eJournals Transforming cities 5/2

Transforming cities
tc
2366-7281
2366-3723
expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2020-0036
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2020
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Stadtentwicklungstrends und das Sicherheitsempfinden

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2020
Sophie Allain
Axel Dierich
Gestalt und Zustand städtebaulicher Elemente nehmen Einfluss auf das subjektive Sicherheitsempfinden. Aus Sicht der städtebaulichen Kriminalprävention gilt es, positive Wirkungen planerisch zu fördern und negative zu vermeiden. Welche potenziellen Auswirkungen der Zukunftstrends in Stadtplanung und -entwicklung auf die subjektive Sicherheitswahrnehmung in urbanen Räumen können bereits heute antizipiert werden?
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46 2 · 2020 TR ANSFORMING CITIES THEMA Urbane Transformation Gestaltung von Gebäuden Kriminalität und Image soziales Miteinander physikalisch messbare Kriterien Sicherheitsvorkehrungen Gestaltung von Außen- und Grünbereichen stadträumliche und stadtplanerische Aspekte Nutzung des Raumes, Angebote 46 Einflussfaktoren Mangelnde Einsehbarkeit, Sichtbarkeit, Hörbarkeit und Beleuchtung und andere sicherheitsrelevanten Defizite im öffentlichen Raum produzieren bei vielen Menschen Ängste; in welchem Maße, zeigte eine Erhebung unter 62 Teilnehmer*innen im BMBF-Forschungsprojekt „Stadtsicherheit-3D“.- Aber auch Faktoren wie fehlende Orientierungsmöglichkeiten, das Image eines Gebietes, konfliktäre Situationen, defizitäre Pflege und S a ub e r ke i t , Incivilities und vieles mehr können direkt oder indirekt das S i c h e r h e i t s empfinden von Bewohner*innen und städtischen Nutzer*innen beeinträchtigen. In „Stadtsicherheit-3D“ wurden in umfassenden Recherchen und Dialogen mit Expert*innen und Bewohner*innen insgesamt 46 Faktoren priorisiert und kategorisiert (siehe Bild 1). Ziel des Projektes ist die Entwicklung einer 3D-Planungssoftware als Entscheidungshilfe zur Bewertung von Problemen des subjektiven Sicherheitsempfindens. Diese soll Entscheidungsträgern etwa in Stadtplanung, Architektur, Verwaltung und Wohnungswirtschaft dazu dienen, Problemlagen im Bestand sowie mögliche Auswirkungen ihrer Planungen im Hinblick auf die subjektive Sicherheitswahrnehmung zu erfassen. Neben bestehenden Defiziten und potenziellen Auswirkungen von Neuplanungen stehen auch zukünftige stadtplanerische Anpassungen an gesellschaftliche, demographische, klimatische und technologische Wandelprozesse in einer Dialektik mit der subjektiven Sicherheitswahrnehmung. So können Konzepte und planerische Ansätze wie zum Beispiel zur Nachverdichtung, zu neuartigen, effizienten Beleuchtungssystemen und die vielzähligen Entwicklungen im Bereich Mobilität nicht nur Antworten auf bekannte Probleme geben, sondern auch neue Unsicherheiten hervorrufen - oder bestehende Sicherheitsdefizite beheben. Ziel dieses Artikels ist, einige ausgewählte Zukunftstrends jeweils im Hinblick auf ihre mögliche Beeinflussung der subjektiven Sicherheitswahrnehmung zu bewerten. Der Einfluss der untersuchten Trends auf das Sicherheitsempfinden ist kontextspezifisch und hängt von einer Vielzahl ganz individueller Faktoren ab. Allerdings lässt sich ihr Potenzial für die Förderung oder Einschränkung der Sicherheitswahrnehmung abschätzen und somit antizipieren, welche Entwicklungen aus präventiver Sicht begleitet werden sollten. Stadtentwicklungstrends und das Sicherheitsempfinden Potenzielle Wirkungen ausgewählter Trends auf die subjektive Sicherheitswahrnehmung