eJournals Transforming cities 8/2

Transforming cities
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expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2023-0030
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So nutzen Kommunen Breitbandnetze profitabel im Eigenbetrieb

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Sascha Fiedler
Flächendeckende Breitbandverbindungen bilden die Grundlage, um Deutschland den Anschluss an die Digitalisierung zu sichern. Für Städte und Gemeinden bedeuten sie einen unverzichtbaren Stand- ortvorteil, da Bürger*innen seit der Novelle des Telekommunikationsgesetzes ein Recht auf schnelle, sichere Internetverbindungen haben. Das Modell Broadband as a Service (BaaS) ermöglicht Kom- munen und Stadtwerken, selbst als Breitbandanbieter zu fungieren, während ein Managed Service Provider sich um die Planung, Einrichtung und den Betrieb des Breitbandnetzes kümmert. Die Lösung bedeutet einen schnelleren Return on Investment, attraktive Margen und große Flexibilität.
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17 2 · 2023 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Kommunikation Die Digitalisierung ist flächendeckend im Alltag angekommen. Die zunehmenden Datenmengen, die im privaten und wirtschaftlichen Alltag generiert werden, benötigen leistungsfähige Netze. Daher ist der flächendeckende Ausbau der Glasfasernetze ein erklärtes Ziel der Bundesregierung. Inzwischen hat sich der Fokus von den Ballungsräumen und Großstädten hin zu einzelnen Kommunen oder Stadtwerken verschoben. Denn diese haben zunehmend die Vorteile erkannt, die ihnen der Breitbandausbau bietet. Leistungsfähige Breitbandverbindungen sind ein wichtiger Standortfaktor, ebenso wie das Angebot neuer Anwendungen und digitaler Geschäftsmodelle für den kommunalen Raum. Die Investition in die entsprechenden leistungsfähigen Netzwerke liefert Kommunen und Stadtwerken die Möglichkeit, eine doppelte Strategie zu fahren. Einerseits können sie somit eine leistungs- und zukunftsfähige Infrastruktur bereitstellen. Auf der anderen Seite sind sie in der Lage, eigene Produkte oder Dienstleistungen für ihre Bürger*innen bereitzustellen. Kommunen und Stadtwerke im Breitband-Dilemma Bei allen Zukunftschancen, die sich durch den Ausbau der digitalen Infrastruktur eröffnen: Hier gilt, wie überall in der Wirtschaft, dass die ihnen zugrundeliegenden Geschäftsmodelle profitabel sein müssen. Und gerade diese Profitabilität zu erreichen, fällt Kommunen und Stadtwerken noch schwer. Denn zunächst müssen sie die notwenige Breitband-Infrastruktur aufbauen. Die Kosten hierfür amortisieren sich jedoch zunächst kaum. Der Grund: Bisher standen den Betreibern nur zwei Möglichkeiten offen. Die eine ist, die Breitband- Infrastruktur selbst zu betreiben. Damit sind jedoch weitere Investitionen in Technik und Fachpersonal notwendig. Diese Ausgaben schmälern die Einnahmen, die durch eigene Produkte generiert werden können, und der Return on Investment (ROI) rückt in die Ferne. Hinzu kommt, dass die Einführungszeit am Markt lange Zeit in Anspruch nimmt. So nutzen Kommunen Breitbandnetze profitabel im Eigenbetrieb Digitalisierung, Infrastruktur, Kommunen, Breitbandausbau, Broadband as a Service (BaaS), Netzbetreiber Sascha Fiedler Flächendeckende Breitbandverbindungen bilden die Grundlage, um Deutschland den Anschluss an die Digitalisierung zu sichern. Für Städte und Gemeinden bedeuten sie einen unverzichtbaren Standortvorteil, da Bürger*innen seit der Novelle des Telekommunikationsgesetzes ein Recht auf schnelle, sichere Internetverbindungen haben. Das Modell Broadband as a Service (BaaS) ermöglicht Kommunen und Stadtwerken, selbst als Breitbandanbieter zu fungieren, während ein Managed Service Provider sich um die Planung, Einrichtung und den Betrieb des Breitbandnetzes kümmert. Die Lösung bedeutet einen schnelleren Return on Investment, attraktive Margen und große Flexibilität. Vorstellung BaaS und Diskussion der Breitbandplanungen beim Kunden