eJournals Transforming cities 6/2

Transforming cities
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expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2021-0038
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Leerstand, nicht Stillstand

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2021
Alexandra Ulrich
Elif Kälberer
Sarah Thiel
Paul Vogt
Nach Jahrzehnten eines investorenbestimmten Wohnungsmarktes sind heute die fehlenden Flächenressourcen wesentliches Hindernis gut gemeinter Wohnungspolitik. Ein weitgehend ungenutztes Flächenpotenzial ist gewerblicher Leerstand. Diesen als Wohnraum nutzbar zu machen, bedarf es nicht nur einer technischen Lösung und Umsetzungsstrategie, sondern auch der Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit bei Politik und Bevölkerung. Dieser Aufgabe hat sich der Verein Adapter e. V. aus Stuttgart angenommen. Das Konzept wird in Workshops und Aktionswochen mit potenziellen Nutzer*innen bereits erprobt. Dabei geht es auch um die Frage, wie viel Raum benötigt eine Person und wie kann das Zusammenleben im Leerstand gelingen? Parallel läuft die Entwicklung des Wohnmoduls. Der Prototyp kann dank Fördergeldern bis zum Sommer fertiggestellt werden und wird dann für einige Wochen in Stuttgart und Hamburg als „Diskussionsraum“ für alle Interessierten aufgebaut werden.
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66 2 · 2021 TR ANSFORMING CITIES THEMA Umbau zur Stadt der Zukunft Leerstand, nicht Stillstand Wohn-Zwischennutzung im gewerblichen Leerstand Wohnraum, Wohnformen, Leerstand, Zwischennutzung, Flächenverbrauch, Wohnmodul, Ko-Produktion Alexandra Ulrich, Elif Kälberer, Sarah Thiel, Paul Vogt Nach Jahrzehnten eines investorenbestimmten Wohnungsmarktes sind heute die fehlenden Flächenressourcen wesentliches Hindernis gut gemeinter Wohnungspolitik. Ein weitgehend ungenutztes Flächenpotenzial ist gewerblicher Leerstand. Diesen als Wohnraum nutzbar zu machen, bedarf es nicht nur einer technischen Lösung und Umsetzungsstrategie, sondern auch der Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit bei Politik und Bevölkerung. Dieser Aufgabe hat sich der Verein Adapter e. V. aus Stuttgart angenommen. Das Konzept wird in Workshops und Aktionswochen mit potenziellen Nutzer*innen bereits erprobt. Dabei geht es auch um die Frage, wie viel Raum benötigt eine Person und wie kann das Zusammenleben im Leerstand gelingen? Parallel läuft die Entwicklung des Wohnmoduls. Der Prototyp kann dank Fördergeldern bis zum Sommer fertiggestellt werden und wird dann für einige Wochen in Stuttgart und Hamburg als „Diskussionsraum“ für alle Interessierten aufgebaut werden. Hands off my tags! © Michael Gaida auf Pixabay 67 2 · 2021 TR ANSFORMING CITIES THEMA Umbau zur Stadt der Zukunft Wir stehen vor einem 12-geschossigen Gebäudekomplex in Stuttgart, nur wenige hundert Meter von der Innenstadt entfernt. Das heterogene Straßenbild besteht aus gut erhaltenen, sanierten Gründerzeit-Bauten und mehrgeschossigen Wohnhäusern aus der Nachkriegszeit. Die Erdgeschosse werden gewerblich genutzt - ein Yogastudio, ein kleiner Getränkemarkt, ein Kunstatelier. Auf dem Dach des Gebäudekomplexes prangt der Schriftzug einer bekannten deutschen Versicherung. Der Vorplatz ist großzügig angelegt, breite Treppen führen zum Haupteingang. Ein Wasserspiel plätschert vor sich hin, die Passierschranke ist heruntergelassen. Es ist ein sonniger Tag, doch die Jalousien des Bürogebäudes bleiben hochgefahren. Hinter den im Licht dunkel-spiegelnden Scheiben arbeitet keiner mehr, das Gebäude wurde bereits weitestgehend geräumt. Wir blicken auf einen von vielen gewerblichen Leerständen in deutschen Städten. Leerstand - was verstehen wir darunter? Zum einen die Aufgabe der ursprünglichen Funktion und damit die Abwesenheit von Nutzer*innen, zum anderen sprechen wir