Transforming cities
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2366-7281
2366-3723
expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2017-0024
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Der Umweltnutzen von ZFarming
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Axel Dierich
Kathrin Specht
Susanne Thomaier
Während urbane Gärten am Boden einer starken Flächenkonkurrenz ausgesetzt sind, bieten vakante Flachdächer und Gebäudeflächen großes Potenzial für den Anbau von Nahrungsmitteln. Unterschiedliche Projekte weltweit veranschaulichen, wie Dächer, leerstehende Gebäude oder auch Außenwände und Gebäudehüllen genutzt werden können, um Gemüse und Obst zu produzieren. All diese Konzepte lassen sich unter dem Sammelbegriff „Zero-Acreage Farming“ (kurz „ZFarming“) zusammenfassen. Der folgende Artikel beschreibt das direkte und indirekte stadtklimatische Potenzial sowie weitere ökologische Symbiosen von ZFarming-Projekten.
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83 1 · 2017 TR ANSFORMING CITIES THEMA Stadtklima Einleitung/ Problemdarstellung Angesichts weltweit zunehmender Knappheit von Nährstoffen, Wasser, fruchtbarem Boden und Energie wird die Schließung lokaler Verwertungsketten in Städten zu einem Trend, der sich auch in der Nahrungsmittelproduktion niederschlägt, vgl. [1]. Urbaner Gartenbau könnte hierzu einen Beitrag leisten, allerdings sind städtische Freiflächen begrenzt, weshalb urbane Gärten in hohem Maße in Konkurrenz zu Bauvorhaben stehen. Je mehr Fläche aber versiegelt wird, desto stärker wirkt sich der Klimawandel durch Hitzeinseleffekte und Starkregenereignisse auf die städtischen Lebensbedingungen aus. Der gebäudeintegrierte Gartenbau bzw. ZFarming (also die Produktion von Gemüse, Obst und ggf. Fisch auf Dächern, an Fassaden und im Gebäude) 1 kann zur Lösung dieser Probleme beitragen. Weniger Ressourcen werden verbraucht und Synergien mit der Gebäudeinfrastruktur sind möglich. Für die Produktion von Lebensmitteln können Niederschlags- und Brauchwasser sowie Bioabfälle im Kreislauf geführt werden, zugleich kann ein Nutzen für die Wohnqualität entstehen, vgl. [2]. ZFarming ermöglicht eine verbrauchernahe und gesunde Nahrungsmittelpro- 1 ZFarming wurde als Begriff in Anlehnung an das vom BMBF geförderte Forschungsprojekt „ZFarm - Städtische Landwirtschaft der Zukunft “ geprägt. Der Begriff steht für „Zero-Acreage Farming“ , also Nahrungsmittelproduktion ohne zusätzlichen Flächenverbrauch. Dazu werden ungenutzte Gebäudeflächen wie insbesondere Dächer, aber auch Fassaden oder nicht mehr genutzte Innenräume für den Anbau von Lebensmitteln genutzt. Das so genannte „Vertical Farming“ in spezialisierten, neu gebauten (Hoch)Häusern ist nicht Thema dieses Artikels. duktion, die neue Märkte und Geschäftsfelder für städtische GärtnerInnen eröffnet, vgl. [3]. Nach einer Beschreibung möglicher Typen und Flächenpotenziale von ZFarming fokussiert dieser Artikel auf dessen speziellen Nutzen für a) das Gebäudeklima sowie die Temperatur in der unmittelbaren Umgebung, b) gesamtstädtische Klimaprozesse, aber auch c) den globalen Klima- und Ressourcenschutz. Abschließend werden einige zentrale Herausforderungen sowie auch Chancen für die Realisierung von gebäudegebundener