Transforming cities
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expert verlag Tübingen
10.24053/TC-2024-0018
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Litfaßsäule 4.0 – Ein integrierter Ansatz in der Krisenkommunikation
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Joachim Schulze
Annette Rudolph-Cleff
Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine, Energieknappheit, Klimawandel. Die Liste der Krisen ist lang und hat zu einer Renaissance des Bevölkerungsschutzes geführt, der nach dem Ende des Kalten Krieges zunehmend aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden war. Heute ist das Thema Sicherheit allgegenwärtig. Der aktuelle Ausbau der Warninfrastruktur durch Warn-Apps oder Cell Broadcast und die Einführung des nationalen Warntages sind nur einige Beispiele für das Bestreben von Bund und Ländern, sich für aktuelle und zukünftige Krisen zu wappnen. Ballungsräume stellen eine besondere Herausforderung für die Sicherheit dar. Die hohe Bevölkerungsdichte und die Konzentration von Gebäuden und Infrastruktur erfordern im urbanen Kontext andere Ansätze als im ländlichen Raum. Das LOEWE-Zentrum emergenCITY an der TU Darmstadt beschäftigt sich mit dem Thema Sicherheit durch Krisenkommunikation in Städten. Am Beispiel der Forschungskooperation „Litfaßsäule 4.0“ wird aufgezeigt, wie eine kontextbezogene und integrative Krisenkommunikation aussehen kann, die gleichzeitig integraler Bestandteil des Stadtbildes ist. Im Mittelpunkt der Forschung und Entwicklung steht die Frage, wie weit das Streben nach Sicherheit den öffentlichen Raum und das alltägliche Lebensumfeld belasten darf. Am Beispiel der Litfaßsäule 4.0 wird deutlich, wie selbstverständlich integraler Katastrophenschutz im urbanen Raum aussehen kann.
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45 2 · 2024 TR ANSFORMING CITIES DOI: 10.24053/ TC-2024-0018 Litfaßsäule 4.0 - Ein integrierter Ansatz in der Krisenkommunikation Urbane Resilienz, komplexe Krisen, Krisenkommunikation, Katastrophenschutz, Vulnerabilität, Litfaßsäule Joachim Schulze und Annette Rudolph-Cleff Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine, Energieknappheit, Klimawandel. Die Liste der Krisen ist lang und hat zu einer Renaissance des Bevölkerungsschutzes geführt, der nach dem Ende des Kalten Krieges zunehmend aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden war. Heute ist das Thema Sicherheit allgegenwärtig. Der aktuelle Ausbau der Warninfrastruktur durch Warn-Apps oder Cell Broadcast und die Einführung des nationalen Warntages sind nur einige Beispiele für das Bestreben von Bund und Ländern, sich für aktuelle und zukünftige Krisen zu wappnen. Ballungsräume stellen eine besondere Herausforderung für die Sicherheit dar. Die hohe Bevölkerungsdichte und die Konzentration von Gebäuden und Infrastruktur erfordern im urbanen Kontext andere Ansätze als im ländlichen Raum. Das LOEWE-Zentrum emergenCITY an der TU Darmstadt beschäftigt sich mit dem Thema Sicherheit durch Krisenkommunikation in Städten. Am Beispiel der Forschungskooperation „Litfaßsäule 4.0“ wird aufgezeigt, wie eine kontextbezogene und integrative Krisenkommunikation aussehen kann, die gleichzeitig integraler Bestandteil des Stadtbildes ist. Im Mittelpunkt der Forschung und Entwicklung steht die Frage, wie weit das Streben nach Sicherheit den öffentlichen Raum und das alltägliche Lebensumfeld belasten darf. Am Beispiel der Litfaßsäule 4.0 wird deutlich, wie selbstverständlich integraler Katastrophenschutz im urbanen Raum aussehen kann. 46 2 · 2024 TR ANSFORMING CITIES DOI: 10.24053/ TC-2024-0018 THEMA Offene und sichere Städte auf die räumliche und soziale Dimension der Stadt und die Frage, wie kontextbezogene Maßnahmen zur Erhöhung der Resilienz aussehen können, die beide