Transforming cities
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expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2023-0084
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Schwebend ins neue Viertel
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Robin Bischof
Han Joosten
U-Bahn, Eisenbahn und Auto, sie alle bringen uns von A nach B. Doch, dass wir unsere täglichen Wege heute auf diese Art bestreiten, ist nicht selbstverständlich. Sie waren alle einmal neu und die Skepsis in der Bevölkerung war groß. Eine neue Mobilitätslösung, die heute vor den gleichen Herausforderungen steht: die Seilbahn. Unter welchen Voraussetzungen sie ein alternatives Verkehrsmittel für den öffentlichen Nahverkehr ist und welche Effekte sich daraus für neue Stadtquartiere ergeben, untersuchten wir von BPD gemeinsam mit der Hochschule Darmstadt und UNStudio in einer Forschungsarbeit.
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26 4 · 2023 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Mobilität Neue Stadtquartiere, neue Herausforderungen, neue Lösungen Der Mangel an Wohnraum in unseren Städten und Ballungszentren ist aktuell eine der drängenden Fragen unserer Zeit. Ursächlich hierfür sind das zu geringe Angebot an Wohnraum sowie die stetig steigende Nachfrage. Zur Schaffung von mehr Wohnraum, werden neben kleinteiligen Nachverdichtungen in bestehenden Siedlungsstrukturen auch neue Stadtquartiere entwickelt. Sie entstehen auf ehemaligen Bahn- oder Gewerbearealen, wie die Hafencity in Hamburg oder auf der grünen Wiese wie das Rieselfeld in Freiburg oder der geplante Stadtteil Alte Schäferei in Berlin-Pankow. Alle Projekte eint die Frage, wie die Mobilität effizient und klimagerecht gestaltet werden kann. Denn ein „Weiter so“ kommt nicht in Frage und ein Umdenken ist nötig. Zu den Stoßzeiten sind die Straßen verstopft und die Bahnen überfüllt. Dazu kommen Gesundheitsbelastungen durch Luftverschmutzung und Lärm sowie der Mangel an Flächen im urbanen Raum. Die Palette an Lösungen ist vielfältig: Bei der Planung neuer Stadtquartiere müssen der Fuß- und Radwegeverkehr sowie der ÖPNV priorisiert werden. Der ÖPNV muss hierfür konsequent ausgebaut werden sowie kosteneffizient und klimaverträglich gestaltet werden. Diese Ziele stehen jedoch oftmals den Gegebenheiten der Realität entgegen. Planung und Betrieb sind zeit- und kostenintensiv, Ausbauflächen sind kaum vorhanden, lange Planungs- und Genehmigungszeiten zögern die Inbetriebnahme hinaus und die Anpassung an sich wandelnde Mobilitätsbedürfnisse, den Klimawandel und die demografischen Veränderungen benötigen neue Ansätze. Lösungen zu finden, ist eine der zentralen Aufgaben bei der Entwicklung neuer Stadtquartiere. Eine Lösung: die Seilbahn. Die urbane Seilbahn - ein neues Puzzlestück Urbane Seilbahnen bieten eine Vielzahl von spezifischen Einsatzmöglichkeiten und Vorteilen. Ihre Haupteigenschaft ist, dass sich ihr Fahrweg auf der Ebene +1 befindet. Diese wird in alpinen Regionen dazu genutzt, um Berge und Täler zu überwinden. Auch im urbanen Raum bietet dies die Möglichkeit, topografische Unterschiede oder Flüsse zu überwinden. Der Einsatzbereich kann hier sogar erweitert werden: zum Überwinden von Hindernissen wie Bahntrassen oder Gewerbegebieten, zur Erweiterung bestehender Verkehrsnetze, um Lücken im Netz zu schließen oder strategisch wichtige Punkte anzubinden. Daneben bedeutet die Ebene +1, dass kaum Bodenflächen benötigt werden. Schwebend ins neue Viertel Seilbahnen als innovative Mobilitätslösung für