Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa)
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2366-0597
2941-0789
Francke Verlag Tübingen
10.24053/VvAa-2020-0011
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2020
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Fischer Heilmann Wagner KöhlmoosMaterial Matters
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2020
Florian Lippkehttps://orcid.org/https://orcid.org/0000-0002-9150-7346
David O’Neill
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Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0011 Contributions Material Matters Materialfragen als Schlüssel zu Überlieferung und Interpretation Florian Lippke (orcid.org/ 0000-0002-9150-7346) 1 Aspekte einer Materialitätsgeschichte ‚Material matters‘ oder besser ‚materiality matters‘ - so könnte in der Tat die vorliegende Sammlung von Studien in dieser Ausgabe von VvAa treffend betitelt werden. 1 Dabei ist die Materialiätsdiskussion im ‚Methodenkanon‘ der biblischen Fächer oder der Altertumswissenschaften keinesfalls selbstverständlich. 2 Immer noch gelten vielzu häufig die ‚Manuskriptforscher‘ (z. B. an der mittelalterlichen Bibelausgabe des Codex Aleppo ) und ‚Autopsie-Verfechter‘ (z. B. an den spätbronzezeitlichen Tontafeln von Ugarit) als skurrile Exoten oder als ungewöhnliche Puristen gleichermaßen. 3 Eine solche vorschnelle Separierung ge- 1 S. zur Anwendung und Definition des Begriffes Materialität u. a. Morgan, Materiality, 271-289; Schmidt, Materiality; Giselbrecht/ Kunz, Sacrality, und Boschung/ Bremer, Materiality, vor allem aber auch die materiellen Aspekte bei Fischer u. a., Zugänge. 2 Ablesen lässt sich dies nach wie vor an der Frage, wie häufig bei literarischen und archäologischen Befunden taphonomisch-taphologische Fragen systematisch in die Analyse einfließen. Der thematische Bereich der Taphonomie - als bestes Beispiel für die Berücksichtigung von Materialität und Nicht-Materialität - spielt aber gleichermassen bei archäologischen Fehlinterpretationen (‚absence of evidence is evidence of absence‘) wie bei redaktionsgeschichtlichen Beurteilungen (vgl. Ziemer, Fortschreibung) eine entscheidende Rolle. Zur Taphonomie selbst auch Lippke, Verbindungslinien, 14-18, und Lippke, Bildsprache, 41. 3 Leider ist hiervon auch der Bereich der digitalen Editionen betroffen. Nur wenn umfassende (mindestens! ) fotografische Dokumentationen zu digitalen Inschriftencorpora hinzugefügt werden, ist die Möglichkeit, eine Inschrift in ihrer Objekthaftigkeit ernst zu nehmen, gegeben. Eine Zeile mit einem Standard-Zeichensatz in einem EDV-Programm vermag - aufgrund des extremen Informationsverlustes - bezüglich einer historischen Aufarbeitung nicht im Geringsten zu überzeugen. 4 Florian Lippke 10.24053/ VvAa-2020-0011 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) schieht aber zu Unrecht. Denn eine solide Quellenanalyse hat ihrem Weg nach vom ‚Sicheren‘ zum ‚Unsicheren‘, vom ‚materiell Nachgewiesenen‘ zum ‚hypothetisch Spekulativen‘ zu führen. 4 Der einzig redliche Startpunkt der historischen Analyse ist somit die materiell vorliegende Quelle. Damit kommt aber im gleichen Atemzug der Materialitätsfrage eine entscheidende Rolle zu. 5 Es ist also in gewisser Weise von einem Primat der Materialität auszugehen. Denn nicht nur die Tatsache, ob eine Quelle überliefert/ erhalten ist, spielt in diesem Rahmen eine Rolle, sondern auch, wie das Material, auf welchem und mit welchem überliefert wurde, die Überlieferung selbst beeinflusste. Dieser Fragenkomplex wurde bis zum heutigen Zeitpunkt nie in systemisch-struktureller Form für die religiöse Traditionsliteratur des 1. Jt. v. Chr. analysiert. Abb. 1: Umzeichnungen einer phönizischen Inschrift mit kantigen Ayin-Formen nach Lehmann, Littera © Reinhard G. Lehmann. Abb. 2: Tekke-Schale nach Lehmann, Littera © Reinhard G. Lehmann. 4 Vgl. hierzu sämtliche Methodenentwürfe (Steck, Exegese; Utzschneider/ Nitzsche, Arbeitsbuch; Kreuzer/ Vieweger, Proseminar I; Becker, Exegese, aber auch schon Richter, Exegese) sowie die grundlegende Skizze im exegetischen Prozess bei Lippke, Schritte, 10f. 5 S. für den engen Konnex von Material- und Religionsgeschichte Lippke, Priester, aber inzwischen auch Dietrich, Materialität. Material Matters 5 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0011 Ein einfaches und klares Beispiel für Chancen und Grenzen der Materialität kann mit Hilfe der beschrifteten Metallgegenstände (wie z. B. der kanaanäischen Pfeilspitzen, Abb. 1 oder der Tekke-Schale, Abb. 2) vor Augen geführt werden. 6 Reinhard G. Lehmann weist in seiner Studie zur Schriftgestaltung und zum paläographischen Horizont der Schalen von Tekke und Kfar Veradim darauf hin, dass Materialiät auch immer mit der Interpretation der materiellen Form einherzugehen hat. 7 Die Erhaltung der diversen nicht-biblischen Inschriften aus biblischer Zeit stellt eine Faktenlage dar, die sich materialitätsgeschichtlich nur als Glücksfall klassifizieren lässt (Chance der Kontextualisierung). 