Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa)
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2366-0597
2941-0789
Francke Verlag Tübingen
10.24053/VvAa-2023-0011
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2024
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Fischer Heilmann Wagner KöhlmoosFlorian Oepping/Katharina Ellinghaus: Podcast Exegese
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Daniel Schmitzhttps://orcid.org/0000-0002-7194-1698
Der Podcast Exegese wurde Anfang Oktober 2023 veröffentlicht. Er ist an der Universität Osnabrück im dortigen DigiLab unter Zusammenarbeit des Proseminarleiters Florian Oepping sowie der Tutorin für Exegese Katharina Ellinghaus entstanden und sowohl als Zusatzangebot – ein „Lernpodcast“ so Oepping in Folge 1 – für diese beiden Kursangebote als auch für weitere Interessierte konzipiert.
Wie ist die Qualität der entstandenen acht Folgen zu bewerten? Überzeugen seine didaktische Komposition sowie die verwendeten Methoden? Gelingt der Spagat, sowohl interessierte Lai:innen als auch Teilnehmende exegetischer Proseminare zu adressieren? Diese Fragen werden im Folgenden beantwortet.
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1 Vgl. hierzu https: / / de.statista.com/ statistik/ daten/ studie/ 1053973/ umfrage/ nutzung-vo n-podcasts-nach-orten-in-deutschland/ . Florian Oepping/ Katharina Ellinghaus: Podcast Exegese rezensiert von Daniel Schmitz (orcid.org/ 0000-0002-7194-1698) Der Podcast Exegese wurde Anfang Oktober 2023 veröffentlicht. Er ist an der Universität Osnabrück im dortigen DigiLab unter Zusammenarbeit des Proseminarleiters Florian Oepping sowie der Tutorin für Exegese Katharina Ellinghaus entstanden und sowohl als Zusatzangebot - ein „Lernpodcast“ so Oepping in Folge 1 - für diese beiden Kursangebote als auch für weitere Interessierte konzipiert. Wie ist die Qualität der entstandenen acht Folgen zu bewerten? Überzeugen seine didaktische Komposition sowie die verwendeten Methoden? Gelingt der Spagat, sowohl interessierte Lai: innen als auch Teilnehmende exegetischer Proseminare zu adressieren? Diese Fragen werden im Folgenden beantwortet. 1 Zum Podcast Der Autor dieser Rezension hat den Podcast an den Orten getestet, an denen er wohl primär zur Anwendung kommen wird: Zuhause sowie auf einer langen Zugfahrt, in einer vollen Bahn, mit einer Signalstörung. 1 Der Podcast ist auf allen gängigen Streamingportalen verfügbar, wodurch eine gute Erreichbarkeit der Inhalte gegeben ist und das Herunterladen von Folgen für den Offline-Gebrauch ermöglicht wird. Gehört wurde er über das Streamingportal Spotify mit On-Ear-Kopfhörern. Die einzelnen Folgen sind auf den Plattformen mit kurzen Teasertexten versehen, die zumeist durch das Andeuten einer vor dem Hören rätselhaften Metapher, die im Verlauf der Folge aufgegriffen wird, zum Zuhören einladen und tiefergehende Literaturtipps, speziell von exegetischen Methodenbüchern bieten. DOI 10.24053/ VvAa-2023-0011 Die Tonqualität der Folgen ist größtenteils gut; gestört wird der Eindruck durch knackende Explosivlaute bei von Florian Oepping gesprochenen harten Labialen und Dentalen. Es scheint, dass der genutzte Popschutz unzureichend für eine höhere Tonqualität ist. Das Podcastduo Oepping/ Ellinghaus harmoniert gut miteinander und es entwickeln sich Austausche, bei denen der/ die Zuhörer: in leicht folgen kann und eine angenehme Gastrolle einnimmt, die durch vereinzelte Ansprachen an diese dritte zuhörende Person verstärkt wird. Hört man mehrere Folgen hintereinander, so grenzen sich diese nur durch die Abfolge von Verabschiedung und Begrüßung voneinander ab. Hier hätte ein eingängiger Jingle für eine deutlichere Grenze sowie einen höheren Wiederer‐ kennungswert sorgen können. 