neue Stadtquartiere Seilbahnen, urbane Mobilität, nachhaltige Stadtentwicklung, Quartiersentwicklung Robin Bischof, Han Joosten U-Bahn, Eisenbahn und Auto, sie alle bringen uns von A nach B. Doch, dass wir unsere täglichen Wege heute auf diese Art bestreiten, ist nicht selbstverständlich. Sie waren alle einmal neu und die Skepsis in der Bevölkerung war groß. Eine neue Mobilitätslösung, die heute vor den gleichen Herausforderungen steht: die Seilbahn. Unter welchen Voraussetzungen sie ein alternatives Verkehrsmittel für den öffentlichen Nahverkehr ist und welche Effekte sich daraus für neue Stadtquartiere ergeben, untersuchten wir von BPD gemeinsam mit der Hochschule Darmstadt und UNStudio in einer Forschungsarbeit. Bild 1: Urbane Seilbahn. © BPD 27 4 · 2023 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Mobilität Ein weiterer Vorzug ist, dass Seilbahnen keinen Fahrplan benötigen, wenn sie als Umlaufsystem betrieben werden und so als Stetigförderer fungieren. Fahrgäste haben kaum Wartezeiten, da stetig eine Kabine kommt. Außerdem sind Seilbahnsysteme im Vergleich zu anderen Verkehrssystemen äußerst klimafreundlich, da sie nur wenig Energie benötigen. Darüber hinaus können Seilbahnen schnell realisiert werden und sind kostengünstig in der Herstellung. Gleiches gilt für den Betrieb: die Betriebskosten sind gering, da nur wenig Personal benötigt wird. Neben diesen technischen Eigenschaften gibt es weitere, die von Bedeutung sind. Seilbahnen tragen als markante „Landmarke“ zur Identitätsbildung einer Stadt bei und bieten den Fahrgästen eine einzigartige Aussicht und eine neue Perspektive auf die Stadt. Diese Faktoren können zur Steigerung der Attraktivität des ÖPNV beitragen. Dennoch sind Seilbahnen als Teil des ÖPNV im europäischen und insbesondere im deutschen Raum noch Exoten, obwohl die Technik bewährt ist. Erfahrungen im Winterbetrieb in Bergregionen, wie auch urbane Seilbahnen in Südamerika haben gezeigt, dass Seilbahnen als robust, zuverlässig und sicher gelten. Die Probleme im urbanen Raum sind andere: Die Unsicherheit der Bevölkerung gegenüber dem neuen Verkehrsmittel. Gegen die Seilbahn gibt es vergleichbare Einwände wie einst bei der Einführung der Eisenbahn, U-Bahn oder dem Auto. Waren es bei der Tube in London die Ängste vor der Fahrt unter der Erde und massive Emissionen durch die Dampfloks, so musste sich die Eisenbahn gegen die Angst vor der Größe der Lokomotive und der hohen Geschwindigkeit durchsetzen - Pferd und Kutsche waren damals noch der Maßstab. Auch die Seilbahn ruft Ängste und Bedenken bei der Bevölkerung hervor: die Verletzung der Privatheit, wenn bei der Fahrt möglicherweise Gärten oder Wohnungen eingesehen werden, Schattenwurf und Geräuschentwicklung bei Stützen und Kabinen sowie Unsicherheiten bei unvorhergesehenen Situationen im Betriebsablauf. Auf diese Herausforderungen und Unsicherheiten kann bei der Entwicklung eines neuen Stadtquartiers besondere Rücksicht genommen werden, wenn dieser Faktor von Beginn an beachtet wird. Herausforderungen können so bewältigt und die Vorteile der Seilbahn bestens genutzt werden. Seilbahneffekte für lebenswerte Stadtquartiere Inwieweit die Eigenschaften der Seilbahn auf die Stadt- und Quartiersentwicklung wirken, wurde in einer Forschungsarbeit 1 identifiziert. Grundlage hierfür waren Workshops und Interviews mit Expert*innen aus unterschiedlichen Fachrichtungen. Beteiligte aus der Stadt- und Verkehrsplanung, aus Verwaltung und Politik, von Seilbahnherstellern und -betreibern sowie Bürger*innen