Transforming cities
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Wie Städte und der ländliche Raum klimafit werden können
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10 3 · 2023 TR ANSFORMING CITIES FORUM Veranstaltungen Allein im vergangenen Sommer hat es in Europa über 60 000 Hitzetote gegeben, wie ein Forscherteam kürzlich im Fachmagazin Nature Medicine berichtete. Auch in diesem Sommer sind die Auswirkungen des Klimawandels deutlich spürbar. Um Städte und den ländlichen Raum klimafit zu machen, müssen sie sowohl auf extreme Starkregenereignisse als auch auf lange und heiße Trockenperioden vorbereitet werden. Bereits die vergangenen sehr heißen und trockenen Jahre hätten aufgezeigt, dass sich die Trinkwasserversorgung in Deutschland weiter entwickeln müsse, um weiterhin Bevölkerung und Industrie sicher versorgen zu können, sagt Dr. Wolf Merkel. Der für den Wasserbereich beim Deutschen Verein des Gas- und Wasserfachs e. V. (DVGW) zuständige Vorstand betont: „Die Klimaveränderungen stellen die Wasserversorger hinsichtlich notwendiger Anpassungen der Anlagen und Infrastrukturen vor enorme Herausforderungen. Nur wenn diese frühzeitig erkannt und Maßnahmen eingeleitet werden, können wir den Veränderungen im Wasserdargebot und in der Nachfrage weiterhin gerecht werden.“ Die bereits vorhandene Dimension der Veränderung machte eine kürzlich veröffentlichte Umfrage des DVGW unter rund 360 Wasserversorgungsunternehmen deutlich. Danach haben bereits 19 % der deutschen Versorger im Jahr 2022 Engpässe bei Wasserressourcen erlebt. 35 % mussten zudem einen sehr hohen Auslastungsgrad von über 90 % bei der Wasseraufbereitung am Spitzentag registrieren. Und auch bei der Auslastung der Förderkapazität am Spitzentag gab es eine steigende Tendenz: 31 % der Unternehmen hatten einen Ausnutzungsgrad von 90 % und darüber - vor fünf Jahren lag dieser Wert noch bei 25 %. Wasserbranche geht mit gutem Beispiel voran Bei den Maßnahmen zu mehr Klimaschutz geht die Wasserbranche selbst mit gutem Beispiel voran. Mitte Juli adressierten die Verbände BDEW, DVGW und DWA und VKU mit einem Positionspapier Lösungen und Handlungsoptionen für Klima-Resilienz und Klimaschutz. Die Wasserbranche kündigte an, ihren Beitrag zur Minderung der Emissionen weiter zu verstärken, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Dabei ist schon einiges in die Wege geleitet worden. Obwohl die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung nur zu einem verschwindend geringen Anteil (0,05 %) des emissionsrelevanten Energieverbrauchs aller Produktionsbereiche in Deutschland auf sich vereint, verfolgen die Betreiberunternehmen intensiv konkrete Projekte zur Energieeinsparung, Energieeffizienz und Klimaneutralität. Die an der Initiative beteiligten Organisationen verweisen darauf, dass seit 2010 bereits deutliche Reduktionen erzielt werden konnten: So habe die Wasserwirtschaft den emissionsrelevanten Energieverbrauch von 1 210 im Jahr 2010 auf 1 013-TJ im Jahr 2020 gesenkt; in der Abwasserwirtschaft im gleichen Zeitraum von 6 453 auf 2 499-TJ. Für den DVGW-Vorstand Dr. Wolf Merkel ist die Situation klar: „Es bedarf verstärkt Maßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen, um die Wasserversorgung fit für die Zukunft zu machen.“ Dabei sei es wichtig, die Versorgungsinfrastruktur zunehmend resilenter auszulegen. Hierfür stehen nach Einschätzung des DVGW mehrere Optionen zur Verfügung: die Erschließung neuer Gewinnungsgebiete, der Bau neuer Talsperren, vermehrte Nutzung unterirdischer Wasserspeicher oder der Ausbau Wie Städte und der ländliche Raum klimafit werden können wat 2023 in Köln Michael Nallinger Die bereits deutlich erkennbaren Klimaveränderungen bringen erhebliche Herausforderungen für die Wasserversorgungsunternehmen mit sich. Diese sind gefordert, ihre Anlagen und Infrastrukturen an die neuen Bedingungen anzupassen. Wie dies gelingen kann, steht auf der Tagesordnung des wichtigen Branchentreffs wat 2023, der am 6. und 7. September in Köln