eJournals Transforming cities 7/2

Transforming cities
tc
2366-7281
2366-3723
expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2022-0035
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Future Skills für Zukunftsstädte

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Marko Siekmann
Ralf  Engels
Thorsten Pacha
Andreas Gunkel
Peter Helbig
Sylvia Gredigk-Hoffmann
Karsten Kerres
Am Beispiel der Erstellung des Abwasserbeseitigungskonzeptes (ABK) in Bochum wird aufgezeigt, wie wichtig fachbereichs- und städteübergreifende Zusammenarbeit ist und wie es gelingen kann, mit agilen Methoden die Transformation von Verwaltung vor dem Hintergrund der Megatrends Klimaanpassung und Wissensorganisation als Sozial- oder Verhaltens-Innovation (Future Skills) zu gestalten. Unterstützt durch die Standards und Spielregeln (Kultur) der Zukunftsinitiative Klima.Werk werden die Prozesse der Zusammenarbeit konzipiert und organisiert.
tc720032
32 2 · 2022 TR ANSFORMING CITIES THEMA Stresstest für Städte Veranlassung Politiker*innen und die Verantwortlichen in kommunalen Verwaltungen sehen sich einer zunehmenden Komplexität an Aufgabenstellungen gegenüber und der Notwendigkeit, ihr Handeln effektiver und effizienter zu gestalten. Äußere Treiber wie der Klimawandel, die Digitalisierung oder der Fachkräftemangel in Zusammenhang mit dem demografischen Wandel führen zu einer weiteren Steigerung der Komplexität, auf die die existierenden Strukturen und Prozesse nicht ausgelegt sind. Alles hängt mit allem zusammen, und die Vielzahl von Anforderungen zwingt Kommunen dazu, Anpassungen vorzunehmen. Dazu suchen sie nach geeigneten Vorgehensweisen, wie sie sektoral organisierte Governance-Strukturen anpassen und entwickeln können. Die vorhandenen, jedoch knappen Zeit-, Personal- und Wissensressourcen sollen so möglichst fachbereichs- und städteübergreifend für zukunftsbestimmende Querschnittsaufgaben genutzt werden. Die Stadt Bochum setzt bereits aktiv agile Führungs- und Managementinstrumente im Rahmen der „Bochum-Strategie“ (https: / / www.bochum.de/ die-bochum-strategie) sowie in ihrer Beteiligung an der Zukunftsinitiative „Klima.Werk“ der Kommunen im Emscher- und Lippe-Einzugsgebiet (https: / / www. klima-werk.de) ein. Dieses Vorgehen hat sie auf ein klassisch formales Verwaltungsinstrument - das Abwasserbeseitigungskonzept (ABK) - übertragen und damit einen weiteren Transformationsprozess innerhalb der Verwaltung angestoßen. Im Zuge der Erstellung des ABK wurde erstmals ein rechtlich vorgeschriebener Rahmen zu einem Handlungskonzept mit Hilfe eines agilen Planungs- und Umsetzungsprozesses weiterentwickelt, um die Themen Nachhaltigkeit und Klimafolgenanpassung als zentrale Aufgabenstellung innerhalb der Stadtverwaltung fachbereichsübergreifend zu verankern. Gemeinsam sollten integrale Lösungsansätze für die tägliche Arbeit realisiert und etabliert werden. Dabei wurde die Frage evaluiert, welche Future Skills (soziale Kompetenzen und Fähigkeiten für sektoren- und städteübergreifende Zusammenarbeit) notwendig sind, um sich den Herausforderungen der genannten zukunftsbestimmenden Querschnittsaufgaben stellen und die anstehenden Stresstests als Stadt und als Region bestehen zu können. Fachbereichs- und städteübergreifende Lösungen schaffen Im Rahmen des integralen Stadtentwicklungskonzepts „Bochum-Goldhamme“ sollte ein sozial benachteiligter Stadtteil umgestaltet werden. Für die Neugestaltung des Quartiers waren viele Akteur*innen der verschiedensten Fachbereiche erforderlich, die in einem ersten - noch eher unbewusst agilen - Arbeitsprozess die Quartiersentwicklung ermöglichen sollten. Konkret waren zum Beispiel das Amt