Transforming cities
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expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2023-0081
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Elektromobilität in der Stadt: Das ist der Schlüssel
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André ten Blomendal
Sollen Elektrofahrzeuge eine valide Alternative zum Verbrenner werden, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein: Es gibt genügend Ladestationen und diese sind gut vernetzt. Denn E-Fahrer wollen wissen, wo sie die nächste Station finden, ob sie frei oder wann die ideale Zeit zum Laden ist.
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18 4 · 2023 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Mobilität E-Fahrzeuge sind allgegenwärtig: Sie drücken mittlerweile dem Straßengeschehen ihren Stempel auf. Ladesäulen auf Parkplätzen und am Straßenrand sind ebenfalls keine Seltenheit mehr. Dieses Bild bestätigen die Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen in Deutschland: Innerhalb der letzten zweieinhalb Jahre haben sie sich verfünffacht. Damit dieser Trend anhält, gilt es, die Entwicklung von Ladeinfrastruktur im Auge zu behalten. Denn nach Angaben des Statistischen Bundesamts bleibt das beliebteste Reiseverkehrsmittel der Deutschen unangefochten das Auto und laut einer aktuellen Studie von HUK- Coburg sind 72 % der Befragten der Meinung, dass dieses auch in Zukunft ihre Mobilitätsanforderungen am besten erfüllen werde. Städte sollten deshalb schon jetzt planen, um sicherzustellen, dass ihre Ladeinfrastruktur skalierbar und flexibel ist. Meist reichen Wechselstrom- Ladesäulen Während die Reichweite von E- Fahrzeugen heute nur noch selten ein Thema ist, müssen elektrifizierte Flotten jederzeit schnell einsatzbereit sein. In den vergangenen Jahren standen daher immer wieder Gleichstrom- oder DC-Schnellladesäulen im Mittelpunkt der Mobilitätsdiskussion. Idealerweise sollte es nicht länger dauern als ein Besuch an der Tankstelle, um die Batterien eines E-Fahrzeugs voll aufzuladen. Überall, wo nur kurze Aufenthalte vorgesehen sind, etwa an Tankstellen und Raststätten oder bei Hochleistungsanwendungen wie im Transportwesen, sind Schnellladesäulen unerlässlich. Im Gegensatz dazu reichen im Alltag meist die langsamer ladenden Wechselstrom- oder AC-Ladestationen aus. Werden E-Autos zu Hause oder während der Arbeit geladen, spielt Zeit keine allzu große Rolle. Viel wichtiger ist hier die Verfügbarkeit von Lademöglichkeiten. Hier bewähren sich die um den Faktor sieben bis zehn günstigeren Wechselstromlader. Durch den geringeren Kostenaufwand sind sie besonders für Unternehmen und Kommunen interessant, können in Wohngebäuden aufgestellt werden und so für ein flächendeckendes Ladenetzwerk sorgen. Hürden für Ladestationen an Wohnhäusern Wohnhäuser mit Ladestationen auszustatten, wird allerdings durch komplizierte Verwaltungsvorschriften behindert - und das, obwohl Elektrofahrzeuge zentral für das Konzept des intelligenten Gebäudes sind: Sie können dazu beitragen, erneuerbare Energien in das Stromnetz zu integrieren, und werden bald in der Lage sein, Energie in das Netz zurück zu speisen oder sogar auszugleichen, wenn die Energienachfrage hoch ist, beispielsweise durch den Einsatz der Vehicle-to-Grid- Technologie. Darüber hinaus ist das Laden von E-Fahrzeugen zu Hause deutlich günstiger als an öffentlichen Ladestationen. Dies macht das Heimladen für Verbraucher attraktiver, was für die breite Akzeptanz von Elektroautos entscheidend ist. Der Ausbau privater Lademöglichkeiten wird deshalb zu erheblichen Energieeffizienzsteigerungen führen und kann Städten und Kommunen helfen, ihre Klimaziele zu erreichen. Elektromobilität in der Stadt: Das ist der Schlüssel André ten Blomendal Sollen Elektrofahrzeuge eine valide Alternative zum Verbrenner werden, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein: Es gibt genügend Ladestationen und diese sind gut vernetzt. Denn E-Fahrer wollen wissen, wo sie die nächste Station finden, ob sie frei oder wann die ideale Zeit zum Laden ist. Bild 1: Kaffee trinken und Auto laden. © ChargePoint 19 4 · 2023 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Mobilität Ein notwendiger Schritt auf EU-Ebene Auf EU-Ebene ist eine Überarbeitung