eJournals Transforming cities 5/3

Transforming cities
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expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2020-0050
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Wasserversorgung setzt auf Digitalisierung

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Wolf Merkel
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14 3 · 2020 TR ANSFORMING CITIES FORUM Standpunkt Wasserversorgung setzt auf Digitalisierung Chancen nutzen: Corona-Krise wirkt als Treiber der digitalen Transformation Wolf Merkel Die Digitalisierung ist längst im Alltag der allermeisten Menschen angekommen - und hat mitunter Ausprägungen angenommen, die bis vor Kurzem kaum vorstellbar schienen. Einige Beispiele: Pendler planen ihren Arbeitsweg auf der Basis minutenaktueller Stauprognosen, die Ticketkontrolle im Zug wird durch „Selbst-Check-in“ ersetzt, und die Auslesung von Funkwasserzählern kann im Vorbeifahren ohne Hausbesuche erledigt werden. Smart Home-Anwendungen steuern Sonnenrollos, Heizungen und Klimageräte; Roboter erledigen lästige Arbeiten wie Staubsaugen und Rasenmähen. Und - bezogen auf die aktuelle Corona- Krise - eine App unterstützt mit der digitalen Kontaktverfolgung die Eindämmung der Pandemie. Digitale Transformation macht das moderne, mobile Leben gerade in Städten in vieler Hinsicht komfortabler und sicherer. Für Unternehmen der Energie- und Wasserversorgung bietet sie zudem enorme Chancen zur effizienteren Gestaltung von Prozessen, beispielsweise im Bereich der Netzsteuerung, des Netzbetriebs oder des technischen Anlagenmanagements. Auch für die Versorgung mit Trinkwasser ist die Digitalisierung von zunehmender Bedeutung. Ferngesteuerte Wasserwerke, digitale Wasserzähler oder dreidimensionale Leitungsscans: In vielen Bereichen der Trinkwasserversorgung helfen digitale Anwendungen und Techniken, Arbeitsprozesse zu optimieren und die betriebliche Effizienz zu steigern. Gerade auch in diesen Zeiten mit den besonderen Herausforderungen durch Corona haben es digitale Prozesse überhaupt erst ermöglicht, die sichere Versorgung mit Energie und Wasser aufrecht zu erhalten. Dadurch hat die Digitalisierung einen mächtigen Schub erfahren. Manche, darunter auch kleinere Versorger, konnten im Eiltempo den Grad ihrer Digitalisierung steigern. Es galt zum Beispiel, Teams räumlich voneinander zu trennen, um die Versorgung der Menschen auch unter besonderen Umständen sicher zu stellen. Oder auch, Mobile-Offices in Fahrzeugen einzurichten, um beispielsweise die Dr. Wolf Merkel, seit Februar 2020 Vorstand Ressort Wasser des DVGW. © DVGW Digitalisierung bei der Wasserversorgung. © DVGW 15 3 · 2020 TR ANSFORMING CITIES FORUM Standpunkt Baustellen zu koordinieren und zu überwachen. Geografische Informations-Systeme, Instandhaltungsdatenbanken für Netzteile und Komponenten sind bewährte Beispiele der digitalen betrieblichen Realität. Klar ist: Ohne die Möglichkeit des kontaktlosen, dezentralen und mobilen Arbeitens gäbe es in diesen Zeiten nicht die hohe Prozess-Sicherheit, die in kritischen Infrastrukturen wie die der Versorgungswirtschaft unabdingbar ist. Auch wenn die Einschränkungen in Zusammenhang mit Corona eines Tages überwunden sein werden, werden Versorgungsunternehmen weiter daran arbeiten, die Vielzahl ihrer Prozesse - von der Gewinnung und Aufbereitung des Trinkwassers über Transport, Verteilung und Speicherung des Wassers ebenso wie Kundenservices, Qualitätsüberwachung und Administration - digital auszurichten. Dazu stehen ihnen Schlüsseltechniken wie Qualitätssensoren, Modellierungen, Cloud-Computing oder Künstliche Intelligenz zur Verfügung. Durch deren Zusammenwirken wird die Grundlage für die Konstruktion und die Anwendung