für Stadtplanung, das Stadtumbaubüro des Quartiers, das Umwelt- und Grünflächenamt (Freiraumplanung) sowie das Tiefbauamt (Abteilung Straßen und Abteilung Entwässerung) integraler Bestandteil des Teams. Future Skills für Zukunftsstädte Agiles Zusammenarbeiten in sektoralen Verwaltungsstrukturen - am Beispiel des ABK in Bochum Wissensorganisation, Future Skills, Stadthygiene, Klimaresilienz, Sozial-Innovationen, komplexe Aufgaben gemeinsam als (Öko-) System lösen Marko Siekmann, Ralf Engels, Thorsten Pacha, Andreas Gunkel, Peter Helbig, Sylvia Gredigk-Hoffmann, Karsten Kerres Am Beispiel der Erstellung des Abwasserbeseitigungskonzeptes (ABK) in Bochum wird aufgezeigt, wie wichtig fachbereichs- und städteübergreifende Zusammenarbeit ist und wie es gelingen kann, mit agilen Methoden die Transformation von Verwaltung vor dem Hintergrund der Megatrends Klimaanpassung und Wissensorganisation als Sozial- oder Verhaltens-Innovation (Future Skills) zu gestalten. Unterstützt durch die Standards und Spielregeln (Kultur) der Zukunftsinitiative Klima.Werk werden die Prozesse der Zusammenarbeit konzipiert und organisiert. 33 2 · 2022 TR ANSFORMING CITIES THEMA Stresstest für Städte Bäume in Hochbeeten, deren Palisaden auseinandergebrochen waren, Bäume, die zu nah an den Häusern standen und die Räume verdunkelten und Freiflächen, die in die Jahre gekommen waren, veranlassten die Teammitglieder, das Straßenbild in Goldhamme gemeinsam grundlegend zu überdenken und zu überarbeiten. So wurden die straßenbegleitenden Stadtquartiersflächen neu organisiert sowie die alten Baumstandorte überplant und in Teilen neu angelegt, um die Aufenthaltsqualität im Freien zu erhöhen. In diesem Zug wurde die Verwendung und Nutzung des Oberflächenwassers aufgegriffen. Die Idee, das anfallende Regenwasser den Pflanzstandorten zuzuleiten, sollte in Bochum- Goldhamme erstmalig in Kooperation mit den beteiligten Akteur*innen in die Praxis umgesetzt werden. Dieses neuartige Entwässerungssystem musste den Kollegen*innen aus der Stadtverwaltung durch hinreichende Überzeugungsarbeit nähergebracht werden. Mögliche Bedenken, etwa aus dem Straßenbau (Überflutungsgefahr / Standfestigkeit) und dem Umwelt- und Grünflächenamt (Angst vor Vernässung des Wurzelraums / Wurzelfäule) mussten durch Zugeständnisse wie Neupflanzung bei Abgängigkeit eines Baums oder die Herstellung eines Notüberlaufs innerhalb des Sinkkastens ausgeräumt werden (Bild 1). Durch einen ständigen Austausch und eine offene Umgangsform im Team konnten pilothaft die ersten klimaangepassten Baumstandorte umgesetzt werden (Bild 2). Mittlerweile gehen die beteiligten Fachbereiche bei Stadtumbaumaßnahmen sowie Straßenumgestaltungen aktiv („agil“) aufeinander zu um zu prüfen, ob in ähnlichen Aufgabenstellungen eventuell Baumrigolen bzw. wassersensible Entwässerungselemente in den Planungsprozess eingebunden werden können. Zwischenzeitlich hat man sich darauf verständigt, dass das Regenwasser nicht mehr über Standard-Sinkkästen entwässert, sondern über die Schulter abgeleitet wird, um Bäume mit Oberflächenwasser zu versorgen. Die positiven Erfahrungen aus Goldhamme sowie die Möglichkeit der multifunktionalen Nutzung von Flächen und Infrastruktur sollten auf Seiten der Tiefbauamtsabteilung Entwässerung und Gewässer in einer Institutionalisierung von Klimaanpassungsmaßnahmen als Grundlage des täglichen Handelns münden. Dazu wurde im Rahmen der Erstellung des für das Jahr 2021 fortzuschreibenden Abwasserbeseitigungskonzeptes (ABK) das zentrale Handlungskonzept aller Abwasserbeseitigungspflichtigen erweitert und ergänzt. Kommunen in NRW sind dazu verpflichtet, ein ABK alle sechs Jahre aufzustellen