eJournals Transforming cities 6/1

Transforming cities
tc
2366-7281
2366-3723
expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2021-0016
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2021
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Auswirkungen von Covid-19 auf den Status quo der urbanen Mobilität

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2021
Philipp Riegebauer
In diesem Artikel werden die Auswirkungen von Covid-19 gemäß einer für EIT Urban Mobility durchgeführten Umfrage in 14 europäischen Städten zum Umsetzungsstand von Mobilitätslösungen und der zugehörigen Literatur beschrieben. Die Maßnahmen des öffentlichen Sektors werden analysiert, um einen Einblick in mögliche Lösungen zu erhalten sowie um gegenwärtige und zukünftige Perspektiven der städtischen Mobilität aufzuzeigen.
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61 1 · 2021 TR ANSFORMING CITIES THEMA Lehren aus der Pandemie Auswirkungen von Covid-19 auf den Status quo der urbanen Mobilität Maßnahmen des öffentlichen Sektors zur Anpassung städtischer Mobilitätssysteme Städtische Mobilitätssysteme, urbane Mobilität, Umsetzungsstand von Mobilitätslösungen Philipp Riegebauer In diesem Artikel werden die Auswirkungen von Covid-19 gemäß einer für EIT Urban Mobility durchgeführten Umfrage in 14- europäischen Städten zum Umsetzungsstand von Mobilitätslösungen und der zugehörigen Literatur beschrieben. Die Maßnahmen des öffentlichen Sektors werden analysiert, um einen Einblick in mögliche Lösungen zu erhalten sowie um gegenwärtige und zukünftige Perspektiven der städtischen Mobilität aufzuzeigen. Das Virus Covid-19 erzeugt eine gesundheitliche und wirtschaftliche Krise. Einer der wichtigsten Aspekte der Ansteckung ist der persönliche Kontakt, der bei der Mobilität von Stadtbewohner*innen sehr präsent ist. Daher wird angenommen, dass die städtischen Mobilitätssysteme neben dem internationalen Reiseverkehr mit am stärksten von der Pandemiekrise betroffen sind. Covid-19 und die sozialen Distanzierungsmaßnahmen haben somit die stadtgestaltenden Kräfte grundlegend beeinflusst. Die Pandemie hat die negativen Agglomerationseffekte (Ansteckungsgefahr) exponentiell erhöht und die Ausnutzung positiver Agglomerationseffekte (Produktion und städtische Annehmlichkeiten) erschwert. Daher hat die Pandemie viele Probleme geschaffen, die gelöst werden müssen - unter anderem die zunehmende Sorge der Bürger*innen um ihre Sicherheit und Gesundheit. Städte versuchen, diesen Herausforderungen mit verschiedenen strategischen Ansätzen zu begegnen - die meisten davon lassen sich in drei Hauptkategorien zusammenfassen: Nahverkehrsplanung, nahtlose Intermodalität und Neugestaltung des öffentlichen Raums. © TheOtherKev auf Pixabay 62 1 · 2021 TR ANSFORMING CITIES THEMA Lehren aus der Pandemie Um einen Eindruck von den Auswirkungen der Pandemie im urbanen Umfeld aus erster Hand zu bekommen, wurde eine Gruppe von 14 Städten befragt und interviewt. Die Umfrage zeigt zwar eine große Vielfalt europäischer Städte, die Stichprobe ist jedoch zu klein, um für statistische Analysen verwendet werden zu können. Des Weiteren wurde die Umfrage zu einem Zeitpunkt durchgeführt, als sich das Verständnis der Auswirkungen von Covid-19 auf verschiedene städtische Funktionen und Systeme noch in der Anfangsphase befand. Daher sollten die Ergebnisse als eine Momentaufnahme der Situation betrachtet werden. Dennoch liefern sie ein allgemeines Bild, womit eine qualitative Diskussion über die Auswirkungen der Pandemie auf urbane Mobilitätssysteme ermöglicht wird. (Bild 1) Einfluss von Covid-19 auf Mobilitätsplanung Bei der Pandemie handelt es sich nicht nur um eine Gesundheits-, sondern auch um eine Wirtschaftskrise. Investitionen in zukünftige Mobilität sind in der Privatwirtschaft zurückgegangen, was sich im Abbau