eJournals Transforming cities 5/1

Transforming cities
tc
2366-7281
2366-3723
expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2020-0006
36
2020
51

Mit Holzpellets klimaneutral heizen

36
2020
Klaus W. König
Holz ist im Vergleich zu fossilen Brennstoffen nahezu klimaneutral. Dennoch wird sein Potenzial für Wärmewende und CO2 -Einsparung häufig verkannt. Anders als Wasserstoff und synthetische Heizöle hat sich die Holzenergie in einem breiten Anwendungsspektrum bewährt und ist leicht verfügbar, die Technik ist ausgereift. Verbraucher und Öffentlichkeit dürfen die Messlatte hinsichtlich Effizienz, Emissionsverhalten, Komfort, Wirtschaftlichkeit und nachhaltiger Bereitstellung besonders hoch legen.
tc510012
12 1 · 2020 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Energie Die EU-weite Korrektur des Emissionshandels, die zu erwartenden Preisaufschläge bei Heizöl und Erdgas sowie eine ansteigende Holzbauquote werden die Energiepolitik und den Wärmemarkt bei uns verändern. CO 2 -Bepreisung und andere aktuelle Maßnahmen der Energiepolitik sind, in Kombination mit einer klugen Waldpolitik, Eckpfeiler einer zukunftsweisenden Energieversorgung. Die moderne Holzenergie aus Pellets und Hackschnitzeln wird dabei eine zentrale Rolle spielen können und müssen, denn sie kann in großem Maße zur CO 2 -Einsparung beitragen. Aber das natürlich nur, wenn der bislang konstante Zuwachs an Wald in Deutschland auch künftig garantiert ist. CO 2 -Speicher und klimafreundliche Alternative Um es gleich vorwegzunehmen: Die Herstellung von Pellets ist weder heute noch in der Zukunft Anlass, um in Deutschland Holz im Wald einzuschlagen. Das „Ernten“ der Bäume geschieht vor allem zur Gewinnung des Bau- und Werkstoffes Holz, dem „Motor“ unserer nachhaltigen Waldwirtschaft. Das in der Wachstumsphase des Baumes aufgenommene CO 2 ist in Balken, Brettern und Latten gebunden - unter günstigen Umständen viele Jahrzehnte, in Einzelfällen einige hundert Jahre. Bis aus diesen Baumaterialien durch Verwitterung irgendwann Mit Holzpellets klimaneutral heizen Holz nutzen, erneuerbar heizen, Klima schützen Energieversorgung, Erneuerbare Energien, Co 2 -Einsparung, Holzwirtschaft Klaus W. König Holz ist im Vergleich zu fossilen Brennstoffen nahezu klimaneutral. Dennoch wird sein Potenzial für Wärmewende und CO 2 -Einsparung häufig verkannt. Anders als Wasserstoff und synthetische Heizöle hat sich die Holzenergie in einem breiten Anwendungsspektrum bewährt und ist leicht verfügbar, die Technik ist ausgereift. Verbraucher und Öffentlichkeit dürfen die Messlatte hinsichtlich Effizienz, Emissionsverhalten, Komfort, Wirtschaftlichkeit und nachhaltiger Bereitstellung besonders hoch legen. Bild 1: Mit dem Sägenebenprodukt Rinde werden im Sägewerk Turbinen zur Erzeugung von Ökostrom angetrieben. © DEPI 13 1 · 2020 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Energie CO 2 frei wird, ist längst schon die übernächste Baumgeneration dabei, Holz bereitzustellen und damit die Kapazität des Waldes mit seiner klimaschützenden Wirkung zu erhalten. Die deutschen Wälder haben die Atmosphäre zuletzt jährlich um mehr als 62-Mio. Tonnen CO 2 entlastet. Das waren rund 7- % der deutschen CO 2 -Emissionen [1]. Und die Holzmenge nimmt weiter zu: Von den über 120 Mio. Kubikmetern, die im deutschen Wald jährlich wachsen, werden etwas mehr als 80-% eingeschlagen, wovon ein Teil als Restholz im Wald verbleibt. Die übrigen 20- % sind Zuwachs an Bäumen oder sie werden zu Totholz [2]. Durch Holzverwendung am Bau werden energieaufwändige Materialien wie Beton oder Stahl sowie fossile Energieträger ersetzt. Mehr Holzbau bedeutet nicht nur mehr CO 2 -Bindung über viele Jahrzehnte in verwendeten Baustoffen, sondern auch mehr Späne und Hackschnitzel. Als idealer Rohstoff für Pellets fallen sie beim Einsägen der Baumstämme in großen Mengen an. Deshalb waren Holzpellets in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt 30-% günstiger als Heizöl und Erdgas. Zusätzliches CO 2 entsteht beim Verbrennen von Holz nicht, denn bliebe es im Wald, würde durch den biologischen Abbau dieselbe Menge freigesetzt. Auf die nutzbare Energie hätte man verzichtet und könnte damit fossile Brennstoffe