eJournals Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa) 5/2

Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa)
vvaa
2366-0597
2941-0789
Francke Verlag Tübingen
10.24053/VvAa-2020-0014
121
2020
52 Fischer Heilmann Wagner Köhlmoos

Mehr als nur ein Text

121
2020
Kevin Künzl
David O’Neill
Der Artikel lotet am Beispiel des Dresdner Codex Boernerianus didaktische Möglichkeiten des Einsatzes (neutestamentlicher) Handschriften in der bibelwissenschaftlichen Hochschullehre aus. Das Augenmerk liegt darauf, Handschriften aus ihrer unmittelbaren Assoziation mit einer trockenen Form textkritischen Arbeitens herauszulösen, die sich zu oft im Lesen des apparatus criticus erschöpft. Stattdessen wird im vorliegenden Aufsatz ein ganzheitlicher Blick auf Handschriften als komplexe historische Artefakte eingenommen, der neben ihrem Einsatz zur Illustration textkritischer und überliefungsgeschichtlicher Phänomene auch den Blick auf physische und optische Eigenschaften, sowie Paratexte und Nebeninhalte ausweitet, die alle jeweils spezifische Lehr-/Lernpotentiale bieten.
vvaa520066
10.24053/ VvAa-2020-0014 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) Mehr als nur ein Text Erwägungen zu Lehr-/ Lernpotentialen neutestamentlicher Handschriften am Beispiel des Codex Boernerianus Kevin Künzl (Technische Universität Dresden) Der Artikel lotet am Beispiel des Dresdner Codex Boernerianus didaktische Möglichkeiten des Einsatzes (neutestamentlicher) Handschriften in der bibelwissenschaftlichen Hochschullehre aus. Das Augenmerk liegt darauf, Handschriften aus ihrer unmittelbaren Assoziation mit einer trockenen Form textkritischen Arbeitens herauszulösen, die sich zu oft im Lesen des apparatus criticus erschöpft. Stattdessen wird im vorliegenden Aufsatz ein ganzheitlicher Blick auf Handschriften als komplexe historische Artefakte eingenommen, der neben ihrem Einsatz zur Illustration textkritischer und überliefungsgeschichtlicher Phänomene auch den Blick auf physische und optische Eigenschaften, sowie Paratexte und Nebeninhalte ausweitet, die alle jeweils spezifische Lehr-/ Lernpotentiale bieten. 1 Einleitung 1.1 Problemanzeige Welches Bild haben Theologiestudierende vor Augen, wenn sie den Ausdruck ‚neutestamentliche Handschriften‘ hören? Auch wenn mir hierzu keine repräsentativen statistischen Erhebungen vorliegen, sondern lediglich individuelle, fragmentarische Erfahrungen, sei eine Hypothese geäußert: Das mentale Bild, das die Rede von ‚neutestamentlichen Handschriften‘ in den Köpfen etlicher Studierender entstehen lassen dürfte, ist ein fremdartiges Gewirr von Buchstaben und Zahlen, das unter einer gleichfalls fremdartig anmutenden Menge griechischen Textes steht: der textkritische Apparat des Nestle-Aland. Der Grund für diese Assoziation ist m. E. die Studienbiographie etlicher Studierender gerade in den Lehramtsstudiengängen, aber auch darüber hinaus. Denn häufig kommen Studierende genau einmal mit neutestamentlichen Handschriften in Berührung: im neutestamentlichen Proseminar. 1 Dort steht 1 Die folgenden Erwägungen beziehen sich i. W. auf das NT. Etliches ist aber auf das AT übertragbar. Dies gilt insbesondere insofern, als neben dem Masoretischen Text auch andere Texttraditionen (Qumran; LXX) und die weitere antike jüdische Literatur herangezogen werden, was die potentielle Handschriftenbasis signifikant erweitert. Mehr als nur ein Text 67 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0014 die Beschäftigung mit Handschriften in aller Regel im Dienste der Textkritik. Textkritik wiederum erschöpft sich im Proseminar häufig im Memorieren von ‚Grundregeln‘ ( lectio difficilior potior etc.) und v. a. im Entschlüsseln des apparatus criticus , wie sich anhand eines Blickes in die verbreiteten Lehrbücher leicht zeigen lässt. 2 Die Handschriften, welche die Basis der textkritischen Arbeit darstellen, werden zwar meist knapp systematisiert (Papyri, Majuskeln, Minuskeln, Lektionare etc.) und einige ‚bekannte‘ Exemplare benannt ( P 66, Codex Vaticanus , Sinaiticus u. a.); selten bekommen Lernende einen etwas konkreteren Eindruck der abstrakt beschriebenen Phänomene, etwa durch Abbildungen. 3 Insgesamt - so die Annahme - treten Handschriften aber weniger als komplexe historische Artefakte in den Blick denn als vermeintlich neutrale Trägermedien eines idealisierten ‚Text als Werk‘. 4 Diese Fokussierung ist per se nicht problematisch, sondern in vielerlei Hinsicht eine verständliche Reduktion, die den Anforderungen des Curriculums entspricht: Die für die Textkonstitution im Rahmen einer Exegese grundlegenden Informationen bietet der Nestle-Aland, dessen Handhabung vorrangig einzuüben ist. Eine starke Ausrichtung auf die handschriftlichen Grundlagen der Handausgabe ist für diesen Zweck weder notwendig noch praktikabel. Dennoch droht durch den Rückzug auf die Handausgabe m. E. die zugrundeliegende materielle Basis aus dem Blick zu geraten: Von einem komplexen Artefakt bleibt eine Nummer, die eine Variante bezeugt. 5 Diese Sichtweise ist eine Verengung, die häufig im exegetischen Proseminar ihren Anfang nimmt und nur in seltenen Fällen im Laufe des Studiums aufgebrochen wird. Die eigentliche Breite an Themen und Fragestellungen, die sich anhand von (neutestamentlichen) Handschriften verhandeln lassen, bleibt didaktisch ungenutztes Potential. 2 Vgl. Ebner/ Heininger, Exegese, 25-56; Egger/ Wick, Methodenlehre, 68-79; Erlemann/ Wagner, Leitfaden, 20-28; Finnern/ Rüggemeier, Methoden, 12-40; Schnelle, Einführung, 36-56. 3 Von den konsultierten Methodenbüchern (s. o. A2) bieten nur Finnern/ Rüggemeier, Methoden, jeweils eine Abbildung eines Papyrusfragments (13), einer Majuskelseite (19) und einer Minuskelseite (20). Trotz der geringen Rolle, die Handschriften als Artefakte in den meisten Methodenbüchern spielen, existiert indes eine Wertschätzung für deren Ästhetik, die zumindest oberflächlich auch mit exegetischem Arbeiten in Verbindung gebracht wird. Das zeigt die Beliebtheit von Handschriftenabbildungen als Covermotiv (z. B. bei Ebner/ Heininger, Exegese; Schnelle, Einführung). Finnern/ Rüggemeier, Methoden, spiegeln das Programm ihres Werkes durch die Wahl des Coverdesigns angemessener wider: Der Text löst sich von seiner Bindung an das Trägermedium ‚Buch‘ zugunsten einer ideellen Existenz als abstrakte Entität. 4 Vgl. Sahle, Textbegriffe, 14-20. 5 Für eine ähnliche Analyse vgl. auch Flemming, Handschriften, 71. 68 Kevin Künzl 10.24053/ VvAa-2020-0014 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 1.2 Theoretische Erwägungen Das Programm des vorliegenden Beitrages besteht darin, auf dieses Potential aufmerksam zu machen. Vor dem Hintergrund neuerer Arbeiten, die zeigen, dass der material turn auch in den Bibelwissenschaften und angrenzenden Fächern Einzug gehalten hat und dort u. a. eine ganzheitlichere Wahrnehmung (biblischer) Handschriftentraditionen angeregt hat, ist dieses Anliegen durchaus aktuell. 6 In der Museumsdidaktik und der Didaktik des Geschichtsunterrichts werden die Vorzüge historischer Sachquellen indes bereits länger diskutiert. 7 Besonders betont wird dort die Erfahrung von Haptik, Ästhetik, Authentizität und Emotionalität historischer Artefakte, die grundlegend für deren didaktisches Potential sind. 8 Während Haptik und Ästhetik auf die Vorteile der sinnlich wahrnehmbaren Konkretheit von physischen Objekten abzielen, ist mit Authentizität und Emotionalität ein Aspekt thematisiert, der sich vor dem Hintergrund von W. Benjamins Konzept der ‚Aura‘ verstehen lässt. Die ‚Aura‘ des Kunstwerkes ist für Benjamin wesentlich durch dessen historische Einzigartigkeit verbürgt. 9 Gegenständliche Quellen zeichnen sich daher durch die Besonderheit aus, „längst vergangenes menschliches Dasein [zu bezeugen]; mit ihnen haben Menschen agiert, gehandelt, sie haben sie benutzt, und sie wurden […] bis in unsere Zeit weitergegeben. Sie ragen konkret bis in unsere Gegenwart hinein, sind real zu sehen, zu begreifen“ 10 . Didaktisch gewendet erlauben Sachquellen die Erfahrung des Fremden im Nahen - ‚Geschichte aus erster Hand‘ -, die ein besonderes Faszinosum darstellt und so hohes motivationales Potential freisetzen kann. Für (ntl.) Handschriften gilt das in besonderem Maße. Das liegt zunächst am historisierenden Grundcharakter des Christentums und der gerade im Protestantismus tief verwurzelten Wertschätzung für das ‚Ursprüngliche‘. Biblische Handschriften können wie Fenster wirken, die einen genaueren Blick auf die ‚Anfänge‘ ermöglichen. Als komplexe Artefakte enthalten sie neben ihrem Kerninhalt (dem biblischen Text), aber auch eine Vielfalt weiterer Elemente, die den Weg durch die Jahrhunderte erfahrbar werden lassen: Anmerkungen und Korrekturen unterschiedlicher Benutzer, Hinzufügungen weiterer Texte, 6 Vgl. etwa den Sammelband Kalthoff u. a., Materialität, sowie die zahlreichen Publikationen des Heidelberger SFB 933 Materiale Textkulturen (grundlegend: Meier u. a., Textkulturen). Beispiele aus Bibelwissenschaften sind das ERC-Projekt Paratexts of the Bible (vgl. Wallraff/ Andrist, Paratexts) und das Teilprojekt B04 Der Masoretische Text der Hebräischen Bibel in seinen unterschiedlichen materialen Gestaltungen in Westeuropa im 12. und 13. Jh. des genannten SFB 933. 7 Vgl. stellvertretend für viele: Korff, Eigenart; Heese, Vergangenheit. 8 Vgl. Heese, Vergangenheit, 12-26. 9 Vgl. Benjamin, Kunstwerk, 480. 10 Heese, Vergangenheit, 21. Mehr als nur ein Text 69 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0014 Streichungen, Schäden, Reparaturen u. v. m. So wie jede historische Sachquelle ist die Handschrift Zeugin einer Vielzahl von Ereignissen, die sich an ihr und durch sie nachvollziehen lassen. 11 Didaktisch gehen damit insbesondere Chancen für selbstreguliertes und forschendes Lernen einher. Das fremde, zugleich konkrete Objekt weckt unmittelbar die Neugier seiner Betrachter. Es handelt sich um eine ‚rohe Quelle‘, die sich aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten lässt: Die initiale Aufmerksamkeit kann von ungewöhnlichen Charakteristika des Skripts genauso gebunden werden wie von Illuminationen oder kuriosen Randglossen. Hier bestehen Entfaltungsmöglichkeiten für Lernende sowie Lehrende. 12 Gleich jeder authentischen Quelle ist eine Handschrift nämlich nicht auf eine Fragestellung hin determiniert, sondern erlaubt eine Vielzahl von Entdeckungs- und Verstehenserfahrungen. Wie aber soll das didaktische Potential von Handschriften, das doch wesentlich mit ihrer historischen ‚Aura‘ zusammenhängt, nutzbar gemacht werden, wenn die Originale dieser Handschriften in der Regel nicht für die Nutzung durch Seminargruppen etc. verfügbar sein dürften? Hier ist wichtig, dass die auratische Wirkung von Artefakten graduell gedacht werden muss: Reproduktionen können an der Aura des Originals partizipieren - freilich in Abhängigkeit ihrer Qualität. 13 Gerade hier waren die Voraussetzungen niemals besser: Von tausenden Handschriften stehen heute online Digitalisate zur Verfügung. 14 Deren Qualität und Funktionsumfang haben flächendeckend ein Niveau erreicht, das die Möglichkeiten der Arbeit mit den Originalen in mancher Hinsicht sogar übertrifft: detaillierte Indizierungen, die die Navigation erleichtern, parallel anzeigbare Transkripte, Zoomfunktionen und verschiedene Beleuchtungsarten machen die Arbeit mit Handschriften in ungeahntem Maße komfortabel. Obgleich keine Reproduktion das Original ersetzen kann, eröffnet die Digitalisierung auch Möglichkeiten, die das analoge Objekt nicht bieten kann. Vor allem aber löst sie das Problem der Verfügbarkeit vollständig. 