eJournals Transforming cities 6/4

Transforming cities
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expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2021-0068
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Digitales Parkplatzmanagement

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Edwin Beerentemfel
Bei der urbanen Mobilität geht es nicht nur um Fortbewegung. Es geht auch um das Stehenbleiben: Das Parken verursacht sowohl Stadtplanern als auch Bewohnern gleichermaßen große Kopfschmerzen. Auch wenn das Parken in Städten und vor allem in Stadtzentren schon immer ein Problem war, so ist es mit zunehmender Urbanisierung, mit Megacities und Bevölkerungswachstum zu einem echten Reizthema geworden. Schätzungen zufolge wenden Autofahrer in deutschen Städten über 41 Stunden pro Jahr allein für die Parkplatzsuche auf. Ein enormer Zeitverlust, der dank smarter Technologien künftig nicht mehr hingenommen werden muss.
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6 4 · 2021 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Mobilität Verkehrsfluss und Parkplatzfrust Schlechtes Parkraummanagement führt zu Stress. Das belegte unlängst auch eine Multiscope- Studie im Auftrag von Axis Communications. 1 Die deutschen (33 %), österreichischen (38 %) und Schweizer Befragten (39 %) stören sich laut Umfrage am aller- 1 Das niederländische Marktforschungsunternehmen Multiscope befragte im Januar 2021 im Auftrag von Axis Communications insgesamt 4 500 Personen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Benelux-Ländern zu ihrem Sicherheitsempfinden, aber auch zu ihrer Einschätzung der Mobilität in Städten. meisten am schlechten Verkehrsfluss in einer Stadt. Die Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Parkplatz landeten auf der zweiten, schlechte Beschilderung auf der dritten Position. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die ersten beiden Störfaktoren eng zusammenhängen: Sind Fahrzeuge nur im Schritttempo unterwegs, um nach einem freien Platz zu suchen, hat das direkte Auswirkungen auf die Verkehrsbelastung. Statistiken zeigen, dass rund 30 % des innerstädtischen Verkehrs überhaupt erst durch die Parkplatzsuche verursacht wird. Deshalb wenden sich mehr und mehr Städte smarten Parkmanagementsystemen zu. Das Ökosystem aus Videokameras und smarten Parksensoren basiert auf dem IoT und Deep Learning an der Peripherie. Informationen zur Parksituation werden so gesammelt und zu einer zentralisierten Plattform zurückgesendet. Diese Daten werden dann über eine Smartphone-App mit Fahrern geteilt, sodass sie einen freien Parkplatz rasch finden, anfahren und belegen können. Regelmäßige Verkehrsanalysen zeigen, dass in Innenstädten eigentlich genügend Parkplätze vorhanden sind - sie werden von den Autofahrern nur nicht effizient genutzt. Bereits installierte Videosicherheitstechnik smart nutzen Um das Parkraummanagement zu verbessern, müssen Städte aber keine riesigen Summen in neue Technologien investieren: Vorhandene Videosicherheitstechnik kann ebenfalls smart genutzt werden, um Parkprobleme anzugehen. Eine Kombination aus Netzwerk-Kameras und Videoanalyse identifiziert freie Parkplätze und führt die Fahrer, in Verbindung mit einer Navigations-App, effizient dorthin. Solche Lösungen werden bereits in einigen internationalen Ballungsräumen wie in Brasilien oder Australien eingesetzt. Die Softwarelösung ParKam beispielsweise nutzt die in Parkhäusern und Städten installierten Sicherheitskameras von Axis Communications, um zum einen die Verfügbarkeit von Parkplätzen zu erfassen, zum anderen aber auch, um das Verkehrsverhalten zu prognostizieren. Am Flughafen Perth beispielsweise konnten die ParKam-Lösung und Digitales Parkplatzmanagement Smarte Technologien verbessern den Verkehrsfluss in der Stadt Mobilität, Verkehrsbelastung, Parkraum, Parkplatzmanagement, Digitalisierung Edwin Beerentemfel Bei der urbanen Mobilität geht es nicht nur um Fortbewegung. Es geht auch um das Stehenbleiben: Das Parken verursacht sowohl Stadtplanern als auch Bewohnern gleichermaßen große Kopfschmerzen. Auch wenn das Parken in Städten und vor allem in Stadtzentren schon immer ein Problem war, so ist es mit zunehmender Urbanisierung, mit Megacities und Bevölkerungswachstum zu einem echten Reizthema geworden. Schätzungen zufolge wenden Autofahrer in deutschen Städten über 41 Stunden pro Jahr allein für die Parkplatzsuche auf. Ein enormer Zeitverlust, der dank smarter Technologien künftig nicht mehr hingenommen werden muss. Bild 1: Vorhandene Videosicherheitstechnik kann smart genutzt