eJournals Transforming cities 6/3

Transforming cities
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2366-7281
2366-3723
expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2021-0051
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Zukunftsbäume für die Stadt

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Joachim Bauer
Jens Dietrich
Mit der Broschüre „Zukunftsbäume für die Stadt“ wird ein handliches, sehr aussagekräftiges Kompendium von großem praktischem Wert angeboten, das die Suche nach robusten, klimaverträglichen Bäumen mit möglichst großer Standortamplitude erleichtern soll. Sie kann Fachleuten, Entscheidungsträgern, aber auch den Anwohnern bei öffentlichen Diskussionen, ein hilfreiches Instrument sein. Entscheidend für einen in der Zukunft stabilen städtischen Baumbestand ist die Auswahl geeigneter Arten und Sorten und die Notwendigkeit, eine möglichst breite Arten- und Sortenvielfalt in die Straßen, auf Wege und Plätze zu bringen.
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25 3 · 2021 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Stadtraum Die Sommermonate der letzten Jahre haben uns die Folgen des Klimawandels deutlich vor Augen geführt: In den Mittelgebirgen sind mittlerweile riesige Forstflächen monostrukturierter Fichtenbestände zusammengebrochen und auch die heimische Rotbuche fällt dort, wo sie die Reifephase erreicht hat, großflächig durch Schwächung und anschließender Komplexkrankheit aus. In ähnlicher Weise sind auch in den kommunalen Wäldern, in Straßen, auf Wegen und Plätzen Zukunftsbäume für die Stadt Stadtbäume, Klimawandelanpassung, Biodiversität Joachim Bauer, Jens Dietrich Mit der Broschüre „Zukunftsbäume für die Stadt“ wird ein handliches, sehr aussagekräftiges Kompendium von großem praktischem Wert angeboten, das die Suche nach robusten, klimaverträglichen Bäumen mit möglichst großer Standortamplitude erleichtern soll. Sie kann Fachleuten, Entscheidungsträgern, aber auch den Anwohnern bei öffentlichen Diskussionen, ein hilfreiches Instrument sein. Entscheidend für einen in der Zukunft stabilen städtischen Baumbestand ist die Auswahl geeigneter Arten und Sorten und die Notwendigkeit, eine möglichst breite Arten- und Sortenvielfalt in die Straßen, auf Wege und Plätze zu bringen. und in Grünanlagen der Städte und Gemeinden teils gravierende Ausfälle zu verzeichnen. Es zeigt sich aber auch, dass es Gehölze gibt, die vergleichsweise gut mit dieser Situation zurechtgekommen sind, und vor allem, dass Gehölzbestände, die ein größeres Artenspektrum aufweisen, grundsätzlich stabiler sind. Das Ziel muss deshalb der schrittweise Aufbau robuster und artenreicher Bestände sein. Nur so können unsere Gehölzbestände gegen die vielen verschiedenen, zurzeit vielleicht noch nicht auftretenden Schadorganismen und gegen die weiteren Folgen des Klimawandels gewappnet werden. Schon jetzt müssen sich die kommunalen Grünflächenämter mit zahlreichen Schadorganismen und den daraus resultierenden Folgen, die es vor einigen Jahren nur vereinzelt oder überhaupt nicht gegeben hat, auseinandersetzen. Der Aufbau stabiler und artenreicher Gehölzbestände kann jedoch nur erreicht werden, wenn Bild 1 (links): Titelblatt der Broschüre „Zukunftsbäume für die Stadt“. © GALK e. V. Bild 2 (rechts): Der Feldahorn ist eine heimische Baumart, die viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Auszug aus der Broschüre. © GALK e. V. 26 3 · 2021 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Stadtraum auch geeignete Arten und Sorten am für sie optimalen Standort gepflanzt werden. Viele der bisher im Straßenraum verwendeten Bäume sind nicht