von Arbeitsplätzen und an verschobenen Innovationsprojekten bei großen Automobilherstellern zeigt. Der Fokus vieler Unternehmen, die im Bereich der urbanen Mobilität tätig sind, liegt derzeit auf der Bewältigung der Krise, da eine sinkende Mobilitätsnachfrage auch zu sinkenden Umsätzen führt. Im Gegensatz dazu gaben 46 % der befragten Städte an, dass diese ihre Mobilitätsstrategie und geplanten Projekte weiterverfolgen konnten, ohne sie aufzuschieben. Bei weiteren 30 % der befragten Städte führte die pandemische Entwicklung zu einer Zunahme der Aktivitäten und die Implementierung von Mobilitätsstrategien wurde beschleunigt. Soziale Distanzierung Das Bedürfnis nach sozialer Distanzierung während der Pandemie hat Auswirkungen auf viele Aspekte unseres städtischen Zusammenlebens. Erstens stellt sie die Vorteile der städtischen Dichte in Frage, die als zentraler Parameter nachhaltiger Stadtmodelle gilt. Zweitens zeigt es, wie begrenzt die Ressource des öffentlichen Raums in kompakten Maßnahme Nein Ja Ja, Ja, Ja, aber es ist nur eine kurzfristige Maßnahme (wird nach der Pandemie beendet) und wird auch nach der Pandemie beibehalten, da es Teil der Mobilitätspläne war und wird nach der Pandemie beibehalten, obwohl es nicht Teil der Mobilitätspläne war Ausbau von Gehwegen/ Fußgängerzonen in Straßen 47 % 53 % 0 % 53 % 0 % Ausgewiesene Liefer-/ Ladezonen für Restaurants, Gewerbebetriebe und die Abholung von Schulessen 53 % 47 % 18 % 12 % 18 % Schließen oder begrenzen des Durchgangsverkehrs auf ausgewählten Straßen, im Freiräume zu schaffem 64 % 36 % 7 % 21 % 7 % Einsatz von IT-Anwendungen zur Regelung der Nutzung von öffentlichen Räumen 71 % 29 % 21 % 7 % 0 % Bild 1: Einfluss von Covid-19 auf die Mobilitätsplanung in den befragten Städten. © Riegebauer Tabelle 1: Maßnahmen, die mit Fokus auf die Sicherheit der Fußgänger*/ Anwohner*innen in den letzten Monaten in den Städten umgesetzt wurden. 63 1 · 2021 TR ANSFORMING CITIES THEMA Lehren aus der Pandemie Maßnahme Nein Ja Ja, Ja, Ja, aber es ist nur eine kurzfristige Maßnahme (wird nach der Pandemie beendet) und wird auch nach der Pandemie beibehalten, da es Teil der Mobilitätspläne war und wird nach der Pandemie beibehalten, obwohl es nicht Teil der Mobilitätspläne war Regelungen zur Unterstützung aktiver Verkehrsmittel (Radfahren und Gehen) 29 % 71 % 0 % 71 % 0 % Pop-up-Radwege 80 % 20 % 7 % 13 % 0 % Klassifizierung von Fahrradgeschäften als systemrelevante Dienstleistungen 69 % 31 % 8 % 15 % 8 % Kostenloser oder ermäßigter Zugang zu Fahrrädern/ E-Rollern an 80 % 20 % 7 % 13 % 0 % Tabelle 2: Maßnahmen, die mit Fokus auf den Fahrradverkehr in den letzten Monaten in den Städten umgesetzt wurden. Städten verfügbar ist. Die temporäre Vergrößerung des Fußgängerraums (durch Sperrung eines Teils des Straßenraums für den motorisierten Verkehr), die Regulierung der Straßenraumnutzung (Einbahnstraßen für Fußgänger) oder die Regulierung des Zugangs (durch Zeitfenster und Liefer- und Ladezonen) waren einige kurzfristige Maßnahmen, die zur Optimierung der Nutzung des öffentlichen Raums umgesetzt wurden. Der Einsatz von IT-Anwendungen und Sensorik zur Nutzungsregelung von öffentlichen Räumen wird mehrheitlich nicht in den befragten Städten umgesetzt. (Tabelle 1) Fahrradverkehr Eine Maßnahme, die viele Städte während der Pandemie ergriffen haben und die in den Medien besonders hervorgehoben wurde, ist der Ausbau oder die Schaffung neuer Fahrradwege. Dabei wurde in vielen Fällen den Fahrrädern der bisher für Kraftfahrzeuge vorgesehene Platz zur Verfügung gestellt. Die Förderung der Fahrradnutzung entsprach nicht nur vielen Mobilitätsstrategien, sondern erwies sich während der Pandemie auch als eine spürbar sichere Art der Fortbewegung. Einige Städte sind schon seit Jahren dabei, ihre Radweginfrastruktur zu verbessern, und die