von einer zeitlichen Dimension. Ist diese länger als drei Monate, handelt es sich um strukturellen Leerstand. Dieser ist nicht (mehr) in der offiziellen Statistik erfasst. Gewerblicher Leerstand entsteht in wirtschaftlich dynamischen Städten durch Standortverlagerung oder den Umzug eines Unternehmens in neue Räumlichkeiten. Bei Gewerbeflächen, gerade bei größeren Arealen, kann die Phase bis zum Mieter- oder Eigentümerwechsel durchaus fünf bis zehn Jahre dauern. Auf der anderen Seite finden sich für ältere Bürokomplexe häufig jedoch kein Nachmieter, weil Grundrisstypen und geringe Deckenhöhen den Ansprüchen einer zeitgemäßen Büronutzung nicht mehr entsprechen und eine Sanierung aufwendig ist. Der Nutzungszyklus sinkt und Bürogebäude werden oft aus Mangel an Nachfrage oder Umnutzungskonzepten abgerissen. Das ist nicht nur aus ökologischen Gesichtspunkten reine Verschwendung: Denn das Potenzial des gewerblichen Leerstands, als Möglichkeitsfenster für experimentelle Umnutzungskonzepte und neue Formen der kooperativen Stadtentwicklung, bleibt ungenutzt. Eine stärkere Auseinandersetzung mit dem gewerblichen Leerstand und eine temporäre Verfügbarmachung der Flächen in Form von Zwischennutzungen könnten Antworten auf drängende Fragen des urbanen Lebens geben. Die Stadt endet nicht an der Wohnungstür Als Mieter fühlen wir uns häufig machtlos gegenüber dem Wohnungsmarkt. Auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung müssen wir unter Umständen nehmen, was wir kriegen können. Dabei sollte unsere Wohnung ein Ort sein, der uns Freiheiten gibt. Sie ist der von uns selbst gestaltete Mikrokosmos im gesellschaftlichen Gefüge. Hier können wir uns vom Öffentlichen zurückziehen, uns erholen, selbstbestimmte und persönliche Vorstellungen vom Zusammenleben zum Ausdruck bringen. Zugleich ist das Wohnen einem Wandel unterworfen. Klassische Haushaltskonstellationen werden seltener oder entsprechen nicht mehr den aktuellen Lebensrealitäten. Wohnen und Arbeiten sind nicht mehr in einem modernistischen Sinne klar räumlich voneinander getrennt. Im Gegenteil: Nutzungsmischung im Quartier und innerhalb des Gebäudes ist Bestandteil der sich immer weiter verdichtenden Städte. Überhaupt steigen die sozialen, ökonomischen und ökologischen Erwartungen und Forderungen an den urbanen Raum. Unsere Städte sollen kompakter, grüner, gerechter und produktiver werden. In all dem sollten wir nicht vergessen, welchen Stellenwert die Wohnnutzung einnimmt. Die Stadt und was wir unter dem Begriff der Urbanität verstehen, funktioniert nur in Verbindung mit den Bewohner*innen. Denn sie sind es, die durch ihr Verhalten, ihre Tätigkeiten und Aneignung, Orte definieren und gesellschaftliches Leben mitgestalten. Die Privatheit gehört also genauso zur Stadt wie die Öffentlichkeit und muss sich gleichermaßen im Kontext der Stadt behaupten. Dennoch ist der Umgang mit dem Thema Wohnen oft ambivalent. Die meisten Menschen tendieren dazu, im Bereich Wohnen verhältnismäßig konservativ zu agieren, sich an Gewohntem zu orientieren und es passiert leicht, dass die gesellschaftlichen Ansprüche und die persönlichen mit zweierlei Maß gemessen werden. Die Wohnung wird mehr und mehr zu einem vom städtischen Kontext losgelösten Bereich, in dem es zu einem regelrechten Innovationsstau kommt. Daher ist es essentiell, die Thematik sichtbar zu machen und einen praktischen und erlebbaren Zugang zum Thema zu schaffen, der die Perspektive verändern und neue Möglichkeiten eröffnen kann. Dabei geht es nicht in erster Linie um „die Wohnung“, sondern um ein Verständnis davon, was es bedeutet „zu wohnen”. Es gilt, einen Anspruch auf die Mitgestaltung unserer Wohnpraktiken zu 68 2 · 2021 TR ANSFORMING CITIES THEMA Umbau zur Stadt der Zukunft erheben und diese weiterzuentwickeln, um bei den steigenden Anforderungen an die Stadt das