Transforming cities
tc
2366-7281
2366-3723
expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2024-0006
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2024
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Bestandsparameter für serielle Sanierung
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Benno Rothstein
Judith Großeaschoff
Die energetische Sanierung von Gebäuden ist von großer Relevanz, um die gesetzlichen Klimaziele zu erreichen. Die Methode des seriellen Sanierens spielt hierbei eine wichtige Rolle. Sie gilt als ganzheitliche Maßnahme zur energetischen Aufwertung von Bestandsgebäuden, durch die nicht nur die Gebäudehülle und die Anlagentechnik, wie etwa das Heizungssystem, effektiv verbessert werden, sondern auch eine Integration von Anlagen zur Strom- und Warmwasseraufbereitung erfolgt. Bei der seriellen Sanierung wird, in Anlehnung an die Industrie und an die modulare Bauweise, eine Vorfertigung der Fassaden- und Dachelemente durchgeführt. Im Nachgang werden die einzelnen Bauelemente und Anlagen montiert bzw. installiert. Durch die Auslagerung der Produktion und durch die Vorfertigung der Elemente besteht das Potenzial, die Montagezeit und die damit verbundenen Einschränkungen vor Ort für die Bewohner deutlich zu reduzieren.
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34 1 · 2024 TR ANSFORMING CITIES THEMA Die urbane Verkehrswende DOI: 10.24053/ TC-2024-0006 Bestandsparameter für serielle Sanierung Eine Identifikation von Eigenschaften von Bestandsgebäuden zur Eignung einer seriellen Sanierung als Maßnahme zur energetischen Aufwertung Energetische Sanierung, Bestandsgebäude, Gebäudestruktur, Gebäudeklasse, Denkmalschutz Benno Rothstein, Judith Großeaschoff Die energetische Sanierung von Gebäuden ist von großer Relevanz, um die gesetzlichen Klimaziele zu erreichen. Die Methode des seriellen Sanierens spielt hierbei eine wichtige Rolle. Sie gilt als ganzheitliche Maßnahme zur energetischen Aufwertung von Bestandsgebäuden, durch die nicht nur die Gebäudehülle und die Anlagentechnik, wie etwa das Heizungssystem, effektiv verbessert werden, sondern auch eine Integration von Anlagen zur Strom- und Warmwasseraufbereitung erfolgt. Bei der seriellen Sanierung wird, in Anlehnung an die Industrie und an die modulare Bauweise, eine Vorfertigung der Fassaden- und Dachelemente durchgeführt. Im Nachgang werden die einzelnen Bauelemente und Anlagen montiert bzw. installiert. Durch die Auslagerung der Produktion und durch die Vorfertigung der Elemente besteht das Potenzial, die Montagezeit und die damit verbundenen Einschränkungen vor Ort für die Bewohner deutlich zu reduzieren. 35 1 · 2024 TR ANSFORMING CITIES THEMA DOI: 10.24053/ TC-2024-0006 Kommunale Wärmewende In diesem Beitrag wird dargestellt, unter welchen Voraussetzungen Bestandsgebäude für eine serielle Sanierung geeignet sind. Auf der Basis leitfadenorientierter Experteninterviews werden maßgebende Parameter identifiziert, die zur Abschätzung der Eignung relevant sind. Anschließend werden diese mit Eigenschaften, die ein Gebäude aufzuweisen hat, konkretisiert. Eigentümer eines zu sanierenden Objektes bekommen somit eine Orientierung, ob die Methode des seriellen Sanierens in Betracht gezogen werden kann. Mit dem Klimaschutzgesetz der Bundesrepublik Deutschland wird angestrebt, bis 2050 treibhausgasneutral zu sein [1,2]. Als Zwischenziel ist in Form des Klimaschutzprogramms 2030 eine Verringerung der Treibhausgase bis 2030 in Europa um 40 % gegenüber 1990 festgelegt