Landwirtschaft genannt. Der Umweltnutzen von ZFarming Potenzial produktiv genutzter Dächer und Fassaden für Gebäudeklima, Stadtklima und Klimaschutz Dachgarten, Dachgewächshaus, Zero-Acreage Farming, Stadtklima, Ressourcen Axel Dierich, Kathrin Specht, Susanne Thomaier Während urbane Gärten am Boden einer starken Flächenkonkurrenz ausgesetzt sind, bieten vakante Flachdächer und Gebäudeflächen großes Potenzial für den Anbau von Nahrungsmitteln. Unterschiedliche Projekte weltweit veranschaulichen, wie Dächer, leerstehende Gebäude oder auch Außenwände und Gebäudehüllen genutzt werden können, um Gemüse und Obst zu produzieren. All diese Konzepte lassen sich unter dem Sammelbegriff „Zero-Acreage Farming“ (kurz „ZFarming“) zusammenfassen. Der folgende Artikel beschreibt das direkte und indirekte stadtklimatische Potenzial sowie weitere ökologische Symbiosen von ZFarming-Projekten. Bild 1: Brooklyn Grange: Dachgarten in New York, Perspektive. © inter 3 GmbH 84 1 · 2017 TR ANSFORMING CITIES THEMA Stadtklima 2 Ausgestaltungsmöglichkeiten von ZFarming Die Besonderheit von ZFarming ist die Aktivierung bislang ungenutzter Dach- oder Fassadenflächenpotenziale sowie von Innenräumen für den Gartenbau - und zwar innerhalb zunehmend verdichteter Städte. Eine weltweite Analyse zeigt die Menge und Vielfalt bereits bestehender Dach- oder Indoor- Farmen sowie (zu einem kleineren Teil) produktiver Fassadenbegrünungen [4]. 3 Bei Dach- oder Fassadenfarmen kann der Anbau sowohl unter freiem Himmel als auch überdacht mit einem Gewächshaus oder mit Folien erfolgen. Die angewandten Anbaumethoden reichen je nach Konzeption von einfachen Pflanzbehältern über flächig ausgebrachte Substrate unterschiedlicher Zusammensetzung bis hin zu hoch effizienten hydroponischen Systemen (substratloser Anbau in Nährstofflösung führenden Schienen). Die Bilder 2 und 3 illustrieren die Bandbreite möglicher ZFarming-Projekte. Vor allem Flachdächer bieten ein großes räumliches und ökonomisches Potenzial für die flächensparende Produktion von Gemüse und anderen Nahrungsmitteln. Das Konzept der Dachnutzung lässt sich aber auch auf einige ebenerdige Flächen übertragen, indem z. B. Parkplätze mit Pflanzdächern überbaut und zugleich verschattet werden. Darüber hinaus veranschaulichen unterschiedliche Projekte weltweit, wie leerstehende Gebäude genutzt werden können, um Gemüse und Obst indoor und vertikal anzubauen. Der Klimanutzen von ZFarming-Projekten Dach- und Fassadenbegrünungen bieten erhebliches Potenzial für den Schutz vor Hitze und Sonneneinstrahlung im Sommer sowie für passive Kühlung von Gebäuden und deren Umfeld durch die Verdunstungsleistung der Pflanzen. a) Wirkung von ZFarming auf Gebäudeklima und dessen unmittelbare Umgebung Während die Temperatur an der Oberfläche eines unbepflanzten, schwarzen Daches in der Sonne bis zu 80 °C betragen kann, wurden unter einer Dachbegrünung bei gleichen Wetterbedingungen 27 - 30 °C realisiert, (vgl. [5, S. 1583], [6], [7, S. 105; 114]). Als Faustregel gilt: Je feuchter das Substrat und je intensiver der Pflanzenbewuchs, desto besser die passive Kühlung und Reflektion von 2 zum jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch an Gemüse in Deutschland siehe http: / / www.proplanta.de/ Agrar-Nachrichten/ Verbraucher/ Tomate-Lieblingsgemuese_article1353652712.html 3 Siehe auch die interaktive ZFarming-Weltkarte mit beispielhaften Projekten unter http: / / www.user.tu-berlin.de/ wolfgang.straub/ zfarm/ svg/ index_svg.html oder www.zfarm.de (Stand 2013) Bild 3: Dachfarm „Dakakker“ auf dem Dach eines Bürogebäudes im Zentrum Rotterdams. © Lisa Cox (www.lisacoxdesigns.co.uk) Installiert im Jahr 2012 durch Binder Groenprojecten; Betrieb durch Luchtsingel; Anbau von Obst, Gemüse und Kräutern, Haltung von Bienenvölkern. Link zum Projekt: http: / / www.luchtsingel.org/ en/ locaties/ roofgarden/ Berlin verfügt über mehr als 8 Mio. m² Dachflächen, die wesentliche Grundvoraussetzungen für eine kommerzielle gärtnerische Nutzung erfüllen (Flachdach, ausreichend besonnt, mehr als 500 m² groß und eine Gebäudehöhe von weniger als 50 m). Für die Prüfung der tatsächlichen Eignung müssten natürlich noch zahlreiche weitere Kriterien wie Statik, Planungs- und Baurecht, Zugänglichkeit u.v.m. berücksichtigt werden. Würde man jedoch nur die Hälfte dieser Flächen mit effizienten Anbaumethoden bewirtschaften, könnten jährlich bis zu 120 Mio. kg Gemüse produziert werden. Dies wäre ausreichend, um den Bedarf von einem Drittel der Berliner Bevölkerung zu decken, bei einem angenommenen Pro-Kopf-Verbrauch von 96 kg Gemüse.² POTENZIELLE ANBAUFLÄCHEN AUF BERLINER DÄCHERN Bild 2: Dachgewächshaus auf einem Supermarkt in Brooklyn, New York City (USA). © Kathrin Specht Betreiber: Gotham Greens; Größe und Produktionsumfang: knapp 2000 m 2 mit >90 t Salat, Tomaten und Kräutern pro Jahr; Vertrieb: Direktverkauf im Supermarkt darunter, hohe Energieeffizienz durch Nutzung von Kraft- Wärme- Kopplung und Solarenergie, Bewässerung mit aufgefangenem Regenwasser. Link zum Projekt: http: / / gothamgreens.com/ our-farms/ gowanus 85 1 · 2017 TR ANSFORMING CITIES THEMA Stadtklima Sonneneinstrahlung im Sommer. Im Winter können Substrataufträge und Drainageschichten sowie Fassaden-Dauergrün (gerade bei mangelhafter Isolation) eine gute zusätzliche Wärmeisolierung und Schutz vor konvektivem Wärmeverlust leisten - idealerweise im trockenen Zustand. 4 Auch Dach- und Fassadengewächshäuser schützen die darunterliegenden Flächen vor Kälte und heizen sich (auch bei kalten Außentemperaturen) durch atmosphärische Strahlung auf. Die jährliche Reduktion von Wärmeverlusten durch ZFarming kann nach Berechnungen von Niachou und Delor ([9], [10]) für mittelmäßig isolierte Dächer rund 25 % (Dachbegrünung) betragen bzw. etwa 10 % (Gewächshaus) und für nicht isolierte Dächer 75 % - 85 % (Dachbegrünung) bzw. 55 % - 75 % (Gewächshäuser). Ebenso konnte durch die Fassadenbegrünung eines Verwaltungsgebäudes in Wien dessen Wärmeverlust im Winter um 50 % reduziert werden, während der Kühlungseffekt im Sommer in etwa dem Einsatz von 45 Klimaanlagen entsprach [11, S. 16]. Weitere Vorteile speziell eines Dachgewächshauses ergeben sich aus dessen technischer Integration in das Gebäude (siehe Bild 4): Insbesondere im Winter kann es neben der Nahrungsmittelproduktion auch einer aktiven Beheizung und Belüftung dienen, indem dessen sauerstoffangereicherte, staubarme, warme und angefeuchtete Luft in das Gebäude geleitet wird. Der gleiche Luftstrom kann in warmen