Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa)
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2366-0597
2941-0789
Francke Verlag Tübingen
10.24053/VvAa-2022-0020
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Fischer Heilmann Wagner KöhlmoosDas Wissenschaftlich-Religionspädagogische Lexikon im Internet (WiReLex)
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Stefan Fischerhttps://orcid.org/0000-0002-4856-59
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Das Wissenschaftlich-Religionspädagogische Lexikon im Internet (WiReLex) rezensiert von Stefan Fischer (orcid.org/ 0000-0002-4856-5946) 1 Das Projekt Die Deutsche Bibelgesellschaft führt unter www.bibelwissenschaft.de verschie‐ dene Online-Ressourcen zusammen. Dieses sind Online-Bibeln in verschie‐ denen Übersetzungen, sowie der hebräische Bibeltext der BHS, der griechische Text des Neuen Testaments (28. Auflage von Nestle-Aland und UBS 5), der griechische Text der LXX, sowie der lateinische Text der Biblia Sacra Vulgata. Andere Links führen zu Die Bibel in der Kunst, einer Bibelkunde zum Alten und Neuen Testament, dem Online Bibelkommentar (OBK). Des Weiteren findet sich hier das in den Bibelwissenschaften verbreitet genutzte Wissenschaftliche Bibel‐ lexikon im Internet (WiBiLex) und das Wissenschaftlich-Religionspädagogische Lexikon im Internet (WiReLex). Letzteres wird hier vorgestellt, da sich dieses für das Thema des Heftes „Universitäre Theorie und berufliche Praxis“ anbietet. Das WiReLex gibt es seit 2015 und es ist kostenlos. Inzwischen stehen fast 700 Beiträge zur Verfügung, welche von 385 Autor: innen verfasst wurden. Die Artikel sollen primär Basiswissen vermitteln und ggf. verschiedene Positionen, insbesondere voneinander abweichende konfessionelle Positionen vorstellen. Einmal im Jahr werden neue Artikel hinzugefügt und die bestehenden Artikel teilweise aktualisiert. Diese werden von Fachleuten geschrieben, redigiert und formal vereinheitlicht. Die Hauptherausgeberinnen sind: Mirjam Zimmermann (Universität Siegen) und Heike Lindner (Universität Köln). Neben der Deutschen Bibelgesellschaft wird mit dem Comenius Institut kooperiert. Unterstützung gewähren die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz. Für die Autor: innen bei WiReLex gibt es Richtlinien für einen guten Lexi‐ konartikel. Zu ihnen gehören neben den üblichen Anforderungen an einen Lexikonartikel der religionspädagogische Fokus, die methodisch genaue Un‐ terscheidung zwischen deduktivem und induktivem Verfahren, Konkretionen mit passenden Beispielen und Anregungen für die Lesenden zum Weiter‐ denken/ Weiterarbeiten. 2 Content Es gibt zehn thematische Bereiche. Für jeden zeichnen zwei Bereichsheraus‐ geber: innen (je evangelisch und katholisch) verantwortlich. Die thematischen Bereiche sind: 1. Wissenschaftstheorie, Forschungsmethoden 2. Fachdidaktische Konzepte 3. Methoden und Medien 4. Inhalte I: Bibeldidaktik 5. Inhalte II: Kirchengeschichtsdidaktik 6. Inhalte III: Systematisch-theologische Didaktik 7. Inhalte IV: Didaktik der Religionen 8. Lernende/ Lehrende 9. Politische und rechtliche Dimensionen religiöser Bildung 10. Lernorte und Institutionen religiöser Bildung Falls es das Thema nahelegt, werden Artikel nach Konfessionen getrennt oder für zwei verschiedenen Zielstufen, Primar- oder Sekundarstufe, geschrieben. Die zehn thematischen Bereiche decken eine Vielzahl von religionspädagogi‐ schen Themen ab. Für die Bibelwissenschaften ist die Kategorie „Inhalt 1: Bibeldidaktik“ beson‐ ders von Interesse. Darunter findet sich allerdings derzeit nur eine überschau‐ bare Anzahl von Einträgen zu biblischen Figuren, Büchern oder Themen: Josef, Maria Magdalena, Offenbarung des Johannes, König David, Altes Testament im Religionsunterricht, Neues Testament im Religionsunterricht, Pfingstgeschichte, Propheten, Geburtsgeschichten Jesu/ Weihnachten, Jona, Teufel/ Satan, Galaterbrief, Flucht als Thema der Bibel, Judas Iskariot, Galater‐ brief, Maria (Mutter Jesu), Apostelgeschichte, Berufungserzählungen, Dekalog, Rut, Simon Petrus, Bergpredigt, Gleichnisse, Jakob, Johannesevangelium, Mose und Mirjam, Wunder, Paulus, Ijob/ Hiob, Abraham und Sara, Jesus Christus, Passion und Auferstehung, Segen/ Segnen. Außerdem finden sich einzelne Stichwörter in anderen Zusammenhängen, wie z.