worden. Bis 2050 ist eine Minderung der Treibhausgasemissionen um 95 % gegenüber 1990 angestrebt [3,4]. Der Gebäudesektor benötigt ein Drittel des Endenergieverbrauchs Dem Gebäudesektor werden ein Drittel des Endenergieverbrauchs und rund 40 % der Treibhausgasemissionen in Deutschland zugeschrieben [5]. Ein Drittel des CO 2 -Ausstoßes ist hierbei auf die Bestandsgebäude zurückzuführen [6]. Aus wirtschaftlicher Perspektive ist die aktuelle Situation als angespannt zu werten: So prägen derzeit beispielsweise politische Spannungen, Inflation, Baustoffknappheit, Fachkräftemangel und Wohnungsknappheit, insbesondere in Ballungsgebieten und innerstädtischen Bereichen, den Bausektor [6,7,8]. In Anbetracht dieser prekären Ausgangssituation stellt eine Sanierung die Eigentümer vor große Herausforderungen [9]. Aufwendige Planung, fehlende Handwerker für die Ausführung, steigender Anteil an Eigenleistung und damit einhergehende Qualitätsverluste, Lieferschwierigkeiten und steigende Baukosten sind die Gründe für eine stagnierende Sanierungsquote. Hinzu kommt, dass Mieter bzw. Bewohner eines Gebäudes immer weniger dazu bereit sind, Einschränkungen durch Baumaßnahmen in Kauf zu nehmen. Der Druck, durch Baumaßnahmen möglichst wenig eingeschränkt zu sein, ist dementsprechend hoch [9]. Beträchtliches Potenzial der seriellen Sanierung von Bestandsgebäuden Eine Möglichkeit der energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden trotz der zuvor genannten Herausforderungen stellt die serielle Sanierung dar. Ihr Potenzial ist durchaus beträchtlich: Gemäß Schätzungen der dena beläuft sich die Anzahl der potenziell seriell zu sanierenden Gebäude auf 500.000 Mehrfamilienhäuser [10]. Darüber hinaus können rund vier Millionen Einfamilienhäuser seriell saniert werden. Hinzu kommen Nichtwohngebäude wie Büros oder Schulgebäude, auf die die Sanierung ausgeweitet werden kann. Je nach Geschwindigkeit der Marktentwicklung besteht die Möglichkeit, durch die serielle Sanierung mind. 25 Mio. t CO 2 pro Jahr zusätzlich einzusparen [11]. Angesichts dieses sehr großen Potenzials stellt sich die Frage, welche Eigenschaften Bestandsgebäude aufweisen müssen, damit sie sich für die serielle Sanierung eignen. Durchführung von leitfadenbasierten Experteninterviews Mithilfe der Methodik der leitfadenbasierten Experteninterviews wurden ausgewählte Fachleute befragt. Zur Auswahl der Experten wurde die Lösungsanbieter-Plattform der Initiative Energiesprong Deutschland der dena genutzt [12]. Gemäß des Schneeballprinzips wurden zusätzliche Kontaktdaten von bestehenden Ansprechpartnern zur Verfügung gestellt. Weitere Experten aus der Baubranche, die bereits an seriellen Sanierungen beteiligt Bild 1: Verteilung der vertretenden Rollen der Interviewten 36 1 · 2024 TR ANSFORMING CITIES THEMA Kommunale Wärmewende DOI: 10.24053/ TC-2024-0006 waren, wurden auf Basis von Internetrecherchen für die Befragung ausgewählt. Die Experten sind überwiegend innerhalb der Bundesrepublik Deutschland und vereinzelt in Anrainerstaaten wie der Schweiz oder der Niederlande tätig. Letztlich haben 24 Experten den per E-Mail erhaltenen Fragebogen beantwortet. Bild 1 zeigt die durch die Teilnehmer vertretenden Rollen. Aus der Abbildung wird ersichtlich, dass die überwiegende Anzahl der Teilnehmer die Rolle des Auftraggebers im Sinne eines Bauherrn vertritt. Knapp ein Drittel der Experten ist in ausführenden Unternehmen tätig, die Teilleistungen der energetischen Sanierung durchführen. Darunter fallen z. B. Holzbauunternehmen zur Vorfertigung der Fassadenelemente sowie Planungsdienstleiter wie Energieberater. Aus den leitfadenbasierten Experteninterviews geht hervor, dass 96 % grundsätzlich Interesse an der Thematik des seriellen Sanierens haben. Lediglich ein Teilnehmer gibt an, kein Interesse an der Thematik des seriellen Sanierens zu haben. 