Tribologie und Schmierungstechnik
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0724-3472
2941-0908
expert verlag Tübingen
10.24053/TuS-2023-0011
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JungkEditorial
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Manfred Jungk
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Editorial 1 Tribologie + Schmierungstechnik · 70. Jahrgang · 3/ 2023 DOI 10.24053/ TuS-2023-0011 Liebe Leserinnen und Leser, das Thema Energiewende ist allgegenwärtig, jedoch sehe ich noch kein wirklich einleuchtendes Gesamtbild. Zwar verabschiedeten die Vereinten Nationen 17 Strategische Entwicklungsziele für Nachhaltigkeit und die Europäische Union gibt mit dem „Green Deal“ vor, bis 2050 klimaneutral zu sein. Ob eine Absichtserklärung und eine auf EU-Mitgliedsstaaten beschränkte Vorgabe für die Energiewende genügen werden, wird ja zuletzt auch von den „Klebe- und Abseilaktivisten“ stark bezweifelt. Die Herkunft der Primärenergie (Stand 2019 von 606 EJ weltweit, IEA) verteilt sich zu 26,9 % auf Kohle, 30,9 % auf Öl, 23,2 % auf Gas, 5,0 % auf Kernspaltung, 2,5 % auf Wasser, 9,4 % auf Biomasse und 2,2 % auf andere erneuerbare Quellen. Der fossile Anteil lässt sich nicht allein durch eine CO 2 -Bepreisung eliminieren, sondern nur wenn am fossilen Anteil beteiligte Firmen neue Geschäftsfelder erschlossen haben. Die Kernspaltung durch Kernfusion zu ersetzen, bedarf noch intensiver Forschung und Entwicklung. Die Fluktuation von erneuerbaren Quellen wie Solar und Wind zu regeln ist sicherlich mit Informationstechnologie und der Entwicklung neuer variabler Produktionsprozesse möglich. Emanuele Moioli zeigte im Trendbericht Technische Chemie (Nachrichten aus der Chemie - Juni 2023) verschiedene Möglichkeiten auf, um lastflexible Reaktoren und Prozesse zu optimieren, die sich an die Verfügbarkeit von Ressourcen anpassen. Für die Herstellung der Grundchemikalien Wasserstoff, Synthesegas, Methanol, Methan und Ammoniak können die gebräuchlichen Elektrolyseverfahren, wie die alkalische und die Protonenaustauschmembranelektrolyse, weiterentwickelt werden. Diese reagieren innerhalb von Sekunden auf Lastwechsel und gehen nach wenigen Minuten wieder in Betrieb. Ferner beschreibt Moioli die Möglichkeit der Umstellung von Flachbettauf Wirbelstromreaktoren. Diese erlauben zusammen mit dem Einsatz veränderter Katalysatoren die chemische Synthese besser steuern zu können. Die Verringerung des Energieverbrauches durch Effizienzsteigerung birgt ein sehr großes Potential. Energieeffiziente Wohngebäudesanierung und Elektromobilität werden ja ausführlich in den Medien diskutiert. Der Einfluss tribologischer Maßnahmen wurde schon durch Peter Jost in den 60er Jahren beschrieben. Die GfT hat in jüngster Zeit drei Studien mit den Themen „Querschnittstechnologie zur Minderung von CO 2 -Emissionen und zur Ressourcenschonung“, „Verschleißschutz und Nachhaltigkeit als Querschnittsherausforderungen“ und „Wirkungen der Tribologie auf die CO 2 -Emissionen in der Nutzungsphase von Produkten“ erarbeitet. Um das eingangs genannte Gesamtbild einer Energiewende zu skizzieren, wird die Tribologie ihren Beitrag leisten. Das Forschungsfeld Tribologie innerhalb des Forschungsnetzwerkes Industrie und Gewerbe des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz wird der Tribologie helfen, die notwendige Außenwirkung zu erhalten. Die Implementierung der tribologischen Maßnahmen können Tribologen nicht allein durchführen. Hier bedarf es, dass Kollegen der angrenzenden Disziplinen der Tribologie gewogen bleiben, Ihr Manfred Jungk Herausgeber Mission Energiewende - (im)possible?
