eJournals Transforming cities 5/2

Transforming cities
tc
2366-7281
2366-3723
expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2020-0033
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2020
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Mitten im Corona-Schock

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2020
Peter Jakubowski
Die COVID-19-Pandemie führt uns massiv die Verletzbarkeit unserer gesellschaftlichen Strukturen vor Augen. Die ökonomischen und sozialen Auswirkungen sind heute kaum seriös abschätzbar, werden aber immens sein. Alle Schutzmaßnahmen wurden aus guten und hoffentlich wirksamen Gründen beschlossen. Auf die Stadt oder das Urbane bezogen ist zu konstatieren: Das neuartige Corona-Virus hat Urbanität zeitlich begrenzt beinahe vollständig zum Erliegen gebracht. Fernab des aktuellen Krisenmanagements stellt sich für die Stadtentwicklung die Frage, ob ihre bisherigen Leitbilder und Denkmodelle ausreichend sind oder ob mit dem Konzept der Resilienz neues Denken und Handeln in die Städte kommen sollte. Dies gilt umso dringender, als kaum noch zu ignorieren ist, dass starke Turbulenzen unser Gemeinwesen immer wieder erschüttern, dass Turbulenzen vielleicht die neue Normalität beschreiben. Der Beitrag umfasst eine grobe Einordnung der Denkfigur der Resilienz unter den Eindrücken der COVID-19-Pandemie.
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30 2 · 2020 TR ANSFORMING CITIES THEMA Urbane Transformation Relevanz der Corona-Krise für die Stadtentwicklung Die Pandemie hat offenkundig eine Menge Berührungspunkte zu Fragen der Stadtentwicklung. Je länger die Schutz- und Vorsorgemaßnahmen gegen eine weitere Verschärfung des Infektionsgeschehens aufrechterhalten werden müssen, desto nachhaltiger werden die negativen Auswirkungen auf die Stadtentwicklung sein. Dabei ist davon auszugehen, dass die Pandemiefolgen umso stärker ins Gewicht Mitten im Corona-Schock Resilienz als neues Leitbild für die Stadtentwicklung? Resilienz, Stadtentwicklung, Pandemien, Krisensituationen, Stresstests Peter Jakubowski Die COVID-19-Pandemie führt uns massiv die Verletzbarkeit unserer gesellschaftlichen Strukturen vor Augen. Die ökonomischen und sozialen Auswirkungen sind heute kaum seriös abschätzbar, werden aber immens sein. Alle Schutzmaßnahmen wurden aus guten und hoffentlich wirksamen Gründen beschlossen. Auf die Stadt oder das Urbane bezogen ist zu konstatieren: Das neuartige Corona-Virus hat Urbanität zeitlich begrenzt beinahe vollständig zum Erliegen gebracht. Fernab des aktuellen Krisenmanagements stellt sich für die Stadtentwicklung die Frage, ob ihre bisherigen Leitbilder und Denkmodelle ausreichend sind oder ob mit dem Konzept der Resilienz neues Denken und Handeln in die Städte kommen sollte. Dies gilt umso dringender, als kaum noch zu ignorieren ist, dass starke Turbulenzen unser Gemeinwesen immer wieder erschüttern, dass Turbulenzen vielleicht die neue Normalität beschreiben [1]. Der Beitrag umfasst eine grobe Einordnung der Denkfigur der Resilienz unter den Eindrücken der COVID-19-Pandemie. © Tumisu auf Pixabay 31 2 · 2020 TR ANSFORMING CITIES THEMA Urbane Transformation fallen, je schwächer die betroffenen Städte und gesellschaftlichen Gruppen bereits im Vorfeld der Krise aufgestellt waren. Insofern hebt die Corona- Krise die Stärken und Schwächen gesellschaftlicher Strukturen wie mit einer Lupe hervor. So wie Solidarität und Hilfsbereitschaft breit ausgeprägt sind und in der Krise Linderung verschaffen, zeigt sich, dass sich Kontaktsperren und Quarantänemaßnahmen auf einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen deutlich stärker auswirken. Denn Einkommensniveau und Wohnsituation korrelieren häufig eng miteinander. Mit Blick auf städtische Strukturen stellt sich die Frage nach der ausreichenden Verfügbarkeit und auch „gerechten“ Verteilung öffentlicher Grün- und anderer Erholungs- oder Sportanlagen, die einen wichtigen Ausgleich für psychologisch angespannte Konstellationen in der Wohnung bieten. Über allem schwebt natürlich die große Sorge vor Arbeitsplatzverlusten. Sinkende Steuereinnahmen und zusätzliche Verschuldungen treffen ärmere Städte und Gemeinden besonders hart. Weitere kritische Bereiche für die Städte zeichnen sich ab:  Die Zentren geraten unter Druck. Insolvenzen beim Einzelhandel, in der Gastronomie oder im Hotelgewerbe können zu neuen Leerständen und Attraktivitätsverlusten der Zentren führen.  