16 der 24 Teilnehmer teilten mit, dass sie bereits Projekte mit der Methode des seriellen Sanierens realisiert haben, darunter vermehrt als Beteiligte bei der Durchführung von Pilotprojekten. Anforderungen an ein Bestandsgebäude: Parameter Bild 2 stellt die Relevanz maßgebender Parameter zur Beurteilung der Eignung eines Bestandsgebäudes zur seriellen Sanierung nach Meinung der befragten Experten zusammen. Es wird ersichtlich, dass die Parameter Komplexität der Gebäudekontur/ -struktur, Denkmalschutz, Platzverhältnisse, Gebäudehöhe sowie Loggien/ Balkone als tendenziell relevant (jeweils über 75- % als sehr relevant oder relevant eingestuft) angesehen werden. Eine Auswertung der Ergebnisse aus der Befragung ergibt eine Gruppierung der verschiedenen Parameter nach ihrer Relevanz, die in Tabelle 1 zusammengefasst ist. Zu beachten ist, dass bei der Einordnung der jeweiligen Relevanz es sich lediglich um Tendenzen handelt. Je nach Bauvorhaben sind Variationen im Einzelfall anzunehmen, sodass Parameter unterschiedlich ins Gewicht fallen, um Aussagen über die Eignung eines Bestandsgebäudes für die serielle Sanierung als Maßnahme zur energetischen Aufwertung zu treffen. Anforderungen an ein Bestandsgebäude: Eigenschaften Nachfolgend werden die Parameter weiter konkretisiert, die zuvor als sehr relevant (siehe Tabelle 1) eingeschätzt wurden. Die aufgeführten Eigenschaften zu den jeweiligen Parametern sind als optimale Kriterien zu verstehen. Komplexität der Gebäudekontur/ -struktur Idealerweise liegt eine möglichst einfache und klare Gebäudekubatur vor. Dies stimmt überein mit den Bild 2: Anforderungen an ein Bestandsgebäude: Relevanz verschiedener Parameter gemäß Abschätzung der Experten ( TGA = Technische Gebäudeausstattung) 37 1 · 2024 TR ANSFORMING CITIES THEMA Kommunale Wärmewende DOI: 10.24053/ TC-2024-0006 Angaben der Initiative Energiesprong Deutschland [13]. Der zu sanierende Bestand weist idealerweise keine Auskragungen, Erker, Rundungen etc. auf und zeichnet sich durch eine klare, glatte, großflächige Fassade ohne Besonderheiten aus. Diese Merkmale ermöglichen eine hohe Bauteilgleichheit der vorgefertigten Elemente, erhöhen den Wiederholungsfaktor und verstärken die Möglichkeit der Standardisierung. Bedingt sind einzelne Vor- und Rücksprünge tragbar. Hervorstehende Bauteile wie Dachüberstände, Balkone, Loggien, Hauseingangsdächer etc. werden in der Regel von der Außenfassade getrennt und von der neuen thermischen Gebäudehülle entkoppelt. Sofern eine sehr verschachtelte Architektur mit vielen Feinheiten vorliegt, ist eine serielle Sanierung nicht geeignet. Insbesondere wenn zahlreiche Vor- und Rücksprünge auf mehreren Ebenen die Gebäudekontur kennzeichnen, sind zu viele Detaillösungen erforderlich, die zu einer Kleinteiligkeit führen. Die serielle Sanierung wird zu komplex, zu teuer und somit unattraktiv. Aus statischer Sicht ist eine ausreichende Tragfähigkeit der Grundsubstanz, beispielsweise der Betondecken, zwingend notwendig. Des Weiteren ist die Gründung in Betracht zu ziehen, um die Lagesicherung der Fassadenelemente sicherzustellen. Loggien/ Balkone Die Loggien und Balkone sind eng verknüpft mit der Gebäudekontur des