Pandemie hat dazu beigetragen, diese Pläne zu beschleunigen. Bei der für EIT Urban Mobility durchgeführten Studie wurde in den Umfrageergebnissen eine Diskrepanz bei den Antworten festgestellt, welche sich auf Maßnahmen zur Förderung der Fahrradnutzung in den Städten bezogen. Die überwiegende Mehrheit der Städte hat in den letzten Monaten keine Maßnahmen wie „Bau von Pop-up-Fahrradwegen“, „Klassifizierung von Fahrradgeschäften als systemrelevante Dienstleistungen“ und „Angebot von kostenlosem oder vergünstigtem gemeinsamen Zugang zu Fahrrädern oder E-Scootern“ umgesetzt. Diese Städte haben die Gelegenheit nicht ergriffen, sie auszuweiten, und nur eine Stadt kündigte an, dass diese provisorischen Maßnahmen bald dauerhaft werden. Die Mehrheit der Städte implementierte jedoch Regelungen zur Unterstützung aktiver Verkehrsmittel wie Radfahren und Gehen. Es gilt dann die Frage zu beantworten, welche Regelungen umgesetzt wurden, wenn die drei abgefragten konkreten Maßnahmen der Umfrage von der Mehrheit der Städte verneint wurden. Provisorische Infrastruktur wie Pop-up-Fahrradspuren sind eine gute Notfallstrategie. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Städte noch weiter gehen müssen. Maßnahmen, die nach der Pandemie beibehalten werden sollen, aber nicht bereits Teil der Mobilitätspläne waren, gibt es fast nicht. Änderungen im Mobilitätsverhalten brauchen eine gute administrative Unterstützung und Pop-up-Radwege müssen in dauerhafte Lösungen überführt werden. Andernfalls kann es passieren, dass, sobald der Verkehr zurückkehrt, die Fahrradnutzung wieder sinkt. (Tabelle 2) Öffentlicher Verkehr Bisher scheint ein gewisser Konsens darüber zu bestehen, dass das Infektionsrisiko bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel mit der Expositionszeit (Fahrzeit), dem Verhalten der Fahrgäste und der Verwendung von Selbstschutzmaßnahmen (Schweigen und Masken), dem Gedränge und den Lüftungsbedingungen zusammenhängt. Der öffentliche Verkehr ist besonders von der sozialen Entfremdung betroffen und hat einen seiner großen Vorteile verloren: die Fähigkeit, Menschenmengen zu bewegen. Mit weniger Ressourcen aufgrund des Rückgangs des Fahrkartenverkaufs muss der öffentliche Verkehr verbessert werden, indem die Frequenz erhöht und hohe Hygienestandards sichergestellt werden. Auch bei der geteilten Mobilität ist Sauberkeit ein Hauptthema. Deshalb haben seit Beginn der Pandemie Städte nach und nach Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung des Virus 64 1 · 2021 TR ANSFORMING CITIES THEMA Lehren aus der Pandemie Erfahrungen durch kurzfristige Reaktionen auf Covid-19, wie z. B. die Rückgewinnung von Straßenraum für Fußgänger können in langfristige Möglichkeiten zur Umgestaltung transferiert werden. Aus dem Verhalten der Bevölkerung während der Pandemie abgeleitet lohnt es sich das Verkehrssystem auf flexiblere und skalierbare Verkehrsträger zu verlagern und es mit Mikromobilitätsoptionen weiter zu integrieren. Die Zuweisung eines größeren Anteils des öffentlichen Raums an nachhaltige Verkehrsmittel wird als hilfreich gesehen, um der durch die Pandemie eingeleiteten Verlagerung hin zur individuellen Mobilität entgegenzuwirken. Für Kommunalverwaltungen Unterstützung bei der Beschleunigung von Projekten zur Förderung aktiver Verkehrsmittel unter Ausnutzung aktueller Veränderungen im Nutzerverhalten. Für politische Entscheidungsträger und Förderprogramme auf nationaler und EU-Ebene Richten Sie Ihre Dienstleistungen an den politischen Zielen für das zukünftige Mobilitätssystem aus. Es müssen Kommunikationskampagnen durchgeführt werden, die auf die Risikowahrnehmung der Nutzer während und nach der Pandemie bei Nutzung öffentlicher Verkehrsangebote abzielen. Für Mobilitätsdienstleister in öffentlichen Verkehrsmitteln zu verlangsamen. In der für diese Studie