Transforming cities
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2366-7281
2366-3723
expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2023-0050
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Brainergy Park Jülich
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Kristina Niemann
Die Kommunen Jülich, Niederzier und Titz sowie der Kreis Düren entwickeln ein 52 ha großes interkommunales Gewerbegebiet, den Brainergy Park; Ziel ist es, mit diesem Leuchtturmprojekt im Rheinischen Revier 4 000 Arbeitsplätze anzusiedeln, mit besonderem Fokus auf die Bereiche nachhaltige Energie, Bioökonomie und Digitalisierung unter Einbindung der lokalen Forschungs- und Startup-Landschaft. Entsprechend wurde neben einer dekarbonisierten energetischen Versorgung ein Fokus auf eine nachhaltige Erschließung gelegt.
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12 3 · 2023 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Energie E.ON Energy Solutions GmbH hat zusammen mit den Unternehmen Fichtner, Stadtwerke Jülich, pbs Energiesysteme sowie dem Startup heatbeat nrw als ARGE „set4“ ein nachhaltiges, integriertes und resilientes Energie-Versorgungskonzept mit dem Ziel entwickelt, Energieversorgungsansätze von morgen unter Beachtung neuer Technologien, der digitalen Vernetzung sowie der Ausarbeitung zukunftsoffener Geschäftsmodelle für das Leuchtturmprojekt skalierbar darzustellen. „Toll ist,“ so Dr. Arndt Brauckmann als Konsortialführer von der E.ON Energy Solutions GmbH, „dass wir als E.ON gerade in der Herzkammer der deutschen Energieversorgung, dem Rheinischen Revier, als EVU den Strukturwandel bei solch einem Leuchtturmprojekt aktiv unterstützen dürfen.“ Gefördert wurden die bisherigen Arbeiten unter anderem aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Erfreulicherweise wurde nunmehr ein entsprechender Förderantrag für das rund 50 Mio.- € umfassende Investitionsvorhaben vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz über das BAFA, Förderprogramm BEW, in Höhe von 19,2 Mio. € als bisher größte Einzelförderung bewilligt. Dr. Jan Stichtenoth, technischer Leiter des Energiesystems am Brainergy Park: „Geplant ist ein über 5 km langes dekarbonisiertes Wärmenetz mit über 40 dezentralen und zentralen Wärmepumpen sowie ein großer zentraler Eisspeicher für die rund 200 000 m² zu beheizende und zu kühlende Fläche. Das Low-ex- Wärme-/ Kühlungsnetz ist dabei als sogenanntes Prosumer-Netz ausgelegt, soll also bei den Gewerbebetrieben entstehende Abwärme für andere Gewerbebetriebe nutzbar machen. Um die entstehenden regionalen erneuerbaren Energien - verpflichtend Dach-Photovoltaik und Windstrom - optimal lokal zu nutzen, ist die Errichtung eines Betriebsstromnetzes und von Stromspeicherlösungen zur direkten Integration geplant.“ „In Jülich gibt es eine Forschungslandschaft mit weltweitem Ruf - viele Forscher und Denker, die Know-how und Ideen für Zukunftstechnologien entwickeln“, so Prof. Dr. Hoffschmidt, GF Brainergy Park Jülich GmbH. „Unter Einbindung der Ideen lokaler Startups ist es uns mit E.ON als Partner gelungen, einen sehr guten ökologischen Fußabdruck des Wärmesystems mit einem Primärenergiefaktor von weniger als 0,1 als Planwert bei einer CO 2 -Einsparung von 1 434 t/ a zu planen, das heißt, von 95 % gegenüber dem Referenzsystem BAFA/ BEW-Förderung. Damit der Strukturwandel im Rheinischen Revier gelingt, soll zukünftig die Transformation dieser Ideen in Brainergy Park Jülich Weiterer Meilenstein im Leuchtturmprojekt des Rheinischen Reviers erreicht Die Kommunen Jülich, Niederzier und Titz sowie der Kreis Düren entwickeln ein 52 ha großes interkommunales Gewerbegebiet, den Brainergy Park; Ziel ist es, mit diesem Leuchtturmprojekt im Rheinischen Revier 4 000 Arbeitsplätze anzusiedeln, mit besonderem Fokus auf die Bereiche nachhaltige Energie, Bioökonomie und Digitalisierung unter Einbindung der lokalen Forschungs- und Startup-Landschaft. Entsprechend wurde neben einer dekarbonisierten energetischen Versorgung ein Fokus auf eine nachhaltige Erschließung gelegt. Bild 1: Innovativ, nachhaltig, progressiv: Die Planung des Innovations- und Gründerzentrums „Brainergy Hub“. © Brainergy Park Jülich GmbH / HENN GmbH 13 3 · 2023 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Energie neue Produkte und damit in Arbeitsplätze zudem noch besser gelingen. Der Brainergy Park wird entsprechend ein Ökosystem schaffen, in dem sich Startups, junge Unternehmensgründungen und KMUs etablieren können und nationale wie internationale Unternehmen sich ebenso ansiedeln wie große Forschungsinstitute.