Zukunftstrends, Stadtplanung, Sicherheitswahrnehmung, Stadtsicherheit-3D Sophie Allain, Axel Dierich Gestalt und Zustand städtebaulicher Elemente nehmen Einfluss auf das subjektive Sicherheitsempfinden. Aus Sicht der städtebaulichen Kriminalprävention gilt es, positive Wirkungen planerisch zu fördern und negative zu vermeiden. Welche potenziellen Auswirkungen der Zukunftstrends in Stadtplanung und -entwicklung auf die subjektive Sicherheitswahrnehmung in urbanen Räumen können bereits heute antizipiert werden? Bild 1: Kategorisierung der 46 Einflussfaktoren auf die subjektive Sicherheitswahrnehmung. © inter 3 47 2 · 2020 TR ANSFORMING CITIES THEMA Urbane Transformation Im Folgenden werden zu erwartende Trends in den Feldern Mobilität, Grüngestaltung, Architektur, Stadtplanung und Nutzung des öffentlichen Raums bezüglich ihrer Veränderungen des Stadtbildes und ihrer potenziellen Einflüsse auf die subjektive Sicherheitswahrnehmung untersucht. Änderungen des Straßenbilds und Wandel der Mobilitätsformen Städte entfernen sich zunehmend von der autofreundlichen Stadt der 50er Jahre und entwickeln sich vermehrt zur gesunden und somit fußläufigen Stadt [1]. Stadtviertel werden dazu verstärkt nach dem menschlichen Maßstab geplant und Straßen entsprechend umstrukturiert [2]. Zudem kann eine höhere Vielfalt an Straßen und Wegen (Abkürzungen, Durchgänge durch Wohnblocks) Blockgrößen herabsetzen und Fußwege verkürzen. Einerseits kann dies die Lebensqualität und Verkehrssicherheit steigern. Für die Gestaltung dieser Fußwege sind andererseits eine Vielzahl von sicherheitsrelevanten, möglichen „Schwachstellen“ zu berücksichtigen, wie zum Beispiel Einsehbarkeit, Sichtbarkeit, Fluchtmöglichkeiten, geringe Frequentierung und ausreichende Beleuchtung. Aufgrund der hierarchischen Unterordnung dieser Wege sind Zuständigkeiten für Pflege und Unterhalt zu klären und organisatorisch und finanziell dauerhaft zu sichern. Die planerischen Trends im Sinne der alternden Stadt werden wiederum das Sicherheitsempfinden der engeren Zielgruppen der Älteren und Mobilitäts-Eingeschränkten steigern, indem altersgerechte, barrierefreie Wege mit erhöhten Orientierungsmöglichkeiten geschaffen werden [1, 2]. Ein Wandel von städtischen Mobilitätsformen wird unter anderem vom Mobilitätsexperten Stephan Rammler im Sinne von „Nutzen statt Besitzen“ prognostiziert [3, 4]. Insbesondere werden sich laut Rammler intermodale Verkehrssysteme, basierend auf der Idee von Reiseketten mit mehreren Verkehrsmitteln (Bahn, Fahrrad, Car-Sharing, Bus oder E-Vehikel) weiter ausbreiten [3, 5, 6]. Das Straßenbild wird sich durch den Wegfall von innerstädtischen Parkplätzen dahingehend verändern, dass Fußgängern und Fahrradfahrern etwa bei breiteren Fuß- und Radstreifen, Fahrradparkhäusern und Abstellanlagen mehr Platz zugestanden wird [7]. Andererseits bedarf es einer Lösung für Stellplätze für Mobilitätsformen wie E-Roller und Personen- Drohnen, die, ohne klare Raumzuweisung, Nutzungskonflikte mit anderen Verkehrsteilnehmenden produzieren, was deren Sicherheitsempfinden weiter beeinträchtigen würde. Um große Distanzen zwischen Wohngebieten zu überbrücken, könnten zukünftig auch Seilbahnen, Hoch- und Schwebebahnen vereinzelt realisiert werden [7]. Die Wirkung der dazu notwendigen Unterkonstruktionen auf die Einsehbarkeit und die eigene Sichtbarkeit von Personen im Umfeld der Konstruktionen sind planerisch zu berücksichtigen. Der Trend zu intelligenten Beleuchtungssystemen mit Sensoren, welche nur bei Wahrnehmung einer Bewegung aus dem Energiesparmodus einschalten [4], wird vermutlich zu