Transforming cities
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2366-7281
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expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2023-0029
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2023
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Zusammen für mehr Lebensqualität mit Grün
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Peter Menke
Klimawandel, Corona-Pandemie, Mobilitätswende, Artensterben, Naturerleben … Die Liste der Themen ist lang, die mit dem öffentlichen Stadtraum zu tun haben: Wie können wir uns an den Klimawandel anpassen? Wie gelingen sozialer Austausch und Begegnung auch unter Pandemiebedingungen? Wie gehen wir mit dem begrenzten Stadtraum um? Welchen Beitrag können Städte zum Erhalt von Lebensräumen bieten? Wie gelingt Naturerfahrung vor allem für Kinder in der Stadt? Das Grün in der Stadt ist vielfältig: Straßenbegleitgrün, kleine Parks, Uferbepflanzungen, Friedhöfe, Sport- und Spielflächen, Pflanzkübel auf Plätzen, nicht zu vergessen das gebäudenahe, zumeist private Grün der Gärten und Hinterhöfe oder die Dach- und Fassadenbegrünung. Insbesondere Menschen, die keinen eigenen Garten haben, sind auf das Grün im öffentlichen Freiraum der Städte und Dörfer angewiesen und viele Bürgerinnen und Bürger zeigen Interesse daran, sich praktisch einzubringen. Auch Städte und Gemeinden sind dafür offen – viele haben beispielsweise in den Hitzesommern dazu aufgerufen, dass Anwohner die Bäume in ihrer Straße wässern, Baumscheiben pflegen oder bieten andere Formen des „Urban gardening“ an. In diesem Beitrag sollen zwei Beispiele spezieller Aktionen in Nordrhein-Westfalen vorgestellt werden: Die Initiative „platzgrün!“ in Düsseldorf und das Projekt „Tag des guten Lebens“ in Wuppertal. Beide sind zur Nachahmung empfohlen!
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14 2 · 2023 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Stadtraum Pro Düsseldorf mit platzgrün! Seit 2002 gibt es in der NRW- Landeshauptstadt den Verein „Pro Düsseldorf“, der mit Aktionen wie der Hochzeitswiese, dem Blauen Band (mehr als 10- Mio. Krokusse in den Rheinwiesen) oder dem „Dreck-weg-Tag“ für Aufmerksamkeit und Engagement im öffentlichen Raum sorgt (Mehr unter www.pro-duesseldorf. de). Erklärtes Ziel ist es, die Stadt liebens- und lebenswerter zu machen. Um das zu erreichen, führt der Verein die Stadt und ihre Institutionen, die Wirtschaft und die Bürgerschaft zusammen. Vor einigen Jahren ist mit „platzgrün! “ ein neues Projekt von Pro- Düsseldorf entstanden, das sich dafür stark macht, dass die Quartiere grüner, klimafreundlicher und kommunikativer werden. Dahinter steht die Erkenntnis, dass es überall in der Stadt Orte gibt, wo sich Menschen treffen, ausruhen, austauschen, ihren Gedanken nachhängen oder einfach nur die Sonne oder die frische Luft genießen können - wenn die Plätze denn entsprechend gestaltet sind. Und es gibt Bürgerinnen und Bürger, die bereit sind, gemeinsam dazu beizutragen und anzupacken. Die Initiative platzgrün! lädt dazu ein, dass Menschen, die einen Ort in ihrem Quartier mit mehr Grün verschönern wollen, sich melden und in Abstimmung mit dem Gartenamt der Stadt Düsseldorf aktiv werden können. So werden inzwischen in mehreren Stadtteilen Plätze, Beete, Baumscheiben etc. gepflegt und begrünt. Das Startprojekt war der Carl-Mosterts-Platz im Stadtteil Pempelfort. Der Platz liegt im Schatten einer Kirche, im Kreuzungsbereich von sechs Straßen und ist für viele Menschen ein täglicher Durchgangsraum. Aber