Internationales Verkehrswesen
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0020-9511
expert verlag Tübingen
10.24053/iv-2011-0038
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Verkehrswissenschaftliche Nachrichten
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Jahrestagung 2011 in Dresden | DVWG-Jahresband 2009/2010 erschienen | Nachruf Dr. Hans Böhme | Der SPNV in Nordrhein-Westfalen zwischen Bonus und Malus | Problemfall Güterkraftverkehr über die Alpen
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Internationales Verkehrswesen (63) 2 | 2011 51 V E R K E H R S W I S S E N S C H A F T L I C H E N AC H R I C H T E N Mitteilungsblätter der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft e.V. Jahrestagung 2011 in Dresden Iris Götsch Hauptgeschäftsstelle DVWG »Ein wissenschaftlich anspruchsvolles und interessantes Programm erwartet Sie.« 2. Heft März 2011 Ihre L iebe Mitglieder und Freunde der DVWG, in diesen Tagen erhalten Sie wichtige Post aus der Hauptgeschäftsstelle. Ihre persönliche Einladung zur diesjährigen Jahrestagung - von vielen Mitgliedern schon mit großer Spannung erwartet - wird Ihnen druckfrisch zugestellt. Vom 4. bis 6. Mai trefen wir uns in Dresden. Die Jahrestagung hat sich als besonderer Höhepunkt im Vereinsleben der DVWG etabliert; die Bezirksvereinigung Sachsen übernimmt diesmal die Rolle der „Gastgeberin“. Ich habe in alten Aufzeichnungen gestöbert und so zurückverfolgen können, dass dies die 62. Jahrestagung sein wird. Wir waren schon in 30 verschiedenen Städten zu Gast, darunter u. a. in Konstanz, Lübeck, Bremen, Braunschweig, Essen, Nürnberg, Halle, Karlsruhe, Münster, Würzburg, Schwerin und Bielefeld. Einige Bezirksvereinigungen haben sogar schon mehrmals eine Jahrestagung erfolgreich ausgerichtet. Klare Spitzenreiter sind hier Berlin und München mit jeweils vier Tagungen. Was können Sie in diesem Jahr erwarten? Die Mitarbeiter der Hauptgeschäftsstelle arbeiten gemeinsam mit den Vertretern der Bezirksvereinigung Sachsen bereits seit Monaten mit viel Engagement daran, damit Sie ein wissenschaftlich anspruchsvolles und interessantes Programm erwartet. Dabei war es uns wichtig, diese drei Tage in der bewährten Mischung von Tradition und Innovation für Sie zu gestalten. Tagungsort wird das Kulturrathaus in der Königstraße sein, es ist der Sitz des Kulturbürgermeisters und des Amtes für Kultur und Denkmalschutz sowie gleichzeitig eine gute Dresdner Adresse für vielfältige Veranstaltungen. Den Auftakt bildet die Bundesdelegiertenversammlung am Mittwochnachmittag. Danach lädt die gastgebende Bezirksvereinigung zu ihrem Begrüßungsabend ein. Der Jahresverkehrskongress, das wissenschaftliche Kernstück unserer Jahrestagung, findet am Donnerstag und Freitag statt und steht unter dem Thema: „Verkehrsinfrastrukturen im Spannungsfeld zwischen ö entlicher Akzeptanz und Finanzierungsbedarf“. Er setzt in spannender Form das wissenschaftliche Jahresthema der DVWG um und wird geleitet von Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan. An beiden Kongresstagen stehen interessante und hochaktuelle Themenblöcke auf der Tagesordnung; u. a. ist es Ziel des Kongresses, ausgehend vom Widerspruch zwischen dem notwendigen Infrastrukturbedarf sowie den erforderlichen Investitionen in Erhalt, Aus- und Neubau von Verkehrsanlagen einerseits und den zunehmenden Finanzierungsschwierigkeiten anderseits die Veränderungen der Verhaltensmuster in