8 Die sachgerechte Interpretation des Befundes ist aber immer auch mit dem Verständnis der Grenzen dieser Materialität verbunden. So verweist Lehmann auf zahlreiche forschungsgeschichtliche Fehleinschätzungen, die aufgrund der Vernachlässigung der Materialitätsfrage entstanden sind. Genauerhin wurden die besonderen, kantigen Schriftformen der phönizischen Konsonanten (unter anderem Beth, Ayin, Kaph und Mem) auf Pfeilspitzen und Schalen als ‚archaische Typenformen‘ identifiziert und somit der gesamte Befund frühdatiert. 9 Denn eine (scheinbar) frühe Konsonantenform würde immer auch ein hohes Alter des Objekts bedingen, so die klassische Einschätzung. Dass aber die Schriftformen (kantiges Ayin, offenes Beth) zunächst einmal primär mit dem Material (Metall) und vor allem aber mit der Beschriftungstechnik in Verbindung stehen (Punzierung mittels Hammerschlag), blieb viel zu oft außen vor. 10 Eine in der Materialitätsdiskussion verwurzelte Argumentation hätte diesen historischen Lapsus schnell zurechtrücken können: Bei dem betrachteten Phänomen handelt es sich nämlich in Wirklichkeit nicht um ein streng paläographisches, sondern ein entscheidend materialbedingtes. Entsprechend kann es nicht verwundern, 6 Ganz grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, dass mit den beschrifteten Pfeilspitzen archäologisch ein heikles und unsicheres Terrain beschritten wird. Als verlässliches, authentisches und datierbares Objekt ist die Schale von Tekke in jedem Fall vorzuziehen. Ich danke R.G. Lehmann für diesen mündlichen Hinweis. 7 S. Lehmann, Littera, 81-92, bes. 82. 8 In der Vielzahl sind eigentlich nur Steininschriften erhalten geblieben - organische Materialien und die auf ihnen enthaltenen Schrift- und Bildinformationen sind uns durch die klimatischen Widrigkeiten nicht mehr zugänglich (s. unten). 9 „The archaic forms of ayin and bet require a date no later than the end of the eleventh century“ (Cross, Notebook, 227). 10 So auch Lehmann: „Bei den phönizischen Pfeilspitzen und dem ʿAzorbaʿal-Spatel (KAI 3) handelt es sich um eine in das Metall vertikal geschlagene, d. h. gepunzte Schrift, die ihren eigenen schreibtechnischen Gesetzen zu folgen hatte. Wenn auch (die entsprechenden Konsonanten) in ihrer Form noch relativ archaisch anmuten, so muß doch auch bedacht werden, daß die Beschriftungstechnik gewisse, vielleicht alternativ erwartete Formengebungen kaum zuließ.“ (Lehmann, Littera, 82 f.); s. in diesem Zusammenhang auch Puesch, Présence, und Kreimer, Impact. 6 Florian Lippke 10.24053/ VvAa-2020-0011 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) wenn alle paläographischen Versuche in diesem speziellen Fall in die Irre führten. Eine Geringschätzung der Materialitätsfrage und ihrer Implikationen muss zwangsläufig zu Unbalancen in der Interpretation führen. 11 Nimmt man diese Sachlage ernst, so hat sich geradezu jede exegetische Beschäftigung, die notwendigerweise vom Text ausgehen muss (s. o.), der Wirklichkeit der Materialität zu stellen. Jeder Text und jedes Bild ist seiner Machart nach materiell verfasst. Methodisch hat auf diese triviale Festellung aber die doppelte Frage der ‚Produktionsgegebenheiten‘ zu folgen: 1. Auf/ aus welchen Materialien wurden Texte und Bilder erschaffen, und 2. mit welchen Instrumenten/ Hilfsmitteln wurden sie sichtbar gemacht? Für einschlägige Antworten auf die erste Frage lässt sich eine Liste der materiae artisanales ins Feld führen: unter ihnen Stein, Metall, Lehm, Ton, Putz, Knochen, Elfenbein, Papyrus, Holz, Textilien, Leder, Pergament und selten überliefert menschliche Haut. 12 Die zweite Frage gibt Antwort auf die Praktiken und lässt sich mit mehr als zwanzig Bearbeitungskategorien umreißen. 13 Die Fülle der Realisierungsoptionen tritt unübersehbar vor Augen, wenn erkannt wird, dass ein materieller Träger durch mehrere Praktiken gestaltet werden konnte. In jeder Kombination von Trägerstoff und bearbeitendem Material liegt aber eine Ausführungsgrundlage, die ein zentrales Kennzeichen in der Kunstgeschichte - auch schon prähellenistisch - entscheidend beeinflusst hat: den charakteristischen Stil eines Werkes bzw. die Stilistik. 14 Auch Stilkennzeichen sind in zahlreichen Fällen nicht ein schlichter Ausdruck einer Präsentationsweise, sondern mannigfach an Material und Praktik zurückgebunden. Jedes Text- und Bildzeugnis zuerst auch als Objekt in seiner materiellen Produktionsgeschichte wahrzunehmen, ist nicht nur ein Wagnis, sondern stellt geradezu die Rückbindung des interpretativen Prozesses an die Entstehungswirklichkeit des Gegenstandes dar. 15 11 Nach Lehmann ist vielmehr davon auszugehen, dass spezifische Eigenheiten in den „(Schrift-)Typ(en) auch ein Diktat der Technik“ darstellen können (Lehmann, Littera, 83). 