eJournals Transforming cities 7/2

Transforming cities
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expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2022-0032
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„EineStadt“ – wenn Städte digital werden

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Stefanie Fiedler
Die digitale Erfassung von Daten in Städten und Landkreisen ist nicht neu – doch die bloße Einführung von Excel-Tabellen, digitalen Karten und Dokumenten reicht oft nicht aus, um Abläufe einheitlich und übersichtlich zu gestalten. Eine ganzheitliche Lösung zur smarten Verwaltung des öffentlichen Lebens in einer Stadt ist mittlerweile unerlässlich: Sie digitalisiert tägliche organisatorische Aufgaben, vermeidet unnötige Zettelwirtschaft und vereinfacht dadurch Prozesse. Auch die Stadt Schwabmünchen nutzt so eine Anwendung bereits seit Jahren und weitet „EineStadt” auf immer mehr Bereiche aus.
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19 2 · 2022 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Kommunikation Der Schritt in Richtung Digitalisierung Schwabmünchen hat sich bereits vor einigen Jahren getraut und verwaltet so gut wie alle Objekte im öffentlichen Raum mittlerweile digital. Dafür nutzt die bayerische Stadt eine App, die den Umstieg denkbar einfach gemacht hat: „EineStadt“ heißt die intuitive und übersichtliche Anwendung, die mit Hilfe kleiner NFC- Chips die Kontrolle von Bäumen und vielen weiteren Objekten im öffentlichen Leben der Stadt ermöglicht. Natürlich funktioniert die Umstellung von analog auf digital nicht von heute auf morgen - und gerade in den älteren Generationen gibt es Sorgen und Zweifel. „Kann ich so ein neues System überhaupt bedienen? “ oder „Kann ich mich jetzt noch umgewöhnen? “ sind Fragen, die EineStadt nicht selten begegnen. Auch in Schwabmünchen war die Skepsis anfangs groß. Doch das Vorgehen war erfolgreich: „Die Mitarbeiter in Schwabmünchen haben sich die App erst einmal von uns zeigen lassen - und bereits nach wenigen Tagen mit dem System angefreundet“, sagt Gründer Michael Lodes stolz. Die App wurde ursprünglich für die digitale Kontrolle und Pflege von Bäumen entwickelt, da die Gründer von EineStadt den Bedarf hier selbst erkannt haben. Seitdem ersetzt der NFC-Chip an Schwabmünchens Bäumen die Nummernplakette und erleichtert Mitarbeitern der Stadt die Baumkontrolle. Da sich das Prinzip der Anwendung allerdings für so gut wie alle kontrollrelevanten Objekte eignet, wurde das Eine- Stadt-System in Schwabmünchen über die letzten Jahre zusätzlich auf Spielgeräte, Straßenlaternen, Hundetoiletten und Mülleimer erweitert. Da die App bei den Mitarbeiten so gut ankam, wurde sie auch auf die Verwaltung von Gebäuden, Grünflächen und Straßen ausgeweitet - und sogar Wasser- und Klärwerke können mit EineStadt ihre Objekte bereits digital verwalten. Mittlerweile arbeiten beispielsweise in Schwabmünchens Wasserwerk alle Zuständigen mit der App - teilweise sogar Mitarbeiter ohne privates Smart- „EineStadt“ - wenn Städte digital werden Wie die Stadt Schwabmünchen das Arbeiten im öffentlichen Raum vereinfacht Stefanie Fiedler Die digitale Erfassung von Daten in Städten und Landkreisen ist nicht neu - doch die bloße Einführung von Excel-Tabellen, digitalen Karten und Dokumenten reicht oft nicht aus, um Abläufe einheitlich und übersichtlich zu gestalten. Eine ganzheitliche Lösung zur smarten Verwaltung des öffentlichen Lebens in einer Stadt ist mittlerweile unerlässlich: Sie digitalisiert tägliche organisatorische Aufgaben, vermeidet unnötige Zettelwirtschaft und vereinfacht dadurch Prozesse. Auch die Stadt Schwabmünchen nutzt so eine Anwendung bereits seit Jahren und weitet „EineStadt” auf immer mehr Bereiche aus. Bild 1. Der NFC-Chip im Schacht kann einfach mit Tablet oder Smartphone eingescannt werden. © EineStadt 20 2 · 2022 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Kommunikation phone. Und es zeigt sich immer wieder: Es ist definitiv keine Voraussetzung, dass man mit Computer, Smartphone oder Tablet umgehen kann. Wie genau funktioniert die Verwaltung mit dem System? In EineStadt wird jedes Spielgerät, jeder Baum oder jedes andere kontrollrelevante Objekt in einem digitalen Kataster erfasst und auf der integrierten Karte später punktgenau verortet. Das weitere System basiert auf Nahfunkkommunikation: Ein kleiner, robuster NFC-Chip wird an den Objekten beispielsweise während einer Routinekontrolle angebracht. Der Chip kann dann einfach von Tablet, Smartphone und Co. eingescannt werden. Sämtliche Infos und Objektkoordinaten sind im EineStadt-System gespeichert und lassen sich über den Chip aufrufen. Auch Dokumentationen können direkt online hinterlegt werden. Durch den NFC-Chip und die hochpräzise Ortung mittels der integrierten Karte ist eine schnelle Identifikation des richtigen Objektes jederzeit gesichert. Seit etlichen Jahren sind schon so gut wie alle mobilen Geräte mit der passenden NFC-Funktion ausgestattet; die Chips haben sich