ausreichend an die sich abzeichnenden Klimaveränderungen, einhergehend mit zunehmender Trockenheit, höherer Strahlungsintensität und veränderter Niederschlagsverteilung, angepasst. Andere, bislang nur wenig verwendete oder in unseren Breiten nicht heimische Baumarten sind im Hinblick auf diese Veränderungen besser geeignet und sollten deshalb in Zukunft auch in stärkerem Maße im Straßenraum und in den Grünanlagen eingesetzt werden. Die Nachfrage nach Baumarten, die sich in dieser Situation auch künftig dauerhaft behaupten können, wird sich in den nächsten Jahren deshalb stetig erhöhen. Eine Entscheidungshilfe für alle mit der Planung und Ausführung von Baumpflanzungen befassten Verantwortlichen ist dringend erforderlich, fanden Vertreter der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) und des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) und erarbeiteten deshalb eine Zusammenstellung, in der bewährte und neue Zukunftsbäume vorgestellt werden (Bild 1). Die GALK-Straßenbaumliste, die Ergebnisse der bundesweiten GALK-Straßenbaumtests und die Erfahrungen des Baumschulverbandes bildeten die Grundlage dafür. Die GALK-Straßenbaumliste wird seit mittlerweile 45 Jahren vom Arbeitskreis Stadtbäume der Gartenamtsleiterkonferenz stetig fortgeschrieben und zur allgemeinen Nutzung bereitgestellt. Die Straßenbaumtests werden seit Mitte der 1990er Jahre in den Mitgliedsstädten des Arbeitskreises als Praxistests durchgeführt und deren Ergebnisse regelmäßig erfasst. Untersucht werden, neben neuen und Erfolg versprechenden Arten und Sorten, auch altbekannte Arten, die bislang in unseren Breiten jedoch nur selten oder in geringem Umfang als Straßenbäume verwendet werden (Bild 2). Hauptkriterium ist die Eignung der Baumarten am Extremstandort Straße unter Berücksichtigung der prognostizierten Klimaveränderungen. Dies vorausgesetzt, werden auch nicht heimische Baumarten an Bedeutung gewinnen. Sie sind im Hinblick auf die Klimaveränderungen oft besser geeignet und sollten deshalb in Zukunft auch in stärkerem Maße eingesetzt werden. Neben der Auswahl der geeigneten, standortgerechten Baumart muss aber auch der Standort selbst verstärkt in das Blickfeld der kommunalen Entscheidenden oder Landschaftsplanenden rücken. Für die optimale Ausgestaltung der Standorte sind in den vergangenen Jahren fachliche Anforderungen formuliert worden. Ziel ist es, die große Vielfalt geeigneter Baumarten für die jeweils konkrete planerische Aufgabe zu nutzen, denn eine der größten Herausforderungen des Klimawandels wird sein, den Baumbestand in den Städten so vielfältig wie möglich auszugestalten. Bei Betrachtung der Straßenbaumbestände fällt auf, dass diese in den meisten Städten noch zum größten Teil aus den drei Baumgattungen Linde, Ahorn und Platane bestehen. Hier gilt es, Schritt für Schritt eine größere Vielfalt bei der Pflanzenverwendung einzusetzen, um in Zukunft gegen die vielen verschiedenen und teilweise jetzt noch nicht bekannten Schaderreger gewappnet zu sein. Schon jetzt müssen sich die kommunalen Grünflächenämter mit Schädlingen und Krankheiten auseinandersetzen, die es vor einigen Jahren nur vereinzelt oder überhaupt nicht gegeben hat. Die Konzentration auf wenige Baumarten birgt große Risiken, denn beim Auftreten entsprechender Schadorganismen kann der Totalausfall einzelner Arten natürlich gravierende Auswirkungen auf den Gesamtbaumbestand einer Kommune haben. Der häufig gestellten Frage, ob es die eine „Super-Baumart“ gibt, muss eindeutig eine Absage erteilt werden. Es gibt eine solche nicht. Ziel muss es vielmehr sein, die Vielfalt an Arten im Straßenbaumbestand grundlegend