der Mobilität zu analysieren und auf das sich verändernde öfentliche Bewusstsein bezüglich infrastruktureller Großprojekte einzugehen. Bestandteil des im Rahmen eines Projekts durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung geförderten Kongresses sind mehrere Fachexkursionen zu verkehrlichen Schwerpunkten der Region Dresden. Auch das angebotene touristische Begleitprogramm wird zu einem gelungenen Aufenthalt in der sächsischen Metropole beitragen. Die Abendveranstaltung im liebevoll restaurierten Barocksaal des Four Points by Sheraton Königshof wird mit der Verleihung der DVWG-Nachwuchspreise einen ansprechenden Rahmen für persönliche Gespräche und fachlichen Austausch bieten. Wir hofen, dass diese Jahrestagung mit ihrem abwechslungsreichen Programm viele von Ihnen nach Dresden lockt und die umfangreichen Vorbereitungs- und Organisationsarbeiten, die wir HGS-Mitarbeiter „hinter den Kulissen“ ausgeführt haben, zu einer erfolgreichen Veranstaltung beitragen werden. So waren nicht nur die Suche nach geeigneten Veranstaltungsorten, die Organisation von Hotelkontingenten, Catering und Kongressprogramm, die Ausschreibung des „Henry-Lampke-Preises“ und des „Carl-Pirath-Preises“ und nicht zuletzt die Gestaltung des Programmheftes, das Ihnen nun vorliegt, Herausforderungen, denen wir uns mit viel Spaß und Engagement gestellt haben. Seien Sie also gespannt. Ich freue mich auf Ihre zahlreichen Anmeldungen und verbleibe mit herzlichen Grüßen bis zum Wiedersehen in Dresden ɷ DVWG Verkehrswissenschaftliche Nachrichten Internationales Verkehrswesen (63) 2 | 2011 52 DVWG-Jahresband 2009/ 2010 erschienen D ie Deutsche Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft e.V. steht seit vielen Jahren mit ihrem Engagement und den verkehrswissenschaftlichen Aktivitäten im Fokus des fachlichen Dialogs zu aktuellen und Grundlagenthemen des Verkehrs. Neben den Fachtagungen, Kongressen, Foren und Workshops stoßen in der Fachwelt vor B 336 8. Europäischer Verkehrskongress „Mobile Gesellschaft - Sicher im Verkehr“ Der Trend stetig wachsender Mobilitätsansprüche ist sowohl im Personenals auch im Güterverkehr ungebrochen und gesellschaftlich notwendig. Den daraus erwachsenden Anforderungen müssen sich alle Bereiche, die an der Verkehrssystementwicklung beteiligt sind, stellen. Friedrich List erkannte bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dass ein modernes leistungsfähiges und eizientes Verkehrssystem eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein nationalstaatlich vereinigtes Deutschland bildet. Diese Erkenntnis ist heute aktueller denn je, wenngleich sich die Rahmenbedingungen grundlegend verändert haben. Der Erfolg eines vereinten Europas hängt in ganz entscheidendem Maße von der Etablierung adäquater, aufeinander abgestimmter Verkehrssysteme ab. Die praktische Nutzbarkeit dieser Verkehrssysteme und damit die Erfüllung der wachsenden Mobilitätsansprüche sind jedoch unmittelbar an die Garantie entsprechender Standards der Verkehrssicherheit gebunden. Die Forderung nach einer hinreichend sicheren Gestaltung der Verkehre als Grundlage einer mobilen Gesellschaft ist allgemein akzeptiert. Die praktische Umsetzung dieser berechtigten Forderung zeigt jedoch eine Vielschichtigkeit der damit verbundenen Aufgabenstellungen, die triviale Lösungsansätze schnell an unüberwindbare Grenzen stoßen lassen. Beispielhaft seien die Zumutbarkeit und Akzeptanz aus wirtschaftlicher