-B. „Abraham, interreligiös“ oder „Tod interreligiös“. Inhaltlich sind die Artikel gut recherchiert, in der thematischen Auswahl hinterlassen sie jedoch einen unausgewogenen Eindruck. Weshalb gibt es z. B. nur einen Beitrag „Gottesvorstellung, muslimische Kinder“ und nicht auch DOI 10.24053/ VvAa-2022-0020 100 Stefan Fischer für andere Kinder? Weshalb werden unter „Tod interreligiös“ Hintergründe zu den Religionen Judentum, Islam und Östliche Religionen gegeben, aber das Christentum ausgelassen? Hingegen finden sich unter „Auferstehung der Toten“ systematische Orientierungen und anthropologische Bestimmungen aus christlicher Sicht, ohne dass es zu einer Auseinandersetzung mit biblischen Texten kommt. Durch die Richtlinien für Autor: innen wird eine gewisse Einheitlichkeit in den Artikeln angestrebt, die sich in etwa an Strukturen, Wahrheiten, Erfah‐ rungen, Zugängen und Lernwegen orientiert oder nach einem lebensweltlichen Zugang, Fragen und Anknüpfungspunkten, biblisch-theologischen Klärungen und didaktischen Überlegungen strukturiert ist. Jeder Beitrag wird durch ein Literaturverzeichnis abgeschlossen. Für die Hochschuldidaktik sind die Artikel zu Lernende/ Lehrende lesenswert, welche auch die verschiedenen Dimensionen der Positionalität und Spiritualität der Lehrenden aufnehmen und entsprechende Denkanstöße geben. 3 Suchfunktionen Die einzelnen Artikel sind auf zwei Weisen zugänglich. Zum einen sind sie nach den bisherigen neun Jahrgängen sortiert und zum anderen sind sie alphabetisch sortiert. Die Jahrgangsortierung bietet einen direkten Überblick über die jeweiligen Artikel und ist besonders für diejenigen geeignet, welche das Lexikon fortlaufend genutzt haben und so die jeweils neuen Beiträge zur Kenntnis nehmen möchten. Die Suchfunktion der Artikel hat zwei Suchfenster. Das eine heißt „Direkt zum Artikel“ und führt, falls ein Artikel unter einem Stichwort vorhanden ist, direkt zu diesem oder öffnet eine Auswahl von den Artikeln, bei denen die Buchstabenfolge des Stichwortes in der Überschrift vorkommt. So bietet bspw. „Gott“ zehn Suchergebnisse, die mit „Gott“, „Gotteskritik“ und „Gottesvorstel‐ lung, muslimische Kinder“ einen thematisch engeren Kreis haben, dann aber auch „Gottesdienst“, „Kindergottesdienst“ und „Schulgottesdienst“ ebenso wie den Vornamen „Gotthilf “ erfassen. Das zweite Suchfenster „Stichwörter“ führt zu den gleichen Ergebnissen. Da zwar die Überschriften, nicht aber die Artikel selbst auf Stichwörter durchsucht werden, erschließt sich der Unterschied der beiden Suchfenster bisher nicht. Die Einrichtung einer Volltextsuche ist ein noch ausstehendes Desiderat. Die angegebenen Bibelstellen sind mit dem Portal der Deutschen Bibelgesell‐ schaft (DBG) verlinkt. Es erscheint die Lutherübersetzung 2017. Bei der DBG registrierte Nutzer können die Übersetzung individualisieren. DOI 10.24053/ VvAa-2022-0020 Das Wissenschaftlich-Religionspädagogische Lexikon im Internet (WiReLex) 101 Innerhalb der einzelnen Artikel gibt es Querweise, die per Hyperlink ver‐ knüpft sind. 4 Hilfefunktionen und Datenexport Es gibt keine Hilfefunktion. Die einzelnen Artikel können als PDF exportiert werden. Auch gibt es einen permanenten Link zum Artikel und eine Digital Object Identifier (DOI) Adresse, so dass sowohl Zitierfähigkeit als auch Auffind‐ barkeit gewährleistet sind. Über den Browser kann das WiReLex auch auf einem Smartphone abgerufen werden, eine App gibt es jedoch nicht. 