mittlerweile etabliert und sind daher auch großflächig kostengünstig einzusetzen. NFC- Chips zeichnen sich besonders durch ihre Outdoorbeständigkeit und ihre lange Lebensdauer aus. Durch spezielle Beschichtungen sind sie wasserfest und benötigen keine Batterie. Grünflächen oder kontrollrelevante Straßen und Wege werden in der App einfach in eine digitale Karte eingezeichnet, im Hintergrund wird automatisch der Flächeninhalt berechnet. NFC-Chips werden hier nicht benötigt - in der Anwendung können trotzdem wie gewohnt alle Arbeiten an einer Fläche „scheckheftgepflegt“ dokumentiert werden. Möchte der Mitarbeiter in Schwabmünchen Besonderheiten, wie zum Beispiel Müllablagerungen festhalten, so kann er die betroffene Fläche einfach in der Karte öffnen und anschließend im digitalen Eingabeformular dokumentieren. Es reicht aus, dass er das Gerät in der Hosentasche hat: Sobald er in die Nähe einer Grünfläche kommt, um diese zum Beispiel zu mähen, wird das sofort im System quittiert. Verlässt der Mitarbeiter den Grünflächenbereich, wird die Standortaufzeichnung automatisch wieder gestoppt. Welche Vorteile bietet solch eine digitale Lösung einer Stadt? Dass Digitalisierung unabdingbar ist, liegt auf der Hand - ebenso wie die Vorteile, die ein allumfassendes Verwaltungs-Tool auch für Bauhöfe, Grünämter oder den städtischen Friedhof mit sich bringt. Abläufe werden langfristig gesehen stark vereinfacht und auch die rechtliche Absicherung, die durch eine lückenlose Historie gegeben ist, spielt eine immer wichtigere Rolle. Das Öffnen via NFC-Chip macht es möglich, jedes Objekt verwechslungsfrei zu identifizieren. Erfassung und Bearbeitung der Daten erfolgen einfach und konsistent, ohne dabei unübersichtliche Tabellen verwalten zu müssen. Unterschriften können digital gesetzt und Aufträge in Echtzeit von überall aus verteilt und bearbeitet werden - bei Bedarf auch von externen Firmen und Partnern. Details, wie eine Erinnerungsfunktion für anstehende Kontrollen, machen das System unersetzlich und verhindern, dass anstehende Kontrollgänge verpasst werden könnten. „Wartungsprotokolle können wir ganz nach unserem Geschmack Bild 2. Basisdaten zur Baumkontrolle auf dem Smartphone. © EineStadt Bild 3. Digitales Abfallmanagement. © EineStadt 21 2 · 2022 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Kommunikation erweitern“, sagt Thomas B., zuständiger Mitarbeiter für die Spielplatzsicherheit. Berührungsängste mit der „neuen Technologie“ sind nach eigenen Aussagen der Stadt Schwabmünchen unbegründet: Mitarbeiter aus allen Ebenen konnten den Chip immer ohne Probleme selber „programmieren“. Eine Bearbeitung der Daten ist mit jedem handelsüblichen Smartphone vor Ort möglich. Die Bedienung der App ist extrem intuitiv und verständlich, da sie stets in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern in der Praxis entwickelt wurde. Eine App für Homeoffice, Nachhaltigkeit und Nähe zu den Bürgern einer Stadt Das integrierte Bürgermeldesystem hat sich in den Gemeinden, die EineStadt nutzen, etabliert und wird begeistert angenommen. Bürger können ebenfalls mit ihrem Smartphone vor Ort einen Chip berühren und dann sogar ohne extra App-Download etwaige Probleme melden. Fast täglich kommen in Schwabünchen so Meldungen über defekte Straßenlaternen, volle Mülleimer oder beschädigte Spielgeräte über das System an der richtigen Stelle an. All das findet digital, also ohne unnötigen „Papierkram“ und Regale voller Ordner statt. Eine digitale Lösung macht Städte nicht nur smarter, sondern auch nachhaltiger und sorgt so dafür, dass auch ein positiver Aspekt für die Umwelt geleistet wird. Nicht zuletzt ein oft entscheidender Punkt in Zeiten von Corona, Homeoffice und Co.: Mit EineStadt ist eine dezentrale Verwaltung von anstehenden Auf- Stefanie Fiedler EineStadt GbR Kontakt: stefanie.fiedler@einestadt.de www.einestadt.com AUTORIN gaben jederzeit von überall aus möglich. Mitarbeiter können bereits von Zuhause Aufträge einsehen und direkt an die betroffenen Objekte fahren, um ihre Arbeit zu erledigen. Im System kann dann jeder Auftrag dezentral verwaltet und überblickt werden. Die Stadt Schwabmünchen und viele weitere Gemeinden machen es bereits vor und sind begeistert. Und auch weitere Verwaltungen und Unternehmen im Umkreis benutzen das System und haben schon mehrere 10 000 Objekte bechippt. Die Zukunft liegt im digitalen Management! Transport und Mobilität im Wandel: Das neue Unterwegs. Lesen Sie in der neuen Ausgabe 2|2022 von Internationales Verkehrswesen:  Mobilitätsmonitor - Fahrgastentwicklung im ÖPNV, Sharing-Angebot in Städten und Umlandgemeinden  Verbindung von Transportroboter und Shuttle für eine autonome Transportlösung  Fahrerloses Fahren auf der Straße und der Schiene  International: Effects of travel time variable message signs on-urban traffic  Potenzialanalyse vernetzter multimodaler Mobilität in der Schweiz  und vieles mehr … Erschienen am 18. Mai 2022. Jetzt kaufen und lesen: www.internationales-verkehrswesen.de/ einzelheft-bestellen