eJournals Transforming cities 2/3

Transforming cities
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2366-7281
2366-3723
expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2017-0058
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1. Smart-City-Kongress an der Universität Speyer

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Mario Martini
Michael Kolain
Der „Smart City-Kongress“ an der Universität Speyer nimmt aktuelle Trends und Debatten zur digital vernetzten Stadt in den Blick. Die zweitägige Tagung fokussiert nicht nur Fragen nach den regulatorischen und binnenorganisatorischen Herausforderungen für die öffentliche Verwaltung, sondern auch Möglichkeiten der Kooperation zwischen staatlichen und privaten Stellen. Das vielseitige Programm richtet sich an Interessierte aus Verwaltung, Wissenschaft, kommunalen Unternehmen, Zivilgesellschaft und Wirtschaft. Veranstalter sind die Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (Bonn).
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16 3 · 2017 TR ANSFORMING CITIES FORUM Veranstaltungen Wachsende Luftverschmutzung, steigende Verkehrsdichte und anschwellender Ressourcenverbrauch ringen den Entscheidungsträgern kreative Lösungen für die Gestaltung der Stadt der Zukunft ab. Auch im ländlichen Raum bringt der Daseinsvorsorgeauftrag in einer sich wandelnden Gesellschaft tradierte administrative Strategiekonzepte an ihre Grenzen: Die Abwanderung sowie Überalterung der Bevölkerung und das damit verbundene Ausbluten der öffentlichen Infrastruktur sind Vorboten eines Strukturwandels der kommunalen Öffentlichkeit. Die Entgrenzung von Raum und Zeit, welche die Digitalisierung ermöglicht, birgt das Potenzial, den hereinbrechenden Transformationsprozess im Interesse des Gemeinwohls zu gestalten. Die ersten Anwendungen Künstlicher Intelligenz verlassen gerade die Versuchslabore. Sie verbinden die öffentlichen Infrastrukturknotenpunkte in einem „Internet der Dinge“ zu einem neuen Miteinander. In diesem Vernetzungsgefüge verheißt pro futuro beispielsweise die Blockchain-Technologie einen effizienten und kooperationsfreundlichen technischen Abwicklungsrahmen für Transaktionen ohne zentralisierte Hierarchien. Im Angesicht der neuen Möglichkeiten haben es sich Smart Cities weltweit zur Aufgabe gemacht, die sich in ihrem Stadtgebiet anhäufenden Datenhalden nicht brachliegen zu lassen, sondern 1. Smart-City-Kongress an der Universität Speyer Zweitägige Veranstaltung am 16. und 17. Oktober 2017 zu den Chancen und Risiken der Digitalisierung in Kommunen Mario Martini, Michael Kolain Der „Smart City-Kongress“ an der Universität Speyer nimmt aktuelle Trends und Debatten zur digital vernetzten Stadt in den Blick. Die zweitägige Tagung fokussiert nicht nur Fragen nach den regulatorischen und binnenorganisatorischen Herausforderungen für die öffentliche Verwaltung, sondern auch Möglichkeiten der Kooperation zwischen staatlichen und privaten Stellen. Das vielseitige Programm richtet sich an Interessierte aus Verwaltung, Wissenschaft, kommunalen Unternehmen, Zivilgesellschaft und Wirtschaft. Veranstalter sind die Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (Bonn). Bevor eine Kommune auf den verlockenden Zug der „Smart City“ aufspringt, sollte sie den Fahrplan genau studieren. Sonst lautet ihr Zielbahnhof womöglich „digitale Fremdbestimmung“. 17 3 · 2017 TR ANSFORMING CITIES FORUM Veranstaltungen Prof. Dr. Mario Martini Lehrstuhl für Verwaltungswissenschaft, Staatsrecht, Verwaltungsrecht und Europarecht an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer und Leiter des Programmbereichs „Transformation des Staates in Zeiten der Digitalisierung“ am Deutschen Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung Kontakt: martini@uni-speyer.de Michael Kolain Forschungsreferent am Deutschen Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung Kontakt: kolain@foev-speyer.de sie in Echtzeit auszuwerten, aus ihnen Muster und Entscheidungsvorschläge zu generieren und in einem digitalen Ökosystem zusammenzuführen - mit dem Ziel, das