Sommernächten (über einen Wärmetauscher) das Gebäude aktiv herunterkühlen, da sich das Gewächshaus dank der Verdunstung der Pflanzen schneller abkühlt als die umgebende Luft und als das Gebäude. In umgekehrter Richtung 4 Feuchte Substrate verlieren an Dämmwirkung und können durch die Verdunstung dem Gebäude u.U. sogar Wärme entziehen. Dennoch erbringen offene Dachgärten auch bei feuchter Witterung noch eine gewisse zusätzliche Isolierleistung für das Gebäude (Vgl. [7, S. 104], [5] und [8]). können Abwärme und CO 2 zur Beheizung von Dachgewächshäusern genutzt werden. Dies kann besonders bei Gewerben mit viel Abwärmeproduktion wie beispielsweise Supermärkten, Wäschereien oder Bäckereien sinnvoll sein. ZFarming kann auch einen kühlenden Effekt über das Gebäude hinaus haben. So wurden nach Kabisch [12, S. 37 f.] Temperaturunterschiede zwischen der Luft über Dächern mit Vegetation und der Luft über benachbarten vegetationslosen Flächen von 1 bis 3 °C gemessen. Sie wurden dem Albedo-Effekt (der Strahlungsreflektion) und der Verdunstung durch die Pflanzen zugeschrieben, wobei sich eine Bewässerung der Flächen als vorteilhaft erwies. Vor allem in Sommernächten ist dies relevant, da ein begrüntes Dach nach Sonnenuntergang schnell abkühlt und somit die entlangziehende Luft kühlt, während ein nicht begrüntes Dach weiterhin Wärme abstrahlt. Jedoch kommt es dabei auf die Gebäudehöhe an: Ein begrüntes Hochhausdach hat nach Ansicht verschiedener Autoren (siehe z.B. Santamouris [13] und Wong et al. [14], zitiert nach [12]) keinen Effekt auf das Klima im einige Meter tiefer gelegenen umgebenden Stadtraum. b) Potenzielle Wirkung von ZFarming auf gesamtstädtische Klimaprozesse Die Bedeutung von ZFarming und Gebäudebegrünungen für die Verbesserung des gesamtstädtischen Mikroklimas ist in der Wissenschaft umstritten. Jedoch argumentiert Ansel [15, S. 63] am Beispiel von Düsseldorf, dass begrünte Dächer gerade in dicht besiedelten Ballungszentren (teilweisen) Ersatz für fehlende freie Vegetationsflächen bieten können, um die Bildung von urbanen Hitzeinseln einzudämmen. Denn im Unterschied zu versiegelten Oberflächen wandeln Pflanzen die solare Strahlung in Verdunstung von Wasser anstatt in sensible Wärme und langwellige Strahlung um. Bild 4: Mögliche Funktionen von Dachgewächshäusern. © inter 3 GmbH CO 2 Nutzung Niederschläge Abwasser- Recycling Frische Lebensmittel Wärmeisolierung Wärmeproduktion Nutzung Abwärme + CO 2 Kälteproduktion 86 1 · 2017 TR ANSFORMING CITIES THEMA Stadtklima Dabei sorgen sie nicht nur für Abkühlung sondern auch für regionale Niederschläge [7, S. 153]. Insofern (Stark)Regen aufgefangen, gespeichert und für die Bewässerung eingesetzt wird, trägt ZFarming zudem erheblich zur Regenwasserrückhaltung bei, entlastet somit die Kanalisation und bewahrt Flüsse vor Schmutzwassereinträgen. Durch Nutzung von aufbereitetem Brauchwasser für die Bewässerung kann die Verdunstungsleistung sogar über 100 % der natürlichen Verdunstung steigen, ohne kostbares Trinkwasser zu verwenden. 