eJournals Transforming cities 3/3

Transforming cities
tc
2366-7281
2366-3723
expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2018-0064
93
2018
33

Quartier Vauban in Freiburg

93
2018
Gunter Mann
Täglich wird in Deutschland eine Fläche von etwa 70 Hektar Natur versiegelt. Die Hälfte dieser Flächen sind für den natürlichen Wasserkreislauf langfristig verloren. Neben dem Flächenverbrauch zwingen Klimawandel (Urban Heat Island Effect und Extrem-Regenereignisse) sowie Bevölkerungs- und Städtewachstum zum Umdenken und Handeln. Die urbanen Hitzeeffekte werden durch die Sonne, dunkle Gebäude und Straßen, durch versiegelte Oberflächen und schnell abfließendes Regenwasser verursacht. Ohne Pflanzen fehlt die Evapotranspiration und damit die Verdunstungskühlung. Lösungen, diesen negativen Entwicklungen entgegen zu wirken, sind größtenteils mit Stadtgrün verbunden – und aufgrund der engen Bebauung bieten sich in der Stadt vorrangig Dach- und Fassadenbegrünungen an.
tc330034
34 3 · 2018 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Stadtraum Quartier Vauban in Freiburg: Nachhaltiges Wohnen mit viel Grün Auf der Fläche eines ehemaligen Kasernengeländes von über 40- Hektar in Freiburg entstand mit dem innenstadtnahen Quartier „Vauban“ ein attraktiver, familienfreundlicher Stadtteil. Hier leben inzwischen etwa 5500 Einwohner. Nachhaltiges und energiesparendes Bauen prägt die Gebäude - Niedrigenergiebauweise ist verpflichtend, Passivbauweise, Plusenergiebauweise und Solartechnik sind Standard. Stadtgrün in verschiedenen Formen, wie der weitgehende Erhalt des alten Baumbestands, die Grünflächen zwischen den Häusern, einschließlich der Gleisbettbegrünungen und die Festschreibung von Dachbegrünungen sorgen für ein gutes Stadtklima. Dazu trägt auch die Verkehrspolitik ihren Teil bei - das Quartier ist Quartier Vauban in Freiburg Geprägt von Dach- und Fassadenbegrünungen Gunter Mann Täglich wird in Deutschland eine Fläche von etwa 70 Hektar Natur versiegelt. Die Hälfte dieser Flächen sind für den natürlichen Wasserkreislauf langfristig verloren. Neben dem Flächenverbrauch zwingen Klimawandel (Urban Heat Island Effect und Extrem-Regenereignisse) sowie Bevölkerungs- und Städtewachstum zum Umdenken und Handeln. Die urbanen Hitzeeffekte werden durch die Sonne, dunkle Gebäude und Straßen, durch versiegelte Oberflächen und schnell abfließendes Regenwasser verursacht. Ohne Pflanzen fehlt die Evapotranspiration und damit die Verdunstungskühlung. Lösungen, diesen negativen Entwicklungen entgegen zu wirken, sind größtenteils mit Stadtgrün verbunden - und aufgrund der engen Bebauung bieten sich in der Stadt vorrangig Dach- und Fassadenbegrünungen an. verkehrsberuhigt und schon länger durch die Stadtbahn erschlossen, so dass viele Anwohner auf ein eigenes Auto verzichten und auf Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel umgestiegen sind. Stadthaus M1 - Green City Hotel und Wohngebäude mit Fassadenbegrünung Der Gebäudekomplex des Stadthauses M1 besteht aus zwei Teilen: dem „Green City Hotel“ und Bild 1: Das Stadthaus M1 im Freiburger Quartier Vauban beeindruckt mit seiner begrünten Fassade. © Gunter Mann/ BuGG 35 3 · 2018 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Stadtraum einem Wohngebäude, die durch eine kleine Platzfläche getrennt sind. Das Hotel liegt an der stark befahrenen Merzhauser