Beeinträchtigungen der Einsehbarkeit der (aus größerer Distanz) entsprechend schlechter oder gar nicht mehr beleuchteten Räume führen [7]. Grüngestaltung in Städten Die Begrünung von Gebäudefassaden kann neben Luftverbesserung, Temperaturausgleich und Steigerung der Lebensqualität auch Lärmpegel dämpfen [8, 9] und Fassaden vor unerwünschten Graffitis schützen. Ob dies im Sinne der Vermeidung von Verwahrlosung und der Reduktion von Lärmstress die Sicherheitswahrnehmung steigert oder durch Lichtabsorption in dunklem Fassadengrün eher senkt, ist gestalterisch beeinflussbar. Bezüglich der Gestaltung von Grünflächen findet ein Umdenken hin zu weniger pflegeintensiven Pflanzen statt [10]. Zugleich sollten aber Hecken und Büsche verstärkt auch unter dem Aspekt des Sicherheitsempfindens gepflanzt werden und im Idealfall zum Beispiel unzugängliche Bereiche im Rücken von Parkbänken schaffen, ohne Einsehbarkeit und Sichtbarkeit unnötig einzuschränken [11]. Auch die Beleuchtung neuartiger, zunehmend auch bei Dunkelheit durch Im Forschungsprojekt „Stadtsicherheit-3D. Bewertung und Verbesserung der urbanen Sicherheit mithilfe von semantischen 3D-Stadtmodellen“ arbeiten das Fraunhofer EMI, virtualcitySYSTEMS GmbH, das Leibniz IRS und inter 3 GmbH gemeinsam mit vier assoziierten Praxispartnern an der Fragestellung, wie baulich-räumliche Faktoren identifiziert und operationalisiert werden können, die verschiedenste (Un-)Sicherheitswahrnehmungen bei Bürger*innen in urbanen Räumen fördern. Das Projekt wird von März 2018 bis Februar 2021 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Förderprogramm „Forschung für die zivile Sicherheit“ (www.sifo.de) unter der Bekanntmachung: „Zukünftige Sicherheit in Urbanen Räumen“ gefördert. Die in der Entwicklung befindliche Entscheidungshilfe basiert auf 3D-Stadtmodellen und fokussiert auf die Modellierung der eingangs genannten Einflussfaktoren für die subjektive Sicherheitswahrnehmung. Für die weiteren, nicht modellierbaren Faktoren sind Marker vorgesehen. Dazu gilt es, auch die relevanten, sich entwickelnden oder absehbaren Zukunftstrends in der Stadtentwicklung zu berücksichtigen. FORSCHUNGSPROJEKT 48 2 · 2020 TR ANSFORMING CITIES THEMA Urbane Transformation die Öffentlichkeit genutzter Grünräume wie Urban Gardening Projekte wird zukünftig zunehmend Thema, um ausreichendes Sicherheitsempfinden in diesen Bereichen zu ermöglichen. Als ein sehr spezielles Beispiel für Grünräume entwickelt Ronald Clark in Hannover einen „Roofwalk“, der begrünte Flachdächer der Stadt verbinden soll und so einen Erholungsraum auf den Dächern der Innenstadt schafft [12]. Städtebauliche und architektonische Trends Über die Verwendung weiterentwickelter Baumaterialen, wie Betontextilien oder gewickelte Basaltelemente (siehe Bild 2 und 3) [12, 13], können Gebäudefassaden zukünftig an Lichtdurchlässigkeit gewinnen und somit an Transparenz zunehmen und Einsicht erlauben. Auch in Parkhäusern können massive Betonkomplexe durch blickdurchlässigere Konstruktionen ersetzt werden, welche zu einer gesteigerten Raumeinsicht beitragen und folglich das Sicherheitsempfinden stärken. Des Weiteren können Trends zur Anpassung an die steigende Hitze in Städten, wie zum Beispiel Sonnenschutzinstallationen, die Fassadentransparenz und damit die subjektive Sicherheitswahrnehmung beeinflussen - tendenziell im negativen Sinne. Ein simples Beispiel sind manuell zu bedienende Rollos und Vorhänge, welche tagsüber heruntergelassen bzw. zugezogen werden. Technisch innovativer ist zum Beispiel der auf Wärmeeinstrahlung reagierende Sonnenschutz Pop-up von