“ „Nun können wir“, so Dr. Arndt Brauckmann, Geschäftsführer Brainergy Park Energie GmbH, „nunmehr zusammen mit dem Brainergy Park Jülich als gleichberechtigte Partner des geplanten Joint Ventures die weiteren Umsetzungsarbeiten für das dekarbonisierte Energiesystem vorantreiben und künftig den Gewerbetreibenden nachhaltige und langfristig planbare Energieversorgungsangebote unterbreiten - ermöglicht durch ein paralleles parkweites Glasfaser- Netz zur Digitalisierung und Steuerung. Hierdurch wird das Joint Venture „Daten- und Energiemanager 4.0“ - eine Verschneidung von Energieströmen und Daten zur Generierung ökonomischer wie ökologischer Vorteile - zugunsten der Kunden und als Role-Model für zukünftige derartige Versorgungsansätze dienen. Das ist unser Ziel.“ Neben der dekarbonisierten Energieversorgung wurde auch das Thema nachhaltige Erschließung berücksichtigt: Die Gewerbetreibenden wurden etwa dazu verpflichtet, Dächer zu 80 % mit Photovoltaik einzudecken, um die Erzeugung großer Mengen lokalen erneuerbaren Stroms zu sichern. Diese Dachflächen standen somit nicht für eine Dachbegrünung, also für eine ökologische Nutzung zur Verfügung. Frank Drewes, Geschäftsführer Brainergy Park Jülich: „Entsprechend haben wir uns überlegt, wie dieser ‚Nachteil‘, auch wegen der Leuchtturmfunktion des Brainergy Park Jülich für weitere Erschließungen, ausgeglichen werden konnte. Die gesetzliche Verpflichtung zu PV-Anlagen auf allen geeigneten Dächer war bei Projektbeginn bereits absehbar. Und so haben wir, wegen der Auflage an die Grundstückseigentümer zur oberflächennahen Versickerung des Niederschlagswassers, 5 m breite Trassen links und rechts der Straßen geschaffen, welche nicht nur das Regenwasser aufnehmen und in den Boden ableiten. Diese Flächen sind außerdem begrünt und können zukünftig mit ökologisch wertvollen Gras- und Kräuterstrukturen versehen werden.“ Um dem eigenen Anspruch, ein nachhaltiges Gewerbegebiet zu planen und umzusetzen, gerecht zu werden, wurde eine weitere Maßnahme ergriffen. Franziska Faßbender, Leiterin des Bereichs Architektur- und Hochbau im Brainergy Park Jülich, erläutert: „Wir hatten die Vision, ein zentrales Gebäude zu schaffen, das als Treffpunkt für die Brainergy Park Community, Startups, Scale-Ups, Gründungsinteressierte sowie innovative klein- und mittelständische Unternehmen dienen soll. Der Brainergy Hub ist mit einer Bruttogrundfläche von 9 728 m² das größte Einzelgebäude im Brainergy Park Jülich. Das Gebäude soll als Leuchtturmprojekt im Strukturwandel Vorbildcharakter in Sachen Nachhaltigkeit, Flexibilität sowie für innovative und kommunikative Arbeitswelten haben. Entsprechend wurde ein Gebäudekonzept entwickelt, das ein Spannungsfeld zwischen kreativem Chaos und konzentriertem Arbeiten schafft. Durch das flexible Tragwerks- und Ausbauraster des Gebäudes kann es sich kontinuierlich verändernden Anforderungen und Entwicklungen der Nutzer anpassen. Das Innovations- und Gründerzentrum soll als Landmarke im Brainergy Park Schnittstelle und Orientierungspunkt sein und zum informellen Austausch und zur Kommunikation der Nutzer anregen und so das Kreieren von Innovationen und Ideen fördern.“ Damit aber nicht genug: „Selbstverständlich war es uns wichtig, gerade das Startup Village - Ort für Ansiedlung von Startups in 20 Kleinstgebäuden mit einem Zentralgebäude - nicht nur über nachhaltige Lösungen zu denken und daraus Geschäftsideen entwickeln zu lassen, sondern eben diese Gebäude auch nachhaltig herzustellen. Entsprechend sind sie vollständig aus Holz errichtet und können dadurch, sofern nötig, problemlos anderweitig eingesetzt oder ganz im Sinne des Cradle-to-Cradle Prinzips wieder in ihre Einzelteile zerlegt werden.“, so Ingmar Stock, Leiter des Startup Village im Brainergy Park Jülich. Mit der Umsetzung all dieser Maßnahmen kann nunmehr begonnen werden: Als erstes wird das Startup Village seine Arbeit Ende des Jahres aufnehmen können, das zentrale Hub-Gebäude als auch das Energiesystem werden bis 2026 errichtet, um die Aufsiedlung des innovativen Gewerbe-Parks bis 2030 zu unterstützen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Brainergy Park Jülich ist ein Role Model für zukünftige Projekte mit dem Nachweis der Vereinbarkeit von ganzheitlich gedachter Ökologie und Ökonomie. KONTAKT Kristina Niemann Vertrieb Integrierte Quartierslösungen | smartiere E.ON Energy Solutions GmbH kristina.niemann@eon.com