Sicht, die nach wie vor deutlichen Unterschiede der Sicherheitsstandards und historisch gewachsenen Rechtssysteme mit den darauf aufbauenden Sicherheitskulturen in den einzelnen Ländern Europas, die Grenzen, welche durch die öfentliche Infrastrukturfinanzierung gesetzt werden, die kontinuierliche dynamische Weiterentwicklung der Sicherheitsanforderungen sowie der objektive Wirksamkeitsnachweis einzelner Maßnahmen genannt. DVWG-NEUERSCHEINUNG 2010 (B-REIHE) allem die Veröfentlichungen der B-Reihe der DVWG auf großes Interesse. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung hat die DVWG in ihrem Jahresband 2009/ 10 „Ansprüche einer mobilen Gesellschaften an ein verlässliches Verkehrssystem“ ausgewählte verkehrswissenschaftliche Beiträge veröfentlicht. In übersichtlicher Form werden herausragende Ergebnisse wissenschaftlicher Veranstaltungen der letzten beiden Jahre zu aktuellen Themen auf insgesamt 250 Seiten präsentiert. Die publizierten Beiträge zeichnen sich durch hohe verkehrs- und gesellschaftspolitische Aktualität aus. Die Verkehrsleistungen pro Kopf steigen weiter kontinuierlich an, gleichzeitig aber erhöhen sich die gesellschaftlichen Ansprüche gegenüber den Verkehrsangeboten, denn diese sollen zuverlässig, ökologisch verträglich, leise, komfortabel, finanzierbar und sicher sein. Verkehr soll Lebensqualität nicht einschränken. Gleichzeitig jedoch sind Mobilität, Verkehr und Logistik für das Wachstum und den Wohlstand in Deutschland unverzichtbar. Die Sensibilisierung der Bürger für mehr Akzeptanz von Transport, Mobilität und Verkehrsinfrastruktur stellt deshalb zweifelsohne eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe dar. Mit einer erhöhten Akzeptanz könnten die finanziellen Grundlagen für die erforderlichen Investitionen in Verkehr und seine Infrastrukturen erheblich verbessert werden. Insgesamt 40 Autoren aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehrsunternehmen stellen ihre Sicht auf Ansprüche an ein verlässliches Verkehrssystem dar. Die Beiträge sind in sechs Kapiteln zusammengefasst, die sich mit dem Thema aus dem Blickwinkel von Sicherheitsaspekten, europäischem Kontext, Ökologie, Verkehrsmodellierung sowie Schienen- und Stadtverkehr auseinandersetzen. Mit dieser Publikation dokumentiert die DVWG erneut ihre hohe verkehrswissenschaftliche Kompetenz, die auf interdisziplinären und verkehrsträgerübergreifenden Denkansätzen beruht. ɷ Nachruf Dr. Hans Böhme A m 16. November 2010 verstarb unser aktives Mitglied, Dr. Hans Böhme, im 79. Lebensjahr. Hans Böhme leitete von 1970 bis zu seiner Pensionierung 1997 die Forschungsgruppe „Verkehrswirtschaft“ im Institut für Weltwirtschaft. Mit Begeisterung, hoher Professionalität und Hingabe widmete er sich vor allem der Entwicklung des Weltseeverkehrs. Seine umfassende Expertise und die profunden Analysen des Zusammenspiels von Weltwirtschaft, Welthandel, Seeverkehr und Wirtschaftspolitik erwarben ihm hohen Respekt und große Anerkennung in der internationalen Fachwelt, der Politik wie auch in der maritimen Wirtschaft. Seine guten Kontakte zu Reedereien ermöglichten es ihm, viele Reisen auf Frachtschifen zu unternehmen und so die Seefahrt hautnah mitzuerleben. Die BV Schleswig-Holstein, für die er lange Jahre im Vorstand tätig war, wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Für die DVWG Schleswig-Holstein veranstaltete er in regelmäßigen Abständen das „Kieler Seminar zu aktuellen