Transforming cities
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2366-7281
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expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2024-0010
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Suffizienz als Baustein kommunaler Wärmewenden
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Patrick Zimmermann
Einleitend wird die Nachhaltigkeitsstrategie Suffizienz anhand von fünf übergeordneten Zielen näher definiert und mit gebauten Beispielen veranschaulicht. Anschließend werden die ökologischen Einsparpotenziale der Suffizienz beziffert und weitere Co-Benefits aufgegriffen, welche auch das Thema der Verhinderung sozialer Verwerfungen adressiert. Schlussendlich werden konkrete kommunalpolitische Maßnahmen benannt mit denen Suffizienzansätze umgesetzt werden können.
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59 1 · 2024 TR ANSFORMING CITIES THEMA Die urbane Verkehrswende DOI: 10.24053/ TC-2024-0010 Status quo Zur Einhaltung der Klimaziele muss schnellstmöglich der Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger (Konsistenz) bei der Wärmeversorgung von Gebäuden erfolgen. Daneben sind Dämmmaßnahmen (Effizienz) ein weiterer zentraler politischer und praktischer Baustein der lokal individuell ausgestalteten Wärmewenden. Trotz vielfältiger Bemühungen hat der Gebäudesektor aufgrund zu langsamer und unambitionierter Umsetzung der technischen Maßnahmen dennoch drei Jahre in Folge seine Klimaziele nicht eingehalten. [1] Neben Klimaschutz gibt es zudem weitere dringende planetare Handlungsfelder. So ist es äußert fraglich, ob wir den täglichen Flächenverbrauch in Deutschland bis 2030 unter 30 Hektar reduzieren können und bis 2050 eine Flächenkreislaufwirtschaft erreichen [2]. Suffizienz als Baustein kommunaler Wärmewenden Kommunale Stellschrauben zur „Unterstützung von Suffizienzansätzen im Gebäudebereich“ Suffizienz, Klimaschutz, Wohnungsbau, Umbauen, Wohnfläche Patrick Zimmermann Einleitend wird die Nachhaltigkeitsstrategie Suffizienz anhand von fünf übergeordneten Zielen näher definiert und mit gebauten Beispielen veranschaulicht. Anschließend werden die ökologischen Einsparpotenziale der Suffizienz beziffert und weitere Co-Benefits aufgegriffen, welche auch das Thema der Verhinderung sozialer Verwerfungen adressiert. Schlussendlich werden konkrete kommunalpolitische Maßnahmen benannt mit denen Suffizienzansätze umgesetzt werden können. 60 1 · 2024 TR ANSFORMING CITIES THEMA DOI: 10.24053/ TC-2024-0010 Kommunale Wärmewende Bei der lokalen Umsetzung der Wärmewende und der Adressierung o.-g. Aspekte kommt den Kommunen als unterster administrativer staatlicher Ebene eine entscheidende Rolle zu: Dort sind die individuellen Gegebenheiten, z.-B. bei der Umstellung auf netzgebundene Wärmeversorgung, bekannt; dort treten die konkreten Wechselwirkungen und Zielkonflikte mit anderen städtebaulichen Themenbereichen, z.-B. Quartiersentwicklungen, zu Tage; und dort liegen zentrale baurechtliche und prozessuale Stellschrauben zur Überwindung bestehender Barrieren [3]. Suffizienzansätze Angesichts der Transformationsherausforderungen spielt die bisher vernachlässigte Nachhaltigkeitsstrategie Suffizienz in zivilgesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskursen bzw. Modellierungen zur Emissionsreduktion und Wärmewende zunehmend eine Rolle. Deutlich wird dies in Architektur und Städtebau z.-B. an den Forderungen nach einer „MusterUMbauordnung“, einem „Abrissmoratorium“, einer „neuen Umbaukultur“ und den Neubaubzw. wachstumskritischen Positionen verschiedener Kammern und Verbände. Suffizienz steht für absolute Emissionsminderung unter Berücksichtigung menschlicher Bedürfnisse und damit komplementär neben den beiden o.