von seinem einstigen Charme als Stadtplatz war nicht mehr viel zu Zusammen für mehr Lebensqualität mit Grün Bürgerschaftliches Engagement in Städten gefragt Klimawandel, Stadtraum, Stadtgrün, Urban gardening, Dach- und Fassadenbegrünung, Peter Menke Klimawandel, Corona-Pandemie, Mobilitätswende, Artensterben, Naturerleben … Die Liste der Themen ist lang, die mit dem öffentlichen Stadtraum zu tun haben: Wie können wir uns an den Klimawandel anpassen? Wie gelingen sozialer Austausch und Begegnung auch unter Pandemiebedingungen? Wie gehen wir mit dem begrenzten Stadtraum um? Welchen Beitrag können Städte zum Erhalt von Lebensräumen bieten? Wie gelingt Naturerfahrung vor allem für Kinder in der Stadt? Das Grün in der Stadt ist vielfältig: Straßenbegleitgrün, kleine Parks, Uferbepflanzungen, Friedhöfe, Sport- und Spielflächen, Pflanzkübel auf Plätzen, nicht zu vergessen das gebäudenahe, zumeist private Grün der Gärten und Hinterhöfe oder die Dach- und Fassadenbegrünung. Insbesondere Menschen, die keinen eigenen Garten haben, sind auf das Grün im öffentlichen Freiraum der Städte und Dörfer angewiesen und viele Bürgerinnen und Bürger zeigen Interesse daran, sich praktisch einzubringen. Auch Städte und Gemeinden sind dafür offen - viele haben beispielsweise in den Hitzesommern dazu aufgerufen, dass Anwohner die Bäume in ihrer Straße wässern, Baumscheiben pflegen oder bieten andere Formen des „Urban gardening“ an. In diesem Beitrag sollen zwei Beispiele spezieller Aktionen in Nordrhein-Westfalen vorgestellt werden: Die Initiative „platzgrün! “ in Düsseldorf und das Projekt „Tag des guten Lebens“ in Wuppertal. Beide sind zur Nachahmung empfohlen! Bild 1: Frühlingsgrün in der Stadt. © NED.WORK 15 2 · 2023 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Stadtraum sehen, die Aufenthaltsqualität auf nahe Null gesunken. Um das zu ändern, hat platzgrün! mit Unterstützung des am Standort ansässigen Katholischen Jugendhauses im Oktober 2018 zu einem Treffen der Anwohner eingeladen, alle Wünsche und Anregungen aufgenommen und schließlich in eine Planung umgesetzt. Nach vielen Gesprächen mit den unterschiedlichen Fachämtern war es im Oktober 2019 soweit: platzgrün! erhielt offiziell die Erlaubnis zur Neugestaltung und unterzeichnete einen Pflegevertrag mit dem Gartenamt. Dann ging es Schlag auf Schlag: das Gartenamt rodete drei vertrocknete Schneeballsträucher und einige durchgewachsene Heckenstücke. Bürgerinnen und Bürger frästen zwei der drei Hochbeete, sammelten Müll und Unrat (den die Stadt entsorgte), pflanzten große Gehölze, mehr als 500 Stauden und rund 1 000 Blumenzwiebeln. Die Finanzierung der Pflanzen und der notwendigen Werkzeuge war möglich mit dem großzügigen Sponsoring durch die Deutsche Postcode-Lotterie, deren Engagement insbesondere darauf abzielt, Nachbarn bei gemeinsamem Tun zu helfen (https: / / www.postcode-lotterie.de). Das Ergebnis lässt sich sehen, im Frühjahr sind die Plätze begehrte Fotomotive und die lebendig und naturnah gestalteten Flächen werden ganzjährig wieder genutzt. Auch für Kinder und Jugendliche gibt es geeignete Angebote für Spiel und Austausch. Damit bürgerschaftliches Engagement in immer mehr Stadtteilen wirksam wird, ist eine gute Kommunikation vor Ort von besonderer Bedeutung: platzgrün! tritt mit einem wiedererkennbaren Logo auf, in der Lokalpresse und in den Sozialen Medien wird berichtet, bei besonderen Aktionen werden Anwohner oder die benachbarte Wirtschaft gezielt eingeladen. Mehr Informationen, auch Bilder, stehen auf https: / / w w w.pro