werden. © Axis 7 4 · 2021 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Mobilität die vorhandenen Überwachungskameras die ständigen Staus in der Kurzparkzone auflösen. Hierfür justierte ParKam die installierten Kameras gemäß den Belegungs- und Kontrollsystemen neu. Mit Echtzeit-Bildverarbeitungsalgorithmen für das Videomaterial stellt die ParKam- Lösung nun fest, welcher Parkplatz frei bleiben wird, bis der Fahrer eintrifft. Durch die Analyse von Echtzeit- und historischen Daten ist es möglich, Spitzenzeiten in bestimmten Bereichen vorherzusagen und Autofahrer rechtzeitig darüber zu informieren, wenn kein Parkplatz verfügbar ist. Mithilfe von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen können Parkmanagement-Lösungen vor der Ankunft vorhersagen, wo die Chance am größten ist, einen freien Platz zu finden. Auf diese Weise werden die Autos effizienter verteilt. Das senkt den Frust im Stadtverkehr und verbessert den Verkehrsfluss erheblich. Automatische Erfassung von Parkverstößen Widerrechtliches bzw. unbefugtes Parken ist ein weiteres Problem, das im städtischen Raum zu zusätzlichen Staus führt. Eine Videoanalyselösung, die auch nachträglich in bestehende Netzwerk-Kameras integriert werden kann, schafft hier Abhilfe, indem sie Parkverstöße effizient erfasst und automatisch an die entsprechende Ordnungsinstanz meldet. Eine Videoanalyselösung kann mit mehreren Netzwerk-Kameras auf einer Länge von bis zu 100 m die einzelnen Fahrspuren mehrspuriger Straßen abdecken und automatisch ein Signal abgeben, wenn ein Fahrzeug eine Sperrzone blockiert. Die hochskalierbare Lösung lässt sich dabei so einrichten, dass mehrere Kameras eine ganze Allee überblicken. Datenschutz und digitales Parkplatzmanagement Digitales Parkplatzmanagement hat zur logischen Konsequenz, dass eine Reihe von Daten erhoben wird. Gleichzeitig ermöglichen die Technologien aber auch DSGVO-konforme Datenerhebungen. Eine Möglichkeit zum Datenschutz ist das Edge Computing: Diese dezentrale Datenverarbeitung ermöglicht es, DSGVOkonforme Anlagen zu planen, zu errichten und zu betreiben. Denn die personenbezogenen Daten bleiben direkt auf der Kamera, werden dort verarbeitet und nicht weitervermittelt - lediglich die Information über Belegung oder Nichtbelegung wird an die verknüpfte Software inklusive App weitergegeben. Als zweite Option gibt es die sogenannten „3D-Privatzonenmasken“, die von den meisten Dome-Kameras von Axis unterstützt werden. Ausgewählte Bereiche wie private Geschäfte oder Büros können damit für die Anzeige und Aufzeichnung gesperrt und maskiert werden. Die Maske wird auch dann aufrechterhalten, wenn die Kamera schwenkt, sich neigt oder zoomt, da sie sich dem Koordinatensystem der Kamera anpasst. Privatzonenmasken werden im Videostream als nicht transparente Farbflächen oder als verschwommene Bildelemente angezeigt. Den Datenschutz zu jeder Zeit zu gewährleisten ist mit Sicherheit eine der wichtigsten Säulen, um die Öffentlichkeit von den Vorteilen von smarten Videosicherheitslösungen in Städten und Kommunen zu überzeugen. Zuletzt kann digitales Parkplatzmanagement auch rein über Sensoren abgewickelt werden - also ganz ohne Kameras. Die meist im Boden oder an Straßenlaternen installierten Sensoren übermitteln dann lediglich den gesamten Belegungsstand eines Parkplatzes. Bilddaten werden nicht verarbeitet. Auch die Landeshauptstadt Düsseldorf verwendet diese Option in einem neuen Smart City-Projekt. Dort wird auf einem Teilstück des Fürstenwalls, zwischen Neusser- und Elisabethstraße, der Belegungsstand von rund 170 Parkplätzen mit Hilfe von an Laternen befestigten Sensoren erfasst und die Verkehrsdaten in Echtzeit ins Netz übertragen. Autofahrer können so jederzeit per Smartphone überprüfen, wo sich freie Parkplätze befinden. Faktor für Lebensqualität Der innerstädtische Verkehr ist ein entscheidender Faktor für die Lebensqualität einer Stadt: Er hat Auswirkungen auf die Umweltbelastungen des städtischen Raums, insbesondere auf die Luftqualität und den Lärmpegel, aber auch auf die Zeit, die Personen täglich durch Verspätungen im ÖPNV oder durch Staus verlieren. Um die Lebensqualität ihrer Bewohner zu verbessern, können Städte und Kommunen künftig auf Netzwerktechnologien setzen, die beim Verkehrsfluss und bei der Parkplatzsuche unterstützen. Edwin Beerentemfel Manager Global Partners & End Customers Middle Europe Axis Communications Kontakt: edwin.beerentemfel@axis.com AUTOR Bild 2: Parkverstöße können mit Videoanalyselösungen effizient erfasst und automatisch an die entsprechende Ordnungsinstanz gemeldet werden. © Axis