eJournals Internationales Verkehrswesen 63/1

Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/iv-2011-0010
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Intelligente und zukunftsfähige Logistiksysteme

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Werner Albrecht
Die Intralogistik steht vor gewaltigen Herausforderungen. Als Enabler der Logistikprozesse bietet moderne Logistik-IT ein Fundament für effiziente Geschäftsprozesse, nachhaltiges „Green through IT“ sowie eine wirtschaftlich gute Positionierung im globalen Wettbewerb.
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Internationales Verkehrswesen (63) 1 | 2011 37 LOGISTIK Intralogistik Die Intralogistik steht vor gewaltigen Herausforderungen. Als Enabler der Logistikprozesse bietet moderne Logistik-IT ein Fundament für eiziente Geschäftsprozesse, nachhaltiges „Green through IT“ sowie eine wirtschaftlich gute Positionierung im globalen Wettbewerb. M it der multipolaren Verschiebung der wirtschaftlichen Gravitationszentren in Richtung der Emerging Markets stehen die Marktplayer vor neuen Chancen, Herausforderungen, aber auch Wettbewerbern. War die Globalisierung in der Vergangenheit in der Regel ein Treiber für mehr Komplexität und Wachstum der Intralogistik, so wird sie in Zukunft einige tiefgehende Veränderungen der Logistik im Allgemeinen und der Intralogistik im Speziellen bringen. Vor diesem Hintergrund hat die Forschungsgemeinschaft Intralogistik, Fördertechnik und Logistiksysteme (IFL) im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) gemeinsam mit dem Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) die Trendstudie „Zukunft der deutschen Intralogistikbranche 2020+“ erarbeitet. Ziel der Studie ist es, die Tätigkeitsfelder der Intralogistik und der wissenschaftlichen Forschung an den künftigen Bedarfen auszurichten, um auf diese Weise die know-how-führende Position der deutschen Intralogistik zu behaupten. Zukunft der Intralogistikbranche Mit der Trendstudie hat die IFL „drei Trends abgeleitet, die einen wesentlichen Einfluss auf die Zukunft der Intralogistik zeigen werden: Ressourceneizienz“, „Globalisierung“ und „Innovationen“. Bei ihren globalen Aktivitäten dürfen sich die deutschen Intralogistik-Unternehmen künftig nicht mehr nur als Technologielieferanten verstehen. Ihr Erfolg wird vielmehr davon abhängen, wie weit es ihnen gelingt, sich vor Ort als Wirtschaftspartner zu positionieren. Zielmarktspezifische Produktvarianten, zunehmende internationale Standardisierung und lokale Fertigungsstrukturen werden im globalen Wettbewerb zur Verlagerung von Produktionsstandorten führen und neue Lösungen für ein Global Engineering, globale Services und Support sowie produkthafte Einzelkomponenten fordern. Als absehbare Folge verbleibt die Entwicklung von Lösungen und Komponenten in Europa. Fertigung, Implementierung, Wartung und Support hingegen werden direkt vor Ort erbracht. „2020 ist die Wohlstandsentwicklung in Deutschland vor allem dadurch geprägt, das Designfunktionen und tertiäre Intelligente und zukunftsfähige Logistiksysteme Foto: Wintron Internationales Verkehrswesen (63) 1 | 2011 38 LOGISTIK Intralogistik Steuerungsfunktionen in Deutschland verbleiben“, fasst die Trendstudie zusammen. Dennoch wird die Intralogistik künftig nicht mehr automatisch eine Domäne deutscher Ingenieurskunst und Softwareentwickler sein. Konzentrationsprozess absehbar Diese Entwicklungen werden sich auf die Struktur der deutschen Intralogistik- Branche auswirken. Die mittelständische Prägung der Branche, ein Spezifikum der deutschen Intralogistik, gerät angesichts dieser globalen Herausforderungen auf den Prüfstand. Allein im Bereich der Software stehen 150 bis 200 Anbieter im Markt. Trotz ihrer hohen Bedeutung in der deutschen Wirtschaft sind die KMU für den globalen Wettbewerb allzu häufig kaum gerüstet. Die Innovationskraft vieler kleinerer Unternehmen der deutschen Intralogistik ist - sei es aus Unkenntnis, mangelnder eigener Finanzkraft, wegen zögerlicher Kapitalgeber oder einem Mangel an Know-how und Spitzenkräften - deutlich eingeschränkt. Wenn es nicht gelingt, marktgerechte Kooperationsmodelle zu entwickeln und umzusetzen, scheint es absehbar, dass es in diesem Marktsegment künftig entweder neue, zum Teil auch überraschende Partnerschaften oder - sei es durch Zusammenschlüsse, Kooperationen, Aukäufe oder (feindliche) Übernahmen - einen deutlichen Konsolidierungsprozess geben wird. Ressourcene zienz Zur Erschließung der Potenziale im Bereich der Material-, Energie- und Ressourceneffizienz fordert die Trendstudie „2020+“, Wissensdefizite im Bereich neuer Materialien und systemübergreifender Prozesse abzubauen. Die Unternehmen müssen ihre Veränderungsresistenz ablegen, bestehende Produktionsprozesse kontinuierlich hinterfragen und neue material- oder energieeizientere Verfahren auch einsetzen. Markantes Beispiel dafür, wie diese Aspekte zunehmend mehr Gewicht in den wirtschaftlichen Betrachtungen und der Gestaltung logistischer Netzwerke gewinnen, ist