due s seldor f.de / pla t zgruen-plaetze zur Verfügung. Tag des guten Lebens in Oberbarmen In Wuppertal ist das bürgerschaftliche Engagement für mehr Grün in der Stadt Teil eines größeren Projektes mit dem Titel „Tag des guten Lebens“. Die Vorbereitungen dafür begannen bereits 2022 im Teilprojekt „Oberbarmen auf der Suche nach dem guten Leben“. In Bürgerforen, speziellen Aktionen mit Kindern, Veranstaltungen mit Wissenschaft und Politik galt es, die Inhalte und Ausgestaltung für den Tag des guten Lebens zu entwickeln. Mit Fragen wie: Wie können wir unsere Stadt neu gestalten? Was muss jetzt und in Zukunft passieren, für eine positive und nachhaltige Stadtentwicklung? wurde das Konzept von sechs Zukunftswerkstätten zu verschiedenen Themen konkretisiert. In je zwei Werkstätten erarbeiteten Bürgerinnen und Bürger, Wissenschaft und Politik Ideen und Maßnahmen zu den Themen Soziales Miteinander, Grün in der Stadt, Energie, Mobilität, Ernährung und Neue Ökonomie. Für die Vorbereitung und Moderation der Werkstätten wurden jeweils Fachleute engagiert. Zur Bearbeitung inhaltlicher Schnittstellen wurden regelmäßige Treffen, teilweise Online-Meetings, zwischen den Werkstadtleiterinnen und -leitern organisiert. Im Oktober 2022 fand die erste Zukunftswerkstatt „Grün in der Stadt“ statt, die zweite im Februar 2023. Dazwischen lag im Januar 2023 eine Auftaktveranstaltung, in der sich alle Werkstätten der Öffentlichkeit vorstellten, um Querbezüge zu erkennen und in der Teilnehmende weitere Ideen einbringen und sich mit anderen austauschen und vernetzen konnten. Weitere Informationen zum Gesamtprojekt und zu den einzelnen Werkstätten unter: https: / / guteslebenwuppertal.de Erklärtes Ziel der beiden Zukunftswerkstätten zum Grün in der Stadt war es, das Bewusstsein für den Wert von Grün zu schärfen, aber auch Möglichkeiten und Chancen zu entwickeln, wie die Stadt durch gestaltete Grün- und Freiräume lebenswerter, gesünder und sicherer wird. Themenbezogen lagen die Schwerpunkte in den anderen fünf Werkstätten natürlich anders, aber im Kern ging es immer um die Frage, welche Beiträge die Bürgerinnen und Bürger von ihrer Stadt erwarten, aber auch darum, was die Stadtgesellschaft selbst leisten kann. Das Gesamtprojekt wurde ermöglicht durch eine Förderung im Verfügungsfonds der Sozialen Stadt / Sozialer Zusammenhalt durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat, das NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung sowie die Städtebauförderung. Bild 2: Bürger engagieren sich für ihr Stadtgrün. © NED.WORK 16 2 · 2023 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Stadtraum Im Rahmen der zweiten Zukunftswerkstatt im Februar 2023 wurde intensiv ein mögliches Kommunikationskonzept diskutiert. Dahinter stand die Erkenntnis, dass für jegliche Weiterentwicklung, aber auch für die praktische Umsetzung von Projekten, ein zielgerichteter Informationsfluss hilfreich ist, damit möglichst viele Menschen sich beteiligen können. Vor allem aber wurden fünf konkrete Projekte vereinbart, in denen öffentliche Grünflächen durch bürgerschaftliches Engagement in Abstimmung mit dem Gartenamt der Stadt neu gestaltet werden sollen. Ähnlich wie in Düsseldorf ist auch in Wuppertal angestrebt, dass Bürgerinnen und Bürger für bestimmte Räume in der Stadt (Teil-) Verantwortung übernehmen und von ihrem Engagement direkt vor Ort profitieren - dabei aber auch wertvolle Beiträge zur Lebensqualität und zum Wohlbefinden der Stadtgesellschaft insgesamt leisten. Ende März 2023 werden die sechs Zukunftswerkstätten in