Transforming cities
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2366-7281
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expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2018-0007
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Smart Cities: Vermitteln statt Streiten
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Stephanie Huber
Mit zunehmender Komplexität bei technischen Entscheidungen und Prozessen in Städten und Gemeinden können Konflikte und Meinungsverschiedenheiten entstehen – diese sind jedoch grundsätzlich positiv zu bewerten. Vorausgesetzt, das Zusammenwirken der verschiedenen Beteiligten, die vorhandenen Ressourcen und Energien werden nutzbringend eingesetzt und enden nicht in Stagnation, sondern mit einem deutlichen Mehrwert für alle Betroffenen.
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18 1 · 2018 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Kommunikation Eine symbiotische Kommunikation wird mit der zunehmenden Komplexität unserer Welt immer mehr zu einem Garant für erfolgreiche Prozesse. Unterschiedliche Aspekte wie die bilateralen Sichtweisen der Menschen sowie die vorhandenen Emotionen beeinflussen Verhandlungen, Prozesse und Entscheidungen, dies geschieht bewusst oder unbewusst. Im Zuge des digitalen Wandels ergeben sich auf der kommunikativen Ebene ganz neue Herausforderungen. Damit diese gemeistert werden, braucht es opportune Ansätze. In Zeiten omnipräsenter Digitalisierung und neuen Konzepten, wie die der SmartCities, ist es für ein erfolgreiches Miteinander wichtig, die Kommunikation dem Wandel anzupassen. Dazu gehört ein bewusster Umgang mit dem zunehmend digitalen Austausch. In manchen Fällen ist ein persönliches Gespräch via Augenkontakt oder Telefon wesentlich erfolgreicher, sowohl für die Sache an sich als auch für die persönliche Beziehung. Wer dies beachtet, wird auf allen Kanälen einen erfolgreiche Kommunikation pflegen. Wenn Probleme und Konflikte entstehen und erkannt werden, ist der richtige Umgang für den Fortbestand der Beziehung immens wichtig. Experten raten grundsätzlich dazu, auf Unklarheiten, Ärgernisse und Angriffe klar und höflich hinzuweisen. Denn aus teilweise unbedachten Äußerungen entstehen nicht selten langwierige Konflikte. Dass Konflikte entstehen, ist der Diversität der Menschen geschuldet. Konflikte sollten beachtet und geklärt werden. Sie zeigen auf, dass es mehrere Möglichkeiten gibt - folglich könnten Konflikte auch als Brainstorming der verschiedensten Lösungsoptionen betrachtet werden. Gerade in Unternehmen und Organisationen sind Menschen mit verschiedenen Ansichten, Interessen und Bedürfnissen für den Fortschritt verantwortlich. Das führt irgendwann zu Konflikten - und das ist gut so. Denn die Chancen, die in Konflikten stecken, bergen enormes Potenzial! Diesen Schatz zu heben gelingt nur, wenn mit Konflikten offensiv umgegangen wird. Gerade in Zeiten des Wandels zeichnet sich ab, wie notwendig und effizient es ist, Konflikte mit Unterstützung von Fachleuten zu klären. Denn andauernde Konflikte beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit von Unternehmen und Organisationen. Eine etablierte Form des Konfliktlösungsmanagements ist die Mediation. Sie bietet eine große Bandbreite von Lösungsmöglichkeiten. 1. Meeting-Navigation zur leichteren Entscheidungsfindung Wer denkt, technische Lösungen unterliegen ausschließlich harten Zahlen und belegbaren Fakten, der irrt. Oft bergen unterschiedliche Sichtweisen der Beteiligten Konfliktpotenzial, denn mitunter Smart Cities: Vermitteln statt Streiten Mediation als Symbiose zwischen Mensch und Urbanisierung Mediation, Urbanisierung, Entscheidungsfindung, Effizienz, Sachlichkeit, Kommunikation, Lösungen Stephanie Huber Mit zunehmender Komplexität bei technischen Entscheidungen und Prozessen in Städten und Gemeinden können Konflikte und Meinungsverschiedenheiten entstehen - diese sind jedoch grundsätzlich positiv zu bewerten. Vorausgesetzt, das Zusammenwirken der verschiedenen Beteiligten, die vorhandenen Ressourcen und Energien werden nutzbringend eingesetzt und enden nicht in Stagnation, sondern mit einem deutlichen Mehrwert für alle Betroffenen. © pixabay 