15 11 Vgl. Heese, Vergangenheit, 23. 12 Vgl. Heese, Vergangenheit, 66-69; mit Blick speziell auf Handschriftenarbeit vgl. Flemming, Handschriften, 74f. 13 Heese, Vergangenheit, 35-39. 14 An dieser Stelle sei auf die digitale Edition des Codex Sinaiticus als ein im Funktionsumfang herausragendes Beispiel verwiesen (https: / / codexsinaiticus.org/ de/ manuscript.aspx). Weitere Anlaufstellen sind die Websites der großen Bibliotheken (Bibliothèque nationale, Vatikanische Bibliothek u. v. a.), der Virtual Manuscript Room des INTF (http: / / ntvmr.unimuenster.de) oder große Digitalisierungsprojekte wie ‚e-codices‘ (www.e-codices.unifr. ch). Für einen Einblick in die Potentiale weiterer Entwicklungen auf dem Gebiet digitaler Handschriftenpräsentationen durch die Einbindung unterschiedlicher Beleuchtungsarten vgl. Künzl, Viewer (dort auch ein Beispielvideo). 15 Dazu weiterführend und aus Studierendensicht: Künzl/ Wegscheider, Faszination, 62-64. Für weitere Chancen der Digital Humanities vgl. Garcés/ Heilmann, Humanities, 39-43. 70 Kevin Künzl 10.24053/ VvAa-2020-0014 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 2 Ein praktisches Beispiel: Der Codex Boernerianus Im Folgenden dient der Dresdner Codex Boernerianus ( Boern. ), eine griechischlateinische Bilingue 16 des Corpus Paulinum , geschrieben im 9. Jh. in St. Gallen, als praktisches Beispiel. 17 Entlang der von P. Andrist 18 in Anknüpfung an Genette vorgeschlagenen Taxonomie werden die physischen und optischen Eigenschaften des Boern. (2.1), seine Paratexte und Nebeninhalte (2.2) sowie sein Hauptinhalt (2.3) mit dem Ziel beleuchtet, die Breite an Lernpotentialen, die eine ntl. Handschrift bergen kann, systematisch sichtbar zu machen. 19 Es geht dabei nicht um die Präsentation von Unterrichtskonzepten, sondern um eine Auswahl von Anregungen zu der Frage, in welchen Bereichen und mit welchen Fragestellungen sich (ntl.) Handschriften hochschuldidaktisch einsetzen lassen. 2.1 Physische und optische Eigenschaften: Der erste Eindruck des Codex Öffnen Studierende das Digitalisat des Boern. , kann sich zunächst Ernüchterung einstellen. Die hochaufgelösten Bilder zeigen schwere Schäden an der Handschrift: Das Pergament ist wellig, die Tinte zahlreicher beschriebener Seiten hat auf die jeweils gegenüberliegenden Seiten abgefärbt, die Schrift ist an vielen Stellen verwaschen oder sogar ganz vom Pergament abgelöst. Auch kodikologisch wenig versierte Studierende dürften schnell an Wasserschäden denken. Es drängt sich die Frage auf, woher diese Schäden kommen. Eine Spur zur Beantwortung dieser Frage ergibt sich, zieht man Reichardts Faksimile von 1909 hinzu: Dort werden weder Schäden beschrieben noch sind solche in der Reproduktion erkennbar. Der Codex kann also erst nach 1909 beschädigt worden sein. Eine Verbindung zu den Luftangriffen auf Dresden 1945 bestätigt sich: 16 Bei Bilinguen handelt es sich um zweisprachige Handschriften, üblicherweise um einen Text mit einer Übersetzung. 17 Vgl. Reichardt, Boernerianus, 9 f. In der Dresdner SLUB hat die Handschrift die Inventarnummer Mscr.Dresd.A.145.b. Als Zeugin des griechischen Texts hat sie das Siglum G 012, der lateinische Text entsprechend g. Im System des Beuroner Vetus-Latina-Projekts ist sie als VL 77 geführt, vgl. Gryson, Handschriften, 124-126. Ein Digitalisat der Handschrift findet sich unter http: / / digital.slub-dresden.de/ id274591448. Das 1909er Faksimile Reichardt, Boernerianus, ist ebenfalls online verfügbar: http: / / digital.slub-dresden.de/ id435395769. 18 Vgl. Andrist, Definition, passim, insb. 146f. 19 Zu erweitern ist diese Kategorisierung noch durch Metatexte (vgl. Genette, Palimpsestes, 11), d. h. Texte über Handschriften (Bibliothekskataloge, Handschriftenbeschreibungen usw.). Diese stellen gerade beim hochschulddidaktischen Einsatz eine unverzichtbare Ressource dar, da sie Zusatzinformationen liefern, die sich (gerade für Laien) nicht ohne weiteres aus der Handschrift selbst ergeben (Provenienz, Datierung etc.), und den Umgang mit ihr erleichtern (z. B. paläographische Hilfsmittel). Die in Kap. 2 verwendete Literatur gibt einen Überblick über die wichtigsten Metatexte zum Boern. und zeigt, welche Informationen sie enthalten. Mehr als nur ein Text 71 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0014 Tatsächlich war das Manuskript während des Zweiten Weltkrieges zusammen mit etlichen anderen in den bombensicheren Tiefkeller des Japanischen Palais ausgelagert worden. Als das Palais brannte, drang jedoch Löschwasser ein, wodurch die meisten dort vermeintlich sicher gelagerten Kunstschätze beschädigt wurden - unter ihnen auch der Boern. 20 Das erste Lernpotential, das sich aus dem optischen Ersteindruck der Handschrift ergibt, ist damit nicht theologisch, sondern vielmehr lokalgeschichtlich. Beim Blick in Reichardts Faksimile wird aber auch erfahrbar, dass jede Reproduktion technologiespezifische Grenzen hat, die häufig erst dann als Defizite sichtbar werden, wenn neue Technologien verfügbar geworden sind. So war es Reichardt aufgrund der technischen Limitierungen der (Schwarz-Weiß-)Photographie seiner Zeit nicht möglich, die zahlreichen verschiedenfarbig illuminierten Kapitälchen des Codex durchgängig zu reproduzieren. Lediglich die ersten Seiten seines Faksimiles sind per Hand koloriert. Da die Bilder für das aktuelle Digitalisat nach den Wasserschäden angefertigt wurden, ist die farbige Illumination etlicher Seiten des Codex heute nicht mehr nachvollziehbar. Seitenlayout und optischer Eindruck des Skripts bzw. der Skripte liefern Stoff für weitere Beobachtungen: Zwischen den Zeilen deutlich geschriebener griechischer Majuskelschrift findet sich eine eher gedrängte lateinische Minuskel. Die lateinische Übersetzung gibt Wort für Wort Entsprechungen zum Griechischen. Vergleiche mit anderen Bilinguen wie etwa dem eng mit dem Boern. verwandten Codex Augiensis (F 010), 21 der den lateinischen Text in einer nebenstehenden Spalte bietet, deuten darauf hin, dass es sich beim Interlinearlayout um eine signifikante Besonderheit handelt. 22 Das Layout mag Studierende (und u. U. auch Lehrende) an die eigene Zeit im Griechischkurs erinnern, als man Übersetzungen und Erläuterungen zwischen den Zeilen von Übungstexten notiert hat. Es ergibt sich die Frage, aus welchem Umfeld eine so gestaltete Handschrift kommen könnte und welche Verwendung sie gehabt haben mag. Handelt es sich möglicherweise um eine Studienhandschrift für Lateinkundige zum Erlernen des Griechischen? Wenn ja, dann wäre sie wohl nicht im griechisch-sprachigen Osten, sondern eher im lateinischen Westen zu verorten. Die Frage nach den Tradenten von Bildung im Mittelalter führt unweigerlich zur Geschichte des westlichen Mönchtums. Hier entsteht eine Brücke zur interdisziplinären Zusammenarbeit bspw. mit der Kirchengeschichte. 20 Vgl. Bürger, Wandel, 35; Klinghardt, Handschrift, 134. Die einzige detaillierte Beschreibung der Handschrift in ihrem Nachkriegszustand (die auch auf die Notrestaurierung im Jahr 1954 eingeht) bietet gegenwärtig die Dresdner Magisterarbeit Mütze, Kommentar, 3-7. 21 Zum Verhältnis von Boernerianus und Augiensis s. u. 2.3. 22 Das spaltenbzw. seitenweise Layout ist deutlich typischer. Es findet sich in Codex Bezae (D 05), Codex Claromontanus (D 06) und Codex Augiensis (F 010). 72 Kevin Künzl 10.24053/ VvAa-2020-0014 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 2.2 Paratexte und Nebeninhalte: Der Codex und seine Geschichte(n) Abb. 1: f. 22r (Reichardts Faksimile). Paratextuelle Elemente des Skripts. Bei näherer Betrachtung des Skripts zeigt sich, dass es sich beim Boern. nicht um eine Handschrift in scriptio continua 23 handelt, sondern um eine der ersten Majuskelhandschriften mit konsequenter Worttrennung. Seine Vorlage ist wohl deutlich älter als er selbst und war noch in scriptio continua verfasst, wie u. a. gelegentlich falsche Worttrennungen belegen. 24 Mit älteren Handschriften teilt der Boern. (anders als spätere Minuskeln) noch etliche Gemeinsamkeiten. Das betrifft etwa den Gebrauch von Mittelpunkten in Wortzwischenräumen und ‚anorganischen‘ Tremagebrauch 25 (Abb. 1). Diese Phänomene sind alt und dienten als ‚Lesehilfen‘ ursprünglich wohl vor allem der semantischen Disambiguierung. Ihr Gebrauch hat sich über die Jahrhunderte konventionalisiert. 26 Im Rahmen des bilingualen Buchprojektes, das der Boern. darstellt, sind die Eigenheiten seines Schriftbildes signifikant: Gerade die konsequente Worttrennung ist ein wichtiges Element, welches die Eignung des Manuskripts zum griechischen Fremdsprachenstudium ausmacht. Die Methode der Interlinearübersetzung, bei der jedes griechische Wort mit einem lateinischen Äquivalent versehen wird, ist überhaupt erst wegen der konsequenten Worttrennung praktikabel. 27 Wer sich mit dem Boern. befasst, lernt so etwas über das Ineinandergreifen der Gestaltung und Funktion einer Handschrift, und wie sich aus ersterer Rückschlüsse über letztere ziehen lassen. 23 Der Begriff scriptio continua bezeichnet Skripte weitgehend ohne Wortzwischenräume. In antiken griechischen Handschriften ist scriptio continua die Regel. 24 Vgl. etwa Reichardt, Boernerianus, 14f. 25 Anders als ‚organisch‘ verwendete Tremata dienen ‚anorganische‘ nicht zum Anzeigen einer Diärese, sondern kennzeichnen lediglich den initialen oder finalen Vokal eines Wortes. Für diese Unterscheidung vgl. Turner, Manuscripts, 12f. 26 Vgl. Heilmann, Reading, 183-190. 27 Es verwundert daher nicht, dass die Worttrennung in anderen Bilinguen (s. o. A22), die den lateinischen Text nicht interlinear sondern in einer nebenstehenden Spalte bieten, deutlich inkonsequenter ist. Mehr als nur ein Text 73 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0014 Abb. 2: f. 21r. Generell lassen sich am Boern. zahlreiche paratextuelle Elemente ntl. (und anderer) Handschriften prototypisch aufzeigen und problematisieren. Dazu zählen etwa incipit / explicit 28 (Abb. 2), Lauftitel, die typischen Diplen 29 zur Zitatmarkierung (und zuweilen zum Auffüllen von Zeilen: s. Abb. 2) und spezifisch christliche Gestaltungselemente wie nomina sacra 30 (Abb. 1). Abb. 3: f.4v (Reichardts Faksimile). Paratexte. Eine Besonderheit des Boern. liegt allerdings in seinen zahlreichen Paratexten, die weitere Hinweise auf seinen Ursprung und seine Verwendung geben können. Grammatische Glossen 31 und lateinische Übersetzungsalternati- 28 In mittelalterlichen Handschriften finden sich incipit bzw. explicit -Formeln häufig anstelle von Über- und Unterschriften („Der Römerbrief endet [explicit] , der erste Korintherbrief beginnt [incipit] “). 29 Als ‚Diplen‘ bezeichnet man die in Abb. 2 (erste Zeile) erkennbaren kleinen, nach links offenen Dreiecke. 30 Nomina sacra sind eine Schreibkonvention in christlichen Handschriften, bei der bestimmte ‚heilige Namen‘ (Herr, Gott, Himmel etc.) durch Kontraktion abgekürzt und mit einem Überstrich gekennzeichnet werden. 31 Z. B. die Erklärung i. e. participium neben ὄντων in Röm 5,6 (f. 7r). 