Bestandsgebäudes. Bestenfalls liegen keine Loggien und Balkone vor. Sofern welche vorhanden sind, ist zu unterscheiden, ob diese als auskragende Bauelemente an die Außenfassade vorgesetzt sind oder einen innenliegenden Versprung der Außenfassade verursachen. Sind die Balkone vorgesetzt, können die Elemente entkoppelt werden. Die neuen Fassadenelemente werden durchgehend über die gesamte Länge der Außenwand angebracht. Im Nachgang erfolgt das Vorsetzten von Balkonen, die von der neuen Gebäudehülle thermisch entkoppelt sind. Komplexer ist es bei Balkonen und Loggien, die einen Versatz der Außenfassade verursachen. Es besteht die Möglichkeit, die Elemente bündig mit der Außenwand abzuschneiden und neue Elemente, entkoppelt von der Gebäudehülle, an die Fassade vorzusetzen. Für den gewonnenen Raum bestehen verschiedene Nutzungsmöglichkeiten: Zum einen kann dieser dem Wohnraum zugeschrieben werden - damit einher geht eine Vergrößerung der Wohnfläche. Wenn es sich bei den zu sanierenden Wohnungen um Sozialwohnungen handelt, ist die maximale Wohnfläche zu beachten. Sofern geförderter Wohnraum vorliegt, ist zu prüfen, ob das Objekt durch die Wohnflächenvergrößerung aus der Förderung fällt. Zum anderen ist es möglich, eine Loggia als eine Art Wintergarten umzunutzen. Die Optionen sind im Einzelfall individuell zu prüfen, statische Aspekte sind dabei zu berücksichtigen. Platzverhältnisse Bei dem zu sanierenden Objekt ist ausreichend Platz im Bereich der Außenanlagen notwendig. Es werden hinreichende Freiflächen für die Baustelleneinrichtung als Aufstellfläche für Baukräne bzw. Hubsteigern, zum Stellen eines Gerüsts und für die Fertigteilelemente benötigt. Dieses Ergebnis lässt sich ebenfalls durch die Angaben der Initiative Energiesprong Deutschland [13] bestätigen. Bezüglich des Gerüsts ist umliegend eine Abstandsfläche von zwei bis drei Metern notwendig. Grundstücksgrenzen und Abstandsflächen sind ebenfalls zu berücksichtigen. Es ist zu beachten, dass starker Bewuchs, Baumbestände oder Stromleitungen die Kranarbeiten nicht behindern. Des Weiteren sind ggf. dauerhafte Flächen im Außenbereich für das Aufstellen und Unterbringen der Wärmepumpen vorzusehen und einzuplanen. Zudem ist eine gute Zuwegungssehr relevant relevant kaum relevant nicht relevant Komplexität der Gebäudekontur / -struktur Denkmalschutz Platzverhältnisse Gebäudeklasse Loggien/ Balkone Gebäudehöhe Dachform/ Dachkonstruktion Beschaffenheit der Fassade Baumängel und Schäden Baujahr des Bestandsgebäudes Sonstiges Gelände - Gefälle vorhandene TGA - Alter der Anlagentechnik vorhandene TGA - Sonnenschutz vorhandene TGA - Beschaffenheit der Leitungen und Stränge Geologische Faktoren - Erdbebenzone Geologische Faktoren - Hochwasserschutzgebiet Anzahl der Wohneinheiten Vermietbare Wohnfläche Tabelle 1: Einordnung der Parameter nach Relevanz 38 1 · 2024 TR ANSFORMING CITIES THEMA Kommunale Wärmewende DOI: 10.24053/ TC-2024-0006 möglichkeit für den Transport und Anlieferung der großflächigen Fassadenelemente und Bauteile mittels schwerer Fahrzeuge unabdingbar. Sofern keine oder eine sehr schlechte Zugänglichkeit und unzureichend Freiflächen um das Gebäude herum vorliegen, ist eine serielle Sanierung auszuschließen. Hanglage ist ebenfalls ungünstig und je nach Ausprägung als Ausschlusskriterium zu sehen. Im Idealfall liegt ein freistehendes Gebäude mit umliegend möglichst ebenem, flachem Relief, großzügigen Platzverhältnissen und guten Anfahrtsmöglichkeiten vor. Gebäudeklasse/ Gebäudehöhe Die inhaltliche Auswertung