Transforming cities
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10.24053/TC-2018-0087
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Urban Insight
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Stephan Landau
In der langfristigen Kampagne „Urban Insight“ untersuchen Experten der Sweco GmbH den Einfluss verschiedener städtischer Strukturen auf den Alltag und die Lebensqualität von Bürger*innen in Europa. Mit dem Blick aus der Bürgerperspektive zeigt das Unternehmen innovative Lösungsansätze für urbane Räume auf.
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37 4 · 2018 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Stadtraum Die Weiterentwicklung von Städten ist ein komplexes Vorhaben, das unter Berücksichtigung vielfältiger Interessensgruppen stattfindet. Immer mehr müssen Planer einen Rundumblick bis hin zur vollständigen 360°-Perspektive einnehmen. Ein wichtiger Blickwinkel ist dabei die Bürgerperspektive. Aus diesem Grund hat Sweco Anfang 2018 die Initiative „Urban Insight“ ins Leben gerufen. Die Kampagne greift aktuelle Themen aus genau dieser Perspektive auf und stellt zukunftsweisende Lösungsmöglichkeiten vor. Die Basis für „Urban Insight“ sind Artikel von internationalen Sweco-Experten, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit der Öffentlichkeit teilen. Schwerpunkt in 2018 ist die nachhaltige Entwicklung von Mobilität. 1. Jahresthema Mobilität Von E-Mobilität über Lärm- und Geräuschreduktion bis zur Konfliktlösung zwischen Verkehrsteilnehmern wurden unterschiedliche Aspekte rund um das Thema Mobilität untersucht. Der Schwerpunkt eines Artikels lag darauf, Brücken und Tunnel nicht mehr nur als Transportstrukturen zu sehen, sondern auch als soziale Treffpunkte, die für die Stadt und ihre Bewohner einen Mehrwert schaffen. Das Ergebnis der insgesamt neun Fachartikel sind vollständig unterschiedliche Perspektiven verschiedener Planungsdisziplinen auf Stadtentwicklungsebene. In einem der letzten Beiträge ging es beispielsweise darum, wie öffentliche Räume im Sinne ihrer Nutzer*innen gestaltet werden können. Urban Insight Nachhaltige Entwicklung von Städten der Zukunft Stephan Landau In der langfristigen Kampagne „Urban Insight“ untersuchen Experten der Sweco GmbH den Einfluss verschiedener städtischer Strukturen auf den Alltag und die Lebensqualität von Bürger*innen in Europa. Mit dem Blick aus der Bürgerperspektive zeigt das Unternehmen innovative Lösungsansätze für urbane Räume auf. Bild 1: Sweco-Kampagne „Urban Insight“. © Sweco GmbH 38 4 · 2018 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Stadtraum 2. Die lebendige Stadt - urbaner Raum für Menschen in Bewegung Die internationalen Sweco-Kollegen Mathias Ahlgren (Landschaftsarchitekt, Sweco Schweden), Nigel Robson (Stadtentwickler, Sweco United Kingdom) und Rik Houthaeve (Experte für strategische Stadt- und Regionalentwicklung, Sweco Belgien) vertreten im Artikel „Urbaner Raum für Menschen in Bewegung - die lebendige Stadt“ folgenden Ansatz: In den letzten 70 Jahren wurden Städte auf der ganzen Welt aus der Sicht des Automobils entworfen. Dadurch hat sich die Form der fußläufigen europäischen Stadt im Laufe der Zeit zu einem Ort gewandelt, an dem Straßen zu Auto- und Parkraum geworden sind. Die Bedeutung dieser Plätze als Orte der Interaktion, Vielfalt und des Austauschs wurden dabei nicht berücksichtigt. Zwar bietet der Autoverkehr einerseits Flexibilität, macht aber andererseits das städtische Leben durch Verkehrsüberlastung, ineffiziente Raumnutzung, größere Entfernungen zwischen den Dienstleistungen, Luftverschmutzung und Treibhausgasemissionen anstrengender. Eine Stadt sollte im Hinblick auf den dort stattfindenden Alltag geplant werden. Um eine gerechtere und nachhaltigere Stadtentwicklung zu erreichen, ist es wichtig, dass die Stadt ihre Bewohner*innen mit deren individueller und kollektiver Identität verbindet. Gute Verbindungen verbessern die Auswahl, unterstützen den sozialen Zusammenhalt, machen Orte lebendig und sicher und erleichtern die menschliche Interaktion. 3. Heilsame Luft, ruhige Städte - reduzierte Lärm- und Luftverschmutzung in städtischen Gebieten Der dänische Sweco-Lärmexperte Kenneth Lillelund beschäftigte sich damit, wie unterschiedliche europäische Länder das Thema Lärm- und Luftverschmutzung angehen. Die Lösung erfordert eine langfristige Strategie für Verkehrssysteme, Produktions- und Bauverfahren zugunsten leiserer und umweltfreundlicherer Ergebnisse. Lärmbelastung kann an der Quelle, während der Ausbreitung und beim Empfänger (Wohnungen, Schulen usw.) reduziert werden. Luftverschmutzung hingegen kann nur an der Quelle und in sehr geringem Maße am Empfänger gemindert werden. Es ist wichtig, Maßnahmen gegen die Verschmutzung sowohl in bestehenden städtischen Gebieten als auch bei der Planung neuer städtischer Gebiete zu finden. Ein Ansatz könnte laut Lillelund sein, den Verkehr in sensiblen Bereichen einzustellen oder zu reduzieren. Dies könnte bedeuten, dass schwere Fahrzeuge im Stadtzentrum reduziert oder verboten werden, die Geschwindigkeit auf 30 km/ h für alle Fahrzeuge begrenzt wird, Spikereifen und ältere Dieselfahrzeuge verboten und langfristig nur Elektroautos zugelassen werden. Auch gute Bedingungen für Radfahrer und öffentliche Verkehrsmittel tragen dazu bei, den umweltbelastenden Verkehr zu reduzieren. Eine weitere mögliche Maßnahme könnte darin bestehen, Waren mit kleineren Fahrzeugen an die Geschäfte zu liefern. 