74 Kevin Künzl 10.24053/ VvAa-2020-0014 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) ven 32 erhärten den Verdacht, dass es sich um eine Handschrift handelt, die für das griechische Sprachstudium konzipiert war. 33 Andere Glossen legen zeitgeschichtliche Spuren: An mehreren Stellen finden sich am Textrand Hinweise auf einen gewissen Goddiscalcos - bspw. neben Röm 3,5, wo Paulus über die Gerechtigkeit des göttlichen Gerichts schreibt (Abb. 3). 34 Diese Anmerkungen beziehen sich höchstwahrscheinlich auf Gottschalk den Sachsen, der im Jahr 848 von einer Synode in Mainz verurteilt wurde, weil er unter Betonung der Unveränderlichkeit Gottes für eine strenge doppelte Prädestination stritt. 35 Eine solche Beobachtung kann nicht nur Ausgangspunkt für kirchengeschichtliche Studien sein, sondern auch für zentrale Themen der Dogmatik. Gerade historisch interessant ist wiederum der wohl außergewöhnlichste Paratext des Boern. : ein Gedicht in altirischer Sprache am unteren Textrand von f. 23r: Nach Rom Gehen / viel Mühe, wenig Nutzen! / Der König, den Du hienieden suchst, / wenn Du ihn nicht mitbringst, findest du [ihn] nicht! / Groß ist die Torheit, groß der Wahnsinn, / groß die Verderbnis des Sinns, groß der Irrsinn! / weil in den Tod Gehen sicher bevorsteht, / soll es sein unter … von Marias Sohn! 36 Allein schon, dass dieses Gedicht, anders als alle anderen Glossen, nicht auf Griechisch oder Lateinisch verfasst ist, regt die Phantasie an: Wollte der Schreiber wegen des Inhalts möglicherweise sicherstellen, dass es nicht von jedem, der das Manuskript zur Hand nimmt, unmittelbar verstanden wird? Was waren seine Erfahrungen mit Rom? Das Gedicht steht am unteren Rand der Seite, die 1Kor 2,10 bis 3,3 enthält. 37 Möglicherweise hat sein Schreiber in Rom nur den „Geist der Welt“ vorgefunden, wo er doch auf den „Geist aus Gottes“ (vgl. 1Kor 2,12) gehofft hatte. Auch die Frage nach dem Trägerkreis des Codex engt das Gedicht weiter ein: Romkritik und Bestrebungen um griechische Bildung verdichten Vermutungen, dass die Handschrift aus dem Kreis iro-schottischer Mönche stammen könnte. In den diversen Metatexten zum Boern. wird meist auf eine bei dem St. Galler Chronisten Ekkehard IV. belegte Romreise einer Pilgergruppe um den irischen Bischof Marcus und seinen Neffen Moengal/ Marcellus 32 Z. B. gratia vel donum über χάρισμα in Röm 1,11 (f. 1v). 33 Diese Phänomene sind systematisch aufgearbeitet bei Rönsch, Doppelübersetzungen. Vereinzelt finden sich liturgische Glossen, die Aufschluss über die Verwendung einzelner Bibeltexte im Gottesdienst geben, vgl. dazu Frede, Paulushandschriften, 64f. 34 Weitere Stellen bei Frede, Paulushandschriften, 65. 35 Vgl. Schäferdiek, Art. Gottschalk. 36 Übersetzung von Windisch, Gedicht, 99 [Orthographie modernisiert d. Verf.]. 37 Reichardt, Boernerianus, 13, schreibt fälschlich, das Gedicht stehe bei 2Kor (nicht 1Kor); dieser Irrtum auch bei Trobisch, Boernerianus, 7; richtig dagegen Klinghardt, Handschrift, 137. Mehr als nur ein Text 75 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0014 in der Mitte des 8. Jh.s Bezug genommen. 38 Die Gruppe machte laut Ekkehard auf der Rückreise in St. Gallen Station; der Bischof und seine Neffe blieben dort. 39 Die Daten passen zusammen und Ekkehard betont sogar explizit, dass die Ankömmlinge Bücher mitgebracht hätten. Nebeninhalte des Codex. Weiteres bieten die beiden Nebeninhalte des Boern. Einer davon ist ein Exzerpt aus dem Werk Περὶ νόμου πνευματικοῦ („Über das geistige Gesetz“) des Marcus Eremita, 40 der wohl um das 4./ 5. Jh. in der ägyptischen Wüste wirkte. 41 Das 18 griechische Zeilen umfassende Fragment befindet sich im linken oberen Viertel der letzten Seite des Codex und bezeugt die Einleitung des Werkes einschließlich seiner ersten beiden Abschnitte. 42 Es stammt von derselben Hand wie der Paulustext der Handschrift und ist im gleichen griechisch-lateinischen Interlinearlayout gehalten. Das Fragment ist nicht nur der früheste Beleg für die Rezeption des Marcus Eremita im Westen, sondern auch das älteste handschriftliche Zeugnis eines seiner Werke überhaupt. 43 An dieser Stelle öffnet der Boern. unerwartet ein Fenster zu den Anfängen christlich-monastischer Theologie und bezeugt die Bezugnahme auf diese Ursprünge im westlichen Mönchtum des Mittelalters. Wie ein Werk, das sonst v. a. auf Syrisch überliefert ist, seinen Weg in eine Paulusbilingue von iro-schottischer Hand gefunden hat, darüber ließe sich zusammen mit den Lernenden hingegen nur spekulieren. Möglicherweise lernten die Pilger den Text während ihres Aufenthalts in Rom durch griechische Mönche kennen. 44 Offen ist auch, warum das Fragment überhaupt Teil des Boern. ist: Handelt es sich möglicherweise um eine Übung des Schreibers? Das Fragment selbst zeigt nämlich die gleichen ‚Schwächen‘ wie der Paulustext - nur noch prägnanter. Ein Beispiel ist der 38 Vgl. Frede, Paulushandschriften, 69.73-75. Möglicherweise steht mit dieser Gruppe sogar noch ein größeres bilinguales Handschriftenprojekt in Verbindung, das neben den Paulusbriefen des Boern. auch die Evangelien (St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 48 [= Δ 037]), die Psalmen (Basel, Universitätsbibliothek, A VII 3) und möglicherweise auch die katholischen Briefe (vgl. Ekkehard IV., Casus Sancti Galli, Kap. 46 [FSGA 10, 102-105; ed. Haefele]) umfasste. Die drei erhaltenen Handschriften haben weitgehend die gleichen Charakteristika (z. B. lateinische Interlinearübersetzung) und sind wohl von selber Hand geschrieben. Evangeliar und Psalter sind online verfügbar: www.e-codices.unifr.ch/ de. 39 Vgl. Ekkehard IV., Casus Sancti Galli, Kap. 2 (FSGA 10, 18-21; ed. Haefele). 40 Diese Identifizierung ist eindeutig. Dass Frede, Paulushandschriften, 76 (und im Anschluss auch Trobisch, Boernerianus, 8), den Text als Produkt des iro-schottischen Bischofs Marcus bezeichnen, der möglicherweise als Initiator des Boern. gelten kann, ist ein wahrscheinlich durch die zufällige Namensgleichheit motivierter Irrtum. 41 Hesse, Markus, 106f. 42 Περὶ νόμου πνευματικοῦ (= Opusculum I ) ediert bei Migne, PG 65, 905A-930B. Eine deutsche Übersetzung bietet O. Hesse (BGL 19, 155-170). Für eine Edition des Fragments im Boern. (mit Kommentar und engl. Übersetzung) vgl. Kaczynski, Translation, 383-385. 43 Vgl. Kaczynski, Translation, 381f. 44 Diese Vermutung bei Kaczynski, Translation, 386. 76 Kevin Künzl 10.24053/ VvAa-2020-0014 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) grobe Worttrennungsfehler bei ἀμήχανον („unmöglich“) in der zwölften griechischen Zeile: Aufgeteilt in α - μη - χανον wird es im Lateinischen mit non nisi regula („nicht wenn keine Richtschnur“) wiedergegeben. 45 Auch hier war die Vorlage offenkundig noch in scriptio continua geschrieben. Da dem Übersetzer ein lateinischer Referenztext fehlte, sind solche groben Fehler in den 18 kurzen Zeilen des Fragments deutlich häufiger als im Paulustext. Während er das lateinische NT kannte, konnte er sich bei der Übersetzung von Marcus Eremita nur auf seine begrenzten Griechischkenntnisse verlassen. Noch mehr als im Bibeltext ist das Fragment deshalb ein Zeugnis für die philologische Gelehrsamkeit und das methodische Vorgehen eines mittelalterlichen Mönchs. Abb. 4: f. 99v (links ‚Original‘, rechts Reichardts Faksimile). Der zweite Nebeninhalt ist ein lateinischer Matthäus-Kommentar, der den biblischen Text quasi rahmt: Er beginnt auf einem vom ursprünglichen Schreiber leergelassenen Blatt vor Beginn des Römerbriefs und wird ab der letzten Seite der Paulusbriefe noch weitere 11 Blätter fortgesetzt. 46 Es ist deutlich, dass der Kommentar von anderer Hand als der Paulustext und das Marcus-Eremita-Frag- 45 Das α wurde offenbar als eine Art einzelnstehendes alpha privativum aufgefasst; χανον wurde mit κανών in Verbindung gebracht. Vgl. Kaczynski, Translation, 385. 46 Für eine Edition des Mt-Kommentars im Boern. und eine literarische und historische Einordnung vgl. Mütze, Kommentar. Mehr als nur ein Text 77 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0014 ment stammt und dem Codex zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt wurde: wahrscheinlich im frühen 10. Jh. 47 Dies deutet an, dass das ursprüngliche Sprachlernprojekt mit der Absicht, die Paulinen im griechischen Original zu lesen, zu diesem Zeitpunkt wohl aufgegeben worden war. Sonst hätte man den am Ende des Codex für fehlenden Paulustext freigelassenen Platz nicht unbedarft für einen anderen (nur lateinischen! ) Text verwertet (Abb. 4). Der Blick in Reichardts Faksimile erlaubt hier aber noch eine weitere Lernerfahrung: Jede technische Reproduktion spiegelt die Interessen ihrer Urheber wider. Da Reichardts Interesse nur dem biblischen Text galt und er den Kommentar als „Verunstaltung“ der Handschrift empfand, 48 tilgte er diesen - und im Zuge dessen auch das Marcus-Eremita-Fragment - aus seiner photographischen Reproduktion. 2.3 Der Hauptinhalt des Codex: Überlieferungsgeschichte und Textkritik konkret Dass der Text der Paulinen im Boern. Lücken aufweist, wurde bereits erwähnt. So fehlt direkt am Anfang bspw. Text zwischen Röm 1,1 und 1,5; am Ende des Codex (Abb. 4) bricht Phlm nach V. 20 ab. Diese Lücken müssen schon in der Vorlage des Boern. - evtl. aufgrund von Beschädigungen - bestanden haben. Aufgrund seiner Kenntnis der lateinischen Paulusbriefe wusste der Schreiber bzw. Herausgeber des Codex allerdings stets, wo Lücken für noch nachzutragenden Text freizulassen waren, und konnte auch deren Größe abschätzen. Dass diese Lücken aber niemals geschlossen wurden, deutet ähnlich wie die Präsenz des Mt-Kommentars darauf hin, dass man das Interesse am Projekt einer zweisprachigen Studienausgabe der Paulinen recht schnell verlor. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass es nicht gelang, eine griechische Handschrift zu beschaffen, welche die fehlenden Passagen bot. Mit Blick auf den vermissten Laodicenerbrief, dessen incipit im Anschluss an den für Phlm 21-25 freigelassenen Raum bereits voller Eifer eingetragen wurde (Abb. 4), wäre die Suche nach einem griechischen Original wohl ohnehin besonders schwierig gewesen. Zahlreiche bis heute erhaltene Altlateiner und Vulgata-Handschriften bieten diesen apokryphen Brief unter den Paulinen und auch die iro-schottischen Urheber des Boern. dürften ihn aus ihrer lateinischen Bibel gekannt haben. 49 Eine griechische Fassung ist allerdings nicht erhalten. Inhaltlich ist der lateinische Laodicenerbrief i. W. ein Sammelsurium von Paraphrasen der kanonischen Paulusbriefe. Harnack galt er als „die wertloseste urkunde, die aus dem kirchlichen 47 Vgl. Mütze, Kommentar, 16. 48 So Reichardt, Boernerianus, 7. 49 Unter den Altlateinern: 6, 51, 58, 61, 62, 91, 109; Vulgata: C, F, M, P, T (vgl. den Hss-Katalog bei Houghton, Latin, 209-281). 78 Kevin Künzl 10.24053/ VvAa-2020-0014 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) altertum auf uns gekommen ist.“ 50 Trotz solch negativer Einschätzungen birgt die Präsenz seines incipit im Boern. jedoch erneut Lernchancen: Beim Studium antiker Pseudepigraphie lässt sich an diesem Beispiel nachvollziehen, dass Texte wie der lateinische Laodicenerbrief häufig dann entstanden, wenn auffällige Leerstellen in einem vorgegebenen Textcorpus den Anlass dazu lieferten. So war der Anlass für den Autor des lateinischen Laodicenerbriefs wohl die offene Referenz in Kol 4,16. Ferner lässt sich von diesem Ansatzpunkt her die frühe Überlieferungsgeschichte des Corpus Paulinum thematisieren. Schließlich gab es bereits um die Mitte des 2. Jh.s einen Laodicenerbrief, der Teil einer frühen Zehn-Briefe-Sammlung des Corpus Paulinum war, aber wohl nicht mit dem lateinischen Apokryphon gleichzusetzen ist. 51 Stattdessen entsprach er laut Tertullians Zeugnis dem kanonischen Epheserbrief. An diesem Punkt ist man über das incipit im Boern. bei einer der schwierigsten Fragen der ntl. Forschung angelangt: dem Verhältnis dieser frühen 10-Briefe-Sammlung zur 14-Briefe-Sammlung des NT. 52 Der Boern. eignet sich aber auch besonders dazu, um klassische Probleme der ntl. Textkritik konkret werden zu lassen. 