das Thema „Green Logistics“. War es früher das Hauptanliegen, Logistikprozesse kosten- und zeitoptimal zu gestalten, so zeigt die gegenwärtige Popularität des Begrifes „Green Logistics“, dass es weitere Optimierungsdimensionen in der Intralogistik zu berücksichtigen gilt. Ressourceneizienz umfasst diese Ansätze, geht aber noch weiter. Ein eizientes Ressourcenmanagement fokussiert nämlich alle für die Intralogistik relevanten Ressourcen wie Zeit, Fläche, Mitarbeiter, Energie, Materialien (im Herstellungswie auch im Nutzungsprozess). Green through IT Dabei fällt der Informationstechnologie (IT) eine entscheidende Rolle zu. Mit ihrer Integrationsfähigkeit, Flexibilität und Eizienz bilden moderne Softwaresysteme wie die der PSI Logistics die Basis dafür, die Innovationskraft der Unternehmen und ihre Geschäftsprozesse zu fördern. Mehr noch: Die Softwarefunktionen für intelligentes Ressourcenmanagement ermöglichen den Anwendern - von den innerbetrieblichen Optimierungsefekten über standort- und unternehmensübergreifende Optionen bis hin zur Gestaltung und Planung von (globalen) Supply Chains - die Realisierung von Lösungen unter den Aspekten der Nachhaltigkeit. So ermöglicht moderne Logistik-Software beispielsweise die Planung und Gestaltung mehrstufiger, multimodaler und unternehmensübergreifender Logistik-Netwerke unter Berücksichtigung ökologischer Efekte und ökonomischer Anforderungen - nach individuellen Notwendigkeiten und unter Einbindung aller Verkehrsträger. Damit erschließt moderne Logistik-Software ein „Green through IT“, das gleichermaßen Grundlage und Programmatik nachhaltiger Logistik-Lösungen umfasst. Praxisorientierte Lösungen Der Begrifswandel von „Lagerverwaltungssystem (LVS)“ zum „Warehouse Management System (WMS)“ zeigt deutlich, dass intelligente IT für die Intralogistik weit mehr umfasst, als die Verwaltung von Lagerbeständen. Herkömmliche Warehouse Management Systeme optimieren die Struktur und Transparenz eines Lagers. Darüber hinaus stellen sie dem Management wirksame Instrumente zur Materialflusssteuerung und einer eizienten Ressourcen(einsatz) planung zur Verfügung. Zukunftsfähige Logistik-Software ist überdies multisitefähig: Das WMS ermöglicht die Steuerung kooperativer Prozesse und einen eizienten Ressourceneinsatz über mehrere Läger hinweg. Mit ihren standorübergreifenden Funktionalitäten wird die Logistik-IT zum Instrument unternehmensstrategischer Planungen und Optimierungen. Die Entwicklung marktgerechter, zukunftsfähiger IT-Produkte erfordert allerdings eine enge Zusammenarbeit und kontinuierlichen Informationsaustausch der Hersteller sowohl mit der Wirtschaft als auch der Forschung und Wissenschaft. Technologien einbinden Parallel dazu erfordert die Entwicklung und Ausrichtung zukunftsfähiger Produkte die Einbindung neuer Theorieansätze und Technologien. Es gilt, die Integration moderner und künftiger Technologien und Instrumente wie etwa RFID zu berücksichtigen, die Software auf ganzheitliche Theorieansätze wie etwa dem „Internet der Dinge“ auszurichten und neue potenzielle Optionen wie beispielsweise das Szenario eines Smart Logistics Grid, auf ihre Praxisfähigkeit und -potenziale hin zu prüfen. Die englische Bezeichnung Smart Grid, übersetzt etwa „intelligentes Versorgungsnetz“, zielt ursprünglich auf die kommunikative Vernetzung und Steuerung von Energienetzen. Smart Grids, für deren IT-Basis der PSI-Konzern als einer der führenden Entwickler im Markt steht, gelten als Technologielösungen der Zukunft. Ziel eines solchen Netzes ist die sichere Versorgung auf Basis eines eizienten und zuverlässigen Systembetriebs. Ein derart cleveres Netz- Management ist technologisch möglich und wirtschaftlich erfolgreich. Erfahrungen, die sich durchaus in Denkansätze für die Logistik übertragen lassen. Künftig ließen sich so beispielsweise die Ressourcen eines Gesamtnetzes koordinieren und etwa in globalen Netzwerken die Logistikkapazitäten von Verkaufsstellen bis zu Zulieferunternehmen bei der Netzauslastung einbinden. Ergebnis: Höchste Logistikverfügbarkeit - ohne den üblicherweise erforderlichen Aubau von Reservekapazitäten. Fazit Die Logistik wird sich in der kommenden Dekade deutlichen Veränderungsprozessen stellen müssen. Als wichtigster Enabler der Logistik muss die Informations- und Kommunikationstechnik den Anwendern daher Systeme zur Verfügung stellen, die gleichermaßen die fortschreitende Globalisierung, ökologische Aspekte sowie Faktoren wie etwa den demografischen Wandel berücksichtigen. Dabei erwarten die Anwender einerseits langfristige Investitionssicherheit, die sowohl die Marktpräsenz des Anbieters als auch die technologische Updatefähigkeit ebenso wie eine nachhaltige Flexibilität der IT-Produkte umfasst. Andererseits soll die Software den Bedienern Wege für ein „Green through IT“ eröfnen und auf diese Weise ökonomische und ökologische Anforderungen nachhaltig miteinander verknüpfen. Wolfgang Albrecht, Dipl.-Ing. Geschäftsführer PSI Logistics GmbH, Berlin w.albrecht@psilogistics.com ɷ