digitaler Technologien und damit der digitalen Transformation geschaffen. Wir werden sie benötigen - zur Bewältigung des Klimawandels, des demografischen Wandels, der Nitratverschmutzung - also der wichtigen Zukunftsaufgaben, deren Lösung auch dann drängt, wenn Corona längst Geschichte ist. Im Zusammenhang mit der Anwendung digitaler Technologien treten oftmals Fragen auf: Gibt es für die Digitalisierung in der Trinkwasserversorgung spezifische Rahmenbedingungen? Was ist zu berücksichtigen, wenn ich mein Unternehmen stärker digitalisieren möchte? Oder auch: Welche Erwartungen bzgl. Digitalisierung stellen die Kunden an ihren Wasserversorger? Antworten darauf gibt ein neues Online- Informationsangebot auf www.dvgw.de/ digitalisierung-wasserversorgung. Dort wird zudem eine Auswahl heute bereits vorhandener und zum Teil etablierter Nutzungsmöglichkeiten der Digitalisierung in der Wasserwirtschaft vorgestellt, zum Beispiel Building Information Modeling, Trinkwasserprognosen oder Augmented Reality. Die Webapplikation „Reifegradcheck Wasser 4.0“ unterstützt Wasserversorger dabei, Erkenntnisse über den digitalen Entwicklungsstand ihres Unternehmens zu gewinnen und zu bewerten. Dabei werden nicht nur technologische Merkmale der Digitalisierung betrachtet, sondern auch Anforderungen an Organisation und Unternehmenskultur. Auf Basis der Auswertungen kann eine zielführende individuelle Digitalisierungsstrategie entwickelt werden. Das Tool steht unter www.reifegradcheck-wasser.de allen Trinkwasserversorgern zur Verfügung. Lizenzen können über diese Website beim IWW angefordert werden. Der stetigen Entwicklung der Digitalisierung in der Energie- und Wasserwirtschaft widmet sich auch die Kongress-Tochtergesellschaft des DVGW mit einer Online-Veranstaltungsreihe. Die Zweite Praxiswerkstatt Digitalisierung behandelt vom 16. bis 18.- September 2020 in vier Online-Modulen die Themen intelligente Netzsteuerung, Betriebsoptimierung von Wassersystemen, Technisches Anlagenmanagement, Predictive Maintenance und Smart City. Fachvorträge und innovative Projektpitches geben den Rahmen für die virtuellen Themen-Tische, an denen die Diskussion zu Anwendbarkeit, Erfahrungen und Herausforderungen von Digitalisierung in der Praxis der Energie- und Wasserwirtschaft vertieft wird - ganz nach dem Motto „von Vorreitern der Branche lernen“. Zielgruppen der Online-Veranstaltung sind Geschäftsführer und Leiter der Bereiche IT, Innovation, Unternehmensentwicklung, Netze, Betrieb und Asset Management von Versorgungsunternehmen, Stadtwerken und Netzbetreibern sowie aus den Branchen Armaturen, Messtechnik, Leitungs- und Tiefbau, IT-Dienstleistung und Beratung. Die digitale Umsetzung der Praxiswerkstatt in einer eigens für Online-Formate programmierten virtuellen Plattform der DVGW Kongress GmbH bietet Raum, Erfahrungen zu teilen, Strategien zu schärfen und mit neuen Playern der Branche in Kontakt zu treten. Weitere Informationen: https: / / dvgw-kongress.digital/ digitalisierung DVGW unterstützt Branchenunternehmen mit Informationsangeboten und IT-Tool CaviLine - der Sickertunnel aus Beton + Ideal zur Kombination mit einer Regenwasserbehandlung + Preiswerte Lösung für Versickerungsanlagen + Hohe Stabilität - befahrbar bis SLW 60 + Schnelle Montage bei flacher Bauweise + Gesamte Anlage zugänglich nach DGUV Regel 103-003 + Beton ist ökologisch, robust und langlebig Mall-Neuheit 2020 Literatur-Tipp pp 1 I Ratgeber Regenwasser 2018 Ökologie aktuell Rückhalten, Nutzen, Versickern und Behandeln von Regenwasser Mall GmbH Ratgeber für Kommunen und Planungsbüros Ratgeber Regenwasser 8. Auflage · 2020 www.mall.info 36 Seiten, DIN A4 8. Auflage 2020 Preis € 15,00 inkl. MwSt zzgl. Versandkosten ISBN 978-3-9803502-2-8