Transforming cities
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2366-7281
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expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2023-0058
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Der StreetTREE-Planter
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Christina Henöckl
Irene Zluwa
Als Folgen des Klimawandels leiden unsere Städte immer häufiger unter Hitzewellen und Starkregenereignissen. Abhilfe können „Grüne Infrastrukturen“ leisten, hier gelten insbesondere Bäume als effiziente und kostengünstige Lösung zur Klimaregulation.
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30 3 · 2023 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Stadtraum Die Pflanzung von Bäumen im öffentlichen Raum gestaltet sich mitunter schwierig, da der für eine gute Entwicklung notwendige Wurzelraum oftmals fehlt oder, aufgrund von im Straßenraum verlaufenden Einbauten, sogenannten „grauen Infrastrukturen“ (Strom, Abwasser-/ Regenwasserkanal, Hauptwasser-, Gas, Kommunikations-, Fernwärmeleitungen) stark begrenzt wird. Eine Verlegung dieser grauen eingelegte Wanne mit Substratkörper und einen oberirdischen Pflanzring. Die Wanne fungiert als Retentionsbecken. Darin werden die Niederschlags- und Oberflächenwässer aus dem Straßenraum eingeleitet und langfristig gespeichert. Die Wassereinleitung kann zwischen Winter- und Sommerbetrieb getrennt eingestellt werden, sodass salzhaltiges Wasser (verursacht durch den Einsatz von Taumittel im Winter) nicht in die Pflanzfläche gelangt und die Pflanzen schädigt. Der oberirdisch sichtbare Pflanzring, der sogenannte „StreetTREE-Planter“, dient zur Erweiterung des Wurzelraumes und als Schutz des Stammes vor diversen Einflüssen wie beispielsweise anfahrende Autos, Schnittmaßnahmen oder Hundeurin. Zur Versorgung des Baumes, wird mittels Pumpe das Wasser aus dem unterirdischen Becken in das oberirdische sichtbare Pflanzgefäß geleitet. Der Strom für die Pumpe kann über einen Anschluss an das Leitungsnetz oder autark mittels Solarpanel erfolgen (zum Beispiel über eine nebenstehende Solarbank). Sollte während einer Dürreperiode im Sommer nicht genügend Niederschlag über den Straßenraum in die Pflanzfläche gelangen, kann das unterirdische Wasserreservoir mittels Gießwagen oder Hydrant aufgefüllt werden. Die Gieß-Frequenzen Der StreetTREE-Planter Neue Lösung zur Wasserversorgung von Straßenbäumen - mit durch Einbauten reduziertem Wurzelraum Christina Henöckl, Irene Zluwa Als Folgen des Klimawandels leiden unsere Städte immer häufiger unter Hitzewellen und Starkregenereignissen. Abhilfe können „Grüne Infrastrukturen“ leisten, hier gelten insbesondere Bäume als effiziente und kostengünstige Lösung zur Klimaregulation. Bild 1: Einbau der unterirdischen Pflanzwanne. © Christina Henöckl Bild 2: StreetTREE-Planter Groß-Enzersdorf direkt nach dem Einbau. © Christina Henöckl Infrastrukturen ist sehr kostspielig und wird daher nur in seltenen Fällen durchgeführt. Die Folge: notwendige Baumpflanzungen können nicht umgesetzt werden. Für bereits gepflanzte Bäume wiederum sind die Verhältnisse und Gegebenheiten in der Stadt schwierig. Aufgrund des Einsatzes von Taumitteln wird der Eintrag von Oberflächenwässern in den Baumpflanzbereich durch Randsteine verhindert. Dadurch leiden vor allem Jungbäume in ihrer Anwuchsphase oft unter Wassermangel. Ein Konsortium aus dem Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau, dem Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz (beide von der Universität für Bodenkultur Wien), dem Landschaftsplanungsbüro Green4Cities, dem Innovationslabor GRÜNSTATTGRAU, der IMG Innovation-Management-Group