Bára Finnsdóttir, der sich den herrschenden Umweltverhältnissen anpasst (Bild 4). Die Verwendung von einfachen Sonnenschutzmaßnahmen und solchen intelligenten Werkstoffen hat somit zur Folge, dass Gebäude je nach Licht- und Temperaturverhältnissen ihr Erscheinungsbild verändern. Die technologischen Innovationen ermöglichen durch ihre bedarfsgesteuerte Nutzung, dass Fassadentransparenz sowie der Blick aus Gebäuden auf das Geschehen nicht dauerhaft beeinträchtigt werden. Ein weiterer Aspekt ist die Berücksichtigung von multisensorischer Information in der Architektur: Gerüche und Geräusche in der Stadt können Einfluss auf die emotionale Stimmung der Passant*innen ausüben [14]. Durch das Einspielen von (klassischer) Musik, wie im Pilotprojekt vor dem Eingang des Leipziger Hauptbahnhofes, oder die Berücksichtigung der Hör- und Geruchswahrnehmung bei der Konzeption von Straßen und Plätzen kann Aggressivität, Stress und/ oder Unsicherheit entgegenwirkt werden. Veränderung der Funktionsmischung von Stadtquartieren Stadtplanerisch werden bereits heute Quartiere mit flexiblen Nutzungen und einer hohen Funktionsmischung gegenüber großflächigen, reinen Wohnsiedlungen bevorzugt [2, 7]. Dieser Trend begünstigt die subjektive Sicherheitswahrnehmung, da eine hohe Funktionsmischung verschiedene Angebote und Nutzungen zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten generiert und einer geringen Frequentierung von Straßen entgegenwirkt sowie Sicherheit vermittelnde Anlaufstellen schafft. Auch der Trend zur Nachverdichtung von Städten [15] trägt durch die Umnutzung von Gebäuden und das Bebauen von Baulücken zu einer belebteren Stadt bei und wirkt der Verwahrlosung von Brachflächen und Bild 2: (links) Betontextil. © Anne-Kathrin Kühner, 2016 Bild 3: (rechts) Stone Web © Natascha Unger, Idalene Rapp 49 2 · 2020 TR ANSFORMING CITIES THEMA Urbane Transformation möglichen „Incivilities“ entgegen. Weiterhin verhelfen alternative Wohnformen wie Mini-Häuser und Hausboote [14] zu einem differenzierten Stadtbild. Dies alles kann der Anonymität in Nachbarschaften entgegenwirken und in diesem Sinne die informelle soziale Kontrolle fördern. Zugleich wird die Anzahl leerstehender Industriegebäude und womöglich Büroflächen durch den Rückgang von Industrie und Gewerbe in Städten ansteigen [7]. Hinsichtlich der Multifunktionalität der Städte erwartet Frank Claus einen Rückgang des Einzelhandels und die Zunahme der Nutzungsformen Wohnen und Gastronomie [7]. Ladenleerstände werden demnach (zumindest temporär) zunehmen und sich bei eventueller Verwahrlosung negativ auf die subjektive Sicherheitswahrnehmung auswirken. Es ist jedoch zu vermuten, dass es zu einer Nutzungsverschiebung kommt und diese neuen Freiräume zukünftig durch andere Funktionen ausgefüllt werden, wie etwa von Maker-Communities, Handwerksbetrieben oder Vereinen. Trends in der Aufteilung und gesellschaftlichen Nutzung des öffentlichen Raums Bei der Gestaltung des öffentlichen Raums setzt das Konzept der gesunden Stadt auf die Vermeidung von Stressoren. Sozialer Stress kann aus der Kombination von sozialer Dichte und sozialer Isolation und der häufig vorherrschenden Anonymität in Städten entstehen [1]. Um dazu einen Ausgleich zu bieten, werden (halb-)öffentliche Begegnungsräume geschaffen, die gleichzeitig privaten Rückzug ermöglichen [1]. Als Raumkonfigurationen, welche die Begegnung und Bewegung im Wohnumfeld fördern, werden gemeinschaftliche Freiräume ohne genaue Nutzungsvorgabe, aber unter Berücksichtigung des Aspektes von Gender Diversity geplant [1, 11]. Diese dienen der Vernetzung der Menschen