2 Zu Didaktik und Methode Im Dialog tauschen Florian Oepping und Katharina Ellinghaus ihre jeweiligen persönlichen Erfahrungen mit exegetischem Arbeiten aus und teilen ihre Pro‐ bleme sowie Verständnisfragen bei den einzelnen Methodenschritten mitein‐ ander und mit den Zuhörer: innen. Außerdem liefern sie zu jeder Methode alltagsnahe Beispiele aus Kunst, Film, Architektur und Popkultur. Katharina Ellinghaus bringt immer wieder die Perspektive der Studierenden sowie ihre Sicht als Tutorin ins Gespräch, wodurch - sowie durch Florian Oeppings Antworten - didaktische Reduktion und Binnendifferenzierung im virtuellen, anonymen und nicht einsehbaren ‚Seminarraum der Podcasthör‐ enden‘ angewendet werden. Gleichsam gibt es keine podcastinterne Hierarchie, da auch Oepping die Rolle eines fragenden und an den Methoden zweifelnden Exegeten einnimmt und Ellinghaus ebenso oft die ‚interne Expert: innenrolle‘ übernimmt, welche den aktiven Part der Wissensübermittlung annimmt. Die Erklärungen, die beide Podcaster: innen liefern, können als größtenteils nieder‐ schwellig klassifiziert werden, ohne dass erfahrenere Exeget: innen das Gefühl rein repetitiver Inhalte vermittelt bekommen. In jeder Folge wird zu Beginn in die Methode, die Thema ist, eingeleitet; zum Schluss der Folge wird diese dann in Kürze zusammengefasst. Flankiert wird der Podcast an der Universität Osnabrück durch die als Blockseminar konzipierte Kombination aus Proseminar und Tutorium. Inwieweit der Podcast aber auch über den Bereich der Mauern, zwischen denen er entstanden ist, anwendbar und relevant ist, soll im Folgenden beantwortet werden. DOI 10.24053/ VvAa-2023-0011 118 Daniel Schmitz 3 Der Podcast als Third-Mission-Medium Durch das Bespielen aller gängigen Plattformen für Podcasts, seien es Bezahl‐ dienste oder frei zugängliche, ist der Podcast nicht nur für Teilnehmende der lokalen Proseminarangebote, sondern auch für Theologiestudierende weiterer deutschsprachiger Hochschulen sowie interessierte Lai: innen verfügbar. Eine statistische Auswertung, welche dieser Gruppierungen die Angebote in welcher Anzahl wahrgenommen haben, wäre wünschenswert, ist aber aufgrund von Unternehmensstrukturen sowie der variierenden Definition von Click-Zählern und der Anonymität von Zuhörer: innen nicht eindeutig durchführbar. Inhaltlich sprechen beide zwar in ihrer Einführung Interessierte als Adressat: innen des Podcasts an und auch in den weiteren Folgen erfolgt bei der Ansprache an Hörer: innen meist die Differenzierung in Studierende und Interessierte, der Podcast bleibt aber dennoch weit mehr ein Lernangebot für Studierende als dass er ein funktionierendes Third-Mission-Medium ist. Das manifestiert sich exemplarisch in der einführenden ersten Episode, die den Fokus der weiteren Episoden vorgibt: Während die Frage, was Exegese ist, für Lai: innen verständlich erklärt wird, wird der Zweck von Exegese mehr oder minder vorausgesetzt. Es erschließt sich der zuhörenden Gruppe der interessierten Personen daher nicht, wieso sie überhaupt exegetisch tätig werden sollten und wo der Gewinn der nun folgenden Arbeitsschritte liegt. Als Zusatzangebot für Studierende ist diese Zweckfrage per se beantwortet und auch die vermehrten Studienbezüge, wie die Thematik der Sprachen als Zugangsvor‐ aussetzung mancher, aber nicht aller Studiengänge des Lehramtstudiums, zeigen demnach ein Ungleichgewicht in der Berücksichtigung der als Adressat: innen‐ gruppen proklamierten Studierenden und interessierten Personen. Dieses Ungleichgewicht wird auch durch die gut gewählten, alltagsnahen Beispiele, die in jeder Folge präsentiert werden, sowie durch den insgesamt niedrigschwelligen Ansatz in der Erklärung jeder Methode nicht aufgewogen. Speziell beim Medium Podcast besteht die Gefahr, dass interessierte Personen wegen der nicht beantworteten Frage nach dem Zweck das Interesse am Zuhören schnell verlieren. Kurzum: Was bietet der Podcast Exegese? In einer lockeren Gesprächstatmosphäre werden Studierende in die Methoden alttestamentlicher Exegese eingeführt. Dabei weckt der Podcast durch alltags‐ nahe Beispiele nicht nur Interesse, sondern sorgt sicherlich auch für den ein oder anderen Aha-Effekt. DOI 10.24053/ VvAa-2023-0011 Florian Oepping/ Katharina Ellinghaus: Podcast Exegese 119 Was fehlt dem Podcast Exegese? Will der Podcast auch für Lai: innen interessant sein, so muss die Frage nach dem Zweck der exegetischen Methodenschritte auch für Exeget: innen außerhalb des Proseminars beantwortet werden. Das könnte gelingen, indem Inhalte aus der letzten Folge in die erste Folge verlagert werden, da den interessierten Personen so das Ziel direkt vor Augen geführt wird. Für beide Adressat: innen-Gruppen böte sich zudem eine exemplarische Durchführung der jeweiligen Methode an einem Bibeltext an. Literatur https: / / de.statista.com/ statistik/ daten/ studie/ 1053973/ umfrage/ nutzung-von-podcastsnach-orten-in-deutschland/ . Letzter Zugriff: 26.07.2024. DOI 10.24053/ VvAa-2023-0011 120 Daniel Schmitz