Fragen der See- und Küstenschiffahrt“, welches in diesem Jahr am 1. und 2. Dezember in Kiel von Prof. Dr. Thomas Pawlik durchgeführt wird. ɷ Internationales Verkehrswesen (63) 2 | 2011 53 DVWG Verkehrswissenschaftliche Nachrichten Der SPNV in Nordrhein-Westfalen zwischen Bonus und Malus A m 30.11.2010 referierte Holger Plötz, Leiter der Unternehmensentwicklung der DB Regio NRW GmbH, Düsseldorf zum o.g. Thema. Plötz stellte zunächst das Unternehmen vor: Die DB Regio NRW GmbH ist auch nach Durchführung von insgesamt 33 Wettbewerbsverfahren im Land der deutlich größte Anbieter von SPNV-Dienstleistungen. Sie hat 15 Verkehrsverträge auch in Ausschreibungen gewonnen und fährt weiterhin die bislang noch nicht im Wettbewerb vergebenen Leistungen. Mit 3 700 Mitarbeitern werden täglich 3 400 Zugfahrten durchgeführt und 1 Mio. Fahrgäste befördert. Der Jahresumsatz liegt bei rd. 1 Mrd. EUR. Das Unternehmen ist aufgeteilt in vier Verkehrsbetriebe: S-Bahn Rhein-Ruhr Essen, Verkehrsbetrieb Rheinland Köln, Westfälische Regionallinien Dortmund und Express-Netz NRW Düsseldorf. Die Bestellung von SPNV-Leistungen obliegt in NRW nunmehr nur noch drei Aufgabenträgern statt bisher neun Zweckverbänden, welche die Vertragsgestaltung unterschiedlich handhaben. Ein Anreizsystem ist jedoch in vielen Verträgen enthalten: Bei den Bruttoverträgen (z. B. im VRR üblich) verbleiben zwar zunächst alle Einnahmen bei den Bestellern, es wird jedoch für jede einzelne Linie die Reisendenentwicklung beobachtet. Liegen diese mehr als 1 % über dem Durchschnitt aller Linien im Verbund, erhält das Unternehmen einen Bonus von 0,5 % auf den Grundanspruch Fahrbetriebskosten. Für den Fall von rückläufigen Reisendenzahlen besteht eine spiegelbildliche Malus- Regelung. Die Netto-Verträge werden nach einem „Kick-back-Modell“ gestaltet. Ausgehend von dem Jahr 2007 wird ein jährliches Einnahmeplus von 2,75 % gegenüber dem Vorjahr unterstellt. Darüber hinausgehende Mehreinnahmen teilen sich Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen zur Hälfte. Für die Qualität des Angebots existieren ebenfalls Bonus-Malus-Regelungen. Die Aufgabenträger überwachen die Qualität mit Hilfe eines EDV-gestützten Controllingsystems (QuMa), wobei 13 Kriterien (z. B. Pünktlichkeit, Fahrzeuge, Stationen) insgesamt und linienbezogen ermittelt werden. Das System ist internetbasiert, die Aufgabenträger in NRW, aber auch in Rheinland-Pfalz können über einen passwortgeschützten Zugang jederzeit auf den Datenbestand zugreifen. Axel Sindram, Bezirksvereinigung Rhein-Ruhr Doppelstock-Steuerwagen Foto: DB AG Insgesamt hält Plötz die Einhaltung des Qualitätskriteriums Pünktlichkeit gerade in NRW für besonders anspruchsvoll, da das Netz dort mit 1,80 Zügen pro Streckenkilometer die mit Abstand dichteste Belegung aufweist. Der bundesweite Vergleichswert liegt nur bei 1,15 Zügen. Das NRW-Netz stellt sich bereits heute als wesentlicher Engpass im Gesamtnetz dar, insbesondere vor dem Hintergrund einer zu erwartenden Zunahme des SGV um 65 % bis zum Jahr 2025. Besonders dringlich erscheint der vollständige dreigleisige Ausbau der Strecke Emmerich-Oberhausen als Fortsetzung der „Betuwe-Linie“, die bereits heute mit 215 täglichen Zugfahrten belegt ist, und für welche in 2015 293 und im Endausbauzustand 388 Züge täglich erwartet werden. Von Seiten der Zuhörer wurde - wie bereits mehrfach auf vorangegangenen Veranstaltungen geschehen - eine deutliche Benachteiligung