Ausfallende Mieteinnahmen in den oben genannten Bereichen bringen Immobilieneigentümer in Bedrängnis, mit unklaren Folgen für die Eigentümerstrukturen und Nutzungen. Umgekehrt entlasten Mietstundungen zunächst Einzelhandel, Gastronomie und andere. Es ist offen, wie sich diese wirtschaftlichen Konstellationen auf die Struktur des Immobilieneigentums und die Attraktivität der Zentren auswirkt.  In der Krise hat der Onlinehandel weiter an Bedeutung gewonnen; auch hier bleibt abzuwarten, wie nachhaltig sich dieser Trend beispielsweise auch im Lebensmittelbereich bestätigen wird.  Zugleich geraten Unternehmen der Sharing- Economy unter Druck, wenn das urbane Leben stillsteht; das gilt für AirBnB, Carsharing-Anbieter oder die jüngst boomenden E-Scooter-Anbieter.  Das omnipräsente Thema des „Home-Offices“ wirft eine Menge wichtiger Fragen auch für die Stadtentwicklung auf: Kann und wird sich unsere Art des Arbeitens nach der Krise wieder auf den Vorkrisen-Modus begeben? Oder pendeln wir weniger, entspannt sich das Mobilitätsgeschehen spürbar, steigt die Tagesbevölkerung in vielen urbanen Quartieren und auch ländlichen Räumen? Resilienz: Neues Denken in Zeiten starker Turbulenzen Resilienz wird zur Beschreibung der Art und Weise herangezogen, wie Menschen, Organisationen oder Systeme gegenüber Störungen reagieren. Im angelsächsischen Raum war die wissenschaftliche Diskussion um eine resiliente gesellschaftliche Entwicklung seit Beginn der 2000er Jahre durchaus dynamisch. Breit angelegte Untersuchungen zu Resilienz-Indizes bis hin zu bürgernahen Kampagnen unter dem Motto „be prepared“ [2] und wissenschaftliche Veröffentlichungen zu „Resilient Cities“ [3], „Shock-Proof City“ oder „The resilient Nation“ [4] zeigen vielfältige Ansätze, die Wahrscheinlichkeit externer Schocks in gesellschaftliches Suchen und Handeln einzubinden. Auch im deutschsprachigen Raum wird zunehmend das Konzept oder Leitbild der resilienten (Stadt-)Entwicklung diskutiert. Horx [5] wagte sogar die These, dass „Resilienz“ in den nächsten Jahren den Begriff der Nachhaltigkeit ablösen wird. In den USA haben Wucht und Vielfalt von Naturkatastrophen traditionell eine viel größere Bedeutung als in Europa, was eine breite Thematisierung von externen Schocks erklären könnte. Der entscheidende Impuls für die Karriere des Resilienz-Begriffs dürfte allerdings die dramatische Erschütterung des Sicherheitsgefühls der amerikanischen Gesellschaft durch die Anschläge vom 11. September 2001 gewesen sein. Das schockartige Erleben der eigenen Verletzbarkeit hat dazu beigetragen, dass gesellschaftliche Reflexion und Suchprozesse sich an Fragen der Widerstandsfähigkeit als Teil von Resilienz ausrichten. Wie COVID-19 Europa und sein Denken verändert, wird sich erst in den nächsten Monaten und Jahren zeigen. Die Politik hat in den letzten Jahren eine gewisse Übung in der Krisenbewältigung bekommen. Auch wenn diese Politik tatsächlich zur Überwindung einzelner Krisen beigetragen hat, sollte nicht vergessen werden, dass Krisen durchaus die Domäne charismatischer politischer Führung darstellen: Schnelle Maßnahmen zur Lösung akuter Probleme, drängen den regulären demokratischen Verfahrensalltag dabei gern in die zweite Reihe. Umgekehrt ist der deutsche Rechtsstaat auch für Krisenkonstellationen konstruiert und gibt auch für den Krisen-Modus klare Verfahrensvorgaben. Die Corona-Pandemie führt uns unsere Verletzbarkeit akut vor Augen. Überlegungen zu neuen Vorsorgekonzepten oder Leitbildern sollten dabei den Blick über