stattfindet. wat - Branchentreffen der Wasserwirtschaft. © Boris Trenkel 11 3 · 2023 TR ANSFORMING CITIES FORUM Veranstaltungen des Fernleitungssystems bzw. der Ausbau von Verbundsystemen zu benachbarten Versorgern. Eine Einheits-Lösung für alle gibt es hier laut Merkel nicht: „Es muss jedes Versorgungssystem individuell betrachtet werden“, unterstreicht er. Nationale Wasserstrategie als wichtiger Schritt Ein wichtiger politischer Schritt in diese Richtung ist die im März von der Bundesregierung verabschiedete „Nationale Wasserstrategie“. Diese definiert unter anderem, dass Infrastrukturen mit möglichst geringem Aufwand und flexibel an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen sind. Beim DVGW begrüßt man die Ziele der Nationalen Wasserstrategie und insbesondere die auf die Vorsorge gerichteten Handlungsansätze. „Die Politik hat die hohe Bedeutung einer nachhaltigen und sicheren Wasserwirtschaft erkannt“, sagt Merkel. Ein weiterer Baustein zur gesicherten Wasserversorgung ist hier auch ein guter Zustand der Gewässer. Das vorsorgende Risikomanagement im Einzugsgebiet muss über die Trinkwassereinzugsgebieteverordnung (TrinkwEzgV) etabliert werden, mit der klaren Zuständigkeit bei den Ländern. Als Kernelement fordert der DVGW bei Schadstoffeinträgen die konsequente Anwendung des Verursacherprinzips. „End-of-Pipe-Ansätze sind definitiv keine Lösung. Die forcierte Aufbereitung des Trinkwassers würde das Problem nur einseitig auf die Wasserversorgung verlagern und ihr allein den Schwarzen Peter zuschieben“, so Merkel. Die wat als zentrale Dialogplattform Sowohl die Nationale Wasserstrategie als auch die nationale Umsetzung der EU-Trinkwasserrichtlinie in Form der deutschen TrinkwV bzw. der TrinkwEzgV sind Themen auf der wichtigen Branchenveranstaltung wat 2023, die am 6. und 7. September in Köln stattfindet. So berichtet etwa Egon Harms, Bereichsleiter Wasserwirtschaft und Qualitätsüberwachung beim Wasserversorger OOWV über die neuen Anforderungen an das Risikomanagement in Einzugsgebieten von Wassergewinnungsanlagen. Kerstin Voigt vom Gesundheitsamt Frankfurt am Main bewertet die neue Trinkwasserverordnung aus Sicht eines Gesundheitsamts. In der Session „Wasserqualität“ eruiert unter anderem Dr. Caroline Douhaire von Geulen & Klinger Rechtsanwälte die Frage nach der verursachungsgerechten Kostenübernahme bei der Verschmutzung durch PFAS im Sinne einer Herstellerverantwortung. Am ersten Kongresstag steht zudem ein wichtiger Punkt unter der Überschrift „Wasserverfügbarkeit und Wassernutzungskonflikte“ auf dem Programm. Unter anderem berichtet dort der Fachgebietsleiter für übergreifende Angelegenheiten Wasser und Boden beim Umweltbundesamt, Dr.- Jörg Rechenberg, über Anpassungsmaßnahmen an Trockenheit und Dürre in Deutschland. Sebastian Sturm, Abteilungsleiter Wasserversorgung am Technologiezentrum Wasser des DVGW, erläutert multisektorale Wasserbedarfsszenarien für Deutschland und der Leiter des mitteldeutschen Klimabüros am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Dr. Andreas Marx, präsentiert die neue Web-Plattform „Wasserressourcen-Informationssystem Deutschland“. Der Branchentreff wat ist laut DVGW die zentrale Plattform für den lösungsorientierten übergreifenden Dialog mit Politik, Wissenschaft und Wirtschaft und bündelt hierzu das Knowhow der Branche zu einer umfassenden Standortbestimmung. Ein neu konzipiertes Praktikerforum im Rahmen der Messe bietet zudem erstmalig mit vergünstigtem Eintrittspreis zwei spannende Tage mit Vorträgen zum Technischen Regelwerk, Projekteinblicken und Technologie-Updates. www.gat-wat.de Grüne Dächer sind ein architektonisches Highlight, Nutzungs- und Erholungsfläche. Daneben punkten sie mit zahlreichen ökonomischen sowie ökologischen Vorteilen und tragen dazu bei, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Multitalent Gründach Tel: 07022 9060-600 www.zinco.de/ gruendachsysteme Von Bienenweide bis Klimaschutz ANZEIGE
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