wie Gas oder Öl nicht ersetzen. Klimagas erhält einen Preis Aktuell wird die Energie- und Klimapolitik in Deutschland verändert. Durch die mit dem Klimaschutzprogramm 2030 angekündigte CO 2 -Bepreisung werden fossile Energieträger wie Heizöl oder Erdgas teurer. Damit sollen deren Folgekosten für Klima, Umwelt und Gesellschaft, wenn auch unvollständig, abgebildet werden. Im Gegensatz zu fossilen Energien stehen Holzpellets für eine weitgehend klimaneutrale Herstellung und sind von der künftigen CO 2 -Bepreisung nicht betroffen. Beim Ersatz einer veralteten Ölheizung durch eine Pelletheizung lassen sich 93- % der zuvor emittierten Treibhausgase einsparen [3]. Der zu erwartende Mehrbedarf an Pellets kann allerdings auch künftig durch den europaweiten Spitzenwert bei Holzvorräten in deutschen Wäldern und die in großer Menge anfallenden Sägenebenprodukte aus heimischer Produktion (aktuell sechs bis sieben Mio. Tonnen pro Jahr) gedeckt werden. CO 2 -BILANZ IN DER BRENNSTOFFPRODUKTION Bei der Verbrennung von Holzpellets wird lediglich die Menge an CO 2 freigesetzt, die das Holz im Lauf seines Wachstums aufgenommen hat. Hinzu kommen pro erzeugter Kilowattstunde (kWh) nur 22 g CO 2 , die bei Herstellung und Transport der Pellets entstehen. Bei Heizöl sind es 318-g CO 2 pro kWh und bei Erdgas 246 g CO 2 pro kWh - also mehr als das Zehnfache! Mit der Umstellung von einer Ölauf eine Pelletheizung lässt sich daher im Gebäude so viel CO 2 einsparen wie mit keiner anderen Maßnahme im Haushalt. Quelle: DEPI Bild 2: Von den über 120-Mio. m³ Holz, die im deutschen Wald jährlich wachsen, werden etwas mehr als 80-% eingeschlagen, wovon ein Teil als Restholz im Wald verbleibt. Die übrigen 20 % sind der Zuwachs der Bäume oder werden zu Totholz. © DEPI Bild 3: Auf der Basis einer hohen Holzverfügbarkeit und einer daraus resultierenden hohen Restholzmenge in den Sägewerken (6-7 Mio. t/ a) nimmt auch die Produktion von Holzpellets seit Jahren stetig zu. Mit über 2,4 Mio. Tonnen (t) wurde 2018 eine bis dahin noch nie erreichte heimische Pelletmenge produziert. © DEPI 14 1 · 2020 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Energie Die Produktion von Holzpellets nimmt seit Jahren stetig zu. Mit über 2,4 Mio. Tonnen wurde 2018 eine bis dahin noch nie erreichte Menge produziert. Bis zum Ende des dritten Quartals 2019 waren es bereits über zwei Mio. Tonnen heimischer Brennstoff. Saubere Holzverbrennung Holz steht im Verruf, bei der Verbrennung die Umgebung mit Feinstaub zu belasten. Und tatsächlich bilden im Kaminofen langsam vor sich hin glimmende Holzscheite ohne ausreichende Luftzufuhr unnötige Rauchgase. Anders der Abbrand im Pelletkaminofen oder in einer modernen Zentralheizung: Der Betrieb ausgereifter Serienprodukte mit automatischer Temperaturkontrolle, Brennstoff- und Luftzufuhr garantiert vollständige Verbrennung, das heißt maximale Energieausbeute bei minimalen Emissionen. Sichtbar wird das an den vom Schornsteinfeger gemessenen Abgaswerten und einem kaum erwähnenswerten Ascherest. Doch es liegt auch an der Beschaffenheit des Brennmaterials. Holzpellets mit dem Zertifikat ENplus, und damit rund 98- % der deutschen Produktion, sind standardisierte Energieträger von gleichbleibend hoher Qualität. So tragen Pelletöfen und -feuerungen nur 0,4- % zum gesamten Staubaufkommen in Deutschland bei. Für saubere Luft sind sie tatsächlich kein Problem, sondern ein Lösungsansatz - das gewährleistet unter anderem die strenge Gesetzgebung zur Luftreinhaltung gemäß der Ersten Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (1. BImSchV) [4]. 94 % der Verbraucher sind zufrieden 2018 erhob das Deutsche Pelletinstitut (DEPI) die Meinung von Pelletheizern per Online-Umfrage. Den 6 600 ausgefüllt eingegangenen Fragebögen zufolge sind die Verbraucher mit ihrer Pelletfeuerung sehr zufrieden (61,4- %) oder zufrieden (32,8- %), insgesamt also 94,2-%. Mit jeweils mehr als 70- % sind die niedrigen Heizkosten (73,1- %) und der Klimaschutz (71,8-%) die wichtigsten Faktoren für die Entscheidung pro Holzpellets. Auch die kurzen Lieferwege des heimischen Brennstoffs sind für mehr als die Hälfte (55,2-%) ein zentrales Argument. Gute Erfahrung wirkt sich aus: 85,9- % der Befragten würden sich wieder eine Pelletheizung anschaffen. Ähnlich viele Nutzer (85,3- %) empfehlen Freunden oder Bekannten den Einbau des klimafreundlichen Heizsystems. 