die Pandemie hinaus richten. Hier gilt schlicht, dass die Art des nächsten Schocks nicht bekannt und somit auch nicht planbar ist. Resilienz- 32 2 · 2020 TR ANSFORMING CITIES THEMA Urbane Transformation Konzepte versuchen an diesem Punkt anzusetzen: Es geht um kluge strukturelle Vorbereitungen für den Umgang mit ungewissen Risiken [6]. Resilienz: Versuch einer Strukturierung Zur Strukturierung des Begriffs „Resilienz“ [7] kann auf einen Vorschlag des World Economic Forum zurückgegriffen werden. Hier wird zwischen den sogenannten Makro-Systemen Land, Stadt und Region und den relevanten Untersystemen  Wirtschaft: makroökonomisches Umfeld, Güter- und Dienstleistungsmärkte, Finanz- und Arbeitsmärkte, Produktivität  Umwelt: natürliche Ressourcen, Urbanisierung und Öko-Systeme  Governance: Institutionen, Regierungsform, Führungsqualitäten, rechtliche Regelungen  Infrastruktur: Fragen der Kritikalität von Infrastrukturen insbesondere IKT, Energie, Verkehr, Wasser und Gesundheit  Soziales: Humankapital, Gesundheit, Gemeinschaft und Solidarität, Rolle der Individuen unterschieden. Als relevante Faktoren für die Resilienz dieser Systeme werden zum einen „Robustheit“, „Redundanz“ und „Einfallsreichtum“ als Charakteristika von Resilienz und zum anderen „Reaktion“ und „Erholung“ als Ausprägungen von Resilienz verwendet. Folgt man dieser Arbeitsstruktur, kann man sagen, dass eine Stadt oder Region dann als besonders resilient einzustufen ist, wenn sie robust gegen negative äußere Einflüsse ist, wenn sie über ausreichend Sicherheitsreserven für Krisensituationen verfügt und wenn sie in Verwaltung, Zivilgesellschaft und bei anderen relevanten Akteursgruppen über ausreichend Knowhow und Kreativität verfügt, um mit außergewöhnlichen Lagen umgehen zu können. Zudem macht sich Resilienz daran fest, wie die Menschen in einer Stadt sich bei einem externen Schock konkret verhalten (wie reagiert das System? ) und wie schnell sich eine Stadt von einem Schock wieder erholt (Bild 1). Eine tiefergehende Analyse mit wichtigen Hinweisen darauf, über welche Handlungsprinzipien man resilienten Strukturen näherkommen kann, bieten Zolli und Healy [8, S. 10 f.]. Sie weisen unter anderem darauf hin, dass es sinnvoll sein kann,  eine dynamische Reorganisation anzustreben und hierbei die Chancen zu nutzen, die die Entwicklungen smarter Versorgungs- und Kommunikationsnetze mit den Möglichkeiten ihrer „Echtzeit-Sensorik“ eröffnen (die verschiedenen Apps, die zur Infektionseindämmung entwickelt wurden, zeigen, wie schmal der Grat zwischen massiver Überwachung und datenschutzkompatiblen Lösungen ist),  eine Entkopplung von Systemen über geeignete Schritte zur Dezentralisierung und der Diversifizierung anzustreben sowie  trotz steigender Komplexitäten auf modulare Strukturen zu setzen. Ebenfalls bei Zolli und Healy [8] findet sich eine wichtige Nuance im Umgang mit dem Begriff und dem Verständnis der Robustheit, die letztlich belegt, wie groß die konzeptionellen Herausforderungen einer Resilienzpolitik sind. Im allgemeinen Sprachgebrauch würden wir die Ritterburgen des Mittelalters Robustheit Robustheit Redundanz Einfallsreichtum Reaktion Erholung Robustheit Robustheit Charakteristika von Resilienz Ausprägung der Resilienz Redundanz Redundanz Redundanz Einfallsreichtum Reaktion Erholung Einfallsreichtum Reaktion Erholung Einfallsreichtum Reaktion Erholung Infrastruktur Wirtschaft Governance Umwelt Soziales Makrosystem Untersystem Land / Stadt / Region Komponenten von Resilienz Bild 1: Relevante Faktoren für die Resilienz von Systemen. © World Economic Forum, 2013 [9] 33 2 · 2020 TR ANSFORMING CITIES THEMA Urbane Transformation sofort als „robust“ einstufen. Betrachten wir den gewaltigen Aufwand an Material, Geld und Arbeitszeit der betrieben wurde, um diese phantastischen Bauwerke der Robustheit zu schaffen, kann uns ein kurzes Zitat schnell ernüchtern: „ … dann neigte sich die Zeit der Burgen dem Ende zu. Kanonen wurden erfunden. Die Kanonenkugeln zerstörten die Burgmauer mit Leichtigkeit. Die Bewohner der Burg waren darum nicht mehr besonders geschützt. Viele Adelige zogen in die Städte“ [10]. In der Resilienzforschung wird dieser Zusammenhang unter dem Kürzel RYF - robustyet-fragile - diskutiert. Kern ist hierbei die Frage: Wie kann man der Falle entgehen, mit großem Aufwand „moderne Burgen“ zu bauen, die zwar gegen bekannte Risiken robust sind, aber durch kleine aber eben nicht bedachte Effekte zerstört oder vollständig entwertet werden können [8, S. 25 ff.]