identifizieren in der Studie eine Vielzahl unterschiedlicher „Seilbahneffekte“ und deren Auswirkungen auf Menschen, Stadt sowie Klima und Natur. Seilbahneffekt Inklusion: Demografischer Wandel und Inklusion sind zu wichtigen Treibern in der Stadtentwicklung geworden. Dies erfordert, dass Zuwegungen, Stationen und Kabinen der Seilbahn barrierefrei gestaltet sind, um allen Men- 1 https: / / www.bpd-immobilienentwicklung.de/ media/ qfsnldu3/ bpd_studie_ seilbahn_230615c.pdf. schen Zugang zu ermöglichen. Auch für Menschen, die mit Gepäck, Fahrrädern oder Kinderwagen reisen, ist dies ein wichtiger Faktor. Sichergestellt wird dies bei Stationen auf Ebene +1 über Rampen, Rolltreppen und Aufzüge - vergleichbar mit der Ausstattung einer U-Bahnstation. Befindet sich die Station auf Ebene 0 ist die Zuwegung deutlich einfacher zu gestalten, hier sind Rampen oft ausreichend. Zusätzlich sind Kabinen entsprechend zu dimensionieren und barrierefrei zu gestalten. Seilbahneffekt „Komfortabel“ Mobilität muss den Reisenden Komfort bieten, um im Alltagsverkehr akzeptiert zu werden. Dies erfordert kurze Wege in den Stationen, bequemes Ein- und Aussteigen, geringe Wartezeiten und ausreichende Fahrgastinformationen. Darüber hinaus muss die Seilbahn mit anderen Verkehrsträgern vernetzt und in die Tarifstruktur des öffentlichen Verkehrs integriert sein, um als attraktive Alternative wahrgenommen zu werden. Seilbahneffekt „Begegnung“ Neue Stadtquartiere sollten so gestaltet sein, dass die Bewohner*innen ihre sozialen Bedürfnisse erfüllen können. In den Seilbahnstationen und -kabinen begegnen sich Menschen. Sie stellen so einen wichtigen Begegnungsraum dar, in dem Kommunikation und Interaktion stattfinden. Es entstehen Beziehungen, die für die Gemeinschaft und den Zusammenhalt wichtig sind. Seilbahneffekt „Flächenverbrauch“ Ein ökologischer Vorteil von Seilbahnen liegt darin, dass nur geringfügig Flächen versiegelt werdenn. Lediglich für die Stützen und Stationen werden Flächen gebraucht. Die linearen Flächen 28 4 · 2023 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Mobilität unter den Seilen benötigen keinen Platz auf dem Boden und es werden keine Flächen versiegelt. Diese können anderweitig genutzt werden - für Parks, urbane Gärten oder Sportflächen. Diese Freiflächen entfalten dann positive Wirkung auf das Stadtklima und den Wasserhaushalt und bieten bei entsprechender Gestaltung wichtige Habitate für Pflanzen und Tiere. In diesem Kontext ist die Entschärfung der Herausforderung der Privatsphäre zu nennen. In einem neuen Stadtquartier kann die Seilbahntrasse von Beginn an so geplant werden, dass in den untenliegenden Flächen keine kritischen Nutzungen liegen, sondern beispielsweise eine öffentliche Grünfläche. Seilbahneffekte „Trennwirkung“ Straßen und andere Verkehrswege entfalten oft eine Trennwirkung, welche die Bewegung von Menschen und Verkehr einschränkt, das Stadtbild beeinträchtigt und zur Aufteilung von Stadtvierteln in isolierte Bereich führt. Seilbahnen verursachen diese Trennwirkung nicht. Seilbahneffekte „Energie, Effizienz und Emissionen“ Weitere ökologische Vorteile einer Seilbahn sind die hohe Energieeffizienz, der Einsatz erneuerbarer Energien und die ausbleibenden Lärm- und Geruchsemissionen. Sie weist die zuvor beschriebene hohe Energieeffizienz auf und kann durch erneuerbare Energien klimaneutral betrieben werden. Keine Luftverschmutzung und etwas lauter wird es höchstens an den Stationen und Stützen. Das kann durch technische Maßnahmen jedoch stark reduziert