12 S. hierzu exemplarisch die Studien bei Meier u. a., Textkulturen, 247-455. 13 Meier u. a., Textkulturen, 471-610. 14 Vgl. hierzu Lippke, Emotions, 160 f., sowie die Thematisierung bei Keel, Recht, 272 f., und auch Keel, Ikonographie (unpubliziert), 34-43. 15 In dieser Hinsicht ist ein materialbetonter Zugang immer auch als ‚historisch‘ im engeren Sinne zu sehen, da er Entstehungszeit, -material und -situation reflektiert. Entsprechend wäre eine Disziplin der ‚historischen Materialgeschichte‘ (vgl. hierzu vor allem auch die Ausführungen von Krauß in diesem Heft) einzuführen. Material Matters 7 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0011 Abb. 3: Detailliert ausgestaltete Szenen auf einem Mitani-Rollsiegel (Acco 2), aus Lippke, Bildsprache, 53 © SACR. Abb. 4: Drachenkampf-Szene auf einem assyrischen Rollsiegel (8./ 7. Jh. v. Chr.), aus Keel/ Uehlinger, Miniaturkunst, 43 Abb. 46 © Stiftung BIBEL+ORIENT, Fribourg. 8 Florian Lippke 10.24053/ VvAa-2020-0011 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) Abb. 5: Chaoskampf-Szene mit einem Helden (Pfeil und Bogen), der gegen ein Anzu- Vogel-ähnliches Wesen kämpft, assyrisch (1. Jt. v. Chr.), © Stiftung BIBEL+ORI- ENT, Fribourg. Abrufbar unter http: / / www.bible-orient-museum.ch/ bodo/ details. php? bomid=515. Letzter Aufruf am 20.02.2021. Neben den verwendeten Materialien (1.) und den angewandten Techniken (2.) lassen sich hier nur kurz die weiteren Implikationen der Materialitätsgeschichte skizzieren. Vor allem sind die Konsequenzen der ausführlicheren oder weniger auführlichen Darstellungsart zu beleuchten. Es existieren nämlich ganz offensichtlich Bearbeitungsinstrumente, die mit einem unterschiedlichen Grad an Feinheit die Ausarbeitung der Details zu realisieren vermögen. Als Extrempunkte wären für die Stempel- und Rollsiegel, die feinen Grabstichel einerseits (Detailzeichnung des Mitani-Elaborate Style, Abb. 3), die sehr krude eintiefenden Schleifräder (Abb. 4) oder die breiten Kugelbohrer (Abb. 5) andererseits zu nennen. Während bei ersterem eine feinornamentierte Linie entsteht, kann bei letzterem nur ein simpler Einschnitt im Material mit unterschiedlicher Schleiftiefe gefertigt werden. 16 Die Ergebnisse könnten diverser kaum sein. Dennoch ist mit solchen stilistisch-ästhetischen Erklärungen noch kein Urteil über den Sinngehalt abgegeben. Es existieren also Bearbeitungstechniken, die im engsten Sinne des Wortes elementarisieren . 16 Mit feinen Grabsticheln wurden beispielsweise die Mitani-Siegel geschnitten, mit groben Schleifrädern und Kugelbohrern die Bildinhalte auf assyrischen und babylonischen Rollsiegeln des 1. Jt. v. Chr. zur Abbildung gebracht. Material Matters 9 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0011 Des Weiteren spielen die Mechanismen der Wiederverwendung von Text- und Bildquellen geradezu in Integrations-, Rezeptions- und Redaktionsphänomenen eine entscheidende Rolle. Alle drei Aspekte des literarisch-ikonogaphischen reuse sind zutiefst mit Fragen der Materialität und der Wiedernutzbarmachung eines zuvor existenten materiellen Gehaltes verbunden. 17 Entsprechend sollten für jedes interpretatorische Unterfangen immer zunächst die entsprechenden Vorfragen erörtert werden: • Welchen Bedingungen ist der Erhalt der Quelle unterworfen und welche Dauerhaftigkeit bezüglich der taphonomisch-taphologischen Einordnung ist ihr zuzuweisen? • Weche klimatischen Parameter sind seit der Produktion als Rahmenbedingung der Objektgeschichte anzunehmen und wie haben eben diese die Chancen einer Rezeption beeinflusst? • Welche Aussagen können über den Lebenszyklus des betrachteten Objektes insgesamt angestellt werden? Da aber nach wie vor noch kein abschließender Katalog der erhaltenen und nicht erhaltenen Materialien in Bezug auf das literarisch-ikonographische Erbe systematisch für die prähellenistischen Epochen untersucht wurde, bleiben die Materialitätsstudien in Form von Fallstudien der entscheidende Zugang zu einem rekurrent unterschätzten Datenfeld, das aber zugleich als Basis einer jeden Interpretation zu gelten hat. 2 Thesen zu Materialität Aus diesen Überlegungen abgeleitete Thesen, die in breiterem Rahmen diskutiert werden könnten, lauten: 1. Keine Analyse ohne grundlegende Einschätzung und qualitative/ quantitative Evaluation der Materialbelege. 2. Das Material entscheidet über die Erhaltung, denn es stellt im Transmissionsprozess die ‚Bedingung der Möglichkeit‘ dar. Dies legt sich schon aus der Tatsache nahe, dass dem Material entscheidende Bedeutung bezüglich der Dauerhaftigkeit des Schrift- oder Bildträgers zukommt. Ein unbeständiges Material wird auch den auf ihm vorhandenen Schriftträger nicht besonders lange dokumentieren können. 3. Materialität und Umfang einer Quelle sind aufs Engste aufeinander bezogen. Denn auch ganz praktisch kann der zur Verfügung stehende Platz auf einem 17 Exemplarisch Lippke, Editing, und mit einer Grundlage für die Exegese Blum, Exegetik. 