der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD, Energy Performance of Buildings Directive) der dazu nötige Rechtsakt. Da fast die Hälfte der EU-Bevölkerung in Mehrfamilienhäusern lebt und nahezu 75 % der E-Fahrzeuge zu Hause oder am Arbeitsplatz aufgeladen werden, ist ein klarer Rechtsrahmen für die Installation von Ladepunkten in Gebäuden erforderlich. Die größte Hürde ist derzeit der technische und administrative Aufwand für die Installation einer Ladestation in bestehenden Wohngebäuden. Deshalb muss mit einem starken und kohärenten „Recht auf Anschluss“ für EU-Bürger sichergestellt werden, dass niemand von der Installation einer Ladestation in seinem Gebäude ausgeschlossen werden kann. Im Hinblick auf das Jahr 2035, wenn keine neuen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden sollen, werden Heimladelösungen noch wichtiger. E-Autos können dazu beitragen, Gebäude energieeffizienter zu machen, die Kapazität des Stromnetzes besser zu nutzen, indem sie intelligent laden, und letztendlich Energie ins Netz zurückspeisen. All das trägt dazu bei, die Ziele des EU Green Deal zu erreichen. Vernetzung: Software erhöht die Reichweite Kombiniert mit digitalen Technologien wie Echtzeit-Ladesäulen-Findern, App-basierten Wartelisten oder intelligenten Lademanagementsystemen erhalten E-Fahrer heutzutage die für sie wichtigen Informationen schneller und einfacher und müssen sich zudem seltener Sorgen um die Reichweite ihres Fahrzeugs machen. Mit Apps und Auto-Dashboard integrierten Systemen, wie zum Beispiel der ChargePoint-App, finden E-Fahrer mühelos Ladestationen und können digital einsehen, ob eine Station verfügbar oder belegt ist. Je besser die Ladeinfrastruktur ausgebaut und vernetzt ist, desto einfacher werden auch grenzübergreifende Fahrten. „Vernetzt“ ist hier das Stichwort. Es reicht nicht, wenn genügend Ladesäulen auf dem Papier verzeichnet sind. Standort, Verfügbarkeit und ideale Ladezeiträume müssen sofort zu sehen sein. Dazu gehört außerdem eine übergreifende Verfügbarkeit. Moderne Ladelösungen sollten dem Open Charge Point Protocol (OCPP) folgen. Über dieses Protokoll können sich E-Fahrzeuge und Ladesäulen herstellerunabhängig verbinden. Dadurch lässt sich eine anbieterübergreifende Interoperabilität über Landesgrenzen hinaus herstellen. CP6000: Eichrechtskonformes Laden für Elektrofahrzeuge Die flexible Wechselstrom-Ladelösung CP6000 von ChargePoint folgt diesem Protokoll. Sie entspricht den strengen Anforderungen für das Laden von Elektrofahrzeugen in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Kürzlich hat sie die Baumusterprüfbescheinigung vom VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut erhalten, was bedeutet, dass sie E-Fahrzeuge unterschiedlicher Typen und Größen eichrechtskonform laden kann. Zusätzlich zur Erfüllung der deutschen Eichrechtsanforderungen erfüllt sie auch die anspruchsvollen Anforderungen der unabhängigen französischen Zulassungsbehörde ASEFA, was ihre Leistungsfähigkeit, Sicherheit und Interoperabilität bestätigt. Solche Lösungen, die sich an Fahrern orientieren und auch für technisch weniger versierte Nutzer einfach zu bedienen sind, erhöhen wiederum die Attraktivität und Zugänglichkeit zur E- Mobilität. Zentrale Faktoren: Komfort und Zugänglichkeit Je beliebter elektrische Mobilitätskonzepte werden, desto größer wird auch ihre wirtschaftliche Bedeutung. Unternehmen nutzen sie verstärkt, um Güter und Personen zu transportieren. Einerseits hilft das Betrieben dabei, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und Treibstoffsowie Wartungskosten zu senken. Andererseits kurbelt es den Wettbewerb unter Flottenbetreibern an. Wer seinen Kunden und Mitgliedern die besten Angebote macht, sorgt für mehr Umsatz und zieht neue potenzielle Kunden an. Darauf müssen sich Städte vorbereiten. Die Möglichkeit, privat zu laden, hilft beim Ausbau der Infrastruktur. Wenn Besitzer von Ladesäulen und Netzbetreiber kooperieren, ist ein komfortables und zuverlässiges Ladeerlebnis für alle möglich. Darin liegt die Zukunft einer Stadt ohne Verbrennungsmotor. AUTOR André ten Blomendal Senior Vice President Europe ChargePoint europepressoffice@chargepoint.com Bild 1: Ladesäulen auf Parkplätzen und am Straßenrand sind keine Seltenheit mehr. © ChargePoint