. Diese Frage ist auch sehr eng mit der digitalen Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft verbunden. Die immensen Vorteile der Digitalisierung tragen immer nur unter der Bedingung funktionierender Infrastrukturen und Softwaresysteme. Zu deren Schutz sind wiederum vielfältige Maßnahmen notwendig, zu denen im Zweifel auch analoge Backups gehören müssen. Resilienz ist eine ausgesprochen vielschichtige regulative Idee, der man sich nur schrittweise über die Erprobung neuer Wege und Prozesse annähern kann [11]. Hier sind auch praktische Schritte jenseits professionalisierter Krisenmanagementstrukturen zu erproben, damit sich Teile der Stadt im Krisenfall besser selbst organisieren können. Denn in einer Krisenlage sind die institutionellen Standardmechanismen häufig außer Kraft gesetzt. Neue Wege finden bedeutet: Experimentieren und Lernen. Dabei stärkt die Resilienzforschung dezentrale akteursorientierte Ansätze: „Next generation resilience relies on citizens and communities, not the institutions of state …“ [4, S. 1]. Und das fügt sich genau in die Forderung nach einer gezielten Herausbildung von Risikokompetenz. Wenn es gelingt, zunehmend offen über Risiken und Unsicherheiten und ihre Bedeutung für Stadtentwicklung und andere Handlungsfelder zu diskutieren, kommen vielfältige Lerneffekte in Gang, die den Einzelnen, aber auch die verschiedenen staatlichen Ebenen, risikokompetenter machen. Auch die resiliente Stadt wird ein Gemeinschaftswerk sein. Resilienz kann nur durch die gezielte und langfristige Kommunikation und Kooperation der relevanten Stadtakteure erreicht werden. Genauso, wie Nachhaltigkeitspolitik nur eine Politik kleiner Schritte Vieler bedeutet, muss auch Resilienzpolitik prozessorientiert ausgerichtet sein. Dabei bietet es sich an, Analysen und handlungsorientierte Empfehlungen an den fünf zentralen Aspekten eines Resilienz-Zyklus zu orientieren. Hiernach ist es für eine resiliente Stadtentwicklung wichtig, die neuen Risiken richtig einzuschätzen, um Gefahren frühzeitig erkennen und ihnen vorbeugen zu können. Zudem sind die Städte zu schützen, was dadurch gelingen kann, dass Verwundbarkeiten erkannt und nach Möglichkeit begrenzt werden. Im Falle von Krisen oder Schocks ist ein funktionierendes Krisenmanagement immens wichtig. Hierbei gilt es auch, die Schockwellen einzudämmen und Domino-Effekte zu verhindern (Stichworte sind hier dann Modularisierung und Diversifizierung). Wenn dies gelingt, fällt es Städten auch leichter, sich von Krisen wieder zu erholen. Die Städte können diese Mammutaufgaben vielfach nicht allein bewältigen. Ebenso wie es in Schadens- oder Katastrophenfällen technischer und logistischer Unterstützung von Bund und Ländern bedarf sowie gesamtstaatlich getragene Wiederaufbauhilfen bereitzustellen und zu finanzieren sind, ist es wichtig, jenseits konkreter Katastrophenlagen das Denken und Handeln vieler Akteure in den Städten schrittweise mit dem Umgang mit Risiken und Unsicherheit vertraut zu machen und so wichtige Resilienz-Kompetenzen zu entwickeln (Bild 2). Stresstests für Städte können helfen Im Rahmen der Ressortforschung hat das BBSR das Vorhaben „Stresstest Stadt - wie resilient sind unsere Städte“ konzipiert und mit Partnern umgesetzt [12]. Ziel des entwickelten Stresstests für Städte war es, die Kommunikation in den Städten und Gemeinden über Risiken und Resilienz zu initiieren. Das Konzept eines Stresstests ist als Hilfestellung für Städte