10 Florian Lippke 10.24053/ VvAa-2020-0011 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) Schriftträger über die Ausführlichkeit einer Quelle entscheiden. In den seltensten Fällen ist es denkbar, dass eine ‚Erweiterung‘ an einen Gegenstand angebracht wird, sodass einer schriftlichen oder bildlichen Aufbringung mehr Raum zugestanden wird als auf dem Primärobjekt selbst Fläche zur Verfügung stand. 4. Materialität und Schriftform beeinflussen sich gegenseitig. Diese Einsicht führt zu einer Hebelwirkung ungeahnten Ausmaßes: Die klassische Einteilung der paläographischen Tabellen ist an vielen Stellen zu revidieren, weil viel zu wenig auf den Materialcharakter eingegangen wurde. 18 Eine vermischende vulgär-synoptische Nebeneinanderstellung, wie sie gemeinhin immer noch akzeptiert wird, dürfte vom Erkenntnisgewinn, bei Berücksichtigung der Materialität, diplomatisch gesprochen „bescheiden“ ausfallen. 5. Materialität und Stilistik beeinflussen sich; sie sind sogar voneinander abhängig. Somit können beide Größen eigentlich nie unabhängig voneinander betrachtet werden. Vor allem ist die Stilistik immer nur so gelungen und ausführlich, wie es das Material zuließ. 6. Materialität fungiert als Grundlage für einen antiken Wirkzusammenhang sowie auch für eine nachgeordnete erhebbare Pragmatik. In diesem Sinne ist sie als vorgeordneter Methodenschritt, gewissermaßen als ‚Pre-Screening‘ verstehbar. 19 3 Über dieses Heft Den Überlegungen zur Signifikanz folgend, nehmen zunächst Daniel Schmitz und Thomas Wagner im Rahmen ihrer Untersuchung zur Sequenzierung von Rollsiegeln Stellung. Die Komplexität der Materialität wird dabei eindrücklich durch die Objekte selbst bestimmt: Die Frage des Umfangs, der im Rollsiegel unendlich abrollbaren Bildsequenz fordert geradezu das methodische Nachdenken über Strukturierung, Abgrenzung und Iteration auf einer materiell endlosen Mantelfläche. Ihre Bestandsaufnahme und die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bieten nichts weniger als ein Fundament der Sequenzanalyse, die in einem zweiten materialgeschichtlichen Methodenschritt nach der Qualitätskritik zu erfolgen hat. Anna Krauß stellt in ihrem Beitrag die Frage nach ‚anfassbaren Texten‘ und der New/ Material Philology. Ihr gelingt im Rekurs auf die Grundbegriffe Ma- 18 Illustrativ ist in dieser Hinsicht auch der bei Lehmann, Ado, 80-84, diskutierte Befund, bei dem unterschiedliche lokale Ausprägungen von Schrift keinesfalls für ihr Alter herangezogen werden können. Technik und Stil sind erneut entscheidende Kategorien, welche frühere, forschungsgeschichtliche Vereinfachungen offen zu Tage fördern. 19 Aus diesem Grund ist die Prüfung der Materialität auch im Sinne einer Qualitätskritik eng zu den primären analytischen Zugängen zu zählen. Material Matters 11 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0011 terial, Kultur und Text eine neue Perspektive auf die materialorientierten(! ) Bibelwissenschaften und deren Implikationen für Redaktionen, Rezeptionen und literarkritische Vorgänge. Mit diesem Beitrag gelingt dezidiert eine Brücke zwischen den objektbetonten Materialaufarbeitungen und der textlichen Überlieferung Heiliger Schriften wie beispielsweise der Hebräischen Bibel. Kevin Künzels Ausführungen zu markant (materiell) angereicherten Texten - Mehr als nur ein Text. Erwägungen zu Lehr-/ Lernpotentialen neutestamentlicher Handschriften am Beispiel des Codex Boernerianus - zeigen an einem verblüffendem Beispiel die Mehrstufigkeit materieller Quellen auf. Dabei bleibt er aber nicht bei einer rein wissenschaftlichen Deskription. Vielmehr zeigt er das didaktische Potential auf, dass in der Beschäftigung mit solchen fast kurios polychromen Befunden wie dem Codex Boernerianus liegen dürfte. Künzel gelingt es, die Handschriftenforschung auch für forschungsinteressierte Beginner mit Reizen zu füllen, die den Forschungsgegenstand in ein neues Licht zu rücken vermag. Izaak de Hulster hat es sich in seinem Diskussionsbeitrag zur Aufgabe gemacht, den materialgeschichtlichen Ansatz konsequent als Gegenstand der akademischen Lehre zu präsentieren. Mit zahlreichen Beispielen aus unterschiedlichsten Epochen gelingt es ihm, eine exemplarische Materialitätsgeschichte zu skizzieren, die vor allem die Betrachtenden, die Studierenden, die Sehenden und die Rezipierenden als eigene Grösse berücksichtigt. Das didaktische Potential und die Chancen der Übernahme in eigene Lehr- und Forschungskonzepte ist somit ein materialgeschichtlicher Weg gebahnt. Mit Stefan Fischers Überlegungen zu einem Museumsbesuch zum Ende eines Ikonographieseminars wird die Bedeutung des direkten Kontakts zur materiellen Kultur reflektiert. 