Wuppertal ihre Ergebnisse in einem gemeinsamen Termin mit der Kommunalpolitik und -verwaltung diskutieren. Ziel ist es, das bürgerschaftliche Engagement zu würdigen und über die Projektlaufzeit hinaus zu verstetigen. Der „Tag des guten Lebens“ Anfang Juni 2023 wird ein Fest! In den Lokalmedien und auf der Website wird er so angekündigt: „Am 4. Juni 2023 feiern wir das gute Leben in Oberbarmen! Mit Musik, Tanz und vielfältigen Angeboten wird die Transformation in Wuppertal sichtbar und erfahrbar gemacht. Der Tag des guten Lebens steht für Nachbarschaft, bürgerschaftliches Engagement, Demokratie und Nachhaltigkeit.“ Wir sind die Stadt Das übergeordnete Ziel aller Engagements im öffentlichen Raum verbindet: Die Grünflächen in der Stadt sind wichtige Orte für Naturerfahrung, zur Begegnung für alle Bevölkerungsgruppen, sie sind Lebensräume für Pflanzen und Tiere und nicht zuletzt wirksame Beiträge zur Klimaanpassung. Wo es gelingt, Möglichkeiten und Chancen zur Zusammenarbeit zu entwickeln, die Stadt durch gestaltete Grün- und Freiräume lebenswerter, gesünder und sicherer zu gestalten, gewinnen alle. Es gilt, im direkten Lebensumfeld der Menschen nutzbare Areale für Flora und Fauna, aber auch für die Menschen zu schaffen. Teilhabe und Mitgestaltung sind die Stichworte, unter denen immer mehr Städte und Gemeinden sich für bürgerschaftliches Engagement öffnen und spezielle Angebote entwickeln. Insbesondere in Stadtentwicklungsprozessen und bei Anpassungen an sich verändernde Raumnutzungen - zum Beispiel Umbau oder Neugestaltung von ehemaligen Industrie- oder Verkehrsinfrastrukturen - hat sich in den letzten Jahrzehnten nach positiven Erfahrungen in Politik und Verwaltung eine möglichst frühzeitige Bürgerinformation und -beteiligung bewährt. Nicht zuletzt ist dies auch die Reaktion auf den zunehmenden Wunsch der Bürgerinnen und Bürger nach Beteiligung und Inklusion. Die vielfältigen Aufgaben und Herausforderungen heutiger Stadtgesellschaften werden stärker als in der Vergangenheit als Gemeinschaftsaufgabe verstanden. Intakte Grünzonen haben - wissenschaftlich nachgewiesen - eine wichtige Gesundheits- und Sozialfunktion. Es geht nicht darum, kommunale Aufgaben zu sozialisieren, sondern neue Formen für eine gemeinschaftliche Verantwortung zu entwickeln. Die Stärkung der Identifikation mit dem Ort, der Spaß am gemeinsamen Tun und der Stolz auf das Ergebnis wirken positiv auf die Stadtgesellschaft: Viele kleine Maßnahmen tragen dazu bei, den öffentlichen Raum aufzuwerten, soziales Miteinander zu leben und dabei das Klima und unsere Umwelt zu schützen. NED.WORK Agentur + Verlag GmbH ist eine inhabergeführte PR-Agentur in Düsseldorf. Seit über 30 Jahren ist sie in den Themenfeldern Gartenbau, Niederlande, Umwelt und Stadtentwicklung, Gesundheit und Ernährung tätig. NED.WORK steht für journalistisch klare, content-basierte und langfristig wirksame PR-Konzepte und Kampagnen im gesamten Spektrum von klassischer Public Relations bis zu Social Media. Zentrale Instrumente sind www.gruenes-presseportal.de, der podcast CHLORO- PHYLL-der Wirkstoff Grün und verschiedenste Veranstaltungsformate, Vorträge, Symposien, Workshops. Für die Düsseldorfer Initiative platzgrün! betreibt NED.WORK die Social-Media und ist beratend sowie gelegentlich auch praktisch aktiv. Das Wuppertaler Projekt begleitet NED. WORK als externer Berater und Moderator mit Schwerpunkt auf die Werkstatt „Grün in der Stadt“. Mehr unter www.nedwork.de. ÜBER NED.WORK Peter Menke NED.WORK Agentur + Verlag GmbH peter.menke@die gruene-stadt.de AUTOR