bzw. fortzuschreiben Gießrand, H 30 cm, D = D Ballen Baumscheibenabdeckung, Splitt, Farbe rostrot hier mit: Einfassung aus Cortenstahl Straßenablauf, 500*500mm modifiziert mit Schlammfang 0,00 oberes Baumsubstrat (ca.3m³) auf Löß- / Lava- / Bims- / Sand- Basis, der Körnung 0 - 32 mm Dränrohr DN 100 (vliesummantelt) zur Baumbewässerung als Ring um den Ballenbereich Notüberlauf mit Anschluss an die Kanalisation 45 MN/ m2 Baumscheibe mit Regenwassereinleitung und 2 Baumsubstraten Februar 2018 ab Straßenniveau, Grube ohne Verbau anstehenden Boden auflockern 0,20m Einbau oberes Baumsubstrat bis auf Niveau des seitl. anstehenden Aufbaus unteres Baumsubstrat (ca.9m³): Grobschlag mit Schlämmsubstrat geschlitztes Rohr, DN 100 zur Wasserstandsmessung mit gesicherter Schutzkappe Geotextil als Trennlage zwischen Straßenaufbau und oberem Pflanzsubstrat Aufbau 0,55-0,65m +0,12 cm über OK Fahrbahn Holz-3-Bock mit Doppellattung 2,00m 1,20m Bauherr Planung/ B l i Umwe sowie Datum Index 01.02.2018 f 05.02.2018 g 13.02.2018 h Bild 1: Querschnitt einer Baumrigole zum Regenwasserrückhalt im Straßenraum. © Danielzik, Leuchter+Partner, Landschaftsarchitekten mbB 34 2 · 2022 TR ANSFORMING CITIES THEMA Stresstest für Städte und der zuständigen Bezirksregierung zur Genehmigung vorzulegen. In einem ABK werden die für die Abwasser- und Niederschlagswasserbeseitigung relevanten Aufgaben definiert und in Form von zu planenden Maßnahmen für den folgenden Zeitraum aufgestellt. Ziel ist eine gesicherte, schadlose und umweltgerechte Sammlung, Ableitung und Reinigung des im urbanen Raum anfallenden häuslichen und gewerblich-industriellen Abwassers sowie des Niederschlagswassers. Um eine neue Qualität des ABK als Handlungskonzept für eine klimaresiliente, nachhaltige Entwicklung der Stadt zu erreichen, hat Bochum im Sinne einer integralen Entwicklung die Klimafolgenanpassung als zentralen Handlungsbaustein in das ABK aufgenommen. Mit diesem intrinsischen Ansatz wurde ebenfalls die Bewertung des baulichen Zustandes des Entwässerungssystems auf Basis einer Substanzerhaltung neu gedacht und eine einheitliche Bewertung der Dringlichkeit von Maßnahmen geschaffen. Bei der Bildung und Priorisierung dieser Maßnahmen spielen Abhängigkeiten und Wechselwirkungen der einzelnen Informationen untereinander eine immer größere Rolle. Die extrem hohe Komplexität dieser raumzeitlichen Abhängigkeiten machte dieses Projekt zu einem idealen Piloten für den agilen Planungs- und Umsetzungsprozess, an dem bis zu 35 Personen aus unterschiedlichen Fachrichtungen in Teams mitarbeiteten. Der Prozess wurde auf eigenen Wunsch der Beteiligten durch externe Unterstützung begleitet, da das Methoden- und Prozesswissen im Team nicht ausreichend gesichert vorhanden war. Verwaltungshandeln erfolgreich transformieren Gemeinsam Verantwortung für das Ganze übernehmen In einer Auftaktveranstaltung zum ABK-Prozess wurden die Grundlagen für die kooperative Zusammenarbeit geschaffen. Jede*r formulierte aus seiner/ ihrer Zuständigkeit und persönlichen Sicht heraus, was für die Bürger*innen und die Stadt eine zukunftsweisende Lösung ist. Die großen Aufgabenpakete wurden miteinander skizziert und es wurde vereinbart, dass unterschiedliche Meinungen oder sogar Interessenkonflikte zu Inhalten und Vorgehen Schritt für Schritt miteinander gelöst werden. Dazu wurden Sprintteams gebildet, in denen sich Kolleg*innen selbstverantwortlich organisierten und Teilergebnisse produzierten. Das weitere Vorgehen wurde mit agilen Arbeitsmethoden (Kanban-Board, Scrum-Rollen usw.) organisiert. Im Team wurden die Prämissen des „agilen Mindsets“ (Haltung, Verhalten und Methoden) vereinbart. Wesentliche und werteorientierte „Standards und Spielregeln“ waren unter anderem (siehe auch Bild 3):  Alle verständigen sich auf die Handlungsrichtung, auch wenn aufgrund bisheriger Erfahrungen und der Entscheidungsspielräume keine Best-Lösungen zu erwarten sind.  