20 Dabei zeigt er Wege auf, wie der Besuch einer Sammlung gewinnbringend vorbereitet werden kann. Wie aus früheren Ausgaben gewohnt, wird die hier vorliegende thematische Sammlung erneut durch wichtige Seitenblicke ergänzt: So bietet Thomas Wagner eine pointierte Rezension des mehrbändigen Projekts IPIAO ( Die Ikonographie Palästinas/ Israels und der Alte Orient ), Rebekka Ludwig rezensiert die fünfte Auflage von Friedrich Johannsen (jetzt mit Nils Neumann) Alttestamentliches Arbeitsbuch für Studium und Schule sachkundig und kritisch würdigend, Jan Heilmann evaluiert - inkl. der wichtigsten technischen Features - die Datenbank trismegistos . Ein aussagekräftiges Interview mit dem Biblischen Archäologen Wolfgang Zwickel gibt Einblicke in seine eigene Lern-, Lehr- und Forschungsbiographie. In dieser persönlichen Art haben die Herausgeber also wieder einmal ein spannendes Florilegium zusammengestellt, dass den Leserinnen und Lesern sehr zur Lektüre empfohlen werden kann. 20 Vgl. hierzu auch schon Hartenstein, Ikonographie. 10.24053/ VvAa-2020-0011 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) Material Matters Material Issues as Key to Transmission and Interpretation translated by David O’Neill 1 Aspects of a History of Materiality ‘Material matters’ or rather ‘materiality matters’ - this could indeed be a suitable title of the present collection of studies in this issue of VvAa. 1 The discussion of materiality is by no means a matter of course in the ‘canon of methods’ of Biblical subjects or ancient studies. 2 All too often, ‘manuscript researchers’ (e. g., on the medieval Bible edition of Codex Aleppo ) and ‘autopsy advocates’ (e. g., on the Late Bronze Age clay tablets of Ugarit) are still considered bizarre exotics or unusual purists in equal measure. 3 Such a hasty separation, however, happens wrongly as a solid source analysis has to lead from the ‘certain’ to the ‘uncertain’, from the ‘materially proven’ to the ‘hypothetically speculative’. 4 The only honest starting point of historical analysis is therefore the materially available source. In the same breath, however, the question of materiality plays a decisive 1 On the application and definition of the term materiality, see, among others, Morgan, Materiality, 271-289; Schmidt, Materiality; Giselbrecht/ Kunz, Sacrality, and Boschung/ Bremer, Materiality, but especially the material aspects in Fischer et al., Zugänge. 2 This can still be seen in the question of how often taphonomic-taphological questions are systematically included in the analysis of literary and archaeological findings. The thematic area of taphonomy - as the best example for the consideration of materiality and non-materiality - plays a decisive role, however, equally in archaeological misinterpretations (‘absence of evidence is evidence of absence’) as in editorial-historical assessments (cf. Ziemer, Fortschreibung). On taphonomy itself also Lippke, Verbindungslinien, 14-18, and Lippke, Bildsprache, 41. 3 Unfortunately, this also affects the field of digital editions. Only if comprehensive (at least! ) photographic documentations are added to digital inscription corpora, the possibility of taking an inscription seriously in its objectivity is given. A code-line with a standard character set in a computer program is not in the least convincing - due to the extreme loss of information - with regard to a historical reappraisal. 4 Cf. all methodological drafts (Steck, Exegese; Utzschneider/ Nitzsche, Arbeitsbuch; Kreuzer/ Vieweger, Proseminar I; Becker, Exegese, but also already Richter, Exegese) as well as the basic sketch in the exegetical process in Lippke, Schritte, 10 f. Material Matters 13 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0011 role. 5 Thus, in a certain way, a primacy of materiality is to be assumed for not only the fact whether a source has been handed down/ preserved plays a role in this framework, but also how the material, on which and with which it was handed down, influenced the handing down itself. This complex of questions has never been analyzed in a systemic-structural form for the religious tradition literature of the 1st millennium BC. Fig. 1: Redrawing of a Phoenician inscription with angular ayin forms after Lehmann, Littera © Reinhard G. Lehmann. Fig. 2: Tekke-Bowl after Lehmann, Littera © Reinhard G. Lehmann. A simple and clear example of the chances and limits of materiality can be demonstrated with the help of inscribed metal objects (such as the Canaanite arrowheads, fig. 1 or the Tekke bowl, fig. 2). 6 Reinhard G. Lehmann points out in his study on the writing design and the paleographic horizon of the Tekke and Kfar Veradim bowls that materiality always has to go hand in hand with the 5 For the close connection between material history and religious history, see Lippke, Priester, but meanwhile also Dietrich, Materialität. 6 In general, it should be noted that the inscribed arrowheads represent a delicate and uncertain archaeological territory. As a reliable, authentic and datable object, the bowl from Tekke is in any case preferable. I thank R.G. Lehmann for this oral reference. 