-g. technischen Nachhaltigkeitsstrategien. Das ifeu - Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg, das Wuppertal Institut und die BTU Cottbus- Senftenberg leisten im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) mit der Studie „Unterstützung von Suffizienzansätzen im Gebäudebereich“ einen Beitrag zur Systematisierung des Diskurses und haben den Begriff anhand von fünf übergeordneten Zielen (Bild 1) konkretisiert. [4] Die weiteren Ausführungen dieses Artikels fassen die Erkenntnisse dieser Studie zusammen und fokussieren auf die kommunalen Einflussnahmemöglichkeiten. Bestandsentwicklung vor Neubau Jeder Neubau, auch wenn er mit erneuerbaren Energien versorgt wird, verursacht zunächst einmal Emissionen sowie Ressourcen- und Flächenverbrauch. Angesichts der notwendigen Reduktionspfade gilt Bild 1: 5 Ziele der Gebäudesuffizienz [4] Bild 2: Priorisierungspyramide von Um: Baumaßnahmen [4] 61 1 · 2024 TR ANSFORMING CITIES THEMA DOI: 10.24053/ TC-2024-0010 Kommunale Wärmewende es deshalb aus der Suffizienzperspektive das Um- und Weitergegenüber dem Neu-Bauen zu bevorzugen. Tendenziell sind Arbeiten mit dem Bestand mit geringeren ökologischen und ökonomischen Aufwendungen verbunden und deshalb zu priorisieren (Bild 2) [4]. Gleichzeitig wird so dessen baukultureller Wert geschützt und die darin und darum gewachsenen kulturellen und sozialen Strukturen, welche unsere Städte lebenswert machen, erhalten. Damit einher geht die Chance auf mehr Kreativität und Innovation. Das zeigen zahlreiche Sanierungs- und Umbau-Beispiele, z.- B. die Finalist: innen des Deutschen Nachhaltigkeitspreises in der Kategorie Architektur. Reduktion des Pro-Kopf-Flächenbedarfs Die Diskussionen zur Wärmewende verkennen bisher den Parameter Pro-Kopf-Wohnfläche. Deren seit Jahrzehnten kontinuierlicher Anstieg konterkariert jedoch quadratmeterbezogene Effizienzgewinne (Rebound-Effekt) [5] und erfordert auch in einem zukünftig vollständig erneuerbaren Energiesystem höhere Aufwendungen. Nicht mit angestiegen ist die Wohnzufriedenheit in der Bevölkerung [4]. Im Gegenteil: Besonders ältere Bevölkerungsgruppen, die statistisch auf größerer Fläche leben, fühlen sich teilweise mit Pflege und Instandhaltung von Haus und Garten überfordert. [6] Aus Suffizienzperspektive fehlt es nicht generell an Wohnraum, dieser ist lediglich regional und gesellschaftlich sehr ungleich verteilt (Bild 3). Durch eine stärkere Wohnungskreislaufwirtschaft könnte ausreichend bezahlbarer, qualitätvoller und klimagerechter Wohnraum für alle zur Verfügung gestellt werden. Wohnungstausche, Umzüge, Umbauten und „Wohnen für Hilfe“ müssten dazu hinsichtlich Akzeptanz und den politischen Rahmbedingungen gestärkt werden. Basierend auf Meta-Analysen können als Zielmarke für einen gesamtgesellschaftlichen sozial-ökologischen Wohnflächendurchschnitt in Deutschland ca. 35 m² abgeschätzt werden. Anpassbarkeit Innerhalb der langen Lebensdauer von Gebäuden werden sich Wohn- und Arbeitstrends unvermeidlich verändern. Um darauf zukünftig nicht mit aufwändigen Neu- und Umbauten reagieren zu müssen, kann Flexibilität schon heute eingeplant werden. Dies kann durch nutzungsneutrale Gebäudetiefen und Raumhöhen, Schachtanordnungen, einen leichten Innenausbau oder „Jokerzimmer“ erreicht werden. Im Neubau des Wohnheims Collegium Academicum in Heidelberg wurde dies mustergültig umgesetzt. Das Gebäude ist langfristig unaufwändig in seniorengerechtes Wohnen umnutzbar. Kurzfristig können die Bewohner: innen der 4er-Wohngemeinschaften zudem durch flexible Wände entscheiden, ob ihre individuellen Rückzugsräume 7 und 14 m² groß sind - mit entsprechendem Einfluss auf die Gestaltungsmöglichkeiten der Gemeinschaftsflächen (Bild 4). Lowtech und Einfach Bauen Auch Baukonstruktion und Gebäudetechnik