des größten Ballungsraumes bei Infrastrukturmaßnahmen des Bundes beklagt, die aktuell z. B. in der Sperrung der Müngstener Brücke einen traurigen Höhepunkt findet. Abschließend erläuterte er die Unternehmensphilosophie und künftigen Ziele. Hauptwettbewerber des SPNV sei weiterhin der IV, so dass alle Schienenverkehrsunternehmen eine besondere Verantwortung für das Funktionieren des Gesamtsystems hätten. DB Regio NRW versteht sich hier als Dienstleister mit umfassender Angebotspalette, die von der Beratung der Aufgabenträger bis zur Stellung von Ersatzfahrzeugen für Wettbewerber reicht. Der Wettbewerb im SPNV werde künftig ausschließlich von solchen Gesellschaften weiter betrieben werden, welche eine Staatsbahn als Partner/ Miteigentümer „im Rücken“ hätten. Die Anbieterlandschaft in NRW sei bereits entsprechend ausgestaltet. Nicht tarifgebundene Tochtergesellschaften von DB Regio lägen in der Entgelthöhe immer noch über dem Niveau der Wettbewerber, gleichwohl bleibt auch für DB Regio der Abschluss eines Branchen-Tarifvertrages die gerechteste Lösung. ɷ rhein-ruhr@dvwg.de DVWG Verkehrswissenschaftliche Nachrichten Internationales Verkehrswesen (63) 2 | 2011 54 Problemfall Güterkraftverkehr über die Alpen Bringt eine Alpentransportbörse die Lösung? D r. Adolf Zobel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BGL, referierte dieses spannende Thema auf einer Veranstaltung der BV Freiburg am 30.11.2010. Das Schweizer Verkehrsverlagerungsgesetz von 1999 schreibt vor, die Zahl der alpenquerenden Transitfahrten durch die Schweiz auf 650 000 Lkw pro Jahr zu begrenzen. Diese Zahl entspricht einer Halbierung der 1,3 Mio. Lkw, die im Jahr 1999 die Alpen via Schweiz querten, ist also eine rein willkürliche Größe. Diese Halbierung sollte ursprünglich bis spätestens 2009, also zwei Jahre nach Eröfnung des Lötschberg-Tunnels, realisiert werden. Allerdings haben, so der Referent, die von der Schweiz ergrifenen Verlagerungsinstrumente, insbesondere die Einführung und Erhöhung der LSVA, das Ziel der Verlagerung von Straßengüterverkehren auf die Schiene deutlich verfehlt. Eine Verlagerung habe lediglich im Sinne der Verlagerung von Verkehrsströmen auf andere Länder (vor allem Österreich) stattgefunden. Vor diesem Hintergrund wurde in der Schweiz das Ziel von 650 000 Lkw- Fahrten auf das Jahr 2019, zwei Jahre nach der geplanten Eröfnung des neuen Gotthard-Tunnels, verschoben. Dipl.-Ing. Klaus Füsslin/ Prof. Dr. Michael Drude, BV Freiburg Transitverkehr in den Alpen Foto: Asfinag Rund 3 200 Lkw-Fahrten pro Tag werden am Gotthard derzeit gezählt. Das ist deutlich weniger als im Durchschnitt auf dem deutschen Autobahnnetz (6 900 Lkw-Fahrten). Zudem hat sich der Schadstofausstoß pro Lkw-Fahrt stark verringert dank der verschärften EU-weiten Emissionsgrenzwerte. Gemessen in Tonnen nimmt der alpenquerende Güterkraftverkehr seit Jahren zu, während die Güterverkehrsanteile der Bahn prozentual zurückgehen. Angesichts der Qualitätsstandards sind die von der Bahn angebotenen Kombinierten Verkehre für Spediteure/ Transporteure vielfach keine Alternative. So werden auch nach Eröfnung des Gotthard-Tunnels dessen Zulaufstrecken im Süden und Norden noch keineswegs ertüchtigt sein (z. B.: Eckhöhenproblematik in Tunnels, Rangierbahnhöfe usw.). Angesichts dieses Dilemmas wird insbesondere in der Schweiz darüber nachgedacht, die Fahrtenanzahl auf der Straße über eine spezielle Börse (die