Dimensionen adressieren. Kontextbezogene Krisenkommunikation Die Forschungskooperation „Litfaßsäule 4.0“ entstand aus der Beschäftigung mit dem Krisenszenario eines überregionalen und langanhaltenden Stromausfalls. Auf der Basis von Experteninterviews konnte abgeleitet werden, dass die größte Herausforderung für den Katastrophenschutz im Totalausfall der gängigen Kommunikationsinfrastrukturen liegt. Weder Mobilfunknetze, Festnetztelefonie, Internet noch Fernsehen sind ausreichend mit Notstrom gepuffert und stehen nach kurzer Zeit nicht mehr zur Verfügung [1]. Nur der öffentlich-rechtliche Rundfunk kann noch senden. Aber wer hat heute noch ein batteriebetriebenes Radio zu Hause? Damit ist ein Großteil der Bevölkerung nicht mehr in der Lage zu kommunizieren und, was noch schwerer wiegt, von den Informationskanälen der Behörden abgeschnitten. Dem Katastrophenschutz bleiben angesichts begrenzter Ressourcen nur sehr wenige Möglichkeiten, die Bevölkerung zu informieren. Wenn überhaupt, kann dies nur punktuell und nicht flächendeckend geschehen. Aus der Krisenforschung ist jedoch bekannt, dass Kommunikation ein wesentlicher Bestandteil des Krisenmanagements ist [2,3,4,5]. Kommunikation hat immer eine deeskalierende Wirkung. Darüber hinaus kann der Katastrophenschutz gezielt hilfsbedürftige Personen ansprechen und ihnen mitteilen, wo sie Hilfe erhalten können. Umgekehrt werden auch Personen informiert, die nicht unmittelbar gefährdet sind. An dieser Stelle kommt ein weiterer Faktor ins Spiel, der für den Katastrophenschutz relevant ist und auf den wir im Rahmen unserer sozialräumlichen Analysen gestoßen sind: die Frage der Vulnerabilität. Nicht alle Stadtbewohnerinnen und -bewohner sind im Krisenfall im gleichen Umfang gefährdet. Die Vulnerabilität bemisst sich an demographischen und sozioökonomischen Indikatoren wie Alter, Familienstand, Gesundheitszustand oder Einkommen [6,7,8]. Und es sind vor allem die intersektionalen Vulnerabilitäten, die sich aus der Kombination mehrerer Indikatoren ergeben. So lassen sich für jedes Krisenszenario individuelle Vulnerabilitätsprofile erstellen [6]. Im Falle eines lang andauernden, überregionalen Blackouts gelten z. B. ältere Menschen mit geringem Einkommen, sozialer Isolation und gesundheitlichen Einschränkungen als gefährdet [9]. Der Zusammenhang zwischen sozialer und räumlicher Ungleichheit bringt einen weiteren Indikator ins Spiel, der nicht Komplexe Krisen In der Corona-Pandemie konnten wir erfahren, welche Grenzen uns in der Krisenkommunikation gesetzt sind. Fast schon verzweifelt muteten viele der aufgestellten Informationstafeln und Flyer an, mit denen die Bevölkerung über Verhaltensregeln und Maßnahmen informiert werden sollte. Die Erkenntnis, dass über die Medien nur ein Teil der Bevölkerung erreicht wird, ist bekannt. Die Schilder an den Einfallstraßen und an zentralen Punkten im Stadtgebiet waren daher ein wichtiger ergänzender Informationskanal, doch oft waren Schriftbilder zu klein, die Auswahl der Sprachen begrenzt und die Sichtbarkeit durch das Tageslicht beschränkt. Zudem war die Abdeckung unzureichend, da Wohnviertel häufig nur am Rande von diesem Krisenkommunikationsmedium erreicht wurden. Zu dieser Zeit führten wir eine Reihe Experteninterviews zu Informations- und Kommunikationstechnologien als kritische Infrastruktur durch und lernten über die Bedeutung der Krisenkommunikation. Dies geschah im Kontext des LOEWE Zentrums emergen- CITY, wo wir uns ausgehend von drei Universitäten in Deutschland die Frage stellen, wie die Funktionsfähigkeit unserer digital vernetzten Städte in Extremsituationen, Krisen und Katastrophen sichergestellt werden kann. Ziel von emergenCIT Y ist die Erforschung von Grundlagen, Methoden und Lösungen für zukünftige resiliente digitale Städte. Unser