und den Herstellerfirmen Weissenböck, GEOplast und ACO hat in dem von der Österreichischen F or s chung s förderung sge s ell schaft (FFG) unterstützten Projekt „StreetTREE“, eine Möglichkeit entwickelt, wie (Straßen-) Bäume trotz schwieriger Bedingungen und oben genannten Einschränkungen gepflanzt und mit ausreichend Wasser versorgt werden können: Die Lösung hat zwei Komponenten: eine im Untergrund 31 3 · 2023 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Stadtraum sind hierbei deutlich geringer als bei der herkömmlichen Gießmethode mittels Sacksystemen, die momentan häufig zur Baumbewässerung verwendet werden. Durch dieses System wird eine Baumgrube mit großen Volumina ermöglicht, ohne weit in die Tiefe gehen zu müssen. Der Einsatz über darunterliegende graue Infrastrukturleitungen (Strom, Gas, Telekommunikation, etc.) ist daher uneingeschränkt möglich. Zudem wird die wertvolle Ressource „Wasser“ aus dem Straßenraum sinnhaft in die Pflanzflächen abgeleitet, um es zur Bewässerung wichtiger grüner Infrastrukturen verwenden zu können. Das aus dem Straßenraum in die Pflanzfläche eingeleitete Wasser kann im Untergrund angestaut werden. Überschüssiges Wasser, welches im Anstau der Wanne nicht mehr zurückgehalten werden kann, wird in den Kanal abgeleitet. Dadurch kann aktiv zum Regenwassermanagement im städtischen Raum beigetragen und die Kanalüberlastung bei Starkregenereignissen reduziert werden. Da das Wasser durch einen Schacht in den Kanal geleitet wird, könnte hier auch ein gezieltes Monitoring der Wasserqualität stattfinden, etwa beim Einsatz des StreetTREEs als Bodenfilter. Die Wanne und der Pflanzring können mit Stauden bepflanzt werden, um noch zusätzlich Biodiversität und Ästhetik in die Stadt zu bringen. Als Materialien für den Streettreeplanter werden Kunststoff oder Beton verwendet. Verschiedene Formgebungen und Ausgestaltungen (zum Beispiel mit in den Planter integrierter Sitzbank) sind möglich. Das Konzept zielt vor allem auf Bestands-(Straßen)Räume ab, da bei Neuplanungen Leitungsführungen und Wurzelräume aufeinander abgestimmt werden können. Bei beengten Platzverhältnissen, oder auf Dächern (auch Tiefgaragen) kann die Lösung jedoch auch ihre Relevanz finden. Sechs StreetTREE-Planter wurden bereits an zwei Standorten in Groß-Enzersdorf und Wieselburg umgesetzt und werden nun umfassend gemonitort. Weitere Umsetzungen sollen folgen, Interessierte werden eingeladen, mit dem Projektteam Kontakt aufzunehmen (siehe Box). Optigrün international AG | optigruen.de Stadtklima-Retter planen Gründächer Dachbegrünungen kompensieren die Flächen- Dachbegrünungen kompensieren die Flächenversiegelung, speichern und verdunsten versiegelung, speichern und verdunsten Niederschlagswasser und entlasten dadurch Niederschlagswasser und entlasten dadurch die Kanalisation. die Kanalisation. Gleichzeitig sorgen sie für ein angenehmeres Gleichzeitig sorgen sie für ein angenehmeres Stadtklima und mildern den Hitzeinseleffekt. Stadtklima und mildern den Hitzeinseleffekt. Entwicklung der StreetTREE Baumpflanzmethode, die unabhängig von Einbauten als Schwammstadt- Element eingesetzt wird. Gefördert vom Klima- und Energiefonds der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft. Kontakt: GRÜNSTATTGRAU Forschungs- und Innovations-GmbH Favoritenstraße 50 1040 Wien www.gruenstattgrau.at office@gruenstattgrau.at PROJEKTNAME: STREETTREE Christina Henöckl Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau Universität für Bodenkultur Wien christina.henoeckl@boku.ac.at Dr. Irene Zluwa Projektmitarbeit, Forschung GRÜNSTATTGRAU Forschungs- und Innovations-GmbH, Wien irene.zluwa@gruenstattgrau.at AUTORINNEN ANZEIGE