Wohnen nicht mehr in einer reinen Reproduktionspraxis zu isolieren. Wir brauchen Möglichkeitsräume, um neue Wohnformen zu testen, den sozialen Umgang miteinander nicht nur auf zufällige Begegnungen zu beschränken und voneinander zu lernen. Neue Grundrisstypen und Gebäudetypologien, neue Akteurs- und Prozessstrukturen oder das Anpassen von Planungsinstrumenten und rechtlichen Rahmenbedingungen sind dabei ebenso wichtig, wiedas Erarbeiten eines gemeinsamen Verständnisses von Quartier und Nachbarschaft. Es braucht unkonventionelle Ansätze, um Kreativität zu wecken und innovative Antworten zu finden. Zwischennutzungen als Aktionsforschung Die Beschäftigung mit dieser Herausforderung im Rahmen eines freien Semesterprojektes am Städtebau-Institut der Universität Stuttgart führte zur Gründung des gemeinnützigen Vereins Adapter. Um sich den wandelnden Lebensrealitäten und Wohnbedürfnissen anzunähern, greift das Konzept von Adapter auf die Aktivierung von gewerblichen Leerständen im Rahmen von Zwischennutzungen zurück. Zwischennutzungen, die nicht selten Übergangsphasen im Nutzungskontinuum von Gebäuden oder öffentlichen Räumen darstellen, definieren sich vor allem durch ihre zeitliche Begrenzung. Gerade durch diesen temporären Charakter entstehen so ideale Orte für das Testen neuer Wohn- und Lebensformen, die in ein reales Umfeld eingebettet werden. Denn da sie einer anderen Logik als der etablierter Planungsinstitutionen oder renditeorientierter Marktmechanismen folgen, können in ihrem Kontext ergebnisoffene Prozesse stattfinden, die gleichsam unkonventionelle Ansätze und Akteurskonstellationen mit einschließen und fördern. Dementsprechend bieten Zwischennutzungen Raum für experimentelle Momente auf Zeit und werden von uns als ein Format urbaner Aktionsforschung verstanden. Sie bieten - in einem Wechselspiel von Wissensanwendung und Wissenserzeugung - die Chance den eigenen Entwurf mit der Realität zu konfrontieren und akteurs- und ortsspezifische Erkenntnisse zu integrieren. Durch die Festsetzung eines definierten Zeitraumes können hier unter den Bedingungen der Wirklichkeit neue Ansätze erprobt und reflektiert werden. Der Forschungskontext ermöglicht darüber hinaus eine Weitergabe des gewonnenen Wissens an mögliche Folge-Nutzungen bzw. -Projekte. Auf diese Weise können Zwischennutzungen als Pioniernutzungen Impulse für eine kommende Nutzung der Flächen geben oder allgemeine Handlungsempfehlungen für die Baupraxis formulieren. Einer Schlüsselrolle kommt hierbei den Eigentümer*innen der Gewerbeflächen zu, die mit ihrer Bereitschaft für den ergebnisoffenen Aktivierungsprozess der Immobilien zu innovativen, gesellschaftlich-relevanten Entwicklungen beitragen, sowie der Stadtverwaltung, die durch eine Befürwortung des unkonventionellen Ansatzes den Weg bereitet. Die Bespielung einer räumlichen Brachfläche durch eine (Wohn-)Zwischennutzung ist allerdings ebenfalls an raumspezifische Voraussetzungen gekoppelt. Die bauliche Struktur muss in diesem Sinne auch nach dem Ende der Zwischennutzung eine Unter einer Brücke in der Stadt steht eine öffentliche Wohnung. Sie wird nicht mehr durch ihre Wände beschränkt und ist den Blicken der Stadt ausgesetzt. Dadurch, zunächst ihrer Funktion als Rückzugsort beraubt, beginnt die Wohnung mittels performativen als auch interaktiven Formaten mit dem sie umgebenden öffentlichen Raum zu interagieren: Handlungen werden von dem privaten in einen öffentlichen Kontext gerückt, entwickeln so neue Dynamiken und werden zu gemeinschaftlichen Erfahrungen. Bei dieser Verschiebung des Blickwinkels geht es um das Ausloten und Erkennen von Grenzen, das Erspüren neuer Qualitäten und um das Hinterfragen unserer Wohngewohnheiten. (Bild 1) INSTALLATION „39QM“ Bild 1: Installation „39qm“. © Adapter e. V. 69 2 · 2021 TR ANSFORMING CITIES THEMA Umbau zur Stadt der