Straße, der Wohnbau entlang der Vaubanallee. Beide südlich ausgericheten Gebäudefassaden und die Fassaden am Durchgang zwischen den beiden Häusern wurden mit Kletterpflanzen an Rankhilfen begrünt - man spricht hierbei von einer bodengebundenen Fassadenbegrünung. Die Kletterhilfen bestehen bei diesem Projekt aus 6 mm starken Edelsteilseilen in Längen von etwa 13 - 17 m. Pro Seil gibt es beidseitig Gabelendbeschläge, die an oberen Kragarmen und einer unteren durchlaufenden Winkelschiene befestigt sind. An jedem Seil ist ein Spannelement und eine Überlastsicherung vorhanden, die bei einem definierten Zug der Pflanze als Sollbruchstelle dient. Die Seile werden an Stabauslegern zwangsgeführt, die auf Konsolen aufgeschraubt sind, die wiederum auf das tragfähige Mauerwerk montiert wurden. Der Abstand der Rankseile zur Fassade beträgt etwa 60 Zentimeter. Zusätzlich helfen Klemmringe, die in regelmäßigen Abständen am Seil fixiert sind, den Pflanzen beim Klettern. Realisiert wurde das Projekt von der Barkow Leibinger Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin, sowie der Raderschallpartner Landschaftsarchitekten AG Zürich. Bei diesem Begrünungsprojekt wurde auf Nachhaltigkeit und Ökologie gesetzt. Die Pflanzen dienen einerseits als Sonnen- und Wärmeschutz und andererseits kann das Gebäude nach Blattabwurf in der kälteren Jahreszeit die Sonnenwärme nutzen. Bei der Pflanzenauswahl wurde eine Mischung aus sommer- und immergrünen Kletterpflanzen ausgewählt. Unter anderem wachsen Schlingknöterich, Wilder Wein, Glyzine, Waldrebe, Geissblatt, Akebie und verschiedene Rosen, die vor allem im Mai/ Juni mit ihrer Blütenpracht in vielerlei Farbtönen Blickfang sind. Im Winter domineren besonders das immergrüne Geissblatt sowie die Armands Waldrebe. Die Bewässerung der Pflanzen erfolgt durch automatische Bewässerung über im Boden verlegte Tropfschläuche, die über eine Zeitschaltuhr gesteuert wird. Pro Jahr sind etwa fünf Pflegegänge notwendig, bei denen mittlerweile vorrangig Rückschnitt und Entfernen des Schnittguts anstehen. Ein Pflegedurchgang, für den ein Hubsteiger benötigt wird, dauert mit zwei Gärtnern in der Regel nur einen Tag. Zusammenfassung Klimawandel, Versiegelung und zunehmende Verstädterung führen zu überhitzten Großstädten. Die Folge sind unter anderem Hitzeinseln, mehr Sommertage und häufigere Hochwasserkatastrophen. Dach- und Fassadenbegrünungen vereinen viele positive Wirkungen und sind wichtiger Bestandteil des Nachhaltigen Bauens und der Anpassungsstrategie gegen den Klimawandel. Das Beispiel der begrünten Fassade am Stadthaus M1 zeigt, dass eine Begrünung Wohlbefinden und Aufenthaltsqualität in einem Gebäude und in seinem Umfeld positiv beeinflussen kann - und das in vielerlei Hinsicht. Weitere Informationen: www.gebaeudegruen.info www.raderschall.ch www.jakob.eu Fassadenbegrünungssymposium am 25.09.2018 in Hamburg: https: / / www.gebaeudegruen.info/ aktuelles/ seminare-veranstaltungen-mes sen/ bug gveranstaltungen/ bug g-fassadenbegruenungssymposium-2018-hamburg/ Dr. Gunter Mann Präsident Bundesverband GebäudeGrün e. V. (BuGG) Kontakt: gunter.mann@bugg.de AUTOR Bild 2: Fassadenbegrünung im Sommer mit Belaubung als Schutz vor extremer Sonneneinstrahlung und Hitze. © Gunter Mann/ BuGG Bild 3: Fassadenbegrünung mit schöner Optik und hoher Verdunstungs- und damit Kühlleistung. © Gunter Mann/ BuGG