4. E-magine a Journey through Europe - Energieinfrastruktur für nachhaltige Mobilität Tim van den Maagdenberg (Ressortleiter Dezentrale Energietechnik, Sweco Deutschland) beschäftigte sich in diesem Jahr damit, wie E-Mobilität nicht nur Lärm- und Luftverschmutzung reduzieren, sondern auch einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Elektrofahrzeuge werden immer beliebter und immer mehr Menschen suchen nach Alternativen zu Benzin- und Dieselmotoren. Begrenzte Reichweiten und die Angst vor nicht verfügbaren Ladepunkten auf Reisen haben sich jedoch dämpfend auf das Wachstum ausgewirkt. Dabei ging es im Bericht um die Frage, ob es heute möglich ist, mit einem Elektroauto eine Autofahrt durch Europa zu unternehmen. Die fiktive Familienreise führte von London nach Warschau, durch Deutschland, Dänemark, Norwegen und Schweden. Auf der Reise stieß die Familie auf eine Reihe von Hindernissen, entdeckte aber auch, dass einige Städte intelligente Lösungen implementiert haben, um den Elektrofahrzeugführern das Leben zu Bild 2: „Urban Insight Ideathon“: Entwicklung spielerischer Beteiligungsformate. © Sweco GmbH Bild 3: „Urban Insight Ideathon“: Neue Formen des Zusammenarbeitens erproben. © Sweco GmbH 39 4 · 2018 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Stadtraum erleichtern. In Schweden ist es - im Gegensatz zu Deutschland - beispielsweise einfacher, Ladestationen mit den richtigen Steckern zu finden. Auch die Qualität und das Design der Ladestationen variieren von Land zu Land und verursachen einige Herausforderungen. Für verschiedene Länder werden unterschiedliche Mobilfunkanwendungen zur Lokalisierung von Ladestationen und diverse Mitgliedskarten zur Bezahlung benötigt. 5. „Urban Insight“ als Laborraum Bei der Gewährleistung unterschiedlicher Anforderungen, seien es Freiraum, Lärmschutz, Klimaschutz oder Sicherheit, sind einzelne Fachexperten gefordert. Ein Zusammendenken ist sicherlich eine der wesentlichen Herausforderungen in der Stadtplanung, um Räume zu schaffen, in denen die Menschen gerne leben wollen. Die Initiative „Urban Insight“ wagt deshalb auch Experimente, um neue Formen des Zusammenarbeitens zu erproben. Im August 2018 fand der erste Ideathon zur Entwicklung spielerischer Beteiligungsformate im Klimahaus in Bremerhaven statt. Rund 20-Teilnehmer*innen aus Sweco- Fachbereichen erarbeiteten neue Methoden, um Planungsprozesse für die Öffentlichkeit verständlicher zu machen. 6. Partizipative Stadtplanung und -entwicklung Für große Bau- und Infrastrukturprojekte wird das Thema „Beteiligung“ immer wichtiger, aber auch bei der Planung vermeintlich kleinerer Projekte sollten Bürger*innen mit einbezogen werden. Es geht darum, Städte und Gemeinden partizipativ weiterzuentwickeln. Aber wie können komplexe Planungsprozesse in der Öffentlichkeit nachvollziehbar gemacht und anschaulich dargestellt werden? Mit dieser und ähnlichen Fragen haben sich die Teilnehmer des ersten „Urban Insight Ideathons“ beschäftigt. Anhand konkreter Fälle aus Sweco-Projekten wurden kreative, projekttaugliche Alternativen zu Powerpoints, Moderationskärtchen und Co. entwickelt. Von der Regionalentwicklung bis hin zu Infrastrukturprojekten, von der Rallye bis zum Brettspiel: die Teilnehmer erarbeiteten insgesamt acht verschiedene Spieleideen zu den Themen Bürgerinformation, Kooperation und Perspektivwechsel, die alle für zukünftige Projekte einsetzbar sind. Für den Anfang werden drei Ansätze aus dem Ideenpool weiterverfolgt und ausgearbeitet. 7. Von Mobilität zu Energie In 2019 beschäftigt sich die Kampagne „Urban Insight“ mit dem Fokusthema „Energie“. Gleich zu Beginn des Jahres stellen die finnischen Sweco-Experten ihre Ergebnisse der Untersuchung „Strom und Versorgungssicherheit - wenn ein Bürger eine Woche lang keinen Strom hat“ vor. Und auch das Thema „Erneuerbare Energien“ wird von Sweco aus Sicht der Bürger*innen betrachtet. Alle Artikel der Sweco-Initiative „Urban Insight“ sind im Internet zu finden unter: www.swecourbaninsight.com solution software für die smart city von morgen Maßgeschneidertes Energiedatenmanagement Flexible Visualisierung und Bedienung der Wasserversorgung Steuerung und Überwachung des öffentlichen Nahverkehrs Gebäudeautomation zenon www.copadata.com/ smartcity Mehr Infos? Schreiben Sie an: smartcity@copadata.com Microsoft Partner of the Year: 2016 Public Sector: CityNext 2017 Internet of Things (IoT) Winner Stephan Landau Ressortleiter Städtebau und Regionalentwicklung Projektleiter Urban Insight Sweco GmbH Kontakt: stephan.landau@sweco-gmbh.de AUTOR