53 Eines davon betrifft die Stellung der Doxologie im Römerbrief und damit die Frage der ‚Ursprünglichkeit‘ von Röm 15f. 54 Neben ihrer ‚gewohnten‘ Stellung nach Röm 16,23 ist die Doxologie bekanntlich auch am Ende von Kap. 14 bzw. 15 handschriftlich bezeugt. Daneben gibt es noch Handschriften, in denen sie mehrfach vorkommt, und solche, in denen sie komplett fehlt. 55 Zu letztgenannten zählt auch Boern. - allerdings mit einer Besonderheit: Der Schreiber hat zwischen Röm 14 und 15 eine Lücke gelassen, deren Umfang in etwa der Doxologie entspricht. Ähnlich wie beim vermissten Laodicenerbrief ist also auch hier eine Diskrepanz zwischen dem Text, den der Schreiber bzw. Herausgeber des Boern. erwartete, und dem Text 50 Harnack, Briefe, 3. Für eine Behandlung des lateinischen Laodicenerbriefs als eigenständiges literarisches Werk vgl. dagegen Tite, Epistle. 51 Weiterführend vgl. Schmid, Apostolos, 286-289. Die 10-Briefe-Sammlung wurde von Marcion und seinen Anhänger verwendet, lässt sich aber auch außerhalb dieses Trägerkreises nachweisen. Im Vergleich zur kanonischen 14-Briefe-Sammlung fehlen die Pastoralbriefe sowie der Hebräerbrief. 52 Vgl. dazu jetzt Goldmann, Textgeschichte. 53 Zusätzlich zu den hier folgenden Anregungen sei noch auf das Beispiel von Flemming, Handschriften, 76 f., hingewiesen, der ein Seminarbeispiel beschreibt, bei dem Studierende (ebenfalls am Boern. ) kollaborativ ein digitales Handschriftentranskript erarbeiten. 54 Andere signifikante Lesarten, die sich didaktisch nutzbar machen ließen, sind die sog. allgemeine Adresse des Römerbriefs (Röm 1,7.15) und die Transposition von 1Kor 14,34f. ( mulier taceat…) hinter V. 40. Aus Platzgründen kann auf diese Beispiele nicht näher eingegangen werden. 55 Dies ist eine Vereinfachung des tatsächlichen textlichen Befundes, die an dieser Stelle ausreichend ist. Für eine gründliche Darstellung vgl. Metzger, Commentary, 533-536. Mehr als nur ein Text 79 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0014 der griechischen Vorlage erkennbar. Der Boern. ist somit ein komplexer Zeuge in der Debatte um den Schluss des Römerbriefs, indem er nicht nur eine Textfassung bezeugt, sondern zwei: eine ohne Doxologie (gr. Vorlage) und eine mit Doxologie nach Röm 14 (lat. Vorlage). H. Fredes Bezeichnung „Museum der Textgeschichte“ für Boern. könnte nicht passender sein. 56 Nochmals deutlicher werden die Potentiale dieses ‚Museums‘, wenn Boern. als Teil der Handschriftengruppe D F G in den Blick rückt: Denn diese Gruppe kann die Grundlagen der Lachmann’scher Textkritik veranschaulichen, die in der ntl. Textkritik sonst (wegen der großen Zeugenzahl, kontaminierten Überlieferung und der für Außenstehende schwer verständlichen kohärenzbasierten genealogischen Methode) kaum noch greifbar werden: die Aufstellung von Handschriftenstemmata anhand von Leitvarianten und die Rekonstruktion des Archetyps einer Texttradition (Abb. 5). Abb. 5: Stemma der Handschriftengruppe ‚D F G‘. Es besteht weitgehend Konsens darin, dass Boern. (G) im Codex Augiensis 57 (F) eine ‚Schwesterhandschrift‘ hat, mit der er auf eine gemeinsame Vorlage ‚X‘ zurückgeht. Anhand gemeinsamer Lesarten von Boern. und Augiensis ist es daher möglich, ‚X‘ weitgehend zu rekonstruieren. Hinzukommt, dass Codex Claromontanus 58 (D) ebenfalls einen Zweig dieser ‚Familie‘ darstellt: Er ist höchstwahrscheinlich die ‚Tante‘ von Boern. und Augiensis . Damit liegen Claromontanus 56 Frede, Paulushandschriften, 91. 57 Cambridge, Trinity College, B.17.1. 58 Paris, Bibliothèque nationale de France, grec 107, 107A, 107B. 80 Kevin Künzl 10.24053/ VvAa-2020-0014 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) und ‚X‘ auf einer Ebene, wodurch es möglich wird, ‚Z‘ als den Archetypen der Tradition zu wiederherzustellen: Sicher hat man den Text von ‚Z‘ dort vor sich, wo Claromontanus , Augiensis und Boern. übereinstimmen. 59 Neben der grundsätzlichen Veranschaulichung textkritischen Arbeitens, die dieses Beispiel ermöglicht, wird hier insbesondere der textkritische Grundsatz recentiores non deteriores praktisch greifbar, da konkret nachvollziehbar wird, wie Boern. - eine mittelalterliche Handschrift - alten Text überliefern kann. 60 3 Fazit: Das hochschuldidaktische Potential der Arbeit an neutestamentlichen Handschriften Die vorangegangene tour de force durch den Boern. hat den Blick auf zahlreiche Aspekte gelenkt, die sich in der Hochschullehre nutzbar machen lassen. Entlang der Kategorisierung in physische/ optische Eigenschaften, Paratexte/ Nebeninhalte und Hauptinhalt ist deutlich geworden, dass sich hochschuldidaktisch mit dem Boern. eine Breite an Themen und Fragestellungen bearbeiten lässt, die weit über seine Funktion als Textzeuge im Nestle-Aland hinausweist. Neben der anschaulichen Vermittlung paläographischer und handschriftenkundlicher Themen bietet der Codex einen Fundus von Anknüpfungspunkten für text- und kanongeschichtliche Erwägungen, (kirchen-)historisches Arbeiten und sogar dogmatische Themen. Der Reiz des Mediums ‚Handschrift‘ liegt in all diesen Fällen in seiner Konkretheit: Es ist ein Unterschied, ob in einem Hauptseminar zum Römerbrief in das Problem des Briefschlusses anhand der Lektüre eines Forschungstextes eingeführt wird oder ob die Studierenden sich dem Problem nähern, indem sie die ungewöhnliche Lücke nach Kap. 14 im Boern. untersuchen. Genauso wird die Brisanz der Prädestinationslehre greifbarer, wenn anhand von Glossen in einer Handschrift begreiflich wird, wie dieses Thema bereits vor über 1000 Jahren Menschen konkret bewegt hat. Der kreative hochschuldidaktische Einsatz von Handschriften bietet vielfältige Möglichkeiten, trockene Gegenstände lebendig werden zu lassen, indem von ihrer historischen Signifikanz nicht nur abstrakt gesprochen wird, sondern sie durch ein konkretes Artefakt authentisch erfahr- 59 Für die Beschreibung der Handschriftenrelationen vgl. Frede, Paulushandschriften, 89-97. Die Pionierarbeit in der Bestimmung des Verhältnisses von D F G geht zurück auf Corssen, Epistularum. Speziell für das Lateinische stellt die D-Zeile in den Vetus-Latina-Ausgaben des Corpus Paulinum eine Hypothese über den Text des Archetyps ‚Z‘ dar. 60 Frede, Paulushandschriften, 52.101, geht davon aus, dass der Archetyp ‚Z‘ in das 4. Jh. gehört, aber einen bereits in dieser Zeit altertümlichen Text konservierte. Mehr als nur ein Text 81 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0014 bar wird. Handschriften können endlose Geschichten erzählen, und ihre historische Aura ist ein nicht zu unterschätzender Motivationsfaktor. Für den praktischen hochschuldidaktischen Einsatz von Handschriften lassen sich grob zwei Szenarien differenzieren, die selbstverständlich nicht als strenge Alternativen zu verstehen sind, sondern sich kombinieren lassen. 1. Die Handschrift kann im Dienste eines definierten Unterrichtsziels eingesetzt werden. Sie steht dann nicht selbst im Zentrum der Lehre, sondern ist als Ausgangspunkt eines Themas oder zu dessen Illustration ‚Mittel zum Zweck‘. Der Einsatz von Medien auf diese Art und Weise ist grundsätzlich traditionell. Wichtig ist in Bezug auf das Arbeiten mit Handschriften aber, dass deren didaktische Verwendbarkeit sich eben nicht in ihrer Funktion als abstrakter Textzeuge erschöpft, sondern weit darüber hinausgeht. Der in diesem Aufsatz gegebene Einblick hat das gezeigt. 2. Zudem ist ein ‚freier‘ Ansatz denkbar, bei dem das entdeckende und forschende Lernen an der Handschrift als komplexem Artefakt im Vordergrund steht: Die Handschrift gibt also die Richtung vor. Zur Umsetzung eignet sich bspw. ein interdisziplinär angelegtes Hauptseminar mit Forschungscharakter. Methodisch können Studierende zunächst in einer Explorationsphase frei mit einer Handschrift arbeiten (unterstützt von Metatexten, die den Zugang erleichtern). Das Ziel dieser Phase besteht darin, einen Aspekt der Handschrift (besondere Lesarten, auffällige Paratexte, Spezifika der optischen Erscheinung etc.) zu entdecken, der dann in einer zweiten Phase einzeln oder in Gruppen vertieft wird. Zur Ergebnissicherung bieten sich Präsentationen, Thesenpapiere oder Belegarbeiten an. Freilich ist nicht jede Handschrift in gleichem Maße didaktisch ergiebig. Der Boern. - wie auch die anderen Handschriften der Familie D F G - bietet eine Breite an Möglichkeiten, die sich nicht ohne weiteres auf jede (ntl.) Handschrift übertragen lässt. Dennoch könnte es sich an den meisten Universitätsstandorten lohnen, sich näher mit der Handschriftensammlung der jeweiligen Universitätsbibliothek zu beschäftigen: In einigen Fällen lassen sich vielleicht wenig beachtete oder gar unentdeckte Schätze heben. Und falls nicht, steht online ein enormer Fundus qualitativ hochwertiger Digitalisate zur Verfügung, der noch immer stetig wächst. Es gibt also keinen Grund, das didaktische Potential von Handschriften für die eigene Hochschullehre nicht auszuloten. Im Gegenteil: Alles spricht dafür. 10.24053/ VvAa-2020-0014 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) More Than Just a Text Considerations on Teaching/ Learning Potentials of New Testament Manuscripts Using the Example of the Codex Boernerianus translated by David O’Neill Using the Dresden manuscript Codex Boernerianus as an example, the paper discusses a range of didactic possibilities to incorporate (New Testament) manuscripts into higher education in Biblical studies. It focuses on overcoming the association of manuscripts with a barren form of textual criticism that very much limits itself to reading the apparatus criticus . Instead the present article exemplifies a holistic view on manuscripts as complex historical artifacts. This view does not only encompass using manuscripts to illustrate text critical and tradition historical phenomena, but also recognizes their physical and optical features as well as their paratexts and side contents, all of which offer their own specific teaching and learning potentials. 1 Introduction 1.1 Indicating the Problem What image do theology students have in mind when they hear the term ‘New Testament manuscripts’? Even though I cannot offer representative statistical surveys on this but only individual, fragmentary experiences, a hypothesis may be formulated: The mental image that the phrase ‘New Testament manuscripts’ might evoke in the minds of students is a strange tangle of letters and numbers, which stands beneath an equally strange-looking quantity of Greek text: the text-critical apparatus of Nestle-Aland. In my opinion, the reason for this association is the study biographies of many students, especially in the teacher training courses, but also beyond these. Often, there is only one occasion in which students come into contact with New Testament manuscripts: in the New Testament beginners’ courses. 