werden. Seilbahneffekt „Ökonomie“ Lebendige Stadtquartiere entstehen, indem sie möglichst viele urbane Funktionen - Wohnen, Gewerbe, Einkaufen, Bildung und Freizeit - umfassen. In diesem Kontext spielt die Ökonomie eine wichtige Rolle. Seilbahn und Ökonomie können auf zwei Ebenen betrachtet werden: Im Bereich der lokalen Ökonomie schafft die Seilbahn Effekte in der Nähe der Stationsgebäude. Dort ist mit einer hohen Fußgängerfrequenz zu rechnen, welche wiederum die lokalen Geschäfte besuchen. Zusätzlich können im Stationsgebäude Flächen für Gewerbe zur Verfügung gestellt werden. Im Bereich der gesamtstädtischen Ökonomie besteht ein Vorteil darin, dass Seilbahnen schneller zu realisieren sind im Vergleich zu etablierten Verkehrsmitteln wie Straßenbahnen. Zusätzlich können sie nahezu autonom betrieben werden, was sie zu einer kosteneffizienten Alternative macht und dadurch die öffentlichen Finanzen schont. Seilbahneffekt „Landmarke“ Seilbahnen sind aufgrund ihrer Höhe ein einprägsames und weit sichtbares Element in der Stadtlandschaft. Im urbanen Raum können sie daher für ein neues Stadtquartier identitätsstiftend als „Landmarke“ eingesetzt und betrachtet werden. Insbesondere wenn neue Stadtquartiere entwickelt werden, kann sie als zentrales Element zur Identitätsbildung genutzt werden. Wichtig hierbei ist eine entsprechende Gestaltung von Stationen und Stützen. Seilbahnstationen - neue Anker im Stadtquartier Im Rahmen der Quartiersentwicklung kommt den Seilbahnstationen eine besondere Rolle zu, da sie als bauliche Elemente des Seilbahnsystems Teil des städtischen Raums werden. Daher lag im Rahmen der Forschungsarbeit ein besonderes Augenmerk darauf, zu untersuchen, wie sie diese Rolle bestmöglich erfüllen können. Insbesondere die Frage, welche weiteren Funktionen sie neben den technisch-verkehrlichen Aufgaben übernehmen können, stand im Fokus. Die Mobilitätsfunktion und der reibungslose Ablauf des Seilbahnsystems bilden immer die Basis. Aufbauend darauf kann über weitere Funktionen nachgedacht werden. Die Seilbahnstation kann in urbanen Gebieten eine zentrale Rolle spielen und als „urban Generator“ für das Stadtquartier fungieren. Dabei ist die Platzierung von großer Bedeutung. Die Stationen sollten dort platziert werden, wo auch andere Verkehrsträger ihre Stationen Bild 2: Multifunktional gestaltete Seilbahnstation ( Visualisierung). © UNStudio 29 4 · 2023 TR ANSFORMING CITIES PRAXIS + PROJEKTE Mobilität haben. Dadurch entstehen wichtige Verknüpfungspunkte, die einen nahtlosen Übergang zwischen verschiedenen öffentlichen Verkehrsmitteln ermöglichen. Um die Mobilitätsfunktion zu erweitern, sollten Angebote der Sharing-Mobility (Car- und Bikesharing, E-Roller und E-Scooter) ergänzt werden. Außerdem sollten Abstellmöglichkeiten für Individualverkehrsmittel zur Verführung stehen. Besonderer Vorteil der Seilbahn: Da sie auf der Ebene +1 verkehrt, kann auch die Station auf dieser Höhe verortet werden, dadurch bleiben die Flächen auf der Ebene 0 für diese und weitere Funktionen frei. Neben dem Mobilitätsangebot können Seilbahnstationen zusätzliche für ein Stadtquartier relevante urbane Funktionen übernehmen. Dazu gehören Gastronomie, Versorgungseinrichtungen, Gesundheits- und Sportangebote, soziale Dienstleistungen, Bildung und Kultur. Mit der Gestaltung des Umfeldes von Seilbahnstation kann die Aufenthaltsqualität erhöht und Raum für verschiedene Aktivitäten geschaffen werden. Dies trägt zur Aufwertung des städtischen Umfelds bei. Gestaltung und Nutzung hängen dabei von der Wahl