ergibt, dass die Parameter Gebäudeklasse (GK) und Gebäudehöhe eng zusammenhängen. Ausschlaggebend für die Einordnung gemäß einer Gebäudeklasse ist die Gebäudehöhe. Die Gebäudeklasse definiert die Anforderungen an den Brandschutz. Eine Übersicht zur Einteilung der Gebäudeklassen ist in Tabelle 2 aufgeführt. Bis zur GK 3 ist in Anbetracht der Gebäudeklasse eine serielle Sanierung bedingungslos möglich. Darunter zählen Gebäude mit einer Höhe von maximal sieben Metern, was i. d. R. je nach Sockelhöhe Gebäuden mit bis zu vier Vollgeschossen entspricht. Ab GK 4 bestehen erhöhte Anforderungen an den Brandschutz, was die Konstruktion der vorgefertigten Elemente erschwert, aber nicht zwingend ausschließt. In dem Zusammenhang ist anzumerken, dass ein Wechsel der Gebäudeklasse, z. B. durch eine im Zuge der Sanierung integrierte Aufstockung, zu einem höheren Aufwand bei Planung und Ausführung führt, der wiederum dazu führen kann, dass eine serielle Sanierung aus statischer Sicht auszuschließen ist. In Bezug auf die Gebäudeklasse sind die Bauordnungen der Länder zu beachten. Denkmalschutz Der Denkmalschutz ist ein klares Ausschlusskriterium. Sofern das Bestandsgebäude unter Denkmalschutz steht, ist eine serielle Sanierung nicht möglich. Der Idealfall der zu sanierenden Gebäude Als geeignete Objekte für eine serielle Sanierung sind baugleiche, kleinere bis mittlere Mehrfamilienhäuser mit bis zu vier Vollgeschossen zu nennen. Sie weisen großflächige, glatte Fassadenflächen mit keinen Vor- und Rücksprüngen auf. Im Idealfall sind sie in großer Anzahl erbaut, sodass ein Wiederholungsfaktor über mehrere Gebäude besteht. Dies begünstigt die Serialität der Fertigung und ermöglicht wiederkehrende Prozesse und Abläufe. Die einmalige Planung und mehrfache Ausführung führt zu Kostenersparnissen und begünstigt die Wirtschaftlichkeit. Zudem sind ausreichende Platzverhältnisse für die Anlieferung und Montage der vorgefertigten, großflächigen Fassaden- und Dachelemente erforderlich. Im Nachgang sind für die detailliertere Planung und Umsetzung die untergeordneten Parameter wie die Beschaffenheit der Bausubstanz, darunter z. B. die Beschaffenheit der Leitungen und Stränge, sowie Baumängel und Schäden von Relevanz, um die Notwendigkeit von Vorarbeiten abzuschätzen. Geologische Faktoren wie Erdbebenzonen oder vorliegende Hochwasserschutzgebiete und die daraus abzuleitenden Vorschriften sind in die Planung ebenfalls zu integrieren. Die genannten untergeordneten Parameter sind nicht ausschlaggebend für die Entscheidung, ob eine serielle Sanierung Anwendung findet. Sie sind primär in der detaillierteren Planung zu berücksichtigen, um das Bestandsgebäude nachhaltig aufzuwerten und auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen. Des Weiteren sind diese bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit von Bedeutung, da die Kosten der ggf. notwendigen Vorarbeiten zu berücksichtigen sind. GK 1 a) Freistehende Gebäude Höhe ≤ 7 m 2 Nutzungseinheiten Insgesamt ≤ 400 m² b) Freistehend, land- oder forstwirtschaftlich genutzte Gebäude GK 2 Gebäude Höhe ≤ 7 m 2 Nutzungseinheiten Insgesamt ≤ 400 m² GK 3 Sonstige Gebäude Höhe ≤ 7 m GK 4 Gebäude Höhe ≤ 7 m Nutzungseinheiten < 400m² GK 5 Sonstige Gebäude Unterirdische Gebäude Tabelle 2: Übersicht der Gebäudeklassen (GK = Gebäudeklasse), in Anlehnung an [14] 39 1 · 2024 TR ANSFORMING CITIES THEMA Kommunale Wärmewende DOI: 10.24053/ TC-2024-0006 Von einer seriellen Sanierung auszuschließen sind Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen, komplexe