1 There, the study of manuscripts is usually in the service of textual criticism. In this context, though, 1 The following considerations draw on the NT. However, some can be applied to the OT as well. This is especially true if other text traditions (Qumran; LXX) and the wider field of ancient Jewish literature are used in addition to the Masoretic Text as this significantly expands the potential manuscript base. More Than Just a Text 83 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0014 textual criticism is often limited to memorizing some ‘basic rules’ ( lectio difficilior potior etc.) and, above all, to deciphering the apparatus criticus , as can be easily shown by taking a look at some popular textbooks. 2 The manuscripts, which form the basis of text-critical work, are usually briefly systematized (papyri, majuscules, minuscules, lectionaries, etc.) and some ‘known’ examples are named ( P 66, Codex Vaticanus , Sinaiticus , etc.); but rarely do learners get a more concrete impression of the abstractly described phenomena, for example through illustrations. 3 Overall, manuscripts seem to be regarded less as complex historical artifacts than as suppossedly ‘neutral media’ of an idealized ‘text as work’. 4 This focus is not per se problematic. In many cases it is an understandable reduction that meets the requirements of the curriculum: The Nestle-Aland provides the basic information necessary for the constitution of a text within the framework of writing an exegesis. So, its handling is to be practiced with priority. A strong focus on the manuscripts underlying this edition is neither necessary nor practicable for this purpose. Nevertheless, in my opinion, the retreat to what is given by the Nestle-Aland threatens to cause the underlying material basis to be lost sight of: Merely a number that testifies a variant remains of a complex artifact. 5 This view is a stricture that usually begins in exegetical beginners’ courses and is only rarely cracked open over the course of studies. The actual breadth of topics and questions that can be dealt with using (New Testament) manuscripts remains didactically unused. 1.2 Theoretical Considerations The present paper aims to draw attention to this unused potential. Against the backdrop of recent research showing that the material turn has now also found its way into Biblical studies and related subjects this concern is quite topical. In Biblical studies, the material turn has led, among other things, to a more holistic perception of (Biblical) manuscript traditions. 6 In the didactics of 2 Cf. Ebner/ Heininger, Exegese, 25-56; Egger/ Wick, Methodenlehre, 68-79; Erlemann/ Wagner, Leitfaden, 20-28; Finnern/ Rüggemeier, Methoden, 12-40; Schnelle, Einführung, 36-56. 3 Of the textbooks consulted (see fn. 2 above), only Finnern/ Rüggemeier, Methoden, offer images of a papyrus fragment (13), a majuscule page (19) and a minuscule page (20). Despite the minor role that manuscripts play as artifacts in most method books, there is an appreciation for their aesthetics, which is at least superficially associated with exegetical work. This shows the popularity of manuscript illustrations as cover motifs (e. g. Ebner/ Heininger, Exegese; Schnelle, Einführung). Finnern/ Rüggemeier, Methoden, reflect the approach of their book more appropriately through the choice of their cover design: The text breaks away from its carrier medium ‘book’ in favor of its ideal existence as an abstract entity. 4 Cf. Sahle, Textbegriffe, 14-20. 5 For a similar analysis cf. Flemming, Handschriften, 71. 6 Cf. for example Kalthoff et al., Materialität, as well as the numerous publications of the Heidelberg SFB 933 Materiale Textkulturen- (Meier et al., Textkulturen). The ERC pro- 84 Kevin Künzl 10.24053/ VvAa-2020-0014 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) museums and history teaching, however, the specific advantages of material sources have already been discussed for quite some time. 7 Particular emphasis is usually placed on the experiences of haptics, aesthetics, authenticity and of the emotionality of historical artifacts as they are fundamental to their didactic potential. 8 While haptics and aesthetics aim at the advantages of the sensually perceptible concreteness of physical objects, authenticity and emotionality are aspects that can be understood against the backdrop of W. Benjamin’s concept of the ‘aura’. For Benjamin, the ‘aura’ of a piece of art is guaranteed by its historical uniqueness. 9 Material sources are characterized by “testifying to human existence long gone; people have acted, traded, used them, and they have been passed on […] to our time. They extend concretely into our present, are real to see, to understand” 10 . In didactic terms, material sources allow for a close, ‘hands-on’ experience of the foreign - ‘first-hand history’ so to speak - which can facilitate a special fascination and thus lead to high motivational potential. This is especially true for (New Testament) manuscripts. First of all this is due to the fundamentally historicizing character of Christianity and its appreciation for the ‘original’, which is deeply rooted especially in Protestantism. Biblical manuscripts can act as windows that allow for a closer look at the ‘beginnings’. As complex artifacts, they contain not only their core content (the Biblical text), but also a variety of other elements that make it possible to experience their way through the centuries: notes and corrections by different users, additions of further texts, deletions, damages, repairs and much more. Just like any historical material source, a manuscript bears witness to a multitude of events that can be traced in and through it. 11 Didactically, this is especially associated with opportunities for self-regulated and research-based learning. The foreign, yet concrete object immediately arouses the curiosity of its viewers. It is a ‘raw source’ that begs to be viewed from different angles: The initial attention can be bound by unusual characteristics of the script as easily as by illuminations or curious marginal notes. This is where both students and teachers have opportunites to unfold. 12 Like any authentic source, a manuscript is not determined by a single question, but allows for a multitude of experiences of discovering and understanding. ject Paratexts of the Bible (see Wallraff/ Andrist, Paratexts) and the subproject B04 The Masoretic Text of the Hebrew Bible in its different material forms in Western Europe in the 12th and 13th century of the mentioned SFB 933 are examples from Biblical studies specifically. 7 Cf. for example Korff, Eigenart; Heese, Vergangenheit. 8 Cf. Heese, Vergangenheit, 12-26. 9 Cf. Benjamin, Kunstwerk, 480. 10 Heese, Vergangenheit, 21. 11 Cf. Heese, Vergangenheit, 23. 12 Cf. Heese, Vergangenheit, 66-69; on manuscripts specifically see Flemming, Handschriften, 74f. More Than Just a Text 85 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0014 But how can the didactic potential of manuscripts, which is essentially connected to their historical ‘aura’, be made use of if the originals of these manuscripts are generally not readily available? First, it is important to note that the auratic effect of artifacts should be conceptualized as gradual: Reproductions can participate in the aura of the original - of course depending on their quality. 13 Fortunately, the conditions for this have never been better: Nowadays, digitized versions of thousands of manuscripts are available online. 14 The quality and range of functions of certain digital manuscript editions have reached such a high level that they may surpass the possibilities of the originals in some respects: Detailed indexing that makes navigation easier, transcripts that can be displayed in parallel, zoom functionalities and different types of illumination make working with manuscripts more convenient than ever. Although no reproduction can replace the original, digitization opens up possibilities that the analog object cannot offer. But above all, it completely solves the problem of availability. 15 2 A Practical Example: Codex Boernerianus In the following, the Dresden Codex Boernerianus ( Boern .), a Greek-Latin bilingue 16 of the Corpus Paulinum , written in the 9th century in St. Gall, serves as a practical example. 17 Drawing on the taxonomy proposed by P. Andrist 18 (who draws on Genette), the physical and optical features of Boern . (2.1), its paratexts 13 Heese, Vergangenheit, 35-39. 14 The digital edition of the Codex Sinaiticus is one outstanding example for the functional scope of digital manuscript editions (https: / / codexsinaiticus.org/ de/ manuscript.aspx). More digitized manuscripts are available at the websites of most major libraries (Bibliothèque nationale, Vatican Library, etc.), at the Virtual Manuscript Room of the INTF (http: / / ntvmr.uni-muenster.de) or at major digitization projects such as ‘e-codices’ (www.e-codices.unifr.ch). For an insight into the potentials of further developments in the field of digital manuscript editions through the integration of different types of illumination cf. Künzl, Viewer (including a video example). 15 For further information and the perspective of students see Künzl/ Wegscheider, Faszination, 62-64. For further opportunities of digital humanities, see Garcés/ Heilmann, Humanities, 39-43. 16 Bilingues are bilingual manuscripts, usually a text with a translation. 17 Cf. Reichardt, Boernerianus, 9 f. In the Dresden SLUB , the manuscript has the inventory number Mscr.Dresd.A.145.b. As a Greek textual witness it has been given the siglum G 012. The Latin text is referred to as g respectively. The Beuron Vetus Latina project notes Boern. as VL 77, cf. Gryson, Handschriften, 124-126. A digitized of the manuscript is available under: http: / / digital.slub-dresden.de/ id274591448. The facsimile from 1909 (Reichardt, Boernerianus) can be found online as well: http: / / digital.slub-dresden.de/ id435395769. 18 Cf. Andrist, Definition, passim, esp. 146f. 86 Kevin Künzl 10.24053/ VvAa-2020-0014 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) and secondary contents (2.2) as well as its main content (2.3) are discussed. The aim of each discussion is to reveal the wide range of learning potentials that each of these aspects may offer for higher education environments. 19 What is given are not fully-fletched teaching concepts, but rather to suggestions as to how (New Testament) manuscripts could be didactically used in Biblical studies courses. 2.1 Physical and Optical Features: First Impressions of the Codex When students open the digitized version of the Boern ., they may initially feel disillusioned. The high-resolution images show severe damage to the manuscript: The parchment is wavy, the ink of many of the pages has rubbed off on the opposite pages, the writing is washed out in many places or even completely detached from the parchment. It does not take much codicological knowledge to think of water damage. The question arises where this damage may come from. A trace for answering this question arises when Reichardt’s facsimile of 1909 is consulted: There, no damage is described nor is any recognizable in the reproduction. Thus, the codex must have been damaged after 1909. A connection to the air raids on Dresden in 1945 may seem plausbile and is confirme. In fact, the manuscript had, together with several others, been stored in the bomb-proof basement of the Japanese Palais during the Second World War. When the Palais burned down, however, water from attempts to extinguish the fire penetrated, damaging most of the art treasures stored there, including the Boern . 