eJournals Transforming cities 3/1

Transforming cities
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2366-7281
2366-3723
expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2018-0020
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Human Smart City - der Mensch im Zentrum

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2018
Stefan Metzger
Edy Portmann
Matthias Finger
Astrid Habenstein
Anja Riedle
Res  Witschi
Gegenwärtige Smart City-Ökosysteme greifen oft nicht weit genug, da sie den Fokus der Stadtentwicklung zu stark auf Technik und Effizienz, aber zu wenig auf den Menschen legen. Demgegenüber zielt das Konzept der Human Smart City darauf, den Menschen ins Zentrum zu stellen. Die digitalen Technologien werden als wichtige, verbindende Basis begriffen, die im Hintergrund agieren. Das hier vorgestellte Human Smart City-Modell bietet eine Orientierungshilfe für die öffentliche Hand, die Wirtschaft und alle anderen Akteure, die am Ausbau der Smart City beteiligt sind, um diesen Anspruch zu verwirklichen.
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62 1 · 2018 TR ANSFORMING CITIES THEMA Die intelligente Stadt Von Smart zu Human Smart Cities „Smart City“ - dieses Schlagwort ist in aller Munde: kaum eine Stadt, die sich nicht auf die Fahnen schreibt, die Möglichkeiten der digitalen Transformation zu nutzen, um „smarter“ und damit attraktiver (Lebensqualität, Standortattraktivität und Wettbewerbsfähigkeit) und effizienter (Ressourcen- Human Smart City - der Mensch im Zentrum Smart City, Human Smart City-Modell, Urbanisierung, Netzwerkindustrien, Digitalisierung, Schweiz Stefan Metzger, Edy Portmann, Matthias Finger, Astrid Habenstein, Anja Riedle, Res Witschi Gegenwärtige Smart City-Ökosysteme greifen oft nicht weit genug, da sie den Fokus der Stadtentwicklung zu stark auf Technik und Effizienz, aber zu wenig auf den Menschen legen. Demgegenüber zielt das Konzept der Human Smart City darauf, den Menschen ins Zentrum zu stellen. Die digitalen Technologien werden als wichtige, verbindende Basis begriffen, die im Hintergrund agieren. Das hier vorgestellte Human Smart City-Modell bietet eine Orientierungshilfe für die öffentliche Hand, die Wirtschaft und alle anderen Akteure, die am Ausbau der Smart City beteiligt sind, um diesen Anspruch zu verwirklichen. verbrauch) zu werden. Nicht zuletzt dieser inflationäre Gebrauch hat Kritiker auf den Plan gerufen, die den Begriff als substanzlos, beliebig oder auch manipulativ betrachten [1, 2, 3]. Viele vermuten dahinter vor allem eine Marketingstrategie der großen Technologiekonzerne. In der Sache ist dieser Einwand auch nicht völlig unbegründet. Der Begriff THEMA © pixabay Die intelligente Stadt THEMA Die intelligente Stadt 63 1 · 2018 TR ANSFORMING CITIES Faktor Mensch andererseits. Denn erst im gelungenen Zusammenspiel wird aus einer smarten Stadt eine Human Smart City. Mit der Einsicht, dass die Einwohner im Zentrum stehen sollen bzw. müssen, ist die Entwicklung in der Smart City 3.0 angekommen, wie der Smart City-Vordenker Boyd Cohen in „The 3 Generations of Smart City“ erläutert (1.0: Technology Driven; 2.0: Technology Enabled, City-led; 3.0: Citizen Co- Creation) [4]. In den vorangehenden „Generationen“ wurde Smart City vor allem technologisch interpretiert: zunächst von Lösungsanbietern (1.0), dann von städtischen Verwaltungen, die identifizierte Probleme mit Smart City-Ansätzen top-down zu lösen versuchten (2.0). Dabei ist der Begriff „Generationen“ missverständlich: Er verweist primär auf die „historische“ Entwicklung des Smart City-Konzepts, dient jedoch nicht dazu, den Reifegrad der Smartness einer Stadt zu beschreiben. Es hängt von der jeweiligen Herausforderung ab, ob eine Lösung der ersten, zweiten oder dritten Generation (oder auch einer Kombination daraus) zielführend ist. Es können also in einer Stadt alle drei Generationen der Smart City greifbar sein. Darauf weist auch Cohen hin [4]. Ein wichtiger Schlüssel ist die Akzeptanz der Bürger: Die beste Technologie ist wertlos, wenn sie nicht verwendet wird. Zahlreiche gescheiterte IT-Projekte zeigen dies, die am Bedarf der Zielgruppe vorbei entwickelt wurden bzw. nicht in der Lage waren, die Nutzer von ihrer Nützlichkeit zu überzeugen. Generell ist das Vorhaben einer Human Smart City komplex, da sehr unterschiedlichen Interessen Rechnung getragen werden muss. Dies stellt die Akteure vor große Herausforderungen, insbesondere auch in kommunikativer Hinsicht. Das beginnt bereits auf der Ebene der Administration und politischen Führung der Städte selbst. So haben sich im Gespräch mit zahlreichen Schweizer Städten immer wurde in den frühen 2000er Jahren tatsächlich von großen Technologiekonzernen lanciert. Das Versprechen, Städte mithilfe digitaler Technologien in jeglicher Hinsicht effizienter zu machen, zielte auch darauf, kostspielige Gesamtlösungen zu verkaufen und die Städte durch langfristige Wartungsverträge an sich binden [1, 4]. Die mittlerweile breite und lebhafte Diskussion über den gesellschaftlichen Nutzen der Digitalisierung hat allerdings dazu geführt, dass „Smart City“ längst mehr ist als eine Marketingphrase. So hat der Begriff Eingang in die Debatten der einschlägigen wissenschaftlichen Fachdisziplinen gefunden [5]. Er wird dort zwar weiterhin kontrovers diskutiert. Auch bestehen unterschiedliche Vorstellungen darüber, was eine Smart City (Responsive City, Humancity, Sustainable City etc.) ist [6, 7, 8]. Als gemeinsamer Ausgangspunkt kann jedoch die Überlegung gelten, dass die nachhaltige soziale, ökologische und ökonomische Entwicklung des urbanen Raumes gefördert werden kann, indem stadtrelevante Funktionen mit Internet- und Webtechnologien angereichert werden [9]. Auch bei den Verantwortlichen in den Städten hat ein Umdenken stattgefunden. Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass es nicht genügt, mehr oder weniger passende Produkte bei den einschlägigen Konzernen einzukaufen [4]. Es hat sich als zielführender erwiesen, die Rolle als Treiber der Entwicklung aktiv wahrzunehmen. Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung versuchen daher verstärkt, den Bedarf ihrer Städte an smarten Lösungen zu eruieren und entsprechende Projekte zu entwickeln. Derzeit wird zunehmend erkannt, dass der Bürger mehr ins Zentrum der Stadtentwicklung gerückt werden muss. Auch erwarten die Bewohner der Städte zu Recht, an Gestaltungs- und Entscheidungsprozessen beteiligt zu werden [10, 11]. Die Bedürfnisse der Bürger lassen sich allerdings nicht auf Nachhaltigkeit und Effizienz reduzieren [12]. Kurz: Der Ruf nach einer menschorientierten smarten Stadt, einer Human Smart City [13], wird immer lauter. Grundlagen der Human Smart City Neueste Entwicklungsschwerpunkte im Bereich Smart City fokussieren zunehmend auf die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen. Städte sollen nicht mehr nur „top-down“ smarter gemacht werden. Vielmehr sollen Einwohner, Nutzer und