14 Florian Lippke 10.24053/ VvAa-2020-0011 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) interpretation of the material form. 7 The preservation of the various non-Biblical inscriptions from Biblical times represents a factual situation that can only be classified as a stroke of luck in terms of materiality history (chance of contextualization). 8 The proper interpretation of the findings, however, is always connected with the understanding of the limits of this materiality. Thus, Lehmann points to numerous research-historical misconceptions that have arisen due to the neglect of the materiality question. More specifically, the particular angular written forms of Phoenician consonants (including Beth, Ayin, Kaph, and Mem) on arrowheads and bowls were identified as ‘archaic type forms’ and thus the entire finding was early dated, 9 which is due to the fact that an (apparently) early consonant form would, according to the classical assessment, always imply a high age of the object. However, the fact that the written forms (angular ayin, open beth) are primarily connected with the material (metal) first and above all with the inscription technique (hallmarking by means of hammer blow), was too often left out. 10 An argumentation rooted in the discussion of materiality could have quickly corrected this historical lapse: The phenomenon under consideration is in fact not a strictly paleographic but a decisively material one. Accordingly, it would not be surprising if all paleographic attempts in this particular case led astray. A disregard for the question of materiality and its implications must inevitably lead to imbalances in interpretation. 11 If this situation is taken seriously, then every exegetical study, which must necessarily start from the text (see above), has to face the reality of materiality. Every text and every image is materially composed in its way of making. Methodologically, however, this trivial statement has to be followed by the double question of the ‘conditions of production’: 1. on/ of which materials were texts and images created, and 2. with which instruments/ aids were they made visible? For relevant answers to the first question, a list of materiae artisanales can be brought into the field: among them stone, metal, clay, plaster, bone, ivory, 7 Cf. Lehmann, Littera, 81-92, esp. 82. 8 Actually, only stone inscriptions have been preserved in the multitude - organic materials and the writing and pictorial information contained on them are no longer accessible to us due to climatic adversities (see below). 9 “The archaic forms of ayin and bet require a date no later than the end of the eleventh century” (Cross, Notebook, 227). 10 According to Lehmann: “The Phoenician arrowheads and the ʿAzorbaʿal spatula (KAI 3) are a script that was struck vertically into the metal, i.e., punched, and had to follow its own laws of writing technique. Even if (the corresponding consonants) still seem relatively archaic in their form, it must also be considered that the inscription technique hardly allowed for certain, perhaps alternatively expected forms” (Lehmann, Littera, 82 f.); see in this context also Puesch, Présence, and Kreimer, Impact. 11 According to Lehmann, it is rather to be assumed that specific peculiarities in the “(writing)type(s) may also represent a dictation of technology” (Lehmann, Littera, 83). Material Matters 15 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0011 papyrus, wood, textiles, leather, parchment and rarely surviving human skin. 12 The second question answers the practices and can be outlined with more than twenty processing categories. 13 The abundance of realization options becomes obvious when it is recognized that a material carrier could be shaped by several practices. In every combination of carrier and working material, however, lies a basis of execution that has decisively influenced a central characteristic in the history of art - even pre-Hellenistic: the characteristic style, or stylistics, of a work. 14 Also, style characteristics are in numerous cases not a simple expression of a presentation method, but tied back manifold to material and practice. Perceiving every textual and pictorial testimony first of all as an object in its material history of production is not only a risk, but also represents the very reconnection of the interpretative process to the object’s reality of creation. 15 Fig. 3: Detailed scenes on a Mitani scroll seal (Acco 2), from Lippke, Bildsprache, 53 © SACR. 12 Cf., for example, the studies in Meier et al., Textkulturen, 247-455. 13 Meier et al., Textkulturen, 471-610. 14 Cf. Lippke, Emotions, 160 f., as well as the thematization in Keel, Recht, 272 f., and also Keel, Ikonographie (unpublished), 34-43. 