Ausgangspunkt in emergenCITY ist das Szenario eines langanhaltenden und überregionalen Stromausfalls, doch die Herausforderungen an die Krisenkommunikation und die erkennbaren Vulnerabilitäten innerhalb der Bevölkerung stellen sich in gleicher Weise wie bei der Pandemie. Dies ist als Erkenntnis umso wichtiger, da durch die Segregation, d. h. die Verbindung von sozialer und räumlicher Ungleichheit, Stadtquartiere unterschiedlich gut erreicht werden können. Daher kann das Ziel der Inklusion im Krisenfall nur erreicht werden, wenn es uns gelingt, die Wohnquartiere und ihre Bewohnerschaft mit spezifischen, nutzerorientierten Nachrichten zu adressieren. Die Menschen selbst werden die neue Infrastruktur umso leichter akzeptieren, wenn sie bereits im Alltag ein selbstverständliches Element ihres Lebens ist. Der öffentliche Raum ist für jeden zugänglich und bietet damit die besten Voraussetzungen für ein sicheres und inklusives Wohnumfeld. Aber erst durch seine Gestaltung gewinnt er die Qualität als Raum für den täglichen Aufenthalt und die Aneignung durch die Menschen vor Ort. Auf der Suche nach Ansätzen und Konzepten zur Verbesserung der Krisenprävention und des Krisenmanagements richtet sich unser Blick als Stadtplaner im interdisziplinären Team von emergenCITY 47 2 · 2024 TR ANSFORMING CITIES DOI: 10.24053/ TC-2024-0018 THEMA Offene und sichere Städte onsmedium, welches mitten in den Wohnquartieren etabliert ist. Vertraute Elemente Die Litfaßsäule geht auf den Berliner Druckereibesitzer und Verleger Ernst Theodor Amandus Litfaß zurück. Er stellte 1854 die erste Litfaßsäule an der Ecke Münzstraße/ Grenadierstraße auf, um „dem ungeordneten öffentlichen Anschlagwesen eine Form zu geben“ [11, S. 14]. Die Litfaßsäule gewann schnell an Popularität und wurde sowohl als Werbefläche als auch zu Informationszwecken genutzt. Bis heute hat sich die Litfaßsäule als Stadtmöbel behauptet. Schätzungen gehen von ca. 35.000 Litfaßsäulen in ganz Deutschland aus, die in Klein-, Mittel- und Großstädten zu finden sind. Die Litfaßsäule genießt zudem das Privileg, als einziger Werbeträger auch in Wohngebieten erlaubt zu sein, sofern ausschließlich Kulturwerbung angebracht wird. In diesem kleinen Detail verbirgt sich ein nicht unwichtiges Eignungskriterium, das die Litfaßsäule als Multiplikator der Werbung mit sich bringt: der Standort. Kurz gesagt: Litfaßsäulen stehen dort, wo die Menschen sind, mitten im Stadtquartier. Litfaßsäulen stehen auf öffentlichen Plätzen, an stark befahrenen Straßen, an belebten Kreuzungen und am Rande von Parks und Grünanlagen, immer mit dem Ziel, von möglichst vielen Passanten gesehen zu werden. Die Absicht, der Plakatwerbung demographischer oder sozioökonomischer, sondern stadträumlicher Natur ist. Das Wohnen in einem Hochhaus oder in einer Hochhaussiedlung kann die Vulnerabilität erhöhen, da der Ausfall von Aufzügen es gefährdeten Personen erschwert, Hilfe zu suchen [10]. Gleichzeitig muss auch der Katastrophenschutz größere Anstrengungen unternehmen, um diese Menschen zu erreichen. Die Segregation von älteren Menschen und ethnischen Minderheiten mit eingeschränkten oder fehlenden Sprachkenntnissen verschärft dieses Problem. Am Beispiel der Stadt Darmstadt konnte gezeigt werden, dass es Stadtteile mit einem überproportional hohen Anteil an vulnerablen Personen gibt. In einigen Fällen kann man sogar von „vulnerablen Stadtteilen“ sprechen. Diese Ergebnisse führten zu der Erkenntnis, dass im urbanen Raum ein Krisenkommunikationsmedium benötigt wird, das auch bei Stromausfall zur Verfügung steht. Da der Verkehr kurzbis mittelfristig zum Erliegen kommt [1], ist die fußläufige Erreichbarkeit eine zentrale Anforderung. Dies wiederum setzt eine entsprechende Anzahl und eine gleichmäßige Verteilung im Stadtraum voraus. In der