urbane Leben nachhaltiger und lebenswerter zu machen. Sie folgen damit dem einleuchtenden Leitgedanken: Wer mehr über die Lebenslagen der Bevölkerung weiß, kann das Gemeinwesen besser nach den individuellen Bedürfnissen gestalten. Manche Smart City - etwa Singapur mit dem Schlachtruf „everyone connected to everything, everywhere, all the time” - gleicht in ihrem Technikhype allerdings eher einem digitalen Panoptikum Orwell ’schen Ausmaßes denn einem Hort futuristischer Persönlichkeitsentfaltung. Prima facie unscheinbare Erhebungen wie Verkehrsmessungen lassen bei flächenhafter Verbreitung und systematischer Zusammenführung der Daten Rückschlüsse zu, die eine nachhaltige Ausstrahlungswirkung auf die Entfaltung von Privatheit zeitigen können. Nicht allein Effizienz, sondern ein breiteres Bündel an Gemeinwohlzielen sollte daher den digitalen Neustart der Kommunen anleiten. Die Grundfrage muss lauten: Wie lassen sich die Wertschöpfungschancen der Digitalisierung nutzen, ohne von ihren Risiken langfristig überrollt zu werden? Die klassische Kommunalverwaltung ist mit den hochkomplexen technologischen und organisatorischen Innovationsansätzen eines digital vernetzten Gemeinwesens oftmals überfordert - zu sehr hält sie das Alltagsgeschäft im Bann. So entwickelt sich in Zeiten sich überschlagender digitaler Disruptionen das Leitmotiv eines kommunalen „Do it yourself“ immer mehr zu einer Chimäre. Umso bereitwilliger dienen sich Industriepartner und Beratungsunternehmen als Werkmeister an, um dem öffentlichen Sektor beim Aufbau einer „Smart City“ unter die Arme zu greifen: Sie halten innovative Technologien und ausgefeilte Lösungsansätze für die digital vernetzte Stadt bereit. Wesensgemäß haben die Anbieter dabei zuvörderst ihre eigene Wertschöpfung im Blick. Offene Standards und transparente Datenströme liegen nicht in ihrem originären Interesse - im Gegenteil: Sie wollen ihre Betriebsgeheimnisse schützen und ihre aufwändig entwickelten Lösungen möglichst vielen Kunden - verpackt in vertraglichen Bindungen - schmackhaft machen. Die kommunale Infrastruktur profitiert dann zwar von dem Sachverstand Privater, macht sich von ihnen aber auch langfristig abhängig. Bevor eine Kommune auf den verlockenden Zug der „Smart City“ aufspringt, sollte sie daher den Fahrplan genau studieren. Sonst lautet ihr Zielbahnhof womöglich „digitale Fremdbestimmung“. Wie es gelingen kann, in der schönen neuen Welt der Smart City Persönlichkeitsschutz, tragfähige Organisationsstrukturen und IT-Sicherheit auf der einen sowie Benutzerfreundlichkeit der Angebote, Partizipation und Ko-Kreation auf der anderen Seite zu einer diskursiven wie harmonischen Grundlage des Zusammenlebens zu fusionieren, ist bislang allenfalls in Ansätzen geklärt. Die Rechtsordnung ist aufgerufen, einen sachgerechten regulatorischen Handlungsrahmen mit innovationsfreudigen Experimentierspielräumen für die Künstliche Intelligenz und die Big-Data-Anwendungen der Smart City zu etablieren: Er sollte auf der einen Seite Wertschöpfung und Wohlstand ermöglichen, zugleich aber auch den Gemeinden und ihren Bürgern die Selbstbestimmung über die Gestaltung ihres Gemeinwesens nicht aus der Hand schlagen. AUTOREN Der „Smart City-Kongress“ an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer am 16. und 17. Oktober 2017 schafft eine Plattform des Austauschs zwischen Wissenschaft und Praxis, um die brennenden Zukunftsfragen rund um digital vernetzte Kommunen zu diskutieren. Eine Anmeldung ist erforderlich und über das Tagungssekretariat unter folgenden Kontaktdaten möglich: • Tel.: 06232/ 654-229 oder -269 • Fax: 06232/ 654-488 • E-Mail: tagungssekretariat@uni-speyer.de Die Tagung ist kostenpflichtig. Sie ist grundsätzlich (nach näherer Maßgabe landesrechtlicher Regelungen) als Fortbildungsveranstaltung bzw. Fachlehrgang anerkennungsfähig. Die Vorträge finden in der Aula der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften in Speyer statt. Weitere Infos unter: http: / / www.uni-speyer.de/ de/ lehrstuehle/ martini/ weiterbildung.php SMART CITY-KONGRESS IN SPEYER