Interessengruppen auch „bottom-up“ ihre Lebenswelt mitgestalten können [10, 11]. Der Ansatz der Human Smart City zielt darauf, eine Balance zu finden zwischen Effizienz und Technologie einerseits und dem Bild 1: Einwohner, Nutzer und Interessengruppen wollen ihre Lebenswelt mitgestalten. © pixabay 64 1 · 2018 TR ANSFORMING CITIES THEMA Die intelligente Stadt wieder Hürden gezeigt, wie zum Beispiel unklare Verantwortlichkeiten, ein ausgeprägtes Silodenken und folglich schwierige departementübergreifende Debatten bezüglich Finanzierung und Priorisierung von Projekten. Ähnliches gilt auch für Großunternehmen. Diese Problematik haben die Verantwortlichen vieler Städte mittlerweile erkannt. So werden zunehmend Stellen als Ansprechpartner geschaffen (zum Beispiel Smart City Manager, Chief Digital Officer oder Digitalbeauftragte), die sich der Thematik übergreifend annehmen [14]. Wichtig für die konkrete Umsetzung von Human Smart City-Initiativen ist der institutionalisierte Austausch von Knowhow und Erfahrungen auf städtischer, regionaler und nationaler Ebene. Ferner ist die Bildung von Partnernetzwerken unabdingbar, in denen unter anderem Vertreter der Städte, der Wirtschaft und Wissenschaft, aber auch der Bürger aufeinandertreffen. Damit eine konstruktive Zusammenarbeit gelingt, bedarf es einer gemeinsamen Sprache und einer allgemein verständlichen Strukturierung der Themen. Hierzu kann das Human Smart City-Modell beitragen, das im Folgenden vorgestellt werden soll. Vom Smart City-Wheel zum Human Smart City-Modell Beim Thema (Human) Smart City hat es sich bewährt, die Zusammenhänge und Elemente mittels analytischer Werkzeuge zu veranschaulichen. In diesem Sinne haben wir das Human Smart City-Modell entwickelt. Es stellt eine Konkretisierung und somit Ergänzung des bekannten Smart City-Wheels von Boyd Cohen dar. Hierbei handelte es sich ursprünglich um ein Element eines Evaluationsinstruments, um den Grad der Smartness von Städten zu messen und entsprechende Rankings zu erstellen [15, 16]. Seither wurde das Wheel immer wieder aufgegriffen, um das Prinzip „Smart City“ zu beschreiben, und es hat hierbei gute Dienste als Orientierungshilfe für Stadtentwickler, Wissenschaftler und Unternehmen geleistet. Es reflektiert jedoch weder, dass in Städten zahlreiche Interessengruppen mit ganz verschiedenen Bedürfnissen greifbar sind, noch, dass unterschiedliche Städte unterschiedliche Ziele verfolgen. Für die aktive Gestaltung der Human Smart City ist es jedoch zentral aufzuzeigen, worin diese bestehen und welche Akteure in welchen Bereichen zu diesen Zielen beitragen können bzw. integriert werden müssen. Wohl unbeabsichtigt vermittelt das Boyd Cohen-Wheel außerdem den Eindruck, dass eine Art Checkliste existiert, die es abzuarbeiten gilt, um eine „gute“ Smart City zu werden. Das Human Smart City-Modell stellt demgegenüber ein analytisches Hilfsmittel dar, das Akteuren helfen soll, gemeinsam konkrete Handlungsfelder im Bereich (Human) Smart City abzustecken. Hierbei ist explizit nicht vorgesehen, dass alle Bereiche „abgehandelt“ werden müssen. Vielmehr soll gezielt danach gefragt werden, wo Handlungsbedarf gesehen wird (bzw. wo nicht), wo Synergien bestehen und wo Partner gesucht werden müssen, um die gesetzten Ziele zu erreichen bzw. Handlungsfelder abzudecken. In diesem Sinne ist das Human Smart City-Modell nicht nur als Hilfsmittel für städtische Institutionen gedacht. Es soll auch Unternehmen, deren Geschäftsfelder im Bereich