sind hinsichtlich Genügsamkeit und Zielgerichtetheit kritisch zu hinterfragen: Welche Regelungen, Materialien, Redundanzen und Gimmicks werden wirk- 48 35 65 30 48 35 48 35 45 38 30 60 45 30 75 30 22 18 6 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Wohnfläche pro Person in m² Bild 3: Pro-Kopf- Wohnflächen im Vergleich [7] 62 1 · 2024 TR ANSFORMING CITIES THEMA DOI: 10.24053/ TC-2024-0010 Kommunale Wärmewende lich benötigt und was kann weggelassen werden? Leuchtturmprojekte, wie das solare Direktgewinnhaus in Zweisimmen (CH) des Büros N11, schaffen es z.-B. gänzlich ohne Heiz-, Kühl- und Lüftungstechnik ganzjährig Raumtemperaturn zwischen 18-27 °C einzuhalten. Durch intelligente Planung und Simulationen wurden Gebäudeausrichtung, Fensterflächenanteile und Speichermassen so optimiert, dass die internen Lasten zur Beheizung des Gebäudes ausreichen. Sparsam Verhalten Letztendlich nützen die tollkühnsten Konzepte wenig, wenn die Nutzer: innen der Gebäude nicht mitspielen. Deshalb sollten sie zu einem entsprechend sparsamen Verhalten hinsichtlich Heizen (z.- B. 19 statt 22 °C), Warmwassernutzung (kürzer und kälter duschen) und elektronischen Verbrauchern (geringere Waschtemperaturen, reduzierte Beleuchtung) befähigt werden. Maßnahmen dafür sind z.-B. verständliche Monitoring- und Feedbacksysteme oder (Teil-) Warmmietenmodellen mit progressiven Tarifen. Ökologische Einsparpotenziale Der Umgang mit dem Bestand verursacht signifikant geringere Treibhausgasemissionen. So werden bei typischen Bestandssanierungen bei der Herstellung der Baustoffe und Gebäude (graue Emissionen) rund 3-8 kg, bei Neubauten dagegen 10-16 kg CO 2 - Äquiv./ m²*a emittiert [8]. Die Sanierung eines Einfamilienhauses verschlingt auch nur rund ein Zehntel der Ressourcen eines äquivalenten Neubaus und versiegelt keine zusätzlichen Flächen. Bei nationalen Hochrechnungen dieser Erkenntnisse unter Berücksichtigung weiterer Suffizienzmaßnahmen (Reduktion der Pro-Kopf-Wohnfläche) unter Maßgabe des Wohnungsbauziels der Bundesregierung von 400.000 Wohnungen pro Jahr sinken im besten Fall die jährlichen Emissionen im Gebäudebetrieb um rund 11 Mio. Tonnen und die grauen Emissionen um rund 9 Mio. Tonnen. Gleichzeitig verdeutlicht Bild 5, dass das Wohnungsbauziel theoretisch zu rund 83-% im Bestand gedeckt werden könnte. [4] Kommunale Stellschrauben Suffizienz spielt in den politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen für die Energie- und Wärmewende bisher eine vernachlässigbare Rolle, obwohl sie von den Bürger: innen durchaus begrüßt wird [9]. Bundes-, Landes- und kommunale Ebene können bei der Umsetzung von Suffizienzmaßnahmen grundsätzlich gleichermaßen mitgestalten. Die beidgj223 Collegium Academicum Heidelberg Für das selbstverwaltete studentische Wohnen wurde eine neuartige Wohnform entwickelt, bei der die NutzerInnen, die Flächenanteile von gemeinschaftlichen und individuellen Wohnfläche im laufenden Betrieb stetig neu verändern und festlegen können. Das Gebäude reagiert auf die Wohnwünsche der NutzerInnen. Die Zimmer bestehen aus einer Kernzone von 7qm Wohnfläche und einer flexiblen Zone von 7qm, die entweder individuell genutzt oder der Gemeinschaft zur Verfügung gegeben werden kann. Das Wohnen wird zum sozialen Experiment. Kernzimmer 7qm Kernzimmer 7qm Vorgabe Vario-Wohnen Zimmer 14qm +/ - Flexible Zone 7qm Gemeinschaft Individual +/ - Flexible 7qm Vorgabe Vario-Wohnen Zimmer 14qm Teilweise Zimmer 14qm und 7qm Maximale Gemeinschaftsfläche, Zimmer 7qm Bild 4: Grundriss-Flexibilität im Collegium Academicum (© DGJ Architektur) 63 1 · 2024 TR ANSFORMING CITIES THEMA DOI: 10.24053/ TC-2024-0010 Kommunale Wärmewende den erstgenannten Ebenen haben z.- B. über das Gebäudeenergiegesetz (GEG), die Muster- und Landesbauordnungen sowie Fördermittel (z.