zu erhöhen und die für den Bild 4: Die dornenlose Gleditschie ist eine Baumart, die gut mit trockenen Standorten zurecht kommt. © J. Bauer Bild 3: Die Blasenesche ist eine kleinwüchsige Baumart mit auffälligen Fruchtständen. © J. Dietrich 27 3 · 2021 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Stadtraum jeweiligen Standort geeignete Art oder Sorte einzusetzen. Nur so können Städte und Gemeinden auf den vorhersehbaren Klimawandel angepasst reagieren und künftig auftretenden Schadorganismen und Krankheiten entgegenwirken. Das Ziel der Vielfalt kann jedoch nur erreicht werden, wenn auch das Wissen über die entsprechend geeigneten Baumarten vorliegt. Aus diesem Grunde wurden aus den 175 in der GALK-Straßenbaumliste aufgeführten Arten und Sorten insgesamt 65 Spezies ausgewählt, beschrieben und illustriert. Diese Zukunftsbäume können die Grundlage bilden für die künftigen Straßenbaumpflanzungen und helfen, dass unsere Städte und Gemeinden auch weiterhin einen gesunden Baumbestand aufweisen. Dass die für Straßenräume geeigneten Bäume natürlich ebenso in Parks und Gärten verwendet werden können, versteht sich von selbst, denn sie sind zugleich auch - vielseitig verwendbare - Stadtbäume. Wer im harten Straßenraum überleben kann, schafft dies in der Regel auch in den Grünanlagen, denn Straßenbäume sind im besten Sinne Überlebenskünstler. Insofern sollten die in der Broschüre angebotenen Arten und Sorten auch für Planende und Verantwortliche von kommunalem und privatem Grün von Interesse sein, nicht nur für jene, die sich um die Straßenräume kümmern. Die ausgewählten Zukunftsbäume werden jeweils auf einer eigenen Seite mit den wichtigsten Informationen kompakt in einem Textkasten vorgestellt. Neben Herkunft, Höhe und Breite sind Wuchsform, Blatt- und Rindenbeschreibung, die Blütenfarbe und, in Zeiten des Klimawandels ganz wichtig, die Klimatoleranz aufgeführt. Hinzu kommen das Kriterium Straßenbaumtauglichkeit und die Besonderheiten des jeweiligen Baumes, also jene Merkmale, die für ihn charakteristisch sind. Ergänzt wird der Text durch selbsterklärende Symbole zu den Lichtansprüchen und zur Bienenfreundlichkeit. Gerade letztere ist ein in der Vergangenheit häufig unterschätzter Aspekt und kann, in Zeiten zunehmenden Insektensterbens, zumindest einen kleinen Beitrag zur Unterstützung der Wildbienen, Hummeln und natürlich auch der Zuchtbienen in unseren Städten leisten. Nun gilt es, sowohl die technischen Vorgaben, als auch den Appell zu größerer Vielfalt bei der Gehölzverwendung konsequent umzusetzen. Die gemeinsam vom GALK-Arbeitskreis Stadtbäume und dem Bund deutscher Baumschulen erstellte Broschüre „Klimabäume“ soll hierfür einen praxisbezogenen Beitrag liefern. Die interessierten Nutzerinnen und Nutzer finden in der interaktiven Online-Version der GALK-Straßenbaumliste unter www.galk.de zahlreiche weiterführende Informationen. Auf der GALK-Internetseite ist die Broschüre als e-book und als PDF abrufbar, ebenso auf der BdB- Website www.gruen-ist-leben.de. Funke Kunststoffe GmbH info@funkegruppe.de • Tel.: 02388 3071-0 www.funkegruppe.de M i t Z u l a s s u n g v o m D e u t s c h e n I n s t i t u t f ü r B a u t e c h n i k • DIBt-Nr. Z-42.1-572 Funke Baumwurzelbelüfter D-Raintank 3000 ® Für Bewässerung und Belüftung Funke Baumversorgung mit System - unterirdisch gut! für Neuanpflanzung und Sanierung Baumversorgung Funke Baumbewässerungswinkel Dr. Joachim Bauer Amt für Landschaftspflege und Grünflächen Stadt Köln joachim.bauer@stadt-koeln.de Jens Dietrich Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz, GALK e. V. Stadt Leipzig jens.dietrich@galk.de AUTOREN