Zukunft mögliche Folgenutzung gewährleisten. Um eine flexible Raumnutzung zu bewahren, braucht es daher einen behutsamen Umgang mit dem Bestand und reversible architektonische Eingriffe. Gleichzeitig stellt eine gemeinschaftliche Wohnnutzung auf Zeit im Leerstand bestimmte Anforderungen an ihre Bewohner*innen, sodass sie nicht auf alle Gesellschaftsgruppen gleich attraktiv wirkt. Einerseits müssen die individuellen Lebensumstände einen nur zwischenzeitlichen Wohnortwechsel zulassen können, andererseits muss eine gewisse persönliche Ereignis-Offenheit in Bezug auf den experimentellen Rahmen bestehen. Im Idealfall können Zwischennutzungen aber nicht nur das Leben von Nutzer*innen oder Bewohner*innen bereichern, sondern sie können gleichzeitig die umliegende Nachbarschaft bzw. Stadtgesellschaft aktiv mit in das Geschehen einbeziehen. In diesem Fall bildet die zwischenzeitliche Belebung des Leerstandes eine neue nachbarschaftliche Anlaufstelle aus, die Anreize zur weiteren Mitgestaltung - auch über die Dauer einer temporären Nutzung hinaus - des städtischen Nahraumes durch die Anwohnerschaft schaffen kann. Zwischennutzungen entfalten ihr Potenzial am besten, wenn sie als Werkzeug städtischer Planung eingesetzt werden, was sowohl neue Vorstellungen des städtischen Lebens experimentell erprobt, als auch zur Teilhabe an eben jenem anregt. In der Konsequenz erreichen sie mit ihrer Forschungsintention und ihrem Standpunkt in der Nachbarschaft höhere Akzeptanz, um neue, unübliche Nutzungsideen zu generieren: für die Stadtbevölkerung bis hin zu den politischen und privatwirtschaftlichen Instanzen. Das Handwerkszeug von Adapter Um neue gemeinschaftliche Wohnformen in der Alltagsrealität zu erproben, verfolgen wir konkret den Plan, eine etwa zwei Jahre dauernde Wohn- Zwischennutzung in einem gewerblichen Leerstand umzusetzen. Zur Annäherung an dieses Vorhaben und um zu gewährleisten, dass sich durch die Zwischennutzung neue Erkenntnisse für die Wohnbaupraxis generieren lassen, entwickeln wir eigene aktionsbasierte Forschungsmethoden und Werkzeuge und führen Untersuchungen in verschiedensten Maßstäben und Zeiträumen durch. Wir organisieren kürzere Testphasen und Impulsprojekte, bauen 1: 1-Mock-ups und entwickeln Beteiligungsworkshops, in denen wir das Thema des gemeinschaftlichen, urbanen Wohnens untersuchen. Dabei suchen wir nach räumlichen Antworten auf Bedürfnisse und Anforderungen an das urbane Wohnen und wollen das Bewusstsein für Wohnbedürfnisse und Stadträume bei allen Beteiligten zu steigern. In Workshops regen wir an, sich mit dem eigenen Wohnverhalten auseinander zu setzen, um Bewohner*innen Werkzeuge zur Untersuchung des Wohnalltags an die Hand zu geben. So können sie bewusst mit Unvorhergesehenem, Konflikten, Irritationen und Inspirationen umgehen und zu neuen tragfähigen Ansätzen für gemeinschaftliches, urbanes Wohnen beitragen. Ziel ist, in der Auseinandersetzung mit persönlichen Wohnvorstellungen neue tragfähige Ansätze für gemeinschaftliches urbanes Wohnen zu erproben. Für eine Zwischennutzung braucht es nicht nur die räumliche Vorstellungskraft und eine Sensibilisierung für gemeinschaftliches Wohnen. Dem Bild 2: Workshop „Wohn doch wie du willst“. © Adapter e. V. In einem leerstehenden Autohaus kommen 15 Personen zusammen. Sie diskutieren über Orte an denen sie sich wohl fühlen und entwickeln daraus Bilder für ein Wohnung, die in Interaktion mit der Stadt steht. Im Dialog und individuell, in verschiedenen räumlichen Situationen mit unterschiedlichen Graden an Privatheit setzen sich die Teilnehmenden mit Fragen des Wohnempfindens auseinander. Wie fühle ich mich in verschiedenen Situationen? Was fehlt mir beim Wohnen? Perspektivwechsel. Was braucht die Umgebung? Was will ich als Bürger*in der Stadt? Welche Synergien können sich ergeben? (Bild 2) WORKSHOP „WOHN