Transforming cities
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10.24053/TC-2018-0060
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Le Cordon Bleu in Paris
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Vincent de Haas
„Le Cordon Bleu“ heißt die renommierte internationale Kochschule, deren neues Hauptquartier im Juni 2016 in Paris öffnete und einen besonders wertvollen Schatz bietet: Auf dem 1011 m² großen Dachgarten wachsen heimisches und exotisches Obst, Gemüse und Kräuter in Fülle. Der Garten liefert Schmackhaftes für die Küche und ist gleichzeitig Teil des Bildungsprogramms von „Le Cordon Bleu“. Zudem beheimatet das Dach vier Bienenvölker und ein Insektenhotel. Ein wundervolles Beispiel für Urban Farming, also Landwirtschaft im städtischen Umfeld, denn Dächer können mit der passenden ZinCo-Dachbegrünung von hervorragend als Anbaufläche genutzt werden.
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26 3 · 2018 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Stadtraum Das traditionsreiche „Le Cordon- Bleu“ wurde bereits 1895 gegründet und bildet heute ein internationales Netzwerk aus 35 Schulen in 20 Ländern. Mehr als 20 000 Studenten werden jedes Jahr im Bereich Kochen und Hotelmanagement auf höchstem Niveau ausgebildet. Am Standort Paris hat „Le Cordon Bleu“ nach 28 Jahren in der Rue Léon Delhomme, nun seinen neuen Campus im 15ten Arondissement gefunden, neben dem Einkaufszentrum Beaugrenelle in der Nähe des Eiffelturms. Mit Blick auf die Seine und die Freiheitsstatue wird das spektakuläre, vierstöckige Gebäude jährlich von mehr als 1000 Studenten aus über 100 Nationen besucht. Das aus Glas und Aluminium bestehende Gebäude wurde vom Architekturbüro Didier Primard entworfen und entspricht den neuesten Umweltstandards. Wesentlicher Bestandteil ist die Nutzung des Daches für Anbau und Ernte von Nutzpflanzen sowie als Bildungs- und Freiraum für die Menschen. Die Dachbegrünung wurde im Mai und Juni 2016 von dem erfahrenen ZinCo-Partner in Frankreich, Ecovegetal aus Broué, ausgeführt. Das Dachbegrünungssystem muss passen ZinCo bietet mit seinem Systemaufbau „Dachgarten“ für Urban Farming genau die richtige Technik für die dauerhafte Etablierung der gewünschten Nutzpflanzen auf dem Standort Dach. Der Ausführungsbetrieb Ecovegetal begann die Dachbegrünungsarbeiten auf dem 0°-Betondach, das bereits eine wurzelfeste Dachabdichtung aufwies. Erste Lage im Systemaufbau ist die mechanisch hoch belastbare und spatenfeste Isolierschutzmatte ISM 50, welche in 2-Meter-Bahnen vollflächig verlegt wurde. Mit 4 l/ m² ist sie unter den Schutz- und Speichermatten besonders retentionsstark. Auf der gesamten Dachfläche von 1011 m² wurden insgesamt 52 Pflanzbeete in parallelen Reihen linear angeordnet. Die rechteckigen Einfassungen aus korrosionsfestem Metall, welche später mit Holzdielen verkleidet wurden, sind etwa 25 bis 35 cm hoch, etwa 5 Meter lang und 1 m breit und damit für ihre Bewirtschaftung sehr gut zugänglich. Infolge dieser geometrischen Anordnung ergibt sich ganz automatisch ein lineares Netz von Gehwegen. Die unterschiedlich genutzten Flächen erfordern auch verschiedene Drän- und Wasserspeicherelemente im weiteren Begrünungsaufbau. Beste Wasserversorgung in den Pflanzbeeten Für den erfolgreichen Anbau von Nutzpflanzen kommt es besonders auf eine kontinuierliche und bedarfsgerechte Wasserversorgung an, unabhängig von natürlichen