Smart City liegen, und anderen Akteure wie zum Beispiel Bürgerverbänden helfen, Ideen zu entwickeln und zu artikulieren. Das Human Smart City-Modell beruht auf drei Ebenen (Bild 2) und dem Human Smart City-Wheel als Detaillierung der obersten Ebene, des Service- Layers (Bild 3). Service Layer (Human Smart City-Wheel) Digital and Data Layer Supply Infrastructure Layer Bild 2: Das Human Smart City-Modell besteht aus drei Ebenen. © St. Metzger, E. Portmann Bild 3: Oberste Ebene des Human Smart City-Wheels. © St. Metzger, E. Portmann THEMA Die intelligente Stadt 65 1 · 2018 TR ANSFORMING CITIES Die unterste Ebene repräsentiert die Grundinfrastruktur (Supply Infrastructure Layer), die in unterschiedlicher Ausprägung als Basis für die meisten Services notwendig ist. Es sind dies beispielsweise Energieversorgung, Kommunikation, Ver-/ Entsorgung und Verkehrsinfrastruktur. Die oberste Schicht (Service Layer) ist die mensch-orientierte Ebene und wird durch das Human Smart City-Wheel detaillierter dargestellt. Die mittlere Ebene (Digital and Data Layer) steht für die Verknüpfung der Supply Infrastructure-Ebene mit der Service-Ebene. Sie umfasst den Austausch, die Verarbeitung und die Archivierung aller Art von Daten und Informationen. Deren intelligente Kombination ist die Grundlage für die Entwicklung smarter Lösungen, und dies gilt auch für die smarte Stadt. Zu den Werkzeugen, welche die Verbindung herstellen, gehören unter anderem Artificial Intelligence (AI), Blockchain und das Internet of Things (IoT). Das Human Smart City-Wheel stellt die Detaillierung der Service-Ebene dar. Es besteht zum einen aus acht übergeordneten Handlungssektoren (innerer Ring), wobei wir die ursprünglich sechs Sektoren des Boyd Cohen-Wheels um die Themen „Smart Logistics“ und „Smart Infrastructure“ erweitert haben. Das trägt der Tatsache Rechnung, dass Logistik und Infrastruktur die Städte vor große Herausforderungen stellt, während und weil ihre Bedeutung stetig wächst [17, 18]. An die Handlungssektoren schließen gegenwärtig 24 Handlungsfelder an (äußerer Ring). Hierbei handelt es sich um Themen, die zurzeit stark in der allgemeinen öffentlichen Diskussion stehen und aktuelle Bedürfnisse repräsentieren, sich aber mittelfristig ändern können. So steht mit Blick auf die rasante Entwicklung in Technik, Politik und Gesellschaft zu erwarten, dass bestehende Themen unter einem (neuen) Oberbegriff zusammengefasst werden oder sich ganz neue etablieren, während andere völlig wegfallen könnten. Diese Flexibilität darf jedoch nicht mit Beliebigkeit verwechselt werden: Die Handlungsfelder repräsentieren Herausforderungen, die nicht in wenigen Monaten oder durch eine einzige Maßnahme gelöst werden können, sondern Zeit brauchen. (Human) Smart Cities für die Schweiz Im Jahr 2016 lebten bereits 80 % der Schweizer Wohnbevölkerung in Städten bzw. in deren näheren Umgebung. Dabei wachsen die großen Agglomerationen wie Zürich (1,3 Mio. Einwohner), Genf (579 Tsd.), Bern (410,9 Tsd.) und Lausanne (409.3 Tsd.) immer näher zusammen. Im Mittelland ist damit schon jetzt der Trend greifbar, dass sich die Schweiz über kurz oder lang zu einer einzigen großen Stadt entwickeln wird, von Genf bis an den Bodensee [19]. Umso wichtiger ist es, sich schon heute Gedanken über die Zukunft der Schweizer Städte zu machen. Die Herausforderungen der zunehmenden globalen Urbanisierung sind vermehrt auch in der Schweiz sichtbar und verlangen nach städteübergreifend kompatiblen Lösungen. Smart