Alpentransitbörse) zu regeln. Der BGL sieht in einer solchen Börse allerdings alles andere als ein „marktwirtschaftliches System“. So müsste sichergestellt werden, dass der allgemeine Handel sogenannter „Alpentransiteinheiten“ nicht durch Aukäufe monopolorientierter Nutzer beeinträchtigt wird. Der Preis würde sich über Angebot und Nachfrage gestalten lassen, wobei in Verbindung mit der Anerkennung von Emissionsqualitäten der Fahrzeuge noch gewisse Unterschiede gemacht werden könnten, bis hin zu moderaten Steigerungen der Fahrtenzahl emissionsarmer Lkw. Nachteilig für die betrofene Wirtschaft wird sich auswirken, dass sich über das Instrument Börse mit Sicherheit der Preis für den Transit gegenüber heute verteuern wird (Bürokratie). Der BGL sieht darüber hinaus große Probleme für die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Transporteure. Noch ist diese, von der Schweiz in die Diskussion gebrachte Idee „Zukunftsmusik“, aber der „Zürich-Prozess“ (Trefen der Verkehrsminister der durch den Alpenquerverkehr betrofenen Länder A, CH, D, F, I, Slo im Beisein der EU-Kommission) sucht intensiv nach einer geeigneten „Lösung“, die es den betrofenen Staaten erlaubt, ihr Gesicht zu wahren und gleichzeitig den Ansprüchen an Flexibilität im alpenquerenden Transportwesen auf der Straße gerecht zu werden. freiburg@dvwg.de ɷ B 337 „Klimaneutraler Luftverkehr in 2030 - Illusion oder realistisches Ziel? “ 17. DVWG-Luftverkehrsforum Gemessen am gesamten Schadstofeintrag in die Atmosphäre ist der Beitrag des Luftverkehrs gering. So beträgt der Anteil an der globalen anthropogenen CO2-Emission etwa 2 %, weitere Klimawirkungen entstehen z. B. durch Kondensstreifen. Aufgrund der stetig wachsenden Transportleistung nimmt der Einfluss des Luftverkehrs jedoch zu. In der letzten Dekade betrug das jährliche Wachstum etwa 5 %, so dass bis 2030 mit einer Verdreifachung der Transportleistung zu rechnen ist. Alle Beteiligten sind sich deshalb einig, dass das Wachstum von den Emissionen entkoppelt werden muss. Nur so kann dauerhaft eine nachhaltige Entwicklung des Luftverkehrs sichergestellt werden, die sowohl ökonomischen als auch ökologischen Zielen gerecht wird. Die Selbstverpflichtung der Branche sieht vor, die CO2-Emissionen ab 2020 einzufrieren und bis 2050 auf den Wert von 2005 zurückzuführen. Dieses Ziel wird unterstützt durch die Preisentwicklung am Ölmarkt und die endliche Verfügbarkeit von fossilen Brennstofen. Welches Entwicklungsszenario für den Luftverkehr 2030 ist wahrscheinlich? Welche Klimawirkungen sind zu erwarten? Wie entwickeln sich der Ölmarkt, das Angebot von Ersatztreibstofen und die Flugzeugtechnologien? Welche Strategien verfolgen die Operateure des Luftverkehrs, insbesondere die Airlines? Die CD gibt Antworten auf diese und weitere Fragen, die namhafte Experten aus den Fachrichtungen Verkehr, Wirtschaft und Technik diskutierten. DVWG-NEUERSCHEINUNG 2010 (B-REIHE) Internationales Verkehrswesen (63) 2 | 2011 55 DVWG Verkehrswissenschaftliche Nachrichten Südbayern suedbayern@dvwg.de 08.04.2011, 14.00 Uhr Exkursion des Jungen Forums: Die neue Tram nach St. Emmeram Referent: Gunnar Heipp, Leiter Bereich Strategische Planungsprojekte der Münchner Verkehrsgesellschaft (SWM/ MVG), München Ort: München vor Ort 17.05.2011, 17.30 Uhr Buslinien-Fernverkehr - Konkurrenz für die DB AG? Referenten: Martin Friewald, Leiter der Unterabteilung Straßenverkehr im BMVBS, Berlin Heinrich E. Gilmer, Leiter