Niederschlägen und auftretenden Trockenperioden. Das Drän- und Wasserspeicherelement Aquatec ® AT 45 bietet die perfekte Basis für eine effiziente und kostengünstige Le Cordon Bleu in Paris Urban Farming: Ein lehrreiches und schmackhaftes Dach Vincent de Haas „Le Cordon Bleu“ heißt die renommierte internationale Kochschule, deren neues Hauptquartier im Juni 2016 in Paris öffnete und einen besonders wertvollen Schatz bietet: Auf dem 1011 m² großen Dachgarten wachsen heimisches und exotisches Obst, Gemüse und Kräuter in Fülle. Der Garten liefert Schmackhaftes für die Küche und ist gleichzeitig Teil des Bildungsprogramms von „Le Cordon Bleu“. Zudem beheimatet das Dach vier Bienenvölker und ein Insektenhotel. Ein wundervolles Beispiel für Urban Farming, also Landwirtschaft im städtischen Umfeld, denn Dächer können mit der passenden ZinCo-Dachbegrünung von hervorragend als Anbaufläche genutzt werden. Bild 1: Pierre Georgel von Ecovegetal und Eric Briffard von „Le Cordon Bleu“ freuen sich gemeinsam über das tolle Ergebnis. © Drone-view 27 3 · 2018 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Stadtraum Bewässerung. Das Grundprinzip beruht hier auf der Verteilung und Bevorratung von Wasser in den Mulden der Aquatec ® - Elemente, diese allein erreicht eine Größenordnung von rund 17 l/ m². Falls Niederschläge ausbleiben, speisen Tropfschläuche die Wasserbevorratung. Diese Tropfschläuche sind in die Elemente eingeclipst und an eine automatische Steuerungstechnik angeschlossen. Entscheidend ist nun das über den Aquatec ® - Elementen liegende Dochtvlies DV 40, dessen Dochte das Wasser kapillar nach oben transportieren und so dem Substrat direkt im Wurzelraum zur Verfügung stellen. Daher genügen 50 % der Wasserzufuhr im Vergleich zu einer herkömmlichen Bewässerung von oben durch Rasensprenger, bei welcher unnötig Wasser an der Oberfläche verdunstet. Und im Gegensatz zu einer sonst üblichen Tröpfchenbewässerung sind erheblich weniger Schläuche nötig, da die Wasserverteilung über die Fläche der Aquatec ® - Elemente realisiert wird. Dieses System der Kapillarbewässerung ist daher extrem wassersparend und Pierre Georgel, Firmenchef von Egovegetal, ist sich sicher: „Dieses System ist die Zukunft in Sachen Bewässerung“. Statik zu beachten Die Statik des Gebäudes erlaubt ein zulässiges Gesamtgewicht der Begrünung im wassergesättigten Zustand von maximal 250 kg/ m². Gezielt für dieses Urban Farming-Dach hat Egovegetal daher ein spezielles Substrat entwickelt, welches besonders leicht und hoch qualitativ ist. Insgesamt 101 m³ Substrat wurden mit Hilfe des betriebseigenen Silozugs auf das Dach geblasen und dort auf dem Dochtvlies verteilt bzw. auf dem Systemfilter PV, welches die Dränschicht zwischen den Pflanzbeeten gegenüber der Substratschicht abgrenzt. In den Pflanzbeeten liegt die Substrathöhe bei rund 23 cm. Auf Rasen gehen Rund 8 cm Schütthöhe waren es in den Flächen rings um die Pflanzbeete, die allesamt als Gehwege genutzt werden. Auf die bereits vollflächig verlegte Isolierschutzmatte ISM 50 schloss sich hier das Drän- und Wasserspeicherelement Floradrain ® FD 40 im ZinCo-Systemaufbau „Dachgarten“ an sowie das passende Systemfilter PV und die besagten 8 cm Substrat. Darauf folgten die vorkultivierten Rasengitterelemente EcoRasen, welche zusätzlich an die 5 cm Substrat für die Vegetation enthalten. Auf diese Weise waren die 597 m² Gehwegsflächen im Nu mit Rasen begrünt