Erstellung einer individuellen Kosten- und ROI-Kalkulation Aufnahme und Umsetzung der kundenspezifischen Anforderungen Prüfung und Bewertung der aktiven und passiven Beitband- Infrastruktur Demonstration und PoC auf Basis der Kundengegebenheiten Umsetzung, Rollout und Betriebsüberführung Co Managed / Managed Service Migrationspfad Broadband as a Service Bild 1: Der Umstieg auf Broadband as a Service (BaaS) kann in sechs einfachen Schritten durchgeführt werden. © Axians PRAXIS + PROJEKTE Kommunikation 18 2 · 2023 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Kommunikation Die andere Möglichkeit ist, das eigene Netz an einen Telekommunikationsanbieter zu vergeben. Dies spart zwar Betriebskosten, jedoch sind aufgrund der deutlich geringeren Erlöse auch geringere Einnahmen zu verzeichnen. Der goldene Mittelweg wäre, die Verwaltung der Breitband-Angebote in Eigenregie zu übernehmen. Nur dann sind Stadtwerke und Kommunen langfristig von hohen laufenden Kosten entlastet und können in Sachen Breitband wirklich wirtschaftlich arbeiten. Der goldene Mittelweg für den Breitbandbetrieb Diesen goldenen Mittelweg eröffnet den Betreibern das Konzept Broadband as a Service (BaaS). Aufbau und Betrieb einer Breitbandarchitektur werden hier dank der Einbindung eines externen Dienstleisters deutlich vereinfacht, ebenso wie die Entwicklung digitaler Produkte und Tarife. Der externe Partner übernimmt die Planung und Einrichtung des Breitbandnetzes und kümmert sich im Servicemodell um den Betrieb der jeweiligen Angebote. Die Servicekosten werden mit einer Basisgebühr und entsprechend der Leistungen unkompliziert im Pay-per-Use- Modell abgerechnet. Kosten sparen und flexibel agieren dank BaaS Ein Broadband as a Service-Modell bietet nicht nur die Möglichkeit, das Breitbandnetz individuell an den Bedürfnissen des Betreibers auszurichten. Es ist auch deutlich günstiger zu realisieren als herkömmliche Breitband-Betreibermodelle. So rechnet der ICT-Spezialist Axians vor, dass sich mit BaaS im Vergleich zum reinen Eigenbetrieb ein erheblicher Anteil der üblichen Kosten einsparen lässt. Die Abrechnung im Pay-per- Use-Modell hilft zusätzlich, die Kosten des Breitbandprojektes überschaubar zu halten, denn die Gebühren richten sich nach der Anzahl der Kundenverträge und weiterer Leistungen wie etwa der Einrichtung von Cloudzugängen. Diese Flexibilität ist vor allem zu Beginn eines Breitbandprojekts sehr hilfreich und führt rascher zu einem Return on Investment. Darüber hinaus profitieren Stadtwerke und Kommunen vom Know-how eines erfahrenen Managed Service Providers, der ihnen auch beratend zur Seite steht - etwa dann, wenn es um den Aufbau des Breitband-Geschäftsmodells geht oder wenn die aktive und passive Breitbandstruktur bewertet werden soll. Sie profitieren damit von einer schnelleren Time-to-Market und einer konsequenteren Erschließung neuer Geschäftsmodelle. Externes Know-how entlastet kommunale Breitbandanbieter Der Managed Service Provider kann innerhalb des BaaS-Modells alle Aufgaben begleiten, die die Einrichtung und Verwaltung des Breitbandangebots betreffen. Dazu gehört der Rollout ebenso wie die regelmäßige Weiterentwicklung und Skalierung von Software und Endgeräten im Rahmen von Innovationszyklen. Der externe Dienstleister steht zudem für weitere Beratungsleistungen zur Verfügung, etwa in Bezug auf die Entwicklung von Betriebskonzepten oder die Anpassung an geltende Compliance-Regeln. Das entlastet Breitbandanbieter deutlich, sodass sie Kapazitäten für die Entwicklung neuer digitaler Produkte und deren Vermarktung nutzen und sich auf den Aufbau eines umfassenden Kundenservice konzentrieren ISP EIGENBETRIEB ISP FREMDBETRIEB Kompetenz und Technologie beim ISP Fremdbewirtschaftung durch Provider Weitgehende Unabhängigkeit Transparente Kostenstruktur Starke Anbindung an interne Prozesse und Systeme Ende-zu-Ende Kontrolle Hohe Sichtbarkeit der eigenen Marke Verfügbarkeit von individuellen Förderungen Sofortiger Übergang in den Betrieb Geringe