20 The first learning potential that arises from the initial visual impression of the manuscript is thus not theological, but rather local historical. However, a glance at Reichardt’s facsimile further reveals that every reproduction has technology-specific limitations, which often only become apparent as deficits when new technologies have become available: Due to the technical limitations of (black-and-white) photography in his time, Reichardt was not able to reproduce the numerous colored capitals of the codex consistently. Only the first pages of his facsimile have been colored by hand. Since the pictures for the current 19 This categorization can be extended to include metatexts (see Genette, Palimpsestes, 11), i. e. texts about manuscripts (library catalogs, descriptions of manuscripts, etc.). Such metatexts are indispensable resources, especially when in higher education didactics, since they provide additional information which (especially for laypersons) cannot be easily deduced from the manuscript itself (provenance, dating, etc.), and make the manuscript easier to use (e. g. paleographic aids). The various literature used in chapter 2 gives an overview of the most important metatexts on Boern . and shows what information they contain. 20 Cf. Bürger, Wandel, 35; Klinghardt, Handschrift, 134. The only detailed description of the manuscript in its post-war state (which also deals with the emergency restoration in 1954) is currently available in the Dresden master’s thesis Mütze, Kommentar, 3-7. More Than Just a Text 87 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0014 digital edition were taken after the water damage, the colored illumination of most pages of the codex is no longer traceable today. Page layout and visual impression of the script(s) provide material for further observations: Between the lines of clearly written Greek majuscule script there is a rather compressed Latin minuscule. The Latin translation gives word for word correspondences to the Greek. Comparisons with other bilinguals, such as Codex Augiensis (F 010), 21 which is closely related to Boern . and offers the Latin text in an adjacent column, indicate that the interlinear layout is a peculiarity. 22 It may remind students (and perhaps teachers, too) of their own time in Greek classes, when scribbled translations and explanations between the lines of exercise texts. The question arises as to what environment a manuscript designed in this way could have come from and what use it might have had. Could it possibly be a study manuscript for Latin scholars to learn Greek? If so, then it should probably not be placed in the Greek-speaking East, but rather in the Latin West. Question of the tradition of education in the European Middle Ages inevitably lead to the history of Western monasticism. Here, a bridge to interdisciplinary cooperation, for example with church history, is evident. 2.2 Paratexts and Secondary Contents: The Codex and its Histor(ies) Fig. 1: f. 22r (Reichardt’s Faksimile). Paratextual elements of the script . A closer look at the script reveals that Boern . is not a manuscript in scriptio continua , 23 but one of the first majuscule manuscripts with consistent word separation. Its Vorlage is probably much older than Boern. itself and was still written in scriptio continua , as certain incorrect word 21 On the relationship between Boernerianus and Augiensis see below 2.3. 22 Greek and Latin texts in facing columns or pages is much more common. This design is found in Codex Bezae (D 05), Codex Claromontanus (D 06) and Codex Augiensis (F 010). 23 The term scriptio continua describes scripts largely without spaces. In ancient Greek manuscripts, scriptio continua is the rule. 88 Kevin Künzl 10.24053/ VvAa-2020-0014 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) separations suggest. 24 Boern . shares quite a few similarities with older manuscripts, which sets it apart from later minuscules. This includes, for instance, the use of middle dots and ‘inorganic’ tremata 25 (Fig. 1). These phenomena are old and originally served as ‘reading aids’, probably mainly for semantic disambiguation. Their use has become more conventional over the centuries. 26 In the context of the bilingual book project that the Boern . represents, the peculiarities of its typeface are significant: It is precisely the consistent word division that makes the manuscript suitable for the study of Greek. The method of interlinear translation, in which each Greek word is given a Latin equivalent, is only practical because of the consistent word separation. 27 Those who study the Boern ., thus, learn something about the interrelation of the design and function of a manuscript, and how conclusions about the latter can be drawn from the former. Fig. 2: f. 21r. In general, numerous paratextual elements of New Testament (and other) manuscripts can be prototypically demonstrated and problematized by using the Boern . These include incipit/ explicit 28 (Fig. 2), running titles, the typical diples 29 24 Cf. e. g. Reichardt, Boernerianus, 14f. 25 Unlike ‘organic’ tremata, ‘inorganic’ tremata are not used to indicate a diaeresis, but only to indicate the initial or final vowel of a word. For this distinction see Turner, Manuscripts, 12f. 26 Cf. Heilmann, Reading, 183-190. 27 Hence, it is not surprising that the word division is much more inconsistent in other bilingual manuscripts (see fn. 22 above), which offer the Latin text not interlinear but in an adjacent column. 28 In medieval manuscripts, incipit or explicit formulas are often found instead of superscriptions and subscriptions (“The Epistle to the Romans ends [ explicit ], the First Epistle to the Corinthians [ incipit ]”). 29 The small triangles opening to the left in Fig. 2 (first line) are called ‘diples’. More Than Just a Text 89 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0014 for marking citations (and sometimes for filling in lines: see Fig. 2) and specifically Christian design elements such as nomina sacra 30 (Fig. 1). Fig. 3: f.4v (Reichardt’s Faksimile). Paratexts . A specialty of the Boern ., however, lies in its numerous paratexts, which can give further references to the manuscripts’s origin and its use. Grammatical glosses 31 and Latin translation alternatives 32 support the suspicion that the manuscript was designed for studying Greek. 33 Other glosses leave traces of contemporary history: In several places, we find marginal notes referring to a certain Goddiscalcos - for example, next to Rom 3: 5, where Paul writes about the justice of the divine judgment (Fig. 3). 34 These remarks probably refer to Gottschalk the Saxon, who was condemned by a synod in Mainz in the year 848 because he argued for a strict double predestination emphasizing the immutability of God. 35 Such an observation can be the starting point not only for studies of church history, but also for central themes of dogmatics. Of particular historical interest is the most extraordinary paratext of the Boern . - a poem in Old Irish language at the bottom margin of f. 23r: Going to Rome / much effort, little use! / The king you are looking for here below, / if you do not bring him with you, you will not find him! / Great is folly, great is madness, / great is the corruption of the mind, great is madness! / because going to death is surely imminent, / it shall be under … of Mary’s son! 36 30 Nomina sacra are a writing convention in Christian manuscripts in which certain ‘holy names’ (Lord, God, Heaven etc.) are abbreviated by contraction and marked with an overline. 31 E. g. the explanation i.e. participium next to ὄντων in Rom 5: 6 (f. 7r). 32 E. g. gratia vel donum over χάρισμα in Rom 1: 11 (f. 1v). 33 These phenomena are systematically worked out in Rönsch, Doppelübersetzungen. Occasionally, liturgical glosses are found that provide information about the use of Biblical passages in worship, cf. Frede, Paulushandschriften, 64f. 34 For further references to Gottschalk see Frede, Paulushandschriften, 65. 35 Cf. Schäferdiek, Art. Gottschalk. 36 Based on the German translation by Windisch, Gedicht, 99. 90 Kevin Künzl 10.24053/ VvAa-2020-0014 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) The mere fact that this poem, unlike all other glosses, is not written in Greek or Latin, stimulates the imagination: Did the writer perhaps want to ensure that it could not be immediately understood by everyone because of its critical contents? What were the writer’s experiences with Rome? The poem is written on the same page as 1Cor 2: 10 to 3,3. 37 Is it possible that its writer only found the “spirit of the world” in Rome, when he had indeed hoped for the “spirit from God” (cf. 1Cor 2: 12)? The poem, thus, also contributes to our search for the people behind Boern. : Criticism of Rome and efforts to achieve a Greek education condense our suspicions that the manuscript be placed in the proximity of Hiberno-Scottish monks. In the various metatexts to the Boern ., scholars usually mention the Rome journey of a group of pilgrims centered round the Irish bishop Marcus and his nephew Moengal/ Marcellus in the middle of the 8th century, which is documented in the chronic of Ekkehard IV of St. Gall. 38 According to Ekkehard, the group stopped in St. Gall on their way back home; the bishop and his nephew stayed there. 39 The dates fit and Ekkehard interestingly highlights that the pilgrims brought books with them. Secondary contents of the Codex . More is offered by the two secondary contents of the Boern . One of them is an excerpt from the work Περὶ νόμου πνευματικοῦ (“On the spiritual law”) of Marcus Eremita, 40 who probably lived in the Egyptian desert around the 4th/ 5th century. 41 The fragment, comprising 18 Greek lines, is located in the upper left quarter of the last page of the Codex and features the introduction of the work alongside its first two sections. 42 It is written by 37 Reichardt, Boernerianus, 13, falsely claims that the poem stands with 2Cor (not 1Cor). This error is replicated by Trobisch, Boernerianus, 7; correctly however Klinghardt, Handschrift, 137. 38 Cf. Frede, Paulushandschriften, 69.73-75. Possibly an even larger bilingual manuscript project is connected with this group of pilgrims, which besides the Pauline letters of Boern . also includes the Gospels (St. Gall, Monastery Library, Cod. Sang. 48 [= Δ 037]), the Psalms (Basel, University Library, A VII 3) and possibly also the Catholic letters (cf. Ekkehard IV, Casus Sancti Galli, ch. 46 [FSGA 10, 102-105; ed. Haefele]). The three surviving manuscripts have largely the same characteristics (e. g. Latin interlinear translation) and are probably written by the same hand. The Gospels and Psalter are available online: www.e-codices.unifr.ch/ de. 39 Cf. Ekkehard IV., Casus Sancti Galli, Ch. 2 (FSGA 10, 18-21; ed. Haefele). 