City-Ansätze, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, sind wichtige Instrumente auf dem Weg dahin. Zweifellos gibt es hier zahlreiche konkrete Einsatzmöglichkeiten smarter Technologien, die auch in der Schweiz bereits in vielen Bereichen gefördert werden [20]. Doch gerade in der Schweiz ist es zentral, die Traditionen und Mentalitäten, die sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Rahmenbedingungen vor Ort bei der Implementierung entsprechender Projekte zu berücksichtigen. Allein die vier Landessprachen und unterschiedlichen Kulturen verweisen auf die Vielfalt, welche das Land in vielen Bereichen kennzeichnet. Lokale Eigenheiten und Traditionen werden ebenso hochgehalten und als identitätsstiftend begriffen, wie der Föderalismus und die direkte Demokratie. Gerade in der Schweiz ist es also nicht zielführend, überall dieselben vorgefertigten Lösungen zu implementieren und somit das Risiko der geringen Akzeptanz einzugehen. Smarte Lösungen im Sinne einer Human Smart City müssen gemeinsam mit der Bevölkerung und den verschiedenen Interessengruppen vor Ort entwickelt werden. Damit kann die Schweiz auch zum Vorbild für ganz Europa und namentlich die Europäische Union werden, die in ihrem Motto für sich „in varietate concordia“ in Anspruch nimmt [21]. Die bundesnahen Betriebe als Partner für eine smarte Schweizer Städtelandschaft Bei der Entwicklung smarter Städtelandschaft können die sogenannten Netzwerkindustrien eine wichtige Vorreiterrolle spielen. In der Schweiz betrifft dies insbesondere die bundesnahen Betriebe wie Post, SBB und Swisscom. Die Geschäftsfelder dieser Firmen und die Liste der Herausforderungen der Städte weisen gerade bei den wichtigen Themen (zum Beispiel Mobilität, Logistik, digitale Vernetzung) zahlreiche Überschneidungen auf. Die multimodale Mobilität beispielsweise ist ein Aktionsfeld, das von PostAuto, SBB sowie Car- und Bikesharing- Anbietern gleichermaßen engagiert bearbeitet wird und vor dem Hintergrund stark belasteter Verkehrsnetze für die Städte von großer Bedeutung ist [18]. Bereits heute existieren verschiedene Formen der firmenübergreifenden Zusammenarbeit. Die Post und die SBB lancierten 2017 SwissID, eine einheit- 66 1 · 2018 TR ANSFORMING CITIES THEMA Die intelligente Stadt liche digitale Identität [22]. Dem dahinterstehenden Gemeinschaftsunternehmen SwissSign AG haben sich mittlerweile weitere namhafte Unternehmen angeschlossen [23]. Weiter arbeiten die drei bundesnahen Betriebe beim Aufbau eines Low Power Networks zusammen, auf dessen Basis IoT-Anwendungen entwickelt werden können [24, 25]. Die digitale Transformation wird die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rollen von Post, SBB und Swisscom weiter verändern. Es liegt auf der Hand, dass die sogenannten bundesnahen Betriebe als Infrastruktur-Rückgrat der Schweiz quasi in einer digitalen Interpretation ihrer traditionellen Rollen einen zentralen Beitrag zur Human Smart City leisten können. Sie bedienen als Dienstleister tagtäglich eine breite Palette von Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger und sind in allen Regionen verankert. Damit sind diese Unternehmen besonders geeignet, als Bindeglied zwischen Technik, Mensch und Stadt zu fungieren und damit den Weg zur (Human) Smart City mitzuprägen. Es ist kaum möglich, den Überblick über sämtliche Tätigkeitsfelder eines großen Unternehmens zu gewinnen, schon gar nicht von außen. Das gleiche gilt für Städte. Mit dem