Auseinandersetzung mit verschiedenen Warnmultiplikatoren wie Sirenen oder digitalen Stadtinformationsanlagen erwies sich ein Element als geeignet, das nicht im Portfolio der etablierten Warnmultiplikatoren enthalten war: die klassische Litfaßsäule. Ein Informati- Bild 1: Kartierung Standort Litfaßsäule, Stadtteile sind grün umrandet 48 2 · 2024 TR ANSFORMING CITIES DOI: 10.24053/ TC-2024-0018 THEMA Offene und sichere Städte ein gut geschütztes Innenvolumen von ca. 5,00 m3 ergeben. Nach antikem Vorbild gliedert sich die Säule in einen Sockel, einen Schaft und ein auskragendes Kapitell. Im Kapitell ist ein Großteil der Technik untergebracht, welche für die Aufrüstung zur Litfaßsäule 4.0 maßgeblich ist. Die Technik besteht aus einer Photovoltaikanlage, einem Batteriespeicher, einer Steuerung, einer Kommunikationseinheit und einem Rundum-Display. Die Photovoltaikanlage ist leicht geneigt auf dem Dach des Kapitells installiert. Sie ist nur von oben sichtbar, nicht aber aus der Perspektive des Passanten. Im Zusammenspiel mit einem Batteriespeicher, der sich zwischen den Betonringen im Inneren der Säule befindet, soll sie der Litfaßsäule eine Laufzeit von bis zu 72 Stunden ermöglichen. Das Display ist ein gebogenes LED-Display, das sich an den Anzeigetafeln des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) orientiert und einfache Textbotschaften in Laufschrift darstellen kann. Einerseits soll der Energieverbrauch minimiert werden, andererseits soll durch die Anlehnung an den ÖPNV der Bezug zur Daseinsvorsorge und zu vertrauenswürdigen Institutionen hergestellt werden. Durch die Montage der LED-Anzeige auf Höhe des Kapitells wird eine gute Sichtbarkeit erreicht und sie ist zudem vor Vandalismus geschützt. Im Hinblick auf das Stadtbild hat die Litfaßsäule den großen Vorteil, dass die notwendige Technik integriert werden kann. Das gewohnte Erscheinungsbild der Litfaßsäule bleibt erhalten, was wiederum zur Akzeptanz der Maßnahme beiträgt (Bild 2). Da die Litfaßsäulen in ganz Deutschland mehr oder weniger baugleich sind, kann das Projekt leicht auf andere Städte ausgeweitet werden. Seit 2023 arbeiten wir gemeinsam mit unserem Kooperationspartner Ströer Media Deutschland GmbH an dem Prototyp der Litfaßsäule 4.0, die im Stadtraum von Darmstadt erprobt werden soll. Dieser soll an einem belebten innerstädtischen Quartiersplatz aufgestellt und getestet werden. Neben der technischen Evaluierung soll auch die Meinung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort eingeholt werden. Ein alltäglicher Teil des Stadtraums Mit der Forschungskooperation Litfaßsäule 4.0 möchten wir zeigen, wie die Infrastruktur des Katastrophenschutzes im Stadtraum weiterentwickelt und integriert werden kann. Wichtig ist dabei, an den Bestand der Litfaßsäulen anzuknüpfen, anstatt eine neue Infrastruktur einzuführen. Litfaßsäulen dienen schon immer der Information, sodass die Erweiterung als Warnmultiplikator keiner langen Erklärung bedarf. Als etabliertes Stadtmöbel mit langer eine maximale Sichtbarkeit zu verleihen, deckt sich mit den Anforderungen an die Krisenkommunikation, möglichst viele Menschen zu erreichen. Die Höhe der Litfaßsäule zwischen 3,60 m und 4,00 m trägt zur guten Sichtbarkeit im Stadtraum bei. Am Beispiel der Stadt Darmstadt haben wir die Standorte der dortigen Litfaßsäulen kartiert (Bild 1), um deren Abdeckung zu untersuchen. In Anlehnung an den ÖPNV, der eine fußläufige Entfernung von maximal 300 m zur nächsten Haltestelle ansetzt [12], konnte gezeigt werden, dass diese Entfernung im Innenstadtbereich nur in Ausnahmefällen zurückgelegt werden muss, um zur nächsten Litfaßsäule zu gelangen. Es wird eine nahezu flächendeckende Versorgung erreicht. Zum Stadtrand hin und in den eingemeindeten Stadtteilen wird die Abdeckung zwar