DOCH WIE DU WILLST“ 70 2 · 2021 TR ANSFORMING CITIES THEMA Umbau zur Stadt der Zukunft leerstehenden Gebäude muss mit einer architektonischen Lösung begegnet werden, die Antworten auf bauliche, technische und bau-physikalische Fragen gibt. Hierfür haben wir ein modular aufgebautes Paneel-System für den Innenausbau entwickelt. Mit diesem Paneel-System kann zum einen ein schneller und flexibler Ausbau umgesetzt werden, zum anderen die Raumgestaltung partizipativ und experimentell erprobt werden. Das System ist so konzipiert, dass die einzelnen Teile von höchstens zwei Personen von Hand durch Treppenhäuser und Türen getragen werden können. Es ist von den späteren Nutzer*innen selbst montierbar und ermöglicht eine Vielzahl von Aufbauvariationen. Nach dem Ende der Nutzungsphase kann das System wieder in seine Einzelteile zerlegt und an einem anderen Ort erneut aufgebaut werden. Die Paneele werden zu unterschiedlich großen Räumen gefügt, die alle Funktionen des Wohnens aufnehmen können. Auch während einer Nutzung kann die Raumaufteilung angepasst werden. Der Aspekt des Selbstbaus ermöglicht eine „erprobende Raumgestaltung”. Nutzer*innen können die Räume selbstständig anpassen und sind involviert in den Aufbau ihres Zuhauses auf Zeit. Das Paneel-System ist so nicht nur Werkzeug zur Nutzbarmachung von temporär zur Verfügung stehenden Flächen, sondern auch ein Mittel, um die Raumgestaltung selbst zu untersuchen und neue Ansätze zu entwickeln. Was brauche ich? Worauf kann ich verzichten? Ansprüche an den Raum werden direkt erfahren. Vom Leerstand zur neuen Wohnkultur Wir stehen vor einem 12-geschossigen Gebäudekomplex in Stuttgart, nur wenige hundert Meter von der Innenstadt entfernt. Auf dem Vorplatz parkt ein Mann sein Fahrrad und trägt seine Einkäufe in das Gebäude. Die Fenster im Erdgeschoss sind geöffnet, im Innenraum kocht eine Gruppe Studierender gerade in der offenen Gemeinschaftsküche. Am Eingang ist eine Infotafel aufgebaut, die über das Modellprojekt „Wohn-Zwischennutzung im gewerblichen Leerstand“ informiert und zum nächsten Infoabend einlädt. Im Foyer ist ein Mock-up des Paneelsystems aufgebaut. Eine paar Interessierte bekommen gerade die Funktionsweise von einer Bewohnerin des Der gemeinnützige Verein Adapter beschäftigt sich mit neuen Perspektiven zum Urbanen Wohnen und hat zum Ziel, den sozialen Austausch und Möglichkeiten zur Mitgestaltung in der Stadt zu stärken. Der Verein ist Mitglied des bundesweiten Netzwerks „Urbane Liga“. Diesen Sommer ist Adapter e. V. mit einem Wohnmodul des Paneel-Systems in verschiedenen deutschen Städten unterwegs. www.adapter-stuttgart.de ADAPTER E. V. Bild 3: Paneel-System. © Adapter e. V. Leerstandes erklärt. In den oberen Stockwerken findet das Paneel-System bereits seine praktische Anwendung. Mehrere Wohncluster verteilen sich in den offenen Bürogrundrissen. Private und gemeinschaftliche Bereiche werden durch die Anordnung der Paneele geschaffen. Manche Bewohner*innen haben ihre eigene Nasszelle, andere teilen sich ein Bad. In der Mitte des Raumes trifft sich gerade eine Arbeitsgruppe, um ein gemeinsames Hausfest zu planen, zu dem die ganze Nachbarschaft eingeladen wird. So oder so ähnlich könnten zukünftig leerstehende Gewerbebauten temporär (um)genutzt werden und neue Impulse für das Wohnen geben. Während leerstehende Wohngebäude immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden und durch Zweckentfremdungsverbote als Wohnraum verfügbar bleiben sollen, birgt der gewerbliche Leerstand noch unentdecktes Potenzial, um neue Wohnformen in Form einer Zwischennutzung zu testen. Adapter möchte die Aufmerksamkeit auf dieses Möglichkeitsfenster richten und neue Ansätze für eine Nutzer*innen-getragene Wohnkultur mitgestalten. Alexandra Ulrich Adapter e. V. Kontakt: ulrich@adapter-stuttgart.de Elif Kälberer Adapter e. V. Kontakt: kaelberer@adapter-stuttgart.de Sarah Thiel Adapter e. V. Kontakt: thiel@adapter-stuttgart.de Paul Vogt Adapter e. V. Kontakt: vogt@adapter-stuttgart.de AUTOR*INNEN WISSEN FÜR DIE STADT VON MORGEN w w w.tr a n s f o r m i n g c iti e s . d e / e i n z e l h e f tb e s t e ll e n w w w.tra n s f o r min g c iti e s . d e / m a g a z in a b o n ni e r e n Digitalisierung versus Lebensqualität Big Data | Green Digital Charter | Kritische Infrastrukturen | Privatheit | Sharing-Systeme 1 · 2016 Was macht Städte smart? URBANE SYSTEME IM WANDEL. DAS TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHE FACHMAGAZIN Mit veränderten Bedingungen leben Hochwasserschutz und Hitzevorsorge | Gewässer in der Stadt | Gründach als urbane Klimaanlage |Baubotanik 1 · 2017 Stadtklima URBANE SYSTEME IM WANDEL. DAS TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHE FACHMAGAZIN Lebensmittel und Naturelement Daseinsvorsorge | Hochwasserschutz | Smarte Infrastrukturen | Regenwassermanagement 2 · 2016 Wasser in der Stadt URBANE SYSTEME IM WANDEL. DAS TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHE FACHMAGAZIN URBANE SYSTEME IM WANDEL. DAS TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHE FACHMAGAZIN Verbrauchen · Sparen · Erzeugen · Verteilen Energiewende = Wärmewende | Speicher | Geothermie | Tarifmodelle | Flexible Netze | Elektromobilität 2 · 2017 2 · 2017 Stadt und Energie URBANE SYSTEME IM WANDEL. DAS TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHE FACHMAGAZIN Erlebnisraum - oder Ort zum Anbau von Obst und Gemüse Urban Farming | Dach- und Fassadenbegrünung | Grüne Gleise | Parkgewässer im Klimawandel 3 · 2016 Urbanes Grün URBANE SYSTEME IM WANDEL. DAS TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHE FACHMAGAZIN 1 · 2017 Die Lebensadern der Stadt - t für die Zukunft? Rohrnetze: von Bestandserhaltung bis Digitalisierung | Funktionen von Bahnhöfen | Kritische Infrastrukturen 4 · 2016 Städtische Infrastrukturen URBANE SYSTEME IM WANDEL. DAS TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHE FACHMAGAZIN Die Vielschichtigkeit von Informationsströmen Smart Cities | Automatisierung | Mobilfunk | Urbane Mobilität | Datenmanagement | Krisenkommunikation 3 · 2017 Urbane Kommunikation URBANE SYSTEME IM WANDEL. DAS TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHE FACHMAGAZIN Angri ssicherheit · Betriebssicherheit · gefühlte Sicherheit IT-Security | Kritische Infrastrukturen | Notfallkommunikation | Kaskadene ekte | Vulnerabilität | Resilienz 4 · 2017 4 · 2017 Sicherheit im Stadtraum URBANE SYSTEME IM WANDEL. DAS TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHE FACHMAGAZIN Was macht Städte smart? 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DAS TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHE FACHMAGAZIN Gesund und sicher leben in der Stadt Gesund und sicher leben in der Stadt Innovativer und nachhaltiger Umgang mit knappem Stadtraum Stadtgrün | Gewerbegebiete | Nachkriegsmoderne | Stadt auf Probe | Reverse Innovation | Stadtverkehr 1 · 2019 URBANE SYSTEME IM WANDEL. DAS TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHE FACHMAGAZIN Leben und arbeiten in der Stadt Mit der Größe der Städte wachsen auch Risiken und Belastungen Vulnerabilität | Risikowahrnehmung | Prävention | Bürgerbeteiligung | Freiwilliges Engagement | Resilienz 2 · 2019 2 · 2019 URBANE SYSTEME IM WANDEL. DAS TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHE FACHMAGAZIN URBANE SYSTEME IM WANDEL. DAS TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHE FACHMAGAZIN Städte im Krisenmodus? Anpassungsstrategien an die Auswirkungen des Klimawandels Stadtklima | Grüne und blaue Infrastruktur | Schwammstadt | Stadtgrün | Urbane Wälder | Klimaresilienz 3 · 2019 URBANE SYSTEME IM WANDEL. 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