- B. BEG) maßgeblichen Einfluss auf die strukturelle Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit von Suffizienzansätzen. Handlungsempfehlungen hierzu finden sich bereits an anderer Stelle [4]. Daraus abgeleitet lassen sich jedoch auch konkrete kommunale Handlungsmöglichkeiten benennen. Sensibilisierung und Information Durch lokale Strategien und Zielsetzungen zur sozial-ökologischen Transformation kann Suffizienz bereits als Handlungsfeld gesetzt und kommuniziert werden. So wird Suffizienz als zentrales Element in der Münsteraner Klimaschutzstrategie benannt und auch die Stadt Zürich setzt im Rahmen ihrer Zielstellung eine „2000-Watt-Stadt“ zu werden, auf Suffizienzmaßnahmen, z. B. durch Belegungsvorschriften (Personenanzahl = Zimmeranzahl - 1) für städtische preisgünstige Wohnungen. Ein zentraler Erfolgsfaktor hierbei ist die konstruktive und positive Kommunikation der Suffizienzstrategien. Statt mit Verzicht kann Suffizienz mit einer Flächenoptimierung, einem guten Leben für alle, Gemeinschaftlichkeit statt Einsamkeit, Bedürfnisorientierung und Erhalt von Natur- und Erholungsflächen assoziiert werden. [10] Vorbildwirkung Die öffentliche Hand kann auch bzgl. Suffizienz Ihrer Vorbildrolle gerecht werden, in dem die Strategie bei eigenen (Um-)Bauaufgaben Anwendung findet. So sollte auch hier im Sinne einer „Leistungsphase 0“ stets geprüft werden, ob neue Flächenbedarfe auch ohne (Neu-) Bauaufwand befriedigt werden können, z.- B. durch organisatorische Maßnahmen, Anmietungen, Umstrukturierungen und das Prüfen von Umbau- und Aufstockungspotenzialen auf bestehenden Gebäuden. Eine weitere Möglichkeit ist es Flächenbedarfe kritisch zu hinterfragen. So setzt z.- B. das Energiewende- und Klimaschutzgesetz Schleswig-Holstein Ziele zur Reduktion der landeseigenen Büroflächen und die Stadt Zürich hat sich ambitionierte Grenzwerte für Flächenverbräuche pro Büroarbeitsplatz in Verwaltungsbauten und pro Schüler: in in Schulneubauten auferlegt. Förderlandschaft Bei entsprechender Liquidität können Kommunen durch Förderinstrumente einen Beitrag zu höherer Wirtschaftlichkeit von suffizienteren Varianten in der Quartiers- und Gebäudeplanung leisten. Bereits heute gibt es in 119 Kommunen „Jung kauft Alt“- Förderprogramme [11], die damit die Nutzung von Bestandsimmobilien stärken. Um eine Wohnungskreislaufwirtschaft anzureizen und damit sowohl Haushalten mit Verkleinerungsals auch Vergrößerungsbedarf das Finden einer passenden Wohnung zu erleichtern, bieten mehrere Städte Umzugsprämien an, z.-B. Frankfurt am Main, Bad Homburg und Marbach. Beratungsangebote Energieberatungen spielen bei der Umsetzung der Wärmewende bereits eine zentrale Rolle und werden entsprechend gefördert, fokussieren jedoch ausschließlich auf die technischen Aspekte. Im Sinne ganzheitlicher Nachhaltigkeit könnten die Beratungsanlässe genutzt werden, um Suffizienz- und damit Wohn-Aspekte zu adressieren. In den Beratungen Bild 5: Potenziale im Bestand [4] 64 1 · 2024 TR ANSFORMING CITIES THEMA DOI: 10.24053/ TC-2024-0010 Kommunale Wärmewende könnte das Thema Wohnfläche und -zufriedenheit vor dem Hintergrund anderer verwandter Themen, wie Barrierefreiheit, angesprochen werden. Auch hierzu gibt es bereits zahlreiche Vorreiter: innen, deren Beratungsangebote, u.- a. rechtliche Aspekte (Mietverträge etc.), Themen des Zusammenwohnens und bauliche-architektonische Inspirationen umfassen. So finden sich Wohnraumagenturen z.