Gebäudekubaturen mit vielen Besonderheiten und Feinheiten aufweisen und durch zahlreiche Vor- und Rücksprünge gekennzeichnet sind. Gleiches gilt, wenn unzureichende Platzverhältnisse und Zugangsmöglichkeiten bestehen. Es ist zu beachten, dass die Angaben und Interpretationen ein Optimum darstellen. Eine individuelle Betrachtung wird angeraten, um die Eignung im Einzelfall abzuschätzen. Des Weiteren erfolgt eine stetige Weiterentwicklung seitens der Bauwirtschaft, z. B. hinsichtlich neuer Technologien, Verfahren und Prozesse, die es in den Blick zu nehmen gilt. Die Integration digitaler Tools von der Planung über Ablaufprozesse während der Ausführung und der Kommunikation zwischen den beteiligten Gewerken und Bewohnern bis hin zum Monitoring und dem Erfahrungsaustausch im Nachgang der Sanierung gilt es zukünftig aufzubauen. Gemäß Lücking liefern intelligente Messsysteme, sogenannte Smart Meter als Werkzeug für das Monitoring, wichtige Informationen, die als wertvolle Grundlage zur optimierten Sektorenkopplung beitragen. Es ist sinnvoll, Smart Meter zukünftig in die Konstruktionen der seriellen Sanierung zu integrieren, um ein klimaneutrales Energiesystem weiter voranzutreiben [15]. Insgesamt lassen sich durch die genannten Aspekte die aktuell bestehenden Schwierigkeiten und Herausforderungen minimieren, sodass langfristig die Vorteile überwiegen. Somit ist zu sagen, dass die Methode der seriellen Sanierung ein großes Potenzial zur energetischen Aufwertung von Bestandsgebäuden aufweist. In diesem Beitrag konnte verdeutlicht werden, dass eine serielle Sanierung zwar nicht bei allen Bestandsgebäuden anwendbar ist, die Methode aber dennoch zur nachhaltigen Aufwertung des Gebäudebestands führt und zur Umsetzung der gesetzten Klimaziele beiträgt. LITERATUR [1] Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) (2022): Merkblatt Serielles Sanieren Modul II. Entwicklung und Erprobung serieller Sanierungskomponenten für individuelle Pilotprojekte. Bundesförderung Serielle Sanierung, 1.3, Eschborn, online verfügbar unter: https: / / www.bafa.de/ SharedDocs/ Downloads/ DE/ Energie/ sesa_merkblatt _modul_ 2. html, zuletzt geprüft am: 27.11.2023. [2] Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) (2023): Merkblatt Modul III: Investitionsbeihilfen Bundesförderung Serielle Sanierung, 1.3, Eschborn, online verfügbar unter: https: / / www. b a f a . d e / S h a r e d D o c s / D o w n l o a d s / D E / E n e r g i e / sesa_merkblatt_modul_ 3.html, zuletzt geprüft am: 27.11.2023. [3] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) (2019): Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung zur Umsetzung des Klimaschutzplans 2050, Berlin, online verfügbar unter https: / / www.bundesfinanzministerium.de/ Content/ DE/ Downloads/ Klimaschutz/ klimaschutzprogramm- 2030-der-bundesregierung-zur-umsetzung-des-klima schutzplans-2050.pdf ? _ _blob=publicationFile&v=4, zuletzt geprüft am: 27.11.2023. [4] Umweltbundesamt (UBA) (2016): Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung. Diskussionsbeitrag des Umweltbundesamtes, in: UBA Position, 04. [5] Bleyhl, J. (2023): Standpunkt 2023. Die Energie- & Klimawende, in: ModernisierungsMagazin; Liegenschaft Aktuell; Immobilien Verwaltung. MuP Verlag GmbH, München, S. 3, online verfügbar unter: https: / / www.immoclick24.de/ sonderpublikationen/ , zuletzt geprüft am: 27.11.2023. [6] Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) (2023a): Was ist Energiesprong? , Berlin, online