und sind damit bestens gerüstet für die dauerhafte Begehung. Wind und Sonne besonders ausgesetzt Hinsichtlich Windexponiertheit und Sonneneinstrahlung sind bei diesem Objekt die vorliegende Gebäudehöhe mit vier Stockwerken und die Lage inmitten der noch viel höheren umstehenden Türme im Stadtviertel Beaugrenelle zu berücksichtigen. Durch diese Exposition ergibt sich eine Aerodynamik vergleichbar mit dem Venturi-Effekt. Dies war bei der Auswahl der Pflanzenarten für ihren Standort zu bedenken. Bild 2: Das Aquatec- System ist unter 23 cm Substrat verborgen und wird durch kontinuierliche Kapillarbewässerung für bestes Pflanzenwachstum und Durchwurzelung sorgen. © Drone-view Bild 3: Der Urban-Farming-Dachgarten der Kochschule „Le Cordon Bleu“ ist mit 1011 m² einer der Größten in Paris. © Drone-view 28 3 · 2018 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Stadtraum Außerdem beeinflussen die umliegenden Türme mit ihren Glasfassaden die Intensität der Sonneneinstrahlung. Reflexion vermag einen Lupeneffekt zu erzeugen, wodurch eine Vegetation lokal verbrennen kann. Daher wurde im Vorfeld mit Hilfe einer besonderen Vorrichtung, dem sogenannten Heliodon, der Verlauf der Sonne im Modell untersucht und anhand dessen die sonnigsten Standorte im Tageszeitenverlauf bestimmt. Heimisches und Exotisches Die Pflanzenvielfalt auf dem Urban-Farming-Dach ist immens und die Studenten lernen hautnah die Vorteile und Eigenheiten einer jeden Pflanze kennen. Insgesamt 1534 Kräuter- und Gewürzpflanzen und 1026 Obst- und Gemüse-Pflanzen wurden in die Pflanzbeete eingebracht. In größeren Trögen wachsen Apfel und Birne als Spalierobst. Neben traditionellen Sorten finden sich exotische Pflanzen wie Zitronengras und Mannstreu sowie essbare Blumenarten. Die Honigpflanzen locken Bestäuber an, denn insgesamt vier Bienenvölker und ein Insektenhotel sind ebenfalls auf dem Dach zu Hause. Unerwünschte Gäste wie Tauben hält ZinCo GmbH Lise-Meitner-Straße 2 72622 Nürtingen Tel.: 07022 6003-0 Fax: 07022 6003-100 info@zinco-greenroof.com www.zinco.de www.zinco-greenroof.com man hingegen mit Schutznetzen von ihrer Leibspeise fern - den Kreuzblütengewächsen wie Radiesschen, Kohl, Rüben oder Ruccola. Kompostierbare Abfälle aus Garten und Küche werden vor Ort gesammelt genauso wie Regenwasser. An die Zisterne schließt eine Gartenpumpe an, so dass die Ernte direkt auf dem Dach gewaschen werden kann. Ergänzend gibt es ein Gewächshaus. Dadurch, dass die Kochschule auch selbst Sämlinge anzieht und dabei besonderen Wert auf die Verwendung alter Sorten legt, sichert sie gezielt das genetische Erbe und eine große Biodiversität. In der Pädagogik und auf dem Teller Die Kochschule „Le Cordon Bleu“ hat mit ihrem Urban-Farming- Dach einen sehr wertvollen Bildungsraum geschaffen, welcher den Studenten unmittelbar zeigt, wie Obst, Gemüse und Kräuter in einer städtischen Umgebung angebaut und gepflegt werden. Die regelmäßige Ernte frisch vom Dach reicht sowohl für die verschiedensten Kurse der Kochschule als auch für das hauseigene Café. Ein wunderbares Beispiel dafür, wie Studenten der Zukunft für Urban Farming sensibilisiert werden und mit welcher Dachbegrünungstechnik der Anbau von Nutzpflanzen auf Dachflächen dauerhaft gelingt. Bild 4: Kompostierbare Abfälle aus Garten und Küche werden direkt auf dem Dach gesammelt und so dem natürlichen Kreislauf zugeführt. © Drone-view Bild 5: Apfel und Birne wachsen