-B. in Göttingen, Tübingen und Osnabrück. In Freiburg bietet die Energieagentur ein kostenloses Beratungsangebot an, welches Wohnflächenverkleinerung als Klimaschutz-Stellschraube aufgreift. Kommunale Planungsprozesse-und Datenlage Für Alternativen zum Neubau und andere Suffizienzpraktiken fehlt es in vielen Kommunen häufig an entsprechenden Daten. Statt Neubaugebiete auszuweisen, sollten zunächst suffizientere Varianten geprüft werden. Dazu können digitale, GIS-basierte Datenbanken oder Register aufgebaut werden, die Baulücken, Brach- und Konversionsflächen, vertikale Nachverdichtungsflächen, Leerstände und Unterbelegungen kartieren und öffentlich zugänglich machen. Beispiele hierfür finden sich in Niedersachsen oder mit dem „Leerstandsmelder“. Auch belastbare Prognosen zur soziodemographischen Entwicklung der Bevölkerung sind hilfreich, um zukunftsfähige kommunale Planungen sicherzustellen. Hierbei bestehen auch Anknüpfungspunkte zur nun verpflichtenden kommunalen Wärmeplanung. Mit Konzeptvergabeverfahren, Vorkaufsrechten und städtebaulichen Verträgen haben Kommunen zudem weitere wirksame Instrumente in der Hand suffiziente Stadtentwicklungskonzepte umzusetzen [12]. Stellschrauben in der Gebäudeplanung Schlussendlich können bereits heute und initiativ auch in der Gebäudeplanung Suffizienzmaßnahmen umgesetzt werden. Planer: innen haben vorwiegend in frühen Planungsphasen Einflussnahmemöglichkeiten, z.- B. durch eine Bedarfsplanung nach DIN 18205, Partizipation der späteren Nutzer: innen und eine kritische Hinterfragung von Standards und auch der Aufgabenbzw. Zielstellung (Leistungsphase 0). Mit der „Bewertungsmatrix Suffizienz für Wohngebäude“, welche 58 Suffizienz-Indikatoren anführt, existiert beispielsweise ein Tool als Arbeitshilfe [13]. Zur erfolgreichen Umsetzung von Suffizienz- Maßnahmen und zur Erreichung der genannten Potenziale braucht es letztendlich stets einen zweigleisigen Ansatz: Bottom-up können Planer: innen und Bürger: innen bereits voranschreiten und den Nährboden schaffen, sodass Topdown mutige, gewillte und visionäre (kommunale) Entscheidungsträger: innen suffizienz-positive Rahmenbedingungen setzen. Literatur [1] Expertenrat für Klimafragen (2023): Prüfbericht 2023 für die Sektoren Gebäude und Verkehr. [2] Umweltbundesamt (2017): Flächeninanspruchnahme für Siedlungen und Verkehr reduzieren. [3] Knak, Alexandra (2021): Wachstumstreiber und Suffizienzhindernisse auf kommunaler Ebene. EHSS, Flensburg. [4] BBSR-Online-Publikation 09/ 2023. https: / / www.ifeu. de/ projekt/ suffizienz-im-gebaeudebereich/ . [5] Wuppertal Institut (2021) [6] Peter, Lena-Katharina et al. (2021): Wohnsituation & Wohnqualität - Ergebnisse einer Online-Umfrage im Rahmen des Projekts „OptiWohn“. [7] Statista. [8] Mahler, Boris et al. (2019): Energieaufwand für Gebäudekonzepte im gesamten Lebenszyklus. Umweltbundesamt, Texte 132/ 2019. [9] Lage, Jonas et al. (2023): Citizens call for sufficiency and regulation — A comparison of European citizen assemblies and National Energy and Climate Plans. Energy Research & Social Science, Volume 104, Oktober 2023. [10] Weitere Formate zur Verbreitung von Suffizienz- Praktiken werden im BMBF-gefördertes Projekt „SuPraStadt II - Lebensqualität, Teilhabe und Ressourcenschonung durch soziale Diffusion von Suffizienzpraktiken in Stadtquartiere“ erforscht. [11] Abraham, Thomas et al. (2022): Denkpapier „Jung kauft alt“. Berlin/ Bonn. [12] Böcker, Maike et al. (2020): Wie wird weniger genug? Suffizienz als Strategie für eine nachhaltige Stadtentwicklung. oekom Verlag. Flensburg. [13] „Bewertungsmatrix Suffizienz für Wohngebäude“. Masterarbeit Patrick Zimmermann, TU München, 2018. http: / / wissensstiftung.eu/ wissensbausteine/ suffizientes-bauen-und-wohnen. Patrick Zimmermann ist Projektleiter am ifeu - Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH am Standort Berlin. Sein Arbeitsschwerpunkt ist Suffizienz im Gebäudebereich, womit er sich auch in seiner Dissertation an der BTU Cottbus-Senftenberg beschäftigt. AUTOR Eingangsabbildung: © iStock.com/ JARAMA