91,8- % sind mit den Umweltaspekten der Anlage sehr oder eher zufrieden. Einen weiteren hohen Zufriedenheitswert erhält die Wirtschaftlichkeit (87,3- %). Bild 4: Holzpellets werden zu 80 % lose per Lkw angeliefert und ins Lager des Kunden eingeblasen, 20 % sind Sackware. © www.enpluspellets.de Bild 5: Pellets werden mit einem speziell ausgelegten Silofahrzeug angeliefert. © DEPI 15 1 · 2020 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Energie Einsatzspektrum Pelletheizungen bewähren sich beim Neubau und bei der Heizungserneuerung im Altbau, vom Kaminofen im Wohnzimmer bis zur Prozesswärme in Großanlagen. Mittlerweile knapp 300 000 Anlagen werden in Deutschland als Zentralheizung im Ein- und Zweifamilienhaus genutzt, wo zuvor eine Ölheizung stand. Ein Drittel der Pellets geht aber in größere Feuerungen kommunaler Einrichtungen oder Nahwärmenetze, dient zur Beheizung mehrgeschossiger Wohnbauten oder Hotels und für andere Zwecke, bei denen Wärme benötigt wird. Beispiele dafür sind die Dampferzeugung, die Lebensmittelherstellung, Gärtnereien oder die Beheizung von Schwimmbädern. Sogar ein Fußballbundesligastadion erzeugt seine Wärme mit Holzpellets. Zusammenfassung Die EU-weite Korrektur des Emissionshandels, die zu erwartenden Preisaufschläge bei Heizöl und Erdgas sowie eine ansteigende Holzbauquote werden die Energiepolitik und den Wärmemarkt bei uns verändern. Sägenebenprodukte als einheimischer, regional verfügbarer Rohstoff bzw. Holzpellets als daraus gefertigter moderner Holzbrennstoff werden in den kommenden Jahren ausreichend und zu einem günstigen Preis verfügbar sein, trotz einer allmählich ansteigenden Nachfrage - dank des kontinuierlich zunehmenden Holzvorrates im deutschen Wald. Zusammen mit der zur Verfügung stehenden optimierten Verbrennungstechnik sind Holzpellets eine bereits bewährte Option, erneuerbar zu heizen. Und das in allen Varianten: Im Neubau, bei der Renovierung der Ölheizung oder in größeren Gebäuden und zur Prozesswärme- Dipl.-Ing. Klaus W. König Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Bewirtschaftung und Nutzung von Regenwasser, Fachjournalist kwkoenig@koenig-regenwasser.de AUTOR FÖRDERPROGRAMME FÜR MODERNE HOLZENERGIE Wer beim Heizen auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit mit moderner Holzenergie setzen will, wird vom Staat seit 1. Januar 2020 noch stärker als bisher unterstützt: Mit der neuen Austauschprämie erhalten Besitzer von Ölheizungen bis zu 45-% Zuschuss für eine neue Pelletheizung, alle anderen profitieren beim Heizen mit Pellets von einem Zuschuss in Höhe von 35- %. Für Einfamilienhausbesitzer bedeutet das bis zu 22 500 EUR MAP-Förderung für eine klimafreundliche Heizung. Details erklärt das DEPI in seinem neuen Infoflyer „Mehr Karma. Mehr Cash.“ und mit dem aktualisierten Fördermittelrechner für Holzkessel und wasserführende Pelletkaminöfen. Darüber hinaus nennt die Förderfibel des DEPI weitere Details zu sämtlichen Förderungen für Pelletfeuerungen durch Bund, Länder und Kommunen. Zu bestellen unter www.depi.de/ shop. Online unter: www.depi.de/ foerderfibel erzeugung. Der Staat hat dies in der Vergangenheit bereits durch einen Zuschuss von rund 25- % der Investitionskosten gefördert. Mit der seit 1. Januar 2020 geltenden neuen Förderung mit Zuschüssen bis zu 45 % wurde dieser Anteil noch einmal kräftig gesteigert. LITERATUR [1] Schmitz, F.: Herausragendes aus der Kohlenstoffinventur 2017. AFZ-Der Wald 14/ 2019. S. 35 [2] Dritte Bundeswaldinventur, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, 2012. Veröffentlicht auf https: / / bwi. info/ [3] DEPI, errechnet auf Basis von: Umweltbundesamt 2018: Emissionsbilanz erneuerbarer Energieträger [4] 1. BImSchV: Erste Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes.Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen vom 26. Januar 2010 (BGBl. I S. 38), die zuletzt durch Artikel 2 der Verordnung vom 13. Juni 2019 (BGBl. I S. 804) geändert worden ist. Bild 6: Sägespäne, Holzpellets und Asche. © DEPI / Thilo Lange