15 In this respect, a material approach should always be seen as ‘historical’ in the narrower sense, since it reflects the time, material, and situation of its creation. Accordingly, a discipline of ‘historical material history’ would have to be introduced (cf. above all the remarks by Krauß in this issue). 16 Florian Lippke 10.24053/ VvAa-2020-0011 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) Fig. 4: Dragon fight scene on an Assyrian scroll seal (8th/ 7th century BC), from Keel/ Uehlinger, Miniaturkunst, 43 fig. 46 © Stiftung BIBEL+ORIENT, Fribourg. Fig. 5: Chaos battle scene with a hero (bow and arrow) fighting an Anzu bird-like creature, Assyrian (1st mill. BC), © Stiftung BIBEL+ORIENT, Fribourg. Available at http: / / www.bible-orient-museum.ch/ bodo/ details.php? bomid=515. Last access 20 Feb 2021. In addition to the materials used (1.) and the techniques employed (2.), the further implications of the history of materiality can only be outlined here briefly. First of all, the consequences of the more detailed or less detailed mode of rep- Material Matters 17 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0011 resentation are to be illuminated. Obviously, there are processing instruments that are able to realize the elaboration of details with a varying degree of subtlety. Extreme points for the stamp and cylinder seals would be the ‘fine graver’ on the one hand (detail drawing of the Mitani-Elaborate Style, fig. 3) and use of the very crude grinding wheel (fig. 4) or the wide ball drills (fig. 5) on the other hand. While the former produces a finely ornamented line, the latter can only produce a simple incision in the material with varying grinding depths. 16 The results could hardly be more different. Nevertheless, such stylistic-aesthetic explanations do not imply a judgment on the meaning. Thus, there are processing techniques that elementarize in the first sense of the word. Furthermore, the mechanisms of reusing textual and pictorial sources straight into integration, reception and redaction phenomena play a decisive role in this context. All three aspects of literary-iconogaphic re-use are profoundly connected to questions of materiality and the re-utilization of a previously existing material content. 17 Accordingly, any interpretive endeavor should always begin by discussing the relevant preliminary questions: • What conditions is the preservation of the source subject to and what duration in terms of taphonomic-taphological classification is to be assigned to it? • Which climatic conditions are to be assumed as framework conditions of the object history since the production and how have just these influenced the chances of a reception? • What statements can be made about the life cycle of the considered object as a whole? However, since there is still no conclusive catalog of preserved and non-preserved materials in relation to the literary-iconographic heritage that has been systematically investigated for the pre-Hellenistic epochs, the materiality studies in the form of case studies remain the decisive access to a recurrently underestimated field of data, which, however, must at the same time be considered as the basis of any interpretation. 2 Theses on Materiality Derived from these considerations, the following theses could be discussed in a broader context: 16 For example, fine gravers were used to cut the Mitani seals, while coarse grinding wheels and ball drills were used to reproduce the image content on Assyrian and Babylonian scroll seals of the 1st millennium BC. 17 Exemplified by Lippke, Editing, and with a foundation for exegesis Blum, Exegetik. 18 Florian Lippke 10.24053/ VvAa-2020-0011 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 1. No analysis without basic assessment and qualitative/ quantitative evaluation of the material evidence. 2. The material decides about the preservation, because it represents the ‘condition of possibility’ in the transmission process. This is already suggested by the fact that the material is of decisive importance with regard to the durability of the written or pictorial medium. An unstable material will also not be able to document the writing medium on it for a particularly long time. 3. Materiality and extent of a source are closely related to each other. The space available on a carrier can also determine the comprehensiveness of a source in a very practical way. In the rarest of cases, it is conceivable that an ‘extension’ is attached to an object so that a written or pictorial application is given more space than was available on the primary object itself. 4. Materiality and written form influence each other. This insight leads to a leverage effect of unimagined extent: The traditional classification of paleographic tables has to be revised in many places, because far too little attention was paid to the material character. 