40 This identification is certain. The fact that Frede, Paulushandschriften, 76 (and subsequently also Trobisch, Boernerianus, 8), describes the text as the product of the Hiberno- Scottish bishop Marcus, who may possibly be considered the initiator of Boern . is probably an error motivated by the coincidental equality of names. 41 Hesse, Markus, 106f. 42 Περὶ νόμου πνευματικοῦ (= Opusculum I) edited in Migne, PG 65, 905A-930B. A German translation is provided by O. Hesse (BGL 19, 155-170). For an edition of the fragment in Boern . specifically (with commentary and English translation) see Kaczynski, Translation, 383-385. More Than Just a Text 91 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0014 the same hand as the text of St. Paul in the manuscript and it has the same Greco-Latin interlinear layout. The fragment is not only the earliest evidence for the reception of Marcus Eremita in the West, but also the oldest manuscript evidence for one of his works at all. 43 At this point, the Boern . unexpectedly opens a window to the beginnings of Christian monastic theology and testifies to the reception of these origins in Western monasticism in the Middle Ages. From here on, teachers and students may only speculate about why and how a text that is otherwise handed down mainly in Syriac found its way into a bilingual manuscript of the Pauline letters produced by Hiberno-Scottish monks. It is possible that the pilgrims learned about Marcus Eremita from Greek monks during their stay in Rome. 44 But it is also unclear why the fragment was written into Boern . at all. Could it simply be a writing exercise? The fragment itself shows the same ‘weaknesses’ as the Pauline text - only more condensed. An example is the sever word separation error at ἀμήχανον (“impossible”) in the twelfth Greek line: Divided into α - μη - χανον, it is rendered in Latin with non nisi regula (“not if no rule”). 45 Again, the Vorlage clearly must have been still written in scriptio continua . Since the translator lacked a Latin reference text for Marcus Eremita, such sever errors are much more frequent in the 18 short lines of the fragment than in the whole text of St. Paul. Whereas the scribe knew his Latin NT, he had to rely on nothing but his own limited knowledge of Greek for the translation of Marcus Eremita. Even more than in the Biblical text, the fragment is therefore a testimony to the philological erudition and methodical approach of a medieval monk. 43 Cf. Kaczynski, Translation, 381f. 44 For this assumption see Kaczynski, Translation, 386. 45 The α was obviously understood as a kind of standalone alpha privativum ; χανον was brought in connection with κανών. Cf. Kaczynski, Translation, 385. 92 Kevin Künzl 10.24053/ VvAa-2020-0014 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) Fig. 4: f. 99v (left ‚Original‘, right Reichardt’s Faksimile). Our last secondary content is a Latin commentary on Matthew which basically frames the Biblical text: It begins on a sheet left blank by the original scribe before the beginning of the Epistle to the Romans and continues on another 11 sheets from the last page of Paul’s Epistles onwards. 46 It is clear that the commentary was written by a different hand than the text of St. Paul and the Marcus Eremita fragment and was added to the codex at a later date: probably in the early 10th century. 47 This suggests that the original language-learning project with the intention of reading the Pauline letters in the Greek original had probably been abandoned at that time. Otherwise, the space left free at the end of the Codex for the missing Pauline text would not have been used for another (Latin only! ) text (Fig. 4). A glance at Reichardt’s facsimile, however, allows for yet another learning chance here: namely that every technical reproduction mirrors the interests of its authors. Since Reichardt’s interest was only in the Biblical text and he felt the commentary to be a “defacement” of the manuscript, 48 he erased it - and the Marcus Eremita fragment alongside of it - from his photographic reproduction. 46 For an edition of the Mt commentary in Boern . and a literary and historical classification cf. Mütze, Kommentar. 47 Cf. Mütze, Kommentar, 16. 48 According to Reichardt, Boernerianus, 7. More Than Just a Text 93 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0014 2.3 The Main Content of the Codex: History of Tradition and Textual Criticism Concrete It has already been mentioned that the text of the Pauline letters in the Boern . has a number of gaps. For example, right at the beginning, there is no text between Rom 1: 1 and 1: 5; at the end of the codex (Fig. 4), Phlm breaks off after v. 20. These gaps must have already been present in Boern. ’s Vorlage - possibly as a result of mechanical damage. Due to his knowledge of the Epistles of St. Paul in Latin, the writer or editor of Boern. , however, always knew where gaps for additional text had to be left and was also able to estimate their size. The fact that these gaps have never been filled, however, indicates, similarly to the addition of the Mt Commentary, that the interest in the project of a bilingual study edition of the Pauline letters had faded rather quickly. One reason for this might be that it had not been possible to obtain another Greek manuscript to fill in the missing passages. In case of the missing letter to the Laodiceans, whose incipit had already been prepared after the room left free for Phlm 21-25 (Fig. 4), the search for a Greek original would have been proven to be particularly difficult anyway. Numerous Old Latin and Vulgate manuscripts preserved to this day feature this apocryphal letter among the Pauline letters. The Hiberno-Scottish authors of the Boern . probably knew it from their Latin Bibles as well. 49 The existence of a Greek version of this text is unlikely, however. The Latin letter to the Laodiceans is merely a collection of paraphrases from the canonical letters of Paul. Harnack considered it to be “the most worthless document that has come down to us from ecclesiastical antiquity”. 50 But despite such negative assessments, the presence of this letter’s incipit in Boern . once again provides learning opportunities: When studying ancient pseudepigraphy, it is a great example that shows how apocryphal texts (such as the Latin letter to the Laodiceans) often serve to fill narrative blanks in a given text corpus: The creation of the Latin letter to the Laodiceans was probably prompted by the open reference to a letter to Laodicea in Col 4: 16. Furthermore, the early history of the tradition of the Corpus Paulinum could be discussed from this starting point as there is indeed evidence for the existence of an older letter to the Laodiceans in the middle of the 2nd century. This letter to the Laodiceans was part of an early ten-letter-collection of the Corpus Paulinum , but probably cannot be equated with the much 49 Among the Old Latin: 6, 51, 58, 61, 62, 91, 109; Vulgate: C, F, M, P, T (cf. the Hss Catalogue in Houghton, Latin, 209-281). 50 Harnack, Briefe, 3rd ed. For a treatment of the Latin Epistle to the Laodiceans as an independent literary work, cf. Tite, Epistle. 94 Kevin Künzl 10.24053/ VvAa-2020-0014 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) later Latin letter that the creators of Boern. had in mind. 51 Instead, according to Tertullian’s testimony, this early letter to the Laodiceans was almost identical with the canonical letter to the Ephesians. At this point, the incipit in Boern . brings us to one of the most difficult questions of New Testament research: the relationship of this early collection of 10 Pauline letters to the 14-letter-collection of the New Testament. 52 The Boern . is also particularly suitable for making classical problems of textual criticism concrete. 53 One of these concerns the position of the doxology in the Letter to the Romans and thus the question of the ‘originality’ of Rom 15f. 54 In addition to its ‘usual’ position after Rom 16: 23, the doxology is also attested at the end of chapters 14 and 15 in certain manuscripts. In some it appears more than once and in some it is missing completely. 55 Formally, Boern . belongs to those manuscripts that do not read the doxology, but with a peculiarity: The scribe left a gap between Rom 14 and 15, the extent of which roughly corresponds to the doxology’s length. Similar to the space left for the missing letter to the Laodiceans, a discrepancy between the text that the writer or editor of Boern . expected and the text that his Greek Vorlage actually provided him with is traceable here. Boern . is thus a complex witness in the debate about the end of the Epistle to the Romans, in that it testifies not only one version of the text, but in fact two: one without the doxology (Greek Vorlage ) and one with the doxology after chapter 14 (Latin Vorlage ). H. Frede’s designation “museum of text history” for the Boern . could hardly be more appropriate. 56 The potentials of this ‘museum’ become even clearer when the Boern . comes into view as part of the manuscript group D F G: This group can illustrate the foundations of Lachmannian textual criticism, which are otherwise hardly tangible in the New Testament textual criticism (largely due to the large number of witnesses, contaminated textual traditions, and the coherence-based genealogical method, which is difficult to understand for non-experts): the establishment 51 For further details cf. Schmid, Apostolos, 286-289. The 10-letter-collection is commonly associated with Marcion and his followers but was seemingly also used outside Marcionite circles. Compared to the canonical 14-letter-collection, the Pastoral Letters as well as the Letter to the Hebrews were not part of this 10-letter-collection. 52 Cf. on that topic Goldmann, Textgeschichte. 53 In addition to the suggestions that follow here, the example given by Flemming, Handschriften, 76 f., should be mentioned. Flemming describes a teaching scenario in which students collaboratively work on a digital transcript of Boern. 54 Other significant readings that could be used didactically are the so-called general address in the Epistle to the Romans (Rom 1: 7.15) and the transposition of 1Cor 14: 34f. ( mulier taceat …) after v. 40. For reasons of brevity these examples cannot further be discussed here. 55 This is of course a simplification of the actual textual data. For a thorough account see Metzger, Commentary, 533-536. 56 Frede, Paulushandschriften, 91. More Than Just a Text 95 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0014 of manuscript stemmata on the basis of leading variants and the reconstruction of the archetype of a text tradition (Fig. 5). Fig. 5: Stemma of the manuscript group ‚D F G‘. There is a broad consensus that the Boern . (G) has a ‘sister manuscript’ in Codex Augiensis 57 (F), with which it goes back to a common Vorlage ‘X’. Based on common readings of both, Boern . and Augiensis , it is therefore possible to reconstruct ‘X’ to a large extent. In addition, the Codex Claromontanus 58 (D) represents a different branch of this ‘family’: It is most likely the ‘aunt’ of Boern . and Augiensis . Thus, Claromontanus and ‘X’ are on the same level, which makes it possible to reconstruct ‘Z’ as the archetype of the whole tradition: We read the text of ‘Z’ at the least where Claromontanus , Augiensis and Boern . agree. 