Jede*r sorgt dafür, dass jede*r erfolgreich sein kann. Die Qualität des Miteinanders ist Grundlage dafür, dass in komplexen Aufgabenstellungen mit vielen Beteiligten eine bestmögliche Gesamtlösung entsteht. Bild 2: Baumrigolen im Straßenraum, Normannenstraße in Bochum. © Stadt Bochum 35 2 · 2022 TR ANSFORMING CITIES THEMA Stresstest für Städte  Aufgaben werden nicht vergeben oder zugeteilt. Jede*r handelt in seinem Rahmen und mit seinem Team, verantwortungsbewusst, indem der eigene (Leistungs-)Beitrag mit Vorgesetzten bzw. mit den Schnittstellen zu anderen Bereichen ausgehandelt und vereinbart wird. Statt auf Anweisungen zu warten, bringen alle im Gegenstromprinzip Vorschläge ein.  Fehler sind notwendiger Teil des Prozesses und bieten die Chance für Innovationen und Entwicklungen, an die zu Beginn niemand gedacht hat.  Der offene Austausch über wechselseitige Erwartungen sowie darüber, was gut gelungen ist und was sich jede*r als nächsten (Lern- und Arbeits-) Schritt vornimmt, sind Basis für die kooperative Zusammenarbeit und den Teamzusammenhalt.  Im Prozess der Umsetzung wird erlebt, welcher Gewinn entsteht, wenn verschiedene Zuständigkeiten als Community Verantwortung für den eigenen Beitrag und für das Gesamt-Ergebnis übernehmen, indem sie Wissen, Erfahrungen und Ressourcen teilen und zusammen das „Werk“ erstellen. Zu einer Wertegemeinschaft gehören Der ABK-Planungsprozess reiht sich nicht nur in den intrinsischen Auftrag zu einer klimaangepassten Stadtentwicklung aus der Bochum-Strategie ein. Er passt gleichsam auch zur Zukunftsinitiative „Klima. Werk“, einem Zusammenschluss von mittlerweile 53-Kommunen in der Emscher-Lippe-Region in NRW, in dem sich die Stadt Bochum intensiv engagiert. Alle Verwaltungsspitzen und die Akteur*innen in der Zukunftsinitiative haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Emscher-Lippe-Region zu einer „Klimaresilienten Region mit internationaler Strahlkraft“ zu transformieren. Der Fokus der Initiative liegt darauf, die urbanen Ballungsräume zu blau-grünen Zukunftsstädten werden zu lassen, in denen Wasser und städtisches Grün zentrale gestalterische Elemente der Stadtentwicklung werden. Im Rahmen der Zukunftsinitiative hat sich eine Kultur der Zusammenarbeit entwickelt, die keine Fachbereichs- und keine Stadtgrenzen kennt, sondern Personen und deren Wissen und Erfahrungen zusammenbringt und so vernetzt, dass für die gesamte Region Good Practice-Lösungen für eine nachhaltige Zukunft entwickelt werden. Gestützt durch die Legitimation zur Entwicklung der Region durch die Stadtspitzen (top-down) findet bottom-up der ABK-Planungsprozess durch die Mitarbeitenden statt. Erfahrungen und Ausblick - Future Skills für Zukunftsstädte Die gemeinsamen Erfahrungen der Stadt Bochum und der Städte entlang der Emscher gemeinsam mit der Emschergenossenschaft in der Zukunftsinitiative Klima.Werk zeigen, dass durch neue Arbeitsformate innovative Lösungen und neue Formen der Zusammenarbeitskultur gefunden werden können. Neben innovativen technischen Lösungen bedürfen neue Lösungen dementsprechend auch neuer Ansätze in der Bearbeitung und in der Arbeitskultur innerhalb von Verwaltungen. Für den Start eines solchen Transformationsprozesses lassen sich aus der ABK-Erstellung in Bochum folgende Erkenntnisse ableiten:  Agile Austausch- und Arbeitsformate zusammen mit einem agilen Mindset eignen sich, um agiles Verwaltungshandeln zu ermöglichen und zu entwickeln, wenn sie in die tägliche Arbeitspraxis einbezogen werden.  