und können flexibel als Spielplatz, Arbeitsort, Ruhezone und für sportliche Betätigung gemeinschaftlich genutzt werden. Diese Art der Nutzungsmischung erhöht die informelle soziale Kontrolle und baut Anonymität ab, da solche Orte Anziehungspunkt für alle Gesellschaftsgruppen sein können. Die Verbreitung von Coworking Spaces und bedarfsflexiblen Raumnutzungen in Form von Pop-Up-Stores, -Restaurants und Gemeinschaftsküchen fördert das soziale Miteinander und insofern auch die informelle soziale Kontrolle, eine gegenseitige Hilfeleistung und somit auch die subjektive Sicherheitswahrnehmung. Diese neuartigen Nutzungsformen und -konzepte verändern jedoch das Zusammenspiel von öffentlichem und privatem Wohn- und Lebensraum. Es ist denkbar, dass dieser Wandel wiederum Unsicherheiten in manchen Teilen der Gesellschaft hervorrufen wird und sich durch Umwidmungen und flexible Nutzungsdefinitionen des öffentlichen Raums neue Nutzungskonflikte ergeben. Mit besonderer Vorsicht sind temporäre Sondernutzungen eines Platzes zum Beispiel durch verschiedene Märkte zu bewerten. An Beispielfällen wie den Marktnutzungen auf dem Berliner Alexanderplatz, in denen über große Zeiträume Stände oder Zelte stehen bleiben, lassen sich eine zeitweilige Privatisierung öffentlicher Räume und das Entstehen neuer Konflikte und Unsicherheiten beobachten. Als Gegentrend zur beschriebenen begegnungsfreundlichen Gestaltung des öffentlichen Raums haben sich in den vergangen Jahren Designlösungen verbreitet, die bestimmte Nutzungen verwehren („hostile design“) [16, 17]. Oft richten sich diese gegen Wohnungslose (etwa Bänke mit Armlehnen), deren Lebensbedingungen und subjektive Sicherheitswahrnehmung sich durch ihre Verdrängung aus öffentlichen Räumen weiter verschlechtern. Doch das zunehmende Bewusstsein für die Notwendigkeit von Partizipationsmöglichkeiten an Planungsprozessen lässt vermuten, dass solche Nutzungskonflikte zukünftig besser gelöst und Verdrängungstrends vermieden werden können, indem Bewohner*innen und alle Nutzer*innengruppen ihre Nachbarschaft nach ihren Bedürfnissen mitplanen und mitgestalten und damit eigenständig Place Making betreiben. Bild_4: Pop-up Sonnenschutzinstallation. © Bára Finnsdóttir 50 2 · 2020 TR ANSFORMING CITIES THEMA Urbane Transformation Kontextuelle Interpretation Die Berücksichtigung von Aspekten der subjektiven Sicherheitswahrnehmung wie auch der städtebauliche Kriminalprävention spiegelt sich noch nicht immer in den planerischen und architektonischen Ansätzen für die Städte von morgen wider. Zugleich bieten einige Trends die Chance, auch Herausforderungen und Probleme der (gefühlten) Sicherheit zu adressieren. So zeigen die hier diskutierten potenziellen Auswirkungen der Trends die Möglichkeit auf, das Sicherheitsempfinden über die Art der Umsetzung und Gestaltung von städtebaulichen Elementen zu beeinflussen, auch wenn der Einfluss der untersuchten Trends auf das Sicherheitsempfinden stark kontextspezifisch bleibt und von einer Vielzahl von Rahmenbedingungen abhängt. Deshalb liefert dieser Artikel zunächst Denkanstöße zur Einbindung der Perspektive der subjektiven Sicherheitswahrnehmung in architektonische und städteplanerische Gestaltungs- und Planungsprozesse. LITERATUR: [1] Zukunftsinstitut (Hrsg.): Metropolen von morgen: Gesunde Städte. In Zukunft sind Städte integraler Bestandteil des Gesellschaftssystems: Stadtstruktur und Architektur fördern die Gesundheit und das Wohlbefinden der Einwohner. Verfügbar unter https: / / w w w.zukunftsinstitut.de/ artikel/ metropolen-von-morgen-gesunde-staedte/ . [2] Calthorpe, P.: 7 