des Systems, den örtlichen Gegebenheiten, den städtebaulichen Planungen und den Bedürfnissen der Gesellschaft ab. Bei Platzierung, Dimensionierung und Gestaltung der Angebote sind die Anforderungen und Bedürfnisse von Anwohner*innen und Pendler*innen zu berücksichtigen. Zustimmung und Vertrauen gewinnen durch Partizipation In der Quartiersentwicklung wie auch bei Seilbahnprojekten ist eine umfassende Beteiligung der Bevölkerung ein entscheidender Faktor, um einem Projekt zum Erfolg zu verhelfen. Ziel ist es, die Akzeptanz und Legitimation in der Bevölkerung zu erhalten und die Bedürfnisse der unterschiedlichen Stakeholder in Einklang zu bringen. Die Beteiligung ermöglicht es, die Seilbahn an lokale Gegebenheiten und Bedürfnisse anzupassen, die Zustimmung und das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen und mögliche Konflikte oder Widerstände zu lösen. Wichtige Grundsätze der Beteiligung sind: eine frühzeitige und umfassende Beteiligung, eine transparente Kommunikation und ein kontinuierlicher Prozess. Da es sich bei der Seilbahn noch um ein wenig bekanntes Verkehrsmittel im ÖPNV handelt, sollte bei der Partizipation auf die besonderen Eigenschaften der Seilbahn und die Effekte auf das Stadtquartier eingegangen werden. Durch die Beteiligung kann auch das Projekt selbst profitieren, indem das lokale Wissen und die Bedürfnisse der Bevölkerung einbezogen werden. Dass eine Seilbahn schließlich akzeptiert wird, zeigt die Seilbahn in Koblenz, die anlässlich der BUGA 2011 entstanden ist. Die Koblenzer*innen möchten sie heute nicht mehr missen. Seilbahnen als Mobilitätslösung mitdenken Die Seilbahn im urbanen Bereich und als Teil des ÖPNV ist nach wie vor noch ein zu wenig beachtetes Verkehrsmittel in Deutschland, obwohl die Einsatzmöglichkeiten und die Seilbahneffekte für einen Einsatz im ÖPNV sprechen. Insbesondere dann, wenn die etablierten Verkehrsträger an ihre Grenzen geraten. Dass die Seilbahn in diesen Fällen eine gute Alternative ist, zeigen unterschiedliche Beispiele weltweit und auch in Europa. Im französischen Toulouse stellt eine urbane Seilbahn heute ein wichtiges Element des ÖPNV der Stadt dar. Doch auch in Deutschland bewegt sich etwas: Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr hat vergangenes Jahr einen Handlungsleitfaden vorgestellt, um die Integration von Seilbahnen in die urbane Mobilität zu fördern. Außerdem laufen in mehreren deutschen Städten die Planungen für urbane Seilbahnsysteme. Vorreiter ist die Stadt Bonn: Dort zeigen Machbarkeitsstudie und standardisierte Bewertung, dass eine Seilbahn technisch möglich und volkswirtschaftlich sinnvoll ist. In der Forschungsarbeit von BPD, der Hochschule Darmstadt und UNStudio kommen wir zu dem Schluss, dass die Entwicklung eines neuen Stadtviertels eine Chance sein kann, eine urbane Seilbahn als Mobilitätslösung zu realisieren. Zeitgleich ist die Seilbahn eine Chance, neue Stadtquartiere schnell, effizient und nachhaltig an bestehende Stadtstrukturen anzuschließen und insgesamt nachhaltig und sozial gerecht zu gestalten. Es braucht einen ergebnisoffenen Ansatz und den Mut, auch unkonventionelle Wege zu gehen. Dass es sich lohnt, erleben wir täglich, wenn wir in U-Bahn, Eisenbahn und Auto steigen: Verkehrsmittel, die wir uns ohne Vorreiter nicht hätten vorstellen können. Robin Bischof Projektleiter Innovationsmanagement BPD Immobilienentwicklung GmbH Kontakt: r.bischof@bpd-de.de Han Joosten Leiter Gebietsentwicklung BPD Immobilienentwicklung GmbH Kontakt: h.joosten@bpd-de.de AUTOREN