5 c) Potenzieller Beitrag von ZFarming zu Klima- und Ressourcenschutz Unser derzeitiges, konventionelles Ernährungssystem ist vor allem durch globalen Handel und die damit verbundenen großen Distanzen zwischen Produzenten und Konsumenten geprägt. Die kurzen Transportwege, die bei ZFarming durch die wieder hergestellte Nähe zwischen Produktion und Konsum entstehen, bewirken einen verringerten CO 2 - Verbrauch und damit eine bessere Klimabilanz der Produkte hinsichtlich Verkehr, Lagerung und Kühlung. Im Direktverkauf kann darüber hinaus weitgehend auf den Einsatz von Verpackungen verzichtet werden. Diesbezüglich hat Sanyé-Mengual [16] den Energieverbrauch für 1 kg Tomaten, die in einem Dachgewächshaus in Barcelona produziert und lokal vermarktet werden, mit demjenigen für Tomaten aus Almeria (Südspanien) verglichen. Es hat sich herausgestellt, dass bei der lokalen Produktion im Dachgewächshaus (durch Nutzung der Synergien mit dem Gebäude, verringerten Transport und weniger Verpackung) bis zu 70 % weniger Energie benötigt wird. Die Mehrfachverwendung von häuslichem Abwasser ist besonders vielversprechend. Insbesondere die klassische Gemüseproduktion ist für einen sehr hohen Wasserbedarf bekannt; 322 m 3 Wasser/ Tonne werden nach Mekonnen und Hoekstra [17] durchschnittlich verbraucht. Für den deutschen Markt wird großenteils in wasserarmen Regionen, wie Südspanien oder der Türkei produziert. Wenn hiesige Verbraucher beispielsweise anstelle einer spanischen eine lokale Gurke vom Dach wählen könnten, würden sie indirekt eine positive Wirkung auf Wasserhaushalt und Klima in jenen Regionen ausüben. 5 Das vom BMBF geförderte Forschungsprojekt Roof Water-Farm dokumentiert Möglichkeiten der Verwendung von gereinigten Haushalts-Abwässern zum Zweck der Bewässerung von Dachgewächshäusern (www.roofwaterfarm.com). Herausforderungen und Chancen ZFarming birgt im Vergleich zur üblichen extensiven Dachbegrünung oder Fassadenbegrünung einige sehr spezifische Herausforderungen. 6 Die Komplexität dieser Herausforderungen hängt stark von der jeweiligen Konzeption der einzelnen Farmen ab, beispielsweise ob es sich um ein großflächiges, hoch effizientes, computergesteuertes Dachgewächshaus für Erwerbsgartenbau oder um einen kleinräumigen Gemeinschaftsdachgarten mit mobilen Pflanzbehältern handelt. Neben besonderen Anforderungen an die zu nutzende Fläche (z. B. Größe und ggf. Neigung der Fläche, Sonnenexposition, Zugänglichkeit) und an das Gebäude (z. B. baulicher Zustand und Statik, Wasser- und Energieinfrastruktur, Kompatibilität von ZFarming mit anderen Nutzungen, Logistik) ist vor allem das Zusammenbringen verschiedenster Disziplinen zentral für eine erfolgreiche Realisierung eines ZFarming-Projektes. Sind diese Voraussetzungen gegeben, stellen insbesondere rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen wie Baunutzungsrecht, Brandschutz, Emissionsschutz, etc. kritische Stolpersteine dar. Aufgrund fehlender Erfahrungswerte mit der Integration einer gartenbaulichen Nutzung in Wohngebäude oder gewerblich bzw. industriell genutzte Gebäude können Genehmigungsprozesse langwierig verlaufen. Auch die oben beschriebene Verknüpfung von Energie- und Wasserkreisläufen zwischen ZFarming und Gebäuden lässt sich im Bestand nicht immer problemlos realisieren. Vor dem Hintergrund seines ökologischen Potenzials wäre es wünschenswert, dass ZFarming stärker als bislang von Seiten städtischer Politik und Verwaltung unterstützt wird. Schließlich kann auch