18 A mixing vulgar-synoptic juxtaposition, as is still commonly accepted, is, diplomatically speaking, likely to be ‘modest’ in terms of the gain of knowledge, when materiality is taken into account. 5. Materiality and stylistics influence each other; they are even dependent on each other. Thus, both quantities can never be considered independently of each other. Above all, stylistics is always only as successful and detailed as the material allowed it. 6. Materiality lays the foundation for an ancient context of effect as well as for a subordinate pragmatics that can be raised. In this sense, it can be understood as a preceding methodological step, as ‘pre-screening’, so to speak. 19 3 About this Issue Following the considerations of signification, Daniel Schmitz and Thomas Wagner first comment on the sequencing of cylinder seals as part of their investigation. The complexity of materiality is impressively determined by the objects themselves: The question of scope, of the image sequence that can be infinitely unrolled in the cylinder seal, virtually demands methodical reflection on struc- 18 Illustrative in this respect is also the finding discussed in Lehmann, Ado, 80-84, where different local selections of script can by no means be used to determine its age. Technique and style are again decisive categories, which openly bring to light earlier simplifications in the history of research. 19 For this reason, the examination of materiality, also in the sense of a quality critique, is closely to be counted among the primary analytical approaches. Material Matters 19 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0011 turing, demarcation and iteration on a materially endless mantle surface. Its inventory and the insights derived from it offer nothing less than a foundation for sequential analysis, which must take place in a second material-historical methodological step after quality criticism. In her contribution, Anna Krauß raises the question of ‘tangible texts’ and the New/ Material Philology. In her recourse to the basic concepts of material, culture, and text, she succeeds in providing a new perspective on materialoriented(! ) Biblical studies and their implications for redactions, receptions, and literary-critical processes. With this contribution, a bridge between the object-emphasized material studies and the textual transmission of sacred texts, such as the Hebrew Bible, has been successfully established. Kevin Künzel’s remarks on strikingly (materially) enriched texts - More than just a text. Considerations on Teaching/ Learning Potentials of New Testament Manuscripts Using the Example of the Codex Boernerianus - show the multilevel nature of material sources by means of an astonishing example. However, he does not remain with a purely scientific description. Rather, he shows the didactic potential that may lie in the study of such almost curiously polychromatic findings as the Codex Boernerianus . Künzel succeeds in filling manuscript research, even for beginners interested in research, with stimuli that are able to put the object of research in a new light. In his contribution to the discussion, Izaak de Hulster has made it his task to consistently present the material-historical approach as a subject of academic teaching. With numerous examples from a wide variety of epochs, he succeeds in outlining an exemplary history of materiality, which above all takes into account the viewers, the students, the seeing ones and the recipients as variables in their own right. The didactic potential and the chances of adopting it in one’s own teaching and research concepts thus pave the way for a material-historical approach. Stefan Fischer’s reflections on a museum visit at the end of an iconography seminar reflect on the importance of direct contact with material culture. 20 In doing so, he shows ways in which a visit to a collection can be profitably prepared. As usual from previous issues, the thematic collection presented here is again complemented by important side views: Thus Thomas Wagner offers a trenchant review of the multi-volume project IPIAO ( Die Ikonographie Palästinas/ Israels und der Alte Orient ), Rebekka Ludwig reviews the fifth edition of Friedrich Johannsen’s (now with Nils Neumann) Alttestamentliches Arbeitsbuch für Studium und Schule in an informed and critically appreciative manner, Jan Heilmann evaluates - incl. the most important technical features - the database trismeg- 20 Cf. also Hartenstein, Ikonographie. 20 Florian Lippke 10.24053/ VvAa-2020-0011 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) istos . An informative interview with Biblical archaeologist Wolfgang Zwickel provides insights into his own learning, teaching and research biography. In this personal way, the editors have thus once again compiled an exciting florilegium that can be highly recommended to readers. 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