durchgeführten Umfrage schrieb die Mehrheit der Städte die Verwendung von Masken vor (87 %), verstärkte die Kommunikation über die Hygiene im öffentlichen Verkehr (73 %) und erarbeitete Protokolle für die umfassende Reinigung von Fahrzeugen des öffentlichen Verkehrs ein (69 %). Interessanterweise planten 23 % dieser Städte, die Reinigungsprotokolle auch nach der Pandemie beizubehalten, während 46 % eine kurzfristige Maßnahme in Betracht zogen. In ähnlicher Weise gaben 21 % der Befragten an, dass sie die Kommunikationsaktivitäten zur Hygiene im öffentlichen Verkehr fortsetzen werden, während 53 % dies nach der Pandemie nicht tun werden. Obwohl diese Zahlen nur einen Eindruck davon vermitteln, welche Maßnahmen in Zukunft verlängert werden könnten, werden die langfristigen Auswirkungen, welche auch nach dem Ende der Pandemie und der Rückkehr zu einer normalen Zeit Bestand haben könnten, deutlich. Temperaturkontrollen an (Bus-) Bahnhöfen wurden mit großer Mehrheit nicht als Möglichkeit zur Verringerung des Infektionsrisikos bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel eingesetzt. (Tabelle 3) Empfehlungen Die Umfrageergebnisse zeigen, dass das Zeitfenster für Städte immer noch offen ist, um die Verhaltensänderungen, die die Pandemie hervorgerufen hat, zu nutzen und eine nachhaltige Transformation ihrer urbanen Mobilität voranzutreiben. Schließlich müssen lokale Regierungen und Verkehrsbehörden den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie im Verkehrssektor große Aufmerksamkeit schenken, um bestehende und aktuelle Herausforderungen zu bewältigen. Bild 2 zeigt relevante Empfehlungen zur Mitigation der in der Umfrage erfassten Auswirkungen von Covid-19 auf städtische Mobilitätssysteme. Dabei ist es sinnvoll, die Handlungsoptionen auf EU-, nationaler und kommunaler Ebene sowie für städtische Mobilitätsdienstleister zu unterscheiden. Schlussfolgerungen Der Artikel zeigt auf, dass die veränderten Anforderungen an urbane Mobilitätssysteme nicht nur ein Problem darstellen, sondern auch als eine Chance begriffen werden können, positive Veränderungen zu beschleunigen. Vor dem Ausbruch der Covid- 19-Pandemie waren die europäischen Städte dabei, Maßnahme Nein Ja Ja, Ja, Ja, aber es ist nur eine kurzfristige Maßnahme (wird nach der Pandemie beendet) und wird auch nach der Pandemie beibehalten, da es Teil der Mobilitätspläne war und wird nach der Pandemie beibehalten, obwohl es nicht Teil der Mobilitätspläne war Verpflichtende Verwendung von Masken in öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus, U-Bahn, etc.) 13 % 87 % 67 % 13 % 7 % Verstärkte Kommunikation über die Hygiene von öffentlichen und gemeinsam genutzten Mobilitätsoptionen 27 % 73 % 53 % 13 % 7 % Erstellung von Protokollen für die häufige, umfassende Reinigung von Fahrzeugen 31 % 69 % 46 % 8 % 15 % Temperaturkontrollen an Bahnhöfen/ Busbahnhöfen 92 % 8 % 0 % 8 % 0 % Tabelle 3: Maßnahmen, die mit Fokus auf öffentliche Verkehrsmittel in den letzten Monaten in den Städten umgesetzt wurden. Bild 2: Empfehlungen zur Mitigation der Auswirkungen von Covid-19 auf städtische Mobilitätssysteme [1]. © Riegebauer 65 1 · 2021 TR ANSFORMING CITIES THEMA Lehren aus der Pandemie ihre Mobilitätsparadigmen zu verändern - und sie tun es immer noch. Wie aus der Auswertung der Umfrage in den Tabellen 1 bis 3 hervorging, haben nicht alle Städte die gleichen Maßnahmen mit den gleichen Absichten (kurzfristig versus langfristig) umgesetzt. Innerhalb der EU gibt es eine Vielzahl von lokalen und nationalen Subventionen und staatlicher Unterstützung, so dass verschiedene Städte in verschiedenen Ländern von unterschiedlichen Szenarien profitieren. Unterschiedliche Szenarien können in verschiedenen Städten gefunden werden:  Es gibt Städte, die ihre Pläne oder Infrastrukturen im Vergleich zu den bereits