Fernbus Veolia Verkehr GmbH, Berlin Peter Heider, Leiter der Regionen Bayern und Sachsen der DB Stadtverkehr GmbH, Geschäftsführer der Omnibusverkehr Franken GmbH (OVF), der Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO) und Regionalbus Ostbayern GmbH (ROB), Nürnberg Ort: StMWIVT, Prinzregentenstraße 28, 80538 München 26.05.2011, 17.00 Uhr Exkursion: Verkehrskonzept Pasing Zentrum Referenten: Stadtbaurätin Prof. Dr. (I) Elisabeth Merk, Leiterin des Referats für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München, München Günther Pichler, Leiter Regionalbereich Bayern, DB Station & Service AG, München Ort: München Pasing vor Ort Veranstaltungen der Bezirksvereinigungen 21.05.2011, 10.00 Uhr Exkursion in die Fränkische Schweiz Schmetterling Reisen Geschwand − Präsentation und Besichtigung Referent: Elmar Singer Nordbayern nordbayern@dvwg.de Württemberg wuerttemberg@dvwg.de 04.04.2011, 17.30 Uhr Erfolgsmodell Schweizer Bahn: Managementsysteme am Beispiel der SBB GmbH Referent: Dipl.-Kfm. Frank von Meißner, Leiter Betrieb und Personal, Eisenbahnbetriebsleiter, SBB GmbH, Konstanz Ort: IHK Stuttgart, Jägerstraße 30 02.05.2011, 17.30 Uhr Mobilitäts-Modell „Better Place“: Idee, Technik, aktuelle Entwicklung Referent: MSc. Rolf Schumann, Projektleiter Deutschland und Europa, Beter Place, Berlin 23.05.2011, 17.30 Uhr Die Liberalisierung des nationalen Buslinien-Fernverkehrs Referent: Prof. Dr. Alexander Eisenkopf, Zeppelin University, Friedrichshafen Hamburg hamburg@dvwg.de 05.04.2011 18.00 Uhr car2go − ein revolutionäres Mobilitätskonzept für Hamburg Referent: Andreas Leo, Corporate Communications Manager car2go GmbH Ort: HVV, Steindamm 94; 19.30 Uhr Mitgliederversammlung 9.05.2011, 18: 00 Uhr Hafenentwicklung auf Helgoland im Kontext der Ofshore-Aktivitäten Referenten: Hans-Jürgen Lamla, Geschäftsführer der Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg Jörg Singer, Bürgermeister Helgoland Ort: wird noch bekannt gegeben 07./ 08.07.2011 Forum Notfallmanagement in Frankfurt/ Main WORST CASES IN LOGISTICS & MOBILITY − Herausforderungen an das Notfallmanagement Frankfurt/ Main ➼ DVWG Hauptgeschäftsstelle Agricolastraße 25 10555 Berlin Tel. 030.293606 0 Fax 030.293606 29 eMail: hgs@dvwg.de Internet: www.dvwg.de Fulda 2.04.2011 5. Verkehrswissenschaftliches Zukunftsforum des Jungen Forums Karlsruhe 14./ 15.04.2011 Fachforum auf der Nutzfahrzeugmesse NUFAM in Karlsruhe Berlin 23.06.2011 ÖPNV-Forum Zukunftsfrage Verkehr public transport/ interiors Berlin München 10.05.2011 4. Europaforum auf der transport logistic in München Ost-Kanada 30.06.-9.07.2011 Fachexkursion nach Ost-Kanada (Toronto, Quebec, Montreal) Zentrale Veranstaltungen 4.-6.05.2011 Jahrestagung 2011 in Dresden mit Jahresverkehrskongress „Verkehrsinfrastrukturen im Spannungsfeld zwischen öfentlicher Akzeptanz und Finanzierbarkeit“ Dresden Berg & Mark berg-mark@dvwg.de 14.04.2011, 16.00 Uhr Die neuen Richtlinien für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen an Straßen Referent: Michael M. Baier, BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH, Aachen 12.05.2011 16.00 Uhr Trefsicherheit von Verkehrsprognosen Referent: Prof. Michael Schreckenberg, Universität Duisburg-Essen, Fakultät für Physik, Physik von Transport und Verkehr Ort: Bergische Universität Wuppertal, Fachbereich D, Abt. Bauingenieurwesen, Eugen-Langen-Saal HD 35, Pauluskirchstr. 7, Wuppertal mwulf@Uni-wuppertal.de