der politische Wille dazu beitragen, dass Immobilienbesitzer oder Projektentwickler den Nutzen von ZFarming erkennen. Vor allem müssen administrative Prozesse einfacher und der (förder-) rechtliche Rahmen klarer werden. In einigen US-amerikanischen Städten (z.B. New York, Boston, Chicago) hat die Umsetzung von ZFarming Projekten dazu geführt, dass Verwaltungen ihre rechtlichen Vorgaben entsprechend angepasst haben. In Deutschland kann die zunehmende Verbreitung städtischer Gründach-Strategien als erster wichtiger Impuls zur Verbreitung von produktiven Intensivbegrünungen und Dachgewächshäusern gesehen werden. 6 Zu Herausforderungen und Lösungsansätzen bei der Planung und Umsetzung von ZFarming siehe der Leitfaden „Es wächst etwas auf dem Dach. Dachgewächshäuser - Idee, Planung, Umsetzung“ [18] 87 1 · 2017 TR ANSFORMING CITIES THEMA Stadtklima LITERATUR [1] Specht, K., Siebert, R., Hartmann, I., Freisinger, U. B., Sawicka, M., Werner, A., Thomaier, S., Henckel, D., Walk, H., Dierich, A.: „Urban agriculture of the future: an overview of sustainability aspects of food production in and on buildings“, In: Agriculture and Human Values, Volume 31, (2014) p. 33-51. [2] Dierich, A., Mohajeri, S., Wurbs, S.: „Nahrungsmittel und Wärme vom Dach. Ressourceneffizienz durch vielfach integrierte Dachgewächshäuser“, In: Soziale Technik, 4 (2013) S. 18-20. [3] Dierich, A., Thomaier, S.: „Lebensmittel vom Dach - Potenziale und Ansätze von gebäudegebundener Landwirtschaft“, In: Ökologisches Wirtschaften, 1 (2014), Oekom Verlag. [4] Thomaier, S., Specht, K., Henckel, D., Dierich, A., Siebert, R., Freisinger, U., Sawicka, M.: „Farming in and on urban buildings: Present practice and specific novelties of Zero- Acreage Farming (ZFarming)”, In: Renewable Agriculture and Food Systems, Volume 30 (1), (2015) p. 43-54. [5] Castleton, H. F., Stovin, V., Beck, S. B. M., Davison, J. B.: „Green roofs; building energy savings and the potential for retrofit”, In: Energy and Buildings, 42 (2010) p. 1582-1591. [6] Liu, K., Minor, J.: „Performance evaluation of an extensive green roof ”, In: Greening Rooftops for Sustainable Communities, May 5-6, (2005) Washington, D.C: p. 1-11. [7] Pfoser, N., Jenner, N., Henrich, J., Heusinger, J., Weber, S.: „Gebäude, Begrünung und Energie: Potenziale und Wechselwirkungen. Interdisziplinärer Leitfaden als Planungshilfe zur Nutzung energetischer, klimatischer und gestalterischer Potenziale sowie zu den Wechselwirkungen von Gebäude, Bauwerksbegrünung und Gebäudeumfeld“, Technische Universität Darmstadt, Fachbereich Architektur, 2013, online verfügbar unter: http: / / w w w.irbnet.de/ daten/ rswb/ 13109006683.pdf (zuletzt aufgerufen am 11.01.2017). [8] Peck, S.W., Callaghan, C., Kuhn, M. E., Bass, B.: „Greenbacks from Green Roofs: Forging a new industry in Canada. Status report on benefits, barriers and opportunities for green roof and vertical garden technology diffusion”, prepared for: Canada Mortgage and Housing Corporation, 1999, online verfügbar unter: https: / / www.nps.gov/ tps/ sustainability/ greendocs/ peck-sm. pdf (zuletzt aufgerufen am 11.01.2017). [9] Niachou, A. et al.: „Analysis of the green roof thermal properties and investigation of its energy performance”, In: Energy and