Komplexität in Prozessen und Systemen Geringe Aufwände für Personalbeschaffung/ -Ausbildung Fokussierung auf das bisherigen Geschäftsmodell Hohe Komplexität der Gesamtlösung Hoher Investitionsaufwand in Systeme und Prozesse Sehr lange Time-to-Market (2 bis 3 Jahre) Herausforderungen in der Personalbeschaffung Keine Sichtbarkeit der eigenen Marke als ISP Geringe Marge im Vergleich zum Eigenbetrieb Einschränkung von Eigennutzung und eigenen Produkten Langfristige Bindung an Verträge mit Bewirtschafter + + + + + + + + + + - - - - - - - - Bild 2: Broadband as a Service (BaaS) verbindet die Vorteile aus ISP- Eigenbetrieb und Fremdbetrieb © Axians 19 2 · 2023 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Kommunikation können. Und nicht zuletzt lässt sich das Breitbandangebot durch eine zentrale Shared-Service- Plattform ganz einfach verwalten. Zum eigenen Breitbandbetrieb in sechs Schritten Wie sieht nun der Einstieg in Breitband mit BaaS aus? Eigentlich sehr einfach. Im Prinzip sind es sechs Schritte, die für die Einführung notwendig sind. Im ersten Schritt ermittelt der externe Dienstleister die bereits bestehende Breitbandplanung, um im zweiten Schritt die aktive und passive Breitband-Infrastruktur zu prüfen. Der dritte Schritt umfasst die Erstellung einer individuellen Kalkulation, in der Kosten und Return on Investment gegenübergestellt sind. Die Demonstration der geplanten Struktur basierend auf den aktuellen kommunalen Gegebenheiten folgt im vierten Schritt im Rahmen eines Proof of Concept (PoC). Im fünften Schritt nimmt der Dienstleister die eigentliche praktische Arbeit auf und setzt die spezifischen Anforderungen für den Breitbandbetrieb um. Im sechsten und letzten Schritt erfolgt schließlich der Rollout des kommunalen Breitbandnetzes und die Umsetzung des Managed Service durch den Dienstleister. Die Dauer eines solchen Projektes hängt von den individuellen Anforderungen des Breitbandbetreibers ab. Ein grundlegender Faktor dabei ist das geplante Geschäftsmodell. Steht dieses fest und sind alle Voraussetzungen dafür erfüllt, ist ein BaaS-Projekt in der Regel nach neun bis achtzehn Monaten abgeschlossen. Auf das eigene Geschäftsmodell konzentrieren Um Kommunen und Stadtwerke als Netzbetreiber wirtschaftlich zu machen, ist Broadband as a Service (BaaS) das Mittel der Wahl. Dieses Konzept bietet ihnen den notwendigen Freiraum, um sich auf das eigene Geschäftsmodell zu konzentrieren und rasch den Return on Investment (ROI) zu erreichen. Dank der Einbindung externer Spezialisten profitieren kommunale Breitbandbetreiber von einer schnelleren Umsetzung ihres Projekts. Der ICT-Spezialist übernimmt zudem die Verwaltung und technische Betreuung des Netzes und steht auch als Sparringspartner für dessen Weiterentwicklung bereit. Die Abrechnung im Pay-per- Use-Modell hält die Kostenstruktur transparent - auch bei einer geringen Anzahl an Endkunden. Das Projekt Breitband wird somit transparenter, einfacher und rentabler. Jahr 1 Jahr 2 Jahr 3 Jahr 4 Jahr 5 Jahr 6 1.000 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 Kunden Kunden Kunden Kunden Kunden Kunden 1.400.000 1.200.000 1.000.000 800.000 600.000 400.000 200.000 0 Netzinfrastruktur: Betrieb & Unterhalt passive Infrastruktur (PON, FTTH, DSL..) Netzbetrieb Fix: Fixkosten Personal, aktive Technik, passive Technik Netzbetrieb Var: Variable Kosten Personal, aktive Technik, passive Technik abhängig von der Portanzahl inkl. Support Umsatz: Annahme Erlöse auf Basis 25€ / aktiver Anschluss Kommerzielles Modell und ROI 1.400.000 1.200.000 1.000.000 800.000 600.000 400.000 200.000 0 Jahr 1 Jahr 2 Jahr 3 Jahr 4 Jahr 5 Jahr 6 1.000 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 Kunden Kunden Kunden Kunden Kunden Kunden Sascha Fiedler Business Unit Leiter Carrier & Service Provider und Broadband & Utilities Axians Deutschland Kontakt: axians@akima.de AUTOR Bild 3: Mit Broadband as a Service (BaaS) erzielen Stadtwerke und Kommunen einen schnelleren Return on Investment. © Axians