bestehenden kaum verändert haben,  andere mussten aufgrund von Personalumsetzungen und Budgetbeschränkungen die meisten ihrer strategischen Pläne auf Eis legen, um dringendere Gesundheitsbedürfnisse, die durch die Pandemie entstanden sind, in Angriff zu nehmen,  wieder andere hatten die Chance, neue Mobilitätsprojekte, die sie in der Pipeline hatten, voranzutreiben, da die Notwendigkeit von Veränderungen durch die Pandemie noch deutlicher wurde. Wie aus den Umfrageergebnissen hervorgeht, erwies sich Covid-19 dementsprechend nicht als entscheidender Faktor in den städtischen Mobilitätssystemen. Covid-19 erwies sich allerdings als Beschleuniger für die Stadtentwicklung. Die Städte haben sich mit der Pandemie nicht radikal verändert, sondern sie haben sich angepasst und in einem höheren Tempo weiterentwickelt, mit bereits existierenden Lösungen, die aber noch nicht in einem größeren Maßstab eingesetzt wurden. Damit scheint es, dass einige Städte ihre langfristigen Mobilitätsstrategien nicht überdenken, sondern im Gegenteil die Covid-19-Maßnahmen nutzen, um einige von ihnen zu fördern:  Die Zunahme von taktischem Urbanismus zur temporären Rückgewinnung von Straßenraum (zur Verbreiterung von Gehwegen oder zur Schaffung von mehr Platz für Gastronomie) kann zu einer dauerhaften Neugestaltung des öffentlichen Raums führen, um die Begehbarkeit von Quartieren zu verbessern.  Die Entwicklung des Fahrradnetzes (sowohl auf Ebene der städtischen Fahrspuren als auch der interurbanen Express-Korridore) als Reaktion auf den Rückgang der Kapazitäten des öffentlichen Verkehrs kann diese Transportart konsolidieren.  Das Leben in einer Nachbarschaft, in sauberer und ruhiger Umgebung, mit weniger Autos auf den Straßen, mit Anbindung an lokale Dienstleistungen, kann das soziale Bewusstsein für die Lebensqualität erhöhen. Der Klimawandel, die Gesundheit in den Städten, die soziale Eingliederung und der Zusammenhalt, die wettbewerbsfähige Wirtschaft, neue Regierungsmodelle und Innovationstechnologien stellen die wichtigsten Herausforderungen für die urbane Mobilität dar. Es gilt die aktuelle Krise auch zu nutzen, um langfristig widerstandsfähigere und klimafreundlichere urbane Mobilitätssysteme zu schaffen. Auch wenn die Pandemie in naher Zukunft ein Ende finden könnte, werden die Herausforderungen der urbanen Mobilität aus der Zeit vor der Pandemie weiter bestehen. [1] Informationen zur Hauptstudie: Diesem Artikel liegen Umfrageergebnisse aus 14- Städten zum Umsetzungsstand von Mobilitätslösungen in europäischen Städten zugrunde. Die Erfassung wurden im Rahmen der „Covid-19 Thought Leadership“-Studie, gefördert durch den EIT Urban Mobility, durchgeführt. Der Artikel fokussiert sich auf die Detailauswertung der Frage „Welche Maßnahmen haben Sie in ihrer Stadt in den letzten Monaten implementiert“? Im Vergleich zur Gesamtstudie werden für diese Frage zusätzliche Aspekte aufgezeigt. Die vom Themenspektrum breiter angelegte Gesamtstudie [1] enthält unter anderem Herausforderungen, Anforderungen und Strategien eines nachhaltigen urbanen Mobilitätssystems, Best-Practices und sie benennt wirtschaftliche Auswirkungen von neuen Mobilitätslösungen. Weitere Autoren des Kapitels „Auswirkungen von Covid-19 auf städtische Mobilitätssysteme” der EIT Urban Mobility Hauptstudie „Covid-19 Thought Leadership“ Studie sind Jana Helder, Miguel Mósca und Gretel Schaj von BABLE Smartcities aus Stuttgart. Innovative Use-Cases zu Mobilitätslösungen von europäischen Städten auf der BABLE Smartcities Website: https: / / www.bable-smartcities.eu/ explore/ use-cases.html LITERATUR [1] EIT Urban Mobility: Covid-19 Thought Leadership Study. Erscheint Anfang März 2021, abrufbar unter https: / / www.eiturbanmobility.eu Dr. Philipp Riegebauer Consultant BABLE Smartcities Kontakt: philipp@bable-smartcities.eu AUTOR