eJournals Transforming cities 4/1

Transforming cities
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2366-7281
2366-3723
expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2019-0007
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Unterwegs in der Stadt

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Andreas Zerlett
Bereits mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Großstädten, 2050 sollen es 70 Prozent sein, so eine Prognose der UN. Das stellt die Städte vor enorme Herausforderungen. Auch für die urbane Mobilität sind neue, innovative Konzepte gefragt. Als Hoffnungsträger gelten smarte Technologien, mit denen sich wichtige Mobilitätsfunktionen einer Stadt vernetzen und auf Basis von Verbrauchs- und Nutzungsdaten optimieren lassen.
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24 1 · 2019 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Mobilität schnelles Fortbewegungsmittel. Baustellen, Staus, Absperrungen, Ampeln und Parkplatzsuche machen die Nutzung immer ineffizienter. Und mit der fortschreitenden Individualisierung und Urbanisierung steigt der Mobilitätsbedarf weiter. Fast überall auf der Welt wächst die Zahl der Autos schneller als die der Einwohner. Bis 2050 könnte sich der urbane Verkehr verdreifachen, warnen Experten. Verschärft wird die Situation durch den Anstieg der Mietpreise in den Großstädten. Immer mehr Menschen können sich das Leben in der Stadt nicht mehr leisten. Nicht nur die Zahl der Pendler nimmt zu, auch die Entfernungen zwischen Wohnort und Arbeitsplatz werden länger. Verkehrsoptimierung durch intelligente Technologien Dank Digitalisierung gibt es vielversprechende Lösungsansätze, um den Großstadtverkehr in den Griff zu bekommen. Vor allem „smarte“ Technologien gelten als Hoffnungsträger für die Mobilität von morgen. Analog zur „Smart City“ sind bei der „Smart Mobility“ alle Mobilitätsfunktionen einer Stadt - etwa die Verkehrsplanung und der öffentliche Nahverkehr - vernetzt und auf Basis der gewonnenen Verbrauchs- und Nutzungsdaten optimiert. Ein Beispiel sind intelligente, echtzeitfähige Verkehrsleitsysteme. Sie ermöglichen vorausschauendes, sicheres Fahren, reduzieren die Stauanfälligkeit bestimmter Routen und sorgen für eine optimierte Auslastung von Verkehrswegen und Parkplätzen. Alternativen zum Privatfahrzeug Wenn immer mehr Autos in den Städten unterwegs sind, werden solche Lösungen allerdings nicht ausreichen. Um den chronischen Unterwegs in der Stadt Smarte Technologien für die Mobilität der Zukunft Andreas Zerlett Bereits mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Großstädten, 2050 sollen es 70 Prozent sein, so eine Prognose der UN. Das stellt die Städte vor enorme Herausforderungen. Auch für die urbane Mobilität sind neue, innovative Konzepte gefragt. Als Hoffnungsträger gelten smarte Technologien, mit denen sich wichtige Mobilitätsfunktionen einer Stadt vernetzen und auf Basis von Verbrauchs- und Nutzungsdaten optimieren lassen. © COPA-DATA © COPA-DATA Das autonome Fahrzeug fährt vor, der Park-and-Ride-Parkplatz ist schon reserviert, der öffentliche Bus über den ankommenden Pendler informiert. Ein paar Sekunden später ist der Bus da, der nur die Stationen anfährt, an denen weitere vorgemeldete Fahrgäste warten. Einige sind mit dem Fahrrad gekommen, andere in einer Fahrgemeinschaft. Apps informieren die Autofahrer über Staus und empfehlen je nach Verkehrsaufkommen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen - so könnte die Mobilität der Zukunft aussehen. Bis es soweit ist, sind zwar noch einige Hürden zu überwinden. Doch dass die rasant wachsenden Großstädte innovative Mobilitätskonzepte benötigen, liegt auf der Hand. Die Feinstaubbelastung und der regelmäßige Kollaps des Berufsverkehrs bereiten den Großstädten schon heute Probleme. Schnell mal eben das Auto nehmen, um jemanden abzuholen - solche Gewohnheiten werden zunehmend in Frage gestellt. Zu bestimmten Uhrzeiten ist das private Auto in der Stadt eher Hindernis als 25 1 · 2019 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Mobilität Platzmangel und die schlechte Luft zu bekämpfen, braucht es auch attraktive Alternativen zum privaten PKW. Wie zum Beispiel das autonome Fahren. In Singapur sind bereits seit 2016 selbststeuernde Testwagen unterwegs, 2022 sollen fahrerlose Busse, LKW und