geringer, aber auch dort sind Litfaßsäulen an zentralen Standorten vorhanden. Neben den Eignungskriterien Anzahl, Verteilung und Standort hat die Litfaßsäule noch eine weitere Eigenschaft, die sie auszeichnet: Sie ist seit langer Zeit integraler Bestandteil des Stadtbildes und genießt eine hohe Akzeptanz unter den Stadtbewohnerinnen und -bewohnern. Gerade in Zeiten von sogenannten Fake News, alternativen Fakten und einer wachsenden Skepsis gegenüber den Medien sind dies wichtige Voraussetzungen für die erfolgreiche Einführung eines neuen Warnmultiplikators. Und nicht zuletzt bietet die Litfaßsäule auch die baulichen Voraussetzungen, die eine Integration der notwendigen Technik für die Krisenkommunikation ermöglichen. Neue Entwicklung Die Litfaßsäule besteht aus gestapelten Betonringen mit einem Durchmesser von 1,20 m bis 1,40 m, die Bild 2: Konzeptdarstellung Litfaßsäule 4.0 49 2 · 2024 TR ANSFORMING CITIES DOI: 10.24053/ TC-2024-0018 THEMA Offene und sichere Städte Joachim Schulze, Dr. Post Doc am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt am Fachgebiet Entwerfen und Stadtentwicklung, Darmstadt schulze@stadt.tu-darmstadt.de Annette Rudolph-Cleff, Prof. Dr. Professorin am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt am Fachgebiet Entwerfen und Stadtentwicklung, Darmstadt rudolph@stadt.tu-darmstadt.de AUTOR*INNEN [6] Eifert, S. et al. (2018): Vulnerability, in: Engels, J. I. (Ed.): Key Concepts of Critical Infrastructure Research, Darmstadt. [7] Barrett, S., Steinbach, D., Addison, S. (2021): Assessing vulnerabilities to disaster displacement - A good practice review, London. [8] Birkmann, J. et al. 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Überarbeitete Auflage, [online] https: / / www.zvbn.de/ bibliothek/ data/ vbn_Haltestellenkonzept_LANGl.pdf Eingangsabbildung: © iStock.com/ Kamaga Tradition genießt die Litfaßsäule zudem eine hohe Akzeptanz bei der Stadtbevölkerung, was der neuen Rolle im Katastrophenschutz entgegenkommt. Die Lage und Verteilung der Litfaßsäulen im Stadtraum ist ideal und durch Vulnerabilitätsanalysen kann ermittelt werden, wo genau und in welcher Anzahl bestehende Litfaßsäulen im Stadtteil zur Litfaßsäule 4.0 aufgerüstet werden sollten. Die Übertragung der Warnmeldungen als Laufschrift bietet zudem die Möglichkeit einer mehrsprachigen Anzeige, was als Maßnahme zur Inklusion das Verständnis der Warnmeldungen deutlich verbessern kann. Gerade in Stadtteilen mit einem hohen Anteil an Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft kann diese Möglichkeit genutzt werden, um alle Menschen zu erreichen und niemanden zurückzulassen (LNOB Agenda 2030). Die Litfaßsäule 4.0 mag nur eine kleine technische Lösung sein, um einen Beitrag zu diesem Ziel zu leisten, doch sie setzt einen Anfang, um den Stadtraum und seine Infrastruktur als sicheren Raum neu zu denken und zu gestalten. LITERATUR [1] Petermann, T. et al. (2011): Was bei einem Blackout geschieht - Folgen eines langandauernden und großflächigen Stromausfalls, Studien des Büros für Technikfolgen - Abschätzung beim Deutschen Bundestag -33, Berlin. [2] Lorenz, D. (2010): Kritische Infrastrukturen aus Sicht der Bevölkerung, Berlin, Deutschland: Freie Univ. Berlin. [3] Brückner, J. (2019): Einbindung der Krisenkommunikation ins Krisenmanagement, in: Meißner, Jana; Schach, Annika (Hrsg.): Professionelle Krisenkommunikation. Basiswissen, Impulse und Handlungsempfehlungen für die Praxis, S. 63-74. [4] Hansson, S. et al. (2020): Communication-related culnerability to disasters: A heuristic framework, in: International Journal of Disaster Risk Reduction 51/ 2020. [5] Bakker, M. H. et al. (2018): Deciding to Help: Effects of Risk and Crisis Communication, in: Journal of Contingencies and Crisis Management, Bd. 26, Nr. 1, S. 113-126