5 User Exchange Es ist kein User Exchange vorgesehen. Da jeder Artikel eine Autorschaft hat und es ein Verzeichnis der Autor: innen gibt, können diese individuell kontaktiert werden. Dabei sind die Kontaktdaten unterschiedlich vollständig. Jedoch gibt es eine offene Einladung, Artikel zu schreiben, und entsprechende Richtlinien und Standards für einen guten Lexikonartikel. 6 Einsatzmöglichkeiten im akademischen Unterricht Das WiReLex bietet einen guten lexikalischen Überblick über eine Vielzahl von Themen, so dass diese gut zur vorgängigen Lektüre für Studierende geeignet sind. Die geringe Anzahl von Beiträgen in der Bibeldidaktik führt dazu, dass es noch sehr viele Lücken gibt, so dass nicht generell auf das WiReLex zurückge‐ griffen werden kann. Dort jedoch, wo ein Artikel vorhanden ist, bietet er einen Mehrwert. Der Rezensent hat gelegentlich einzelne Artikel des WiReLex in der Ausbildung von Religionslehrpersonen im Fachbereich Biblischer Theologie eingesetzt, so bspw. den Beitrag „Jakob - bibeldidaktisch I (Primarstufe)“: Die exegetischen Überlegungen beschränken sich auf eine Zusammenstellung der wesentlichen Erzählungen. Da diese recht knapp gehalten sind, bietet es sich an, hierzu auf den Artikel „Jakob“ im WiBiLex zurückzugreifen, um Jakob im Alten Testament, Fragen der Historizität und der Rezeptionsgeschichte zu berücksichtigen. Auf dieser Grundlage erschließen sich die elementaren Erfah‐ rungen und Zugänge sowie die elementaren Strukturen mit den entsprechenden Themen (Differenz und Beziehung, Grenzen der Freiheit, Tat und Folge, Reue und Versöhnung, Planung und Fügung, Segen, Verantwortung und Gnade). Die im Anschluss aufgezeigten elementaren Wege (Zeichen innerhalb der Erzählung deuten, eigene Fragen an die Erzählung herantragen) sind kompetenzorientiert. DOI 10.24053/ VvAa-2022-0020 102 Stefan Fischer 1 Steinkühler, Art. Jakob, Abschnitt 3. Im Rahmen der Kompetenzorientierung „ist es nicht nur nötig, dazu anzu‐ leiten, Fragestellungen des Textes mit eigenen Erfahrungen zu konfrontieren und insbesondere die Frage nach Gott probehalber in den Alltag, die aktuelle Lebenswelt zu übertragen […], sondern auch von der immanenten Dynamik des Textes zurückzutreten, um sich ihm von außen zu nähern mit Fragestel‐ lungen aus der Erfahrungswelt der Kinder […]. Das verändert Zugänge und Fragestellungen. Die Erzählepisoden werden didaktisch fokussiert angeboten […]; die Rezeption des überlieferten Textes wird eingebettet in eine gemeinsam erarbeitete Forscherhaltung (Anforderungssituation).“ 1 Für den Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis sind diese letztge‐ nannten Punkte von Bedeutung. Dieses ist insbesondere dort relevant, wo Studierende parallel dazu Praktika im schulischen Kontext absolvieren oder den Schulalltag mit reflektieren. Für die Verknüpfung der bibelwissenschaftlichen Fächer mit der Unterrichtspraxis über die auch Pfarrer: innen an den Lernorten Schule oder Kirche verfügen, ist diese Kompetenzorientierung wesentlich. An denjenigen Orten, wo es einen staatlichen Unterricht im Bereich Ethik-Religion- Gemeinschaft (ERG)/ Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (LER) o. ä. gibt, bietet sich das WiReLex ebenfalls als geeignete Ressource an. - Literatur Steinkühler, Martina: Art. Jakob - bibeldidaktisch I (Primarstufe) (2017), Das Wissen‐ schaftlich-Religionspädagogische Lexikon im Internet (WiReLex), https: / / www.bibel wissenschaft.de/ stichwort/ 100264/ . Letzter Zugriff: 03.08.2023. DOI 10.24053/ VvAa-2022-0020 Das Wissenschaftlich-Religionspädagogische Lexikon im Internet (WiReLex) 103