und Gemeinden entwickelt worden, die sich Resilienz- Zyklus regenerieren vorbereiten vorsorgen schützen reagieren Kaskadeneffekte verhindern Krisenmanagement und Einsatzkräfte unterstützen Risiken einschätzen Gefahren frühzeitig erkennen und effektiv begegnen Verwundbarkeit begrenzen Bild 2: Resilienz-Zyklus . © nach Leismann, T., Fraunhofer EMI, 2012 34 2 · 2020 TR ANSFORMING CITIES THEMA Urbane Transformation aus strategischen Gründen mit Fragen der Resilienz auseinandersetzen möchten. Der Stresstest kann und will keine fachlichen Detailanalysen zu den adressierten Themenbereichen und Stresskonstellationen ersetzen. Er ist gewissermaßen als Einstieg für zwingend notwendige vertiefende und fokussierte Untersuchungen in den Städten zu verstehen. In der Praxis empfiehlt es sich, zur Durchführung eines Stresstests eine Projektgruppe zu bilden, die mit den relevanten kommunalen Fachämtern und womöglich mit weiteren Behörden besetzt ist. Hier sind methodische Fragen ebenso zu klären wie die zu verwendenden Informationen, Daten und Indikatoren. Zur Selbsteinschätzung fiele auch die Durchführung einer Befragung in die Zuständigkeit dieser Projektgruppe. Die Auswertung und Aufbereitung der Ergebnisse der Analysen und Befragungen liefert die Basis für kommunale Workshops und den Einstieg in die Diskussion zur Resilienz der Stadt. Wenn Verantwortliche in einer Kommune jenseits ihrer Alltagsaufgaben wieder stärker auch die Risiken für die Entwicklung ihrer Stadt anerkennen und zum Beispiel mit Hilfe eines systematischen Stresstests analysieren und diskutieren, kann Stadtentwicklung in Zeiten des extremen Wandels und erheblicher Unsicherheiten einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit gehen. Aus den Pilotstädten, die das Forschungsvorhaben zum „Stresstest Stadt“ aktiv begleitet haben, gab es eine Menge ermunterndes Feedback in die Richtung, dass ein pragmatischer Selbsttest aufbauend auf den skizzierten Vorarbeiten ein wichtiges Element städtischer Planung werden kann. Angesichts der COVID-19-Pandemie sollte überlegt werden, wie und mit welchen Szenarien Stresstests für Städte und Regionen verstärkt durchgeführt werden können. LITERATUR [1] World Economic Forum: Global Risk Report 2020, S. 10 ff., im Internet unter http: / / www3.weforum.org/ docs/ WEF_Global_Risk_Report_2020.pdf, letzter Zugriff 15.04.2020. [2] Mayor of London: https: / / www.london.gov.uk/ whatwe-do/ fire-and-resilience/ london-resilience-partnership [3] Vale, L. J., Campanella, T. J. (Hrsg.): The Resilient City. How modern Cities recover from Disaster, Oxford, 2005. [4] Edwards, C.: Resilient Nation, 2009. Im Web unter www.demos.co.uk/ files/ Resilient _Nation_-_web-1. pdf ? 1242207746. [5] Horx, M.: Das Megatrend Prinzip. Wie die Welt von morgen entsteht, München, 2011, S. 309. [6] Kaplan, R. S., Mikes, A.: Managing Risks: A New Framework, Harvard Business Review, June 2012, (2012) S. 49 - 60. [7] BBSR: https: / / www.bbsr.bund.de/ BBSR/ DE/ Stadtentwicklung/ stadtentwicklung_node.html [8] Zolli, A., Healy A. M.: Resilience - Why things Bounce Back, London, 2012. [9] World Economic Forum: Global Risks, Genf, 2013. [10] Stahr, C.: Burgen, pixi Wissen - Einfach gut erklärt, Bd. 78, Hamburg, 2013, S. 22. [11] Jakubowski, P.: Resilienz als neues Leitbild gesellschaftlicher Entwicklung? , in: Pies, I. (Hrsg.): Das weite Feld der Ökonomik. In: Schriften zu Ordnungsfragen der Wirtschaft, Band 98, Stuttgart, 2013, S. 37 - 55. [12] BBSR (Hrsg.): Stresstest Stadt - wie resilient sind unsere Städte? Unsicherheiten der Stadtentwicklung identifizieren, analysieren und bewerten, Bonn, 2018. All you can read Alles zusammen zum Superpreis: Die Papierausgabe in hochwertigem Druck, das ePaper zum Blättern am Bildschirm und auf dem Smartphone, dazu alle bisher erschienenen Ausgaben im elektronischen Archiv - so haben Sie Ihre Fachzeitschrift für den urbanen Wandel immer und überall griffbereit. 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