principles for building better cities. TED, 2017. Verfügbar unter https: / / www.youtube. com/ watch? time_continue=125&v=IFjD3NMv6Kw&f eature=emb_title. [3] Rammler, S.: Wie Mobilität in einer modernen Stadt aussehen muss. Zukunftsinstitut GmbH. Verfügbar unter https: / / www.zukunftsinstitut.de/ artikel/ wohnen/ nutzen-statt-besitzen/ . [4] Hühn, S.: Diese 7 Punkte machen die nachhaltige Megacity der Zukunft aus. Chancen in der Stadtplanung. ingenieur.de, 2019. Verfügbar unter https: / / www.ingenieur.de/ technik/ fachbereiche/ bau/ diese-7-punkte-machen-die-nachhaltige-megacity-der-zukunftaus/ . [5] Proff, H., Brand, M., Mehnert, K., Schmidt, J. A., Schramm, D. (Hrsg.): Elektrofahrzeuge für die Städte von morgen. Interdisziplinärer Entwurf und Test im Design- Studio NRW. Springer Gabler, 2016. doi: 10.1007/ 978- 3-658-08458-5. [6] Seitz, J., Papasabbas, L.: 4 Thesen zur Stadt der Zukunft. Wie Urbanisierung Stadt und Land beeinflusst, welche Trends Stadtplanung und Stadtentwicklung prägen werden und was das für Gesellschaft und Wirtschaft bedeutet. Zukunftsinstitut GmbH. Verfügbar unter https: / / www.zukunftsinstitut.de/ artikel/ wohnen/ futopolis-die-4-thesen-der-trendstudie/ . [7] Dr. Frank Claus, IKU GmbH/ Die Dialoggestalter, im Telefoninterview mit inter 3, 13. März 2020. [8] Berardi, U., Ghaffarian Hoseini, A., Ghaffarian Hoseini, A.: State-of-the-art analysis of the environmental benefits of green roofs. Applied Energy, 115, (2014) S. 411 - 428. doi: https: / / doi.org/ 10.1016/ j.apenergy.2013.10.047. [9] Price, A., Jones, E.C., Jefferson, F.: Vertical Greenery Systems as a Strategy in Urban Heat Island Mitigation. Water, Air, & Soil Pollution, 226 (8), (2015 S. 247. doi: 10.1007/ s11270-015-2464-9. [10] Expertenbegehung über den Alexanderplatz, durchgeführt am 16.05.2018 vom IRS, mit der Landschaftsarchitektin Monika Spoerhase, von der GRUPPE F aus Berlin. [11] Interview durch inter 3 und IRS mit der Stadtplanerin Barbara Willecke zur Planung und Gestaltung des Letteplatzes in Berlin, Büro planung.freiraum, am 21.08.2018. Weiteres auf http: / / planungfreiraum. de/ a/ let.html. [12] Herrenhausen Extra: Stadtplanung für die Gesellschaft von Morgen: Grüne Städte - Grüne Zukunft. VolkswagenStiftung, 2019. Verfügbar unter https: / / www.youtube.com/ watch? v=K_htf3Wpbhg. [13] Berzina, Z. Sauer, C. (Hrsg.): Design und experimentelle Materialforschung. Textil- und Flächendesign. Weißensee: Kunsthochschule Berlin, 2014. Verfügbar unter https: / / kh-berlin.de/ uploads/ tx_ khberlin/ 141021-khb-broschu%CC%88re-rgh-digitalfinal.pdf. [14] Horx-Strathern, O. (o.J.). Wohn- und Bautrends 2020. Zukunftsinstitut GmbH. Verfügbar unter https: / / w w w.zukunf tsinstitut.de/ ar tikel/ wohnen/ wohnund-bautrends-2020/ . [15] Zukunftsinstitut (Hrsg.): Urbanisierung: Die Stadt von morgen. Verfügbar unter https: / / www.zukunftsinstitut.de/ artikel/ urbanisierung-die-stadt-von-morgen/ . [16] Long, M.: Hostile design is still a problem in our public spaces - here’s why. DesignWeek. Xeim Limited, 2019. Verfügbar unter https: / / www.designweek. co.uk/ issues/ 14-20-october-2019/ hostile-design/ . [17] Novotny, M.: Gitter, Dornen, Stacheln: Architektur, die sich gegen Obdachlose richtet. DerStandard. Wirtschaft (Hrsg.), 2020 Verfügbar unter https: / / www. derstandard.de/ stor y/ 2000114816270/ gitter-dornen-stacheln-architektur-die-sich-gegen-obdachlose-richtet. Sophie Allain inter 3 Institut für Ressourcenmanagement Kontakt: allain@inter3.de Dipl.-Pol. Axel Dierich inter 3 Institut für Ressourcenmanagement Kontakt: dierich@inter3.de AUTOR*INNEN