Begrünung sowie einem großen Holzdeck für die gewerblichen Mieterinnen und Mieter geschaffen (Bild 7). Das Gründach ist täglich von 8: 00 bis 19: 00 Uhr geöffnet. Das Kleinklima hat sich nach Wahrnehmung des Eigentümers verbessert: „Weil wir hier arbeiten und leben, wollten wir mehr als eine extensive Standardbegrünung. Als Bestandshalter ist für uns die Nachhaltigkeit der Investition von großer Bedeutung - wir sind nicht auf das schnelle Geld aus. Für die Vermietung sind solche Zusatzangebote zunehmend von Bedeutung.“ Das Förderprogramm läuft noch bis Ende 2019, ein Sechstel des Fördervolumens wurde bereits bewilligt, dieses umfasst eine Nettovegetationsfläche von 16 170 m 2 . MSc Bart Jan Davidse Sachbearbeiter in der Leitstelle Klimaschutz Behörde für Umwelt und Energie Freie und Hansestadt Hamburg Kontakt: bartjan.davidse@bue.hamburg.de Dipl.-Ing. Marie Hliwa Sachbearbeiterin Gründachstrategie am Amt Naturschutz, Grünplanung und Energie Behörde für Umwelt und Energie Freie und Hansestadt Hamburg Kontakt: marie-therese.hliwa@bue.hamburg.de Dr.-Ing. Hanna Bornholdt Leiterin Gründachstrategie am Amt Naturschutz, Grünplanung und Energie Behörde für Umwelt und Energie Freie und Hansestadt Hamburg Kontakt: Hanna.Bornholdt@bue.hamburg.de AUTOR I NNEN