Human Smart City-Modell steht uns ein Instrument zur Verfügung, das ähnlich wie ein Kompass funktioniert. So kann mittels des Wheels verdeutlicht werden, dass nicht nur die Post im Bereich der City Logistik tätig ist, sondern auch die SBB entsprechende Möglichkeiten hat, und dass in der Kombination von Schiene und Straße weiteres Potenzial liegt. Im Grunde zwar logisch, aufgrund der Komplexität jedoch erst in der Darstellung mit dem Human Smart City-Modells offensichtlich, sodass sich Experten der entsprechenden Fachgebiete und die anderen relevanten Akteure zielführend austauschen können. Das Human Smart City-Modell mit den Layern und der Detaillierung im Wheel ist heute Bestandteil der Smart City-Überlegungen der Post und der Swisscom und auch bei der SBB in der Diskussion. Die analytische Trennung von Handlungsfeldern, Akteuren und Technik hat sich bereits als sehr hilfreich und in der konkreten Anwendung als äußerst praktisch erwiesen. Auf Basis einer gemeinsamen Sprache entsteht ein städteübergreifendes Verständnis. Dies entspricht auch dem Grundgedanken der (Human) Smart City: In einem Ökosystem bringen verschiedene Akteure - Behörden, lokale Wirtschaft, Konzerne, Bundesbetriebe, Start-ups und wissenschaftliche Institutionen - ihre Stärken ein und ergänzen einander. Denn die Stadt der Zukunft ist ein gemeinsames Projekt, das von vielen Händen getragen werden muss, wenn es gelingen soll. LITERATUR UND QUELLEN [1] Greenfield, A.: Against the Smart City (The City Is Here For You to Use Book 1). New York: Do Projects, 2013. [2] Hollands, R. G.: Will the Real Smart City Please Stand Up? In: City 12.3, 2008, pp. 303-320. DOI: 10.1080/ 13604810802479126 (Zugriff: 24.01.2018) [3] Vanolo, A.: Smartmentality: The Smart City as Disciplinary Strategy. In: Urban Studies 51.5, 2014, pp. 883-898. [4] Cohen, B.: The 3 Generations of Smart Cities. Inside the development of the technology driven city. In: Fastcompany 8.10.2015 (Zugriff: 24.01.2018). https: / / www.fastcompany.com/ 3047795/ the-3-generations-of-smart-cities (Zugriff: 24.01.2018). [5] Albino, V. et al. Smart Cities: Definitions, Dimensions, Performance, and Initiatives. In: Journal of Urban Technology, 22.1, 2015, pp. 3-21. DOI: 10.1080/ 10630732.2014.942092 (Zugriff: 24.01.2018). 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Bild 4: Verschiedene Akteure - Behörden, lokale Wirtschaft, Konzerne, Bundesbetriebe, Start-ups und wissenschaftliche Institutionen - bringen ihre Stärken ein und ergänzen einander. © pixabay THEMA Die intelligente Stadt 67 1 · 2018 TR ANSFORMING CITIES Prof. Dr. Edy Portmann Universität Fribourg, Human-IST Institute, Förderprofessor der Schweizerischen Post Kontakt: edy.portmann@unifr.ch Stefan Metzger Programmleiter Smart City/ IoT, Post CH AG - Entwicklung und Innovation Konzern Kontakt: stefan.metzger@post.ch Prof. Dr. Matthias Finger EPFL, Chaire La Poste en management des industries de réseau MIR Kontakt: matthias.finger@epfl.ch Dr. Astrid Habenstein Leiterin Transdisciplinary Research Center Universität Bern, Smart Swiss Capital Region Philosophisch-historische Fakultät Kontakt: astrid.habenstein@histdek.unibe.ch Anja Riedle Programmleiterin Smart City, Schweizerische Bundesbahnen SBB Kontakt: anja.riedle@sbb.ch Res Witschi Leiter Corporate Responsibility, Swisscom AG Kontakt: res.witschi@swisscom.com AUTOR I NNEN [12] Finger, M., Portmann, E.: What Are Cognitive Cities? 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