Buildings, vol. 33, (2001) p. 719- 729. [10] Delor, Milan: „Current State of Building-Integrated Agriculture, its energy benefits and comparison with green roofs - Summary”, University of Sheffield, 2011, online verfügbar unter: http: / / e-futures.group.shef.ac.uk/ publications/ pdf/ 103_12%20Milan%20Delor%20summary.pdf (zuletzt aufgerufen am 23.01.2017). [11] Naumann, S., Kaphengst, T. McFarland, K., Stadler, J.: „Nature-Based Approaches for Climate Change Adaptation and Mitigation“, prepared for: Bundesamt für Naturschutz, 2014, Bonn, http: / / ecologic.eu/ sites/ files/ publication/ 2014/ eco_ bfn _ nature-based-solutions _ sept2014_en.pdf (zuletzt aufgerufen am 23.01.2017). [12] Kabisch, N. Stadler, J., Korn, H., Bonn, A.: „Nature-based solutions to climate change mitigation and adaptation in urban areas“, In: BfN-Skripten 446, Bundesamt für Naturschutz (BfN), 2016, Bonn, online verfügbar unter: http: / / www.bfn.de/ fileadmin/ BfN/ service/ Dokumente/ skripten/ Skript446.pdf (zuletzt aufgerufen am 23.01.2017). [13] Santamouris, M.: „Cooling the cities - a review of reflective and green roof mitigation technologies to fight heat island and improve comfort in urban environments”, In: Solar Energy, 103, (2014) p. 682-703. [14] Wong, N. H., Jusuf, S. K., La Win, A. A., Thu, H. K., Negara, T. S., Xuchao, W.: „Environmental study of the impact of greenery in an institutional campus in the tropics”, In: Building and Environment, 42(8), (2007) p. 2949-2970. [15] Ansel, W., Baumgarten, H., Dickhaut, W., Kruse, E., Meier, R. (Hrsg.): „Leitfaden Dachbegrünung für Kommunen. Nutzen - Fördermöglichkeiten - Praxisbeispiele“, prepared for: Deutscher Dachgärtner Verband e.V. (DDV), 2011, Nürtingen. [16] Sanyé-Mengual E., Cerón-Palma I., Oliver-Solà J., Montero J.I., Rieradevall J.: „Environmental analysis of the logistics of agricultural products from roof top greenhouses in Mediterranean urban areas”, In: J Sci Food Agric. Volume 93(1), (2013) p. 100-109. [17] Mekonnen, M.M., Hoekstra, A.Y.: „The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products”, In: Hydrology and Earth System Sciences, 15, (2011) p. 1577-1600, online verfügbar unter: http: / / waterfootprint.org/ media/ downloads/ Mekonnen-Hoekstra-2011-WaterFootprintCrops.pdf (zuletzt aufgerufen am 23.01.2017). [18] Freisinger, U.B., Specht, K., Sawicka, M., Busse, M., Siebert, R., Werner, A., Thomaier, S., Henckel, D., Galda, A., Dierich, A., Wurbs, S.: „Es wächst etwas auf dem Dach. Dachgewächshäuser - Idee, Planung, Umsetzung“, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. (Hrsg.), 2013, Müncheberg, online verfügbar unter: http: / / w w w.zalf.de/ htmlsites/ zfarm/ Documents/ leitfaden/ dachgewaechshaeuser_leitfaden.pdf (zuletzt aufgerufen am 22.01.2017). Dipl. Pol. Axel Dierich Wissenschaftlicher Mitarbeiter inter 3 Institut für Ressourcenmanagement, Berlin Kontakt: dierich@inter3.de Dipl. Ing. Kathrin Specht Wissenschaftliche Mitarbeiterin Institut für Sozioökonomie, Leibniz- Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V., Müncheberg Kontakt: specht@zalf.de Dipl. Geogr. Susanne Thomaier, M.A. Wissenschaftliche Mitarbeiterin Institut für Stadt- und Regionalplanung, TU Berlin Kontakt: s.thomaier@isr.tu-berlin.de AUTOR I NNEN