verfügbar unter: https: / / www.energiesprong.de/ was-ist-energiesprong/ , zuletzt geprüft am: 27.11.2023. [7] Gedaschko, A. (2023): Wärmewände im Gebäudesektor. sozialverträglich gestalten, in: Bleyhl, J. (Hrsg.): Standpunkt 2023. Die Energie- & Klimawende, in: ModernisierungsMagazin; Liegenschaft Aktuell; Immobilien Verwaltung. MuP Verlag GmbH, München, S. 4-5, online verfügbar unter: https: / / www.immo click24.de/ sonderpublikationen/ , zuletzt geprüft am: 27.11.2023. [8] Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) (2023a): Jahreswirtschaftsbericht 2023, Berlin, online verfügbar unter: https: / / www.bundes regierung.de/ breg-de/ suche/ jahreswirtschaftsbe richt-2023-2164588, zuletzt geprüft am: 27.11.2023. [9] Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) (2023b): Bundesförderung Serielle Sanierung. Förderprogramme. Förderdatenbank, Eschborn, online verfügbar unter: https: / / www. foerderdatenbank.de/ FDB/ Content/ DE/ Foerderpro gramm/ Bund/ BMWi/ bundesfoerderung-serielle-sa nierung.html, zuletzt geprüft am: 27.11.2023. [10] Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) (2021): Das Energiesprong-Prinzip. NetZero-Standard in wenigen Wochen, Berlin, online verfügbar unter: https: / / www. dena.de/ fileadmin/ dena/ Publikationen/ PDFs/ 2020/ dena-FAC TSHEE T_Das _ Energiesprong-Prinzip.pdf, zuletzt geprüft am: 27.11.2023. [11] Bigalke, U. (2023): Serielles Sanieren nach der Energiesprong-Idee. Tempo für klimaneutrale Gebäude. Factsheet, Berlin, online verfügbar unter: https: / / www.energiesprong.de/ fileadmin/ Energiesprong/ Bilder/ Newsroom/ Publikationen/ Fac tsheet _ Ener giesprong_Serielles_Sanieren_ AS_01_03_23.pdf, zuletzt geprüft am: 27.11.2023. [12] Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) (2023b): Lösungsanbieter-Plattform, Berlin, online verfügbar unter: https: / / www.energiesprong.de/ marktentwick lung-aktuell/ anbieterdatenbank/ , zuletzt geprüft am: 27.11.2023. [13] Energiesprong Deutschland (2022): Auswahl und Vorbereitung geeigneter Sanierungsobjekte. Checkliste Portfolioanalyse Energiesprong, Berlin, online verfügbar unter: https: / / www.energiesprong.de/ file admin/ Energiesprong/ Dokumente/ 220214 _Check THEMA Kommunale Wärmewende liste_ Portfolioanalyse_ Energiesprong _extern.pdf, zuletzt geprüft am: 27.11.2023. [14] Kavermann, Y. (2023): Gebäudeklassen. Einteilung und Übersicht. Baunetz Wissen, in: Architekturmagazin BauNetz, Jg. 2023. [15] Lücking, G. (2023): Smart Meter. Schlüsselelement der Energiewende, in: Bleyhl, J. (Hrsg.): Standpunkt 2023. Die Energie- & Klimawende, in: ModernisierungsMagazin; Liegenschaft Aktuell; Immobilien Verwaltung. MuP Verlag GmbH, München, S. 13, online verfügbar unter: https: / / www.immoclick24.de/ sonderpublikatio nen/ , zuletzt geprüft am: 27.11.2023. Eingangsabbildung: © iStock.com/ Visivasnc Prof. Dr. habil. Benno Rothstein Geowissenschaftliches Ressourcenmanagement Hochschule Konstanz, Fakultät Bauingenieurwesen Kontakt: rothstein@htwg-konstanz.de M. Eng. Judith Großeaschoff Konstanz AUTOR*INNEN Anzeige Die neue Buch-Reihe aus der Kooperation von UVK und der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. Die Reihe behandelt insbesondere neue Fachthemen und neue Herangehensweisen in der Projektmanagementpraxis. Dabei steht der konkrete Nutzen für die praktische Anwendung im Vordergrund. Leser: innen dürfen sich sowohl auf einen Wissenszuwachs als auch Tipps für den Praxisalltag freuen. 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