Die Qualität der Zusammenarbeit verbessert sich allein dadurch, dass durch agile Gesprächsformate auch nicht-fachliche Inhalte wie Befindlichkeiten, persönliche Sichtweisen etc. Platz haben, weil sie offen angesprochen werden können.  Die umfassende Ziel-, Rollen- und Auftragsklärung ist wesentlicher Erfolgsfaktor und in regelmäßigen Abständen zu bestätigen oder anzupassen.  Sprint-Planungen - inklusive Prozessreflexionen und Retrospektiven - sind zusammen so zu verankern, dass sie unverzichtbarer Bestandteil des Vorgehens sind. Sie beschleunigen die Prozesse der Entscheidungsfindung und erlauben paralleles Arbeiten, da für alle Beteiligten Überblick und Orientierung zunehmen. Bild 3: Grundsätze agiler Zusammenarbeit. © Peters & Helbig GmbH 36 2 · 2022 TR ANSFORMING CITIES THEMA Stresstest für Städte Dr.-Ing. Marko Siekmann Abteilungsleiter Stadt Bochum Tiefbauamt, Abteilung Entwässerung und Gewässer Kontakt: msiekmann@bochum.de Ralf Engels Stadt Bochum Tiefbauamt, Abteilung Entwässerung und Gewässer Kontakt: rengels@bochum.de Thorsten Pacha Stadt Bochum Tiefbauamt, Abteilung Entwässerung und Gewässer Kontakt: tpacha@bochum.de Andreas Gunkel Stadt Bochum Tiefbauamt, Abteilung Entwässerung und Gewässer Kontakt: agunkel@bochum.de Peter Helbig Peters & Helbig GmbH, Essen Kontakt: peter.helbig@peters-helbig.de Sylvia Gredigk-Hoffmann FH Aachen Fachbereich 2 - Bauingenieurwesen, Netzmanagement Kontakt: gredigk@fh-aachen.de Prof. Dr.-Ing. Karsten Kerres FH Aachen Fachbereich 2 - Bauingenieurwesen, Netzmanagement Kontakt: kerres@fh-aachen.de  Der Prozess fördert selbstorganisiertes Handeln und trägt so zur Motivation der Mitmachenden ein. Darüber hinaus ergaben sich auch Erkenntnisse, welche die Grenzen und Herausforderungen des Transformationsprozesses verdeutlichen:  Nicht alle Mitarbeitenden lassen sich auf diesen Prozess ein und sind bereit, über ihre im klassischen System vordefinierten Aufgaben hinaus zu denken und zu handeln.  Nicht alle Prozesse bedürfen einer Transformation und verbessern sich durch den Einsatz der Methoden. Der Fokus muss auf das Gesamtziel sowie auf die Ziele und Anliegen der Menschen gerichtet sein, nicht auf die Veränderung von Arbeitsmethoden.  Der Transformationsprozess ist ein kontinuierlicher Prozess, der von den Akteur*innen eine permanente Aufmerksamkeit fordert. Als Teil eines bestehenden Systems, das grundlegend anders ausgerichtet ist (insbesondere streng hierarchisch), besteht bei Mitarbeitenden ständig die Gefahr, dass sie in alte Verhaltensmuster zurückfallen (Ultrastabilität des Bestandssystems). Fazit Zusammenfassend ist festzuhalten, dass ein hochtechnischer und formaler Prozess wie ein Abwasserbeseitigungskonzept (ABK) unter Einbindung von zukunftsbestimmenden Querschnittsaufgaben wie der Klimafolgenanpassung mit agilen Arbeitsformaten und unter Anwendung von Future Skills wirklich (besser) funktionieren kann. Die Verwaltung der Stadt Bochum hat diesen Arbeitsprozess zur Erstellung des ABK erfolgreich organisiert und umgesetzt. Im Ergebnis wurde ein ABK aufgestellt, das den Zukunftsanforderungen gerecht wird und alle zukünftigen Projekte in einem Forecast transparent darstellt. Damit entstand implizit ein wichtiges Kommunikations- und Steuerungsinstrument zwischen Politik, Bürgerschaft, Genehmigungsbehörde und innerhalb der Verwaltung, das zudem als zentrales Element des zukünftigen Projektmanagements und Controllings dienen wird. Diese positiven Erfahrungen trugen dazu bei, dass auch zukünftige Projekte der Stadt Bochum in agilen Umgebungen angegangen werden. AUTOR*INNEN