59 In addition to the fundamental illustration of text-critical work that this example makes possible, the important text-critical principle recentiores non deteriores becomes practically tangible here. The stemma of D F G shows how it is possible that Boern . - a medieval manuscript - can pass on quite ancient text. 60 57 Cambridge, Trinity College, B.17.1. 58 Paris, Bibliothèque nationale de France, grec 107, 107A, 107B. 59 For a description of the manuscript relations see Frede, Paulushandschriften, 89-97. The pioneering work in determining the relation of D F G goes back to Corssen, Epistularum. Specifically for the Latin strand, the D line in the Vetus-Latina editions of the Corpus Paulinum provides a hypothesis about the text of the archetype ‘Z’. 60 Frede, Paulushandschriften, 52.101, assumes that the archetype ‘Z’ belongs into the 4th century, but that its text must have already been ancient at that time. 96 Kevin Künzl 10.24053/ VvAa-2020-0014 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 3 Conclusion: The Didactic Potential of Working on New Testament Manuscripts The preceding tour de force through the Boern . has drawn attention to numerous aspects that can be used in higher education in Biblical studies. Alongside the categorization into physical/ optical characteristics, paratexts/ secondary contents and main contents, it became clear that with the Boern ., a width of topics and questions can be worked on that goes far beyond its function as a simple textual witness in the critical apparatus of the Nestle-Aland. In addition to the vivid presentation of palaeographic and manuscript-related issues in a narrow sense, the Codex offers a wealth of starting points for wider textual and canon historical considerations, as well as (church) historical and even dogmatic topics. In all these cases, the appeal of the medium ‘manuscript’ lies in its concreteness: It makes a large difference whether a student is introdcued to the text critical problems connected with the end of the Epistles to the Romans via reading a scholarly research paper or by hands-on investigating the unusual gap after Rom 14 in the Boern. Similarly, the relevance of something like the theological doctrine of predestination becomes much more tangible if we have glosses in a manuscript that shows us how it has already moved people 1000 years ago in a concrete historical situation. The creative didactic use of manuscripts offers a wide range of possibilities to bring otherwise barren and abstract subjects to life by not only speaking of their historical significance in abstract terms, but by making them concrete through an actual artifact. Manuscripts can tell endless stories, and their historical aura is a motivating factor that should not be underestimated. For the practical didactic use of manuscripts in higher education in Biblical studies, a rough differentiation can be made between two scenarios, which of course are not to be understood as strict alternatives but can be combined. 1. The manuscript can serve a pre-defined teaching goal. In this case, the manuscript is not itself the focus of the teaching scenario, but a ‘means to an end’ as a starting point or an illustration. The didactic use of media in this way is largely common. It is important to recognize, however, that the didactic applicability of manuscripts is never limited to their function as abstract textual witnesses but goes far beyond that. The insights and examples provided in this essay have shown this. 2. In addition, a ‘free’ approach is possible. Its focus lies on learning by discovering and researching. The manuscript as a complex, multi-facetted artifact, thus, gives the direction. For example, an interdisciplinary seminar focussed on research could be a possible scenario for trying this approach to manu- More Than Just a Text 97 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0014 scripts. Methodologically, students could freely explore a manuscript (supported by metatexts which facilitate access) in a first phase. The goal of this would be to discover one (or more) specific aspect of the manuscript (a special reading, a striking paratexts, specifics of the optical appearance, etc.), which is then deepened individually or in groups in a second phase. Presentations, short theses or papers could be used to secure learning results. Of course, not every manuscript is didactically productive for such a project to the same extent. The Boern . - as well as the other manuscripts of the D F G family - offers a wide range of possibilities that cannot be expected from every New Testament manuscript. Nonetheless, at most university locations it might be worthwhile to take a closer look at the manuscript collection of the respective university library: In some cases, it may be possible to find little-noticed or even undiscovered treasures. And if not, there is an enormous pool of high-quality digitized material available online that is still growing steadily. So, there is no reason to neglect the didactic potential of manuscripts for your own university teaching. On the contrary: Everything speaks for using it. Keywords Interdisciplinary learning, New Testament manuscripts, paratexts, Research- Based learning, textual criticism Bibliography Andrist, Patrick: Toward a Definition of Paratexts and Paratextuality. The Case of Ancient Greek Manuscripts, in: Lied, Liv I./ Maniaci, Marilena (Hg.): Bible as Notepad (Manuscripta Biblica 3), Berlin/ Boston 2018, 131-149. Benjamin, Walter: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Zweite Fassung, in: Tiedemann, Rolf/ Schweppenhäuser, Hermann. (Hg.): Walter Benjamin. Gesammelte Schriften. 7 Bde., Frankfurt a. M. 3 1990, 471-508. Bürger, Thomas: Wandel und Kontinuität in 450 Jahren. Von der kurfürstlichen Liberey zur Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden 55 (2006), 29-36. Corssen, Peter: Epistularum Paulinarum codices Graece et Latine scriptos Augiensem Boernerianum Claromontanum, 2 Bde., Kiel 1887-1889. Ebner, Martin/ Heininger, Bernhard: Exegese des Neuen Testaments. Ein Arbeitsbuch für Lehre und Praxis (UTB 2677), Paderborn 4 2018. Egger, Wilhelm/ Wick, Peter: Methodenlehre zum Neuen Testament. Biblische Texte selbstständig auslegen (Grundlagen Theologie), Freiburg u. a. 6 2011. 98 Kevin Künzl 10.24053/ VvAa-2020-0014 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) Erlemann, Kurt/ Wagner, Thomas: Leitfaden Exegese. Eine Einführung in die exegetischen Methoden für das BA- und Lehramtsstudium (UTB 4133), Tübingen 2013. Finnern, Sönke/ Rüggemeier, Jan: Methoden der neutestamentlichen Exegese. Ein Lehr- und Arbeitsbuch (UTB 4212), Tübingen 2016. Flemming, Tobias: Lernen an Handschriften. Studierende als Experten gewinnen, VvAa 2/ 2 (2017), 69-79. Frede, Hermann J.: Altlateinische Paulushandschriften (Aus der Geschichte der lateinischen Bibel 4), Freiburg 1964. Garcés, Juan/ Heilmann, Jan: Digital Humanities und Exegese. Erträge, Potentiale, Grenzen und hochschuldidaktische Perspektiven, VvAa 2/ 2 (2017), 29-52. Genette, Gérard: Palimpsestes. La littérature au second degré (Collection Poétique), Paris 1982. Goldmann, Alexander: Über die Textgeschichte des Römerbriefs. Neue Perspektiven aus dem paratextuellen Befund (TANZ 63), Tübingen 2020. Gryson, Roger: Altlateinische Handschriften/ Manuscrits vieux latins. Répertoire descriptif. Première partie: Mss 1-275 (Vetus Latina 1/ 2a), Freiburg 1999. Harnack, Adolf von: Die apokryphen Briefe des Paulus an die Laodicener und Korinther (Apocrypha 4 = Kleine Texte für theologische Vorlesungen und Übungen 12), Bonn 1905. Heese, Thorsten: Vergangenheit ‚begreifen’. Die gegenständliche Quelle im Geschichtsunterricht (Methoden Historischen Lernens), Schwalbach 2007. Heilmann, Jan: Reading Early New Testament Manuscripts. Scriptio continua, ‘Reading Aids’, and Other Characteristic Features, in: Krauß, Anna u. a. (Hg.): Material Aspects of Reading in Ancient and Medieval Cultures. Materiality, Presence and Performance (Materiale Textkulturen 26), Berlin/ Boston 2020, 177-196. Hesse, Otmar (Hg.): Markus Eremita. Asketische und dogmatische Schriften (BGL 19), Stuttgart 1985. Houghton, Hugh A. G.: The Latin New Testament. A Guide to Its Early History, Texts, and Manuscripts, Oxford 2017. Kaczynski, Bernice M.: A Ninth-Century Latin Translation of Mark the Hermit’s ΠΕΡΙ ΝΟΜΟΥ ΠΝΕΥΜΑΤΙΚΟΥ (Dresden, Sächsische Landesbibliothek, Mscr. A 145b), Byzantinische Zeitschrift 89 (1996), 379-388. Kalthoff, Herbert u. a. (Hg.): Materialität. Herausforderungen für die Sozial- und Kulturwissenschaften, Paderborn 2016. Klinghardt, Matthias: Natürlich, eine alte Handschrift! Die Briefe des Apostels Paulus im Codex Boernerianus, Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden 55 (2006), 133-139. Korff, Gottfried: Die Eigenart der Museums-Dinge. Zur Materialität und Medialität des Museums, in: Faust, Kirsten (Hg.): Handbuch der museumspädagogischen Ansätze (Berliner Schriften zur Museumskunde 9), Opladen 1995, 17-28. Künzl, Kevin: The ‘MOTB Manuscript Viewer’. https: / / enipolatio.hypotheses.org/ themotb-manuscript-viewer-10122016. Last access: 08.10.2020. More Than Just a Text 99 Materielle Kultur / Material Culture 5/ 2 (2020) 10.24053/ VvAa-2020-0014 Künzl, Kevin/ Wegscheider, Fridolin: Faszination Digital Humanities. Was benötigen Studierende in ihrer bibelwissenschaftlichen Ausbildung? , VvAa 2/ 2 (2017), 53-67. Meier, Thomas u. a. (Hg.): Materiale Textkulturen. Konzepte - Materialien - Praktiken (Materiale Textkulturen 1), Berlin u. a. 2015. Metzger, Bruce M.: A Textual Commentary on the Greek New Testament, London/ New York 2 1975. Mütze, Dirk: Der Kommentar zum Matthäus-Evangelium im Codex Boernerianus (Magisterarbeit TU Dresden), Dresden 2007. Reichardt, Alexander: Der Codex Boernerianus der Briefe des Apostels Paulus (Msc. Dresd. A 145b). In Lichtdruck nachgebildet, Leipzig 1909. Rönsch, Hermann: Die Doppelübersetzungen im lateinischen Texte des cod. Boernerianus der Paulinischen Briefe, ZWTh 25 (1882), 488-517; ZWTh 26 (1883), 73-98.309- 344. Sahle, Patrick: Digitale Editionsformen. Zum Umgang mit der Überlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels. Teil 3: Textbegriffe und Recording (Schriften des Instituts für Dokumentologie und Editorik 9), Norderstedt 2013. Schäferdiek, Knut: Art. Gottschalk der Sachse (Gottschalk von Orbais, 806/ 08-866/ 70), TRE 14 (1985), 108-110. Schmid, Ulrich: Marcion und sein Apostolos. Rekonstruktion und historische Einordnung der marcionitischen Paulusbriefausgabe (ANTF 25), Berlin/ New York 1995. Schnelle, Udo: Einführung in die neutestamentliche Exegese (UTB 1253), Göttingen 8 2014. Tite, Philip L.: The Apocryphal Epistle to the Laodiceans. An Epistolary and Rhetorical Analysis (TENT 7), Leiden/ Boston 2012. Trobisch, David J.: Codex Boernerianus - Eine Perle in der Handschriftensammlung der SLUB, SLUB-Kurier 17 (2003), 7-9. Turner, Eric G.: Greek Manuscripts of the Ancient World (Bulletin, Suppl. 46), London 2 1987. Wallraff, Martin/ Andrist, Patrick: Paratexts of the Bible. A New Research Project on Greek Textual Transmission, Early Christianity 6 (2015), 237-243. Windisch, Ernst: Über das altirische Gedicht im Codex Boernerianus und über die altirischen Zauberformeln, Berichte über die Verhandlungen der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig, Philologisch-Historische Classe 42 (1890), 83-108.