19 1 · 2018 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Kommunikation trennt nur ein sehr schmaler Grat die sachliche von der persönlichen Ebene. Konflikte entstehen immer auf der persönlichen Ebene, sie sind wahre Energie- und Ressourcenräuber. Das Gute daran ist: Konflikte stellen Verbindung her. Die Streitenden rudern in unterschiedliche Richtungen - sitzen jedoch im selben Boot. Wenn über das Ziel Einigkeit herrscht, wäre im Straßenverkehr klar: Das Navigationsgerät führt mit gesetzten Vorgaben - kürzester Weg, Stau umfahren, etc. - zum gewünschten Ziel. Genau nach diesem Prinzip arbeitet die Meeting-Navigation: Ein Mediator, ohne Eigeninteresse oder Vorkenntnisse der Verhandlungssituation, begleitet sämtliche Sitzungen und Gespräche. Er wirkt darauf hin, dass es in strittigen Situationen weder auf der persönlichen noch auf der sachlichen Ebene Verlierer gibt. 2. Mediation zur Vermittlung zwischen Menschen mit komplexen Aufgaben Eine weitaus gängigere Form der Streitbeilegung ist die Mediation (lateinisch: „Vermittlung“), ein freiwilliges Verfahren zur außergerichtlichen, strukturierten Streitbeilegung mit Hilfe eines neutralen Dritten - des Mediators. Mit seiner Unterstützung und nach einem Schema erarbeiten die Konfliktparteien eine für alle akzeptable Lösung. Das Ziel ist ein Konsens, bei dem es keine Verlierer, sondern eine Win-win- Situation für alle Parteien gibt. Heute wird Mediation in allen Bereichen erfolgreich eingesetzt. Von der Konfliktprävention über die Navigation bis hin zur klassischen Konfliktklärung. Denn gerichtliche Auseinandersetzungen bringen selten eine Lösung, mit der alle Beteiligten zufrieden sind. Vor Gericht trifft ein Richter die Entscheidung - bei der Mediation hingegen sind die Medianten für das Ergebnis allein verantwortlich. Vorteile eines Mediationsverfahrens: Fairer Interessensausgleich mit dem Ziel eines Konsenses Vertraulichkeit, die Mediation findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt Unbelastete Fortführung der persönlichen und geschäftlichen Beziehungen Kostengünstiger und deutlich zeitsparender als Gerichtsverfahren Flexibilität des Verfahrens, wirtschaftliche und persönliche Notwendigkeiten können berücksichtigt werden Beispiele für Konfliktfelder in der Stadtentwicklung: Konflikte zwischen Bewohnern und Eigentümern Konkurrierende Nutzungen Kommunikation zwischen Stadt und Bürgern Organisation von Bürgerbeteiligung Begleitung von Planungsprozessen Unterschiedliche Interessen seitens Verwaltung und Investoren Offene Finanzierungsfragen Differenzen bei der Vertragsauslegung Unstimmigkeiten bei der stadträumlichen Gestaltung Verschiedene Ansätze beteiligter Fachbereiche Vermittlung technischer Machbarkeit Bevölkerungsschutz versus wirtschaftliche Interessen Bei komplexen Prozessen wie der Stadtentwicklung besteht reichlich Konfliktpotenzial. Im Grunde sind Konflikte jedoch positiv zu bewerten - sie setzen neue Sichtweisen, Denkansätze und Möglichkeiten frei. Sie lassen die Menschen kreativ und innovativ werden - und wenn es nur darum geht, Recht zu bekommen. Durch die neutrale Brille des Mediators lassen sich Vorteile aus solchen Spannungsfeldern ziehen. 3. Code of Conduct als Präventionsmaßnahme Die Formulierung eines Code of Conduct (engl. Verhaltenskodex) dient als grundlegende Handlungsorientierung, um Standards für die Art der Kommunikation zu schaffen. Unternehmen und Organisationen können durch klare Regelungen und Richtlinien im Umgang miteinander, mit Geschäftspartnern und mit der Öffentlichkeit eskalierenden Konfliktsituationen durch professionelles Verhalten vorbeugen. Gleichzeitig führt verantwortungsvolles Handeln und ein freundlicher und sachlicher Umgangston auch innerhalb von Unternehmen und Behörden zu einem besseren Klima und somit zu effizienteren Prozessen. Verantwortliche in Städten und Gemeinden können durch das Zulassen unterschiedlicher Meinungen und Standpunkte in Verbindung mit Mediation dynamische Prozesse in Gang setzen, die möglicherweise zu neuen und unkonventionellen, aber vor allem zu gemeinschaftlich getragenen Lösungen führen. AUTORIN Stephanie Huber Geschäftsführung konSENSation GmbH StHuber@konSENSation.de