Transforming cities
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expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2021-0043
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Wasserversorgung in Zeiten des Klimawandels
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Knapp 6 000 Wasserversorger stellen Trinkwasser rund um die Uhr zuverlässig und in bester Qualität zur Verfügung. Dennoch zeigt der Klimawandel wie ein Vergrößerungsglas die Herausforderungen der Wasserwirtschaft auf: Zukünftig kommt es immer häufiger darauf an, die Folgen von Dürre und Starkregen zu mildern. In ausgedehnten Hitze- und Trockenphasen gilt es, Spitzenverbräuche beim Trinkwasser zu managen und die knappen Ressourcen qualitativ noch besser zu schützen. Zugleich stellen die zunehmenden Starkwetterereignisse erhöhte Anforderungen an den Schutz der Versorgungsstrukturen vor Hochwasser und die Flexibilität von Speichersystemen.
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4 3 · 2021 TR ANSFORMING CITIES FORUM Standpunkt Die Auswirkungen des Klimawandels werden immer extremer. Im Osten Deutschlands sind Mensch und Natur mit ausgedehnten Hitze- und Trockenperioden konfrontiert: Grundwasserspiegel sinken, Talsperren füllen sich nur mäßig. Im Westen dagegen fügten im Sommer 2021 schwere Unwetter und Überflutungen Menschen, ihrem Lebensraum und auch der Trinkwasser-Infrastruktur erhebliche Schäden zu. In Zukunft benötigen wir neue Antworten auf die Frage: Wie sorgen wir für eine sichere Wasserversorgung in einer lebenswerten Umwelt? In Städten wird zunehmend vor allem das Handling Wasserversorgung in Zeiten des Klimawandels Trinkwasser: Spitzen-Niveau kann langfristig nur durch erhöhte Schutzmaßnahmen gesichert werden Knapp 6 000 Wasserversorger stellen Trinkwasser rund um die Uhr zuverlässig und in bester Qualität zur Verfügung. Dennoch zeigt der Klimawandel wie ein Vergrößerungsglas die Herausforderungen der Wasserwirtschaft auf: Zukünftig kommt es immer häufiger darauf an, die Folgen von Dürre und Starkregen zu mildern. In ausgedehnten Hitze- und Trockenphasen gilt es, Spitzenverbräuche beim Trinkwasser zu managen und die knappen Ressourcen qualitativ noch besser zu schützen. Zugleich stellen die zunehmenden Starkwetterereignisse erhöhte Anforderungen an den Schutz der Versorgungsstrukturen vor Hochwasser und die Flexibilität von Speichersystemen. von „zu viel oder zu wenig Wasser“ eine Herausforderung: Mit Blick auf die prognostizierte künftige Häufung von Starkwetterereignissen gilt es, vorsorgende Maßnahmen zu treffen, um zum Beispiel mit Multi-Funktions-Speicherräumen und eigens angelegten Überflutungsflächen die Folgen von Unwettern und Hochwasser zu dämpfen. Daneben können aber auch Trocken- und Hitzephasen in städtischer Intensiv-Bebauung sehr belastend werden. Sie wechseln sich ab mit kurzen, sintflutartigen Regenfällen, die bislang ungenutzt in die Kanalisation wegfließen. Neue städtebauliche Konzepte zielen darauf ab, Regenwasser für die nachfolgenden Trockenzeiten zu speichern mit dem Ziel, beispielsweise Grünflächen, die das Stadtklima verbessern, in Phasen ohne Regen am Leben zu erhalten. Ein solches Umsteuern ist gerade auch in Bereichen gefragt, in denen Trinkwasser genutzt wird. Auch wenn Deutschland ein wasserreiches Land ist und wir auch in Zukunft aller Voraussicht nach genug Wasser zur Verfügung haben werden, so kam es gerade in den trockenen Sommern 2018 bis 2020 regional zu angespannten Versorgungssituationen. Um Situationen wie diese künftig zu vermeiden, kommt es mehr denn je darauf an, die Balance zwischen Wasserdargebot und Wasserbedarf auszutarieren. Verteilungskonflikte lassen sich nur umgehen, wenn Nutzungszugriffe bestmöglich gesteuert werden. Das Wasserrecht schreibt zwar den Vorrang zur Nutzung des Wassers zum Trinken, Kochen und für die Körperhygiene fest. Allerdings bedarf es vielfach klarerer Regeln und einer konsequenteren Umsetzung vor Ort. Der steigende Bedarf der Landwirtschaft, als einem wichtigen Abnehmer zur Beregnung der Dr. Wolf Merkel, Vorstand für das Ressort Wasser des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW). © DVGW Kosten für Anpassungsmaßnahmen. © DVGW 5 3 · 2021 TR ANSFORMING CITIES FORUM Standpunkt Unter den zukünftigen Herausforderungen für die Wasserwirtschaft ist der Klimawandel sicher eine der größten. Um ihr zu begegnen, bedarf es neben smarten Konzepten auch des intensiven Meinungs- und Erfahrungsaustausches zwischen Experten der Branche, Politik und Wissenschaft. Die gat|wat 2021 als Leitkongress der Branche legt einen Schwerpunkt darauf und bietet eine Plattform für den übergreifenden Diskurs. Deren Ziel ist, zu Lösungen beizutragen, die die Trinkwasserversorgung in Zeiten des Klimawandels zukunftsfest aufstellen. www.gat-wat.de Felder, muss beispielsweise in diesem Zusammenhang neu betrachtet werden. Um diesen Bedarf dauerhaft decken zu können, ist es notwendig, in Zukunft großräumiger zu denken und die gesamte Infrastruktur in den Blick zu nehmen. Zugleich ist die Versorgung wichtiger Abnehmer anzupassen, etwa mit Hilfe der Wiederverwendung von Wasser für die Industrie oder dem Einsatz wassersparender Beregnungstechniken in der Agrarwirtschaft. Künftig gilt es, den gesamten Wasserkreislauf in den Blick zu nehmen. Nachhaltige Bewirtschaftungskonzepte müssen Berücksichtigung finden, wenn es darum geht, den steigenden Wasserbedarf zum Beispiel der Landwirtschaft zu decken. Auch gilt es, die Entnahmerechte zu flexibilisieren. Um auf den akut ansteigenden Bedarf in Trockenphasen reagieren zu können, benötigen Wasserversorger die Option, vorübergehend mehr Wasser als vertraglich zugesichert entnehmen zu können. Weitere Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel sind auch baulicher Art. Sei es, dass Hochbehälter erweitert, neue Talsperren gebaut werden oder Fernleitungen Versorgungsgebiete verbinden: Der Aufwand - auch finanziell - zur Sicherung der Trinkwasserversorgung auf dem gewohnt hohen Niveau wird in Zukunft steigen. Wie stark, zeigt eine DVGW- Umfrage unter 180 Wasserversorgern im Frühjahr 2021: Die Mehrheit erwartet in den nächsten zehn Jahren etwa dreimal so hohe Aufwendungen wie in den letzten zehn Jahren. Ob dies reicht, um auch Extremwetterlagen wie der jüngsten Hochwasserkatastrophe begegnen zu können, werden die nächsten Jahre zeigen. LEITKONGRESS GAT|WAT 2021 Qualität ist viel wert www.kanalbau.com Bild: Münchner Stadtentwässerung Gütesicherung Kanalbau RAL-GZ 961 Stadt: München Regenauslasskanal Ungererstraße / Nordfriedhof Inbetriebnahme des Kanals: 1902