als Spalierobst in großen Holztrögen. © Drone-view 29 3 · 2018 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Stadtraum Moderne Technik trifft auf barocke Mauern: So schön die Eberhardstraße mit ihren schmucken Gebäuden ist und so zentral die dort verfügbaren Parkplätze entlang der katholischen Kirche liegen - sie verlangen Parkplatzsuchenden einiges ab. So können Autofahrer nach dem Ausparken nur rückwärts aus der Sackgasse heraus fahren, bereits wartende Autofahrer werten ein herausfahrendes Fahrzeug als frei gewordenen Parkplatz und versuchen ihr Glück, in dem sie in die Straße hineinfahren. Doch dann gibt es keinen freien Parkplatz. Seit Kurzem hilft ein technisches Auge, die Situation vor Ort zu verbessern: Von einem Laternenpfahl aus „beobachtet“ der ParkingSpotter die Parkplätze, nimmt pro Minute mehrere Bilder auf und sendet einen aktuellen Status-Zustand an einen Rechner bei der Ludwigsburger Firma MHP, der so regelmäßige Aktualisierungen erhält, ob in der Eberhardstraße entlang der Kirche ein freier Parkplatz zur Verfügung steht oder nicht. Zwei Monate lang testet die Firma MHP im Rahmen des Innovationsnetzwerks Living LaB in Ludwigsburg ihren selbst entwickelten ParkingSpotter. Das System zielt auf extrem hohe Genauigkeit bei niedrigen Kosten ab. Das Gehäuse kommt kostengünstig aus dem 3D-Drucker. Ziel des Pilotprojekts ist weniger Verkehr in der Sackgasse, damit weniger Gefahr für Fußgänger, weniger Abgase sowie Zeitersparnis für Parkplatzsuchende und damit mehr Lebensqualität in der Stadt. Eine Anzeigentafel könnte nach der Pilotphase künftig in der Wilhelmstraße in Echtzeit anzeigen, ob Parkplätze zur Verfügung stehen. Im Fall des ParkingSpotters finden geltende Datenschutzbestimmungen Anwendung: Die erfassten Kameradaten werden im Regelbetrieb unmittelbar in der angebrachten Kamera-Box des Porsche-Tochterunternehmens MHP ausgewertet und nicht gespeichert. Das heißt, der ParkingSpotter meldet lediglich den Status „frei“ oder „belegt“ an den Rechner. Gleichzeitig helfen die Fotos der selbstlernenden Software in der Anfangsphase, Objekte zu erkennen und künftig unterscheiden zu können. Technisches Auge meldet freie Parkplätze Pilotprojekt in der Eberhardstraße entlang der katholischen Kirche Wochenmarkt, Cafés und schmucke Läden, farbenfrohe Feste, MIK und Ludwigsburg Museum, historische Gebäude: Der Ludwigsburger Marktplatz ist ein reizvoller und beliebter Anziehungspunkt für Gäste und Bürger der Stadt. Entsprechend begehrt sind die Parkplätze in der nächsten Umgebung. In manchem malerischen Sträßchen kann es deshalb leicht zu Rückstau und anderen Verkehrsbehinderungen kommen. Mit einem digitalen Gerät, dem so genannten ParkingSpotter als technisches Auge, soll nun in der Eberhardstraße auf beiden Seiten der katholischen Kirche für zuverlässiges Parkplatz-Management und optimalen Verkehrsfluss gesorgt werden. Installation des ParkingSpotters durch Mitarbeiter der SWLB. © Stadt Ludwigsburg Die Ideengeber von MHP (von links): Dr. Oliver Kelkar (Leiter Innovation Management), Enis Tarcan und Simon Hübner beim Funktionstest des ParkingSpotters. © Stadt Ludwigsburg MHP Management- und IT-Beratung GmbH Film- und Medienzentrum Königsallee 49 71638 Ludwigsburg info@mhp.com www.mhp.com Stadt Ludwigsburg Ref. Nachhaltige Stadtentwicklung Geschäftsstelle Living LaB Stuttgarter Straße 2/ 1 71638 Ludwigsburg livinglab@ludwigsburg.de www.ludwigsburg.de