Robotertaxis in den Regelbetrieb übergehen. Geteilte und öffentliche autonome Fahrzeuge sind für Singapur der einzige Ausweg. Für Privat-PKW reicht die Infrastruktur trotz Einführung einer City-Maut nicht mehr aus, neue Autos werden schon seit geraumer Zeit nicht mehr zugelassen. Auch hierzulande setzen Automobilhersteller wie VW auf selbstfahrende Robotertaxis, die bestehende Verkehrsnetze nutzen und damit keine Investitionen in die Infrastruktur erfordern. Auch Branchenzulieferer, Fahrdienst-Vermittler wie Uber sowie Start-ups stehen in den Startlöchern. Ein weiteres Mittel, um die Zahl der Privatfahrzeuge zu reduzieren, ist Carsharing. Noch ist das „Gemeinschaftsauto“ ein Nischenprodukt, doch die Nachfrage steigt laut Bundesverband Carsharing e. V. kontinuierlich. Vor allem aus Kostengründen: Ein Privat-PKW steht im Schnitt 23-Stunden am Tag ungenutzt herum, verursacht dabei aber hohe Fixkosten. Gerade jüngere Menschen gewinnen die Erkenntnis, dass es effizienter ist, ein Auto für die Zeit zu bezahlen, in der man es tatsächlich nutzt. Nutzen statt Besitzen - die Sharing Economy gewinnt beim Thema Mobilität immer mehr Anhänger. Viel Potenzial im öffentlichen Nahverkehr Verkehrsleitsysteme und andere smarte Lösungen, autonomes Fahren, Carsharing und City-Maut sind wichtige Ansätze. Nachhaltig entlasten werden sie die Großstädte aber nur im Zusammenspiel mit mehr Rad- und Fußwegen, Fahrradparkplätzen sowie einem gut funktionierenden öffentlichen Personennahverkehr. Auch hier bieten intelligente Steuerungslösungen viel Potenzial. So könnten sie Bus und Bahn durch die Vermeidung von Ausfällen und Wartezeiten sowie durch eine bessere Auslastung vorhandener Kapazitäten wesentlich attraktiver machen. Vielversprechende Ansätze gibt es bereits. Mit der Softwareplattform zenon beispielsweise lässt sich der Schienenverkehr steuern, was für den reibungslosen Betrieb verkehrstechnischer Anlagen sorgt und die Fehleranfälligkeit auf ein Minimum reduziert. Dank automatisierter Prozesse und Eskalationsketten kann das Personal rasch auf Störungen oder Ausfälle reagieren. Intermodale Mobilität - die Zukunft ist vernetzt Noch handelt es sich bei Mobilitätsdienstleistungen auf Basis von Nutzungs- und Verbrauchsdaten um Einzelphänomene. Die große Herausforderung besteht jetzt darin, Fahrzeuge und öffentlichen Personennahverkehr mit den Bestandteilen der städtischen Infrastruktur - etwa Parkplätzen, Ampeln, Straßenlaternen - zu vernetzen. Denkbar wäre zum Beispiel, dass eine Laterne über Sensoren feststellt, ob die Parkplätze vor und hinter ihr frei sind, ob Licht auf der Straße benötigt wird und ob die Geschwindigkeit der vorbeifahrenden Fahrzeuge auf einen Stau hindeutet. Richtig smart wird es dann, wenn alle Verkehrsdaten in einem persönlichen Verkehrsagenten zusammenlaufen, der den Stadtbewohnern die jeweils optimalen Routen und Verkehrsmittel empfiehlt. Über Algorithmen könnte das System lernen, welche Strecken die Nutzer regelmäßig zurücklegen. Bei einem Stau auf der vorgesehenen Strecke etwa würden schnellere Alternativen aufgezeigt und die entsprechenden Tickets für Bus oder Bahn gleich online angeboten. Die reibungslose intermodale Mobilität, bei der die Großstadtbewohner ihre Verkehrsmittel je nach Bedarf wechseln, ist noch schöne Zukunftsvision. Doch mit der fortschreitenden Digitalisierung kann sie auf absehbare Zeit wahr werden und die Mobilität in den Städten revolutionieren. Straßen wären dann nicht mehr nur dem motorisierten Verkehr vorbehalten, sondern würden zum Shared Space für alle - ein enormer Gewinn an Lebensqualität im urbanen Raum. Zur Überwachung und Steuerung dienen dabei spezielle Automatisationslösungen wie zenon von COPA-DATA. Die Softwareplattform lässt sich nicht nur als zuverlässige Basis für die Steuerung des Verkehrsflusses einsetzen, sondern auch für die Messung der Luftqualität via Sensoren. Automatisierungsfunktionen ermöglichen sofortige Reaktionen, wenn hinterlegte Grenzwerte wie Feinstaub und Stickoxide überschritten werden. Und in Tunneln übernimmt das Leitsystem neben der Echtzeitüberwachung des Verkehrs die Steuerung von Ventilation, CO 2 -Messung, Beleuchtung und Brandmeldeanlagen. SMARTE LÖSUNGEN Andreas Zerlett Sales Excellence Energy & Infrastructure / Smart City Ing. Punzenberger COPA-DATA GmbH Kontakt: smartcity@copadata.de AUTOR